Der Schöttelhof

Juni 29, 2021 um 16:13 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar

ist ein stattlicher Besitz hinter dem Wolschart-Wald jenseits der Gurk. Dort arbeitete eine alte Bekannte, die Lisa Meisterl mit ihrem Ehemann. Sie als Dirn und er als Knecht.

An einem schönen Wochenende entschlossen sich die beiden zur Anschaffung ein Sitzgelegenheit für ihre gemeinsame Stube, auf dass man nicht immer in die Betten sitzen musste. Es war ein lauer Sonntag Abend, wo man die Lisa zurück erwartete, oder doch schon ein wenig finster gegen den gefürchteten Wald hin. Da entschloss sich der Mann, seinem Weib, der Lisa ein Stück entgegen zu gehen.

Lisa war der Stuhl schon lästig, einmal trug sie ihn links, einmal rechts. Er war ihr in jeder weise unbequem. Schließlich entschloss sie sich, das Gerät einfach ein Weilchen am Kopf zu tragen. Das war auch so, als bei zunehmender Dunkelheit in einiger Entfernung ihr Mann auftauchte. Sie erkannte ihn an seinem Gang, er aber sah etwas ganz anderes! Eine gehörnte Gestalt direkt aus dem Wald tretend, konnte nur der Teufel selber sein. Er machte Verkehrt und trachtete nur so schnell wie möglich weg zu kommen und den Schöttelhof zu erreichen, wo er sich erschöpft niederließ, bis endlich auch Lisa eintraf.

Eine andere Geschichte, die Lisa uns Kindern gern erzählte, war diejenige wie der Schöttelhofer höchst persönlich den Räuber Krapfenbäck Simon überlistete und die Geschichte ging so: Wieder einmal war Zeit des Wiesenmarktes von St. Veit. Von allen Tälern strömten dort die Leute zusammen, um irgendwas zu kaufen oder anzubieten. Der Schöttelhofer war ein guter Ochsenmäster und ließ seine Knechte schon früh am Morgen mit den schönsten Exemplaren aus seinem Ochsenstall nach St. Veit ziehen. Er selbst wollte mit seinem Steirerwagerl später nachkommen, wenn es ums Verhandeln gehen sollte. So ein Markt-Tag war schon etwas Besonderes. Viele Bekannte von weiß Gott wo, hat man schon lange nicht mehr getroffen, aber am Markt wohl. Auch die Wirtsbuden waren aufzusuchen, damals noch nicht auf der Wiese, sondern in der Stadt. Aber die Verkaufsstände warteten wie gewohnt neben Riesenrad und Geisterbahn. Auch die Kegelbahnen durften nicht ausgelassen werden. Die Dienstleute mussten wohl bei Zeiten den Heimweg antreten um das Vieh zu füttern nur der Bauer selbst übersah, wie die Sonne hinter dem Schneebauer sank und es langsam der Nacht zu ging.

Steirerwagerl im Schloss Weyer, Renoviert von Dr. Hans Leber

In seinem neuen Steirerwagerl kutschierte er alleine und mit etwas gemischten Gefühlen dem Anstieg zum Wolschart zu, wo auch wirklich eine dunkle Gestalt auf der Straßenböschung saß und bat „Herr Schöttlhofer, dürft ich ein wenig aufsitzen und mitfahren“. Die Antwort war freundlich und einladend, und schon hockte man am Wägelchen. „Gut verkauft die Ochsen heute am Markt?“ „Wohl wohl“ die knappe Antwort. „Und so spät abends, keine Angst um das viele Geld?“ Jetzt der Schöttlhofer, längst ahnend wer da mitfährt „Hab das Geld gut versteckt da hinten im Futtersack“. Da dauert es nicht lange, grad bevor die Straße wieder abfällt, schwingt sich der Krapfenbäck mit dem Futtersack vom Wagen um im dunklen Wald zu verschwinden.

Jetzt gibt der Schöttlhofer seinem Pferd einen Peitschenschlag. Im Galopp geht es abwärts und aus dem Wald hinaus. Schon ist die Gurk-Brücke erreicht und der Schöttlhof nahe, da lacht sich der schlaue Bauer ins Fäustchen, greift auf seine Brusttasche, wo die Geldscheine stecken und denkt, so kann man den Krapfenbäck dran kriegen.

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