Episoden aus Alt St. Veit

April 28, 2012 um 15:50 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Von Kindern und Narren kann man die Wahrheit erfahren

Diese Weisheit war nicht nur den alten Gendarmen gut bekannt, auch ein Herr Doktor Lemisch verstand es damit umzugehen. Doch davon später. Der heutige Aufsatz verfolgt einen etwas anderen Zweck.

Nach mehr als zwanzigjähriger, ununterbrochener Tätigkeit sind von mir in der „Kärntner Landsmannschaft“, in „St. Veit Kommunal“, im inzwischen eingestellten „Zentrum Kärnten“ und neuerdings im „Stadt Blattl“ in Summe mehr als 120 Aufsätze erschienen. Die Schwerpunkte lagen auf „Glantal“ und „Stadt St.Veit“. Da ist es wahrlich an der Zeit, den geneigten Lesern einmal ein großes Dankeschön zu sagen. Danke für die zahllosen, meist  positiven Rückmeldungen, für die wertvollen Anregungen, Ergänzungen und Ermunterungen, ob mündlich, ob am Telefon oder in schriftlicher Form. Viel Erfrischendes, manch Neues, das eine oder andere auch Weiterführendes habe ich so erfahren und meinem Computer-Hirn einverleiben dürfen. Immer wieder regten Texte wie Bilder die Phantasie und das Erinnerungsvermögen auf Leserseite an. Hieß es einmal, „da ist ja mein Großvater drauf zu sehen, der Straßenmeister von 1929“ so kam es ein andermal zu willkommener textlicher Erweiterung des Wissensstandes. Erstaunlich dabei immer wieder, von woher überall Reaktionen eingingen, ob von Völkermarkt, Klagenfurt, Villach oder von Klein St. Paul!

Mit dem letztgenannten Ort wäre ich wohl bei einem der eifrigsten und liebenswürdigsten Vertreter meiner Fun-Gruppe angelangt. Namen nenne ich keine, denn Datenschutz geht heute über alles. Aber liebe Anekdoten und kleine Mitteilungen verdienen es, hier wiedergegeben zu werden.

Jetzt also kurz zurück zu Doktor Lemisch! Mein schon hoch betagter Gewährsmann, (Jg. 1926) von beneidenswerter geistiger Frische und mit einem Briefstil, der so manchen Mittelschüler von heute in den Schatten stellen könnte, war noch ein armes Schulbübchen. Man lebte draußen an der Wimitz, wo heute wohl noch die alte Mühle steht, vom ehemaligen Wohnplatz seiner Familie, es war das Sägewerk des Herrn Lemisch, aber nur noch bescheidene Mauerrest zu sehen sind. So arm die Zeiten und Verhältnisse einst waren, für die Kinder war das Sägewerk, das dazu gehörige Gerinne sowie ein fischreiches Gewässer für Vergnügungen in freier Natur stets attraktiv.

Beim Kölnhof gab es einen sogenannten Hunds-Bua. Was zu dessen Pflichten gehörte, werden wir gleich erfahren, denn eines Tages trat der Herr Doktor mit Fragen an die spielenden Kinder heran. „Habt Ihr den Hundsbuben heute schon gesehen?“ Ja, man hätte ihn schon gesehen. „Was hat er denn getan?“ Die Antwort „Er hat die Hunde in der Wimitz drin gewaschen“ war den Fragesteller eine Fünf-Schilling-Münze wert! Man stelle sich vor, fünf Schilling bedeuteten in den dreißiger Jahren für Kinder ein kleines Vermögen, dementsprechend groß auch die freudige Überraschung, so groß, dass man sich 80 Jahre später noch daran erinnerte. Von Lemisch weiß man, dass er manchmal großherzig handelte, es kann aber auch sein, dass er sich beim Anblick der Kinder daran erinnerte, welch geringen Lohn sein Sägemeister damals bezogen hat.

Wie sich ein Arbeitsunfall manchmal auch segensreich auswirken kann, beweist der nächste kurze Bericht. Als man aus purer Liebedienerei und wohl auch mit böserer Absicht, das Kärntner Kanaltal den Italienern verschacherte, musste man in allen Kärntner Städten Unterkünfte, sogenannte Kanaltaler-Siedlungen (in St.Veit heute Volkssiedlung genannt)

aus dem Boden stampfen. Wank und Tauche, die St. Veiter Baufirmen bildeten dazu eine Arbeitsgemeinschaft. Unser Erzähler hatte als junger Mann dort mitzuarbeiten, stürzte mit einer Schiebetruhe vom Gerüst und brach sich eine Hand. Als bald nach der Genesung das Arbeitsamt rief, stellte man fest, dass schwere körperliche Arbeit nicht mehr in Frage kam und beorderte ihn zum Dienst im Postamt, was er nie zu bereuen hatte. Ich vermute stark, dass er diesen glücklichen Ausgang nicht allein dem Unfall sondern auch dem Umstand verdanken hatte, dass er einst ein ausgezeichneter, ein strebsamer Schüler war. Das erkennt man auch daraus, dass ihm Stadtpfarrer Felix Fiebinger (Jg. 1879), den er heute noch in dankbarer Erinnerung hält, zur Erstkommunion einen sogenannten „Hochwasser“-Anzug schenkte. Die dreiviertel langen Hosenbeine entsprachen der damaligen Mode ärmerer Kinder von ausgesteuerten Vätern. Ausgesteuert sein, hieß damals, auf keinerlei weitere Unterstützung Anspruch zu haben.

Ein anderes Zeitkolorit enthält die folgende Kurzgeschichte: Von der Weyer-Säge wurden die Kinder, um Brot zu kaufen, zur Rassnig Mühle geschickt. Der Weg war kurz, der Einkauf bescheiden. Wenn sich die Geschwisterzahl trotzdem immer doppelt und dreifach beim Rassnig einfand, hatte das seinen guten Grund. Eine ältere Frau hatte dort ihre Freude daran, die hungrigen Seelen mit kleinen gebackenen Broten, Bosniaken hat man später dazu gesagt, zu beschenken. Originalzitate „So etwas vergisst man sein Leben lang nicht“ und „Wenn man im Gegensatz heutzutage sieht, wie viel Brot weggeworfen wird, bekommt man andere Zustände und ist entsetzt über solchen Frevel.“

Noch ein einziges Beispiel dafür, wie sich dankbare Leser von einem Aufsatz über den Unteren Platz animieren lassen: „Besagte Seilerin saß zum Unschuldigen Kinder Tag vor dem Geschäft in aller Früh mit einem dicken Mantel und einem großen Korb Semmel und teilte diese den Kindern aus, die ihr mit der Rute und einem Spruch Glück und Gesundheit wünschten. Zur damaligen Zeit eine besonders gute Tat. Neben der Seilerin gab es eine Art Büro, im Volksmund Stellenvermittlung, da es ein Arbeitsamt noch nicht gegeben hat. Daneben gab es noch den Gasthof Jiroschek, der dann einem Neubau weichen musste.“

Nicht vergessen soll sein, ein ganz besonderer Dank an dieser Stelle dem Herausgeber, Herrn Friedrich Knapp, Grafik und Druck, St.Veit, der meinen Gratis-Lieferungen auch immer wieder gratis und franko den nötigen Platz zur Verfügung stellt. Ich hoffe, auch allfällige Inserenten werden das zu würdigen wissen.

Der Verfasser fühlt sich durch Echos, wie oben teilweise mitgeteilt, reich beschenkt. Er will sich auch weiter für echte Lebensbilder/Alte Ansichten dankbar zeigen und Leser ermuntern sich ihm diesbezüglich anzuvertrauen, denn,  w a s   m a n   s c h r e i b t ,  d a s   b l e i b t .

Zu diesem Zwecke diesmal anstelle eines Bildes, meine volle Adresse caligraphiert,  wie es heute kaum noch beherrscht wird. Der ungenannte Künstler wird sein Werk wiedererkennen. Dazu Handy Nummer 0699 11096198 und Internet Adresse                                                                                                            walter.wohlfahrt@gmail.com

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Varia aus St. Veit des Jahres 1929

April 28, 2012 um 15:32 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Eine der Großtaten unserer Stadtverwaltung in  jüngster Zeit, ist die Schaffung eines gesicherten Archivraumes. Aktenschwund und Aktenvernichtung gehören jetzt gottlob und hoffentlich der Vergangenheit an. Auch kann man elektronisch ganz gezielt die wertvollen Bestände durchsuchen und je nach dem selbst gestellten Thema darüber berichten. Heute soll ein ganzes und dennoch kein beliebiges Jahr im Mittelpunkt stehen. Anno 1929 hat sich nämlich weltweit, gesamtstaatlich und auf dem Felde des heimischen Gewerbes so manch Bemerkenswertes zugetragen.

Als am 29.10. und gleich danach am 13.11 die Kurse an der Börse in New York mit größten Folgen für die Weltwirtschaft purzelten, war in St. Veit – vom Parteien Gezänk der  Ersten Republik einmal ganz abgesehen – noch alles in Ordnung.  Man durfte sich sogar darüber freuen, dass knapp vier Jahre zuvor die zuletzt  galoppierende Inflation durch die neue Währung ein Ende gefunden hatte. Der  Schilling besaß Goldparität und damit auch internationales Ansehen. Laut Schilling Gesetz vom 20.12.1924 entsprach ein Goldschilling dem jeweiligen Tageswert von 0,21172086 Gramm Feingold. Das war gut und schlecht zugleich. Gut, weil sich Handel und Wandel von da an endlich wieder lohnten und jeder Geldverleiher eine echte Wertsicherung hatte – schlecht , weil ein Geldnehmer nie im voraus wusste, wie viel er am Fälligkeitstag schuldig sein würde und weil schließlich Finanzhaie des In- und  Auslandes alsbald ein fragwürdiges Spiel aufzogen. Sonderbare Bankinstitute schossen aus dem Boden um bald wieder zuzusperren. In St. Veit gab es über Nacht zwei solche. Eines davon mietete sich im Haus Nr. 6 am Hauptplatz ein. Es nannte sich großspurig „Kärntner Bank“ und stellte bereits am 29.11.1926 die Zahlungen ein!  An diese kurzlebige Geldanstalt erinnert nur noch der stillose Fassadenschmuck mit Eidechsen und Kärntner Wappen (siehe Foto!).

 

                                          Ehemaliges Bank-Portal

Man versprach schnelle und sichere Gewinne  und spekulierte mit internationalen Wertpapieren! Leichtgläubige Kundschaft fand sich rasch, mitunter gar Leute, die ihr Wagnis mit Kredit finanzierten. Wie sich doch gewisse Praktiken  wiederholen!

Wer nicht schon durch Inflation zu Schaden kam, wurde jetzt sein sauer verdientes oder geborgtes neues Geld dadurch los, dass er Gaunern aufsaß, die große und rasche Profite versprachen. Der eine oder andere aus St. Veit wird wohl darunter gelitten haben, während sich die kleinen Gewerbetreibenden  größtenteils rechtschaffen und unbeirrt abmühten, auf reelle Weise ihr  Auslangen zu finden:

Am Kirchplatz 3 werkte Schlossermeister Franz Uiberlacher, ein Wiener des Jahrganges 1887. Georg Zavagyl, geboren 1891 nahe Szeged in Ungarn, Auto- und Fahrradhändler hier, erhielt am 12.2.1929 Heimatrecht.  Robert Gaube, Elektro-Obermonteur, Jg. 1879 kam gleichfalls aus Ungarn und zwar schon 1918! Wohnung und Werkstätte lagen vermutlich an gleicher Adresse, Botengasse 57. Schon aus den letzten zwei genannten Betriebszweigen erhellt, dass St. Veit mit Auto und Elektrizität in eine neue Zeit eintritt. So geht es auch sinnvollerweise weiter mit verordneten Taxi-Standplätzen, am 6.5. aber auch mit einer Autobus-Demonstration gegen Bahnlinien! Gemeint ist hier nicht eine Eisenbahnlinie, sondern die geplante Schaffung von Bahnbuslinien. Die Gemeindevertreter bleiben hart und die Demonstranten werden enttäuscht.  Immerhin hat Josef Trampitsch schon eine Konzession für Personentransporte mit   e i n e m Kraftwagen auf der Strecke Klagenfurt-St.Veit-Friesach-Bad Einöd. Sein Standort war allerdings Friesach, Hauptplatz 54. Josef Albl wird die Taxi-Konzession  mit Standort Hauptbahnhof erteilt. Auf Ferdinand Spörk folgt in diesem Jahr Maria Spörk als Konzessionsinhaberin eines „Personenwagens zu jedermanns Gebrauch“ (Taxi) und dem Recht, am Hauptplatz vor dem Gasthof Post und am Personenbahnhof Kunden aufzunehmen und Viktor Brugger  wird der Lokalbedarf für die Linie St.Veit-Brückl-Eberstein-Mösel-Hüttenberg bestätigt. Im Grund war dies ein Kampf Privat gegen Staat. Wo es Kraftfahrzeuge gibt, sollte es auch Tankstellen geben, klar.  So beantragte zeitig im Jahr die Creditul Minier, Österreichisch-Rumänische Erdöl Vertriebsgesellschaft, Klagenfurt vor dem Gasthof Sommeregger am Unteren Platz eine Zapfsäule aufstellen zu dürfen. Dazu gibt es zuerst ein Nein, dann doch noch ein JA der Gemeinde. Schließlich wollen noch andre Benzin verkaufen.  Albert Kanatschnig bekommt auf Namen der Firma Rumwolf eine provisorische Genehmigung, für die Benzinzapfstelle (maximal 1.000 kg) vor seinem Haus in der Friesacher Vorstadt. Ä´

Groß ist die Zahl der Neuanfänger. Der Oma Nährstoffgesellschaft mit den Teilhabern Pippan, Knaus und Verdino OHG wurde der Gewerbeschein für das freie Gewerbe der Erzeugung von kosmetischen Artikeln, Nährmitteln und diätetischen Getränken mit dem Standort in der Friesacher Straße ausgestellt. Ebenso dem Albin Torker für sein Schuhmachergewerbe in Kirchgasse Nr. 81. Den Fleischhauern geht es sichtlich besser. Sie können investieren. Etwa wird Konrad Pfandl am Unteren Platz 3 ein Fleischausschrottungslokal genehmigt und dem Alfred Pfandl Villacher Vorstadt 2 die Errichtung einer Kühlanlage. Da kann Fleischhauermeister Max Rainer nicht nachstehen. Auch er bekommt seine Kühlanlage. Der Müller Johann Karnassnig, Völkermarkter-Straße 41 darf ab sofort Schwarzbrot backen während die Gösser Brauerei  einen elektrischen Aufzug zur Beförderung der Bierfässer in den Keller hinab und herauf bewilligt bekommt. Viel haben die Gemeindemandatare zu prüfen, zu beschließen und zu genehmigen. Sägewerkbesitzer Eduard Eberhard möchte eine Spreiselsäge aufstellen. Stefan Hauner möchte ein Gastgewerbe in der Kaserngasse, welches bislang Frau Franziska Gratzer pachtweise inne hatte, auf seinen Namen geschrieben haben.  Nicht weniger als sage und schreibe sechzehn St. Veiter Gastwirte beantragten 1929 Wiesenmarkt-Lizenzen! Im Juni hingegen waren es nur zwei, die anlässlich des Viehmarktes ihr Schankgewerbe verlegen wollten. Für den 23. Juni war nämlich auch ein Trabrennen angesetzt und ein Monat davor ein Motorrad-Rennen auf der Trabrennbahn, wofür sich Gastwirt Viktor Leitgeb ein exklusives Schankrecht zu sichern verstand. Schon sofort zu Jahresbeginn vergewisserte sich Anton Scharf, im Laufe des Jahres am Kinderspielplatz in der Marktstraße das freie Gewerbe des Einstellens von Fahrrädern, Motorrädern und Kraftwagen ausüben zu können. Womit wir das Zeitalter der Vollmotorisierung zumindest einmal eingeläutet bekommen hätten. Auch Anna Schorn war zeitlich dran mit der Eröffnung eines Handelsgewerbes für Galanteriewaren aller Art, Rauch- und Schreibrequisiten, Papierwaren, Ansichtskarten, alles am Oberen Platz 96. Engelbert Seiser  erhielt die Berechtigung, am Standort Friesacher Vorstadt Nr. 42, Parzelle 959 das Putzen von Schuhen öffentlich auszuüben. Der Arme hatte dafür zehn Schilling Verwaltungsabgabe und zwanzig Schilling Stempelmarke auf die Konzessionsurkunde zu berappen.  Am 1. August ersuchte Johann Kogelnig um Erweiterung der ihm schon 1927 genehmigten Badeanstalt indem der bestehende Teich, welcher angeblich schon seit 1924 als Badeteich genehmigt war, nach Norden hin vergrößert werden sollte. Ende 1929 bekam  Hans Rauter den Gewerbeschein für den Handel mit Radioapparaten und einschlägigen Artikel n. Viktor Rom, Friseur- und „Raseurgewerbe“  Klagenfurterstraße 106 und Nachbar Thomas Schwarz, ein Ferlacher Jg. 1896, Gewerbe für Feuerwerksmaterial und Feuerwerkskörper – vermutlich ergänzend zum schon bestehenden Waffenhandel gehören eigentlich schon in das Jahr 1930.

