Am Unteren Platz Nr. 10
März 31, 2012 um 19:49 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Fleischhauer Wahrtheit, Mustafa Kemal Yilmaz, Stadtmauer, türkisch Cypern, Wehrgang
Diese Realität, bestehend aus einem zum Platz hin ausgerichteten Trakt (Sport Moser) und einem dahinter liegenden Zubau längs der Stadtmauer, welcher in letzter Zeit ein bisschen herabgekommen ist, hat jüngst den Besitzer gewechselt. Wenn man die Platzfront genau betrachtet, zeigt es sich, dass der älteste Teil (17. Jhdt.) um zwei Fensterachsen gegenüber dem heutigen Gesamtkomplex kürzer war. Das hat seinen Grund darin, dass die Stadtmauer ursprünglich innen einen umlaufenden Wehrgang aufwies, worüber sich die Verteidiger rasch dorthin bewegen konnten, wo es brenzlig war. Kara Mustafa mit seinen Sengern und Brennern bildete bekanntlich lange genug eine große Gefahr. Mit dem Abriss dieser alten Holzkonstruktion – eigentlich schade drum, weil so manche deutsche Stadt ihren Wehrgang behalten hat und man sich daran noch heute erfreuen kann – nun, dieser Freiraum wurde bald für Zubauten im vorderen und hinteren Bereich genutzt. Schöne Kellergewölbe mit Mittelsäule und kleinen Nischen befinden sich an der Gebäudeecke zur Burggasse, was sich im Erdgeschoß genau darüber fortsetzt. Jeder Besuch bei Sport Moser erlaubt, einen Blick darauf zu machen. Der Hauptdachboden ist riesengroß und weist gegen den Platz hin eine langgezogene Öffnung auf, warum wohl?
Es handelt sich bei diesem Haus um die ehemalige Heimstatt eines Fleischhauers. Der brauchte einen luftigen Platz für seine Viehhäute. Zwei Brüder namens Johann und Franz Wahrheit kamen laut Familien-Chronik im Jahre 1618 nach St.Veit, der eine ein Fleischhauer, der andere ein Bäcker. Während die Linie des Franz zu Beginn des 19. Jhdt. ausstarb, floriert die Johann-Linie bis heute. Das Haus am Unteren Platz gehörte über Generationen der letztgenannten Linie. Mindestens neun Wahrheite erhielten in St. Veiter Bürgerrecht, davon war Andreas (1633) erster und Franz (1844) letzter. Ein früherer Franz, Bürgeraufnahme 1823, wird dabei Besitzer von Haus Nr. 73 (heute Herzog Bernhard Platz 4) genannt. Von einer besonderen Beobachtung darf noch berichtet werden. Als man parallel zur Stadtmauer den Zubau aufführte konnte oder wollte man, die Gewölbe nicht auf die Stadtmauer abstützen. Mann zog eine eigene Wand hoch, mit dem Ergebnis, dass zur Stadtmauer hin ein Hohlraum entstand, der sich Richtung Burg hinzieht. War das vielleicht Anlass für das Ammen-Märchen, wonach es in diesem Bereich eine unterirdische Verbindung nach außen gegeben habe? Egal ob dieser Gang unter oder durch den Stadtgraben geführt haben mag, es war keines von beiden denkmöglich.
Übrigens, heuer ist ein Gedenkjahr! Vor 60 Jahren lautete die Adresse hier für sieben Jahre „13. März Platz, Haus Nr.10“! Wie doch die Zeit vergeht! Heute erlaube ich mir, den neuen Hausherrn willkommen zu heißen. Es ist dies Herr Mustafa Kemal Yilmaz. Der sympathische Mann kommt mit Frau und zwei Kindern über England, wo er einige Zeit gelebt hat, zu uns. Er ist wie sein Bruder Mehmed (Hauptplatz) Cypern Türke und wird nach dessen guten Beispiel seinerseits ein bis dato wenig gepflegtes Anwesen in der Stadt modernisieren und verschönern. Glückliche Stadt, die Du keinen Wehrgang mehr nötig hast, denn friedliche, freundliche und fleißige Türken sind bereits innerhalb Deiner Mauern und tun nur Gutes! V/2008
Der St. Veiter Ziegelstadel
März 31, 2012 um 19:38 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Acker bei der Ziegelstatt, Feuersbrunst 1747, Gerfried H Leute, Milleniumsiedlung, Reidenwirt, Schwarzfurt, Zehentregister Weyer 1612, Ziegelei, Ziegelmuseum Ehrental
Die historische Ziegelproduktion ist zum Gegenstand eines recht jungen Forschungsgebietes geworden, wobei man in Wien schon etwas weiter ist als bei uns in Kärnten. Immerhin, an die 160 Kärntner Ziegeleien scheinen im „Vorläufigen Verzeichnis der Kärntner Ziegeleien – Stand 18.9.2006“ von Gerfried H. Leute und Mitarbeitern bereits auf und ein Ziegelmuseum in Schloss Ehrental gibt es auch schon! Franz Pehr nennt in seiner Geschichte der Produktionsverhältnisse Kärntens, 1909 auf Seite 100 es gäbe zur Zeit 99 Ziegeleien mit insgesamt 1061 Arbeitern.
