Rund ums Weberitsch Haus
Januar 19, 2013 um 15:13 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Andreas Keil, Garten-Stöckl, Kimeswenger, Krämer, Pelzhütte, Personalhäuser, Spöck, Tierschau, Weberitsch
Ein Blick auf das alte Mappen-Blatt zeigt, dass sich um das Haus Weberitsch am heutigen Oktober-Platz im Laufe der Jahrzehnte so manches verändert hat. Unser besonderes Interesse gilt der östlich anschließenden Gartenparzelle 591. Ein schmaler Fahrweg dazwischen galt nur für den Eigenbedarf. Er endete bald und hatte noch keinen Anschluss zur Jahrmarkt-Wiese. Dazu benützte man in Marktzeiten mehr schlecht als recht einen schmalen Durchgang zwischen Haus und Klostermauer. Bis zur sogenannten „Pelzhütte“ reichte die Zufahrt wohl. Von dieser Hütte war die Rede wenn es darum ging, die Materialien für die Buden und Krämerstände während des Jahres sicher zu verstauen. Man muss annehmen, dass es anfänglich eine einfache, eine gepölzte Bretterhütte war und erst später – wie der Plan zeigt – ein Massivbau daraus wurde. Man hat also Pölzung mit Pelzen verwechselt, wenn man später irrig mutmaßte, es seien dort Pelze gelagert worden!
Schauen wir nun wieder auf unsere Gartenparzelle und stellen wir fest, keine Marktstraße, keine Personalhäuser der Eisenbahner, auch kein Haus Dr. Kimeswenger, kein Haus Kropf-Mikula hat es schon gegeben. 1912 kam es daraus zur größten Abtrennung indem man 431 m2 in die neue Wegparzelle 1125 einbezog. Es war die Zeit von Bürgermeister Dr. Spöck. Er verschaffte den Eisenbahnern den Baugrund für die ersten Personalhäuser. Dass er es mit dem Stadtpfarrer gut verstand, der ja schließlich dem Verkauf zuzustimmen hatte, wurde ihm von sogenannten Parteifreunden zum Vorwurf gemacht. Nach dem Geschmack der Antiklerikalen war er der Kirche gegenüber viel zu verbindlich eingestellt. Und nun ging es erst noch darum, den neuen großen Wohnhäusern eine adäquate Straßeneinbindung zu bauen. Obwohl Sebastian Weberitsch sein Leben lang nur Zukäufe tätigte, war er diesmal bereit, den nötigen Grund gegen Entschädigung abzutreten. Nach dem Tode Sebastians im Jahre 1915 folgte ihm Sohn Max zwar im Besitz aber nicht als Bäcker. Max zog es viel mehr zu allerlei exotischen Viechern. Hatte Sebastian nur immer zugekauft, ging es jetzt in die Gegenrichtung. Was irgendwie entbehrlich war an entfernter liegenden Äckern und Wiesen wurde nach und nach abgestoßen und zu Geld gemacht. Scheinbar hat die Tierschau, sommers in Wien und winters in St. Veit, weit weniger getragen als gekostet.
Jetzt wird auch die Gartenfläche 591 wieder deutlich reduziert. Das 1902 erstmals erscheinende – im Plan daher noch gar nicht zu sehende – Garten-Stöckl mit Baufläche Nr.402 wird zusammen mit 78 m2 Grund gemäß Kaufvertrag vom 12.3.1926 an Christine Greiner abgegeben. Als Bauherr käme dafür also auch noch Sebastian W. in Frage. Das Stöckl hat nach Abtrennung eine eigene Grundbuchseinlage Nr. 681 und wird 1941 an Mathilde Ressmann übergeben bzw. 1944 von einer Lea Ressmann geerbt. Weitere Eigentümer gibt es nicht mehr, weil das Stöckl spätestens 1962 nicht mehr existiert und die Baufläche in diesem Jahr amtlich gelöscht wurde. Die Straßenverbreiterung hat an dieser Stelle ihren Tribut verlangt. Um diese Zeit erfolgten noch weitere Grund-Abgaben durch Enteignung in das öffentliche Gut und durch Verkäufe. Heute gehört dort nichts mehr zum Hause Weberitsch.
