Haus Alter Platz 20 einst und jetzt

März 11, 2018 um 15:29 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , , ,


Diese Ansicht zeigt der Reihe nach Haus Nr. 22 Apotheke, Haus Nr. 21 Ginhart, Haus Nr. 20 Ellersdorfer und Haus Nr. 19 Hahn. Das alte Tor des Kronwirts mit Rundbogen, die hölzernen Vorbauten beim Hause Ginhart, wie am Hahn Haus sind noch schön auszumachen. Beim Hahn ist, wie man sehen kann, der Dachboden schon ausgebaut.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Um in der Reihe der Platzhäuser fortzufahren, wäre jetzt der Kronwirt, heute Ellersdorfer dran. Über die alten Gasthäuser, teilweise auch über den Kronwirt, wurde von mir schon vor mehr als sechs Jahren im damaligen „Zentrum“ der Firma Knapp ausführlich berichtet. Die wenigen Treuen, die mir versichern, alle Folgen zu sammeln, können dort leicht nachlesen.
Einige der einstigen Wirte nannten sich an dieser Adresse sogar „Zur goldenen Krone“! Zahlreiche und namhafte Geschlechter mühten sich redlich an dieser Örtlichkeit. Die meisten von Ihnen scheinen auch im Bürgerbuch auf, das heißt, sie waren bürgerliche Gastgeb und somit in besonderer Weise zu privater und geschäftlicher Anständigkeit verpflichtet, ja sogar feierlich darauf vereidigt. Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück sind „Kron-Wirtsleute“ noch namentlich festzumachen. Weil aber die Häuser aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammen, kann man die Tradition der Gastlichkeit hier ruhig zweihundert Jahre älter ansetzen.
Man geht richtig in der Annahme, dass sich anfänglich und für lange Zeit hauptsächlich Stadtbewohner im Kronwirt zeigten und nur ab und zu der eine oder andere Durchreisende. Diese Situation änderte sich fast schlagartig mit der allgemeinen Bauernbefreiung. Ab 1850 waren es nicht mehr sporadisch die reichen Krappfelder sondern auch die kleineren Bauern, welche die Stadt brauchten, um ihre Produkte an den Mann zu bringen und vielleicht einmal einzukehren. Der Pferde-Wagen-Verkehr nahm jetzt merklich zu, sodass Notar/Bürgermeister Spöck aus berechtigter Sorge um die allgemeine Sicherheit, damit anfing, Tore und enge Stellen zu schleifen.
Mit Josef Wieser nehmen wir uns einen Kronwirt heraus. Die Adresse lautete damals noch Innere Stadt 67. Geboren 1788, starb er 1846 mit 58 Jahren. Verheiratet war er mit Katharina Wutte. Dass es auch schon zu Zeiten des Josef Wieser durchaus üblich war, Hochzeitsgesellschaften an sich zu ziehen indem man auch Gevatter-Dienst gerne übernahm, beweist das Folgende: 1823 gibt Josef Wieser als „Gastgeb zur Goldenen Krone“ den Trauzeugen für die Braut Rosina Wutte, Tochter des Valentin Wutte, Starzacher am Stromberg. Möglicherweise eine Verwandte seiner Ehefrau und vielleicht ein Hinweis, dass auch letztere vom Kraigerberg kam. Wutte hat es zeitgleich auch in Tratschweg gegeben und natürlich im Glantal. Als den Eheleuten die Tochter Theresia Magdalena geboren wird, ist Magdalena Mayer, bürgerliche Gastwirtin, allhier (wo wirklich?) die Patenschaft. Das ist insofern auffällig, als 1841-1846 ein Andreas Mayer (Verwandter?) als Wirt und von 1846 (Sterbejahr des Josef!) bis 1861 doch wieder Witwe Katharina Wieser als Kronwirtin aufscheint.

