Die Elektrische

Oktober 17, 2016 um 18:51 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
Schlagwörter: , , , , , , , , , , , ,

So wurde einmal in St. Veit ein stadteigenes E-Werk genannt. Von den Anfängen desselben wurde schon berichtet. Damals,  im Jahre 1998 allerdings noch in St. Veit Kommunal. Heute wird hier die Rede davon sein, mit wie viel menschlichen und finanziellen Opfern die Sache der Elektrizität ihre Fortsetzung fand um  schließlich zu einer Erfolgsgeschichte  zwischen dem Eröffnungsjahr 1912 und dem 2 . Verstaatlichungsgesetz von 1948 zu werden. Zwei Weltkriege, zwei staatliche und wirtschaftliche Zusammenbrüche in diesen 36 Jahren waren dem Betrieb wenig förderlich, auch nicht Inflation und Geldentwertung. Es gleicht einem Wunder, dass unter solchen Umständen fähige Leute in der Lage waren, ein Aufbauwerk sonder gleichen zu schaffen. Neben tüchtigen Einzelpersonen gehören dazu engagierte Gemeindevertretungen, der verschiedensten Zeiten. Ein verdienstvoller Mann wird besonders zu nennen sein, sein Name ist Dipl. Ing. Josef Fiedler.

Dem ersten Generator auf Diesel-Basis beim Güterbahnhof (1912), folgte 1913 der Ausbau einer Glanstufe nahe der Stadt und schließlich der Neubau eines Laufkraftwerkes an der Gurk bei Passering (1920, Inbetriebnahme am 1.1.1923). Das Offert der Baufirma Janisch & Schnell lautete zuerst auf 12 Millionen Kronen. In kürzester Zeit wurden 30 Millionen daraus und schon bald fehlte immer noch Geld um das Vorhaben bei steigenden Materialkosten und Löhnen abschließen zu können. Zwei Darlehen von je 50 Millionen, eines von der Hypothekenanstalt mit 28% (!) Zinsen p.a., das andere von der Bundesregierung zu 9% waren nötig, obendrein auch noch der Verkauf städtischen Haus- und Grundbesitzes.

Ing. Josef Fiedler, seit März 1921 definitiver Werksleiter, hatte alle Hände voll zu tun, um  Niederspannungsleitungen, Transformatoren und Hausanschlüsse zu schaffen.  1927 muss sich Fiedler rechtfertigen, warum immer noch keine Erträge in die Gemeindekasse fließen. Man erfährt auf diese Weise, es wären zwar zwei Turbinen in Passering vorgesehen gewesen, aus Sparsamkeitsgründen aber nur eine eingebaut worden, was bei jeder kleinen Reparatur Stromausfall nach sich zog. Anstatt die Leitung vom Werk nach St. Veit zu verkabeln, konnte nur eine stromfressende Freileitung mit Eisendraht aufgestellt werden. Die Schaltanlage war viel zu klein, das Stadtnetz äußerst störungsanfällig. Weil man noch immer kein eigenes Verwaltungsgebäude hatte, wurde die Buchhaltung von Sparkasse-Leuten geführt. Von den Einnahmen musste das Geld  laufend in den Betrieb investiert werden.

1927 erfolgte der Ankauf des sogenannten Tauschitz-Stadels in der Völkermarkter-Straße. 1929 ging man daran, den Stadel abzutragen und ein neues Gebäude, das „Städtische Kraftwerk St. Veit Glan, Inhaber Stadtgemeinde St. Veit“ zu errichten. Darin war nicht nur die E-Werk Verwaltung, sondern auch das Wasserwerk unterzubringen. Im Sept. 1930 – die Finanzlage hat sich inzwischen leicht konsolidiert –  kommt es zum Kauf des Werkes Launsdorf-Bruckendorf von Frau Berta Demnig. Damit war dem wachsenden Strombedarf von Privaten und Gewerbe endlich besser zu entsprechen. Mit Beginn der NS-Zeit wurde Fiedler sofort abberufen und durch einen Parteimann ersetzt. Aus dieser Zeit stammt der einzige bilanzmäßige Vermögensstatus (ohne Datum!). Er beziffert die Aktiva mit 2,4 Millionen Reichsmark und zeigt unter den Passiven eine Verpflichtung bei der Zentralsparkasse Wien von 690.000 RM. Die Erträge von 472.000 RM übersteigen die Aufwendungen nur um 39.000 RM, das wäre dann wohl der ausgewiesene Jahresgewinn. Die dreißiger Jahre hindurch hat man leider nur Verluste geschrieben.  Genaue Daten, wie die 1948 eingebrachten Werte und deren Abgeltung anlässlich des Zusammengehens mit der Kelag beschaffen waren, werden leider unter Verschluss gehalten. Warum eigentlich? Unser Landesenergieversorger ist doch sonst auch sehr kommunikativ, wenn es darum geht, Großleistungen von heute der Allgemeinheit bekannt zu machen. Auch unsere Altvordern haben Werte geschaffen! Das sollte nicht vergessen sein.

 

1997-e-werk-gegenueber-westbahnhof e-werk-am-westbahnhof

Stromproduktion auf Diesel-Basis im Gebäude am Güterbahnhof (Lastenstraße 6 steht noch!)

 

 

e-werk-in-passering

Das Laufkraftwerk an der Gurk bei Passering

 

4a

Ehemaliger Elsässer- , kurzfristig Tauschitz-Stadel, straßenseitig (demoliert)

 

5_haus_herzig

Haus Herzeg und Verwaltungsgebäude des „Städtischen Kraftwerkes“ –  demoliert um dem heutigen Kelag-Neubau Platz zu machen.  Herrn Galli gebührt verbindlicher Dank für bereitwilliges Kopieren  historischen Bildmaterials.