Das im Weichbild der Stadt St. Veit bestandene Werk August Vorabergers scheint im genannten Verzeichnis auf, nicht jedoch der schon im Zehentregister Schloss Weyer 1612 mehrfach genannte, zu näherer Bezeichnung der Lage von Wiesen und Äckern herangezogene ZIEGELSTADEL. Weil im Jahre 1612 der Ziegelstadl n a c h Grundstücken „bey Schwarzfurt“ und v o r Grundstücken „Pueller“ und „Puellermühl“ gelistet wird, war seine Nähe zum heutigen Reidenwirt eigentlich immer schon klar. In der Tat ist die ganze Gegend vom Wigisser in Mailsberg (Lehmgrube und Ziegelei bekannt!) nordostwärts bis zur Millenium-Siedlung mit reichen Lehmvorkommen gesegnet. Dies erschwerte auch die Fundamentierungen der Neubauten im Jahre 2000 ganz außerordentlich.
Zur Begriffsbestimmung des Wortes Stadel darf vielleicht gesagt werden, dass es sich dabei im alten Verständnis zum Unterschied von Stall um ein hölzernes und kein massives Bauwerk zur Unterbringung von Fechsung und Gerätschaften handelte. Ein Stadel konnte dem Stall aufgesetzt werden, aber auch für sich alleine stehen. Er konnte bäuerlichen und gewerblichen Zwecken dienen. Erst in der Folge wurden auch die Aufbauten massiv ausgeführt. Jedenfalls darf man sich von einem alten Ziegelstadel keine besonderen Überreste in der Landschaft erwarten. Auch ist mit Gewissheit anzunehmen, dass die Ziegelproduktion in diesen Fällen nicht eine permanente war, sondern eine, die man von Fall zu Fall, je nach Bedarf betrieben hat. Dies erklärt auch, dass sich nur wenige Nachrichten darüber finden. Die schönste liegt im Stadtarchiv Sign. S 044/F20/19. Es handelt sich dabei um ein Extrakt, d.h. um eine spätere Abschrift eines Originals von 1751 mit folgendem Wortlaut:
„Extract deren 6jährige Ziegel Stadls Erträgnisse. Massen selber allererst nach von Gott dem Allmächtigen verfügten Straf der Anno 1747 entstandenen Feuersbrunst errichtet worden, so kann / da bis an dato nicht mehr denn per 54 Gulden Ziegel verkauft worden / kein ander Erträgnis angesetzt werden als diese 54 Gulden, von dem das Sechstel 9 Gulden (ausmacht). Und um alles obige nach der Gott gefälligen Wahrheit und gewissenhaft beansagt (einbekannt) werde, beglaubigen Endunterschriebene mit eigener Hand und Versiegelung. So geschehen Stadt St. Veit den 26. April 1751 Kammerstadt Bürgermeister, Stadtrichter und Rath“
Ob nun die Stadt selbst oder ein Dritter den Ziegelbrand betrieben hat, geht daraus nicht eindeutig hervor. Die Stadt als Unternehmer wäre aber in Anbetracht der eigenen Gruben- , Werks- und Hüttenanteile am Kärntner Erzberg nichts Ungewöhnliches. Dass mit dem Ziegelmachen überhaupt erst nach dem vorletzten Stadtbrand begonnen wurde ist angesichts des obigen Zehentregisters wohl unrichtig, verdeutlicht aber eine sehr lange Produktionspause, sodass man sich an ältere Aktivitäten nicht mehr zu erinnern vermochte. Hartnäckiger hielten sich hingegen Einträge wie im Josephinischen Flurbuch von 1788 „Ziegelacker des Anton Mailänder, St.Veit Haus Nr.9, dient der Stadtpfarre“ oder das Alte Grundbuch der Kammerstadt St. Veit „Acker bei der Ziegelstatt nordwestlich vom Reidenwirt 1829 von Mathias Wutte, Plankert in Treffelsdorf gekauft“
