Zum Haus am Unteren Platz 16

Dezember 25, 2012 um 17:53 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , ,

Die Geschichte eines Stadthauses ist immer wieder eng verknüpft mit Familien und Familienschicksalen. Gräbt man zeitlich oft nur ein wenig in die Tiefe, offenbaren sich wundersame Dinge, menschliche, nicht selten gar zu menschliche. Man kann dabei aber auch zu unerwarteten, zu neuen Erkenntnissen in Bezug auf die allgemeine Stadtgeschichte gelangen. Dazu mehr im Verlauf dieser Abhandlung.

Einleitend zur örtlichen Bestimmung nur so viel, dass es sich bei obiger Adresse um jenes Haus handelt, in welchem noch bis vor kurzem die BAWAG PSK Filiale untergebracht war. Die beiden Nachbarn sind Reformhaus Leikam links und ganz neu Hartlauer rechts. Die Besitzaufzeichnungen reichen bis in das Jahr 1780. Da hat nämlich ein gewisser Johann Pippenbacher, aus Straßburg in Kärnten gebürtig, Fleichhauermeister und seit 1774 St. Veiter Bürger, sein Haus in der Klagenfurter Vorstadt dem Berufskollegen Haterer abgegeben um sich am Unteren Platz anzukaufen. Die Fleischerei selbst befand sich nicht im gekauften Haus, sondern in der „Schulhausgasse“ bei den sogenannten „Fleischbänken“ an der Nordgrenze des Friedhofes, der damals noch um die Stadtpfarrkirche herum bestand. Ein zum Haus gehöriger Acker lag in der Friesacher Vorstadt im Ried „Siechenhaus“ zwischen Mailänder, Wahrheit und dem Fahrweg nach Weyer.

Nach Pippenbachs Ableben ging aller Besitz mangels männlicher Erben auf die Witwe Anna über. Es dauerte nicht lange, da kam es zum neuerlichen Besitzwechsel, von Anna auf Tochter Katharina, verehelichte Debellak. Gemeinsam mit ihrem Gatten Thomas richtet sie bereits 1830 eine Eingabe an den Magistrat, ihre eigene Mutter betreffend. Was sich im Landesarchiv unter Stadt St. Veit Faszikel 50 an wörtlicher Aussage findet ist einerseits recht bezeichnend für beim Erben immer wieder vorkommende Eifersüchteleien, andererseits aber ein echter Neufund, der geeignet ist, der „Chronik des St. Veiter Bürger-Goldhauben Frauen-Vereines“ (erschienen 2002 auf Anregung von Frau Christa Ebner) eine frühe, bislang nicht bekannte Haubenträgerin hinzu zu fügen. Der verkürzte Originaltext lautet, „der hohe Magistrat möge das täglich gefährlicher werdende Betragen unserer Mutter, welches auf einen ziemlichen Grad von Tollheit schließen lässt, untersagen. Anna Pippenbach habe allerlei Wertgegenstände zum Schwiegersohn Traunsteiner verschleppt, u. a. und jetzt kommt es,  1 Goldspitz(en)haube, 1 Schwarzsamtenen Kittel mit Goldspitz(en) und 1 grünen zizenen Kittel.  Der weitere Verlauf der Familienfehde ist zwar nicht bekannt, dass es sich aber bei der Fleischhauermeistersgattin Anna Pippenbach, Lebenszeit ca. 1755-1830, um eine St. Veiter Goldhauben-Frau gehandelt hat, darf hier ohne jeden Zweifel nachgetragen werden.

Thomas Debelack erscheint 1831 beim Taufeintrag seines Kindes als bürgerlicher Fleischer aus Krain gebürtig in der Matrikel auf, obwohl er de facto erst 1844 Bürgerrecht erhielt. Seit 1833 ist er auch als Besitzer angeschrieben.

