Zum Hause Unterer Platz 22

Februar 23, 2018 um 15:04 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Das Haus an der Ecke zum Herzog Bernhard Platz beherbergt seit bald vierhundert Jahren eine Apotheke, heute Bären-Apotheke genannt. Die Ursprünge dieses Gewerbes gehen allerdings auf eine Adresse oben am Hauptplatz zurück, zum Schneeberger-, heute Besold-Haus. Das genaue Übersiedlungsjahr geht zwar nicht expressis verbis aus der 1985 erschienen Arbeit von Dr. Wilhelm Wadl hervor, erschließt sich aber möglicherweise aus einem dort auf Seite 10 zu findenden Passus. Dieser besagt, dass von Vinzenz Steidler, „landschaftlicher Apotheker in St. Veit“, 1637 (Druckfehler: 1737!) eine Revision seines Betriebes erbeten wurde. Warum „landschaftliche Apotheke“? Aus welchen Gründen eine Revision? Landschaft nannte sich damals die von Adel, Klerus und Stadtbürgern beschickte Art „Landesregierung“. Aus diesen Kreisen mag sich wohl auch der Großteil der an Arzneien interessierten und genügend finanzkräftigen leidenden Landesbewohner rekrutiert haben. Das Interesse auf Käuferseite ging dahin, gut ausgebildete, saubere und mit geeigneten Mitteln ausgestattete, preisgünstige (taxgerechte) Apotheker zu haben, wohingegen der Pharmazeut sich wirksam und werbend bemerkbar machen wollte. Das schon gar, wenn man damit vielleicht zugleich auf eine neue Adresse, auch auf verbesserte Arbeitsweisen aufmerksam machen wollte. Denn auch Klagenfurt hatte damals und heute noch seine Landschaftsapotheke. Das war eine Konkurrenz für St. Veit und nicht erst die City-Arkaden von heute! Alte Nachlass-Akte beweisen, dass selbst ein Verwalter der Herrschaft Kraig Medikamente noch von Klagenfurt bezogen hat.
Schon Rudolf Niederl vermerkte bei Anlegung seiner Häuserkartei, das Apotheker-Haus sei durch Zusammenbau zweier Häuser entstanden. Die hier gezeigte, von Richard Knaus 1938 geschaffene Kopie einer dilettantischen, undatierten Zeichnung eines namenlosen „Künstlers“ macht anschaulich, dass es in der Tat einmal zwei, inklusive Geschäftseingang sogar drei Hauseingänge gegeben hat. Auch die Nische mit Marienstatue befand sich noch auf Erdgeschoß Höhe und war noch nicht wie heute nach oben versetzt. Auch die mit handgeschlagenen Eisen bewehrten Tür- und Fenster-Flügel – sie tragen z.T. die Apotheker-Heiligen Kosmas und Damian aufgemalt – sind noch in loco zu sehen. Zusammen mit den inzwischen entfernten eisernen Fenstergittern, war das Gebäude vor ungebetenen Gästen recht gut geschützt. Das Schild über dem Eingang erzählt noch nichts von einem Bären, wohl aber von einem Adler! Gibt es nicht auch in Klagenfurt eine Adler-Apotheke? Die „Medizinal-Drogerie“ des Anton Reichel, Oberer Platz 5, nannte sich in der Werbung von 1912 „…zum roten Adler“. Noch einige Bemerkungen zum heutigen Verkaufsraum: die sehr wuchtige und antik anmutende Mittelsäule ist erst von Herrn Ing. Hans Bulfon zur Stützung der zwei vorhanden gewesenen Gewölbe eingebaut worden, was bis dahin eine Zwischenmauer besorgte. Heute hat die Hausnummer 22 zwei Obergeschoße. Seit wann wohl? Die Vedute stammt ganz sicher aus vorfotografischer Zeit, wenn nicht gar aus Tagen v o r dem letzten Stadtbrand von 1829? Nach diesem Unglück geschah es nämlich nicht selten, dass man den Dachstuhl um ein Geschoß gehoben hat, um Platz zu schaffen für einen späteren, finanziell leichter zu schaffenden Ausbau. Tatsächlich wird berichtet, dass erst Mag. Dr. Karl Schnürch den Endausbau des dritten Geschoßes veranlasste. Das wunderschöne Andenken an ehemalige St. Veiter Glockengießer, sei es Franz Kosmatschin oder Mathias Golner, in der Form eines bronzenen Mörsers mit Stößel, datiert 1708 ist in jüngster Zeit bedauernswerterweise von den zunehmend Verwendung findenden stummen Verkäufern völlig verstellt und nicht mehr zu bewundern. Zwischen 1565 und 1967 werden von Willi Wadl insgesamt 22 Apotheken-Inhaber namentlich nachgewiesen. Die meisten der Genannten im Bürgerbuch, nicht wenige davon sogar als Bürgermeister der Stadt zu finden.

