Gründung des Verschönerungsvereines – Zeit und Persönlichkeiten
September 10, 2013 um 13:53 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarIn diesen Tagen begrüßte unser Herr Bischof die Teilnehmer eines Symposiums aus Anlaß der Tausend-Jahr-Feier des Klosters St.Georgen. Er schloß sehr programmatisch mit den Worten Geschichte für Zukunft – gemeint war in seinem Falle der Antrieb aus dem Glauben, damals – heute – und für die kommende Zeit.
Ein solches Motto paßt, so finde ich, ebenso für den heutigen Abend!
Um eine historische Leistung – und die Gründung des Verschönerungsvereines von St.Veit vor 112 Jahren wie seine jahrzehntelange segensreiche Tätigkeit dürfen zweifellos so genannt werden – um also eine solche Leistung entsprechend werten und würdigen zu können, ist es vorerst erforderlich
1. die allgemeinen Zeitumstände von damals zu beleuchten
2. die Stadt möglichst so zu sehen, wie sie sich den Gründern dargeboten hat
3. die handelnden Personen nicht nur zu nennen, sondern auch ihre
gesellschaftliche Stellung, ihren persönlichen Zuschnitt kennenzulernen.
Ich möchte das mir gestellte Thema in diesem Sinne entwickeln und erst zum Schluß hin auf den eigentlichen Gründungsakt zu sprechen kommen. Über das Gründungsdatum hinaus – so wurde mir gesagt – schweigt ihre Vereins-Chronik leider über weite Strecken. So wäre etwa die Reihe der Funktionäre ebenso, wie das Wissen über wichtige Vorhaben und Beschlüsse des Vereines lebhaft gewünscht. Dafür sind Chancen durchaus vorhanden, sobald nur die amtlichen Vereinsakten wieder greifbar sein werden. Im Augenblick kann es wohl eher ein glücklicher Zufall, daß ich noch knapp v o r der Überstellung des großen Aktenbestandes von der Sicherheitsdirektion des Landes Kärnten, wo er bis vor kurzem geführt wurde, hin in das Kärntner Landes-Archiv, wenigstens einen kurzen Blick auf die fraglichen Schriften tun konnte. Allerdings wußte ich zu der Zeit noch nicht vom Interesse und vom verständlichen Wunsche Ihres verehrten Herrn Obmannes. Die Lage derzeit ist kurz gesagt der Gestalt, daß es noch Wochen und Monate dauern kann, bis das umfangreiche alte Vereinsregister im Landesarchiv katalogisiert, aufgestellt und allfälligen Nachforschungen wieder zugänglich sein wird.
Zu Punkt eins – das wären die allgemeinen Zeitumstände um das sogenannte Fin de siecle. Das Kaiserreich blüht noch einmal sichtlich auf. Beachtlich sind Erfindergeist, Errungenschaften von Technik und Industrie. Architektur, Malerei, Ton- und Dichtkunst bringen Großartiges hervor. Eine neu gewonnene Liberalität begeistert zwar noch nicht alle Österreicher gleichermaßen, denn das angestrebte freie und allgemeine Wahlrecht ist noch vorenthalten, immerhin freuen sich aber weite Teile des Bürgertums, das sich seiner gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung mehr und mehr bewusst wird. Ein solch kurzes, ein letztes Aufblühen ist aber bekanntlich Todgeweihten eigen!
Die Monarchie ist längst von inneren und äußeren Feinden bedroht. Der Vielvölkerstaat wird als Völker-Kerker empfunden. Die zentrifugalen Kräfte sind, all dem alten Glanz zum Trotze, nicht mehr beherrschbar. Das deutsche Element im Reichstag zu Wien kämpft schon mit dem Rücken zur Wand gegen fast alle anderssprachigen Abgeordneten. Das Verhältnis zu Deutschland, seit Maria Thersias Zeiten und seit ihren Verteidigungskriegen gegen Preußen schon sehr belastet, erlitt durch Napoleon, Rheinbund und Ablegung der Deutschen Kaiserkrone durch den Habsburger – um nur ein paar Stichworte zu nennen – einen schweren Schlag. Das Ergebnis des preußisch-französischen Krieges mit Ausrufung des Deutschen Kaiserreiches versetzt viele alldeutsch gesinnte Österreicher in helle Begeisterung. Und es gibt nicht wenige, auch hier in St.Veit, deren Sympathien eher dem fremden als dem eigenen Kaiserhaus gelten. Solches aufzuzeigen ist nicht unwesentlich, wenn wir uns in der Folge auf die Stadt selbst konzentrieren werden.