Walter Wohlfahrt in Friedrich Knapp Stadt Blatt´l   März 2012

 

 

                              

                               

Werbung

Das Prinzhofer-Haus von 1808

Dezember 25, 2012 um 17:37 | Veröffentlicht in St.Veit | 1 Kommentar
Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , , ,

Karl Prinzhofer, Direktor der Obersteiner`schen Gewerkschaft in Wimitz/Pfannhof (Hirt) und Vater des bekannten Portrait-Malers August Prinzhofer, kaufte 1807 von Bartlmä Weinheber ein stattliches Grundstück in der Klagenfurter Vorstadt. Er begann sogleich mit dem Bau eines vornehmen Wohnsitzes, bestehend aus einem spätklassizistischen Stöckl, Stallungen und Remise. Bald danach kam es auch zur Anlage gepflegter Park- und Gartenanlagen. In einem Nachruf für Karl P. der Klagenfurter Zeitung vom 16.11.1861, Seite 1058 werden sogar Hopfengärten und Spargelpflanzungen erwähnt. Dort ist auch zu erfahren, dass Prinzhofer weitum in  Kärnten als exzellenter Meisterschütze galt. Seine Bürgeraufnahme erfolgte im Jahr 1814. Das Haus wurde zwar 1945 durch Bombenabwürfe schwerstens in Mitleidenschaft gezogen, von seinen damaligen Besitzern jedoch vorbildlich wiederhergestellt.

Trotzdem, das ursprüngliche Ensemble eines herrschaftlichen Hauses mit eigenem Pferdestall und Wagen-Remise, mit Parks und Gärten ist heute nur noch in Ansätzen erkennbar. So etwa in den wunderbaren Gewölben des ehemaligen Stallgebäudes (heute Cafe Rumpelstilzchen). Die einst in sich geschlossene Realität wurde durch Abverkäufe, Teilungen und Neubauten im Laufe der Zeiten stark beeinträchtigt. Manche Bauten sind in ihrer ursprünglichen Bedeutung kaum noch erkennbar. So wohnen heute auf diesem Areal die Familien Rudolfo und Koller, aber auch neue Betriebsstätten gibt es hier von Dr. Huber und von Familie Kahr.

Sohn August (St.Veit 1816 – Steinerhof 1861) verkaufte an Moriz Seyerl, ebenfalls ein Werksbeamter – und Bürgermeister der Stadt St. Veit von 1864-1869. Kurz scheint ein Gustav Rupprecht auf, ehe mit diesem 1873 Karl Knaus einen Kaufvertrag schließt. Diese Kaufabrede zeigt zweierlei. Weder Rupprecht, noch Knaus hatten das nötige bare Geld. Den Kaufgegenstand bildeten das Haus Nr. 221 alt, Nr. 8 neu, die Anteile an der Bürgergült, ein Hopfengarten und eine gesonderte Wiesenparzelle von über zwei Joch. Der vereinbarte Kaufpreis von 10.000 Gulden wird in der Weise geregelt, dass Knaus die intabulierten Schulden von 7.000 Gulden in sein Zahlungsversprechen übernimmt und dazu drei Jahresraten von je 1.000 Gulden ab 1.2.1874 (!) zu leisten verspricht.

Das Wohnhaus hatte Rupprecht bis Georgi, Stall und Remise 14 Tage später zu räumen. Karl Knaus kaufte also mit null Eigenmittel. Das konnte nicht gut gehen und erklärt wohl auch warum Mutter Magdalena nach Siechtum und Tod ihres Gatten, das Hauptgeschäft keinem der älteren Söhne, sondern ausgerechnet ihrem Jüngsten, Fritz Knaus übergeben wollte. Dieser erst bot ihr Gewähr genug, einen soliden Nachfolger zu haben. Dieser war es schließlich auch, der den in Konkurs verfallenen Bruder auslöste, indem er 1882 kraft exekutiver Ersteigerung das Prinzhofer Haus an sich brachte und es für eine sehr lange Zeit zum Mittelpunkt seiner berühmten Familie machte. In diese Zeit fällt auch die Abtrennung von Stall und Remise durch Verkauf derselben an Andreas Komatz. Bevor dort ein Kaufmannsladen entstehen konnte, wollte der Verkäufer sicher gehen, dass neben ihm kein übel riechendes Gewerbe betrieben werde und nahm den Passus in den Vertrag auf, der dies absolut ausschloss. Komatz war nämlich Hadern- und Knochensammler auf der anderen Straßenseite.

Am 8. August 1908 wurde im Prinzhofer Haus – zunächst nur für acht Tage geplant, später aber mit open end –  die Prinzhofer-Ausstellung eröffnet. Der Katalog dazu nennt 378 Objekte, davon rund 215 aus Sammlung des Hausherrn, rund 30 aus der Sammlung Joanneum in Graz, der Rest von privaten Leihgebern. Nicht alle Leihgeber haben die Rückgabe gefordert, als man sich entschloss, auf Grund des großen Erfolges eine Dauer-Ausstellung daraus zu machen und damit den Verschönerungsverein St. Veit zu unterstützen.