Im Stöckl wohnte übrigens von 1945 bis 1958 die viel geprüfte Hoteliers-Familie Andreas und Maria Keil, geborene Woschank. Doch das ist eine andere Geschichte.
Walter Wohlfahrt in St. Veiter Stadtblattl Dez. 2012
Andreas Keil Valbruna-Kotlje-St.Veit
Januar 19, 2013 um 15:08 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Andreas Keil, Europäische Union, Kanaltal, Kleine Zeitung, Kotlje, Kreisky, Mac Donald, Südtirol, Seisera, Sternthal. Nobel-Preis, Valbruna
Die andere Geschichte
Zuletzt wurde, um den gebotenen Platz nicht zu überschreiten, eine „andere Geschichte“ versprochen. Hier ist sie.
Sie führt zurück in den jüngst behandelten Weberitsch Garten und zu dessen Gartenhäusel. Es diente ursprünglich zur Unterbringung der Arbeitsgeräte, vielleicht auch zeitweilig der Lagerung von Erntegut, vor allem aber der Muse und Beschaulichkeit eines Gärtners. Es war in der ursprünglichen Konzeption ebenso wenig ein Wohnobjekt wie ein augengleiches Garten- oder Lusthäusel weiter nördlich, ungefähr wo heute Mac Donald steht. Beide Objekte fielen dem Straßenausbau zum Opfer. Jenes im Weberitsch Garten kam vor dem Abriss noch zu Hausnummer-Ehren, weil es nach Verkauf zu einer Kleinwohnung umfunktioniert worden ist.
Gerade in dieses Häusel, Oktober Platz 3, spielt 1945 ein überaus tragisches Schicksal herein. Wer weiß noch vom unseligen Abkommen zweier herrschsüchtiger und kriegslüsterner Herrschaften. Gerechterweise sei gesagt, sie waren nicht die Einzigen und nicht die Allerersten in Europa, die Krieg als legales Mittel der Politik betrachteten. Doch immerhin, so rücksichtslos gegen eigene Leute und noch schlimmer gegen sogenannte „Artfremde“ hat sich selten jemand aufgeführt. Man teilte die Europa unter sich auf nach dem Motto: „Du nimmst den Balkan, Griechenland, die Cyrenaika usw. und ich den Rest“. In diesem Bemühen der Kriegsvorbereitung wurden nicht nur die Südtiroler endgültig verschachert und die Gottscheer ins Unglück geführt, auch unsere Kanaltaler sind zum Spielball geworden. Und gerade von einem Kanaltaler soll hier die Rede sein.
Andreas Keil, geboren am 2.2.1878 in Wolfsbach, heute Valbruna bei Tarvis und gestorben am 3.2.1961 in St. Veit war wohlbestallter Hotelbesitzer. Sein Hotel Seisera war bekannt für eine vorzügliche Küche, hatte 33 Zimmer und warb noch in der Zwischenkriegszeit um österreichische wie italienische Gäste unter Hinweis auf seine wunderbare Bergwelt, Touren- und Ausflugsmöglichkeiten. Mit dem Hitler-Mussolini-Abkommen von 1939 nahm das Unglück seinen Lauf. Besitzer durften sich ablösen lassen und „im Reich“ ansiedeln. Wer Bauer war, blieb es – wer Hotelier war, blieb es auch. Nur unter „Reich“ verstand man bald auch neu besetztes Gebiet, doch dieses war 1945 plötzlich nicht mehr zu halten.
Keil, hat sich nach Umsiedlung mit Frau und Tochter in Köttalach (heute Kotlje) nahe Prävali niedergelassen und das dortige Hotel Römerquelle gekauft. Die näheren Umstände des Erwerbes sind noch unbekannt. Es ist aber anzunehmen, dass Keil mit der Ablöse von Valbruna durchaus in der Lage war, einen Kauf geordnet zu finanzieren. Ob ein etwaiger Vorbesitzer freiwillig oder unfreiwillig verkauft hat? Leicht möglich, dass dieser Vorbesitzer selbst keinen all zu sicheren Erwerbstitel hatte, weil das Hotel mit Heilquelle und Bädern aus der altösterreichischen Zeit stammt und auch 1918 einen Besitzwechsel brachte. Man müsste dazu erst einmal die örtlichen Grundbücher befragen.