Werbung

Das ehemalige Ginhart-Haus Unterer Platz 21

März 1, 2018 um 14:30 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Von der Bärenapotheke stadtauswärts kommt man gleich zum Ginhart Haus. Schon einige Jahre herrscht dort zwar geschäftliche Stille, aber bemerkenswert bleibt die Stelle doch. Es ist hier nicht nur ein alter Geschäftsposten (seit mindestens 1700 lösten sich hier angesehene Kaufleute ab) es ist auch das Geburtshaus eines großen Sohnes unserer Stadt, Kunstexperte Professor Karl Ginhart (21.11.1888-10.3.1971). Im Jahr 1898 hat der Klagenfurter Zimmermeister Bloth zur erwünschten Vergrößerung der Schaufläche dem Erdgeschoß eine kunstvolle Holzfassade vorgesetzt. Die derzeitige Verblendung samt Bemalung zur Kaschierung des Leer-Standes wirkt reichlich deplaciert. Derartige Geschäftsfassaden sind da und dort in der Stadt noch anzutreffen und wären eigentlich schützenswert.
Zum Haus wäre zu bemerken, dass seine Entstehungszeit in das späte 15. Jht. reicht. Die Platzseite ist mit drei Fensterachsen relativ bescheiden, die Ausdehnung in die Tiefe aber beachtlich. Ein alter Säulengang verbindet in den Stockwerken, die platzseitigen Wohnräume mit den hinteren Nebenräumen. Der lange Stillstand war weder für die Erben noch für das Anwesen insgesamt ein Gewinn. Man sollte eben beim Vererben nach Möglichkeit eine Teilung in ideelle Hälften vermeiden. Die damit verbundenen Probleme potenzieren sich bei jedem weiteren Erbgang. Endlich hat sich ein Käufer gefunden und auch die Verkäufer konnten sich einigen. Letzteres ist vielfach die Crux.
Über die Solidität der alten Händler habe ich schon einmal in der Kärntner Landsmannschaft berichtet. Doch wer hat die Nummer des Jahre 2001 schon so schnell bei der Hand? Drum sei hier ein wenig nachgeholfen und einmal kurz wiederholt:
„Heute kennen wir fast nur noch unsere Großmärkte, unser hilfloses Suchen zwischen den Regalen mit wenig oder gar keiner Beratung, das lange Warten vor den Kassen, wie wohl auch das Ablaufdatum, die Preisauszeichnung und die Produktdeklaration. Aber was es einst hieß, ein Verkaufsgewölbe in der alten Herzogsstadt zu haben, für guten Einkauf, sichere, schadensarme Lagerung, für den beide Seiten zufriedenstellenden Verkauf zu sorgen, die notwendigen Warenkenntnisse zu besitzen, mit Lieferanten, Finanzbehörden und Gerichten, hauptsächlich aber mit den Kunden richtig umzugehen, davon kündet heute keine Ruhmestafel mehr! Viel Verstand, große Umsicht, ein gutes Verhältnis zum Verkaufs- und Hauspersonal, ausreichenden Überblick auf Angebot und Nachfrage, d.h. über optimale Möglichkeiten sowohl der Warenbeschaffung wie des Absatzes, Genauigkeit in der Buchführung, Ehrlichkeit bei Maß und Gewicht, Vorsicht in der Geld-Gebarung, dies alles und noch manches mehr war für den biederen Handelsmann, so er nur halbwegs erfolgreich sein wollte, eine Selbstverständlichkeit.
Daneben durfte das Familienleben keineswegs zu kurz kommen. Welche Belastungen müssen Geschäftsfrauen auf sich zu nehmen bereit gewesen sein, dass sie die oft gar nicht so wenigen Kinder zu fleißiger Mitarbeit oder zu emsigem Lernen anhielten, diese je nach Begabung auch den schönen Künsten oder gar einer akademischen Laufbahn zuführten. Derartige
