Michael Wohlfahrt

März 25, 2023 um 17:26 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar

M e i n     L e b e n s l a u f                (von Michael Wohlfahrt persönlich verfasst) 

                                 

Ich bin am 4. September 1900 in Burg Schloßbauer in Freundsam Gemeinde Sörg

Kreis St.Veit/Glan geboren, mein Vater Michael Wohlfahrt, geb. am 8. August 1848

in Friedlach Klockerkeusche, von Beruf freigewerblicher Zimmermeister, meine Mutter

Theresia geb.Strasser am 15. Oktober 1860 in Sörg wurden am 20. November 1899

in der Pfarrkirche Gradenegg getraut.

Im Jahre 1902 übersiedelten meine Eltern vom Schloß zum Oberlercher in Unterholz

ob Gradenegg in ein alleinstehendes Häuschen. Im Jahre 1904 war meine Mutter in

tiefer Trauer, als mein Halbbruder Hois mit 18 Jahren im Krankenhaus St.Veit an einer

Kopfgrippe verstorben war. Dieser Bruder war bei Graf Goess als Kutscher angestellt

und hat als solcher zur Hochzeit des Ehepaares Pluch, Gastwirt in Feistritz-Pulst zu

fahren gehabt, sich dabei in kühler November-Nacht erhitzterweise auf seinem Wagen

schlafen gelegt und so die tödliche Krankheit geholt. Meine Mutter hat oft erzählt, daß

es in jener Nacht in der der Bruder verstorben ist, bei uns angeweilt hätte, daß man

deutlich die Haustür öffnen gehört habe und als sie sich überzeugen wollte, doch niemand

gesehen hat.

Ein Jahr danach, als fünfjähriger Bengel fand ich eines Tages in einem Versteck bei der

Unterdachstiege eine kleine Blechdose, deren Inhalt aus lauter Silbermünzen bestand.

Da die Mutter gerade nicht zugegen war, zeigte ich meinen Fund dem Vater, der nichts

anderes wußte, als damit sogleich ins Dorfwirtshaus zu gehen und spätabends betrunken

heim zu kommen. Die Folge davon war ein schwerer elterlicher Streit in dessen Verlauf

sich herausstellte, daß es sich dabei um Mutters letzte Spargroschen gehandelt hatte.

Noch heute fühle ich mich als Urheber dieser Auseinandersetzung und werde das Gefühl

nicht los, daß zwischen meinem um ein volles Jahr verspäteteten Schuleintritt, weil ich

Stotterer war und der langwährenden Verstimmung im Hause ein Zusammenhang besteht.

Mein erster Lehrer war Alfred Frey. Im zweiten Schuljahr konnte ich eine Abteilung

überspringen und kam zu Oberlehrer Michael Kropf. Im selben Jahr mußten wir

zum Rader in der selben Ortschaft übersiedeln.Noch im gleichen Monat erkrankte ich

hier schwer an Diphtherie (?) An meinem Aufkommen wurde schon sehr gezweifelt.

Daß ich doch wieder meine volle Gesundheit erlangte ist allein dem Umstand zu verdanken,

daß mein Vater für die Graf Goess’sche Gutsverwaltung inmitten des großen Kulmwaldes

Schindel zu klieben hatte, wohin auch Mutter und ich zur Ferienzeit gingen um Vater bei

der Arbeit zu helfen. Dort bauten wir ein ganzes Dorf aus Rundstangen und Baumrinde,

wie Arbeitshütte, Küche, Schlafraum, Ziegen- und Hühnerstall. Außerdem hat Mutter

einen schönen Gemüsegarten angelegt, der uns reichlich Grünzeug lieferte. Die vielen

Wochen in bester Waldluft verhalfen mir wieder zu Gesundheit und gutem Aussehen.

Am 29. September war Vaters Namenstag und daß er auf einen Sonntag fiel ist mir

noch in bester Erinnerung. Es wurde ein Fest in unserem Walddorf gefeiert, an dem auch

Schwester Rosl, die Brüder Peter und Leonhard sowie die Familie Maier aus Gramilach

teilnahmen. Zwei Kisten Bier und Mutters Sorge für genügend Nachschub aus der Küche

waren die besten Voraussetzungen für gute Laune und Zufriedenheit unter den Gästen

inmitten des Waldes bei herrlichen Vogelsang.

Der Natur gehorchend zogen wir im Spätherbst wieder in unsere Stammwohnung zurück.

Als ich dann in diesem Jahr das Abschlußzeugnis nachhause brachte, hat sich die Mutter

sehr gewundert, daß ich durchwegs gute Noten hatte, besonders in Betragen „sehr gut“

wo zuvor immer ein „genügend“ stand. War dies vielleicht eine Parallele zur Besserung

meiner Gesundheit oder der Einfluß des Walddorfes? Ein recht unruhiger Geist bin ich

wohl gewesen. Sollte diese Untugend jetzt für immer überwunden sein?

Anfang des Jahre 1910 wurde Lehrer Alfred Frey wegen antikatholischen Verhaltens

versetzt. Sein Nachfolger Albert Silbert erzählte uns oft von der Grünen Steiermark,           

was seine Heimat war. Seine Lieblingsfächer waren Singen und Turnen, auch verstand

er es ausgezeichnet die volle Achtung seitens der Kinder zu gewinnen. (Ich komme

später nochmals auf diesen Lehrer zurück!)

Im Frühjahr nahm Vater die Waldarbeit wieder auf, was sich bis 1916 Jahr für Jahr

wiederholte. Weil ich gesund und immer stärker geworden bin, hatte es Mutter nicht

mehr nötig, Vater im Wald zu helfen, dies wurde jetzt meine Aufgabe. Jeden Mittwoch

nachmittag und an dem freien Donnerstag sowie über die Sommerferien brachte ich

im Wald bei Vater zu. Am Ende des Monats kam Oberförster Gampnig auf die

Arbeitsstelle um sich von der Leistung zu überzeugen und gleichzeitig dem Vater

einen Vorschuß von 50 Gulden oder 100 Kronen auszufolgen. Am darauffolgenden

Freitag nach der Arbeit gingen wir über Woitsch nach Feistritz zum Rieder die Monats-

fassung holen und bei einbrechender Dunkelheit ging es schwerbepackt wieder hinauf

in unsere Waldbehausung. Samstag um 4 Uhr nachmittag, wenn die Glocken zum

Feierabend erklangen zogen wir von der Arbeitsstätte heimwärts um dort gemeinsam

den Sonntag als Ruhetag zu genießen.

Ein Jahr, das ein besonderes Ereignis brachte, war 1911 – kein erfreuliches, wohl

eher ein beschämendes Ereignis, daß an dem Tage. wo ich in Gradenegg vom Bischof

gefirmt wurde, diese keinesfalls ausreichte und ich von meiner Mutter ein zweitesmal

gefirmt werden mußte. Der Grund dafür war jener, daß ich von der ersten Firmung

berauscht war und nicht mehr allein nachhause gefunden habe. In meiner Dienststellung

als Ministrant hatte ich an diesem Tage schon um 7 Uhr früh in der Kirche zu sein.

Die Einschärfung, vor der Firmung nichts zu essen einerseits, andererseits aber, daß

sich um mich niemand recht gekümmert hat, mögen vielleicht als Milderungsgründe gelten.

Jedenfalls, als ich um ca 11 Uhr mit meinem Firmpaten Ambros Obmann die Kirche

verlassen konnte, nahm mich dieser mit ins Gasthaus Dulle, drückte mir einen 5 Kronen

Taler in die Hand und mußte dann als Musikant auftreten. Auf einmal ganz mir selbst

überlassen, von bischöflicher Feierlichkeit heftig durchdrungen, schuf ich mir eine

halbe Bier an, in völliger Unkenntnis seiner Wirkung, um nach erster Wahrnehmung von

Übelkeit die Gaststätte französisch zu verlassen. Ich schwankte den Weg hinauf bis zum

Schulgebäude des Ortes, wo mich meine Mutter in bewußtlosen Zustande auffand.

Mit Mutters Hilfe kam ich nachhause um bald darauf die zweite Firmung zu empfangen.

Am nächsten Tag wollte ich nicht in die Schule gehen weil ich mich riesig schämte.

Obwohl ich an diesem Vorfall schuldlos war, hatte mir das meine Mutter noch jahrelang

nicht vergessen.

Im November dieses Jahres übersiedelten wir in die Burg Hohenstein und von wo aus

ich die Schule in Pulst zu besuchen hatte. Ich habe mich dort todunglücklich gefühlt und

dies wollte nicht von mir weichen. Es kam so weit, daß ich am 5. Jänner 1912 anstatt

in die Schule nach Pulst, über den Brautsteig in die alte Schule nach Gradenegg ging.

Mein dortiger Lehrer ließ mich mit freundlichem Lächeln in die Klasse eintreten. Um 4 Uhr

war Schulschluß, um aber zuhause nicht aufzufallen, habe ich den Heimweg mehr

im Laufschritt gemacht. Leider hat dies nichts genützt. Als ich heim kam erkannte ich

schon an den Minen meiner Eltern was los war. Die Deutlichkeit nahm noch zu

als meine Mutter wortlos in den Stall ging um dort die Arbeiten zu verrichten, mein

Angebot zur Mithilfe aber zurückgewies. Vater trat zur Türe und sperrte sie ab.

In Angst verfallen übersah ich ganz, wie Vater mit mir Heiligen drei König Gesang

anstimmte. Es war so schön, daß ich Wasser in den Augen hatte. Abseits gestellt

bekam ich mein Abendessen, das ich unter Schluchzen hinunterwürgte. Habe es mir

wohl reiflich überlegt, noch einmal das Schulgebäude zu verwechseln. Der Vater

sorgte dafür, indem er mich am erstfolgenden Schultag in die Schule begleitete und

den Herrn Lehrer Adalbert Castelitz bat, strenger zu mir zu sein. Ich habe mich teils

aus Angst, teils dadurch, daß ich doch nach und nach meine alte Klasse vergaß, so

weit in Pulst eingewöhnt, daß ich in den nächsten Jahren wieder Vorzugschüler        

geworden bin. Als Beweis dafür diene mein Entlassungszeugnis.