Viel gäbe es noch zu berichten, etwa über Geschäftsinhaber, deren Zeit 1929 aus Alters- oder anderen Gründen abgelaufen war,  aber auch über bemerkenswerte Investitionstätigkeit der öffentlichen Hand. Eine allgemeine Aufbruchsstimmung war zu Jahresbeginn durchaus vorhanden, nur wurde diese leider durch das weitere Weltgeschehen bald völlig zunichte gemacht. Walter Wohlfahrt  Aus Fritz Knapp´s Stadt Blatt´l                                                                                                                                                                                

 

Von alten Fabriken in und um St.Veit

April 28, 2012 um 14:45 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Unter Fabriken der damaligen Zeiten darf man sich nicht Industriebetriebe vorstellen wie wir sie heute kennen. Immerhin, man war in der Lage Produkte für überregionale Nachfrage anzubieten. Beschäftigtenzahlen, bauliche und maschinelle Ausstattung erreichten natürlich in keinem Falle heutiges Ausmaß.

                       Situation an der Glan laut altem Kataster

An erster Stelle ist hier natürlich die St. Veiter Papierfabrik (Papiermühle) unten an der alten Glan zu erwähnen. Allein ihres Alters und ihrer Bedeutung wegen. Die Kunst der Papiererzeugung kam von China über Bagdad nach Kairo (900), von hier durch die Araber nach Spanien (1150) Italien (1276) Frankreich (1350) Nürnberg (1390) schließlich über Nürnberger Kaufleute (Gleismüllner Kaltenhauser) nach St.Veit in Kärnten. Der Lageplan macht klar, wie die einzelnen Gebäude zwischen Glan und Glan-Kanal angeordnet waren. Seit dem 15. Jahrhundert wurde dort handgeschöpftes Papier erzeugt. Guter Absatz fand sich in den Kanzleien der Rats- und Gerichtsstuben, in den Pfarrämtern und Klöstern Kärntens und weit darüber hinaus. So stößt man in Archiven der vorgenannten Einrichtungen nicht selten auf loses oder  gebundenes Schreibpapier mit dem gemarterten Vitus, sprich slawisch Veit, als Wasserzeichen. Diese Signaturen sind oft mit Buchstaben kombiniert, welche die jeweiligen Inhaber der Fabrik erkennen lassen. Eine geschlossene Arbeit darüber steht aus, wäre aber eine sehr interessante und lohnende Aufgabe. Es stellt sich dabei die Frage, ob von Anfang an  Wasserzeichen Verwendung fanden oder ob erst ab den Zeiten des Merkantilismus von Kaiserin Maria Theresia damit zu rechnen ist.

Der Standort an der Glan war dadurch begünstigt, dass die Glan dort – noch  nicht verbaut und eingetieft – um Meter höher ankam und einen Wasserfall bildete. Für Wasserkraft war damit ausreichend  gesorgt. Letzte Inhaber, wenn auch nicht mehr unbedingt Fabrikanten waren seit Anfang des 19. Jahrhunderts der Reihe nach Peter Sommerhuber, ab 1836 Antonie Kronawitter, 1867 die St. Veiter Bürgergilt, ab 1869 gelangten Teile des Anwesens über die Companie Rauscher an die Hüttenberger Union, wobei man sich das heute noch zu bewundernde Herrenhaus Baufläche 293 heute Glangasse Nr. 71 zurückbehielt. Es folgten dann 1880 Maria Kobl, 1882 Aloisia Puntschart, eine geborene Lemisch. Weil immer wieder das Bessere der Feind des Guten ist, endete das Papier-Schöpfen mit dem Siegeszug der Massenproduktion. 1864 schon hat es in der Fabrik, Baufläche 292, einen Brandschaden gegeben und um 1890 machte Franz Puntschart,  letzter Inhaber der Glandorfer Bleiweißfabrik, aus den Resten der Papiermühle eine Essigfabrik. Irgendwann hat er dann wohl auch das prächtige Wohnhaus an sich gebracht, denn nur so ist das Ableben des Herrn Puntschart (1915) und jenes seiner Frau (1930) in diesem Hause zu erklären. Fritz Knaus erwarb 1903 die Essigfabrik und in der Folge einen exzellenten Ruf mit seinem weitum bekannten Wein-Essig, hat aber nie dort gewohnt.

Zur Bleiweißfabrik (heute Funder Direktion) wäre zu sagen, dass ihr Entstehen auf die reichen Gewerken und Eisenhändler Koller zurückzuführen ist. Anfänglich waren diese vielleicht nur Finanziers, weil auch ein gewisser Josef Petz kurz aufscheint. Bald aber sind die Koller und späteren Freiherren, durch Generationen Alleinbesitzer. Über Mathias Freiherr von Koller und Katharina Koller, verehelichte Gräfin Egger gedieh die Fabrik an deren Sohn Gustav Graf Egger. Im Jahre 1849 werden laut Industrieausweis von sieben Arbeitern aus 450 Zentner Blei und 300 Zentner Schwerspat genau 753 Zentner Bleiweiß erzeugt. Auch Essig spielte beim Bleiweißmachen eine gewisse Rolle, um strahlend weiße, gut deckende Farbe zu gewinnen. Die Verwendung von Schwerspat, lässt darauf schließen, dass das hier erzeugte Bleiweiß gestreckt werden musste und somit von minderer Qualität war. Tatsächlich hat sich die weitere Produktion von Bleiweiß auf Klagenfurt und Wolfsberg konzentriert, wo verbesserte Verfahren Anwendung finden  konnten. Bleivergiftungen waren bei Arbeitern bis dahin immer wieder Auslöser von Berufskrankheiten. Das Taufbuch der Stadtpfarre zeigt unter 23.8.1844 einen Geburtseintrag an der Adresse Bleiweißfabrik Haus Nr. 233. Der Kindsvater hieß Simon Polzer und war „gräflich Egger´scher Bleiweißverwalter“.

Von besonderer Relevanz wäre noch ein Eintrag im Trauungsbuch der Pfarre Obermühlbach, die auch heute noch für Treffelsdorf zuständig ist. Demnach haben am 8.5.1870 Franz Puntschart, ehelicher Sohn des gleichnamigen Fabriks- und Realitätenbesitzers in Klagenfurt „sich in Bleiweißfabrik aufhaltend“ und Aloisia Lemisch, Tochter des Josef Lemisch, von Bachelhof die Ehe geschlossen. Als Trauzeugen fungierten Herr von Knappitsch, Gutsbesitzer Silberegg und  Josef Meyer, Sohn des gleich genannten Josef Meyer, Pulverfabrikant in Hörzendorf. Im Friedhof von Treffelsdorf finden sich die Gräber von Aloisia Puntschart 21.6.1845 (Althofen!) – 7.3.1930 (St.Veit, Glangasse 35)  und  Franz Puntschart 28.5.1844 (Klagenfurt) – 17.3.1915 (St.Veit, Klagenfurter Vorstadt 24). Ungeachtet der sich zwischenzeitig geänderten Adresse,  handelt es sich um ein und dasselbe, noch heute bestehende Haus mit schmuckreicher Fassade, heute Glangasse 71.

Wo man von der Spitalgasse kommend rechts in die Zensweger Straße einbiegt, erblickt man linker Hand das stattliche, erst in jüngster Zeit innen und außen verschönerte Haus Zensweger Straße 1. Ursprünglich ein schlichter, rechteckiger Bau mit der Stirnseite gegen die Straße  gerichtet, entwickelte sich daraus vor etwa 140 Jahre durch mehrmalige Erweiterungen die einstige Zündhölzlfabrik. Das bescheidene, alte Wohnhaus diente nach einander den Besitzerinnen Anna Köch, Juliane Bichler (ab 1831) und deren Tochter Maria, Pfarrersköchin in St. Peter (ab 1857). Noch im gleichen Jahr verkaufte Maria an Michael KONRAD, 1851 Bürger geworden und seines Zeichens ein Kaffeesieder im späteren Carinthia-Haus (heute Kärntner Sparkasse) am Hauptplatz. KONRAD war schon 18 Jahre lang am Besitz  angeschrieben als er sich gegen Ende hin entschloss, dort die Zündhölzchenfabrikation aufzunehmen. Leider, als „Fabrikant“ war er nicht sehr erfolgreich. Es hat den Anschein als hätten ihn die baulichen Maßnahmen und  Produktionseinrichtungen mehr Geld gekostet als ihm zur Verfügung stand. Als er 1875 in „Johann Gotscheber, Handelsmann in Graz“ einen Käufer fand, gingen vom Kaufpreis per 5.000 Gulden allein 4.200 Gulden auf Schulden auf. Selbst sein Kaufpreis von 1857 war noch nicht einmal zur Gänze geordnet. Auch musste er im Kaufvertrag die Verpflichtung übernehmen „die ihm verliehene Befugnis der Zündwarenfabrikation auf Verlangen des Käufers nach dem 1. August 1875 entweder zurückzulegen oder abzutreten“. Es wird sich noch zeigen, dass dies  noch keineswegs das Ende der Erzeugung von Zündhölzchen in der Stadt bedeutete. Gotscheber war jedenfalls bis mindestens 1878, wenn nicht noch länger in diesem Hause am Werken. Im Buch „Kärntens Gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur Gegenwart“, um 1950 von der Wirtschaftskammer für Kärnten im Verlag Joh. Leon sen. Klagenfurt herausgegeben, ist nämlich auf Seite 377 zu lesen, dass es in St. Veit 1874 eine Zündwarenfabrik gab, welche ebenfalls maschinell Holzdraht erzeugte, ihn aber gleich zu Zündhölzern verarbeitete, deren sie 1878 sage und schreibe 29.708 Kistchen aus 210 Millionen Holzdrähten mit 26 Arbeitskräften erzeugte und dabei entsprechende Mengen Schwefel, Phosphor, Minium, Kunstgummi, salpetrige Säure  und Schwefelsäure sowie andere Chemikalien verwendete. Schwefel- und Phosphordämpfe waren der Gesundheit der Arbeiter aber wenig zuträglich, sodass ein großer Kamin für halbwegs guten Abzug zu sorgen hatte. Dieser Kamin war lange Zeit eine Art Hauszeichen. Die Fabrikation erstreckte sich auf Schwefel- und Phosphorhölzchen sowie in geringem Maße auf schwedische Salonhölzchen, doch ging diese Fabrik wie auch kleinere Unternehmungen in Mauthen,  Gmünd und Pölland wieder ein, so dass im frühen 20. Jahrhundert dieser Betriebszweig in Kärnten gänzlich erlosch.

Nicht ganz vergessen werden sollten die weniger alten, nicht mehr bestehenden Fabriken, wie Alpenländische Kleiderwarenfabrik AG in Glandorf, die OMA Kindernährmittelfabrik (Friesacher Straße) oder die Pyrotechnische Fabrik Liebenwein in der Schießstattallee etc. etc.                                                                                                            

Walter Wohlfahrt   –   Aus St.Veiter Stadt-Blatt´l von Fritz Knapp

 

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Von alten Fabriken in und um St. Veit/Glan

Unter Fabriken der damaligen Zeiten darf man sich nicht Industriebetriebe vorstellen wie wir sie heute kennen. Immerhin, man war in der Lage Produkte für überregionale Nachfrage anzubieten. Beschäftigtenzahlen, bauliche und maschinelle Ausstattung erreichten natürlich in keinem Falle heutiges Ausmaß.

An erster Stelle ist hier natürlich die St. Veiter Papierfabrik (Papiermühle) unten an der alten Glan zu erwähnen. Allein ihres Alters und ihrer Bedeutung wegen. Die Kunst der Papiererzeugung kam von China über Bagdad nach Kairo (900), von hier durch die Araber nach Spanien (1150) Italien (1276) Frankreich (1350) Nürnberg (1390) schließlich über Nürnberger Kaufleute (Gleismüllner Kaltenhauser) nach St.Veit in Kärnten. Der Lageplan macht klar, wie die einzelnen Gebäude zwischen Glan und Glan-Kanal angeordnet waren. Seit dem 15. Jahrhundert wurde dort handgeschöpftes Papier erzeugt. Guter Absatz fand sich in den Kanzleien der Rats- und Gerichtsstuben, in den Pfarrämtern und Klöstern Kärntens und weit darüber hinaus. So stößt man in Archiven der vorgenannten Einrichtungen nicht selten auf loses oder  gebundenes Schreibpapier mit dem gemarterten Vitus, sprich slawisch Veit, als Wasserzeichen. Diese Signaturen sind oft mit Buchstaben kombiniert, welche die jeweiligen Inhaber der Fabrik erkennen lassen. Eine geschlossene Arbeit darüber steht aus, wäre aber eine sehr interessante und lohnende Aufgabe. Es stellt sich dabei die Frage, ob von Anfang an  Wasserzeichen Verwendung fanden oder ob erst ab den Zeiten des Merkantilismus von Kaiserin Maria Theresia damit zu rechnen ist.

