Familie Knaus St. Veit – Erster Nachtrag

Mai 11, 2013 um 15:33 | Veröffentlicht in St.Veit | 2 Kommentare
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Meine seinerzeitige Forschung zur Großfamilie Knaus, erschien 2001 im Periodikum des Geschichtsvereins für Kärnten, Carinthia I. Sie erhob keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Fehlerlosigkeit. Es war von vornherein klar, dass gewisse Lücken bleiben und kleinere Ungenauigkeiten nicht zu vermeiden sein würden. Umso dankbarer konnten darauf folgende, durchaus wohlmeinende Nachträge und Ergänzungen entgegengenommen werden. Von solchen soll hier und demnächst die Rede sein.
Der Ahnherr der St. Veiter Knäuse, Johann Knaus (1808 Gottschee – 1871 St. Veit) hatte einen Bruder namens Georg, geboren 1822, auch in Merleinsraut, Gemeinde Suchen. Dort blieb der Bruder als Bauer mit seinen Eltern, Gattin Helene Jeselnik und mit den Kindern Johannes (1853), Franz (1855) und Maria (1859)bis er um 1860 nach Straßburg im Gurktal mit Frau und Kindern auswanderte, um dort eine „Handlung“ zu pachten. Das vierte Kind mit Namen Georg-Anton kam 1864 schon in Straßburg zur Welt und von diesem soll hier hauptsächlich die Rede sein. Seine Schwester Maria heiratete den „Hirschenwirt Huber“. Daraus wurde später „Gasthof Gautsch“ in der Villacher Straße Nr. 8. Maria war die Mutter von Dr. Hubert Huber, Rechtsanwalt in St. Veit sowie von Ottilie Huber, spätere Gattin von Leo Knaus. Ottilie Knaus ist es auch, die im Mittelpunkt von Friederun Pleterskis neuestem Werk „Heimwärts reisen“ steht. Sie war Friederuns Großmutter, klar! Wer der dazu gehörige Großvater wirklich war, wurde erst im genannten Buch endgültig ausgesprochen! Das auf Seite 184, dritter Absatz vorkommende „Nichtserl“ wäre zu relativieren. Besser und vielleicht nur falsch gemerkt, wäre „Znichterl“ , was sich dann keinesfalls auf körperliche, wohl eher– nach damaligen Verständnis – auf moralische Defizite bezogen haben müsste. Ich bleibe dabei, dass Ottilie nicht nur eine musisch hoch begabte, gebildete, auch mit allen Reizen der Weiblichkeit ausgestattete Dame war. Als mir damals der bekannte Klagenfurter Rechtsanwalt Dr. Otfried Fresacher zum 2001 erschienenen Aufsatz gratulierte, konnte er sich zwei Sätze nicht verkneifen, sie lauteten: „Dr. Arthur Lemisch ist wohl nicht zufällig abgebildet, ist er doch der natürliche Vater so vieler Knäuse. Aber das haben Sie sich doch nicht zu sagen getraut“. Eines ist jetzt auch offenbar, die Knaus-Großväter der Eheleute Leo und Ottilie waren Brüder!
Weil man von ungefähr wusste, dass es in der Familie einen Bruder Knaus unter den Barmherzigen gegeben hat, bedurfte es einiger Nachforschungen. Frater Auremund, hier in unserem Krankenhaus tätig, zeigte dankenswerterweise sehr viel Verständnis und bot wertvolle Unterstützung. So trat zu Tage, bei Frater Petrus Knaus handelte es sich tatsächlich um den in Straßburg geborenen Georg- Anton Knaus. Anno 1881, also mit 17 Jahren, wird er schon „Ordensaspirant des Konventes der Barmherzigen Brüder in Graz“ genannt. Dort legte er am 17. Dezember 1882 sein „Gelübde völligen Gehorsams, freiwilliger Armut, reiner Keuschheit und stets währender Hospitalität“ ab.

Georg Anton Knaus  alias Frater Petrus 1881-1937

Georg Anton Knaus alias Frater Petrus 1881-1937

Barmherzige Brüder müssen sich überall einsetzen lassen, wo immer sie gebraucht werden. So verbrachte Bruder Petrus einige Zeit sogar im Heiligen Land. Dazu stellte ihm der K. und K. Österreichisch-Ungarische Consular Agent in Haiffa einen Matrikel-Schein aus. Zur Erlangung eines solchen bedurfte es aber des Heimatscheines, der ebenfalls in Fotokopie zur Verfügung steht.

