Völkermarkter Vorstadt
Februar 20, 2011 um 13:58 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Abdecker, Andreas Elsässer, auchGlawitsch, Brugger, Evangelische Kirche, Friedhof, Gauerstall, Gerichtsdiener, Glewitsch, Graf Gustav Egger, Kreuzkeusche, Matthias Brugger, Privatgült, Rasnig-Mühle, Schinderleute, Stadtpfarre, Stadtsäge, Trabantengarde, Tschirnig, Weyer, Wimitz
Völkermarkter Vorstadt
Von den fünf Vorstädten – wir sind laut Plan noch immer im Jahre 1871 – ist die Völkermarkter Vorstadt wohl die kleinste. Die wenigen Häuser, dreizehn an der Zahl, liegen weit verstreut. Drei Hausnummern hat allein Graf Gustav Egger auf Schloß Weyer. Weit ab von der Stadt – und dies nicht ohne Grund – hat auch der Abdecker Johann Bergmoser seine Behausung. Es verdient Beachtung, daß die nämliche Familie dort auch heute noch die Stellung hält. Aus Schinder und Wasenmeister sind inzwischen erfolgreiche Gastwirte geworden. Galten Abdecker einmal als Unberührbare, ja gar als Inhaber eines ehrlosen Gewerbes, nur weil sie es mit Aas, streunendem und kranken Getier zu tun hatten, so gelangten doch nicht wenige davon zu Besitz, Wohlhabenheit und Ansehen. Sie hatten außer dem Lohn für die Schinderknechte ja kaum viel Aufwand. Was zu entsorgen war, mußte ihnen gratis und franko überlassen werden. Mit Geschick und Umsicht ließ sich aber doch manches daraus gewinnbringend verwerten. Es ist noch nicht lange her, da durften Schinderleute, Gerichtsdiener und Kerkermeister nur unter ihresgleichen eine Ehe eingehen.
Ein Stück weiter betreibt der berühmte Bürger Andreas Elsässer die Raßnig Mühle an der Wimitz. Raßnig kommt von slowenisch Rasa, Land beim (raschfließenden?) Bach oder Fluß, frei nach E. Kranzmayers Ortsnamenbuch. Gut, auch Tschirnig liegt nicht fern und heißt zu deutsch Schwarzendorf so wie das heute nicht mehr gebräuchliche Glewitsch-Moos in Richtung Glandorf, welches mit Tiefental übersetzt wird. Das sind noch lange nicht alle der slowenischen Riednamen im Weichbild unserer Stadt!
Durch die Völkermarkter Vorstadt geht es auch zur Stadtsäge hinaus. Es gibt sie heute nicht mehr. Sie lag unfern der Stelle wo Wimitz und Glan sich vereinigen. Bis vor nicht allzu langer Zeit – genau genommen bis zum Tausch des Stadtforstes am Gauerstall und dem Wald am Muraunberg mit Knaus bzw Steiner in Unterbergen gegen Bauland am Weyerfeld und Baugrund um das neue Fußball-Stadion bei Hörzendorf – nannte die Stadt großen Waldbesitz ihr Eigen. Nach jedem, sich mit Regelmäßigkeit ereignenden Stadtbrand, war eine Brandreserve aus eigenem Wald Goldes wert und so die Brettersäge gewiß sehr praktisch..
Wer den Plan genauer ansieht, wird rasch merken, daß es den Hauptbahnhof, folglich auch die Bahntrasse im Bereich der Völkermarkter Ausfahrt noch nicht gibt. Deshalb verläuft die Straße auch noch links des Hauses Parzelle 253 und ohne Durchlaß nach Osten, vorbei an der „Kreuzkeusche“ des Matthias Brugger, heute Gärtnerei Sattler. Die Kreuzkeusche war alt und schäbig und wurde demoliert, doch der Grund an der Straße war wertvoll. Es ist eine eigene, eine traurige Geschichte mit diesem Grundstück und jenem Busunfall der Trabantengarde am Katschberg. Weil die Deckungssummen der Versicherung nicht ausreichten, mußte sich der Busunternehmer, ein späterer Brugger, von diesem Anwesen nolens volens trennen.