In der Freizeit, die von der Schule aus bestimmt war, hatte ich in diesen Jahren bis Anfang

1914 nicht nur im Kulmberg beim Vater Beschäftigung, sondern auch zuhause

viel zu tun. Wir hatten in dieser Zeit 4 Ziegen und jedes Jahr 3 Schweine. Mein

Privatvergnügen  bestand aus einer Hasenzucht, wo aber nicht viel dabei herausschaute.

Am meisten trug mir noch an Trinkgeld ein, daß ich die Schloßbesucher in diesem

herumführte und auch einiges davon erzählen konnte. Ob das gerade immer die Wahrheit

war, läßt sich heute nicht mehr feststellen. Aber das eine war klar, ohne mich konnte

niemand das Schloß von Innen sehen..

In der Silvesternacht von 1913 auf 1914 hat der Vater in seinem Dusl im Ganskragen

700 Gulden verloren. Zusammen mit der Mutter bin ich noch in der Nacht mit der

Laterne die Brieftasche suchen gegangen, aber umsonst. Als Mutter am Neujahrstag

nach Pulst in die Kirche ging, hat ihr die ehrliche Finderin Maria Muralt die gefundene

Brieftasche übergeben. Mutter, von der Ehrlichkeit gerührt, händigte der Finderin

100 Gulden als Finderlohn aus.

Zur selben Zeit ging mein Vater zum Oberlehrer Castelitz und bat für ihn ein Gesuch

an Herrn Grafen Goess des Inhalts und mit der Bitte zu verfassen, das notwendige

Rundholz zu geben, damit Vater davon Schindel klieben und das Wohnhaus in

Hohenstein, wo wir wohnten und es schon auf allen Ecken einregnete, mit Eigenleistung

neu decken könne. Die Wirkung dieses Gesuches war aber eine ganz andere als sie

der Vater in seinem guten Glauben beabsichtigt – oder erhofft hatte: Mitte Feber 1914

kam Herr Oberförster Gampnig zu uns mit der Wohnungskündigung in der Hand und

mit dem festgelegten Räumungstermin 1. März 1914. Der Kündigungsgrund war der,

Vater hätte mit seinem Gesuch den Dienstweg einhalten sollen….

Die Eltern versuchten alles um dieses Unheil abzuwenden. Es war umsonst.

Lediglich der Räumungstermin wurde auf den 15. Juli 1914 verschoben, weil Vater

bei seiner Jahresabrechnung die Miete ein halbes Jahr im voraus bezahlt gehabt hatte.

Ich kann mich sehr gut an diese Zeit erinnern und verstehe erst heute, warum Mutter

in diesen Monaten so oft bitterlich geweint hat. Die letzten zwei Jahre waren die

einzigen, wo Mutters unermüdlichicher Fleiß anfing, wirtschaftliche Früchte zu tragen.

Vater mußte monatelang arbeiten um Türen und Fenster und sämtliche Fußböden

neu zu machen, wofür er nichts bezahlt bekam. Drei große Gärten sowie ein 25 m

tiefer Ziehbrunnen wurden von den Eltern geschaffen und als diese Mühen und

ihr Fleiß die richtigen  Früchte gebracht hätten, mußten wir alles stehen lassen, nur

weil unsere Schweißtropfen nicht auf eigenen Grund und Boden gefallen sind.

Ich habe nicht die Absicht, etwas zu übertreiben wenn ich erwähne, was meine Eltern

plötzlich und zu billigsten Preisen alles verkaufen mußten weil in der neuen Wohnung

 kein Platz mehr dafür war und auch keine Möglichkeit zu weiterer Viehhaltung: Acht

 Fuhren Heu – alles auf unseren Köpfen zum Schloß hinauf geschleppt, 1500 kg

Kartoffel, vier Ziegen, drei Jungschweine, 25 Hühner, einen Karren, den

Fleischhimmel, Futterkessel und Backofen,

die Aufzugsvorrichtung für den Ziehbrunnen, die Hobelbank, Kraut- und Fleischfässer,

Gartengeräte und einiges Handwerkzeug.

Zu all dem kam noch die Frage, was mit mir geschehen soll, denn ich wurde am 20.4.

vorzeitig vom Schulbesuch entlassen. Es ging nicht nur die Wohnung, sondern auch für

Vater auch die Arbeit verloren. Mein Halbbruder Peter hat den Eltern vorgeschlagen,

mich als Kellnerlehrling im Gasthof Einsiedler in Klagenfurt Kreuzbergl unterzubringen,

was Vater mit dem Bemerken ablehnte, daß ich vorerst für einige Jahre in bäuerlichen

Dienst treten solle um auch diese Arbeit kennenzulernen um im Falle späterer Rückschläge

mein sicheres Fortkommen zu haben. Aus einem leidigen Zufall sollte sich Vaters Wunsch

bald erfüllen. Am Christi-Himmelfahrts-Tag ersuchte mich mein Schulfreund Josef

Karlbauer, Pächtersohn bei Münzmeister in Radelsdorf, der an diesem Tage eine Kuh

nach Pulst zum Stier führen mußte,  ihm dabei behilflich zu sein. Ohne etwas dabei             

zu denken, ging ich darauf ein. Als wir nach Pulst kamen, hörten wir beim mittleren

Wirt die Kirchtagsmusik. Wir machten die Kuh im Neubauer Stall fest und gingen

da hin, wo es lustig war. Bei diesem Herumstehen wurde es drei, vier ja sogar fünf.

Jetzt sollte ich zuhause schon längst die Ziegen weiden. Auf einmal verschwand mein

Kollege ohne etwas zu sagen und ich bekam es langsam mit der Angst zu tun. Als

es anfing dunkel zu werden, schlich ich heim. Je näher ich unserer Behausung kam

um so mehr fing ich zu schlottern an. Meine Schlafstelle war am Unterdachboden,

aber ich wagte nicht hineinzugehen, guckte durch das Fenster in die Wohnstube und

sah wie Mutter, Vater und Halbschwester Rosl, die zu Besuch aus Klagenfurt gekommen

war, weil sich ihr 5-jähriger Sohn Hans bei uns in Pflege befand, fröhlich beisammensaßen.

Nach einiger Zeit konnte ich sehen, wie sich Mutter und Rosl zum Fortgehen fertigmachten

und ich ahnte schon, daß sie gehen würden um mich zu suchen. Meine Kehle war wie

abgeschnürt um mich bei ihrem Fortgang zu melden. Wie ich am nächsten Tag von

Mutter erfuhr, führte sie ihr Weg zum Münzmeister, wo sie von meinem Kameraden

hörten, daß er mich in Pulst zurückgelassen hätte. Aber auch in Pulst konnten sie mich

nicht finden. Diese Abwesenheit nützte ich aus, am Dachboden unterzutauchen ohne

daß mich mein Vater bemerkt hat. Als ich aber Mutter und Schwester zurückkommen

hörte, verkrümmelte ich mich abermals und tatsächlich kam Mutter Nachschau halten,

ob ich in meinem Bett sei, was aber nicht der Fall war, weil ich daneben kauerte.

Endlich trat nächtliche Ruhe ein. Am Morgen als Mutter die Türen öffnete war ich

schon wieder weg. Ich sah aber deutlich, wie Mutter besorgt den Unterdachboden

verließ. Während Mutter mit der Stallarbeit beschäftigt war, nahm ich die Sense und

ging mähen. Unterdessen ist Vater wieder fort in die Arbeit und auch Rosl mußte

zum Frühzug. Als die Mutter die Ziegen auf die Weide trieb und meinen fünfjährigen

Stellvertreter, den Hans als Halter mitnahm, erblickte sie mich beim Mähen.

Hier näherte ich mich zaghaft meiner Mutter, bat sie um Verzeihung und durfte dann

nachhause gehen, wo ich mein Frühstück bekam und den Auftrag, mir einen Arbeits-

platz zu suchen, weil der Vater über meine Verfehlung sehr böse sei. Mit besonderer

Aufmerksamkeit hörte ich mir die Lehren meiner Mutter an und nun begann für

mich der Ernst des Lebens.

Noch am gleichen Tage ging ich ohne Ziel von zuhause weg im Gedanken, wohin

wohl der Wind mich blasen werde. Da es aber ein windstiller Tag war, kam ich nicht

weit. Beim ersten Bauer wurde ich schon aufgenommen. Mein erster Brotgeber

war der Bauer Puchreiter. Mit Freude ging ich an die Arbeit und machte mich mit dem

Ziehsohn Franz, Hausknecht Jakob, Milchführerin Mitzl (meine heutige Schwägerin),

der Klara und ihren beiden Kindern bekannt. Vorallem die Bauersleut waren sehr

nett und gut. Es kam der Fronleichnamstag, da gingen wir gemeinsam, ich mit einem

neuen Anzug (Schnürlsamt) mit einer roten Rose im Knopfloch geschmückt, in die

Kirche nach Pulst, wo ich meine Eltern traf. Ich durfte mich darüber freuen, daß Vater

meinen Streich anscheinend vergessen gehabt hatte!!

Als wir bei der Grumetarbeit waren kam eine Frau auf die Wiese und borgte sich von

der Klara den Rechen aus um gleich damit auf Mitzl loszuschlagen. Diese Handlung

erstaunte mich sehr. Wie ich erst später erfuhr, war es Mitzels Mutter (meine spätere

Schwiegermutter). Die Ursache dafür soll darin gelegen haben, daß sich Mitzl mit einem

gewissen Martin des öfteren unterhalten haben soll, von welcher Unterhaltung Willi

Sittlinger stammt.

