Über das Clarissen-Kloster

Juni 6, 2014 um 17:00 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Nehmen wir an, der alte Zeneggenhof, zuletzt im Besitze der Familie Höfferer,  (demoliert Herbst 2003) würde noch auf seinem Platze stehen, weiter angenommen, ein Kaminfeger hätte heute hoch oben zu tun und gerade eine Kamera bei sich, er hätte genau dieses Bild mit Kloster und Klosterkirche vor sich. Ein Fotograph von heute müsste hingegen schon das richtige Zimmerfenster im Blumenhotel finden.

Kloster

Das ist die Situation zur Zeit der Anlegung des Stabilen Katasters 1829

Blick vom Blumenhotel

 

Das Kloster ist längst kein solches mehr und auch die Klosterkirche heißt nur noch so. Beides war jedoch einmal eine vollkommene Einheit. Im Jahr 1321 von Konrad von Aufenstein gestiftet und reichlich ausgestattet wurde das Kloster mit Clarissinnen aus Südtirol – der Heimat der Aufensteiner – besiedelt und die Kirche später sogar zur Begräbnisstätte von Konrad und dessen Gemahlin Diemud. Das Wappentier der Stifter, die Eule (Auff) ist heute noch neben dem Hauptaltar zu sehen. Konrad von Aufenstein wurde als neuer Herr auf Karlsberg zum  Hauptmann und Marschall von Kärnten erhoben. Dies alles als Landfremder wie selbst  sein Herr,  Herzog Meinhard von Görz-Tirol einer war. Als entscheidender Helfer des Habsburgers Rudolf im Streit gegen Ottokar von Böhmen erhielt Meinhard bald danach unsere Herzogswürde, sehr zum Missfallen des bodenständigen Adels von Kärnten und Steiermark einerseits und des mächtigen Erzbischofs von Salzburg anderseits. Letzterer hatte schon großen Territorialbesitz in Kärnten (Friesach, Althofen, Krappfeld, Hüttenberg) und reichte mit Taggenbrunn bis vor die Tore des jungen St. Veit. Sollte da vielleicht gar ein unbequemer Nachbar sich breit machen wollen? Viel Anlass also für Missgunst, Zwist und Streit; für Waffengang, Geiselnahme (1292) und Strafgericht.

Die Klostergemeinschaft der Heiligen Clara in St. Veit sollte mehr als zweihundert Jahre  segensreich wirken, ehe sie in  der Reformationszeit einging. Noch knapp davor datiert ein Urbar von 1515, welches das Stadtmuseum bis auf unsere Tage bewahrt. Es beschreibt Lage und Leistungs-Umfang von zahlreichen bäuerlichen Untertanen. Die dort verzeichneten Ortsnamen klingen teilweise fremd und können nur sehr bedingt heutigen Plätzen zugeordnet werden. Solch alte Ortsangaben sind die Spielwiese der Ortsnamenforscher, mit ihren oft weit her geholten und nicht immer leicht nachvollziehbaren Erklärungsmethoden. So heißt es einleitend „Piwech ein Gut hat der Mathily inne“ oder  „Seych Püchel Gut hat der Jacob in“. Neben Häusern, Wiesen und Wäldern  in und um die Stadt gibt es einerseits verstreut liegende Einnahmsquellen, anderseits einen auffälligen Schwerpunkt in der Gegend um Moosburg, Tigring, Klein St.Veit, St. Martin. Dies führt zwangsläufig zur Kardinalfrage, auf welchen Wegen das Frauenkloster zu all dem Besitztum gekommen ist? Da gibt es zuerst einmal die Grundausstattung durch den Stifter und wie es den Anschein hat, kam diese aus der vorhin genannten Gegend. Der Herzog hatte nämlich das Recht, ledig gewordene Güter und Grund-Herrschaften neu zu Lehen auszugeben.  Es ist wohl anzunehmen, dass dabei sein Marschall selten zu kurz kam. Ein solch unverhoffter Zuwachs erleichterte natürlich dessen Weitergabe an geistliche Einrichtungen wie Pfarren, Abteien und Klöster. Denn, seit langem gehörte es für Kaiser und Könige zum guten Ton, größere und kleinere gottgefällige Werke, sprich kirchliche Schenkungen zu tun. Diesen höchsten Herrschaften nachzueifern,  ihnen dabei möglichst nahe zu sein, war natürlich Wunsch und Berechnung  auch von weniger hohen Herren bis hinab zu Amtsträgern. Galt es doch dabei meist, sich eine prominente Grablege zu sichern oder sich gar ein ewiges Gebetsgedenken versprechen zu lassen. Nicht außer acht bleiben darf in diesem Zusammenhang, welch große Leistungen Kirche, Klerus, Konventualen  und Nonnen jener Zeit erbrachten. Leistungen in der Glaubensverbreitung, in der Seelsorge, bei Entwicklung des Bauwesens und Handwerks, der Bodenbewirtschaftung, der Schreibkunst und vor allem in der Armen- und Krankenpflege um nur die allerwichtigsten Aufgaben zu nennen. Es ist ja kein Zufall, dass sich die neue Zelle der Kleinen Schwestern ausgerechnet ganz nahe dem schon vorhandenen städtischen Siechenhaus, dem späteren Bürgerspital niederließ. Die Kleinen Schwestern der Hl. Clara standen bekanntlich  den Minoriten (=Franziskaner) besonders nahe. Schon vor 1321 könnten Franziskaner in der Stadt gewesen sein. Man weiß es nicht genau, wohl aber, dass sie ein Haus hatten und dieses auf die Clarissinnen über ging. Dieser Männerorden besiedelte jedenfalls 1640  das Kloster neu und florierte bis ca. 1800.