Wenn es auch nur wenige Häuser und Gärten gibt, um so mehr kennzeichnen noch ausgedehnte Äcker, Wiesen und Weiden das Bild dieser Vorstadt. Das Weyerfeld links und das „Untermoos“ rechts der Straße stellen begehrte Terraingründe der Bürgerlichen Privatgült oder Pachtflächen der Stadtpfarre dar, sind doch die St.Veiter jener Tage größtenteils Acker-Bürger und als solche Selbstversorger mit Pferd und Kuh, Feder- und Borstenvieh. Gut erkennbar ist auch noch der aufgelassene Friedhof wo heute die Evangelischen Kirche steht. VI/2005
Klagenfurter Vorstadt
Februar 20, 2011 um 13:55 | Veröffentlicht in St.Veit | Kommentare deaktiviert für Klagenfurter VorstadtSchlagwörter: Arbeiterheim, Bürgergilt, Bleiweißfabrik, Dörer, Della Schiava, Dr.Weberitsch, Eisenbahn, Erhart Kremser, Franz Puntschart, Güterbahnhof, Gleismüller, Gustav Ruprecht, Hüttenberger Eisenwerks AG, Klagenfurter Tor, Kronawitter, Leschanz, Mardaunig, Papiermühle, Prinzhofer, Schwerspatmühle, St. Johann im Erlach, St.Johanner Ort, Steinmetz, Turtltaub, Untere Vorstadt, Voraberger
Nun schließt sich der Kreis unserer Spaziergänge durch die alten Vorstädte und die letzte Runde beginnt zwischen den Häusern Herzog Bernhard Platz 10 und 11, wo sich bis 1851 stolz das Klagenfurter Tor erhob. Man nannte die Gegend auch „das St. Johanner Ort“ in Anspielung auf die ehemalige Kirche St. Johann im Erlach, oder auch einfach die „Untere Vorstadt“. Schon 1828, bei Vergabe der Parzellennummern, zeigte sich entlang der heutigen Klagenfurter Straße eine fast geschlossene Verbauung, zumindest bis hinunter, wo laut Karte die damals neu geschaffene Verbindungsstraße zum Güterbahnhof abzweigt.
Wir folgen der Klagenfurterstraße rechtsseitig, müssen aber zuvor noch berücksichtigen, daß es auch abseits davon Häuser gab, die unter Klagenfurter Vorstadt liefen. So etwa hinten am ehemaligen „Gütersteig“ – heute Prinzhoferstraße – der Meiereihof des Egydius Kaiser. Heute ist dort der Parkplatz des Spar-Kaufhauses. Der von Dr. Weberitsch (Seite 84f) hochgerühmte Wagnermeister und Fahrrad-Erfinder Erhart Kremser hatte im Hause 36 gegen den Gütersteig hin seine Wirkungsstätte. Alle übrigen Häuser stimmen mit der heutigen Situation voll überein. Es sind dies die geraden Hausnummern von 20 bis 38. Der Vorgängerbau des Prinzhofer-Hauses gehörte einem gewissen Gustav Ruprecht, ein alter St.Veiter Name. Die Häuser Dörer, Marschnig und Schorn waren in einer Hand und zwar in der von Thomas Leschanz. Das Haus knapp unterhalb des Bahnkörpers (Wabnegger) ist ebenfalls alt. Eine weitere Keusche, der Bürgergilt gehörig, ist nicht mehr auffindig. Mit dem Besitz des bekannten St.Veiter Industriellen, Franz Puntschart, erreichen wir nicht nur die alte Stadtgrenze, sondern auch unseren Wendepunkt. Puntschart besaß beiderseits der Straße vier Hausnummern, nämlich Mühle, Bleiweißfabrik, Wohnhaus und Schwerspatmühle am Bächlein, welches vom Muraunberg herunter kommt. Er war ein herzensguter Mensch, borgte jedem, der ihn darum bat und endete als armer Mann. Etwas abseits wiederum, wohl irgendwo an der Glan, gab es die Brettersäge der Antonia Kronawitter, die Schleifmühle des Anton Bischof und vor allem die alte, schon stillgelegte Papiermühle mit bereits teilweise abgetragenen Anlagen. Das in seiner Gründung auf die Familie Gleismüller zurückzuführende Werk an der Glan befand sich damals vorübergehend im Besitz der Hüttenberger Eisenwerks AG (1869 bis 1881).