Der Standort an der Glan war dadurch begünstigt, dass die Glan dort – noch  nicht verbaut und eingetieft – um Meter höher ankam und einen Wasserfall bildete. Für Wasserkraft war damit ausreichend  gesorgt. Letzte Inhaber, wenn auch nicht mehr unbedingt Fabrikanten waren seit Anfang des 19. Jahrhunderts der Reihe nach Peter Sommerhuber, ab 1836 Antonie Kronawitter, 1867 die St. Veiter Bürgergilt, ab 1869 gelangten Teile des Anwesens über die Companie Rauscher an die Hüttenberger Union, wobei man sich das heute noch zu bewundernde Herrenhaus Baufläche 293 heute Glangasse Nr. 71 zurückbehielt. Es folgten dann 1880 Maria Kobl, 1882 Aloisia Puntschart, eine geborene Lemisch. Weil immer wieder das Bessere der Feind des Guten ist, endete das Papier-Schöpfen mit dem Siegeszug der Massenproduktion. 1864 schon hat es in der Fabrik, Baufläche 292, einen Brandschaden gegeben und um 1890 machte Franz Puntschart,  letzter Inhaber der Glandorfer Bleiweißfabrik, aus den Resten der Papiermühle eine Essigfabrik. Irgendwann hat er dann wohl auch das prächtige Wohnhaus an sich gebracht, denn nur so ist das Ableben des Herrn Puntschart (1915) und jenes seiner Frau (1930) in diesem Hause zu erklären. Fritz Knaus erwarb 1903 die Essigfabrik und in der Folge einen exzellenten Ruf mit seinem weitum bekannten Wein-Essig, hat aber nie dort gewohnt.

Zur Bleiweißfabrik (heute Funder Direktion) wäre zu sagen, dass ihr Entstehen auf die reichen Gewerken und Eisenhändler Koller zurückzuführen ist. Anfänglich waren diese vielleicht nur Finanziers, weil auch ein gewisser Josef Petz kurz aufscheint. Bald aber sind die Koller und späteren Freiherren, durch Generationen Alleinbesitzer. Über Mathias Freiherr von Koller und Katharina Koller, verehelichte Gräfin Egger gedieh die Fabrik an deren Sohn Gustav Graf Egger. Im Jahre 1849 werden laut Industrieausweis von sieben Arbeitern aus 450 Zentner Blei und 300 Zentner Schwerspat genau 753 Zentner Bleiweiß erzeugt. Auch Essig spielte beim Bleiweißmachen eine gewisse Rolle, um strahlend weiße, gut deckende Farbe zu gewinnen. Die Verwendung von Schwerspat, lässt darauf schließen, dass das hier erzeugte Bleiweiß gestreckt werden musste und somit von minderer Qualität war. Tatsächlich hat sich die weitere Produktion von Bleiweiß auf Klagenfurt und Wolfsberg konzentriert, wo verbesserte Verfahren Anwendung finden  konnten. Bleivergiftungen waren bei Arbeitern bis dahin immer wieder Auslöser von Berufskrankheiten. Das Taufbuch der Stadtpfarre zeigt unter 23.8.1844 einen Geburtseintrag an der Adresse Bleiweißfabrik Haus Nr. 233. Der Kindsvater hieß Simon Polzer und war „gräflich Egger´scher Bleiweißverwalter“.

Von besonderer Relevanz wäre noch ein Eintrag im Trauungsbuch der Pfarre Obermühlbach, die auch heute noch für Treffelsdorf zuständig ist. Demnach haben am 8.5.1870 Franz Puntschart, ehelicher Sohn des gleichnamigen Fabriks- und Realitätenbesitzers in Klagenfurt „sich in Bleiweißfabrik aufhaltend“ und Aloisia Lemisch, Tochter des Josef Lemisch, von Bachelhof die Ehe geschlossen. Als Trauzeugen fungierten Herr von Knappitsch, Gutsbesitzer Silberegg und  Josef Meyer, Sohn des gleich genannten Josef Meyer, Pulverfabrikant in Hörzendorf. Im Friedhof von Treffelsdorf finden sich die Gräber von Aloisia Puntschart 21.6.1845 (Althofen!) – 7.3.1930 (St.Veit, Glangasse 35)  und  Franz Puntschart 28.5.1844 (Klagenfurt) – 17.3.1915 (St.Veit, Klagenfurter Vorstadt 24). Ungeachtet der sich zwischenzeitig geänderten Adresse,  handelt es sich um ein und dasselbe, noch heute bestehende Haus mit schmuckreicher Fassade, heute Glangasse 71.

Wo man von der Spitalgasse kommend rechts in die Zensweger Straße einbiegt, erblickt man linker Hand das stattliche, erst in jüngster Zeit innen und außen verschönerte Haus Zensweger Straße 1. Ursprünglich ein schlichter, rechteckiger Bau mit der Stirnseite gegen die Straße  gerichtet, entwickelte sich daraus vor etwa 140 Jahre durch mehrmalige Erweiterungen die einstige Zündhölzlfabrik. Das bescheidene, alte Wohnhaus diente nach einander den Besitzerinnen Anna Köch, Juliane Bichler (ab 1831) und deren Tochter Maria, Pfarrersköchin in St. Peter (ab 1857). Noch im gleichen Jahr verkaufte Maria an Michael KONRAD, 1851 Bürger geworden und seines Zeichens ein Kaffeesieder im späteren Carinthia-Haus (heute Kärntner Sparkasse) am Hauptplatz. KONRAD war schon 18 Jahre lang am Besitz  angeschrieben als er sich gegen Ende hin entschloss, dort die Zündhölzchenfabrikation aufzunehmen. Leider, als „Fabrikant“ war er nicht sehr erfolgreich. Es hat den Anschein als hätten ihn die baulichen Maßnahmen und  Produktionseinrichtungen mehr Geld gekostet als ihm zur Verfügung stand. Als er 1875 in „Johann Gotscheber, Handelsmann in Graz“ einen Käufer fand, gingen vom Kaufpreis per 5.000 Gulden allein 4.200 Gulden auf Schulden auf. Selbst sein Kaufpreis von 1857 war noch nicht einmal zur Gänze geordnet. Auch musste er im Kaufvertrag die Verpflichtung übernehmen „die ihm verliehene Befugnis der Zündwarenfabrikation auf Verlangen des Käufers nach dem 1. August 1875 entweder zurückzulegen oder abzutreten“. Es wird sich noch zeigen, dass dies  noch keineswegs das Ende der Erzeugung von Zündhölzchen in der Stadt bedeutete. Gotscheber war jedenfalls bis mindestens 1878, wenn nicht noch länger in diesem Hause am Werken. Im Buch „Kärntens Gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur Gegenwart“, um 1950 von der Wirtschaftskammer für Kärnten im Verlag Joh. Leon sen. Klagenfurt herausgegeben, ist nämlich auf Seite 377 zu lesen, dass es in St. Veit 1874 eine Zündwarenfabrik gab, welche ebenfalls maschinell Holzdraht erzeugte, ihn aber gleich zu Zündhölzern verarbeitete, deren sie 1878 sage und schreibe 29.708 Kistchen aus 210 Millionen Holzdrähten mit 26 Arbeitskräften erzeugte und dabei entsprechende Mengen Schwefel, Phosphor, Minium, Kunstgummi, salpetrige Säure  und Schwefelsäure sowie andere Chemikalien verwendete. Schwefel- und Phosphordämpfe waren der Gesundheit der Arbeiter aber wenig zuträglich, sodass ein großer Kamin für halbwegs guten Abzug zu sorgen hatte. Dieser Kamin war lange Zeit eine Art Hauszeichen. Die Fabrikation erstreckte sich auf Schwefel- und Phosphorhölzchen sowie in geringem Maße auf schwedische Salonhölzchen, doch ging diese Fabrik wie auch kleinere Unternehmungen in Mauthen,  Gmünd und Pölland wieder ein, so dass im frühen 20. Jahrhundert dieser Betriebszweig in Kärnten gänzlich erlosch.

Nicht ganz vergessen werden sollten die weniger alten, nicht mehr bestehenden Fabriken, wie Alpenländische Kleiderwarenfabrik AG in Glandorf, die OMA Kindernährmittelfabrik (Friesacher Straße) oder die Pyrotechnische Fabrik Liebenwein in der Schießstattallee etc. etc.                                                                                                             Walter Wohlfahrt  

 

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Von alten Fabriken in und um St. Veit/Glan

Unter Fabriken der damaligen Zeiten darf man sich nicht Industriebetriebe vorstellen wie wir sie heute kennen. Immerhin, man war in der Lage Produkte für überregionale Nachfrage anzubieten. Beschäftigtenzahlen, bauliche und maschinelle Ausstattung erreichten natürlich in keinem Falle heutiges Ausmaß.

An erster Stelle ist hier natürlich die St. Veiter Papierfabrik (Papiermühle) unten an der alten Glan zu erwähnen. Allein ihres Alters und ihrer Bedeutung wegen. Die Kunst der Papiererzeugung kam von China über Bagdad nach Kairo (900), von hier durch die Araber nach Spanien (1150) Italien (1276) Frankreich (1350) Nürnberg (1390) schließlich über Nürnberger Kaufleute (Gleismüllner Kaltenhauser) nach St.Veit in Kärnten. Der Lageplan macht klar, wie die einzelnen Gebäude zwischen Glan und Glan-Kanal angeordnet waren. Seit dem 15. Jahrhundert wurde dort handgeschöpftes Papier erzeugt. Guter Absatz fand sich in den Kanzleien der Rats- und Gerichtsstuben, in den Pfarrämtern und Klöstern Kärntens und weit darüber hinaus. So stößt man in Archiven der vorgenannten Einrichtungen nicht selten auf loses oder  gebundenes Schreibpapier mit dem gemarterten Vitus, sprich slawisch Veit, als Wasserzeichen. Diese Signaturen sind oft mit Buchstaben kombiniert, welche die jeweiligen Inhaber der Fabrik erkennen lassen. Eine geschlossene Arbeit darüber steht aus, wäre aber eine sehr interessante und lohnende Aufgabe. Es stellt sich dabei die Frage, ob von Anfang an  Wasserzeichen Verwendung fanden oder ob erst ab den Zeiten des Merkantilismus von Kaiserin Maria Theresia damit zu rechnen ist.

Der Standort an der Glan war dadurch begünstigt, dass die Glan dort – noch  nicht verbaut und eingetieft – um Meter höher ankam und einen Wasserfall bildete. Für Wasserkraft war damit ausreichend  gesorgt. Letzte Inhaber, wenn auch nicht mehr unbedingt Fabrikanten waren seit Anfang des 19. Jahrhunderts der Reihe nach Peter Sommerhuber, ab 1836 Antonie Kronawitter, 1867 die St. Veiter Bürgergilt, ab 1869 gelangten Teile des Anwesens über die Companie Rauscher an die Hüttenberger Union, wobei man sich das heute noch zu bewundernde Herrenhaus Baufläche 293 heute Glangasse Nr. 71 zurückbehielt. Es folgten dann 1880 Maria Kobl, 1882 Aloisia Puntschart, eine geborene Lemisch. Weil immer wieder das Bessere der Feind des Guten ist, endete das Papier-Schöpfen mit dem Siegeszug der Massenproduktion. 1864 schon hat es in der Fabrik, Baufläche 292, einen Brandschaden gegeben und um 1890 machte Franz Puntschart,  letzter Inhaber der Glandorfer Bleiweißfabrik, aus den Resten der Papiermühle eine Essigfabrik. Irgendwann hat er dann wohl auch das prächtige Wohnhaus an sich gebracht, denn nur so ist das Ableben des Herrn Puntschart (1915) und jenes seiner Frau (1930) in diesem Hause zu erklären. Fritz Knaus erwarb 1903 die Essigfabrik und in der Folge einen exzellenten Ruf mit seinem weitum bekannten Wein-Essig, hat aber nie dort gewohnt.

Zur Bleiweißfabrik (heute Funder Direktion) wäre zu sagen, dass ihr Entstehen auf die reichen Gewerken und Eisenhändler Koller zurückzuführen ist. Anfänglich waren diese vielleicht nur Finanziers, weil auch ein gewisser Josef Petz kurz aufscheint. Bald aber sind die Koller und späteren Freiherren, durch Generationen Alleinbesitzer. Über Mathias Freiherr von Koller und Katharina Koller, verehelichte Gräfin Egger gedieh die Fabrik an deren Sohn Gustav Graf Egger. Im Jahre 1849 werden laut Industrieausweis von sieben Arbeitern aus 450 Zentner Blei und 300 Zentner Schwerspat genau 753 Zentner Bleiweiß erzeugt. Auch Essig spielte beim Bleiweißmachen eine gewisse Rolle, um strahlend weiße, gut deckende Farbe zu gewinnen. Die Verwendung von Schwerspat, lässt darauf schließen, dass das hier erzeugte Bleiweiß gestreckt werden musste und somit von minderer Qualität war. Tatsächlich hat sich die weitere Produktion von Bleiweiß auf Klagenfurt und Wolfsberg konzentriert, wo verbesserte Verfahren Anwendung finden  konnten. Bleivergiftungen waren bei Arbeitern bis dahin immer wieder Auslöser von Berufskrankheiten. Das Taufbuch der Stadtpfarre zeigt unter 23.8.1844 einen Geburtseintrag an der Adresse Bleiweißfabrik Haus Nr. 233. Der Kindsvater hieß Simon Polzer und war „gräflich Egger´scher Bleiweißverwalter“.

Von besonderer Relevanz wäre noch ein Eintrag im Trauungsbuch der Pfarre Obermühlbach, die auch heute noch für Treffelsdorf zuständig ist. Demnach haben am 8.5.1870 Franz Puntschart, ehelicher Sohn des gleichnamigen Fabriks- und Realitätenbesitzers in Klagenfurt „sich in Bleiweißfabrik aufhaltend“ und Aloisia Lemisch, Tochter des Josef Lemisch, von Bachelhof die Ehe geschlossen. Als Trauzeugen fungierten Herr von Knappitsch, Gutsbesitzer Silberegg und  Josef Meyer, Sohn des gleich genannten Josef Meyer, Pulverfabrikant in Hörzendorf. Im Friedhof von Treffelsdorf finden sich die Gräber von Aloisia Puntschart 21.6.1845 (Althofen!) – 7.3.1930 (St.Veit, Glangasse 35)  und  Franz Puntschart 28.5.1844 (Klagenfurt) – 17.3.1915 (St.Veit, Klagenfurter Vorstadt 24). Ungeachtet der sich zwischenzeitig geänderten Adresse,  handelt es sich um ein und dasselbe, noch heute bestehende Haus mit schmuckreicher Fassade, heute Glangasse 71.