 

hauskelag

Das war die Situation, nachdem die Kelag das Vorgänger Haus (ehemaliges Verwaltungsgebäude E-Werk St. Veit) modernisiert hatte (Foto Walter Kaiser). Erst in jüngster Zeit ist auch hier die Spitzhacke angesetzt und ein neues Verwaltungsgebäude, von der Straße zurückgesetzt, errichtet worden.

Im ältesten noch vorhandenen Grundbuch des Magistrats St. Veit hat in dieser Gegend Herr Sebastian Michael Faschang, 1814 als Bürger aufgenommen, hier Gründe besessen. Als Erbe folgte ihm Herr Josef Mühlfelner, Kaufmann und Handlungsbesitzer, Bürger seit 1833. Im Jahre 1847 schließt der Seifensieder Andreas Elsässer einen Kaufvertrag. Dieser hat zwar sein Stadthaus Hauptplatz Nr 2, ist aber auch an eigener Landwirtschaft interessiert, daher das große Wirtschaftsgebäude.

Nachdem die Elsässer im Mannesstamm ausgestorben sind, hat 1922 Frau Ida Herzeg das Erbe angetreten.  Stadel und Grundflächen gingen über Stadtbaumeister Hans Tauschitz sehr bald an die Gemeinde und zwar für Zwecke von E- und Wasserwerk weiter. Das Wohnhaus Nr. 9 verkaufte Ida Herzeg erst 1976 der Kelag, womit der Platz für die gewünschte Erweiterung geschaffen war.

 

totale-voelkerm-str-ostwaerts

Luftaufnahme mit der alten Situation in der Völkermarkter Straße – Das Kelag Wohnhaus, Schiller Straße 17 und 18 ist gerade im Fertigwerden. Bei genauem Hinsehen, erkennt man die Dachdecker bei der Arbeit.


kelag-mappe

Lagepläne von vor hundert-achtzig Jahren und von heute

Alte Zeichnungen des mittleren 19. Jahrhunderts

Oktober 8, 2016 um 16:58 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
Schlagwörter: , , , , , , , , , , , ,

stadt-gg-ulberg

Diese alte Zeichnung zeigt die Stadt von Norden her gegen den in Bildmitte hinten sichtbaren Ulrichsberg. Der Vordergrund links lässt eine Häuserreihe an der gegen Friesach ziehenden Straße erkennen, auch noch den Mailänderhof links und dessen Wirtschaftsgebäude rechts der Straße (stets vom Beschauer aus zu verstehen) aber nicht mehr den Gasthof Stern erkennen, obwohl er schon vorhanden war. Er ist nur von Bäumen verdeckt. Die von Wegen geteilten Flächen haben noch landwirtschaftlichen Charakter, nur rechts liegt schon der umschlossene Park vom Kölnhof.  Folgen wir nun der gedachten Linie ungefähr in Bildmitte von links nach rechts dann sind es wohl schon die großen Häuser der Klagenfurter Vorstadt, das Friesacher Tor an der Stadtmauer, die Burg und im freien Feld die bürgerliche Schießstätte (heute ein Mini-Schlösschen!) Nächste Linie von links nach rechts das Klagenfurter Tor, Turm der Stadtpfarr-Kirche, Villacher Tor. Im anschließenden Glantalboden erkennt man an Stelle der heutigen Schießstatt-Allee schon eine baumbestandene Verbindung hinunter zur Glan und wohl auch zum Muraunberg. Die Straße nach Westen deutet ein kleines Wäldchen an, das sogenannte Zigeuner Bergl, weil dort tradtionsgemäss die durchziehenden Roma und Sinti zu lagern pflegten.

Die Datierung der Zeichnung ergibt sich nur annähernd und zwar zwischen dem letzten Stadtbrand 1829  – der bekanntlich auch das Turmdach vernichtet und dessen provisorische Eindeckung mit hier sichtbarer Haube erforderlich gemacht hat – und der Neuerrichtung des Turmdaches mit den sogenannten Wimpergen 1881.

Diese, vermutlich zeitgleiche Stadtansicht, hat im Vordergrund noch die einstige Papierfabrik an der Glan. Die Straße nach Klagenfurt macht vor der alten Brücke noch einen kleinen Schwenk nach links. Am Fluss auch eine Wehr, welche man je nach Wasserbedarf schließen oder öffnen kann. Das Hinterland gegen Schaumboden zu lässt links Schloss Dornhof und rechts die Kirche von Obermühlbach erkennen. Die Stadt selbst ist mit obigem Bild hinsichtlich Türmen von Kirchen und Stadtmauern ident.

Diese, vermutlich zeitgleiche Stadtansicht, hat im Vordergrund noch die einstige Papierfabrik an der Glan. Die Straße nach Klagenfurt macht vor der alten Brücke noch einen kleinen Schwenk nach links. Am Fluss auch eine Wehr, welche man je nach Wasserbedarf schließen oder öffnen konnte. Das Hinterland gegen Schaumboden zu lässt links Schloss Dornhof und rechts die Kirche von Obermühlbach erkennen. Die Stadt selbst ist mit obigem Bild hinsichtlich Türmen von Kirchen und Stadtmauern ident.

 

 

Bloggen auf WordPress.com.
Entries und Kommentare feeds.