Sehr interessant wird es laut Plan von 1871 auf Höhe der späteren Lastenstraße. Zuvor nichts als freie Felder und das isoliert stehende Haus des Simon Polzer, später Mardaunig. Nichts zu sehen noch vom Steinmetz Della Schiava (heute Bulfon)! Ungefähr an Stelle des ausgebombten Arbeiterheimes (heute ein Wohnblock) lag der uralte „Turtltaub Meierhof“. Als tragischerweise das Besitzerehepaar in jungen Jahren verstarb und mehrere unmündige Kinder zurückließ, die man auf entfernte Verwandte aufteilte, war der Hof mit ausgedehnten Feldern und Wiesen nicht länger zu halten. Die Bürgerschaft ersteigerte den Besitz und machte daraus den „Gülten Meierhof“. Die Fortsetzung der Häuser mit ungeraden Nummern, diesmal verkehrt herum von 33 bis 21 und der Stadt zu, zeigt gegenüber heute ebenfalls nicht viel Veränderungen, nur der Gasthof Voraberger, Vorstadt Nr. 38, besteht leider nicht mehr. Die Bedeutung der Klagenfurter Vorstadt war einmal groß. Bierbrauer, Gasthäuser und Handwerker schätzten die günstige Lage, schon lange bevor es die Eisenbahn mit Schnellzugsbahnhof in Glandorf gab und danach erst recht. Die Straße nach Klagenfurt einerseits und die diversen Betriebsamkeiten an der Glan anderseits, sorgten schon früh für wirtschaftliche Belebung. Die Bahnanbindung und der nahe Güterbahnhof brachten dann auch noch so manchen Glantaler von Süden her in die Stadt. Die Motorisierung war für so lange ein Segen, bis man die Umfahrungsstraße baute. Den heutigen Verkehr auf der alten Straße zu haben, wäre inzwischen allerdings weder vorstellbar noch wirklich wünschenswert. VII/2005
Soldaten in der Stadt
Februar 11, 2011 um 16:52 | Veröffentlicht in St.Veit | Kommentare deaktiviert für Soldaten in der StadtSchlagwörter: Buchstabler, Einquartierung, Felfernig, Franz Krall, Graf Egger, Größnig od. Größing, Haller, Kraschnig, Lebmacher, Mayer Ranftlhof, Mayländerhof, Mühlfellner, Milesi, Offiziere, Ofner, Pergmoser auch Bergmoser, Poganzer, Polster, Postmeister Mayer, Pueller, Rainhof, Rasnig Mühl, Rauscher, Stadtbrand 1829, Sternwirt, Wahrheit, Weißenhof
Man schrieb das Jahr 1834, da begann sich der Magistrat – wohl nach höherer Weisung – Gedanken darüber zu machen, wie und wo die immer öfter durchmarschierenden Soldaten des Kaisers für Tage oder Wochen unterzubringen wären. Also ging man einmal Haus für Haus, ob in oder außerhalb der Stadt, im Geiste durch und verfaßte eine Einquartierungsliste. Dieses Dokument befindet sich im Landesarchiv (Sign.191) und daraus ist mancherlei zu ersehen:
Insgesamt war für 15 Offiziere und 467 „Gemeine“ vorzusorgen. Das entsprach etwa einem Bataillon oder fünf Kompanien. Keine leichte Aufgabe, so man bedenkt, in welch bedrängten Verhältnissen man nach dem Stadtbrande von 1829 ohnedies zu leben hatte. Gewiß, große Ansprüche hatten Soldaten nicht zu stellen, etwas eher die Chargierten. Ein Dach über dem Kopf und ein bißchen Stroh genügten in aller Regel. Der Belag schwankte zwischen ein und sechs Mann in den Häusern, deren man damals insgesamt 273 zählte. Wo ein Nebengebäude fehlte, reichte die Aufnahme eines einzigen Mannes. Hatte jemand mehrere Häuser, dann durfte er schon auf 3 bis 4 Soldaten verpflichtet werden. Je f ü n f Einquartierte konnten auf die ehemaligen Gewerkensitze Hauptpl. 2 und 3, auf Anna Haller, Hauptpl. 6 auf die Familie Felfernig, Bräuhausgasse 3, Maria Polster, U. Platz 4, auf Apotheker Weißenhof, U.Platz 22 oder auf Bäckermeister Franz Wahrheit, heute Herzog Bernhard Platz 4 sowie auf einige weitere Häuser kommen. S e c h s Mann mußten nur wenige aufnehmen: der Fleischhauer Johann Wahrheit, U.Platz 10, Gewerke Rauscher und Kaufmann Milesi, beide am Hauptplatz, aber auch Bauern wie Pueller und Poganzer. Ganz schlecht kam Graf Egger als Eigentümer von Schloß Weier, samt Mühle, Rainhof und Rasnig Mühl weg. Er hatte alleine 20 Mann zu beherbergen. Während nämlich Schloß Weier rustikal, d.h. als (verpachtetes) Bauerngut geführt wurde, so galt Herrn Mayers Ranftlhof als dominikal, also als selbst geführtes Herrengut und blieb damit von Einquartierung frei.
Wer die Ehre hatte, einen Offizier bei sich aufzunehmen, von dem ist zu erwarten, daß er einen überdurchschnittlich feinen Haushalt führte, etwa Familie Buchstabler, Ratsmitglied und Klampferer, Spitalgasse 1 – ein Herr Ofner, Spitalgasse 5 – der Arzt Franz Krall, Spitalgasse 2 – Kaufmannsfamilie Kraschnig U.Platz 5 und einige mehr. Ein Oberoffizier samt Begleitung und Pferden logierte beim Lebmacher in der Friesacher Vorstadt, heute Mayländerhof Dr. Kotzmann. Der erste Herr Stabsoffizier samt Equipage und Pferden kam beim Sternwirt namens Pickl standesgemäß unter und ein Gleichrangiger beim k.k. Postmeister Mayer in der Klagenfurter Vorstadt.