1937 folgten auf Fritz Knaus dessen Tochter Dorothea und Schwiegersohn August Schweditsch je zur Hälfte, ab 1937 (nach Scheidung?) Dorothea im Alleinbesitz. 1961 kam es zu weiterer Abtrennung für einen Neubau des Emil Prohaska während das Stammhaus in die Hand des DI Zingerle, Vorgänger von Ing. Rudolfo gelangte. Ein Luftbild von Jakob Wohlfahrt (liebenswürdigerweise von Frau Paula Zechner zur Verfügung gestellt) zeigt die heutige, einigermaßen beengte Situation, ziemlich genau.

Abb. nur in Friedrich Knapp Stadt Blatt´l      Walter Wohlfahrt   Sept. 2012

 

 

 

Die andere Geschichte

Dezember 24, 2012 um 19:05 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Zuletzt wurde, um den gebotenen Platz nicht zu überschreiten, eine „andere Geschichte“ versprochen. Hier ist sie.

Sie führt zurück in den jüngst behandelten Weberitsch Garten und zu dessen Gartenhäusel. Es diente ursprünglich zur Unterbringung der Arbeitsgeräte, vielleicht auch zeitweilig der Lagerung von Erntegut, vor allem aber der Muse und Beschaulichkeit eines Gärtners. Es war in der ursprünglichen Konzeption ebenso wenig ein Wohnobjekt wie ein augengleiches Garten- oder Lusthäusel weiter nördlich, ungefähr wo heute Mac Donald steht. Beide Objekte fielen dem Straßenausbau zum Opfer. Jenes im Weberitsch Garten kam vor dem Abriss noch zu Hausnummer-Ehren, weil es nach Verkauf zu einer Kleinwohnung umfunktioniert worden ist.

Gerade in dieses Häusel, Oktober Platz 3, spielt 1945 ein überaus tragisches Schicksal herein. Wer weiß noch vom unseligen Abkommen zweier herrschsüchtiger und kriegslüsterner Herrschaften. Gerechterweise sei gesagt, sie waren nicht die Einzigen und nicht die Allerersten in Europa, die Krieg als legales Mittel der Politik betrachteten. Doch immerhin, so rücksichtslos gegen eigene Leute und noch schlimmer gegen sogenannte „Artfremde“ hat sich selten jemand aufgeführt. Man teilte die Europa unter sich auf nach dem Motto: „Du nimmst den Balkan, Griechenland, die Cyrenaika usw. und ich den Rest“. In diesem Bemühen der  Kriegsvorbereitung wurden nicht nur die  Südtiroler endgültig verschachert und die Gottscheer ins Unglück geführt, auch unsere Kanaltaler sind zum Spielball geworden. Und gerade von einem Kanaltaler soll hier die Rede sein.

Andreas Keil, geboren am 2.2.1878 in Wolfsbach, heute Valbruna bei Tarvis und gestorben am 3.2.1961 in St. Veit war wohlbestallter Hotelbesitzer. Sein Hotel Seisera war bekannt für eine vorzügliche Küche, hatte 33 Zimmer und warb noch in der Zwischenkriegszeit um österreichische wie italienische Gäste unter Hinweis auf seine wunderbare Bergwelt, Touren- und Ausflugsmöglichkeiten. Mit dem Hitler-Mussolini-Abkommen von 1939 nahm das Unglück seinen Lauf. Besitzer durften sich ablösen lassen und „im Reich“ ansiedeln. Wer Bauer war, blieb es – wer Hotelier war, blieb es auch. Nur unter „Reich“ verstand man bald  auch neu besetztes Gebiet, doch dieses war 1945 plötzlich nicht mehr zu halten.

Keil, hat sich nach Umsiedlung mit Frau und Tochter in Köttalach (heute Kotlje) nahe Prävali niedergelassen und das dortige Hotel Römerquelle gekauft. Die näheren Umstände des Erwerbes sind noch unbekannt. Es ist aber anzunehmen, dass Keil mit der Ablöse von Valbruna durchaus in der Lage war, einen Kauf geordnet zu finanzieren. Ob ein etwaiger Vorbesitzer freiwillig oder unfreiwillig verkauft hat? Leicht möglich, dass dieser Vorbesitzer selbst keinen all zu sicheren Erwerbstitel hatte, weil das Hotel mit Heilquelle und Bädern aus der altösterreichischen Zeit stammt und auch 1918 einen Besitzwechsel brachte. Man müsste dazu erst einmal die örtlichen Grundbücher befragen.