Die weitum verstreuten Besitztümer des Klosters konnten natürlich auch mit dem Eintritt von Söhnen oder Töchtern in einen Konvent zusammen hängen, quasi als eine Art Versorgung oder Aussteuer. Es lag in der Natur der Sache, dass menschliche Existenzen früher ihr Ende fanden als die unbeweglichen Güter, die einmal mitbrachten.

Was sich im aufgelassenen Klostergebäude in den letztvergangenen zweihundert Jahren so alles getan hat? Das ist eine eigene Geschichte-

In Stadt-Blattl Fritz Knapp erschienen Mai 2014

 

 

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Freund Rudi – Erinnerungen

Juni 6, 2014 um 16:30 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Acht Jahre sind schon wieder ins Land gezogen, seit mein väterlicher Freund und alter St. Veiter im 88sten zur letzten Ruhe bestattet wurde. Er war ein liebenswürdiger, humorvoller, ein geselliger und angenehmer Mensch – ein Glück für jedermann, der ihm begegnete oder der ihn so wie ich noch in hohen Jahren in voller geistiger Frische kennenlernen durfte um seinen Geschichten zu lauschen. Regelmäßig machte er seine Runden durch das Städtchen. Irgendwo, am sichersten beim Bäckerladen Schöffmann am Weyerfeld konnte man ihn im Kreise von Bekannten bei einem Glas Rotwein treffen.  Rudi war das personifizierte Zeitgeschehen, eine Stadt-Chronik auf zwei Beinen so zu sagen. Ein gutes Gedächtnis machte ihn zum talentierten Erzähler familiärer Schicksale oder zum Schilderer weit zurück liegender Begebenheiten. Sein Soldatenleben brachte in weit in die Welt hinaus. Dank seiner Profession kannte er die Stadt und Bezirk, wie kein anderer. Er war nämlich ein höchst begehrter und tüchtiger Fahrlehrer, der auch noch in scheinbar hoffnungslosen Fällen zur Fahrtauglichkeit verhalf. Mehr sei hier nicht verraten, wohl aber einige seiner „Lieblings-Stückel“.

Sternwirt um 1925 Autowerkstätte

Oben das alte Hotel Stern (heute Fuchspalast) im Hof hinten wirkte der alte Zygartowski, ehe er seine Werksätte nach vorne an die Straße verlegte (heute Notariat Sauper in der Friesacher Straße)

Etwa jenes von einem ehemaligen Bezirksrichter, namens Reinhold P. Von diesem wurde erzählt, er sei fast täglich, egal ob gerade amtshandelnd oder nicht, des guten Weines voll. Er pflegte deshalb, seine Sachen zu vereinfachen und die ihm lästigen Verhandlungen durch überraschende Freisprüche abzukürzen. Das blieb den Anwälten von St. Veit bis Klagenfurt nicht lang verborgen und führte eines schönen Tages dazu, dass man den Herrn Rat nach Gurk versetzte, wo es von Haus aus weniger zu tun gab.

Über die St. Veiter Schlaraffen, eine Verbindung akademischer alter Herren, sagte man, dort dazu gehörten u.a. Apotheker Berger, Dr. Gabron und Werner Knaus – doch mit Hitler war alles aus! Ihre „Burg“, den Ort ihrer Zusammenkünfte, hatten die Schlaraffen im Weißen Lamm. Nur Willi Anwandter, einstiger Oberkellner im Hotel Stern besaß ihr Vertrauen und durfte ihnen servieren. Keinesfalls war weibliches Personal zugelassen.

Leo Knaus und Major F.X. Kohla (1890-1977) waren dicke Freunde. Beide hatten es mit der Feuerwehr, der eine als Stadt- und Bezirks-, der andere als Landeskommandant. Das gute Einvernehmen kam nicht davon, dass beider Ehefrauen Ottilie hießen und so zu Namengebern für den frühgeschichtlichen Ausgrabungshügel der dreißiger Jahre zwischen Pulst und Glantschach (Ottilien-Kogel) geworden sind. Eher kam es wohl davon, dass Kohla seinen Freund zum Haus- und Hoflieferanten der Feuerwehr ernannte. Wo überall das Landeskommando einen Feuerwehrmann neu einkleidete, gab es den Stoff dazu gratis. Zu beziehen war das Material allerdings bei Leo Knaus in St. Veit. Kohla war übrigens auch Ausgräber auf Alt-Dornhof, ein wenig bekannter, versteckter Burgplatz direkt unter dem Lorenziberg, wo ihm wiederum  Männer der FF aus St. Veit sehr hilflichreich waren.