Domski-List-neuer
Der „Heimatschein – Domovinski List“ vom 11. Feber 1903 ist ein hoch interessantes Dokument. Es ist im Formular durchgehend zweisprachig gehalten. Das gilt für Gemeinde-Rundstampiglie ebenso wie für die zweisprachige Ortsangabe. Dass es zwei Unterschriften an der Stelle „Zupan“ bzw. „Bürgermeister“ gibt und dass der eine sich Franc Vesel, der andere Paul Turk schreibt, ist gleichfalls von besonderer Bedeutung. Es war schon immer wieder einmal aufgefallen, dass die Gottscheer Männer nicht ungern ihre Bräute aus dem benachbarten Krain heim führten. Im Kernland von Gottschee galt aber als ungeschriebenes Gesetz, in den Familien darf nur deutsch gesprochen werden. Nicht so anscheinend im Suchener Hochtal, welches hart an der Sprachgrenze lag, nach Nordwesten hin offen, gegen die Bezirksstadt Gottschee aber von hohen Waldzügen getrennt war. Schon um ins benachbarte Göttenitz zu gelangen, musste man schlechte unbefahrbare Pfade, mühsame An- und Abstiege oder weite Umwege in Kauf nehmen, wo war dann erst einmal die Hauptstadt der Gottscheer? Umgekehrt erfreuten sich aber die Bewohner dieses Landstrichs kürzerer und besserer Verbindungen sowohl Richtung Meer als auch Richtung Laibach, was den Handel mit Obst und Südfrüchten nach Kärnten und darüber hinaus äußerst begünstigte. Das Hochtal war mehr nach außen orientiert als nach der Landes-Mitte. Jetzt kann es nicht länger wundernehmen, dass die große Sippe der Knaus ihr „u“ mit slawisch „v“ zu schreiben pflegten und dass im Friedhof von Suchen-Draga neben anderen, sogar neueren Knavs Gräbern ein besonders repräsentatives Grabmal für Johann KNAVS 1839-1907, den Bürgermeister findet. Die Überschrift lautet TIHI DOM KNAVSOVIH – Ruhestätte der Knaus. Zweisprachigkeit wird dort wohl die Regel gewesen sein.
Damit haben wir nicht nur von einem braven Ordensmann gehört, der 1932 noch feierlich seine Goldene Profess ablegte, ehe er am 5.11.1937 in Graz verstorben ist, sondern auch über die Herkunft seiner Ahnen, gleichzeitig auch Ahnen aller Knaus von St. Veit.
Walter Wohlfahrt in „Stadt-Blattl“ April 2013