Fazit ist, Familie Keil wurde beim Zusammenbruch verhaftet und in das weit entfernte Todeslage Sternthal verbracht. Nebenbei bemerkt, doch wieder ein Glück, denn das berüchtigte Liescha wäre näher gelegen! Dort gab es nämlich kein Entrinnen mehr. Es muss ein Wunder gegeben haben, dass die Keils noch 1945 von Sternthal nach St.Veit/Glan gelangen konnten. Tochter Katharina hat damals als junge Frau zwar ganz Schreckliches mitgemacht und ist seither ein Pflegefall des Landes Kärnten.
Übrigens, ein Besuch in Kotlje 2012 hat gezeigt, der Hotelbau ist zwar geschlossen, steht aber noch. Der gepflegte Park und die Quelle sind öffentlich zugänglich. Ein Wirt wusste zu berichten, reiche Russen würden sich für das Anwesen interessieren und sie möchten einen Wellness-Betrieb daraus machen.
Die Vergabe des Friedens-Nobel-Preises an die Europäische Union wurde nicht wenig kritisiert. Jungen Leuten und allen unseren „Jungpolitikern“ möchte man frei nach Bruno Kreisky zurufen „Lernen Sie Geschichte!“ Wer dieses Friedenswerk nicht erkennt und es geringschätzt, dem ist nicht zu helfen. Die allgemeine Mießmacherei gegen die europäische Einigung ist unverständlich. Gut, es gibt Anlass zu Kritik. Vieles muss erst noch gelingen. Dass es da und dort menschelt ist auch klar, wo nicht? Rom und sein Weltreich – so sagt man – ist nicht an einem Tage gebaut worden. Es ist auch wieder zerfallen, weil es auf Kriege, Eroberungen und auf Unterwerfung aufgebaut war. Haben wir doch ein wenig mehr Gelassenheit, etwas stärkere Zuversicht. Wie hoffnungsvoll liest sich die Kleine Zeitung vom 11.12.12 Seite 23 „Kooperation italienischer und Kärntner Randregionen“. Das gibt Ausblick.
In diesem Sinne seien wir doch froh! Und Fröhliche Weihnachten. Viele glückliche Neue Jahre, ja Neue Jahrzehnte wünscht Ihnen als überzeugter Europäer Walter Wohlfahrt (in St.Veiter Stadt Blattl Dez. 2012
Taggenbrunn
Januar 19, 2013 um 14:49 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: "Friedhöfl", Borgenschützen, Burg, Dr. Kahler, Fememord 1934, Foto Trenkwalder, Kasten, Korn-Kasten, Kranzmayer, Lehm, Reitstall, Tachen, Taggenbrunn, Turnverein, Wehrturner, Weinkeller, Ziegelei Voraberger, Zisterne
Kein(e) St. VeiterIn, und sei es der/die Älteste, wird sich erinnern, dass die Ruine von Taggenbrunn aus allen Himmelsrichtungen einmal so frei und her zu sehen war. Eine glänzende Idee des neuen Burgherrn, die Mauern frei zu schlägern, hat dies ermöglicht. Aber nicht nur das, auch sonst gab es rund um den Burghügel in jüngster Zeit markante Veränderungen. Alte, bemooste Obstbäume wurden radikal beseitigt, der altehrwürdige Kasten, ein Relikt aus Zeiten, wo die untertänigen Bauern noch Korn zu zinsen hatten, ist samt seinem tiefen Kellergewölbe Denkmal schützend renoviert worden. Dem Vernehmen nach soll damit Platz für künftige Weingärten und vielleicht ein Weinkeller geschaffen werden?