Wo man von der Spitalgasse kommend rechts in die Zensweger Straße einbiegt, erblickt man linker Hand das stattliche, erst in jüngster Zeit innen und außen verschönerte Haus Zensweger Straße 1. Ursprünglich ein schlichter, rechteckiger Bau mit der Stirnseite gegen die Straße  gerichtet, entwickelte sich daraus vor etwa 140 Jahre durch mehrmalige Erweiterungen die einstige Zündhölzlfabrik. Das bescheidene, alte Wohnhaus diente nach einander den Besitzerinnen Anna Köch, Juliane Bichler (ab 1831) und deren Tochter Maria, Pfarrersköchin in St. Peter (ab 1857). Noch im gleichen Jahr verkaufte Maria an Michael KONRAD, 1851 Bürger geworden und seines Zeichens ein Kaffeesieder im späteren Carinthia-Haus (heute Kärntner Sparkasse) am Hauptplatz. KONRAD war schon 18 Jahre lang am Besitz  angeschrieben als er sich gegen Ende hin entschloss, dort die Zündhölzchenfabrikation aufzunehmen. Leider, als „Fabrikant“ war er nicht sehr erfolgreich. Es hat den Anschein als hätten ihn die baulichen Maßnahmen und  Produktionseinrichtungen mehr Geld gekostet als ihm zur Verfügung stand. Als er 1875 in „Johann Gotscheber, Handelsmann in Graz“ einen Käufer fand, gingen vom Kaufpreis per 5.000 Gulden allein 4.200 Gulden auf Schulden auf. Selbst sein Kaufpreis von 1857 war noch nicht einmal zur Gänze geordnet. Auch musste er im Kaufvertrag die Verpflichtung übernehmen „die ihm verliehene Befugnis der Zündwarenfabrikation auf Verlangen des Käufers nach dem 1. August 1875 entweder zurückzulegen oder abzutreten“. Es wird sich noch zeigen, dass dies  noch keineswegs das Ende der Erzeugung von Zündhölzchen in der Stadt bedeutete. Gotscheber war jedenfalls bis mindestens 1878, wenn nicht noch länger in diesem Hause am Werken. Im Buch „Kärntens Gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur Gegenwart“, um 1950 von der Wirtschaftskammer für Kärnten im Verlag Joh. Leon sen. Klagenfurt herausgegeben, ist nämlich auf Seite 377 zu lesen, dass es in St. Veit 1874 eine Zündwarenfabrik gab, welche ebenfalls maschinell Holzdraht erzeugte, ihn aber gleich zu Zündhölzern verarbeitete, deren sie 1878 sage und schreibe 29.708 Kistchen aus 210 Millionen Holzdrähten mit 26 Arbeitskräften erzeugte und dabei entsprechende Mengen Schwefel, Phosphor, Minium, Kunstgummi, salpetrige Säure  und Schwefelsäure sowie andere Chemikalien verwendete. Schwefel- und Phosphordämpfe waren der Gesundheit der Arbeiter aber wenig zuträglich, sodass ein großer Kamin für halbwegs guten Abzug zu sorgen hatte. Dieser Kamin war lange Zeit eine Art Hauszeichen. Die Fabrikation erstreckte sich auf Schwefel- und Phosphorhölzchen sowie in geringem Maße auf schwedische Salonhölzchen, doch ging diese Fabrik wie auch kleinere Unternehmungen in Mauthen,  Gmünd und Pölland wieder ein, so dass im frühen 20. Jahrhundert dieser Betriebszweig in Kärnten gänzlich erlosch.

Nicht ganz vergessen werden sollten die weniger alten, nicht mehr bestehenden Fabriken, wie Alpenländische Kleiderwarenfabrik AG in Glandorf, die OMA Kindernährmittelfabrik (Friesacher Straße) oder die Pyrotechnische Fabrik Liebenwein in der Schießstattallee etc. etc.                                                                                                             Walter Wohlfahrt  

 

Von alten Fabriken in und um St. Veit/Glan

Unter Fabriken der damaligen Zeiten darf man sich nicht Industriebetriebe vorstellen wie wir sie heute kennen. Immerhin, man war in der Lage Produkte für überregionale Nachfrage anzubieten. Beschäftigtenzahlen, bauliche und maschinelle Ausstattung erreichten natürlich in keinem Falle heutiges Ausmaß.

An erster Stelle ist hier natürlich die St. Veiter Papierfabrik (Papiermühle) unten an der alten Glan zu erwähnen. Allein ihres Alters und ihrer Bedeutung wegen. Die Kunst der Papiererzeugung kam von China über Bagdad nach Kairo (900), von hier durch die Araber nach Spanien (1150) Italien (1276) Frankreich (1350) Nürnberg (1390) schließlich über Nürnberger Kaufleute (Gleismüllner Kaltenhauser) nach St.Veit in Kärnten. Der Lageplan macht klar, wie die einzelnen Gebäude zwischen Glan und Glan-Kanal angeordnet waren. Seit dem 15. Jahrhundert wurde dort handgeschöpftes Papier erzeugt. Guter Absatz fand sich in den Kanzleien der Rats- und Gerichtsstuben, in den Pfarrämtern und Klöstern Kärntens und weit darüber hinaus. So stößt man in Archiven der vorgenannten Einrichtungen nicht selten auf loses oder  gebundenes Schreibpapier mit dem gemarterten Vitus, sprich slawisch Veit, als Wasserzeichen. Diese Signaturen sind oft mit Buchstaben kombiniert, welche die jeweiligen Inhaber der Fabrik erkennen lassen. Eine geschlossene Arbeit darüber steht aus, wäre aber eine sehr interessante und lohnende Aufgabe. Es stellt sich dabei die Frage, ob von Anfang an  Wasserzeichen Verwendung fanden oder ob erst ab den Zeiten des Merkantilismus von Kaiserin Maria Theresia damit zu rechnen ist.

Der Standort an der Glan war dadurch begünstigt, dass die Glan dort – noch  nicht verbaut und eingetieft – um Meter höher ankam und einen Wasserfall bildete. Für Wasserkraft war damit ausreichend  gesorgt. Letzte Inhaber, wenn auch nicht mehr unbedingt Fabrikanten waren seit Anfang des 19. Jahrhunderts der Reihe nach Peter Sommerhuber, ab 1836 Antonie Kronawitter, 1867 die St. Veiter Bürgergilt, ab 1869 gelangten Teile des Anwesens über die Companie Rauscher an die Hüttenberger Union, wobei man sich das heute noch zu bewundernde Herrenhaus Baufläche 293 heute Glangasse Nr. 71 zurückbehielt. Es folgten dann 1880 Maria Kobl, 1882 Aloisia Puntschart, eine geborene Lemisch. Weil immer wieder das Bessere der Feind des Guten ist, endete das Papier-Schöpfen mit dem Siegeszug der Massenproduktion. 1864 schon hat es in der Fabrik, Baufläche 292, einen Brandschaden gegeben und um 1890 machte Franz Puntschart,  letzter Inhaber der Glandorfer Bleiweißfabrik, aus den Resten der Papiermühle eine Essigfabrik. Irgendwann hat er dann wohl auch das prächtige Wohnhaus an sich gebracht, denn nur so ist das Ableben des Herrn Puntschart (1915) und jenes seiner Frau (1930) in diesem Hause zu erklären. Fritz Knaus erwarb 1903 die Essigfabrik und in der Folge einen exzellenten Ruf mit seinem weitum bekannten Wein-Essig, hat aber nie dort gewohnt.

Zur Bleiweißfabrik (heute Funder Direktion) wäre zu sagen, dass ihr Entstehen auf die reichen Gewerken und Eisenhändler Koller zurückzuführen ist. Anfänglich waren diese vielleicht nur Finanziers, weil auch ein gewisser Josef Petz kurz aufscheint. Bald aber sind die Koller und späteren Freiherren, durch Generationen Alleinbesitzer. Über Mathias Freiherr von Koller und Katharina Koller, verehelichte Gräfin Egger gedieh die Fabrik an deren Sohn Gustav Graf Egger. Im Jahre 1849 werden laut Industrieausweis von sieben Arbeitern aus 450 Zentner Blei und 300 Zentner Schwerspat genau 753 Zentner Bleiweiß erzeugt. Auch Essig spielte beim Bleiweißmachen eine gewisse Rolle, um strahlend weiße, gut deckende Farbe zu gewinnen. Die Verwendung von Schwerspat, lässt darauf schließen, dass das hier erzeugte Bleiweiß gestreckt werden musste und somit von minderer Qualität war. Tatsächlich hat sich die weitere Produktion von Bleiweiß auf Klagenfurt und Wolfsberg konzentriert, wo verbesserte Verfahren Anwendung finden  konnten. Bleivergiftungen waren bei Arbeitern bis dahin immer wieder Auslöser von Berufskrankheiten. Das Taufbuch der Stadtpfarre zeigt unter 23.8.1844 einen Geburtseintrag an der Adresse Bleiweißfabrik Haus Nr. 233. Der Kindsvater hieß Simon Polzer und war „gräflich Egger´scher Bleiweißverwalter“.

Von besonderer Relevanz wäre noch ein Eintrag im Trauungsbuch der Pfarre Obermühlbach, die auch heute noch für Treffelsdorf zuständig ist. Demnach haben am 8.5.1870 Franz Puntschart, ehelicher Sohn des gleichnamigen Fabriks- und Realitätenbesitzers in Klagenfurt „sich in Bleiweißfabrik aufhaltend“ und Aloisia Lemisch, Tochter des Josef Lemisch, von Bachelhof die Ehe geschlossen. Als Trauzeugen fungierten Herr von Knappitsch, Gutsbesitzer Silberegg und  Josef Meyer, Sohn des gleich genannten Josef Meyer, Pulverfabrikant in Hörzendorf. Im Friedhof von Treffelsdorf finden sich die Gräber von Aloisia Puntschart 21.6.1845 (Althofen!) – 7.3.1930 (St.Veit, Glangasse 35)  und  Franz Puntschart 28.5.1844 (Klagenfurt) – 17.3.1915 (St.Veit, Klagenfurter Vorstadt 24). Ungeachtet der sich zwischenzeitig geänderten Adresse,  handelt es sich um ein und dasselbe, noch heute bestehende Haus mit schmuckreicher Fassade, heute Glangasse 71.

Wo man von der Spitalgasse kommend rechts in die Zensweger Straße einbiegt, erblickt man linker Hand das stattliche, erst in jüngster Zeit innen und außen verschönerte Haus Zensweger Straße 1. Ursprünglich ein schlichter, rechteckiger Bau mit der Stirnseite gegen die Straße  gerichtet, entwickelte sich daraus vor etwa 140 Jahre durch mehrmalige Erweiterungen die einstige Zündhölzlfabrik. Das bescheidene, alte Wohnhaus diente nach einander den Besitzerinnen Anna Köch, Juliane Bichler (ab 1831) und deren Tochter Maria, Pfarrersköchin in St. Peter (ab 1857). Noch im gleichen Jahr verkaufte Maria an Michael KONRAD, 1851 Bürger geworden und seines Zeichens ein Kaffeesieder im späteren Carinthia-Haus (heute Kärntner Sparkasse) am Hauptplatz. KONRAD war schon 18 Jahre lang am Besitz  angeschrieben als er sich gegen Ende hin entschloss, dort die Zündhölzchenfabrikation aufzunehmen. Leider, als „Fabrikant“ war er nicht sehr erfolgreich. Es hat den Anschein als hätten ihn die baulichen Maßnahmen und  Produktionseinrichtungen mehr Geld gekostet als ihm zur Verfügung stand. Als er 1875 in „Johann Gotscheber, Handelsmann in Graz“ einen Käufer fand, gingen vom Kaufpreis per 5.000 Gulden allein 4.200 Gulden auf Schulden auf. Selbst sein Kaufpreis von 1857 war noch nicht einmal zur Gänze geordnet. Auch musste er im Kaufvertrag die Verpflichtung übernehmen „die ihm verliehene Befugnis der Zündwarenfabrikation auf Verlangen des Käufers nach dem 1. August 1875 entweder zurückzulegen oder abzutreten“. Es wird sich noch zeigen, dass dies  noch keineswegs das Ende der Erzeugung von Zündhölzchen in der Stadt bedeutete. Gotscheber war jedenfalls bis mindestens 1878, wenn nicht noch länger in diesem Hause am Werken. Im Buch „Kärntens Gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur Gegenwart“, um 1950 von der Wirtschaftskammer für Kärnten im Verlag Joh. Leon sen. Klagenfurt herausgegeben, ist nämlich auf Seite 377 zu lesen, dass es in St. Veit 1874 eine Zündwarenfabrik gab, welche ebenfalls maschinell Holzdraht erzeugte, ihn aber gleich zu Zündhölzern verarbeitete, deren sie 1878 sage und schreibe 29.708 Kistchen aus 210 Millionen Holzdrähten mit 26 Arbeitskräften erzeugte und dabei entsprechende Mengen Schwefel, Phosphor, Minium, Kunstgummi, salpetrige Säure  und Schwefelsäure sowie andere Chemikalien verwendete. Schwefel- und Phosphordämpfe waren der Gesundheit der Arbeiter aber wenig zuträglich, sodass ein großer Kamin für halbwegs guten Abzug zu sorgen hatte. Dieser Kamin war lange Zeit eine Art Hauszeichen. Die Fabrikation erstreckte sich auf Schwefel- und Phosphorhölzchen sowie in geringem Maße auf schwedische Salonhölzchen, doch ging diese Fabrik wie auch kleinere Unternehmungen in Mauthen,  Gmünd und Pölland wieder ein, so dass im frühen 20. Jahrhundert dieser Betriebszweig in Kärnten gänzlich erlosch.

Nicht ganz vergessen werden sollten die weniger alten, nicht mehr bestehenden Fabriken, wie Alpenländische Kleiderwarenfabrik AG in Glandorf, die OMA Kindernährmittelfabrik (Friesacher Straße) oder die Pyrotechnische Fabrik Liebenwein in der Schießstattallee etc. etc.                                                                                                             Walter Wohlfahrt  

 

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Über Gasthaus-Namen von St.Veit

April 28, 2012 um 13:31 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Der ehemalige Steirerhof der Fam. Rohrer in der Klagenfurter Straße
 
Das älteste Gewerbe der Welt ist bekannt. Davon soll nicht die Rede sein, wohl aber vom Gastgewerbe, welches hier bei uns älter ist als die Stadt selbst. Wie kann man das behaupten? Ganz einfach! Ehe St. Veit zur Stadt wurde, war es kurze Zeit ein Markt, davor aber lange nur Dorf, kein unbedeutendes zwar, am Kreuzungspunkt von Fernwegen gelegen und natürlich ein Dorf mit Gasthaus.