Jänner_Knapp.jpg

Signatur in der unteren Ecke rechts stammt von Richard Knaus, 1938

Demolierungen in St. Veit

Februar 21, 2018 um 16:20 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Unser Städtchen könnte ein „Klein Rottenburg ob der Tauber“ sein, hätte man nicht schon vor langer langer Zeit begonnen, systematisch abzureißen und einzuebnen. Fangen wir an mit den ehemaligen Stadtgräben, in denen zu Anfang des 18. Jhdts. noch gefischt werden konnte, ehe das Wasser abgelassen, durch Schüttung Gärten, später auch Parkplätze geschaffen wurden. Die Wehrgänge an den Stadtmauern waren wohl schon morsch und drohten zusammen zu brechen. Bauplatz wurde benötigt, also nur rasch weg mit allem was im Wege stand. Das größte Manko sind natürlich, dass die Stadttore fehlen. Wie es dann so weit kommen konnte, könnten vielleicht nachfolgende Bilder, aus einer Zeit demonstrieren, wo der Autoverkehr noch gar keine Rolle gespielt hat.

Dem ehemaligen Bürgermeister, Dr. Joh. Spöck waren die vielen Verkehrs-Engen der Innenstadt ein Ärgernis. So hat er nicht nur einige Stadttore, sondern noch das eine oder andere Haus, wie das oben im Abriss gezeigte Tschauko Haus auf dem Gewissen. In seinem Rückblick vom Jahre 1912 kommt er auch darauf zu sprechen: „Die Gemeinde zahlte 1000 Kronen, die Anrainer, die durch diese Demolierung einen freien Zutritt erhielten, merkwürdigerweise gar nichts“

Diese, heute kaum noch vorstellbare Situation bot sich bis 1889 einem Reisenden,der aus Villach kommend, in die Stadt durch die dem Villacher Tor vorgelagerte Häusergruppe eintreten wollte. Der Blickwinkel ist so ungewöhnlich, dass es ohne gezielte Hinweise schwer sein wird, sich zurecht zu finden. Als sicherer Anhaltspunkt dient die auch heute noch – wie hier abgebildet – vorhandene Stadtmauer. Man stelle sich vor, der Zeichner befand sich in etwa dort, wo sich zur Zeit das Handy-Geschäft befindet. Die leichte Wellenbewegung des Einganges hin bis zum nicht mehr sichtbaren eigentlich Stadttor, hatte einen besonderen Grund. Um das eigentliche Tor vor dem Brell-Bock (Mauerkatze) zu schützen, sollte dessen direkte Wirkung tunlichst geschwächt werden. Diese bewusste Fortifikation nennt man eine Barbakane o.ä. Auch vor dem ehemaligen Friesacher Tor gab es Ähnliches.

Die Bürgerpitalmühle stand inmitten des heutigen Bachsteiges knapp oberhalb dessen Einmündung in die Villacher Straße. Auch ein Abzweiger des Erlbaches rann dort in Richtung Zeneggenhof (heute Blumenhotel) mit Mostpresse und weiter zur Bewässerung des Marktwiese. Bis zum Abriss 1910 werkte dort ein Mühl-Pächter so schlecht und recht und entrichtete seine Abgaben an das Bürgerspital. Andere Mühlen, wie etwa Krankenhaus Mühle oder Rasnig Mühle modernisierten laufend so dass der Spitalmühle Pächter nicht mehr mit kam. Links sieht man das noch laufende Wasserrad, rechts die heutige Pizzeria Milano.

Das sind schlussendlich vier verschiedene Ansichten des gleichfalls demolierten Woschitz-Hauses 1902. Es stand nicht ganz inmitten des heutigen Oktober-Platzes, etwas näher dem Gasthaus zum Grünen Baum. Eine Ansicht zeigt ganz links teilweise den Eingang in das Bürgerspital, dahinter den Turm der Klosterkirche. Zwei Ansichten sind fast ident und unterscheiden sich nur durch die Bildqualität.

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