Ich erinnere mich noch heute gerne an diese Monate und weil es mir sehr gut ging

habe ich ganz übersehen wie es Weihnachten wurde. Meine Bauersleute wollten von

einem Platzwechsel meinerseits nichts wissen. Die 5 Kronen Leihkauf, die mein Vater

von der Münzmeister Bäurin für mich angenommen gehabt hatte, wollten die Puchreiter

durch einen Boten zurückerstatten. Wegen der bekannt schlechten Verhältnisse auf

dem Münzmeisterhof hat man dort sehr schwer Arbeitskräfte bekommen. Aus           

diesem Grunde lehnte die Münzmeisterin die Rückerstattung des Leihkaufes kurzerhand ab

und bestand darauf, daß ich die Vereinbarung welche mein Vater für mich getroffen

hatte auch einhalte. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich nur beim Puchreiter

bleiben wollen. Das letzte Wort hatte aber mein Vater und es lautete, wenn ich nicht

zum Münzmeister ginge, die Verpflichtung, die er für mich eingegangen, nicht einlöse,

dann darf ich mich in Zukunft mit keiner Wäsche oder in sonstiger Angelegenheit

zuhause blicken lassen. Dieser Anweisung nachzukommen habe ich meinen guten

Dienstplatz am 30.12.1914 gewechselt mit 30 Gulden Abrechnung und mit der

Zusicherung, daß ich zu jeder Zeit wieder aufgenommen werden würde.

Ich will dieses Jahr nur ganz kurz streifen, da wenig Erfreuliches zu vermerken ist und teils

wohl auch schon den Kriegsauswirkungen zuzuschreiben wäre. Anfang März 1915 besuchte

ich Bruder Peter in einem Lazarett in Klagenfurt. Er kam mit einer Fußverwundung von

der russischen Front. Im übrigen gab es durchwegs schwere Arbeit und schlechte

Verpflegung. Mutter hat später immer wieder von dieser Zeit gesprochen und erzählt,

daß jedesmal wenn ich heim kam meine erste Frage lautete, ob etwas zu essen für mich

da sei. Vaters Willen zu entsprechen, habe ich ein Jahr lang durchgebissen und seine Zusage

erlangt, meinen Platz zu den nächsten Weihnachten verändern zu dürfen. Mein Jahreslohn

für 1915 betrug 50 Gulden.

Im Jahr 1916 kam ich auf Gut Kraindorf. Diesen Posten hab ich mir selbst ausgesucht.

Schon bei der Lohnvereinbarung wurde mir ein Jahreslohn von 60 Gulden zugesichert,

es blieb aber nicht dabei, werde das am Ende des Jahres in meinen Schilderungen noch

aufzeigen. Schon in den ersten Tagen konnte ich erkennen, daß meine neue Lage in

keinem Vergleich zu jener des Vorjahres stand. Mir wurde die Betreuung des Jungviehs

übertragen und ich habe schon in der ersten Zeit einiges nachgeholt. Es wurde Streu

besorgt, das Vieh täglich geputzt, die Fenster gewaschen, wo Stroh in den Fenstern war,

Glas eingesetzt, der Stall sauber und rein gehalten und so Vertrauen und Anerkennung

erworben. Auf Grund dessen kam ich im Laufe des März in den Pferdestall, wo sich

meine Arbeitsfreude noch steigerte. Es gelang mir, meinen Eltern jede zweite Woche

einen Laib Brot zu bringen, da ich sah, daß die Lebensmittelknappheit immer drückender

wurde. Eines schönen Tages im Mai wurde ich zu meiner Dienstgeberin gerufen, die mir

die Frage stellte, ob es wahr sei, daß ich meinen Eltern Brot bringe. Kurz überlegt, ob

ich dies in Abrede stellen solle, blieb ich bei der Wahrheit und bejahte. Darauf sagte

die gute Frau, daß ich jung bin, das Brot selber brauche und um nicht von Kräften zu

kommen, werde von nun an das Brot für mich ausgeteilt werden und für die Eltern könne

ich jeden Monatsersten den für sie bestimmten Laib holen. Dabei blieb es dann auch.

Das ganze Jahr hindurch war ich mit Freude bei der Arbeit und habe den Krieg in

keinster Weise gespürt. Obwohl es mir sehr gut ging, glaubte ich, meinen Vater daran

erinnern zu müssen, daß er mir nach Erfüllung seiner Bedingungen versprochen hatte,

einen Beruf erlernen zu dürfen. Es war lediglich noch die Frage wo? wie? und was?!

Meine Dienstgeberin versuchte wiederholt, mich von meiner Idee – zumindest so lange

es noch Krieg gebe – abzubringen. Doch was ein Dickkopf ist, bleibt ein Dickkopf!

Es ist kaum zu glauben, doch obwohl ich ab Neujahrstag 1917 meinen guten Dienstplatz

sicher gehabt hätte, trieb es mich mit Gewalt zum Abschied. Da erhielt ich zu meinem

größten Erstauen sage und schreibe einhundert Gulden Jahreslohn ausbezahlt. Ich dachte

mir, das sei jetzt der Grundstein zur Erlernung eines Berufes und dieser Gedanke führte

mich heim zu meinen Eltern.

Nach zweieinhalb Jahren wieder daheim, war mit mir ein sichtbarer Wandel erfolgt.

Mein erster Kauf den ich machen durfte und was ich mir auch lange schon sehnlichst

wünschte war ein komplettes Laubsägewerk, wobei mir mein Vater in den Anfangs-

begriffen behilflich sein konnte. Mein erster Versuch um einen Lehrposten bei den

Treibacher Chemischen Werken war erfolglos. Mit meinem Freund August

Stückelberger das gleiche Ziel verfolgend kam ich nach der ersten Enttäuschung       

auch zum Bergwerk Sonnberg und baten um Einstellung. Der Bergdirektor, der

sich unser annahm, sagte uns, sie bräuchten Arbeiter in der Grube, aber für so blutjunge

Menschen wäre es wirklich zu schade in die Grube zu gehen und schon gar in Ermangelung

des für junge Leute notwendigen Fettes. Er würde uns anraten, über die Zeit des

Krieges in bäuerlichen Dienst zu gehen wo es noch etwas zu essen gibt. Dieser Rat

hat mir jetzt um so mehr zu denken gegeben, weil ich ihn schon zum zweitenmal zu

hören bekam. Als wir aus dem Bürohaus traten, fuhren auch gerade die Bergknappen

aus der Grube. Im ersten Moment erschrak ich sehr, rabenschwarz die Gesichter und

die Hände. Da habe ich des Bergdirektors Aussage erst so recht verstanden.

Ende Jänner erhielten wir von Bruder Leonhard einen Brief, worin er sich auch erkundigt,

was ich zu machen beabsichtige und ob ich nicht den Schlosserberuf erlernen möchte.

Es würde ihm sicher gelingen, mich in den Steyr-Werken, in welchen er beschäftigt ist,

als Lehrling unterzubringen. Wir sollten ihm unsere Meinung bekanntgeben. Als ich das

las, hätte ich am liebsten einen Luftsprung gemacht. Gleich am nächsten Tage ging ich

nach St.Veit zur Bezirkshauptmannschaft um einen Reisepaß – denn Kärnten galt als

engeres Kriegsgebiet – den ich schon am 10. Feber 1917 zugesandt erhielt. Am 12. Feber

fuhr ich bereits nach Steyr ab. Es war ein Samstag. Am ersten Tag kam ich bis Klein

Reifling. Dort hieß es aussteigen und bis 6 Uhr früh auf den Anschlußzug warten. Also

hinein in den Warteraum um vor der beißenden Kälte Schutz zu finden. Leider kein

warmer Ofen und selbst der hätte nicht viel geholfen, weil sämtliche Fensterscheiben

fehlten. Gänzlich unerfahren und alleine stand ich da. Eine zeitlang weinte ich vor Kälte

und Heimweh. Endlos schien mir die Nacht. Um 6 Uhr kam endlich der Zug mit dem

ich weiterfahren konnte. Mein Bruder wohnte zu dieser Zeit auf dem Lande in

Unterdambach, Post Garsten. Mir war nur diese Anschrift bekannt und ich wählte daher

die Endstation Garsten, wo ich um ca. 7 Uhr früh ankam. Zu meiner Überraschung

mußte ich hören, daß ich um 5 km zu weit gefahren sei und nun die Strecke zu Fuß

zurückzugehen hätte. Der Schnee knirschte unter meinen Schuhen, der Wind pfiff

mir kalt und brennend ins Gesicht. Nach eineinhalbstündigen Marsch klopfte ich am

Hause Unterdambach Nr.28 an. Auf den Herein-Ruf trat ich in die Küche, wo die

Schwägerin Fany (od.Toni?) gerade beim Frühstückkochen war. Auf die Frage,

was ich wünsche, war meine schüchterne Gegenfrage, ob hier ein Leonhard Moser sei.

Die Türe ins Schlafzimmer war ein wenig offen und der Bruder hatte mich sogleich

an meiner Stimme erkannt. Er forderte mich auf, sofort einzutreten. Nach unserer

Begrüßung wurde Fany gleich freundlicher, sie hatte mich zuvor ja nie gesehen gehabt

und weil ein früher Besuch am Sonntag Morgen eher selten vorkommt, war die Schwägerin

gegen mich zuerst mißtraurisch. Das dauerte aber nur kurz und ich wurde sehr lieb aufgenommen.

Mit der kleinen Fany, die sehr zutraulich wurde, konnte ich mich rasch anfreunden.