Der Mappenausschnitt (siehe Abbildung!) der Gegend rund um den Reidenwirt zeigt das von Treffelsdorf herabkommende Bächlein. Es bildet nicht nur die Gemeindegrenze gegen Frauenstein, es hat auch einst die Pueller Mühle angetrieben. Irgendwo links oder rechts des Gerinnes muss also der Ziegelbrand vonstatten gegangen sein, wobei die komische Form der Parzelle 437 durchaus Ausdruck einer Lehmgrube sein könnte. VI/2008
Oktober-Platz, die ewige Baustelle
März 31, 2012 um 19:12 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Abwehrkampf, Dr. Johann Spöck, Dr. Sebastian Weberitsch, Ewald Blankenhagen, k.k. Postamt, Premitzer, Rittmeister Hans Weisl
Fortgeschriebener Katasterplan von 1828
Haus und Garten des Spenglers Woschitz lagen inmitten des späteren Platzes
In der Februar-Nummer wurde vom 1890 erfolgten Abriss einer Engstelle im Bereich des Jahrzehnte früher demolierten einstigen Villacher Tores berichtet und ein Bild aus vergangenen Tagen zur Veranschaulichung gezeigt. Unentwegt hat man da seither aufgebaut, niedergerissen, wieder gebaut und verändert, von den vielen Verbesserungen im öffentlichen Bereich, von ehemaligen Brunnengestaltungen und vom noch vorhandenen Denkmal für die Opfer des Abwehrkampfes und der Kärntner Volksabstimmung von 1920, woher auch der Platzname kommt, ganz abgesehen. Am besten hält man sich diesbezüglich an Dr. Johann Spöcks „Bericht“ von 1912. Liest man dort aber von seinem ausdrücklichen Bedauern, nicht auch gleich das Carinthia-Haus ob der dortigen drei Engstellen abgerissen zu haben, dann ist man, unbeschadet seiner immensen Verdienste um die Stadtentwicklung doch versucht, ihm den Beinahmen „Oberdemolierer von St.Veit“ anzuhängen. Allein am Anfang der Villacher Vorstadt hat Spöck mehrere Häuser auf dem Gewissen. Das Argument lautete jedesmal „Verkehrshindernis“. Immerhin, die Stadteinfahrt von dieser Seite wurde verbessert, dem Grünbaum Wirt ein repräsentativer Erweiterungsbau ermöglicht und ein schönes neues Wohnhaus der Maria Korpitsch (Mitte 1891 – Zubau 1912 zwecks Unterbringung des k. k. Postamtes) konnte Platz finden. Die Post verblieb übrigens bis 1953 um danach der Raiffeisenkasse Platz zu machen. Maria Korpitsch (1855-1896) war die Tochter des Bartolomäus Smole. Dieser wurde 1862 als Bürger aufgenommen und war 1873 einer der Gründer der damals noch durch und durch bürgerlichen Städtischen Sparkasse St.Veit. Nach Ableben der Maria folgte ihr Gatte Anton Korpitsch im Besitze nach. Weil aber deren einzige Tochter Anna (1874-1965) keinen Kaufmann, sondern den k. k. Rittmeister Hans Weissl (1868-1906 !) ehelichte, ging das altehrwürdige und ausgedehnte Kaufmannsgewölbe, direkt an der Stadtmauer gelegen, (Dr. Domenig Straße 1) 1905 auf Ewald Blankenhagen (heute Wilhelm Sabitzer), über. Anna und Hans Weissl hatten zwei Kinder. Walter Weissl, 1904 geboren, fand 1944 den Soldatentod. Ines Weissl, Schulrat in Ruhe, entschlief am 30. Dezember 2004, einen Tag vor ihrem 103. Geburtstag. Die Familiennamen Smole (auch Smoly) und Korpitsch kommen beide aus dem gemischtsprachigen Kärnten und bedeuten so viel wie Kranawit und Korbmacher (E. Kranzmayer). Ein Johann Korpitsch, Fratschler, erscheint schon 1792 im Bürgerbuch. Es handelt sich dabei möglicherweise um einen Vorfahren. Zwischen einem Fratschler und einem Kaufmann liegen zwar Welten, doch irgendwie gehören sie doch zusammen. Fratscheln hieß damals herumfragen, einmal Verkäufer, ein andermal Kaufwillige ausfindig zu machen und diese gegen ein Vermittlungsentgelt zusammen zu bringen.