Wie erlebten nun die Protagonisten des Vereines ihre, d.h. unsere Stadt?
St.Veit, ein beschauliches, ein kleines Städtchen. Die Vorstädte noch ganz wenig verbaut. Landwirtschaftliche Flächen, Pferd- und Kuhweiden, Hopfen und Spargelgärten herrschten dort vor. Die Stadt bestand aus Bauer-Bürgern und in den Hinterhöfen wurden allerlei Haustiere gehalten. Einige Kaufleute von Bedeutung, viele Gasthöfe mit zum Teil vielsagenden Namen wie „Schwarzer Adler“, „Wartburg“ oder „Hindenburg“. Die Eisenbahn war wohl noch nicht in der Stadt; der Schnellzug nach Wien oder Klagenfurt jedoch in Glandorf bereits in greifbarer Nähe. Mit den v o r e i n e r Generation erst geschaffenen neuen staatlichen Behörden wie Bezirkshauptmannschaft, Bezirksgericht, Steueramt etc. kamen nicht selten Beamte aus den verschiedenen Kronländern hier her und bildeten nicht zuletzt mit Notaren, Anwälten, Lehrern und Medizinern eine neue Schicht, die in der Stadtgesellschaft Anschluss suchte und fand.
Selbst eine Kaserne gab es in Glandorf und damit Dragoner, Husaren, fesche Offiziere, heiratslustige Chargen und Gemeine. Nicht nur dadurch, noch zusätzlich durch eine markante Änderung im sogenannten Bürgerrecht, vollzog sich ein sichtbarer Umbau der städtischen Gesellschaft. Ergänzt durch die Nähe der Eisenbahn und die ständig wachsende Zahl der dort Bediensteten, ergab sich ein starkes Wachstum für Handel und Gewerbe, vor allem aber ein Zuzug „neuer Bürger“
Was einstens das Geschäft mit dem Eisen für die Stadt bedeutet hat, das war bald der Getreide- , Holz- und Viehhandel. Eine besondere Bedeutung beim Getreide, hatte der Handel mit Hafer. Es soll Bauern gegeben haben, die allein vom Haferanbau leben mussten. Der Bedarf an Hafer war landesweit enorm. Man denke nur an das Militär und daran, dass damals noch mit 1 oder 2 PS aus zu kommen war und das waren die Ein- oder Doppelspänner. Wenn wir dem Chronisten glauben dürfen, so wurden beträchtliche Hafermengen einmal wöchentlich in St.Veit von Klagenfurter oder auswärtigen Juden aufgekauft, bis Fritz Knaus auf die Idee kam, große Abschlüsse mit Militärstellen und Südtiroler Händlern zu tätigen und dazu den Hafer gleich bei den Bauern direkt zu kaufen.
Übrigens, es ist interessant, sich vorzustellen, was es damals alles noch gar nicht gegeben hat: Kein Strom (schlechte Straßenbeleuchtung), kein Kino, kein Auto, kein Telefon, keine Badezimmer etc. etc.
Ein Gründungseifer sonder gleichen erfasste die Stadt: Männergesangverein (1863), Sparkasse (1873) Barmherzigen-Spital (1877), Städtisches Museum (1885), Feuerwehr, Turnverein und Kriegerverein, natürlich auch unser Verschönerungsverein. Neue Statuten gaben sich die Bürgerliche Trabantengarde (1883) und der Bürgerliche Goldhauben Frauenverein (1885). Die Liste ist längst nicht vollständig. Trotz einerseits weit verbreiteter Armut war man allenthalben voll Begeisterung und Zuversicht. Man feierte mit Inbrunst patriotische und kirchliche Feiertage, Sängerfeste, Fahnenweihen usw. usw. Auch in dieser Hinsicht gab es noch eine Reihe glänzender Jahre vor dem endgültigem Niedergang und vor der Katastrophe des I. Welt-Krieges.