Im Verlauf des Vormittags war ich voll Übereifer bemüht, vom Bruder herauszufinden,

welche Möglichkeiten er für mich sieht. Er meinte, die Aussichten für einen Lehrplatz

seien nicht besonders gut. Als es Abend war gingen wir bis auf die kleine Fany, die

schlafen ging, gemeinsam in einen großen Gasthof. Mein Bruder hat mir dort einen

Platz angewiesen und bedeutet, daß in diesem Raum das Theaterstück „Der Einsiedler“

zur Aufführung gelangen wird und dabei die Schwägerin als Sängerin und er der

Bruder als Holzschnitzer mitwirken werden und er hoffe, es würde mir gefallen.

Man ließ mich allein zurück und wie ich merkte kamen mehr und mehr Gäste, darunter

sehr viele Offiziere aus der nahen Kadettenschule. Nach einiger Zeit ertönte ein

Glockenzeichen, im Saal wurde es immer finsterer. Es folgte eine unheimliche Stille

und schon sah ich, wie sich der Vorhang hob. Auf der Bühne war ein alter Mann,

auf einem derben Stuhl sitzend während er auf einem Stück Holz herumschnitzte.

Er stand auf, ging einige Schritte aufs Publikum zu und sprach ein paar Worte zu uns,

da erkannte ich den Bruder an seiner Stimme. Riesig angespannt verfolgte ich den

weiteren Verlauf der Darbietung. Das erstemal in meinem Leben lief ein Theaterstück         

vor meinen Augen ab und es hat mir nur sehr leid getan, daß Vater und Mutter nicht

die Möglichkeit hatten, sich daran zu erfreuen.

Am Morgen des 13. Feber 1917 erwachte ich und fragte alsbald nach dem Bruder.

Fany sah mich sehr freundlich an und meinte, daß ich sehr gut geschlafen und ganz

überhört habe wie Leonhard in die Arbeit ging. Ich solle mich von der Fahrt erholen

und morgen früh geht es nach Steyr. Um 7 Uhr früh anderntags fuhren wir mit dem

Arbeiterzug nach Steyr. Dort zeigte mir der Bruder die Fabriksanlagen, erklärte mir

die einzelnen Objekte und sagte schließlich bei Objekt 9 müsse ich um 8 Uhr am

Eingangstor sein und wenn ein Mann in blauem Mantel kommt, das sei dann der

Betriebsleiter. Ehe sich Leonhard von mir verabschiedete wurde noch vereinbart

uns um 12 Uhr im Gasthaus Buchenwald zu treffen. Um ja nichts zu übersehen,

hielt ich das Eingangstor scharf im Auge. Es dauerte nicht lange, da erblickte ich

den Betriebsleiter wie beschrieben, zog weit ausgeholt vor ihm meinen Hut, grüßte

höflich und trug ihm gleich meine Absicht vor. Er sah mich eine zeitlang groß an, fragte

mich von wo ich komme. Ich sagte, von Kärnten. Da fuhr er fort, wie man so ungeschickt

sein könne, ziellos drauflos zu fahren. Die Betriebsleitung der Steyr-Werke habe keine

Absicht, Lehrlinge einzustellen, sie brauchen ausgebildete Fachkräfte und man kann

solche zur Genüge unter den Kriegsinvaliden und Kriegsgefangenen bekommen.

Ich bedankte mich und der blaue Mantel verschwand im Tor. In den Vormittagsstunden

trieb ich mich zwischen den Fabriksanlagen herum. Plötzlich schreckte mich eine

heulende Sirene, fast zeitgleich eine Dampfpfeife. Es war 12 Uhr und aus allen Toren

drängten sich Menschenmassen auf die Straße, verteilten sich nach allen Richtungen

hin. Autos mußten anhalten. Die nachströmende Menge wollte kein Ende nehmen.

Im besagten Lokal traf ich meinen Bruder wieder, ich berichtete ihm von meinem

Mißerfolg und auf meine Frage, wieviel Arbeiter es hier überhaupt gibt, antwortete

er mir leise, zwölftausend Mann. Solche Versuchsgänge wiederholte ich noch dreimal,

zu meiner tiefen Enttäuschung ergebnislos. Ich mußte aufgeben und fuhr am 19. Feber

um 1/2 8 Uhr früh wieder heimzu. Um 5 Uhr abends in St.Michel angekommen, kam

die Zugskontrolle. Ich zeigte meinen Reisepaß. Man sah denselben durch und steckte

ihn in die Diensttasche. Als der Waggon durchkontrolliert war wurde ich aufgefordert,

den Beamten zu folgen. Ich wurde dem Stationskommando übergeben und in den

Warteraum verwiesen. Um 1 Uhr in der Nacht wurde ich geholt, bekam meinen Reisepaß

mit Vermerk „Rückreiseerlaubnis für 20. Feber 1917“ zurück. Um 7 Uhr früh war

ich endlich wieder zuhause. Noch am selben Tag besuchte ich meine Mutter beim

Schober in Pulst, wo sie auf Störarbeit war mit Wollespinnen, die der Weber zur

Lodenerzeugung brauchte. Die Mutter war sehr erfreut daß ich wieder da war, ich

jedoch noch viel mehr, weil ich vom Heimweh wieder geheilt war. Vater hingegen

hatte zur selben Zeit auf Gut Karlsberg größere Binterarbeiten übernommen und als

er mit der Arbeit begonnen hat, konnte auch ich in diese Störarbeit mitgehen. Wir

waren so einige Wochen beschäftigt, da kam es mit Julius Gaggl Maschinenbau-

werkstätte zu einem Lehrvertrag. Nach Inhalt dieser Vereinbarung trat ich am

1. April 1917 dort in die Lehre. Die Arbeit des ersten Tages bestand darin, aus dem

Bachbett des Lebmacher Baches Schotter in das Fundament zu führen worauf

anschließend der Zubau für die Schmiede entstand. Im Laufe dieses Monats – ich kann

mich noch gut erinnern – zog Familie Valent im heutigen Gasthaus Gaggl in die Wohnung

ein. Sie kam aus der Internierung von der Oststeiermark zurück. Zu dieser Zeit war

Wuttes Vater Bürgermeister, der den Turbinenbau für seine Holzindustrie plante und

dazu einen leitenden Fachmann benötigte. Maurermeister Valent leitete diesen Bau

bis zu seiner Vollendung. Da habe ich mich mit den Angehörigen dieser Familie bekannt

gemacht. Der kleine Sepp, der so wunderschöne blonde Locken hatte wie unser Walter,

dann Franz, Anna, Tilly sowie die Mitzl, die ich schon vom Jahr 1914 her kannte. Wie

mir Mitzl erzählte, waren ihre Geschwister Frieda und Engelbert noch in der              

Oststeiermark zurückgeblieben, die ich also nur vom Hörensagen kannte.

Ich hatte mich auf meinem Lehrplatz kaum eingelebt, sprach der Maschinenschlosser-

meister Josef Hochrinner, der im Nebengebäude der Lebmacher Bahnhofsrestauration

eine gut eingerichtete Werkstätte hatte, bei meinen Eltern vor, um mich bei ihm in die

Lehre zu geben. Ich teilte dies meinem Meister mit, der nichts besseres wußte als

seinen Konkurrenten wegen Geschäftsstörung zu klagen. Wie der Fall schließlich

ausging, konnte ich nie erfahren. Die Entscheidung traf jedenfalls mein Vater und

sie fiel gegen Hochrinner aus, weil in dessen Werkstätte jeden Sonntag vormittag

gearbeitet werden mußte und Vater darin eine religionsfeindliche Haltung erblickte.

Weil Vater solches verurteilte und nicht erkannte, daß ich mir dort eine fachlich

wesentlich bessere Ausbildung verschaffen hätte können, hatte ich beim Gaggl zu

bleiben. Dafür verbrachte ich im ersten Lehrjahr zwei Drittel meiner Arbeitszeit

bei Feldarbeiten, auch war die Werkstätte kläglich eingerichtet und erst nach und

nach modernisiert worden. Als die dreimonatige Probezeit abgelaufen war, äußerte

sich mein Meister, daß er mit mir zufrieden sei und daß jetzt der Vertrag voll in Kraft

trete. Weil ich bis dahin mein Bett noch zuhause hatte, war es nun der Mutter Meinung,

daß jetzt, wo mein Lehrverhältnis gesichert sei, mein Meister auch verpflichtet wäre,

mir Unterkunft zu geben. Zu meinem persönlichen Nachteil kam es auch dazu und

so haben mich meine Eltern ohne Bedenken diesem Ausplünderer in die Hand gegeben.

Ich werde die Beweise dafür später noch anführen.

Im Feber 1918 bekam ich den ersten Musterungsbescheid. Diese wurde im Hotel Stern

durchgeführt. Meine Person und Hugo Zlepnig vlg.Kobald in Liebenfels, wir beide

waren für den Militärdienst untauglich erklärt worden. Der Wagner Xander,

Schüttelkopf Heinrich Sekretärsohn, Gauglhofer Hans Sohn des Gendarmerieposten-

führers und Wohlfahrt Peter, Graditzersohn in Glantschach waren alle tauglich.

Ich mit meinen 17 einhalb Jahren fühlte mich gekränkt darüber, daß ich nicht

Soldat werden konnte…..

Bruder Peter wurde im Monat Feber im Karstgebiet der italienischen Front neuerlich,

diesmal sehr schwer verwundet und kam in ein Lazarett nach Wien zur Behandlung.

Ein Teil seiner Hirnschale mußte mit einer Silberplatte ersetzt werden. Nach seiner

Entlassung aus dem Wehrdienst nahm er im April eine Verwalterstelle in Schloß Lind

bei Karnburg an, die aber von kurzer Dauer war, weil er sich im Oktober schon

mit der Mesnerin von Stegendorf, die einen kleinen Besitz hatte, verheiratete.