Heute geht es auch ums Haus der Spenglerei Woschitz (siehe Foto!), das im Jahre 1903 zum Abbruch kam. Dr. Sebastian Weberitsch – übrigens schon wieder ein echter Kärntner Name auf -itsch – erinnerte sich noch an den säumigen Spenglermeister. 1903 lebte nur mehr des Spenglers Witwe Maria, die der Gemeinde verkaufte. Es folgt eine kurze Bildbeschreibung:
Auf den Vorplatz fällt der tiefe Schatten der Bürgerspitalskirche, am linken Bildrand erblickt man das noch recht schlichte Wirtshaus Zum Grünen Baum (damals schon, laut Aufschrift, mit Getreidehandlung). Zwischen Woschitz und Grünen Baum lugt ein Gebäude hervor, das heute noch steht und aktuell einen Handy Shop (Waagstraße 1A) beherbergt. Links vom großen kahlen Baum ist gerade noch ein kleines Stück des damaligen Neubaus der Maria Korpitsch, doch noch ohne Zubau durch deren Witwer zu erkennen, rechts des Baumes der 2003 gänzlich geschliffene Gasthof Zur Traube mit ungewohnter Fassade. Vollkommene Klarheit über Lage und Erstreckung der Alt- und Neubauten ist allerdings nur durch einen Blick auf den alten, bis ca. 1950 fortgeschriebenen Katasterplan zu gewinnen. Siehe Ausschnitt! Dort finden sich alle zur Zeit der Katasteranlegung 1828 bestandenen Häuser mit ihren Bauflächen-Nummern in schwarzer Umrandung, spätere Neu- und Umbauten hingegen in roter Schraffierung. So gilt z. B. Nr. 127 bis 129 für Bürgerspital, Nr. 149 für Gasthof Grüner Baum, Nr. 150/1 und 150/2 für Woschitzhaus und Garten, Nr. 151 heute Handy Shop, Parzelle 1059 steht für Öffentliches Gut (=Straße zur städtischen Waage, diese mit Nr. 214/2), Nr. 122 teildemoliertes Premitzerhaus, Nr. 123 Maria Korpitsch mit Postamt, Nr. 124 Gasthof Zur Traube, Nr. 126 Sebastian Weberitsch. Rot durchgestrichene Grenzlinien sind nicht mehr existent. VIII/2008
Immer wieder Wiesenmarkt
März 31, 2012 um 18:40 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Fußballplatz, Hopfenanbau, Jahrmarktwiese, Kreuzwegstationen, Obermoos, Rennbahn, Schrebergärten, Spitalmühle rechte Bürgerspitalmühle, Weberitschhaus, Zeneggenhof
Es geht schon eine besondere Faszination von diesem Herbstfest aus, dass es Jung und Alt von Fern und Nah regelmäßig jedes Jahr mit großer Macht anzieht. Auch wenn das Drum Herum im Laufe der Zeit einem steten Wandel unterworfen war, von seiner, die ganze Stadt erfassenden Stimmung, hat der Wiesenmarkt Generationen hindurch nichts eingebüßt. Natürlich können die persönlichen Bezüge und Erinnerungen ganz unterschiedlich sein, doch ein gewisses Prickeln ist ihnen allen gemeinsam. Sind es nun die wunderschönen Berichte eines Dr. Sebastian Weberitsch oder die Reminiszenzen einer treuen Leserin von „Zentrum Kärnten“, Frau Grete Novak, Jahrgang 1920, woraus wir heute wörtlich zitieren:
„Wiesenmarkt, welch herrliche Zeit für uns Kinder! Die Schausteller kamen schon Wochen früher nach St.Veit, um ihre Ringelspiele, Schaukeln und Schießbuden zu reparieren oder mit frischer Farbe zu versehen. Die Buben waren ganz selig, wenn sie mithelfen durften und wir Dirndln schauten halt zu. Damals waren an Stelle des heutigen Fußballplatzes Schrebergärten zwischen der Rennbahn. Ein kleines Bächlein, eine Abzweigung des Mühlbaches, floss durch. Die Buben liefen mit den Eimern, um von dort das benötigte Wasser für die Reinigungsarbeiten zu holen. Manchmal kam es sogar zu einem Wettrennen. Dann stand es da, das kleine Ringelspiel mit den frischlackierten Pferdchen. Es konnte nur mittels Muskelkraft betrieben werden und die Buben rissen sich darum, denn es war auch eine Ehre!