1945 erschienen vier Partisanen bei Kohla in Klagenfurt. Er wäre nicht der einzige gewesen, den man damals kurzerhand auf nimmer Wiedersehen mitgenommen hat. Dabei soll sich folgende Wechselrede entsponnen haben. Partisan: „Sind Sie Major Kohla“ – Antwort „Ja, und wer bist Du? und von wo bist Du?“  Nach kurzer Auskunft wieder  Kohla: „Dann warst Du dort der Feuerwehrkommandant.“ Partisan: „Ja , das war ich“ Kohla: „Dann musst mich ja eh kennen“  Daraufhin salutierte der Partisan, zog mit seinen Begleitern ab und kam nie wieder.

Leo Knaus war hoch betagt, da wollte ihm die Kameradschaft der Wehr gratulieren. Tochter Paula fand dies schon etwas zu beschwerlich und musste den Besuch abweisen. Die flotten Floriani-Jünger wussten sich zu helfen. Sie fuhren mit der neuen Drehleiter auf den Kirchplatz, klopften von  der Hinterseite des Hauses an ein bewusstes Fenster und überreichten so ihren Blumenstrauß.

Es war die Zwischenkriegszeit  und  ein Auto zu fahren, einfach faszinierend.  Nur reichten dazu die Mittel weder  bei  Herrn Gorton von Rothenstein noch bei Pepo Kleinszig auf Taggenbrunn und schon gar nicht beim Rechtsanwalt Franz Kleinszig. Man einigte sich daher auf den gemeinschaftlichen Ankauf und Gebrauch eines neuen Automobils. Leider war das keine glückliche Idee. Alsbald gab es Ärger über anfallende Kosten, Fahrzeiten und gerechte Aufteilung. Das Experiment war von kurzer Dauer. Und übrigens, nach Rudis Worten gab es damals nur zwei Persönlichkeiten in St. Veit, die über Bares verfügten: Dr.  Lemisch und August Voraberger, Gutsherr der eine und Landprodukte-Händler-Gastwirt der andere.

Noch einmal zurück zu Pepo Kleinszig.  Der Herr auf Taggenbrunn pflegte mit Karl Funder beim Schubernig in St.Veit regelmäßig Karten zu spielen. Eines Tages kam es dabei zu einer leichten Meinungsverschiedenheit was damit endete, dass Funder dem Partner eine Ohrfeige gab. Um eventuellen Weiterungen aus dem Weg zu gehen, griff Funder schlussendlich großzügig in seine Brieftasche. Alles war damit wieder in Ordnung und Kleinszig, inzwischen heimgekehrt, erzählte davon seiner Eheliebsten. Ihre Antwort soll  gewesen sein: „Nach langer Zeit bringst wieder einmal selber verdientes Geld nach Hause.“

1945 wurden mehrere prominente St.Veiter in Wolfsberg von Engländern festgehalten. Ihre  Ehefrauen fassten den Entschluss, den Männern, von denen man wusste, an welchen Tagen sie auf Außenarbeit sein würden, nicht nur einen Besuch zu machen, sondern auch etwas Nahrhaftes  mitzubringen. Auto und Benzin waren vorhanden, doch wer fährt? Rudi wurde dazu ausersehen und eines schönen Wintertages ging es los. Am Griffner-Berg steckte eine Kolonne englischer Militärfahrzeuge fest. Sie konnten die schneeglatte Bergstraße nicht bezwingen. Auch Rudi kam mit seinem Gefährt ins Rutschen und zum Stillstand. Kurz entschlossen, ließ er die Damen aussteigen, empfahl ihnen, das Stück bis zur Passhöhe zu Fuß zurückzulegen. Zwei Holzknechte, welche gerade des Weges kamen und in die gleiche Richtung wollten, hieß er links und rechts auf den vorderen Kotflügeln Platz nehmen, denn der Wagen hatte Frontantrieb. Zum Staunen der hilflosen Briten, kurvte unser Mann an ihnen vorbei und mühelos den Berg hinauf, erreichte die Höhe, wechselte seine Passagiere, kam gut nach Wolfsberg und auch wieder gut nachhause.

Noch viel mehr wäre zu berichten, wenn nur der Platz nicht immer knapp wär. Rudi war immerhin ein Kriegsjahrgang und hat als Soldat viel erlebt und sich manchmal gerne an relativ ruhige Zeiten hoch oben in Norwegen erinnert. Davon vielleicht ein andermal.

In St.Veiter Stadt-Blattl Fritz Knapp erschienen April 2014

 

 

 

 

 

 

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