Seit der Anlage eines Bürgerbuches im 16. Jhdt. sind Bürger namentlich bekannt, doch erst zu Ende des 18. Jhdt. bequemte man sich, den Namen  Berufsbezeichnungen beizufügen. Es ist ein Zufall, dass man vorher von Kaffeesiedern und erst in der Folge vom Gastgeb, vom Gastwirt, Bier- oder Weinwirt, am öftesten einfach nur von Wirten lesen kann. Vergleicht man die Angaben alter Adressbücher (Amts- und Adresskalender 1907-1915-1935), ergibt sich bezüglich Lokal-Gesamtzahlen nachfolgende Entwicklung bei den Kaffeehäusern 4-6-4,  für Wirte jetzt zusammengenommen 36-37-28. Die Tendenz, die auch für andere Gewerbearten nach aller Regel zutrifft, heißt leichte  Zunahmen vor dem Ersten Weltkrieg, Rückgänge hingegen in der Zwischenkriegszeit. Noch aufschlussreicher für die verschiedenen Zeitläufe sind die Gasthausnamen, diese waren mitunter lange in Gebrauch aber nicht selten auch dem Wechsel unterworfen. Familiennamen lebten fort so lange der gute  Klang nachwirkte,  auch wenn dort längst neue Eigentümer oder Pächter tätig waren. Mancher Hausnamen sollte für sich alleine sprechen, wie Sonne, Mondschein oder Stern. Bei solchen Bezeichnungen könnte man vermuten, die Gäste gingen dort erst heim beim Licht der Sterne, beim Mondschein oder gar erst wenn die Sonne wieder am Himmel stand …. Andere  Wirtshausnamen sollten über ihre genaue Lage Auskunft geben, also für jeden leicht zu finden sein, so etwa der Postwirt, der Bruckenwirt, die Bahnhofsrestauration, Grabenwirt, Badwirt Vitusquelle, Alte Brauerei, Zentral etc. Eine besondere Spezies waren aber die politischen Lokalbezeichnungen, die ganz bewusst auf ein selektiertes Publikum abzielten. Beispiele dafür, obzwar  heute nicht mehr bestehend wären: das Cafe Hindenburg, die Wartburg, Gasthaus Zum Schwarzen Adler, der Kronwirt oder Alt-Heidelberg. Viele Adressen hat man aufgelassen, dafür wieder eine Menge neuer Lokale in alten oder neuen Häusern eröffnet. Was bleibt ist der Wandel! Daher sollen zum Abschluss einige historische Plätze, nach Besitzer- und Hausnamen durchmischt, genannt werden:

Wenn wir in der Klagenfurter Vorstadt beginnen und von Außen nach Innen wandern, muss man zuerst das ehemalige  Bahnhofshotel Verdino in Glandorf nennen, dann käme  „Zur Lokomotive“, „Kalter Keller“ – Gasthaus Dörrer – Liebeteggers „Wartburg“ woraus Frau Rohrer den „Steirerhof“ machte – Löschnig Richards „Alte Brauerei“,  Gh. Gratzer-Pucher, Gh. „Zur Sonne“,  Gh „Zum Roß“ (Meisterl).

Die Friesacher Vorstadt hatte einst Wirtskonzessionen am Ranftlhof, beim Mailänderhof und natürlich beim Sternwirt.

Mit Gasthäusern reich gesegnet war einmal die Weitensfelder Vorstadt inklusive Spitalgasse. Von oben nach unten aufgezählt waren da das Vitusbad der Fam. Mörthenhuber, Gasthaus Schauer, Gh Nagele und der Fasslwirt des Alois Mayer. Man könnte hier vielleicht auch den Poganzer, den Radinger und die Tiroler Weinstube des Friedrich Bugelsheim dazu zählen, wo man einmal gerne den Sonntagspaziergang enden ließ. All diese gastlichen Stätten sind nicht mehr.

Die Wirte der Villacher Vorstadt werden hier noch Platz finden müssen, während jene der Innenstadt vielleicht ein andermal zum Zuge kommen. Diesmal von Innen nach Außen: Gh „Zur Traube“,  „Zan Grean Bam“ – „Zum Hirschenwirt“, wurde später zu Cafe Hindenburg und ist heute die Pizzeria Milano – es folgt der ehemalige Gasthof  Gautsch (zeitlich davor Huber, Mulley) Gasthaus Ressmann („Zum Mondschein“ davor „Botenwirt“),  der Wirt bei der Brücke, also der Bruckenwirt  und schließendlich Restaurant mit Kino Johann Jäger.  

 Walter Wohlfahrt        Aus St.Veiter Stadtblatt´l August 2011

Straßenbau 1926 beim alten Mauthaus nahe Schönmühle

April 18, 2012 um 15:14 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Vier Monate war man im Jahre 1926 mit Straßenwalzung beschäftigt. Ein Bild von dieser Baumaßnahme im Bereich der Klimbacher Kurve spricht für sich selbst. Selten genug wird ein Foto geschossen und die Entstehungszeit so eindeutig dokumentiert. Doch Hand aufs Herz, wüßten Sie zu sagen wo genau diese Szene spielt? Man kann nämlich keinen der hier Abgebildeten noch um Auskunft fragen, denn es sind seither mehr als achtzig Jahre ins Land gangen! Oder erkennt wirklich noch wer jemanden?

Um keinen zu lange auf die Folter zu spannen – die Gesellschaft befindet sich auf der Friesacher-Straße genau an der Stelle, wo heute die Dr. Arthur Lemisch Straße einmündet. Vor sich hat man die komplette Streitmacht der damaligen St.Veiter Straßenverwaltung mit allen verfügbaren technischen Gerätschaften. Will man zunächst die maschinelle Bestückung von rechts nach links betrachten, erkennt man bald, daß man sich bei der Aufstellung schon etwas gedacht hat. Es zeigt sich ganz rechts samt dem Lenker am Steuerrad ein Vehikel zur Festigung des Unterbaues. Gleich daneben, ein Arbeiter der sich an einen hölzernen Schotterwagen, von zwei Mann zu ziehen, anlehnt. Dahinter ein komisches Pultdach. Ein Straßenarbeiter steht darauf, deutlich erhöht. Neben ihm ist ein etwa fünfjähriges Bübelein mit keckem Hütel deutlich erkennbar. Lebt er gar noch? Er wäre dann wohl an die 86 Jahre alt! Das Gerüst verrät, es befindet sich darunter ein fahrbarer Behelf zum Aufheizen der Teerfässer. Es folgt nun ein Pferd, besser gesagt ein Leihpferd mit dem dazugehörigen Roßknecht. Endlich kommt die Straßenwalze ins Bild. Diese hat ein Dach zum Schutze gegen die Hitze von oben. Die Hitze von unten her, also vom Asphalt ist sehr groß gewesen. Die Walze hatte die Straßenoberfläche zu glätten. Damit wäre auch der Arbeitsablauf von Bereitung des Unterbaues, über Schotterschüttung und Teerung bis hin zur Walzung gut nachvollziehbar. Vor der Walze erkennt man außerdem eine Wasserpumpe für zwei Personen. Sie wurde benötigt, um etwa störendes Wasser weg zu bekommen.

Worauf die einzigen zwei Personen, die nicht aufrecht stehen, sitzen, ist nicht auszumachen. Es könnten gekippte Schubkarren sein. Die massige Gestalt im Zentrum, gerade nicht das Bild füllend, sieht nicht darnach aus, als wäre sie gewohnt, Krampen und Schaufel zu schwingen, wie die zehn Aufrechten. Er war also wohl der Vorarbeiter, Partieführer oder vielleicht gar  der Herr Straßenmeister. Der zweite in Sitzposition ist recht elegant gekleidet und demnach ein Straßenbau-Ingenieur. Vielleicht ist er mit dem am Bildrand zu sehenden Auto Anno 1904 gekommen. Noch einer sticht ganz besonders heraus. Es ist der Mann im  schwarzen Rock mit weißer Schürze, rechts von der Mitte. Es würde nicht wundern, wenn er ein Wirt wäre, der schon irgendwo im Hintergrund das kühle Bier für die Gleichenfeier bereit hält?

Jetzt noch zum Haus dahinter! Es steht heute nicht mehr. Die Wellblechhütte rechts, diente wahrscheinlich als Werkzeug- und Gerätelager, denn das Haus selbst stand damals schon als Wegmacherhaus in Verwendung und war als solches in Staatsbesitz. Das Gebäude stand mit Sicherheit bis mindestens 1950 auf der von den genannten Straßen gebildeten spitzen Rasenfläche. Es wurde 1817 als „Neues Mauthaus“ errichtet. Die Bauausführung sollte dem Niedrigstbieter übertragen werden. Das war Amon Radinger. Er versprach, alles plangemäß herzustellen, und das um sage und schreibe 360 Gulden. Vielleicht war Radinger nicht der beste Rechner und auch nicht der tüchtigste Baumanager? Es kann sein, daß er sogar dazuzahlen mußte, denn aus einem Brief vom 15.3.1825 des Josef Tautschnig, Besitzer von Keutschachhof an Amon Radinger – also 8 Jahre später – geht hervor, daß die für das Mauthaus bezogenen Mauer- und Dachziegel noch nicht restlos bezahlt sind! Damit ist so nebenbei ein weiterer Vorbesitzer der ehemaligen Ziegelei Voraberger am Keutschachhof nachgewiesen. Nach Abschaffung aller Wegemauten blieb das Gebäude in öffentlicher Hand. Die Weiternutzung als Wegmacherhaus lag daher nahe. (Landesarchiv, Katalog 18, Stadt St.Veit, Faszikel 43).             

Walter Wohlfahrt in „Zentrum Kärnten“  VI/2007

Vom „Hafner-Platzl“ in St. Veit

April 13, 2012 um 13:31 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Hauptplatz St. Veit/Glan, knapp ober Pestsäule das kleine Hafnerplatzl

Gar schrecklich war ein Strafgericht in alter Zeit. So auch jenes vom Sommer des Jahres  1292, welches auf dem Hauptplatz der Stadt mit der Exekution der Aufständischen seinen Höhepunkt erreichte. Die näheren Umstände im Zusammenhang mit der Einsetzung Herzog Meinhards von Görz-Tirol als Landeshauptmann von Kärnten durch Rudolf von Habsburg und warum dies den heimischen Adel so aufbrachte, wird bei Norbert Rainer „Geschichte der Stadt St.Veit, 1903“ und von Martin Wutte in „Die Stadt St.Veit, 1927“ ausführlich geschildert. Hier sei nur kurz rekapituliert, daß die Todesurteile auf Schloß Freiberg gesprochen und in St.Veit am Hauptplatz exekutiert wurden. An Pferde gebunden hat man die Bedauernswerten – ein Karlsberger, der Comptur von Pulst als geistlicher Herr, Konrad von Freiberg und Konrad von Türlin – in die Stadt geschleift und dort, sofern noch lebend angekommen, mit dem Schwert gerichtet. Andere wollen sogar von einer „Vierteilung“ wissen. Die Zahl der Verschwörer, die sich am Herzogssohn Ludwig mit dessen Festnahme im besondern und an der Bürgerschaft durch Plünderung der Stadt im allgemeinen vergriffen haben, war natürlich größer, doch konnten sich die meisten davon bei Zeiten in Sicherheit bringen.

Hier geht es nur um die Frage, wo der Karlsberger Hafnermeister seinen zinsfreien Verkaufsstand am Hauptplatz regelmäßig aufschlagen und seine Produkte an den Mann bringen durfte und wie es überhaupt so gekommen ist? N. Rainer nennt auf

Seite 20, Fußnote 6 eine Stelle „6 Quadratklafter nördlich der Dreifaltigkeitssäule“ wo die Hinrichtung vollzogen worden sei. 1 Klafter entspricht rund einem Meter 90 und so ergäbe sich eine Fläche von beiläufig 24 Meter (etwa 4m x 6 m). Tatsächlich enthält die hier, dank des Entgegenkommens des Vermessungsamtes Klagenfurt gezeigte, alte Indikationsskizze neben der Parzelle Nr. 1063/1 (das ist der Hauptplatz) eine weitere kleine Teil-Parzelle mit Nr. 1063/2 präzise an der Einmündung der Pogatschnig-Gasse. Wenn man davon ausgeht, daß dieses blutige Schauspiel einen einzigen Zweck hatte, nämlich den der Abschreckung – Konrad von dem Türlin war immerhin St.Veiter Bürger gewesen – dann muß man wohl annehmen, die Hinrichtung fand in der Platzmitte statt und die 24 Quadratmeter reichten gerade einmal für den Auffensteiner als Richter und seine Beisitzer. Er hat ja dann auch tatsächlich die herrenlos gewordene Burg Karlsberg samt dem Richtplatz in St.Veit bekommen. Zumindest bis in die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts war die winzige Parzelle ein, wenn auch bescheidener Bestandteil der großen Landtafeleinlagezahl 891– ausdrücklich „Hafnerplatzl“ genannt –  im Eigentum der Herren von Karlsberg, genauer gesagt der Grafen Goess. Daß man jetzt nicht mehr  auf den Tag genau sagen kann, wann und mit welchem Rechtstitel das Hafnerplatzl in das Öffentliche Gut gelangte, liegt allein daran, daß das fragliche Hauptbuch unsachgemäß beschnitten wurde und sich die Blattüberträge nicht mehr verfolgen lassen.

In anderen Städten markiert man solche historisch bedeutsamen Plätze im Boden oder in anders geeigneter Form. Es könnte Stadtführern ein fixer Anhaltspunkt, für die Stadtverwaltung vielleicht eine Anregung sein? Möglicherweise ist gerade deshalb die nordwestseitige Frontlinie des Platzes gegenüber der südwestlichen deutlich zurückgesetzt?       

Aber wenn man schon die alte Landtafel in der Hand hat, dann springt einem gleich noch was ins Auge: Im A1-Blatt, Ordnungszahl 2a der genannten Einlagezahl von Schloß Karlsberg steht geschrieben „Fischereirecht an der Glan gehört vom Schwarzfurterkreuz bis zur Rohnsdorfer Brücke der Fideicommissherrschaft Carlsberg“.

                                                     XI/2006

Villacher Straße 12 und 14 – Fundbericht

April 13, 2012 um 13:18 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Immer öfter erfährt der  „Stadtführer“ positive Rückmeldungen. Der Bericht über die St.Veiter Friedhöfe im November z.B. löste einen Anruf, besser gesagt, eine handfeste Überraschung aus! Und das kam so: Ein Besitzwechsel, wie er immer wieder vorkommt, diesmal in der Villacher Vorstadt brachte mit sich, dass eine, seit undenklichen Zeiten vorhandene, zwei Anwesen scheidende Mauer mit einer sichtbaren Gesamtlänge von sechs Meter, 70cm hoch und 60cm breit etwa zur Hälfte abgetragen wurde. Auch so etwas kann immer wieder vorkommen. Was dabei jedoch zu denken gibt ist die Tatsache, dass sich im Mauerverbund mächtige Blöcke aus Marmor in Zweitverwendung befanden, die obendrein Steinmetzarbeit erkennen lassen. Einmal war eine scharfe  Kante störend empfunden und abgenommen worden, an anderer Stelle hatte man mit dem Meisel ein Zierband angebracht.

 Ing. Hans Bulfon, als Fachmann und Steinmetzmeister hinzugezogen, identifizierte das Material auf Grund seiner typischen Bänderung eindeutig als Kraiger Marmor. Während zum Glück schwere Brocken liegen bleiben mussten, ging viel vom leichteren Abbruchmaterial, also auch Marmor, sogleich auf die Deponie. Ein weiterer Marmor ragt  noch aus dem stehen gebliebenen Mauerrest, und zeigt gleichfalls Bearbeitungsspuren. Der hier abgebildete größte Block, der hat die Form eines gebrochenen Würfels und Maße von ca 50 x50 x50 cm.  Das geschätzte Gewicht wird wohl an die 100 Kilo betragen und bei seiner Wiederverwendung daher wohl kaum von weit her geschafft worden sein. Die Fundmeldung ist Frau Mag. Jutta Verdino, Villacher Straße 12 zu danken. Besichtigung und endgültige Beurteilung durch die bereits vorinformierte, kompetente Stelle, stehen noch aus. Ebenso wäre abzuwarten, was die stehen gebliebene Mauer noch freigeben wird. Was überdies im überbauten Teil besagter Trennmauer vielleicht noch enthalten ist, muss offen bleiben so lange darüber befindliche Gebäudeteile ungestört bleiben müssen. Eine Gesamtlänge der Mauer vom Gehsteig bis zum hinten vorbeifließenden Obermühlbach reichend, ist denkbar.