Anfang November 1918 war das Ereignis des Kriegszusammenbruches und durch

drei Wochen hindurch unsere Straße mit rückflutenden Truppen besetzt. Die Aus-

wirkungen dieses Kriegsendes standen aber wohl in keinem Vergleich mit dem

heutigen. Ich hoffe, daß ich dies noch zur Niederschrift werde bringen können.

Mit Anfang des Monats Dezember mußte ich vom Meister eine Dreschgarnitur

übernehmen und einmal mit dieser vertraut gemacht, damit von Haus zu Haus ziehen

um vorführweise den Ausdrusch des Getreides zu bewerkstelligen. Bei solcher

Gelegenheit kam ich sogar auf Schloß Hollenburg bei Ferlach, welches Gut ein

gewisser Koller, Kriegsinvalide als Verwalter führte, den ich im Jänner 1946

im KZ Wolfsberg wiedertraf. Verpflegungsmäßig ging es mir dort miserabel und

ich war gezwungen, zur Selbsthilfe zu greifen. Darauf, daß dies nicht richtig war,

komme ich noch zu sprechen. Diese Gutsführung hatte bei Kriegszusammenbruch

große Mengen Treibstoff gesammelt gehabt und war daher in der Lage, diesen

Treibstoff für die Druscharbeit bereit zu stellen. Dies bot mir die verlockende Möglich-

keit, Treibstoff abzuzweigen, der als Leuchtöl genug Abnehmer fand und so meine             

tägliche Essensration zu sichern. Ich will in dieser Schilderung meinen Kindern auf-

zeigen, wie unrichtig ich gehandelt habe, daß aber die Ursache dafür in meiner

Erziehung lag, die nur auf strickte Folgsamkeit und Unterwürfigkeit bedacht war.

Die Folge davon ist es, daß man im Falle unmenschlicher und ungerechter Behandlung

nicht rechtzeitig den Mut hat, sein Recht zu fordern, sondern eher auf abwegige Art

sein Lebensrecht zu erhalten versucht. Wäre ich nur an diesen Gutsverwalter

herangetreten, eine ausreichende Verpflegung gefordert und erforderlichenfalls

den Drusch eingestellt und meinen Meister informiert, ich bin mir sicher, lieber

als die Arbeit abbrechen zu lassen hätte man mich ausreichend verpflegt. Aber nein,

ich habe mir das gefallen lassen und lieber eine strafbare Handlung gesetzt.

In diesen Wochen meiner Beschäftigung in Hollenburg besuchte ich eines abens in

Lampichl die Familie Karlbauer, bei der ich 1915 als sie bei Münzmeister in Radelsdorf

Pächter waren in Dienst stand. Weil man in Lambichl einen Besitz erwarb, ist die

Familie 1917 dorthin übersiedelt. Der Sohn, er war auch mein Schulfreund gewesen,

lud mich am selben Abend zu einem Theaterbesuch nach Klagenfurt ein. Das war

für mich eine große Überraschung. Erstens, das Gebäude in seiner Innengestaltung

und zweitens die Aufführung „Der Ochsenhandel“.

Nun kam das Jahr 1919 wo ich schon sehr viel selbständig auswärts arbeiten mußte,

besonders bei Motorstörungen, was immer mein Lieblingsfach war. Währenddessen

hielt sich mein Geselle Franz Schummi, der hauptsächlich auf Holzkonstruktionen

eingearbeitet war, fast nur in der Werkstätte auf.

In diesem Jahr habe ich etwas an Gleichgewicht hinsichtlich meiner moralischen Haltung

verloren. Etwas wirkte dabei wohl auch die gesellschaftliche Unordnung in der Zeit

der italienischen Besatzung mit, die ihren Nährboden im verlorenen Krieg hatte,

anderseits die führungslosen, jugendlichen Gedanken. Ohne meinen Eltern Vorwürfe

machen zu wollen, erstens leben sie nicht mehr und zweitens waren sie schon zu alt,

um mich in die richtigen Bahnen zu lenken. Sie nahmen an, daß man mich auch außerhalb

der Arbeitszeit in Obhut nehmen würde und in ihrem gerechten Denken ahnten sie nicht,

in welche Hände ich kam. Von meinem Dienstgeber wurde ich nur als Arbeitskuli

behandelt und die Meinung meiner Mutter von 1917 (ich habe dies in jenem Jahr

wörtlich eingetragen) hat sich insgesamt in zwei Richtungen hin sehr nachteilig für mich

ausgewirkt. Fürs erste wurde meine Arbeitszeit so sehr ausgedehnt, daß ich öfter schon

glaubte, sie würde gar kein Ende mehr nehmen. Zum andern wuchs ich wie ein

Wildling ohne Veredelung ins Leben hinein, was in den folgenden Jahren auf Gemüt und

Seele wirkte. Schon im Jahre 1920 entstand der Name „Norbert“. Meine Zeilen sollen

nicht dazu dienen, einiges für mich vielleicht Unangenehmes zu verschweigen, nein!

Meine volle Absicht ist die, daß meine Kinder aus den Fehlern die ich gemacht habe,

lernen um in ihrem eigenen Leben rechtzeitig zu erkennen und solchen Gefahren aus

dem Wege zu gehen. Ich werde zu verhindern wissen, daß eines meiner Kinder

jemals als Ausnützungssubjekt angesehen wird.

Ich klagte öfters meinen Eltern über meine Lage und immer wieder hörte ich das

bekannte Sprichwort, Lehrjahre sind keine Herrenjahre. So biß ich von neuem wieder

die Zähne zusammen und endlich nahte der 1. April 1920. Immer gespannter wartete

ich auf das große Ereignis, freigesprochen zu werden. Diesen Gedanken verfallen,

übersah ich ganz, daß dieser Tag ohne die kleinste Freude verlief. Als ich keinerlei

Anerkennung merkte, fuhr ich nach Villach zu Dr.Cäsar von Wayr, seines zeichens

Bahnrat. Ich bekam sofort die Zusage zur Aufnahme. Wieder zuhause kündigte ich

meinem Meister, der aufsprang wie ein gereizter Tiger und mich anschrie, das sei

der Dank daß ich ihm jetzt wo ich etwas leisten könnte den Rücken kehre. Voll      

Schwäche und Minderwertigkeitsgefühl überlegte ich und nahm die Kündigung

wieder zurück. Immerhin war ich jetzt frei und durfte auf mehr persönliche Anerkennung

hoffen, wenn ich als Geselle weiterarbeitete. Im nächsten Monat übernahm ich beim

Grentsch in Pach den Bau eines Kraftwerkes für Maschinen-, Mühlen- und

Lichtmaschinenantrieb wo ich völlig selbständig war und mit ganz besonderem

Ehrgeiz die Anlagen montierte. In insgesamt 8 Wochen ist mein Meister nur zweimal

zur Kontrolle nachgekommen, welche jedesmal eine Dauer von einer Stunde hatte

und keine einzige Beanstandung ergab. Mein zu dieser Zeit festgelegter Tageslohn

war mit 200 Kronen vereinbart. Ich werde auf die Lohnproblematik noch zurück

kommen, weil ich alles erst im nächsten Jahr erfahren habe.

Dem Jahre 1921 will ich meine besondere Aufmerksamkeit schenken, weil mich das

Schicksal zu besseren Erfolgen führte. Im Monat März erhielt ich die Verständigung,

daß ich bei Meister Wogatei in Pöckstein mein Gesellenstück zu machen habe.

Am angesetzten Tage habe ich mich dort vorgestellt, wurde in die Werkstätte zu

meinem Arbeitsplatz geführt und erhielt den Auftrag, ein Turbinennadel-Steuerhandrad

anzufertigen. Der Anfang um 9 Uhr war wohl sehr schwer, da man in allem fremd ist.

Ich hatte aber besonderes Glück, um 4 Uhr nachmittags konnte ich alles fix und fertig

dem Meister vorlegen. Ausgezeichnet, sagte dieser und wiederholte das Wort ein

zweitesmal, ehe er die Arbeit zu meiner großen Freude mit einem „sehr gut“ beschriftete.

Am selben Abend noch fuhr ich nachhause. Mein eigener Meister betrachtete das

Gesellenstück auffallend geringschätzig, doch meinem neugewonnenen Selbstwertgefühl

konnte dies nichts mehr anhaben. Zu dieser Zeit hatten wir bei August Pirker vlg

Tschadam in Feistritz-Pulst einen Turbinenbau bis auf den Elektroanschluß fertiggestellt.

Eines Tages kam Julius Gaggl von dieser Arbeit nachmittags heim. Auf meine Frage,

ob das Werk schon läuft bekam ich zur Antwort den Auftrag, gleich morgen früh

dort hin zu gehen, es sei nur noch ein kleiner Fehler zu beheben. Bei meinem Eintreffen

an der Baustelle sah ich ein regelrechtes Knäuel von Drähten und wie mir der Bauer

erzählte, daß Meister Gaggl direkt ins Schwitzen gekommen sei, sich am Ende nicht

mehr auskannte und die Arbeit schleunigst verließ. Um die Mittagszeit war ich dann

so weit, daß ich den Betrieb dem Bauherrn übergeben konnte.

Maurermeister Franz Valent hatte in diesem Jahr geschäftlich bei Ferdinand Leeb vlg.

Grentsch in Pach zu tun. Bei dieser Gelegenheit erkundigte sich der Bauer Grentsch

über mich, ob ich noch bei Gaggl sei und äußerte sich zufrieden über meine seinerzeitige

Arbeit. Die Rechnung darüber lag ihm aber noch ein Jahr danach schwer im Magen, und

er glaubte ich müsse nach seiner Meinung einen hohen Tageslohn haben, denn seine

Rechnung lautete auf  1.000 Kronen pro Tag. So stellte sich unter Beweis, daß es sich

hier um einen regelrechten Betrug handelte, wenn mein Meister auf Grund meiner täglichen

Leistung 800 Kronen pro Tag in seine Tasche steckte.