Einmal kam ich zum Mittagessen nicht nach Hause. Meine Mutter war sehr in Sorge und der Vater wurde beauftragt, mich am Wiesenmarkt zu suchen. Und wo fand er sein Dirndl? Im Gebälk des Pferchen-Ringelspiels mit den Buben im Kreise herum laufend.
Wie bekannt, wurde in St.Veit einst viel Hopfen angebaut. Meine Mutter erzählte, dass sie als Kind auch bei der Hopfenernte dabei war, um sich ein paar Kreuzer für den Wiesenmarkt zu verdienen. Die Hände schmeckten noch lange ganz bitter.“
So weit die lebhafte Rückschau von Frau Novak, aus deren Feder noch allerlei des Berichtens wert wäre über das alte St. Veit. Wir schließen ab mit einer kurzen Bildbeschreibung des hier gezeigten, bald hundert Jahre alten Fotos: Die Gegend an der Glan zwischen Hörzendorfer Brücke und Klagenfurterstraße hieß einst „Das Obermoos“ und ein Teil davon war die sogenannte Jahrmarktwiese. Diese war unterhalb von der Bahn (seit 1869), oberhalb vom Zeneggenhof und dem Klosterareal, seitlich vom Bachbett des Mühlbaches bzw. von einer Verbindungsstraße Richtung Bahn begrenzt. Ganz deutlich zeigt die Aufnahme auch das vorerwähnte Gerinne, welches vom Hauptbach abzweigte und einmal sowohl die längst abgerissene Spitalmühle (Villacher Vorstadt!) wie auch eine Turbine am Zeneggenhof antrieb. Auch die Bewässerung der Wiesenflächen konnte so bewirkt werden. Der einzige Zugang von der Stadt her führte damals noch durch eine Engstelle südlich des Weberitschhauses, von wo auch sichtbar ein Wirtschaftsweg quer herab führt. Nichts zu sehen ist noch von der zur Zeit des I. Weltkriegs entstandenen Rennbahn, dafür sehr wohl und recht deutlich fünf Kreuzwegstationen am Fuße des voll bewaldeten Kalvarienberges. Wie bescheiden nimmt sich noch die Stadt in ihrer Erstreckung aus und doch bot sie zu Zeiten des Wiesenmarktes immer gute Herberge für viel Volk aus allen Landesteilen. X/2008
Stadt mit Wiesenmarkt und Umgebung Anno 1915
Stadtpfarrer Gabriel Lex (1826-1909)
März 31, 2012 um 18:01 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: "Heilig Haupt Andacht", Anton Korpitsch, Dr. Simon Fößl, Eisenbahner Leichenbestattungsverein, Hochaltar, Konkubinate, Konrad Walcher, Kriegerverein, Orgel, Stadtbrand 1829, Turmbau
Der von Stadtpfarrer Dr. Fößl entfernte, alte Hochaltar
Zuletzt, wo es um die St. Veiter Friedhöfe ging, wurde auch kurz des verdienstvollen Wirkens von Stadtpfarrer Gabriel Lex gedacht, jedoch auf die Person selbst nicht näher eingegangen. Heute soll also einiges nachgeholt werden.
Gabriel Lex ist am 2.9.1826 in Keutschach, Pfarre Maria Wörth geboren. Er war armer Leute Kind, denn in seinem Ansuchen um Aufnahme in das Gurker Alumniat zwecks Zulassung zum Studium der Theologie (Juli 1849) führte er an, „in sehr ungünstigen Vermögensumständen zu sein“. Der untertänigste Bittsteller erwähnte vier Zeugnisse über seine mit gutem Erfolg abgeschlossenen philosophischen Studien. Weitere Unterlagen sagten aus, er habe Vorlesungen des Ersten Juridisch-Politischen Jahrganges sehr fleißig beigewohnt. Für den Fall eines wohlwollenden Bescheides versprach er, durch sittliches Verhalten, Befolgung aller Disziplinar-Vorschriften und durch Fleiß in den Studien, sich dieser hohen Gnade würdig zu erweisen. Lex war damals noch keine 23 Jahre alt.
Der wahrlich strebsame Student, übrigens beider Landessprachen mächtig, schloss das Theologiestudium nach vier Jahren ab und empfing 1853 die Priesterweihe. Noch im gleichen Jahr trat er in St. Johann ob Brückl seine erste Stelle an. Im Mai 1857 bestand er die „Pfarr Concurs Prüfung“ in Dogmatik, Moral, Kirchenrecht, Exegese, Predigtvortrag, Mündlicher Katechese und Pastorale mit den allerbesten Zensuren. Darauf erfolgte seine Versetzung nach Metnitz. In kurzen Abständen ging es weiter nach St. Ulrich, nach Feldkirchen und erstmals 1858 für drei Jahre nach St.Veit. Bis zur Betrauung mit der hiesigen Stadtpfarre 1883 gab es noch kürzere und längere Dienste in Klagenfurt und in St.Peter im Holz.