Von Johann Jägers Stadtkino

Mai 11, 2013 um 14:57 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar

Ende einer Vorstellung

Ende einer Vorstellung

In den letzten Tagen schneite es häufig. So schneite es eines Tages über das Internet sogar ein historisches Foto herein und das von einem nur dem Namen nach bekannten Leser. Der Dank dafür konnte ebenfalls nur per Internet abgestattet werden. Die gezeigte Szene ist Anlass für einige Reminiszenzen am Stammtisch, lässt sie doch gut erkennen, wie die Massen nach Ende einer Vorstellung einmal ins Freie strebten. Übrigens, auch nach hinten hin, der Bräuhaus-Gasse zu, ergoss sich meistens ein gleich starker Menschenstrom. Links zeigt sich ein Teil des Musikhauses Pilat, rechts das PAGA Schuhhaus. „Mein Mädel ist ja nur eine Verkäuferin in einem Schuhgeschäft……“ Diesen Gassenhauer dürfte ein wohlhabender St. Veiter Junggeselle gekannt haben. Jedenfalls gab es diesmal bei PAGA und nicht im Kino ein Happy-End, dazu noch mit großer Erbschaft!
Dass der Kinobesitzer ein gar frommer Mann gewesen wäre, ist nicht überliefert. Die ewige Glückseligkeit hat er sich aber verdient, hat er doch unzählige Besucher seines Etablissements Wochen und Jahre wenigstens stundenweise sehr glücklich gemacht. Ganze Völkerschaften von nah und fern wallten immer wieder in höchster Erwartung heran. Konnte sich während der Zwischenkriegszeit nicht jedermann und jederzeit eine Kinokarte leisten, so musste man ab 1938 früh genug dran sein, um noch ein, zwei der viel begehrten Billets zu ergattern, weil viele „reserviert“ waren. In den wirtschaftlich schwierigen Dreißigern – in diese Zeit fällt unser Bild – war der jeweils laufende Film d a s Tagesgespräch. Die beste Reklame machten die Besucher selbst. Sie mussten in jedem Falle erzählen, was zu sehen war und dabei möglichst nicht verraten, wie es ausging. Wer erinnert sich noch des Kinderstars Shirley Temple, oder der legendären Stan Laurel und Oliver Hardy? Doch wohl nur Achtzigjährige. Auch die Tarzan-Filme mit Jonny Weißmüller waren in aller Munde. Gewisse Herrschaften, so hört man, wie etwa Frau Hauptmann oder die Eheleute Schager hatten ihre abonnierten Stammsitze. Die eine in der fußfreien Reihe mit Vorliebe, Nachbarkinder in die Nachmittags-Vorstellung mit zu nehmen. Die Schagers bevorzugten hingegen wegen Sehbehinderung des Herrn Gemahl die erste Reihe. Sie hieß deshalb die Schager-Reihe. Weil aber anderseits die erste Reihe sehr billig war und extrem hochgestreckte Köpfe erforderte, wurde sie von Witzbolden auch gerne die „Rasier-Loge“ genannt. Die echten Logen befanden sich natürlich weit hinten und waren wohl auch am teuersten. Sie boten zusätzliches Vergnügen, über das rein Cineastische hinaus. Vom Schwitz-Händchen-Halten – das ging sich ja auch noch in den normalen Sitzreihen aus – über Petting und sonstige Kontakte war in den Logen eigentlich alles drin, weshalb ein Kinobesuch ohne Begleitung eigentlich als Geldverschwendung galt. Doch kannte die alte Zeit noch ein sehr strenges „Jugendverbot“. Auf den BH-Sitzen, gleich nach dem Saal-Eingang wachte Herr Albaner, ein großer Fan der Leinwand. An ihm war nicht leicht vorbei zu kommen. Noch ehe die obligate Wochenschau und danach der Hauptfilm beginnen konnten, spielten sich oft noch wahre Tragödien ab, wenn zum Beispiel die weibliche Begleitperson gar zu jung aussah oder es auch wirklich war. Für gewöhnlich galt das Hauptinteresse des Kontrollorgans aber doch wohl meistens dem jeweiligen Film. Wie wohlig fühlte man sich auf seinem Platz, wenn ganz sachte die Lichter ausgingen und es endlich dunkel wurde. Ein langer Vorspann, die einsetzende Filmmusik – und die Spannung war fast nicht mehr auszuhalten. Endlich, die ersten Bilder – natürlich lange noch schwarz-weiß – Landschaften, Menschen, ganz egal, man hätte eine Stecknadel fallen gehört, so still war es um einen herum. Erwachsene Leute saßen starr da, als wären sie elektrisiert.
Dann kam die Zeit, wo die alten amerikanischen Filme in den Hintergrund gedrängt wurden. Wiener und Berliner Filmstudios hatten mehr und mehr das Sagen. Ein Paul Hörbiger, ein Hans Moser, Hans Holt, Willi Bürgel, Theo Lingen und wie sie alle hießen. Sie waren die wirklich Großen jener Zeit. Natürlich gehörten auch Damen wie Paula Wessely Marika Röck, Zara Leander usw dazu. Filmgrößen mussten nicht nur spielen können, auch Tanz- und Gesangkunst waren gefragt. Jedermann hatte seine(n) LieblingsdarstellerIn, die/den man vergötterte. Programmhefte wurden gekauft, gesammelt, verliehen oder getauscht. Man tapezierte damit seine eigenen armseligen vier Wände. Ein Platz im Herrgottswinkel hätte grade noch gefehlt. Vorbei die schöne Zeit, sie kommt nie wieder!
Von der NS-Film-Ära zu reden, wäre eine eigene Geschichte. Lassen wir das lieber. Gleich nachdem die Tommys unsere Stadt in Besitz genommen hatten, war natürlich auch das Kino Gegenstand der Besetzung. St. Veiter raus, Tommys rein. Diese hatten neben den eigenen Filmen sogar eigene Kino-Vorführer. Es gibt noch Fotos davon! Die Besatzer zeigten sich bald großzügig, zuerst den begleitenden Damen gegenüber und erst danach den gewöhnlich Sterblichen. Als dann endlich die neuen amerikanischen Farbfilme kamen, war die Begeisterung darüber grenzenlos.
Bis 1958 hielt der Boom ständig steigender Besucherzahlen österreichweit an, ehe es erst langsam, dann immer stärker zu empfindlichen Einbußen kam. Das Fernsehen brachte es mit sich, dass – vorerst mehr in den Städten als in den weniger gut tv-versorgten Tälern – das Patschen-Kino seinen Siegeszug antrat. Von 122 Millionen Kinobesuchern des Jahres 1958 sank die Zahl Schritt für Schritt auf 15 Millionen im Jahre 2008. In jüngster Zeit hat es allerdings den Anschein, als könnte die schwächelnde Qualität des Fernsehprogrammes einerseits und die internationalen Erfolge unserer Filmschaffenden andererseits zu einer Trendwende führen.
walter.wohlfahrt in „Stadt-Blattl“ Feber 2013

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