Großleistungen des sogenannten Bildungsbürgertums waren auch in St.Veit a.d.Glan gar nicht so selten. Vom Pädagogen oder Kunsthistoriker hin zum erfolgreichen Juristen oder gar zum weltbekannten Arzt und Gynäkologen spannt sich ein weiter Bogen.
Einem bekannten Umstande, dass nämlich im Falle des Vorkommens minderjähriger Erben in aller Regel eine gerichtliche Schätzung des Verlass-Vermögens vorzunehmen war, verdanken
wir zwei schöne einschlägige Zeitbilder. Wohl sind dies nur Gegebenheiten eines ganz bestimmten Stichtages, Momentaufnahmen sozusagen, doch dem aufmerksamen und geduldigen Betrachter gewähren sie manch interessanten Einblick in die Arbeits- und Sozialwelt von seinerzeit.
Beginnen wir mit dem altehrwürdigen Geschäftsposten am Unteren Platz Nr 21, den es – mit anderer Ausrichtung zwar – heute noch gibt. Was das Schöne dabei ist, auch die hölzernen Auslagenfenster bestanden unverändert fort wie anno dazumal und mit diesen fangen wir an. Ihr Inhalt ist sehr penibel verzeichnet. Auf diese Weise erfahren wir schon von außen, was uns in den großen und kleineren Stellagen, auf und in der Hauptpudel, an den Wänden und am Plafond des Verkaufslokales, in dessen Kellern, Vorhäusern und Magazinen bis hinauf unter das Dach so an Güter- und Warengruppen erwartet. 790 Positionen im Werte von 23.000 Kronen sind es im Hauptgeschäft, damals Haus Nr.68, 144 Posten zu 750 Kronen im Nebenbetrieb Villacher Vorstadt Nr.16 – heute Brückenwirt.
In der Auslage links I fanden sich Taschen, Hemden, Leiberl, Deckerl und Rucksäcke – in Auslage links II, Blaudruckstoffe, Schuhe und Schirme – in der großen Auslage rechts vom Eingang, 10 Kleiderstoffreste, Barchente sowie, der Jahreszeit gemäß (denn es war schon im Oktober des Jahres 1911) Kalender und Schulbücher – in der kleinen Auslage rechts, Knabenanzüge und Filzschuhe – beim Eingang links, Hemden und Strümpfe. Zum Sortiment gehörten auch, meist unverpackte Lebensmittel, doch ohne Eignung für die Auslage.
Im Geschäft selbst lagen neben und übereinander, obzwar in guter, übersichtlicher Ordnung
– die Reihung in der Inventur ist eher zufällig – Tee, Schuhpaste, Schultaschen, Ansichtskarten, Schreibrequisiten, Toilettenseife, Geldtascherl, Krawatten, Schokoladen, Taschentücher, Kinderhauben, Handschuhe, Hosenträger, Krägen, Garne, Manschetten, Schuhbänder, Wolle, Knöpfe, Riemen, Balsam, Trikotwäsche, Tücher, Bodenlappen, Waschmaschinen (für den „Handbetrieb“!), Kleiderbürsten, Arbeiterwäsche, Pippen für Fässer, Arbeiterhemden, 15 Laib Brot, 30 Hüte Zucker, diverse Nachtlichter (Strom gab es erst ab 1912), Vitriol zu Baumschutz und Schädlingsbekämpfung, Aloe, Wurzen, Weinstein, Kolofonium zum Sauhaar´n, Leinsamen als Hausmittel für Magen- und Darmbeschwerden, Borax vielleicht schon als Putzmittel, Korke, Kreide, Kletzen, Schellack zur Versiegelung von Briefen oder Flaschen, Federweiß das bewährte Gleitmittel für Tanzböden, Kalmus, Antimon vielleicht für Heilzwecke, Wacholder, Pfeffer, Farben, Sämereien, Myrthen, Gewürze, Erbsen, kärntnerisch Arbaslan“. Walter Wohlfahrt

Erstelle kostenlos eine Website oder ein Blog auf WordPress.com.
Entries und Kommentare feeds.