Mit Übernahme der Stadtpfarre und des Dekanates warteten auf Lex enorme, teils schier unlösbare Aufgaben. Vor allem die Pfarrkirche war nach dem Stadtbrande von 1829 noch immer erst notdürftigst repariert. Am dringendsten erschien der Neubau des bis dahin provisorisch eingedeckten Glockenturmes. Turmbau und Innenarbeiten wurden 1885 abgeschlossen. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 22.000 Gulden. Davon trug Lexer persönlich 7.000 und erklärte, dieses Geld nicht mehr zurückfordern zu wollen, es sei denn im Falle der Not. Interessant sind die vielen Spenden in ihrer Höhe und Relation. Eintausend Gulden langten vom Kaiser in Wien ein, er war immerhin der Patronatsherr. Zweitausendfünfhundert Gulden gaben allein Gewerke Josef Rainer mit Gattin Franziska, geborene Buzzi sowie deren Tochter Franziska, verehelichte Lemisch. Weitere Spenden gingen ein: 500 von der Stadtsparkasse, 150 von Fürstbischof Dr. Petrus Funder und je 100 die beiden Kirchenkämmerer Jakob Knaus und Anton Korpitsch. Aus Sparsamkeit durfte nur ein künstlerisch unbedeutender, neugotischer Hauptaltar (Foto) von Leo Woerl in Wien bezogen werden. Erst Dr. Simon Fößl hat diesen Altar abtragen, zerlegen und hinter der Orgel verstauen lassen, wo er heute noch teilweise zu finden sein soll.
Der Weihe der Kirche und Neukonsekration der Altäre gingen ein vorabendlicher, feierlicher Bischofsempfang an der Triumpfpforte in der Klagenfurter Straße, ein Fackelzug der Feuerwehr, Chöre der Sänger und Ständchen der Stadtmusik unter den Pfarrhoffenstern voraus. Am Festtag selbst gelangten die Reliquien der Heiligen Märtyrer Vitus, Florian und Laurentius zur Einsetzung. Welch eine Fügung! Noch in der gleichen Nacht ist der große Wohltäter Josef Rainer verschieden. Er hatte kurz zuvor ausdrücklich der Auflassung des seiner Familie zustehenden Oratoriums zugestimmt.
1886 liest man auch von der Einweihung „der neuen Bilder“ am Kreuzweg zum Kalvarienberg. Aus 1888 gibt es einen Brief, womit der Stadtpfarrer die Stadtverwaltung, als Vertreterin des Kirchenpatrons auffordert, etwas gegen die zunehmende Unsitte der Konkubinate zu unternehmen!
Mit der wachsenden Zahl der Eisenbahner, deren Leichenbestattungsverein, oder mit dem von beamteten Eisenbahnern beherrschten Kriegerverein St. Veit von 1848 scheint Lexer im guten Einvernehmen gestanden zu sein. Dies geht aus späteren Streitigkeiten um Begräbnistaxen für Eisenbahner mit Konrad Walcher, dem Nachfolger Lexers hervor. Im Kriegerverein als eine Art Veteranenverbindung war Lexer eines der 15 Ehrenmitglieder.
Gegen Ende hin dürfte sich die Gesundheit Lexers mehr und mehr verschlechtert haben. Dennoch sorgte er noch 1909 dafür, dass die „Heilig Haupt Andacht“ nach Klagenfurter Vorbild auch in St.Veit Eingang fand. Man versteht darunter die Verehrung eines besonderen Bildnisses des Dornengekrönten zu jeder Fastenzeit. Als noch im gleichen Jahr und zwar am 1. Juni Gabriel Lex an Altersschwäche (Marasmus senilis) stirbt, nimmt er so manchen Ehrentitel mit ins Grab: Infulierter Probst von Virgilienberg, Ehrendomherr, Ritter des Eisernen Kronen Ordens, fürstbischöflicher Konsistorial- und Geistlicher Rat, Dechant und Stadtpfarrer von St.Veit und Jubelpriester (50jähriges Priesterjubiläum 1903). So brachte das Jahr 2009 gleich zwei Gedenktage, nämlich 100 Jahre Heilig Haupt Andacht in St.Veit und Lexers 100sten Sterbetag. I/2009
K.k. Postmeister in St. Veit
März 31, 2012 um 13:25 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Christian Ponter, Diligenzen, Franz Xaver Seiser, Grafen von Paar, Johann Mayerhofer, Kaiser Maximilian (1490), Magistrat, Maria Peter, Mathias Tauschinsky, Mathias Tauschinsky, Mayer Mathias kk.Postmeister, Thurn und Taxis
Trara Trara, die Post ist da! „Von weitem hört man schon den Ton, trara da kommt der Postilion“. Zuletzt war zufällig von der St. Veiter Postkutschenzeit und vom k.k. Postmeister die Rede. Ja nun, was wissen wir den von den St. Veiter Postmeistern? Geschrieben wurde bislang darüber nirgends!