 Ohne dem allein maßgeblichen Fachurteil vorzugreifen, wird man doch irgendwie an die tragischen Ereignisse des Jahres 1600 erinnert, als überlieferten Texten zufolge, ein nur kurze Zeit in der Villacher Vorstadt bestandener Evangelischer Friedhof  „mit Mauerböcken“ dem Erdboden gleich gemacht worden ist. Eine genaue Lokalisierung dieses Gräberfeldes steht immer noch aus. Das bekannte und einzige Bruchstück eines Marmors mit Inschrift „Jesus spe nos“ und mit fragwürdiger Datierung, jetzt links des Portals der Evangelischen Kirche in die Wand eingelassen, ist erst in jüngerer Zeit vom Hause 10. Oktoberplatz Nr 1 (Raika) dort hin gekommen. Die exakte  Fundstelle dieser  Inschriftplatte in der Villacher Vorstadt ist ebenfalls  nicht überliefert.

 Ein Bauzeitalter-Plan existiert wohl für die Häuser der Innenstadt, nicht aber für die Vorstädte. Die Besitzer der geschlossenen Häuserreihe Villacher-Straße 8, 10, 12, 14 bis 16 sind ab der zweiten Hälfte des 18. Jhdts  dank der reichen Schätze des Kärntner Landesarchivs lückenlos nachweisbar. Ältere Aufzeichnungen oder gar Grundbücher fehlen und damit ergibt sich ein dunkles Loch von ca. hundert Jahren. Man wird nicht weit fehlen, wenn man die erste Verbauung um die neue Fundstelle in die Mitte des 17. Jhdt. legt. Haus Nr. 8 Pabits war ein Gasthof mit Steinbierbräu, daran anschließend das Haus Kerschbaumer einst mit reichlich landwirtschaftlichen Grundstücken im Weichbild der Stadt ausgestattet, also deutlich agrarisch orientiert. Die Häuser 12 Anetter und 14 Petz, jetzt Bauernladen,  waren dadurch gekennzeichnet, dass beide  radizierte, das heißt fix mit dem Haus verbundene Gewerbeberechtigungen aufzuweisen hatten, das erste die eines Wagners, das zweite  eines Hufschmiedes. An sich eine ideale Ergänzung, die später durch eine Sattlerei (Wernitznig, Haus Nr. 16) noch gesteigert werden konnte. Eine vergleichbare Kombination von Wagner, Schmied und Sattler, heute würde man dies ein Cluster nennen, gibt es übrigens auch in der Klagenfurter Vorstadt mit dem Hause Kulterer und seinen Nachbarn. Doch zurück in die Villacher Vorstadt! Was bedeutet es, dass die Häuser 8 bis 14 zur Straße hin  e i n e  Front bilden, während Haus Nr. 16 merklich vorsteht, und dies schon auf dem Stadtplan 1749?

Gut, die Grundstückstiefen verringern sich, je näher man der Brücke kommt und die historische Stadtausfahrt in Richtung Glantal verlief  ja nicht hier, sondern durch die Bürgergasse zwischen Bürgerspital und Klosterkirche, das mögen Gründe dafür sein. Aber wäre es nicht auch vorstellbar, dass die genannten Häuser der Straße zu auf alten (Friedhof-) Mauern ruhen?                                                                                      III/2009

Alte Gaststätten der Innenstadt

April 13, 2012 um 13:15 | Veröffentlicht in St.Veit | 1 Kommentar
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Gaststätten jeglicher Art blieben von Anfang an und für lange Zeit auf den Ortskern beschränkt. Das änderte sich allmählich durch das Wachstum der Vorstädte, als man den zunehmenden Verkehr der Pferdefuhren durch die Engen der Stadt immer öfter mühsam und gefährlich fand. Erst damit schlug die Geburtsstunde von Einkehrgasthöfen in den Vorstädten. In den Zeiten davor waren Tavernen (Tafern), Gasthäuser mit Herberge (Gastgeb), Wirte (Weinwirt, Bierwirt, Schankwirt etc.) und sogenannte „Kaffee-Sieder“ eben nur innerhalb der Stadtmauern zu finden, denn Mauern boten Sicherheit den Inwohnern wie den Reisenden.

Die älteste Quelle für dergleichen Untersuchungen stellt das Bürgerbuch von 1564ff dar. Es ist im Kärntner Landesarchiv verwahrt.  Leider nennen die ersten Einträge nur das Notwendigste, wie Datum, Namen, Höhe der Taxen. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts werden sporadisch auch Berufsbezeichnungen angeführt, doch immer noch keine genauen Adressen. Man darf annehmen, dass die frühesten Bürgeraufnahmen von Wirten solche betraf die ihrem Gewerbe in der Innenstadt nachgingen. Es sind zunächst noch Familiennamen, selten besondere Fantasie- oder Hausnamen üblich, was jedoch nicht ausschließt, dass aus Familiennamen mit der Zeit Hausnamen werden konnten. Wie viele, unter den Sammelbegriff „Wirt“ fallende als Zeitgenossen wirkten, lässt sich aus dem Bürgerbuch erst recht nicht nachweisen. Dazu bedarf es schon gewisser amtlicher Unterlagen, wie etwa des Gewerbesteuer-Ausweises von 1798 – Landesarchiv, Stadt St.Veit, Faszikel 6/5 – wo zum Stichtag alle „Partheien“ mit Hausnummer, Steuerbuch-Folio, Namen, Gewerbsstand und Geldbetrag angeführt wurden und das sogar getrennt nach Stadt und Vorstädten. Die Innenstadt hatte zu jener Zeit  e i n e n  Kaffeesieder,  e i n e n  ausschenkenden Bräuer,  e i n e n  Wirt,  e i n e n   Gastgeb, zwei Bierwirte und nur  e i n e n  Weinwirt. Der Bräuer war mit 10 Gulden am höchsten besteuert, gefolgt von Weinwirt und Kaffeesieder mit je 4 Gulden. Der Gastgeb zahlte nur 3 Gulden, Wirte 1 Gulden und weniger. Wenn wir zusammenfassen, hatte die Innenstadt zu Ende des 18. Jahrhunderts gerade einmal sieben gastliche Stätten. In den Vorstädten waren es insgesamt sechzehn, wobei die Bierwirte deutlich vorherrschten und es darunter gar nicht wenige „Bierwirthinnen“ gab.

Das Bild ändert sich im Laufe des folgenden Jahrhunderts. Jetzt gibt es, bezogen auf Stadt und Vorstädte  nur noch 15 Gastgewerbe, also um acht weniger. Ja, St. Veit ist durch Wegfall seiner Privilegien ärmer geworden und der Boom durch die Eisenbahn hat gerade noch nicht eingesetzt. Das beweist jedenfalls das Kärntner Geschäfts-Adressbuch, erschienen 1864 bei Johann Leon. Zuwächse hatten dabei nur die Kaffeesieder und Bräuer, letztere fast durchwegs in den Vorstädten gelegen. Der Adresskalender von 1907 wird schließlich wieder eine deutliche Zunahme allein der Wirtshäuser und Wirtspächter von Innenstadt und Vorstädten von zusammengezählten 37 Betrieben zeigen. Laut Kalender 1935 kommt es wieder zu einem Rückgang auf 28, was der Notzeit entspricht.

Konzentrieren wir uns nun auf entsprechende Adressen der Innenstadt, dann wäre da zunächst das Haus Hauptplatz Nr. 20 (Rikki Reiner Moden). Dort wird mit Georg Mayerhofer (+1782) schon ein bürgerlicher Wirt genannt. Es sind dort Wirtsfamilien bis 1918 nachweisbar. Ein Michael Koller wurde zum Namensgeber für die „Sudlerkoller-Wirtsbehausung“ womit es seine besondere Bedeutung hat. Zu seinen Lebzeiten dürfte Koller ein origineller Mann gewesen sein, der hauptsächlich Fuhrleute, Gesellen und Leute vom Lande zu seinen Gästen zählte. Sein Ruf ist unter dem Namen „Sudler-Koller“ noch lange im Gedächtnis der Nachwelt erhalten geblieben. Bei ihm wurde die sogenannte Saure Suppe ausgekocht, die nach der volkstümlichen Bezeichnung „sudeln oder säuern“ zu dem Beinamen Sudler führte. Sie wurde aus Innereien, Kopffleisch und Füßen der Schweine zubereitet und war seinerzeit eine beliebte und auch billige Speise. Heute wird sie verfeinert als „Eingemachtes“ serviert. Im Jahre 1830 befürwortet der Magistrat ein Unterstützungsansuchen des Koller, gewesener Militär-Chirurg, als solcher 21 Jahre Freund und Feind gedient (Bruder des hiesigen Chirurgen Franz Xaver Koller) und seit 40 Jahren in der Stadt, Haus Nr. 105, Bierwirtkonzession, Opfer der zwei Stadtbrände von 1797 und 1829, mindestens 86 Jahre alt, krank und unverschuldet in Not geraten. Der Arme stirbt 1834 mit 89 Jahren. (nach Dir. R. Niederl)

 Weitere Geschichten gebe es vom Hause Hauptplatz 6 (Glan Real) wo einst der „Obere Haller“ die Lebzelterei mit Wein- und Branntweinausschank kombinierte. Es gibt St. Veiter, die sich noch an das Gasthaus zur Post an dieser Stelle erinnern. Weil die wohlhabende und alteingesessene Familie der Haller sich auch kräftig verzweigte, gab es die gleiche Kombination am Unteren Platz 6 (später Sommeregger). Dort werkte noch der legendäre Mathias Grawein, ebenfalls als Lebzelter und Wirt. Er kam als Lebzeltergeselle nach St.Veit und erwarb das Haus durch Einheirat. Er brachte es durch seinen soliden Charakter zu großem Ansehen und bekleidete vom 1869 bis 1873 sogar das Amt des Bürgermeisters. Auch machte er sich um die Kultur des Hopfenbaues sehr verdient. Sein Gasthaus war Treffpunkt bürgerlicher Kreise, der Akademiker und Beamten, die sich in Stammtischrunden der Geselligkeit der „guten alten Zeit“ erfreuen durften, die mit dem 1.Weltkrieg zu Ende ging.

Mit Josef Sommeregger dem Älteren  begann eine neue Zeit der Entwicklung und Umgestaltungdes Gastbetriebes, die hauptsächlich  von den Bedürfnissen des allmählich einsetzenden Fremdenverkehrs bedingt war. Schon 1910 wurde der schmale Hoftrakt aufgestockt und 3 Fremdenzimmer eingerichtet, bis dann 1926 die Verbindung mit dem Hinterhaus

Burggasse 6 hergestellt war und auch dieses für Beherbergungszwecke adaptiert wurde. Schon 1926 gab es Zentralheizung und Fließwasser. 1929 erfolgte die Angliederung der zum Hause 7 gehörigen inzwischen aufgelassenen Dampfbäckerei, wo im Erdgeschoß ein geräumiger und vornehmer Speisesaal entstand, während im aufgesetzten 1.Stock mit zwei neuen Fremdenzimmern die Gesamtzimmeranzahl auf 23 und die der Betten auf 32 erhöht werden konnte. In diesem Jahr wurden auch die Stallungen abgerissen und an deren Stelle ein gepflegter Gastgarten mit gedeckter Veranda geschaffen. (ebenfalls nach dem Chronisten Rudolf Niederl!) Am Unteren Platz 4 (Lammwirt) wirkten über Jahre und nach einander die Familien Polster und Schubernig als Fleischhauer und Wirtsleute. Die von Franz und Ignaz Polster betriebene Fleischhauerei befand sich nicht in diesem sondern im Nebenhaus Nr.3. Deshalb ist heute noch die kuriose Situation gegeben, dass ein Gastzimmer des Weißen Lamms außerhalb der Stammliegenschaft liegt, jedoch von dort her begangen wird. Das Haus Nr.4 diente ausschließlich Gastzwecken, soweit nicht die damit verbundene Landwirtschaft Platz in Anspruch nahm. Vorübergehend richtete Benno Schubernig von 1906 bis 1928 eine Fleischausschrottung auch in diesem Hause ein, die von seinem Sohn Hermann 1928 bis 1940 weitergeführt wurde. Benno Schubernig war als Pferdezüchter und Rennfahrer auf Trabrennbahnen in ganz Österreich bekannt und betrieb auch die Landwirtschaft mit Erfolg, deren Schwerpunkt später  im neuen Stallgebäude unter der Traberbahn lag. Von 1928 bis 1938 hatte im ersten Stock des Vorderhauses das „Reych Urbs Viti“ eine Zweigstelle des Verbandes der Allschlaraffen seine „Burg“. (weitestgehend nach Dir. Niederl). Das Haus Unterer Platz 17 (Moden Schöffmann) mit seinem schönen Marienmonogramm beherbergte zur Mitte des 19. Jahrhundert das Gasthaus zum Mohrenwirt. Am Platze gegenüber steht das Haus Unterer Platz 8 (Kindermoden Paulitsch) nicht nur mit Wirtsleuten wie Fuchs, Trinker und Komposch sondern sogar mit dem berühmten St. Veiter Bildhauer Johann Pacher innerhalb seiner vier Wände. Wer erinnert sich außerdem der Situation vor dem Geschäftsumbau? Rechts der alten Haustüre Textil Schneidermeister Franz Wudonig zwei Stufen hinunter – links davon Gasthaus Resi Komposch, straßeneben um 1950. Frau Alexandra (Lexi) Wranz, ledig, 1900 bis 1978, Tochter des Eisenbahner-Pensionisten Franz Wranz  war Musiklehrerin in diesem Hause. Der ehemalige Kronwirt, worauf einst ungezählte Wirte mit Bürgerrecht saßen, ist im Hause Unterer Platz 20 (Ellersdorfer) infolge späterer massiver Umbauten nicht mehr zu erkennen.  Ein Bauakt im Archiv der Stadt sagt u.a. aus, dass „Sebastian Meisterl, Hausbesitzer und Fleischhauermeister darauf  verzichtet, in seinem Hause einen Eiskeller zu bauen, woraufhin Alois Ginhart seinen Rekurs zurückzieht“. Noch fehlen einige Gastwirt-Adressen, wie der Faßlwirt und Altheidelberg. Vollzähligkeit ist schwerlich jemals erreichbar. Eines steht aber fest, der Untere Platz hatte gegenüber allen anderen Plätzen und Gassen der Innenstadt in punkto Gasthäuser („Hotels“) ein klares Übergewicht.                                                    Walter Wohlfahrt

Der alte Ranftlhof bei St. Veit

April 13, 2012 um 13:08 | Veröffentlicht in St.Veit | 1 Kommentar
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Bei Anlegung des Grundbuches von 1878 erschien der Ranftlhof unter der Adresse „Friesacher Vorstadt Haus Nr. 13 und 14“ und ein gewisser Franz Graß war als Eigentümer angeschrieben. Auf einer Anhöhe zwischen Köllnhof und Schloss Hunnenbrunn, also gerade noch innerhalb des alten St.Veiter Burgfrieds sich erstreckend, ist der Hof von unten her gar nicht leicht auszumachen.