Fazit ist, Familie Keil wurde beim Zusammenbruch verhaftet und in das weit entfernte Todeslage Sternthal verbracht. Nebenbei bemerkt, doch wieder ein Glück, denn das berüchtigte Liescha wäre näher gelegen! Dort gab es nämlich kein Entrinnen mehr. Es muss ein Wunder gegeben haben, dass die Keils noch 1945 von Sternthal nach St.Veit/Glan gelangen konnten. Tochter Katharina hat damals als junge Frau zwar ganz Schreckliches mitgemacht und ist seither ein Pflegefall des Landes Kärnten.

Übrigens, ein Besuch  in Kotlje 2012 hat gezeigt, der Hotelbau ist zwar geschlossen, steht aber noch. Der gepflegte Park und die Quelle sind öffentlich zugänglich. Ein Wirt  wusste zu berichten, reiche Russen würden sich für das Anwesen interessieren und sie möchten einen Wellness-Betrieb daraus machen.

Die Vergabe des Friedens-Nobel-Preises an die Europäische Union wurde nicht wenig kritisiert. Jungen Leuten und allen unseren „Jungpolitikern“ möchte man frei nach Bruno Kreisky zurufen „Lernen Sie Geschichte!“ Wer dieses Friedenswerk nicht erkennt und es geringschätzt, dem ist nicht zu helfen. Die allgemeine Mießmacherei gegen die europäische Einigung ist unverständlich. Gut, es gibt Anlass zu Kritik. Vieles muss erst noch gelingen. Dass es da und dort menschelt ist auch klar, wo nicht? Rom und sein Weltreich – so sagt man – ist nicht an einem Tage gebaut worden. Es ist auch wieder zerfallen, weil es auf Kriege, Eroberungen und auf Unterwerfung aufgebaut war. Haben wir doch ein wenig mehr Gelassenheit, etwas stärkere Zuversicht. Wie hoffnungsvoll liest sich die Kleine Zeitung vom 11.12.12 Seite 23 „Kooperation italienischer und Kärntner Randregionen“. Das gibt Ausblick.

In diesem Sinne seien wir doch froh! Und Fröhliche Weihnachten. Viele glückliche Neue Jahre, ja Neue Jahrzehnte wünscht Ihnen als überzeugter Europäer     Walter  Wohlfahrt in Stadt Blattl Dez. 2012

 

Rund ums Weberitsch Haus

Dezember 24, 2012 um 18:57 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Ein Blick auf das alte Mappen-Blatt zeigt, dass sich um das Haus Weberitsch am heutigen Oktober-Platz im Laufe der Jahrzehnte so manches verändert hat. Unser besonderes Interesse gilt der östlich anschließenden Gartenparzelle 591. Ein schmaler Fahrweg dazwischen galt nur für den Eigenbedarf. Er endete bald und hatte noch keinen Anschluss zur Jahrmarkt-Wiese. Dazu benützte man in Marktzeiten mehr schlecht als recht einen schmalen Durchgang zwischen Haus und Klostermauer. Bis zur sogenannten „Pelzhütte“ reichte die Zufahrt wohl. Von dieser Hütte war die Rede wenn es darum ging, die Materialien für die Buden und Krämerstände während des Jahres sicher zu verstauen. Man muss annehmen, dass es anfänglich eine einfache, eine gepölzte Bretterhütte war und erst später – wie der Plan zeigt – ein Massivbau daraus wurde. Man hat also Pölzung mit Pelzen verwechselt, wenn man später irrig mutmaßte, es seien dort Pelze gelagert worden!