Wie allgemein bekannt, wurde die erste europäische Postlinie zwischen Innsbruck in Tirol und Mecheln in den Niederlanden (1490) unter Kaiser Maximilian ins Leben gerufen. Was hinsichtlich des Kaiserreiches über Jahrhunderte die Thurn und Taxis in Händen hatten, besorgten in den österreichischen Erblanden ab 1573 die Herren, später Grafen von Paar als sogenannte Erblandpostmeister. Diese bedienten sich wohlbestallter, ehrenwerter, Privatpersonen in größeren Orten längs der geplanten Poststrecke. 1722 wurde das Postlehen den Grafen Paar durch Karl VI, Vater von Maria Theresia, abgelöst und der Postdienst damit verstaatlicht. Paar blieb jedoch mit seinen privaten Partnern, diese jetzt als k.k. Postmeister, weiterhin aktiv, wenn auch unter neuen Bedingungen. 1750 erfolgte in Österreich die Einführung sogenannter Diligencen (Postkutschen) mit Personen- , Post- und Paketverkehr auf ganz bestimmten Routen mit fixen Fahrzeiten und Entgelten. Die Postmeister stellten ihre Dienste und Einrichtungen gegen ein gewisses Entgelt zur Verfügung.
Der erste, namentlich fassbare Postmeister in St. Veit war Christian Ponter. Er besaß das Haus am Hauptplatz Nr. 4, war von 1751 bis 1755 Stadtrichter, von 1761 bis 1767 Bürgermeister und starb im Jahre 1775. Er hatte zwar Erben, doch ob diese die Postmeisterei fortführten, ist ungewiss. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass sich 1767 erstmals ein Klagenfurter, namens Mathias Tauschinsky 1) um die Postmeisterstelle in St.Veit bewarb. Zwanzig Jahr danach beklagt sich die verwitwete k.k. Postmeisterin Maria Anna Peterin aus St. Veit beim zuständigen Magistrat, der Tauschinsky versuche immer noch sie mit falschen Behauptungen um den Postmeisterposten zu bringen, ihr und ihren zehn unmündigen Kindern solcherart die Existenz streitig zu machen. Sie erwarte vom Magistrat, nicht zuletzt in seiner Eigenschaft als Vormundschaftsbehörde, gegen die Anwürfe des Klagenfurters geschützt zu werden.
Das kann bedeuten, dass Ponter acht Jahre vor seinem Ableben, die Postmeisterei in die Hände eines gewissen Peter gelegt hat, der allerdings nicht im Hause Nr. 4 als Besitzer aufscheint, dort möglicherweise als Pächter fungierte, denn der nächste k.k. Postmeister in St.Veit heißt Franz Xaver Seiser und ist zugleich Eigentümer des Hauses am Hauptplatz 4. Das Anwesen reicht in der Tiefe bis zur Bräuhausgasse, bis ca. 1810 Judengasse genannt und bot reichlich Platz, sowohl für eine bescheidene Postkanzlei und für Stallungen nach hinten hin. Gleich daneben gab es noch in jüngerer Zeit den „Gasthof zur Post“ Hauptplatz 6.