Diesen Abschnitt abschließend sei noch ein höchst bezeichnender Aufruf von Bürgermeister Reichel an die Stadtbevölkerung wiedergegeben. Es spricht alles dafür, dass der Verschönerungsverein den Anstoß dazu gegeben hat. Stammt der Bericht auch genau genommen aus 1899, so darf man darin wohl die Verhältnisse des Gründungsjahres erblicken. Der Herr Bürgermeister wendet sich „unter Hinweis auf Pestfälle (in weiter Ferne !) an alle Hausbesitzer und Inwohner der Stadt und fordert mehr Hygiene, Sauberkeit und Reinlichkeit…….“. Im übrigen wird angekündigt, dass die Stadtpolizei angewiesen sei, von nun an Trinkwasserbrunnen und Aborten besondere Aufmerksamkeit zu schenken. In solcher Zeit und im beschriebenen Umfeld wirkten nun die Hauptakteure womit wir schließlich zum dritten Teil, zu den handelnden und maßgeblichen Persönlichkeiten der Vereinsgründung kommen.
Erster Funktionär und „Gründungs-Vorstand“ war offiziell Dr. Johann Spöck, k.k. Notar in St.Veit, später von 1904 bis 1912 auch höchst verdienstvoller Bürgermeister der Stadt. Sein Stellvertreter ist der k.k. Bezirksarzt Dr.Anton Hölzl. In anderen Berichten wird Fritz Knaus, Großkaufmann, Inhaber vieler Ehrenämter und Funktionen, später auch noch Essigfabrikant, immer wieder als Gründer des Verschönerungsvereines genannt. Er wird schließlich auch mit Macht und Einfluß die Erbauung des St.Veiter Hauptbahnhofes mit Trassenführung über Goggerwenig (1912) durchsetzen. Viele frühe Initiativen des Vereines gehen auf Anregungen von ihm zurück.
Während Dr. Spöck aus dem Lavanttal hier her gekommen war und natürlich, um einen solchen Posten überhaupt bekommen zu können, vorher gedient haben musste, entstammte Fritz Knaus einer örtlichen Kaufmannsfamilie, der es verstanden hatte, sich dem Militärdienst zu entziehen. Beide letztgenannten Herren gehörten zwar der gleichen politischen Richtung an, nämlich der Großdeutschen Partei, (siehe das Obgesagte!) waren eng befreundet, aber in ihrem Wesen so grundverschieden, dass es krasser gar nicht sein konnte.
Ein kleiner zeitlicher Vorgriff sei gestattet, weil er zugleich von einer ersten Krise im Verein Kunde gibt. Fritz Knaus, der vielgereiste Kaufmann brachte in Vorschlag, der Verein möge ein repräsentatives Buch über die Stadt und ihre Umgebung herausbringen, um damit den Fremdenverkehr und die örtliche Wirtschaft zu beleben. Zu den enormen Kosten beantragte Knaus als Gemeindemandatar einen bedeutenden Zuschuß der Stadtgemeinde. Dr. Spöck. damals schon Bürgermeister, lehnte ab. Aus Protest darüber legte Knaus seine Gemeindefunktionen zurück. Die konziliante und versöhnliche Antwort des Bürgermeisters darauf ist erhalten geblieben und gibt die durchaus ehrenwerten Argumente, die gegen eine Buch-Finanzierung sprechen, glaubhaft wieder. Spöck sieht dem Freund dessen in offener Sitzung gezeigte Erregung (Beleidigung) großmütig nach und bittet um Verständnis, dass er Bürgermeister für alle St.Veiter zu sein und mit den kargen Mitteln gerecht und sparsam umzugehen habe. Der verlangte Aufwand wäre vielleicht Großstädten wie Paris oder Rom angemessen, nicht aber für St.Veit. Man möge doch bloß einmal Straßen, Plätze, Gasthöfe und Herbergen von St.Veit mit jenen anderer Orte vergleichen um sofort zu erkennen, wie wenig gerechtfertigt eine derartige Geldausgabe sei. In der örtlichen Gastronomie fehle es doch noch an allen Ecken und Enden und so sei es nach seinem Verständnis im höchsten Maße unseriös, Menschen und Gäste anzusprechen, deren Erwartungen man in keinster Weise erfüllen könnte.
Sein Resume über 8 Jahre als Bürgermeister ist erhalten geblieben. Es erzählt von seinen enormen Leistungen, aber auch von Undank, von Präpotenz und von wenig Einsicht seiner Zeitgenossen. Ist das vielleicht einfach das Los eines jeden aufrechten Mannes?
Beide Persönlichkeiten waren, jede in ihrer Art, der Zeit weit voraus. Knaus ökonomisch, Spöck politisch. Spürte der eine, daß im Fremdenverkehr eine Chance liegt so war für Spöck schon damals klar, daß man auf Dauer nicht gegen die Arbeiterschaft und den sogenannten Kleinen Mann die Stadt regieren könne. Beide sollten – wie es die Geschichte lehrt – in ihren Überzeugungen recht behalten.