Es gibt Launen in der Natur und im menschlichen Leben. Obwohl es schon Herbst war,

hörte das stürmische Regenwetter einmal auf und der  6. Oktober 1921 – ein Sonntag,

bot den herrlichsten Sonnenschein in der Natur wie auch in meinem Herzen. Wie es

alljährlich in unserer Gegend der Brauch war, so auch heuer, daß alt und jung zum

weitum bekannten Wiesenmarkt nach St.Veit eilte. Es trachtete wohl jeder, daß er

dabei nicht fehlte, so auch ich. An diesem Tag hab ich mich um die Mittagszeit

fertig gemacht und ohne besondere Ahnung ging ich von zuhause weg. Auf der

ersten Straßenkreuzung traf ich auf die geschlossene Familie Valent, die ganz offen-

sichtlich das gleiche Ziel vor Augen hatte. Wir begrüßten einander und zu meiner

freudigen Überraschung konnte ich dabei das Fräulein Friederike kennenlernen und

ihr zum erstenmal die Hand zum Gruß reichen. Bei dieser Gelegenheit kam mir der

Gedanke, die Erlaubnis einzuholen, mich als Begleiter aufdrängen zu dürfen. Nur ein        

stilles Kopfnicken und ein sonderbarer Blick waren sichtbare Zeichen, daß ich nicht

unangenehm gekommen bin. Nach einer Stunde Fußmarsch sind wir am Wiesenmarkt

angekommen, wo es sehr lustig zuging. So weit meine Mittel reichten, ließ ich mich zeigen

und wir übersahen in diesen heiteren Stunden ganz, daß es inzwischen 12 Uhr nachts

geworden war. Gemeinsam traten wir den Heimweg an. In etwas aufgeregter Stimmung

legte ich mich zu Bette und konnte den Gedanken nicht mehr los werden, zu einem

Entschluß zu kommen, hier in vollstem Ernst zu handeln und mannhaft zu sein. Trotz

meiner Jugend traf ich die Entscheidung von solcher Tragweite hinsichtlich Recht und

Glück, sodaß ich heute und in diesen Stunden noch Kraft daraus schöpfe:

Im Jahr 1922 kamen einige erhöhte berufliche Aufgaben an mich heran, wie der

Kraftwerksbau beim Schober in Pulst, wo Hoi Karl als neuer Lehrling mir zur Seite

gegeben war. Es folgte der Obstpresse-Bau bei Herrn Wutte in Lebmach.

Ganz überraschend ergab sich am 15. August mit Friederike allein ein Ausflug nach

der Burg Hochosterwitz. Abends um 7 Uhr in Lebmach angekommen, begegneten

wir bei der unvergeßlichen Straßenkreuzung den Eltern meiner Begleiterin, die uns

ohne ein Wort zu sagen prüfend ansahen. Bei unserem Abschied kam die Frage, ob

ich heute noch zu einem Besuch komme und ich sagte zu. Bei mir zuhause wartete

ein guter Bekannter namens Schwedisch, der einige Jahre mein Schneider war.

Er überredete mich zu einem Kirchtagsbesuch in Pulst und ohne viel nachzudenken,

entschloß ich mich dazu. So habe ich meine Freundin gleich nach zwei Richtungen

hin enttäuscht. Ich bereute meine Handlungsweise bald sehr, jedoch es war zu spät.

Einen Zufall wollte ich nützen und als am Mittwoch den 18. August abends beim

Gregerle der Kalkofen angeheizt wurde, gingen Friederikes Eltern diesen Vorgang

anschauen. Diese Abwesenheit nützend, faßte ich Mut und versuchte mit einer

Entschuldigung eine Versöhnung herbeizuführen. Die Abweisung, die mir zuteil wurde,

lautete in etwa, man wünsche nichts mehr mit Falschheit zu tun zu haben. Einigermaßen

betrübt mußte ich die Wohnung wieder verlassen, erkannte den Ernst der Lage, gab

aber die Hoffnung trotzdem nicht auf.

Schon in den nächsten Tagen wurden die Vorbereitungen für den Lebmacher Kirchtag

getroffen und da gab es immer viel zu tun um den Ansprüchen der zu erwartenden Gäste

gerecht zu werden. Sonntag vormittag mit schmetternder Musik zog der Umgang

feierlich durch das Dorf. Mit einiger innerer Unruhe begann ich mich als Schankkellner

vorzubereiten, um dem ersten Ansturm der Durstigen standhalten zu können.

Am Nachmittag rief mich mein Meister und ich bekam den Auftrag, Herrn Valent

zu holen, Herr Kandussi wünsche ihn in seiner Tischgesellschaft. Nach kurzem

Überlegen führte ich den Auftrag aus. Mit ernster Miene, die meiner inneren Verfassung

entsprach, trat ich bei Familie Valent in die Küche, überbrachte den Wunsch des Herrn

Kandussi und wollte wieder gehen. Im Vorhaus wurde ich von Friederikes Mutter zur

Rede gestellt und gefragt, was zwischen uns vorgefallen sei, denn alles freue sich auf

den Kirchtag, nur ihre Tochter Friederike sei traurig, und heute ganz besonders.

Ich war über diese Frage sehr erstaunt, blieb jede Antwort schuldig und fragte lediglich,

wo sich Friedrike aufhält. Als mich die Mutter daraufhin ins Zimmer führte, sah ich

Friederike tatsächlich in Arbeitskleidung betrübt vor mir. Die Mutter verließ den Raum,

wir blieben alleine zurück. Eine zeitlang schnürte es mir meine Kehle zusammen, weil

ich wohl wußte, daß ich wortbrüchig gewesen war. Wir versöhnten uns schließlich doch

und wir verabredeten, daß ich sie abends zur Kirchtagsunterhaltung abhole. Nach meiner

etwas verspäteten Rückkehr nahm ich meine Schankarbeit wieder auf und als die

Kirchtagsstimmung ihren Höhepunkt erreichte, habe ich mein Versprechen eingelöst,

was mir aber zu einem neuen Verhängnis wurde. Wir gingen einigemale zum Tanz und

es kam zu neuerlichen Vorwürfen. Auf mein Drängen, von wem sie das alles gehört

habe, nannte sie mir nach längerem Zögern den Namen Franz Kersche. Ich bin         

erschrocken und wurde zornig. Ich sagte zu ihr, sollte ihre Gunst auf seiten des

Franz Kersche sein, so sollten sich unsere Wege trennen. Ich bin mir in keiner

Weise dieser Anschuldigung bewußt. Daraufhin verließ mich Friederike. In meinem

gesteigerten Zorn dachte ich an Vergeltung. Nach einigen Stunden überzeugte ich

mich über Friederikes Aufenthalt und daß es im Nachbarhaus auch Musik gab.

Mein Suchweg ging also dorthin. Durch das Fenster sah ich das Paar im Tanzen,

jedoch in Friederikes Haltung schien mir ein trauriger Zug. Auf das hin kochte in mir

das Blut. Es dauerte nicht lange, da kam Franz Kersche vor das Gebäude auf die

Straße. Ich stellte ihn zur Rede und anstatt sich zu rechtfertigen lachte er mich hönisch

aus. In diesem Moment hatte ich von meiner Kraft Gebrauch gemacht. Nach einigen

Sekunden flüchtete er zurück in jenes Gasthaus. Nach einigen Minuten stürmte eine

ganze Kolonne hervor. Ich nahm am Zaun Rückendeckung und wartete ab was da

kommen würde. Ich wurde wohl arg beschimpft, mich aber anzugreifen wagten sie nicht.

Inmitten dieses Wirbels sah ich im Dunkeln wie Friederike von ihrer Mutter und

Schwester nachhause geführt wurde. Ich mußte noch mitanhören, daß sie zu ihrer

Tochter sagte „Kränke dich nicht, wenn der Gauner noch einmal in die Wohnung

kommt überschütte ich ihn mit Petroleum und zünd ihn an.“ Das traf mich schmerzlich

und ich mußte mich an ihre Worte vor ca 10 Stunden erinnern. Als meine Bedrängnis

kein Ende nehmen wollte, rief mich Friederikes Vater. Ich meldete mich. Der Vater

trat an mich heran und forderte mich auf, ihn nachhause zu bringen. Auf das hin waren

alle paff. Als ich die Duellstelle verließ und schon am Heimweg war, prüfte mich

Friederikes Vater auf Herz und Nieren und dabei erhielt ich die väterliche Zusage

und wünschte es mir, daß wir uns darüber wieder einig werden.

Nach fünf Tagen erlebte ich die Wirkung, wie wir durch Erhitzung um einige Härtegrade

fester aneinander geschweist wurden. Zur gänzlichen Aussöhnung fuhren wir am

7. Oktober in Begleitung ihrer Schwester Maria nach Brückl zum Kirchtagsbesuch,

wo wir geschlossen im Schlafzimmer der Frau Krasnitzer nach dem Tanz ausruhten und

speisten. Abends fuhren wir nach St.Veit um beim Ausklang des Wiesenmarktes mittun

zu können. Von hier ab leitete uns der aufrichtige Gedanke, alles zu unterlassen, was

unsere Wege irgendwie trüben könnte. Alle künftigen Schwierigkeiten, die an uns

herantraten, trugen wir bereits gemeinsam und so steuerten wir unser Lebensschifflein

mit Freude in die Zukunft.

In diesem Monat hatte ich zu einer Motormontage beim Gregerle in der Werkstätte

die Riemenscheiben anzufertigen. Wegen Betriebswassermangels mußte ich zur

Dreharbeit einen Benzinmotor zuhilfe nehmen. Der Meister ordnete deshalb an, daß

der Lehrling Hoi Karl den Motor bedienen soll. Er sollte sich einschulen um später

selbständig damit arbeiten zu können. Auf einmal ging die Tourenzahl zurück, ich

sah von meiner Arbeit auf und zu meinem großen Schrecken mußte ich erkennen, daß

der Lehrling an der Kleidung vom Schwungrad erfaßt und im Kreis herumgewirbelt wurde.

