Matthias von Lexer war auch in St. Veit

November 25, 2017 um 09:49 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Die Rede ist vom Sprachforscher Matthias von Lexer, geboren am 18.10.1830 als Bauernsohn in Liesing/Lesachtal, gestorben am 16.4.1892 als Universitätsprofessor in Nürnberg, dem Schöpfer des 1862 erschienenen „Kärntische Wörterbuchs“. Der 1886 in den Adelsstand Erhobene war zeitlebens ein nimmermüder Forscher und so kam er schon als Studierender in alle Täler Kärntens um alte Worte unseres Dialektes zu finden und aufzuschreiben.
Dass er auch in unserer Stadt war, städtische Akten durchstöberte, alte Unterlagen einsah und mit Sängern gesprochen hat, dafür ist das genannte Werk lebendiger Beweis. Er muss Protokolle der Stadt eingesehen haben, die es heute nicht mehr gibt. Zum Beispiel heißt es bei ihm S. 199 „Den Nudelbäcken soll durch öffentliches Austrommeln das Backen erlaubt werden, 1644“ oder S. 184 „Den (in Garnison liegenden!) Soldaten soll für das Mai-Stangen (=Birken zum Fronleichnam) setzen 1 Gulden 30 Kreuzer gegeben werden, 1663“ oder „Soll den 19 Robotern (=Arbeitern) Zahlung für das Ausräumen des Bachstalls geleistet werden, 1613“ (es drohte wohl wieder einmal das Überlaufen des Mühlbaches). Auf S. 206 lesen wir „Herrn Cassier reserviert dass anjezo Zeit Holz zu dem Hammergebäu zu grecht´ln , 1645“
Das verlangt nach Erklärung. Der Kassier hat vorzukehren, dass Grubenholz aus dem Stadtwald für die Bergwerke
grecht´lt, also bereitgestellt wird. „1663 hat der Stadtkassier dem Mesner zum gegen Wetter Schießen 5 Pfund Pulver verschafft.“
Dass sich der junge Lexer mit allerlei Volk, insbesondere jedoch mit Sängern herumgetrieben hat, sieht man aus den zahlreichen Liedtexten, die er gesammelt hat. Hier eine kleine Auswahl: „Is nix mit an Diandlan was mit zwa Buab´n haigt. Hat a Herz wia a Messer was badseit´n schneit“ oder „Die Jungfern auf´n Krapfeld sein gar schitter g`sat. I man es hat alle da Nachtwind vawaht“ oder „Mei Diandl is katholisch und i bin vaschrieb´n (d.h. evangelisch), wer mar´s Skapulier (Mönchsgewand) und die Betschnur wohl wegtan ban Lieg`n“. Eines noch: „Zu Klagenfurt und St. Veit is ka Diandl das mi freut. Grad in Krapfeld war ans, gar a gschnapperts a klans“. Damit begegnen uns die alten Gstanzlsänger, welche jetzt in Hochfeistritz und schon seit einigen Jahren ihre Wiederauferstehung erleben.

Umgekehrt gibt es einen, der in St. Veit geboren wurde und von hier in die weite Welt gezogen ist, um zum international anerkannten Sprachforscher, zum Indologen und Geisteswissenschaftler höchster Grade zu werden. Siegfried Lienhard 29. 8. 1924 als Lehrersohn geboren, gestorben 6. 3. 2011 als emeritierter Universitätsprofessor in Stockholm, war an vielen Universitäten des Kontinents und darüber hinaus forschend und lehrend tätig. Mitglied zahlreicher Akademien der Wissenschaften, Ehren-Doktorat der Sorbonne in Paris sowie Träger des Österreichische Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse sind nur einige Stationen eines erfolgreichen Lebens. Seine Feldforschung, um einen modernen Ausdruck dafür zu verwenden, was – wie gezeigt – auch schon Lexer pflegte, vollzog sich für ihn im fernen Kathmandu Tal in Nepal. Dort war er dem Nawari und Sanskrit, Ursprachen Indiens einerseits, buddhistischen Texten anderseits auf der Spur. Seine Mehrsprachigkeit machte ihn auch in der Vergleichenden Sprachwissenschaft zum weitum anerkannten Fachmann. Auch er war es, der sich an die alten Sänger hielt um Vergessenes wieder an den Tag zu fördern und damit ergeben sich gewisse Parallelen zu unserem alten von Lexer.

Bildtext: Österreichische Botschaft in Stockholm, Professor Siegfried Lienhard empfängt das Ehrenkreuz aus der Hand von Botschafter Stephan Toth.

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