Zum Schlusse kommend, bringe ich einige wörtliche Zitate aus den amtlichen Vereinsakten:
Das mit 23. August 1891 unter Zahl 9256 genehmigte Statut nennt als Vereinszweck „Die Verschönerung von St.Veit und Umgebung nach Kräften zu fördern, namentlich für die Erhaltung und Verbesserung bestehender und Schaffung neuer Anlagen und Wege, Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern, Aufstellung von Ruhebänken, Wegweisern usw. zu sorgen und auf Pflege der Reinlichkeit, Sauberkeit und Nettigkeit sowohl der Straßen und Gassen der Stadt als auch der Häuser und Hofräume durch Wort und Beispiel hinzuwirken und möglichsten Einfluß zu nehmen.“ Die Zahl der Mitglieder wird dabei mit 48 angegeben.
Damit wären wir wiederum am Ausgangspunkt und ich wiederhole die Stelle, , die dort lautete – „Geschichte für Zukunft“
Dass dieses Motto, verbunden mit dem kurzen Blick in die Vergangenheit geeignet sei, Sie, hochgeschätzter Vorstand, und Sie, verehrte Mitglieder auch in der Zukunft zu vielen weiteren Taten für unsere laufend schöner werdende Stadt zu beflügeln, das dürfen wir uns alle von Herzen wünschen.
Dr. Johann Spöck, Notar in St. Veit/Glan
September 9, 2013 um 16:42 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Bahneröffnung, Bürgermeister, deutsch national, Fremdenführer, Fremdenverkehr 1911, Fritz Knaus, Geschichte der Stadt, Gewerbeausstellung, Johann Spöck, liberal, Notar, Schulden, Sparkasse, Subvention, Tyrannen, Verschönerungsverein
Dr. Spöck war einer der großen in der langen Reihe von Bürgermeistern der alten Herzogstadt St. Veit. 1904 trat er sein Amt an und 1908 wurde er auf überzeugende Art wiedergewählt. Weil er ein für die damalige Zeit recht modernes Amtsverständnis hatte, geriet er innerhalb seiner politischen Heimat, man kann diese als liberal und deutsch national bezeichnen, immer öfter in Querelen. Letztlich war er vielleicht doch zu wenig antiklerikal und zu arbeiterfreundlich. Er konnte mit beschränkten Mitteln große Erfolge erzielen, verzichtete dann aber 1912 auf eine Wiederwahl.
Für seine Schwierigkeiten mit den eigenen Leuten ist ein Brief so richtig bezeichnend, der in einem handschriftlich aufgesetztes Konzept vom 9.8.1911 erhalten geblieben ist. Gerichtet war dieser Brief an keinen geringeren als an den hoch angesehenen Fabrikanten und Kaufmann Fritz Knaus:
Lieber Knaus
Du hast am 9. d M mit einer Eingabe die Ämter eines Ausschusses und eines Direktors zurückgelegt; ich kann dieselbe natürlich erst bei den nächsten Sitzungen vorbringen. Aber ich muss Dir doch sogleich etwas erwidern.
Du hast mich gestern einen Tyrannen geheißen, ich bin darüber gar nicht erzürnt, denn Du hast offenbar eine falsche Auffassung bezüglich dieser Bezeichnung. Tyrann ist ein unbeschränkter, gewalttätiger Herrscher, der sich eigenmächtig an die Spitze empor geschwungen hat. Es ist aber doch bekannt, dass ich frei gewählt wurde und dass ich ferner nichts selbständig tue, sondern die geringsten Angelegenheiten vor den Ausschuss bringe.
Dass ich mehr Einfluss habe als irgend ein anderes Mitglied ist doch ganz natürlich und ich würde mich auch schön bedanken, wenn meine Anträge unbeachtet bleiben würden, man hat doch keinen Waschlappen oder dummen Menschen an die Spitze gestellt und bisher sind auch keine Dummheiten unter meiner Führung vorgekommen.
Ich anerkenne Deinen Verdruss vollkommen, Du hast Dinge durchgeführt, die Dir niemand nachmachen wird, aber Du hast einen Fehler, wenn nämlich nicht alles ganz genau nach Deinem Kopf geht, dann ist es aus. Nicht einmal eine Besprechung, eine Debatte über Deine Anträge ist Dir angenehm. So oder so!