So lange dies alles noch seiner Verwirklichung harrt, muss wohl auch der Zugang zur Burg gesperrt bleiben. Wie schön waren doch einmal die Aufstiege dorthin? Ob von Westen her, den romantischen Steig ab Parkplatz entlang, in einer Kehre hinauf, am Hirschen-Zaun vorbei, wo einst das sogenannte „Friedhöfl“ lag. Es wurde nie untersucht, ob hier tatsächlich Bestattungen erfolgten, möglich wäre es. In der „Verbotszeit“ von 1934 ff tollten sich hier die sogenannten Wehrturner, Filiale des Turnvereines. Alle waren sie verkappte Nationalsozialisten, die sich für den Tag X fit halten wollten. Wie lächerlich und doch wieder wie bitter ernst! Bald führte der Steig steil bergan. Da gewahrte man verschiedenes Jagdgetier, allerdings in Hartplastik. Auf diese zielten kurze Zeit lang die Bogenschützen. Diese hatten ebenso den Platz räumen, wie Pferd und Reiter des Reitstalles. So ändern sich die Zeiten. Momentan ist auch der Aufgang von Seite des Gehöftes nutzlos, weil man in allen Fällen schließlich vor einem versperrten Burgtor endet. Gleiches gilt für die Auto-Auffahrt. Etwas Interessantes soll jedoch für die Zukunft geplant sein?
Nun ein paar Worte zum eigentlichen Thema Taggenbrunn. Der alte Burgherr höchst persönlich hat im Jahre 1979 im Verlag Carinthia Klagenfurt ein kleines Büchlein über Geschichtliches, Erlebtes und Sagenhaftes herausgegeben. Dazu nur so viel: Für die Geologie sowie für die Geschichte der Anlage hat man sich fachmännischen Rat bei Prof. Dr. Kahler bzw. im Landesarchiv wohl zu verschaffen gewusst. Auch der Kampf gegen den Verfall der Jahre 1974-78 ist gut dokumentiert. Selbst bei der Qualität der Abbildungen u.a. Luftaufnahmen, meist von H. G. Trenkwalder, hat man keineswegs gespart. Weniger oder überhaupt nicht ernst zu nehmen sind die „Erlebnisse rund um Taggenbrunn“. Aussagen über die Zeit vor 1938 sind inzwischen längst überholt und hinsichtlich eines gewissen Vorfalles (Fememord) als äußerst tendenziös entlarvt, weil allen Ernstes versucht wurde, das Opfer zum Täter zu machen.
Dr. Kahler hat nachgewiesen, dass es sich beim Burg-Berg um Auswurfmaterial der nahe gelegenen, einst sehr aktiv gewesenen Vulkane handelt. Das benötigte Baumaterial war also in nächster Nähe und in bester Qualität vorhanden. Auch die Sache mit dem Namengeber (?)Tagenus aus dem Pongau ist von Eberhard Kranzmayer unreflektiert übernommen worden. Kranzmayer hätte gewiss gut daran getan, weniger auf Possessiv-Namen, d.h. auf mögliche Besitzer zu setzen, dafür aber manchmal die Beschreibungen der alten Gerichtsgrenzen heranzuziehen. Dann wäre ihm aufgefallen, dass Tachenbrunn und auch Tadtenbrunn geschrieben wurde, und zwar von ortskundigen Leuten. Im ersten Falle ginge es bei Tachen um ein Lehmvorkommen, wo auch tatsächlich Wasser austritt und wo einst die Ziegelei Voraberger arbeitete. Im zweiten Fall ging es möglicherweise um einen toten Brunnen, weil er wenig ergiebig und nicht selten leer war. Eine Anhöhe kann man nur schwer mit Brunnen assoziieren. Die Zisterne im Burghof war vermutlich schwer dicht zu halten, also oft tot und leer. Übrigens, seit der Brunnen nicht mehr gebraucht wurde, hat man ihn sträflicher weise zum Abfallkübel umfunktioniert. Vielleicht geschieht auch diesbezüglich demnacächst etwas Positives? Walter Wohlfahrt in St. Veiter Stadtblattl Jän 2013
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