Ich sprang zum Motor, riß das Zündkabel heraus und im selben Moment flog der

Lehrling im Bogen vom Motor weg. Als ich näher trat um zu helfen, sah ich an Kopf

und Schienbein des Knaben klaffende Wunden. An der Brust waren durch das Ein-

drehen der Kleidung große Hautflächen abgeschürft.

Nach seiner Wiederherstellung, als er die Arbeit wieder aufgenommen hatte und mit

Riemenauflegen beschäftigt war, verfing sich derselbe und drohte sich aufzurollen.

Karl glaubte, er werden den Riemen aus der Schlinge zurückhalten, bedachte nicht

die 2 1/2 PS Antriebskraft, der seinen weit überlegen und als er schon 1/2 Meter

vom Boden weg war und in der Luft baumelte, erblickte ich den drohenden Unfall,

faßte nach ihm und riß in los. So habe ich den Karl ein zweitesmal aus eventueller

Todesgefahr befreit.                                                                                                     

Nach kurzem Krankenlager meines Vaters, den die Mutter fürsorglich pflegte, brachte

mir meine Lebenskameradin die traurige Nachricht, daß der Vater am 22. Oktober

gestorben ist. Diese tiefe Anteilnahme war nicht um meines willen allein, sondern die

lag noch tiefer. Die Achtung die sie gegenseitig spürten war schön. Nie hörte ich nur

ein einziges Wort aus Vaters Munde um mich von ihr abzuhalten, sondern ermahnte

er mich viel mehr, die Treue zu halten und wir werden glücklich das Leben gestalten.

Tief ergriffen nahmen wir beide von Vater Abschied. Im Wechsel von Freud zum Leid

und mit diesem naturgewollten Ereignis ging das Jahr 1922 seinem Ende zu.

Der Meister hatte immer noch ein ganz eigenartiges Lohnzahlungssystem und zwar

halbjährlich. Am 1.Jänner 1923 war wieder ein Auszahlungstermin. Bei dieser

Abrechnung bekam ich noch eine Abschlagszahlung von 12.000 Kronen. Als ich das

Geld sah, strahlte ich vor Freude, die aber von kurzer Dauer war. Wie ich in den

nächsten Wochen nach St.Veit kam um meinen Bedarf restlos zu decken, war das

erste ein Hutgeschäft, wo ich suchte und probierte. Als mir endlich ein Hut paßte,

ließ ich ihn einpacken und fragte nach dem Preis. Es hieß 8.000 Kronen. Ich wollte

wissen, ob ich vielleicht falsch verstanden hätte oder es sich um einen Irrtum handle.

Die Verkäuferin meinte, keines von beiden treffe zu, wohl aber sei die Geldinflation daran

schuld. Derselbe Hut kostete vor 6 Monaten 400 Kronen, erwähnte die Verkäuferin

noch sehr höflich. Ich unterbrach das Gespräch, damit der Hut nicht noch teurer werde,

zahlte und machte mich auf den Weg. Aus dieser Erfahrung heraus, daß ich für einen

Hut 40 Tage lang arbeiten mußte, verlangte ich von nun an monatliche Lohnzahlung.

Mit Feber 1923 nahm meine Verlobte bei Baumeister Bulfon in Feldkirchen eine Stelle

an und übersiedelte dorthin. Von dieser Zeit an sah man sich Sonntag nur mehr sehr

selten in Lebmach. Ich lernte dafür Feldkirchen kennen.

All diese Ereignisse bekräftigten mich in meinem Entschluß mein Dienstverhältnis mit

1. April zu lösen. Ich pachtete die Werkstätte von Frau Hochrinner, deren Mann im

Vorjahr verstorben war, meldete mein Gewerbe an und schuf mir den Anfang einer

eigenen Existenz. Mit Arbeitsaufträgen wurde ich förmlich überschüttet, sodaß ich gleich

am Anfang zwei Gehilfen beschäftigen konnte, David Petautschnig und Gottlieb Petutschnig.

So viel versprechend sich meine kühne Unternehmung anließ, so große Schwierigkeiten

traten mir in den Weg. Der Haß und Neid der mir von seiten meines Lehrmeisters

entgegenschlug, stiegen ins unermeßliche. Er wartete nur auf den Augenblick, wo er

zum Dolchstoß ausholen konnte.

Eines Tages kam ich während der Arbeit auf ein Bier in die Gaststube von Frau

Hochrinner, die sich redseelig wie sie war zu mir setzte, erkundigte sich über meinen

Geschäftsverlauf und bei dieser Gelegenheit kamen wir auch auf Meister Gaggl zu

sprechen, mit dem sie – wie mir schon von früher her bekannt war – in dauernder

Feindschaft war. Da glaubte ich, mich einmal ausklagen zu können und erzählte der

Frau, wie mir Herr Gaggl im Jahre 1919 befahl, aus dem Materialmagazin der

Glanregulierung – auf jenem Platze, wo ich für uns im Jahre 1932 ein Wohnhaus

gebaut habe – verschiedene Materialien, wie Stahlstangen, Flach- und Fasoneisen,

Blechtafeln und auch Werkzeuge zu holen. Während meiner Erzählung dachte ich

an keinerlei Auswirkungen. Frau Hochrinner nahm in den nächsten Tagen den

Schimautz Thomas als Boten auf, erzählte ihm von meinen Erwähnungen und

schickte ihn damit zu Meister Gaggl. Nun brannte die Hölle. Binnen 14 Tagen erhielt

ich eine Vorladung zur Ehrenbeleidigungsklage des Julius Gaggl. Mir ist es nicht gelungen,

mit Zeugen zu beweisen, was 1919 geschehen war. Ich fühlte deutlich, wie OLGR Kügler

auf meiner Seite war. Er könne mir aber ohne Beweise nicht helfen. Nach Urteils-                

verkündigung stellte Gaggl den Antrag auf Ehrenerklärung in einer Tageszeitung auf

meine Kosten. Die Antwort des Richters lautete, dazu könne er mich nicht verurteilen,

es sei denn ich würde es privat machen, doch glaube er nicht, daß ich so dumm sein

werde. Ich habe zwar keine Niederlage erlitten, doch der Haß loderte weiter. Daß ich

nicht reinen Mund halten konnte, rächte sich bitter. Mit aller Kraft wollte ich mein eigenes

Unternehmen erhalten. Eines Abends nach Arbeitsschluß, die Gehilfen waren schon

weggegangen, nur ich wollte noch auf eine Kundschaft warten, die eine fertige Arbeit

abzuholen versprach. Knapp vor meinem Weggehen besuchte mich der neue Geselle

meines ehemaligen Lehrherrn namens Josef Smolie, da wurde ich vom Nachhausegehen

abgelenkt und wir gingen gemeinsam in Hochrinners Gastwirtschaft. Wir hatten uns

gegenseitig bekanntgemacht und unterhielten uns über berufliche Fragen. Nach kurzer

Zeit gesellte sich ein gewisser Janesch, der beim Wutte in Dienst stand, hinzu.

Um 10 Uhr herum kam die Wirtin Hochrinner, sie habe das Bedürfnis schlafen zu gehen.

Wir stellten uns zum Weggehen bereit, wurden von unserem Vorhaben jedoch von ihr

selbst abgebracht indem sie erklärte, wir könnten etwas Zeche und auch zum Rauchen

anschaffen, sollten ruhig sitzen bleiben, sie übergebe mir den Schlüssel zur Haustür, welche

ich nach unserem Weggehen absperren solle. Bei diesem Vorschlag ist es geblieben.

Um ca. 12 Uhr verließen wir drei das Lokal, sperrten ab und als wir ins Freie kamen,

mußten wir feststellen, daß es eine besonders finstere Nacht war. Bevor wir auf die

Straßenkreuzung kamen, von der ich jetzt die dritte Begebenheit schildere, sahen wir

zwei dunkle Gestalten, die sich trennten. Einer ging Richtung St.Veit, der andere gegen

Hörzendorf zu. Wir haben dieser Beobachtung keine besondere Bedeutung beigemessen,

glaubten, die seien genauso harmlos auf der Straße wie wir drei. Wir verabschiedeten

uns voneinander und jeder ging seiner Wege. Am nächsten Morgen, noch bevor

ich die Werkstätte betrat, stellte ich den Haustürschlüssel zurück. Ich wunderte mich

noch, daß die Wirtin schon auf den Beinen ist, denn sie war als Langschläferin bekannt.

Sie rief mir zu, eine schöne Geschichte, nie wieder wird sie den Schlüssel aus der Hand

geben. Nun wollte ich wissen, was los sei. Es wurde eingebrochen. Gestohlen wurden

ein Nähmaschinenkopf, Gramophon samt Platten, sämtliche Tischtücher. die Wanduhr

und sämtliche Rauchwaren. Als die Frau mit dem Aufzählen endete, war ich mit meinen

Nerven ebenfalls fertig. Ich mußte mich hinsetzen und von diesem Platze weg holte mich

die Gendarmerie. Anschließend gab es eine genaue Hausdurchsuchung. Um 4 Uhr

nachmittag landete ich mit Josef Smolie im Bezirksgerichtsgefängnis in St.Veit.

Nächsten Tag um ca. 9 Uhr wurde ich als erster dem Untersuchungsrichter  Dr.Kügler

vorgeführt. Nach meiner Aussage bemerkte der Richter daß er persönlich die Gendarmen

nicht verstehen könne, einen Menschen, dem man vorher den Haustorschlüssel anvertraut,

des Einbruches zu bezichtigen. Ich wäre ein besonderer Pechvogel. Beide wurden wir

sogleich enthaftet. Das Allerschlimmste erlebte ich aber, als ich wieder heim kam.