Ohne Privilegien ist es aber auch damals nicht abgegangen. Es waren nämlich die vier Viertelmeister, eine Art Vorsteher ebenso befreit wie die Herren Magistratsräte Größnig, Kirchgasse 8 und Mühlfellner am Hauptplatz. Letztendlich war auch der Abdecker (Schinder) Pergmoser, an der Straße nach Völkermarkt gelegen, von Quartierlasten verschont geblieben. Offensichtlich wollte man niemandem den üblen Geruch zumuten, welcher in besagter Gegend notgedrungen vorherrschte. I/2005
Unser Stadtgraben
Februar 11, 2011 um 16:42 | Veröffentlicht in St.Veit | Kommentare deaktiviert für Unser StadtgrabenSchlagwörter: Bundesdenkmalamt 1930, Fische, Nutzungen im Graben, Ratsprotokoll, Stadtmauer 1228, Wassergraben
Seit 1228 ist St.Veit bereits von einer Stadtmauer umschlossen und mit starken Toren bewährt. Von Anfang an dürfte zur Erhöhung der Sicherheit ein tiefer Graben der Mauer vorgelagert gewesen sein. Seit wann man diesen Graben mit Wasser des Obermühlbaches gespeist hat, ist nicht bekannt, wohl aber, daß ein solcher Wassergraben zusätzlichen Schutz für die Stadtmauer bot. Des Stadtgrabens erste Funktion war also eine fortifikatorische, also eine solche zur Verteidigung.
Wenn aber schon einmal Wasser da war, dann könnte man ja auch eine weitere Nutzung ins Auge fassen, dachten sich die alten St.Veiter. Siehe da, im Ratsprotokoll vom 6.4.1712 findet sich die folgende Eintragung: von den Stadtgräben soll der obere mit Hechten und Wallern, der untere mit Karpfen in etwas geringerer Zahl als vorher, angesetzt werden. Damit steht außer Zweifel, daß lange davor und auch noch eine gute Zeit danach, der Stadtgraben voll Wasser und Fischen war.
Im Jahre 1828 hat man den neuen Grundkataster angelegt und darin alle Grundstücke mit Nummern versehen. Zu jener Zeit zählte man im Graben rund um die Stadt bereits 33 Gartenparzellen. Das heißt, das Wasser ist inzwischen abgelassen und der Grabenboden für verschiedenste Kulturzwecke bereitet worden. Es gab – und gibt sie teilweise noch – die schönsten Obst- und Gemüsegärten. Im unteren Bereich wurde durch Schüttungen das Niveau vorher beträchtlich gehoben. Lediglich östlich des Feuerwehrtores, im ehemaligen Vorarberger Garten, heute Parkplatz, und auch parallel zur Volksschule gibt es noch deutliche Vertiefungen.
Weitere neue Nutzungen im Grabenbereich folgten und reichten von Bauplätzen (Wank, Unterer Platz 12 – Alte Sparkasse und Löcker-Haus, beide Herzog Bernhard Platz) über Sitzgärten und Parkplätze bis hin zu neuen Tor-Zugängen und Ruhezonen mit Brunnen. Übrigens, wer heute in der „Toscana“ eine Pizza ißt, sitzt noch mitten im Stadtgraben! Der neueste Hit ist eindeutig die Schaffung eines Erholungsraumes an der oberen Stadtmauer durch Auflassung bisher dort befindlicher Gärten. Waren diese bislang eher sehr diskret und privat genützt, oftmals nicht einmal einsehbar gewesen, so werden bald neu gestaltete Flächen allen Bewohnern und Gästen der Stadt zur Verfügung stehen. So gesehen bekommen wir damit zumindest zum Teil eine ganz und gar neue Qualität unseres Stadtgrabens.
Neben den traditionellen vier Stadttoren – künstlerische Werke erinnern inzwischen vollzählig daran – weißt die untere Stadtmauer inzwischen vier weitere Zugänge auf, drei öffentliche und einen privaten. Dagegen war das Bundesdenkmalamt im Jahr 1930 noch sehr streng, und hat einer Therese Pichler, Bräuhausgasse 13 und einer Sofie Rom, Bräuhausgasse 15 die teilweise Abtragung der Stadtmauer nicht gestattet. Gerade in diesem Bereich erstrahlt nun die Stadtmauer nach wochenlanger Restaurierung durch die Baufirma Wohlfahrt in neuem Glanze. X/2004