Lage und Größe ließen vielleicht einen einst adeligen Ansitz erwarten. Auch handelt es sich dabei um alten Landtafel-Besitz. In der Kärntner Burgenkunde von Kohla-Metnitz, über Burgen, Schlösser und Ansitze wird des Ranftlhofes ebenso wenig Erwähnung getan wie in einschlägigen Bezirksführern unseres Dr. Karl Ginhart. Die alte Geschichte dieses Platzes bleibt im Dunkeln. Kranzmayer führt den Namen nicht unpassend auf das Brotranftl, also auf den Brotanschnitt zurück, was auch durchaus zur deutlichen Randlage des Anwesens passen würde. In Carinthia I  Jg. 1955, Seite 584 finden sich Hinweise auf einige Edle von Ranftlhofen, die aus der Murauer Gegend stammend sich zur Zeit der Gegenreformation u.a. in der Pulster Pfarre aufhielten und zwar als „unbefugt im Lande weilende Exulanten“. Wie weit und ob überhaupt sich Zusammenhänge mit dem Ranftlhof bei St. Veit herstellen lassen, bleibt die Frage.

Uns müssen hier die letzten hundert Jahre genügen, die, wie wir sehen werden, durchaus auch ihren Reiz haben. Von Atomphysiker und Universitätsprofessor Dr. Manfred Drosg, Wien, wurde der Stadt vor einiger Zeit überraschend ein für die Stadtgeschichte wertvolles Geschenk gemacht. Es handelt sich dabei um das Büchlein seiner Mutter, Hanna Drosg, mit dem Titel „Il Capitano matto“.

                          Richard Stipek als k. u. k. Linienschiffsleutnant

Hinter diesem Capitano steht der Vater der Autorin, Richard Stipek, k.u.k. Linienschiffsleutnant und Herr auf Ranftlhof von 1912 bis 1938. Der zeitliche Bogen dieser höchst liebenswert verfassten Lebenserinnerungen, mit dem Ranftlhof als Mittelpunkt, reicht vom Ende der Monarchie bis herauf in die Nachkriegszeit. Gestalten und Schicksale begegnen uns an verschiedenen Orten, ausgehend vom altösterreichischen Kriegshafen Pola über Triest, St.Veit, Bodensee, Veldes und Klagenfurt. Das Buch erschien 1999 in sehr geringer Auflage, ist reichlich und interessant bebildert, heute leider nicht mehr zu kaufen, eine echte Rarität. Die Haltung der Stadtgemeinde, das Original gut zu hüten und nicht in die Stadtbücherei zu geben, ist daher mehr als verständlich. Umso dankbarer darf man sein, dass Frau Themel, die neue Chefin der Stadtücherei, die Anregung freundlich aufgenommen hat, das Buch zu kopieren und auf diesem Wege einem geneigten Publikum zugänglich zu machen. Irgendwie wird man bei der heiteren Lektüre an den guten alten Dr. Sebastian Weberitsch erinnert. Das Buch in kopierter Form sei ebenso empfohlen, wie ein zweiter Titel der gleichen Autorin, der von Frau Turk im Original der Stadtbücherei übereignet wurde, er lautet „Meine tierischen Lieblinge“. Frau Turk und Herr Universitätsprofessor haben nämlich in der Person des einstigen Postverwalters von St. Veit, Rudolf Drosg, einen gemeinsamen Großvater.

Vermutlich war der biedere, einarmige Ludwig Waldinger unmittelbarer Nachfolger im Besitz. Er war es jedenfalls, der aus dem Ranftlhof wieder ein Wirtshaus machte. Angeblich war dort schon kurz nach 1945 Kaffee und Raindling zu bekommen. Später, in den Fünfzigern gab es am Ranftlhof regelmäßig Musik und Tanz für Jung und Alt. Waldinger verkaufte 1956 an Dr. Hubert Knaus und übersiedelte nach Pörtschach am Wörthersee. Über die beiden Töchter des Dr. Hubert Knaus gelangten nur noch die Gebäude mit wenig Grund gemäß Kaufvertrag an Erich Köfler. Heute ist der Vierkant-Hof  ein begehrter Unterstell- und Trainingsplatz für Privat- und Turnierpferde. Obwohl es inzwischen eine moderne, asphaltierte Zufahrt gibt, sind die alten, tief eingeschnittenen ehemaligen Fuhrwege im Gelände noch gut erkennbar.                                                                         VII/2008

St. Veiter Goldhauben – und Nachtrag von 2012

April 12, 2012 um 09:32 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Hier vorne rechts befand sich einst der Rößlwirt mit Saal. Lange Zeit war es der  beliebte Stand- und Festplatz  der Goldhauben und Trabanten.

 

E i n l e i t u n g

 Das bisherige Fehlen einer eigenen Vereins-Chronik ist ebenso zu bedauern, wie der weitgehendste Mangel an authentischen geschichtlichen Dokumenten aus früherer Zeit.

Eine zeitgenössische Chronistin hätte mit Sicherheit mehr an Wissen, Lokalkolorit, und Atmosphäre eingebracht, umgekehrt aber vielleicht den Nachteil gehabt, in ihrer Zeit verhaftet geblieben zu sein und die großen Linien eines so altehrwürdigen Vereines nicht annähernd zur Geltung zu bringen. Auch hätten es in dieser langen Zeit mehrere Schriftführerinnen sein müssen, was möglicherweise doch Lücken und Stilbrüche zur Folge gehabt hätte. So bleiben in der Hauptsache vier „Kassabücher“ des Vereines, die anfangs, d.h. ab 1885 spärlich, später zunehmend, wenn auch nie erschöpfend Nachricht über das Vereinsgeschehen geben. Auch vereinzelte Korrespondenzen und allerlei Schriftstücke, meist jüngeren Datums, konnten herangezogen werden. Eine Bearbeitung des reichen Fotomaterials, dieses aber ebenfalls nur selten beschriftet und datiert und nur vereinzelt in mehr oder weniger repräsentativen Alben (Nuhsbaumer, Wernitznig, P.Zechner) geordnet, war nicht vorgesehen, sollte aber unbedingt ins Auge gefaßt werden. Die oberflächliche Durchsicht führte zur Erkenntnis, daß eine systematische Zusammenschau von neuem, hier vorliegenden Text und vorhandenen Fotos durchaus geeignet sein könnte, Lücken hier wie dort noch zu schließen. Die vom Autor herangezogene und für etwaige Vertiefung empfohlene Literatur wurde fast durchwegs bei den entsprechenden Textstellen zitiert.

Zu den ungedruckten Quellen gehören: ein Manuskript von Herfried Verdino 1987 zur Stadtgeschichte, verschiedenste schriftliche Archivauskünfte und eigene Forschungen im Landesarchiv, Diözesanarchiv, Archiv der Stadt St.Veit, in diversen Pfarrmatriken sowie in den reichen Beständen des Bezirksgerichtes St.Veit (Grundbuch, Verlaßakten). Eine ganz wesentliche Hilfe bedeuteten Gespräche und Interviews mit Vereinsmitgliedern.

 Der Wunsch von Obfrau Christa Maria Ebner, einen möglichst tiefen  Blick in die Vereinsgeschichte zu wagen, getreu ihrem Wahlspruch

            „Das Gestern ehren, im Heute stehen, ins Morgen blicken“

verursacht zwar einige Mühe bei der Faktensuche, erlaubt aber zugleich, ein Jahrzehnte währendes Geschehen und Bemühen des, stets dem Wohle der Stadt und dem des Landes verpflichteten Goldhauben-Frauenvereines in einem Guß überschaubar darzustellen, zu gliedern und zu analysieren. All dies hätte kaum die Aufgabe einer permanenten Mitschrift sein können. Der statistische Teil soll verläßliche Rückschlüsse dort zulassen, wo die Quellenlage ansonsten versagen würde.

Ist es auch nicht leicht, die Tätigkeit der Goldhauben nachträglich und Schritt für Schritt in die Stadtgeschichte einzubetten, einen Versuch ist es allemal wert. Die Geschichte der Goldhauben ist und bleibt ein Spiegelbild der Geschichte der Stadt und umgekehrt. Allein die ewige Verjüngung St.Veits – hier ist nicht die rein biologische, sondern vor allem die durch Neuzuzüge von unternehmerischen Persönlichkeiten, bzw. von deren körperlich und/oder  vermögensmäßig attraktiven, wirtschaftstüchtigen jungen Bräuten gemeint – diese Verjüngung am Beispiel der Goldhauben und ihrer Ehemänner anschaulich zu machen, sollte sich lohnen.

1.  Die Zeit davor – Legende und Wahrheit

Vom einstigen, allseits anerkannten Experten der St. Veiter Stadtgeschichte, Dr. Fidelius Widmann (1899-1982) existiert eine handschriftliche Notiz aus ca. 1947/48. Demnach sei die Vereinigung der Bürgerfrauen von St. Veit aus der Liebe zum Nächsten geboren worden. Als die Pest im Lande und auch in unserer Stadt wütete, hätten tapfer Bürgerfrauen in der Krankenpflege Heroisches geleistet und Opfer an Gesundheit und Leben erbracht. Sie schlossen sich damals zu einer Vereinigung zusammen, deren Tadition von den Goldhauben-Frauen hochgehalten wird. Maria Theresia soll die Pestkranken ihrerseits besucht und den Bürgersfrauen als Dank das Recht verliehen haben, beim sonntägigen Kirchgang ein schwarzes Seidenkleid und die Goldhaube zu tragen. So weit die bisher, leider unbelegte Legende, die damit aber nicht einfach abgetan sein soll.

 Bewiesen, und nachzulesen in der „Geschichte zur Kleiderordnung“ von Gertrud Hampl-Kallbrunner, Wien 1962 ist hingegen, daß ausgehend von der 1530 erlassenen Polizeiordnung des Augsburger Reichstages, bzw. der Forderung an Kaiser Maximilian von 1518 eine Österreichische Landeskleiderordnung zu erlassen, dieses leidige Thema der Luxus-Bekämpfung für lange Zeit nicht von der Tagesordnung verschwand. 1527 erließ  Ferdinand I endlich das Gesetz über die „Neue Polizei und Ordnung der Handwerker und des Dienstvolkes der Innerösterreichischen Lande“ und 1542 erging eine Polizeiordnung u.a. gegen Fluchen, Zutrinken, Spiel und   s ü n d i g e    P r a c h t “. Die Verlautbarungen der Magistrate, das Verlesen von der Kanzel, die Androhung von Strafen, Belohnungen für Anzeiger und in Aussicht gestellte Konfiskation von teuren, vor allem von italienischen und französischen Stoffen hatten nur wenig Wirkung. Standesbewußtsein und Wohlhabenheit auch nach außen hin zu zeigen, erwies sich allemal stärker als Gebote und Verbote. Waren anfänglich dem niederen Adel golddurchwirkte Hauben samt Ketten im Werte von höchstens 200 Gulden erlaubt, so werden bald auch die städtischen Magistrate in die Pflicht genommen, darauf zu achten, daß „sowohl den Geboten Gottes, als auch den gegenwärtigen Normen der Kirche entsprochen …..jeder nach seinem Stande sich kleide! Indem einer den anderen übertrumpfen wolle, komme es zu Neid, Haß, Unwillen und Abbruch der christlichen Liebe“

 Obzwar langsam die Denkweise des Merkantilismus platzgriff, welche der Wirtschaftsbelebung das Wort redete, führte lange davor die andauernde Türkennot zur Angst, durch übertriebenen persönlichen Aufwand Gottes Strafgericht herauszufordern. 1671erging  das Leopoldinische Luxuspatent, welches die Stände in fünf Klassen einteilte und jeweils strengste Verbote aussprach.  A u s l ä n d i s c h e  gold- und silberbestickte Stoffe, Borten, Fransen etc waren dem niederen Adel und demselben gleichgestellten Personen  v e r b o t e n Der dritten Klasse, d.h. den höheren Staatsbeamten etc. blieben Samt und Seide untersagt. Die vierte Klasse bildeten die bürgerlichen Handwerker und die fünfte die Bauern. Als man 1697 noch immer auf den gewünschten Erfolg wartete, kam es zur Einführung der Luxussteuer und hier scheint in der Niederösterreichischen Steuertabelle u.a. erstmals eine „Schopfhaube“ auf. Was dies im Einzelnen gewesen sein mag, kann man nur mutmaßen, aber nach einer „Drahtlhaube“ und somit nach einer Vorläuferin unserer späteren „Goldhaube“ klingt es durchaus. Karl VI, Maria Theresias Vater, verbot 1717 alle Leichtfertigkeit in der Bekleidung, während seine Tochter 1743 in Sorge um das Seelenheil ihrer Untertanen „ehrbare Kleidung“ verlangte und die Einfuhr von gold- und silberverzierten Gewändern verbot. Inländische Ware wurde 1749 für jedermann zugelassen, 1754 das Zugeständnis aber insofern zurückgenommen, als diese Freiheit nur den oberen Ständen zukommen sollte. Erst einem Berater, namens Justi gelang es, die Kaiserin allmählich umzustimmen, indem er darlegte,   i n l ä n d i s c h e r   Luxus sei nützlich,  er fördere den Verbrauch (d.h. die Wirtschaft und damit die Steuereinnahmen), verschönere und bereichere das Vaterland – Pracht vermehre Beschäftigung – die Entwicklung der österreichischen Industrie mache es möglich, alle Arten kostbarer Stoffe etc. im Inlande selbst herzustellen. 1766 schließlich sah die Kaiserin von der Erlassung weiterer Kleiderordnungen endgültig ab. „Jeder konnte nun tragen, was er sich kaufen wollte und leisten konnte!“ Von Privilegien ist im vorzitierten Druckwerk allerdings nicht die geringste Rede.

 Grundsätzliches über den ursprünglichen Zweck der Frauenhaube, deren Weiterentwicklung von der einfachen Leinen- zur Bodenhaube bis hin zur Goldhaube findet man im österreichischen Standardwerk von Franz Carl Lipp „Goldhaube und Kopftuch“ OLV-Buchverlag, Linz 1980. Dieses Werk gipfelt insbesondere in der Beschreibung der sogenannten „Linzer Haube“ und in der Erwähnung der modernen oberösterreichischen Organisationsformen  n a c h  1945. Auch hier fehlt jeder Hinweis auf irgendwelche  Privilegien der Kaiserin. Sehr wohl weiß Lipp bereits von den frühmittelalterlichen Grabfunden bei Villach-Judendorf, in deren Folge goldbestickte Textilreste von Bändern und Borten zu Tage gefördert worden sind. Gleichzeitig ergrabene Friesacher Pfennige erlauben es, die Bestattungen in die zweite Hälfte des 13. Jh. zu datieren. Nicht zuletzt wird auf die einschlägige Steinskulptur im Stadtmuseum Villach von ca. 1300 und auf  dort abgebildete Gemälde (Abb.4 und 5) St.Wolfgang,  F.Pacher 1481, sowie Museum Gotha 1490-1500 hingewiesen. Dies alles macht klar, daß es eine Art von bürgerlich-städtischen Goldhauben in unserem Raum schon sehr früh gegeben haben könnte. Übrigens, im Fotoalbum von Frau Nuhsbaumer sind auch lose Blätter mit interessanten Farbbildern von Goldhauben um 1800 aus dem Salzburger Museum Carolino-Augusteum eingelegt.