Jetzt hast Du Dich in die Idee eines Fremdenführers verrannt und wir haben 1896 und 1904 solche mit Kosten herausgegeben. Die Geschichte der Stadt ist belanglos und kann auch in neuer Bearbeitung nichts Interessantes bieten und ein Führer, der 1.600 Kronen kostet, für die Stadt und Umgebung ist etwas naiv. Nicht 50 Exemplare werden verkauft, denn die Reisenden kaufen solch dicke Bücher über die interessantesten Städte der Welt nicht. Du siehst natürlich Deine Vaterstadt mit anderen Augen an, als ein Unparteiischer der viel herum gekommen ist. Sonst würdest Du nicht darauf dringen, den Esel beim Schweif aufzuzäumen. Wir müssen zuerst den Aufenthalt in St. Veit angenehm machen, für Unterkünfte sorgen und die Wirte für die Sache interessieren. Weit werden wir es mit dem Fremdenverkehr allerdings nie bringen, weil uns ein See und Berge fehlen.
Ich bin kein Hasser des Fremdenverkehrs, allerdings auch kein großer Freund, weil er uns alles verteuert und auch die …… sozialen Verhältnisse schlechter werden, und weil er … nie so viel eintragen wird, dass die Verhältnisse auffallend verbessert werden könnten.
Trotz der Nachteile für Beamte und überhaupt für Angestellte sind es gerade diese Kreise, welche den Fremdenverkehr durch Geldleistungen am meisten unterstützen und nicht die Geschäftsleute, die den Profit haben; dies ist die Klage im ganzen Land. Ich bin der Ansicht, dass ein ganz kleiner Führer mit einer kleinen Orientierungskarte, den man bei jeder Gelegenheit verschenkt, vollkommen genügend sein dürfte, denn solche Führer, wie projektiert, passen höchstens für Venedig, Neapel, Paris usw.
Gemeinde, Sparkasse, Verschönerungsverein, alles geht aus einem Sacke und man sagt, dass der letztgenannte Verein Schulden hat. Für die Gemeinde bin i c h verantwortlich und ich werde nicht zulassen, dass bei jeder Sitzung Ausgaben beschlossen werden, für die es keine Deckung gibt. Ich bin keine Puppe und wenn ich nicht wüsste, dass die Gemeinde in große Verlegenheit käme, würde ich den Ehrenposten in die Hände meiner verehrten Wähler zurücklegen, weil einer der hervorragendsten Bürger in seiner Aufgeregtheit, ein solches Urteil über das Oberhaupt abgibt. Im Inneren bist Du allerdings anderer Ansicht.
Sag mir einmal, wie kommt denn der Verschönerungsverein dazu, schon derzeit bezüglich eventueller Feierlichkeiten bei der Bahneröffnung Beschlüsse zu fassen? Und glaubst Du, dass diese hohen Beamten etc. das Buch lesen werden? 300 Exemplare musste ich an die Schulen verschenken, weil sie sonst im Archiv verfault wären und man will 3.000 machen! Man will Fremde herbeiziehen und kann dann nicht einmal ein Quartier bieten. Mich wundert Dein Vorgehen um so mehr, als Du ja in der Welt herumgekommen bist und gesehen hast, was man Fremden bietet.
Zur Sitzung kann ich natürlich nicht kommen, denn da gäbe es wieder einen Zusammenstoß und bekehrt werden wir beide nicht. (Unleserlicher Einschub) Ich kann Dir nur sagen, dass ich große Subventionen nie zulassen werde. Ich fürchte, dass wir bei der Handwerks-Ausstellung noch sehr stark in Mitleidenschaft gezogen werden, denn auch diese ist zu großartig angelegt worden. Ich trage nichts nach und ich hoffe, dass Du mir auch in dieser Beziehung gleichst nicht nur in Bezug auf Heißblütigkeit.
Mit deutschem Gruß Dr. Spöck
So weit der vielsagende Brief eines ehrlichen Mannes, der sich zu aller Zeit – welch seltenes Beispiel bis auf den heutigen Tag – mehr seinem Amt als seiner Partei verpflichtet fühlte. Wer daran nur den geringsten Zweifel hegt, dem sei der „Bericht über die Zeit des Gemeindeausschusses der Stadt St. Veit in Kärnten für die Zeit von 1890 bis Ende 1912“ erstattet von Dr. Johann Spöck, k.k. Notar – (vom Scheitel bis zur Sohle) – im Druck erschienen bei Heinrich Schlick zur Lektüre wärmstens empfohlen.
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