Alle, sogar meine Freunde gingen mir aus dem Wege. Ich stand der Verzweiflung nahe.

Es kamen die Pfingsten und am Sonntag fuhr ich zu meiner Kameradin nach Feldkirchen.

Sie war von meinem Fall schon unterrichtet, doch unterschütterlich stand sie zu mir und teilte

mit mir alles Leid. An diesem Tage fing ich wieder an, daran zu glauben, daß das Leben

doch noch einen Sinn beinhaltet.

Mein Weiterverbleiben in Lebmach war für eine zeitlang nicht tragbar. So habe ich mir

ein neues Arbeitsgebiet gewählt, das war Glanegg und Mautbrücken, wo ich bis Ende

dieses Jahres Arbeit hatte. In dieser Zeit kam ich einmal beim Zwatte vorbei, der mich

anhielt, weil sein Motor Gefriersprünge am Kühlermantel hatte. Er fragte, ob ich diese

Reparatur an Ort und Stelle machen könne, er habe zwar schon mit zwei Meistern

verhandelt, jedoch keiner gab ihm die volle Garantie. Ich habe ihm voll garantiert und die

Kosten mit 6.000 Kronen vereinbart. Mit der Arbeit haben wir, ich und der Vater von

den Zwillingen Franz und Otto an einem Sonntag um 5 Uhr früh begonnen und um 4 Uhr

nachmittag lief der Motor ohne Störung seinen Probelauf durch. Daraufhin stellte ich        

die Rechnung. Bei der Übergabe fing der feine Herr zu  brüllen an, nannte uns Ausbeuter

und dergleichen, legte uns 2.000 Kronen auf den Tisch und verschwand wütend.

Die Forderung von 4.000 Kronen ist immer noch offen. Ich habe dies hier angeführt

um Menschen zu charakterisieren. In den Herbstmonaten wanderte meine Kameradin

wieder nachhause. Ganz langsam gelang es mir, innerhalb meines Freundeskreises das alte

Vertrauen wiederzugewinnen und daher konnte uns der 7. Oktober in keiner Weise mehr

verunsichern, sondern mit großer Freude erwarteten wir um 12 Uhr nachts die Ankunft

unseres ersten gemeinsamen Kindes Helene.

(transcribiert und in der Satzstellung da und dort leicht verändert von W.Wohlfahrt im Juni 1999)

Daten aus der Zeit der Internierung:

17.Jänner 1946           Transport-Wolfsberg

7. Feber 1946             Weißenstein – Überstellung

19. August 1946         Ende des Kalenders!?

Von Schwester Grete zur Abschrift bekommen:

Sörg 25.2.1884  Z e u g n i s  – womit ich gefertigter Zimmermeister und Keuschenbesitzer zur 

            Sörg beim Höhbauer hiermit bestätige, daß Michael Wohlfart derzeit in St.Urban, als

            Zimmermann bei mir im Jahre 1875 beim Neubau zu St.Paul in St.Urban in seiner

            Zimmermannprofession bei mir in Arbeit gestanden und daß (der)selbe als

wohlerfahrener Geselle zu meiner vollsten Zufriedenheit seinem Berufe

nach vollkommen entsprochen hat und jedem Meister aufs beste anempfohlen werden

kann.   –   Michael Kanatschnig, Zimmermeister – Stempel u. Unterschrift Gem.Sörg

Steuerberg 27.2.1884  L e h r b r i e f     Womit ich endesgefertigter Georg Hinteregger,

Keuschenbesitzer und Zimmermeister zu Steuerberg hiermit bekenne, daß Michael

Wohlfart 1849 geboren, katholisch, ledig der Gemeinde Liemberg Bezirk St.Veit

heimatberechtigt durch zwei Jahre das ist von Jänner 1872 bis Ende des Jahre 1873

die Zimmermannsprofision erlernt und dasselbe sich während der Lehrzeit wie es einem

Lehrling geziemt zu meiner vollsten Zufriedenheit in aller Beziehung vollkommen

entsprechend wohlverhalten und in seinem Erlernen sich derart tüchtige Kenntnisse

erworben hat, so daß ich selben bei Neubauten die ich in St.Urban Ende der siebziger

Jahre übernommen als Vorarbeiter aufs Verläßlichste hab hinstellen können, daher ich

den Genannten mit Gewissenhaftigkeit als einen solchen wie ich geschildert jedem  Meister und Bauherrn aufs beste anempfehlen kann – Unterschrift u. Gem.Steuerberg Stampiglie.

S o h n   M i c h a e l :

Waggendorf 27. Mai 1921  Z e u g n i s  Ich Herr Karl Gratzer vlg Strassnig in Waggendorf bin gerne bereit, den Michael Wohlfahrt, Mechanikergehilfe bei Herrn N. Gaggl in Lebmach ein dementsprechendes Zeugnis auszustellen, da er mit Fleiß und mit vollstem Eifer mir die elektrische Installation sehr nett und fehlerfrei montierte.

            Die Arbeit wurde vom 14- Februar bis 30. April 1920 verfertigt; dasselbe steht bis heute ein volles Jahr in Betrieb und wurde nicht im mindesten reparaturbedürftig. Ich spreche daher nochmals meinen besten Dank aus und empfehle ihn jederman aufs beste.

            Unterfertigt von Karl Gratzer als Arbeitsgeber und als Bürgermeister

            Stampiglien Gemeinde Sörg und Julius Gaggl, Mühlen- und Maschinenbau, Lebmach

Lebmach 28.6.1922  L e h r b r i e f  womit bestätigt wird, daß Michael Wohlfahrt, geboren am 4. Sept. 1900 in Freundsam Gemeinde Sörg, Bezirkshauptmannschaft St.Veit Glan Religion katholisch, bei mir durch 3 Jahre und zwar vom 1.4.1917 bis 1.4.1920 das (Mühlen) und Maschinenbauhandwerk vorzüglich erlernt hat und sich während dieser Zeit alle Kenntnisse seinen Berufes erworben und sich treu, sittlich und fleißig betragen hat, weshalb er allen Gewerbsgenossen als Gehilfe bestens empfohlen wird.

            Außerdem wird bestätigt, daß M.W. vom 1.4.1920 bei mir als Vorarbeiter zur vollsten Zufriedenheit gearbeitet hat und ist im Bau von landwirtschaftlichen Maschinen,  Wasserkraftanlagen, Mühlen (Einschub: Reparaturen derselben) und bei elektrischen Installationen sehr tüchtig und daher jedem Gewerbsgenossen zu empfehlen.

            Datum Unterschrift Stampiglie Julius Gaggl.

Lebmach 2.4.1923  Z e u g n i s  womit bestätigt wird, daß Michael Wohlfahrt vom 1.4.1920 bis 1.4.1923 bei mir als Gehilfe tätig war. Derselbe ist in allen in das Fach einschlägigen Arbeiten praktisch und fleißig und kann daher jedem Geschäftskollegen empfohlen werden.       –  

Stampiglien, Unterschr. Julius Gaggl und Gemeinde Pulst, f.d.Bgm. (Hans) Gaggl Sekr.

Lebmach 1.6.1931  Z e u g n i s  Gefertigter bestätigt daß M.W. bei mir von1.4.1917 bis 1.4.1920 die Tischlerei für Maschinenbau erlernt hat, kann auch Möbel und Bautischler Arbeiten und hat sich während dieser Zeit alle Kenntnisse seinen Berufes erworben und hat sich treu, sittlich und fleißig betragen, weshalb er allen Gewerbsgenossen als Gehilfe zu empfehlen ist.

            Unterschrift Julius Gaggl, Stampiglien u. Unterschriften Gemeine Pulst bzw.

                                   Genossenschaft der vereinigten Gewerbe für den GB St.Veit,

                                   Vorsteher Franz Eckhard

Bodensdorf, 6.6.1931   B e s t ä t i g u n g  daß Herr Wohlfahrt Michael, geb.am 4.9.1900 in Sörg bei untenstehender Lokalbauführung als Tischler in der Zeit vom 18.9.1930 –

            13.12.1930 und vom 4.5.1931 bis auf weiteres beschäftigt ist und seine ihm zugewiesenen Arbeiten zur vollsten Zufriedenheit seines Arbeitgebers ausführt.

            Im Besonderen sei auch des ernsten Lebens in- und außerhalbl der Arbeit hingewiesen.

            Stampiglie Ö.Lokalbauführung für Wildbachverbauung in Bodensdorf am See

            Unterschrift, Der Lokalbauführer Ing. Ü b l a g g e r .

17 Vr 2141/34   Der gefertigte Untersuchungsrichter Landesgerichtsrat Dr. Schulz bestätigt hiermit, daß Michael Wohlfahrt, Tischler in Hörzendorf welcher während des letzten Putsches in Haft gesetzt wurde, heute über Weisung der Staatsanwaltschaft Klagenfurt gegen Gelöbnis entlassen wurde. (weil das Strafverfahren eingestellt wurde)

            Landesgericht Klagenfurt, Abt 10 am 18.8.1934 – Stempel und Unterschrift

            handschriftlich: 27.7.1934 !!

Weißenstein 1946  T e s t i m o n i a l   This is to testify that WOHLFAHRT MICHAEL

            born und the 4.9.1900 has been working in the roof repair party from 4.5.1946 to

            15.9.1946 to the full satisfaction of the British Camp leading. He was found to be

            diligent and carefull.

            271 Works Section R E  Reigh  eh.               Englischer Lagerkommandant:

                                                                                  203 Internment Camp

                                                                                  Weissenstein a.d.Drau

                                                                                  203 P.O.W. CAMP

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