Ganz in geographische Nähe führt uns aber Friedrich Münichsdorfer in seiner „Geschichte des Hüttenberger Erzberges“, erschienen im Jahre 1870. Dort heißt es auf Seite 89 von den Hüttenberger Gewerken, daß sie schon 1666 die St.Veiter Handelsherren vor der Innerösterreichischen Regierung wie folgt anklagten: „Allein sie (die St.Veiter!) lassen sich wie Kinder der Landschaft (=Kinder des Adels) mit den edelsten und besten Speisen, auch kostbaren wäll´schen Weinen versehen, und sowohl Männer als Weiber ziehen in köstlichen Kleidern wie adelige Standespersonen daher..“ Das kann nichts anderes heißen, als „St.Veiter Eisenhandel und St.Veiter Goldhaube“ gehören irgendwie zusammen. Es ist doch eigenartig, daß die ältesten auf uns gekommenen Bildnisse und Gemälde von Goldhaubenträgerinnen fast durchwegs Bezug zum Eisenbergbau, Eisenhandel und zu Hammergewerken oder höheren Bergbeamten haben. Seien es die entsprechenden Abbildungen bei Carl Lipp, Bilder aus dem Fundus des Villacher Stadtmuseums oder gar ein Fund im Museum der kroatischen Stadt Rovinj. Die letzte Erwähnung ist doppelt interessant: Die Abgebildete ist eine geborene Obersteiner, 1804 in Hirt geboren und nach zweimaliger Verehelichung 1850 in Rosenbichel bei Pulst an Lungenschwindsucht gestorben. Obersteiner saßen in der 1. Hälfte des 19. Jhdts. auch auf Schloß Kölnhof oder am Pfannhof an der Wimitz und siehe da, „Anna Obersteiner aus Rovinj“ trägt die Haube mit w e i ß e m   Seidenband, wie sonst nur die St.Veiter Goldhauben! St.Veit als privilegierte Eisenhandelsstadt, hat in ihrer Blütezeit vermutlich mehr Goldhaubenträgerinnen gesehen, als jede andere Kärntner Stadt. Barock und kirchliche Prachtentfaltung auf der einen Seite, das ewig Weibliche anderseits mit dem gewissen Hang für das Schöne und Edle haben sich hier in gemeinsamem Interesse gefunden, wenn auch vorerst und für lange ausschließlich „zur höheren Ehre Gottes“ bei kirchlichen Festen und Umzügen. Das ist auch bis in den Vormärz hinein so geblieben, obwohl die Vorrechte des Eisenhandels schon nicht mehr bestanden und die Verarmung der Stadt inzwischen deutlich zugenommen hatte. Das Abwandern wohlhabender Familien wurde leider traurige Gewißheit. Die Goldhauben zu jener Zeit rein bürgerlich zu nennen, geht wahrscheinlich nicht an. Man wird wohl davon sprechen müssen, daß zumindest bis 1848 noch Patrizierinnen und die letzten Vertreterinnen des ehemaligen Eisengeschäftes das Sagen hatten. Wenn etwa Nachlaß-Inventare aus  1768/1784 von Klagenfurter Posamentiererinnen (=Posamentenstickerinnen), wie solche im Kärntner Landesarchiv, Klagenfurter Stadtarchiv I, Inventare, Testamente, Fasz. MCXXI, Nr.17 erhalten geblieben und dankenswerterweise von Herrn Joachim Eichert zur Verfügung gestellt worden sind, unter Rubrik „Leibskleider“ im ersten Fall  u.a.

4 Korsettl, 4 Mieder, 18 Tüchel, 19 Fürtücher, 3 Goldhauben mit Spitz(en), 4 geheftete detto und im zweiten Falle u.a. gar  z w ö l f   Goldhauben anführen, dann handelte es sich dabei nicht um persönliche Kleidungsstücke, sondern um Handelsware, was eine entsprechende Abnehmerschaft zur Voraussetzung hat. Ein kleiner Extrakt ist vielleicht sehr aufschlußreich. Es heißt da etwa:

1 zimmetfarben seidenes Doppeltüchel                                45 Kreuzer

1 ganz goldreiche Haube                               15 Gulden

1 alte silberreiche detto mit Goldspitz(en)      4 Gulden

1 alte goldreiche detto mit Blüml (bestickt?)  3 Gulden

1 blaustoffene detto mit Gold u. weiß.Spitz   2 Gulden       45 Kreuzer

1 alte goldreiche detto mit Silberstern            5 Gulden       24 Kreuzer

1 goldreiche detto mit Silbersträußl                5 Gulden       30 Kreuzer

1 grünseidene mit Gold und schwarz.Spitz    1 Gulden       45 Kreuzer

1 granatfarben wie oben                                  1 Gulden       12 Kreuzer

1 veiglblau wie oben                                                              45 Kreuzer

1 dunklgranatfarben wie oben                         1 Gulden       30 Kreuzer

usw. alles zwischen Fertig- Halb- und Rohprodukt, was die Preisdifferenzen erklärt.

Das waren nicht die einzigen Posamentierer und Bortenwirker, wie sich das Gewerbe nannte und auch die alte Herzogstadt St.Veit kannte solche Handwerker und Künstler. Ein Blick in das Bürgerbuch genügt, um ihr zahlreiches Vorkommen im Laufe der Zeit zu erfassen. Zwischen 1707 und 1794 gab es in St.Veit  v i e r  bürgerliche Bortenwirker und wer sagt, daß es nicht auch Vertreter dieses Berufsstandes gab, die ohne Bürgerrecht tätig waren? Alle lebten sie nicht von kirchlichen und militärischen Auftraggebern für Posamente, Litzen etc allein, nein, auch die Goldhaubenträgerinnen wollten schon zu dieser frühen Zeit mit solcherlei Ware bedient werden!

 Nähern wir uns aber getrost wieder der Vorgeschichte des Goldhauben-Frauenvereines!

Erst Vereinsfahne und Fahnen-Spitze von 1849, beides deutlich marianisch geprägt, lassen die feudal/bürgerliche Ausrichtung einer lange vorhandenen, inzwischen schwächer gewordenen alten Institution, in neu erwachter Kaisertreue und Gläubigkeit deutlich erkennen. Gesellschaftliche Durchlässigkeit überall dort, wo vermögensmäßige Ebenbürtigkeit vorlag, war immer schon möglich und selten ein Problem.

 Von den wenigen echten Fakten, die den Bestand einer geschlossenen Gruppe, in welcher Organisationsform auch immer,  v o r  1885 bezeugen, wären hier anzuführen: die schon genannte Fahnenspitze aus Messing mit Marien-Monogram und Jahrzahl 1849, die Fahne selbst, beidseitig geschmückt und auf einer Seite heute Hl. Maria mit Jesuskind und Hl. Anna (?), bis zur Erneuerung durch Felix Fiebinger nur Maria und Jesus zeigend. Des Weitern wäre zu erwähnen, ein Fahnenband mit Schleife bestickt „Der Rosenkönigin – gewidmet von den Frauen im Mai 1884“ sowie eine Silber-Schale im Hause Wernitznig mit der Inschrift „1881-1931 St.Veiter Bürger-Goldhauben-Frauen-Verein“ was sich persönlich auf  50jährige Mitgliedschaft von Frau Käthe Kobalter, wiederverehelichte Wernitznig bezieht. Die Broschüre zur 700 Jahr Feier der Bürgerlichen Trabantengarde zitiert auf Seite 22 eine Zeitungsmeldung vom 21.Jänner 1882. Demnach hätten die Frauen des Goldhauben-Vereines ein Trabanten- Kränzchen im Rößl-Saal „malerisch verschönt“. Auch weiß Norbert Rainer, damals noch einfacher Hauptschullehrer, später Schulrat, in seiner „Geschichte der Stadt St.Veit“ von 1903 zu berichten, daß Kaiser Franz Josef am 8. September 1882 am Bahnhof Glandorf Station machte und dort neben den Behördenvertretern, vom Veteranen- und Kriegerverein, von den Trabanten  u n d  von den Goldhaubenfrauen begrüßt wurde. Schlußendlich muß hier angeführt werden, daß im Vereinsregister der alten Landesregierung, heute verwahrt in der Sicherheitsdirektion für Kärnten, Abteilung Vereinswesen unter Nr.577 nicht nur der Vereinseintrag von 1885 aufscheint, sondern auch die damalige Befürwortung seitens der Bezirkshauptmannschaft St.Veit, wörtliches Zitat: „ es werden die angeschlossenen Statuten mit dem ergebensten Bemerken unterbreitet, daß  

d i e     C o r p o r a t i o n     i n   S t.  V e i t    s c h o n    a u s    a l t e n    Z e i t e n    h e r    u n t e r     d e r    B e z e i c h n u n g   “G o l d h a u b e n – V e r e i n”     b e s t e h t   u n d    d u r c h    d i e     A u f s t e l l u n g    d i e s e r     S t a t u t e n    d i e s e    C o r p o r a t i o n     n u r     e i n e    g e s e t z l i c h e ,   d a s     F o r t b e s t e h e n     s i c h e r n d e     F o r m     e r h a l t e n    s o l l”. 

Leider sind die Aktenbestände in der Bezirkshauptmannschaft, so ferne diese Vereinsangelegenheiten betreffen – wie eine genaue Nachschau erwies – schon längst ausgeschieden worden und daher nicht mehr greifbar.

So lange nicht neue, stichhaltige Argumente auftauchen, die eine andere Betrachtung erzwingen, sollte man nach heutigem Wissensstande davon ausgehen, daß es sich bei den ersten Goldhaubenträgerinnen in St.Veit um Vertreterinnen des Patrizierstandes, der Stadthonoratioren und Eisenhändler gehandelt hat. Patrizier, Richter und Räte bildeten für lange Zeit die anerkannte Oberschicht und standen an sich höher als gewöhnliche Bürger. Händler, Eisen- und Hammerherren auf der einen, Handwerksmeister und Gewerbetreibende auf der anderen Seite. Diese tonangebenden und vermögenden Persönlichkeiten mußten sich auch weniger um behördliche Vorschriften kümmern als der einfache Bürger. Innerhalb der Kirche und des Gottesdienstes gab es eine eindeutige Rangordnung. Der Sonntag wurde übrigens noch nicht abgesessen, sondern abgestanden, das heißt, die Bestuhlung unserer heutigen Bethäuser ist noch nicht so alt. Hier und bei den festlichen Prozessionen war für eine Patrizierdame vielleicht die einzige Gelegenheit von sich Staat zu machen. Ab der Barockzeit gab es – wie schon gesagt – deckungsgleiche Interessen der Amtskirche einerseits und von vermögenden Kirchgängern andererseits. Zu Prunk und Pracht der Kirchenräume und der kirchlichen Umzüge gesellte sich mühelos die bekannte menschliche, nicht allein weibliche Neigung, zu zeigen wer man ist und was man hat.

Es liegt auf der Hand, daß sich spätestens mit dem Ende der formellen Bürgeraufnahmen (1884) ein Riß auftat, der mitten durch die St.Veiter Bürgerschaft ging. Hier die einen, die sich noch auf Bürgerrecht im alten Sinne, auf Bürgereid, Bürgerbrief und Bürgertaxe berufen konnten, dort die anderen, welche infolge zehnjähriger Anwesenheit automatisch Bürger geworden sind. War man auf einer Seite zu Recht frustriert, so trachtete die andere, zu retten, was zu retten war bzw. das vermeintliche Manko durch besondere Tüchtigkeit auszugleichen. Motive für Vereinsgründungen, vor oder nach der gesetzlichen Regelung von 1867 konnten sein: einmal und vor allem eine  n e u e   gemeinschaftsfördernde Idee, fürs andere aber sehr wohl auch die Sicherung des Fortbestandes einer  a l t e n   eventuell vom Untergang bedrohten Gemeinschaft, wenn auch in abgeänderter, zeitgemäßer Form. Gerade dies scheint auf Grund des Vereinsregisterauszuges in unserem Falle nunmehr bestätigt. Ob im Vereinsnamen schon ab 1849 oder doch erst ab 1885 das Prädikat „Bürgerlich“ Verwendung fand, bleibt vorläufig offen.

 Um die einschlägige Literatur – welche, von Geramp und Koschier einmal ganz abgesehen – keineswegs überreich sprudelt, hinsichtlich organisierter Bürgerfrauengruppen im 19. Jhdt  sich aber total ausschweigt, mit einem vielsagenden Zitat abzuschließen, nur noch das folgende:  „Von der heimlichen Weiber wegen ist beschlossen, daß dieselben alle weder Pelzwerk, noch Seidenzeug, auch kein Sturzhütl, noch Hauben tragen, damit man sie vor anderen frommen (ehrlichen) Frauen erkennen möge; welche aber anders ginge, der soll man den Mantel nehmen zu Gerichtshanden. Sie sollen auch in der Kirche nicht stehen, wo die Burgerfrauen, und andere fromme Frauen stehen.“ (Deutsches Leben im 14.u.15. Jh., Wien 1892).

Jüngste Forschungsergebnisse wurden hier  im März 2012 aus aktuellem Anlass  nachgetragen und gleich ins Netz gestellt wie folgt:

Am Unteren Platz, heute Hausnummer 16, wohnte der bürgerliche Fleischhauermeister Johann Pippenbach. Ihm folgte 1828 seine Witwe Anna und bald danach Tochter Katharina, verehelichte Debellak.  Mit ihrem Gatten Thomas richtet sie 1830 eine Eingabe an den Magistrat, ihre eigene Mutter betreffend. Was sich im Landesarchiv unter Stadt St. Veit Faszikel 50 an wörtlicher Aussage findet ist ein echter Neufund, der geeignet erscheint, dem Anfangskapitel meiner „Chronik des St. Veiter Bürger-Goldhauben Frauen-Vereines“ (erschienen 2002 auf Anregung von Frau Christa Ebner) eine frühe, bislang nicht bekannte bürgerliche Hauben-Trägerin hinzu zu fügen. Der verkürzte Originaltext lautet, „der hohe Magistrat möge das täglich gefährlicher werdende Betragen unserer Mutter, welches auf einen ziemlichen Grad von Tollheit schließen lässt, untersagen. Außerdem habe sie allerlei Wertgegenstände zum Schwiegersohn Traunsteiner verschleppt, u. a. – und jetzt kommt es – 1 Goldspitz(en)haube, 1 Schwarzsamtenen Kittel mit Goldspitz(en) und 1 grünen zizenen Kittel.  Der weitere Verlauf der Familienfehde ist zwar nicht bekannt, dass es sich aber bei der Fleischhauermeisters-Gattin Anna Pippenbach, Lebenszeit ca. 1755-1830, um eine St. Veiter Goldhauben-Frau gehandelt hat, darf hier ohne Zweifel festgehalten werden. Die komplette Chronik von Walter Wohlfahrt siehe unter http://www.goldhaube.at

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