Am 11. November 1795 ergeht, von den besten Empfehlungen des örtlichen Magistrats begleitet, ein Ansuchen des Johann Mayerhofer, bürgerlicher Gastgeb in St. Veit an das Kreisamt in Klagenfurt, man möge seinem gleichnamigen Sohn die St. Veiter Postmeisterstelle verschaffen. 2) Der Vater ist zu jeder Bürgschaft bereit, lobt den Sohn und streicht dessen anständiges, sittsames Benehmen ebenso hervor wie seinen besten Ruf und die guten Anlagen, die ihn zu einem geschickten Beamten befähigen würden. Von besonderer Bedeutung sind auch verschiedentlich angebrachte Aktenvermerke wie „Bewerbung zwei Monate zurückliegend, wird möglicherweise von anderen Kompetenten hintertrieben – obwohl mit dem derzeitigen Postmeister Seiser schon Kontrakt (Postverkauf) besteht“ oder „Eigene Bürgersöhne sollten v o r Fremden Berücksichtigung finden. Am 4. März 1796 lässt das Kreisamt von sich hören und durchblicken: „Der Mitbewerber Oswald Lackner (abermals ein Klagenfurter) hätte den Grafen von Paar, Erbland Postmeister auf seiner Seite“. Im September darauf möchte das Kreisamt wissen, warum Seiser noch immer nicht an Lackner übergeben hat. Die Antwort des Magistrates ist bezeichnend: „Lackner habe hier kein Vermögen und die Realität des Bürgen Joseph Landfraß (Wirt beim noch recht bescheidenen Sternwirt in der Friesacher Vorstadt) reiche dem Wert nach nicht einmal für den Postkaufschilling“ Landfraß wurde 1794 zum Bürger aufgenommen, hatte dafür 12 Gulden zu zahlen und stammte aus der Kreuzen im Landgericht Paternion.
Da 1798 Johann Mayerhofer (1771-1831) als Postmeister genannt wird, dürfte ihm die direkte Nachfolge auf Seiser doch noch geglückt sein. Die Erwähnung des Grafen von Paar zeigt aber, dass dieser unbeschadet der Verstaatlichung von 1722 immer noch im Geschäft war, das dann erst durch die napoleonischen Wirren zum Erliegen kommen musste. In der Tat deutet alles darauf hin, dass Mayerhofer zwar in die Post und sogar in die Papierfabrik investiert, damit aber wenig Glück gehabt hat. Dies erhellt aus einem Schuldschein vom 2.12.1831 in welchem (zeitverzögert?) Mathias Mayer, k.k. Postmeister daselbst, bekennt, der Johann Jakob Mayerhofschen Konkursmasse in Villach (!) zweitausend Gulden schuldig zu sein und zugleich alle seine Liegenschaften zum Pfand gibt, nämlich a) Das Posthaus in der Klagenfurter Vorstadt Nr. 2, b) das dahinter stehende Gebäude mit Stallung und Gewölben, c) den beim Haus befindlichen Wurz- und Baumgarten samt Glas- und Sommerhaus, d) die große an die Nordseite des hiesigen Friedhofes angrenzende Stallung, e) auf vormals Kriegelscher Keusche neuerbauten Schüttboden samt Eisgrube, f) den großen Stadel an der Straße (unten bei der Glan!) und g) den dazu gehörigen Grund3). Vater Johann (ca 1740-1816) war Weinwirt und Gastgeb, seit 1763 auch als Bürger aufgenommen. Das Haus am Platz Nr. 4 ging über Franz Pichler an Mathias Mayer, welcher licitando, d.h. im Versteigerungswege am 22.3.1819 das Haus in der Klagenfurter Vorstadt, heute Haus Nr. 22 (Schwarz) mit allem Zubehör (doch wohl nach Johann Mayerhofer?) erworben hat. Das Haus Nr. 4 verkaufte Mayer 1820 an Franz Tus. womit Post und Stallungen, die Stallungen schon etwas früher, endgültig in die Klagenfurter Vorstadt übersiedelt waren. Als Mayer, „gewesener k.k. Postmeister“ starb, folgte im seine Witwe Amalia im Besitz und wohl auch als Postmeisterin. Sohn Ludwig als Übernehmer im Jahre 1847 hatte mit der Post nichts mehr zu tun, ebenso wenig die weiteren Besitznachfolger August Freiherr von Aichelburg (1855), Egid Kaiser (1860), Mathilde Tambor (1871), Josef Tambor (1881), Anton Sornig (1889), Anna Sornig (1922) und Rudi Leiler (1934) Namensänderung auf Rudi Schragel (1938) , Elisabeth-Dr.Harald-mj. Mario CHRISTOF zu je einem Drittel, Bauverein Salzburg, Dietmar Warmuth (1965), Konsum Österreich (1983) und Thomas Schwarz (1987)
Mit dem Eisenbahnbau endete die Postkutschenzeit, für St. Veit zwar noch nicht ganz! Doch das ist eine andere Geschichte….. VI, VII/2009
1) Landesarchiv, Stadt St.Veit, Faszikel 197
2) detto, Schachtel Faszikel 29
3) Landesarchiv, HS 214 Pfarrhof Pulst Intabulationsbuch, Folio 95
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