Geschichte(n) um das Friesacher Tor

Januar 1, 2019 um 16:10 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Bevor ich mich den Häusern der anderen Platzseite zuwende, erscheint es angebracht, mit Bild und Wort die verworrene Situation unseres Schauplatzes einigermaßen zu erklären.  Der Tor-Turm (356) ist wohl in Verbindung mit der Stadtmauer aber eigentlich außerhalb derselben im  Stadtgraben stehend. Gleiches galt übrigens für die Häuser (217) und (222) aus denen später die Neubauten Jirouschek und Wank entstehen sollten. Nicht mehr im Stadtgraben, dafür auf festem Grund gab es die verwinkelte Häuseransammlung von (218) (219) und (221). Diese Häusergruppe diente einem besonderen Zweck, dem Schutz des Tores vor direkten Angriffen. Wer heute von Norden her in die Stadt will kann geraden Weges den Platz ansteuern. Er muss nicht mehr kurvenreich durch ein Schlupfloch wie in alten Zeiten (siehe Strichlierung!)

Der Friesacher Turm (demoliert 1869) erhob sich über einem  Brückengewölbe, darunter das Gerinne des Grabenwassers. Dieses Gewölbe zwischen Wank- und Jirouschek Haus hatte ein langes Leben. Es wurde erst in den Dreißigern des vergangenen Jahrhunderts beseitigt. Der für die neuen Verkehrsmittel unbequeme Buckel wurde geglättet und sogar  asphaltiert (siehe Foto!)

 

Auf diesem Buckel, innerhalb des Turmes ist also wohl auch der erste und gut geschützte Standort des Heiligen Johannes von Nepomuk anzusetzen. Nach Abriss kam der Heilige, ein Werk der St.Veiter Bildhauer Schule (?), an jenen Platz, wo heute noch die Grabenstraße auf die Friesacher Straße trifft. Mit zunehmendem Verkehr wurde die frei stehende Statue auch dort bald hinderlich und als Baumeister Wank zu Begradigung seines Grundstückes vom Gemeindegrund etwas brauchte, besann sich der damalige Bürgermeister des schutzlosen Heiligen.  Es wurde vertraglich vereinbart, Wank können etwas Grund haben, müsse aber dafür auf seine Kosten für adäquate Unterbringung des  Nepomuk sorgen. Das Ergebnis davon ist die heutige Nische im Verbund der Gartenmauer.

Die Geschichte geht aber weiter und nimmt sogar komödiantische Züge an: Auszugehen ist davon, dass der neue Fuchs-Palast von Anfang an existenzielle Sorgen hatte. Ein vifer Hotelmanager war nach Ausmutung tatsächlich der Meinung, auf dem Hause liege ein Fluch. Das Geschäft würde dort erst florieren, wenn der Fluch gelöst wäre! Dem guten Manne sollte geholfen werden, aber wie? Mit  der puren Wahrheit: Das Hickhl´ische Gasthaus, so hieß es beim „Stern“ einmal, hatte einen höchst erfolgreichen Wirt namens Mathias Hickhl, mit Bürgerrecht seit 1675. Dieser stammte aus Böhmen und hatte nicht nur einen Haufen Geld, sondern auch die schöne, sehr fromme Tochter Maria. Die Familie verehrte ihren böhmischen Landesheiligen ganz innig und stiftete dessen Abbild. Er sollte das Wirtshaus und alle Böhmen der Stadt weiter gut behüten. Die Jahre zogen ins Land, die Tochter verheiratete sich mit dem Adeligen von Greifenstein (vormals bürgerlicher Krassnig), wohl nicht aus Geldmangel? Geheiratet und weg gezogen oder von neuen Besitzern abgelöst, kurzum die Hickhl und ihre fromme Tat gerieten total in Vergessenheit. Der standhafte Nepomuk entbehrte nun jeglicher Obsorge und Pflege. Weder Pfarramt noch Gemeinde erklärten sich für zuständig und so geriet das traurige Objekt, als Gegenstand  des gesuchten Fluches, in immer ärgere Bedrängnis.

Den Hoteldirektor scheint die Geschichte überzeugt zu haben. Er bedankte sich jedenfalls für die Aufklärung beim Listigen, der bei sich dachte „da muss jemand über Mittel verfügen, vielleicht hast Du damit der Stadt ein gutes Werk getan?“ Es dauerte nicht lange, da musste sich der hiesige Gendarmerie-Posten mit einer Diebstahl Anzeige befassen. „Der Heilige Johannes von Nepomuk – obwohl mit Schloss und Riegel verwahrt – war nicht mehr da!!“ Noch schneller  war die Sache aufgeklärt! Die Holzplastik hat der Herr Bürgermeister (nicht der Hoteldirektor!) einem Restaurator im Gailtal zuführen lassen…………

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