Schauen wir nun wieder auf unsere Gartenparzelle und stellen wir fest, keine Marktstraße, keine Personalhäuser der Eisenbahner, auch kein Haus Dr. Kimeswenger,  kein Haus Kropf-Mikula hat es schon gegeben. 1912 kam es daraus zur größten Abtrennung indem man 431 m2 in die neue Wegparzelle 1125 einbezog. Es war die Zeit von Bürgermeister Dr. Spöck. Er verschaffte den Eisenbahnern den Baugrund für die ersten Personalhäuser. Dass er es mit dem Stadtpfarrer gut verstand, der ja schließlich dem Verkauf zuzustimmen hatte, wurde ihm von sogenannten Parteifreunden zum Vorwurf gemacht. Nach dem Geschmack der Antiklerikalen war er der Kirche gegenüber viel zu verbindlich eingestellt. Und nun ging es erst noch darum, den neuen großen Wohnhäusern eine adäquate Straßeneinbindung zu bauen. Obwohl Sebastian Weberitsch sein Leben lang nur Zukäufe tätigte, war er diesmal bereit, den nötigen Grund gegen Entschädigung abzutreten. Nach dem Tode Sebastians im Jahre 1915 folgte ihm Sohn Max zwar im Besitz aber nicht als Bäcker. Max zog es viel mehr zu allerlei exotischen Viechern. Hatte Sebastian nur immer zugekauft, ging es jetzt in die Gegenrichtung. Was irgendwie entbehrlich war an entfernter liegenden Äckern und Wiesen wurde nach und nach abgestoßen und zu Geld gemacht. Scheinbar hat die Tierschau,  sommers in Wien und winters in St. Veit, weit weniger getragen als gekostet.

Jetzt wird auch die Gartenfläche 591 wieder deutlich reduziert. Das 1902 erstmals erscheinende – im Plan daher noch gar nicht zu sehende – Garten-Stöckl mit Baufläche Nr.402 wird zusammen mit 78 m2 Grund gemäß Kaufvertrag vom 12.3.1926 an Christine Greiner abgegeben. Als Bauherr käme dafür also auch noch Sebastian W. in Frage. Das Stöckl hat nach Abtrennung eine eigene Grundbuchseinlage Nr. 681 und wird 1941 an Mathilde Ressmann übergeben bzw. 1944 von einer Lea Ressmann geerbt. Weitere Eigentümer gibt es nicht mehr, weil das Stöckl spätestens 1962 nicht mehr existiert und die Baufläche in diesem Jahr amtlich gelöscht wurde. Die Straßenverbreiterung hat an dieser Stelle ihren Tribut verlangt. Um diese Zeit erfolgten noch weitere Grund-Abgaben durch Enteignung in das öffentliche Gut und durch Verkäufe. Heute gehört dort nichts mehr zum Hause Weberitsch.

Im Stöckl wohnte übrigens von 1945 bis 1958 die viel geprüfte Hoteliers-Familie Andreas und Maria Keil, geborene Woschank. Doch das ist eine andere Geschichte.

Walter Wohlfahrt   Dez. 2012

 

Altes Kegel-Spiel in Kärnten und seine Ausdrücke

Dezember 24, 2012 um 18:49 | Veröffentlicht in St.Veit | 1 Kommentar
Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Beim Kegelspiel verhält es sich ähnlich wie bei Fußball oder Eishockey. Das bloße Zuschauen ist schon unterhaltsam genug. Die Feinheiten offenbaren sich aber doch nur dem, der die Spielregeln kennt. Diese Regeln und einige, mitunter sehr alte, nur den wahren Könnern und Kennern vertraute Ausdrücke, die teils mittlerweile sogar in die Alltagssprache übergegangen sind, sollten vor dem Vergessen bewahrt werden.

Kegeln ist ein uralter und weit verbreitet gewesener Volksbrauch. Mit dem Sterben der Landgasthäuser ist leider auch auf diesem Gebiet ein Niedergang zu verzeichnen. Die inzwischen fast schon wieder aus der Mode gekommenen „Vollautomtischen“ haben eigene Regeln und gehören nicht hier her. Wir reden von den alten Bahnen und von den alten Scheibern, mit niedrigsten bis zu höchsten Weihegraden. Der einfachste darunter war der

Sonntags-Scheiber. Sein Charakteristikum bestand darin, daß er die karge Freizeit in netter und geselliger Runde zuzubringen trachtete. Der Sonntags-Scheiber war mäßig talentiert, spielte mit kleinstem Einsatz und aus purem Vergnügen. Die Konkurrenten waren in etwa seinesgleichen und fast nur aus dem örtlichen Bekanntenkreis. Das Bestreben des Wirtes war dahin gerichtet, die zechende Gesellschaft zu halten. Die Ansprüche auf die Qualität der jeweiligen Kegelbude waren gering. Oft genügte eine einfache Erd- Sand- oder Rasenbahn. Im Mittelpunkt des Geschehens stand eindeutig die Unterhaltung. Die nächste Steigerung stellte der Kirchtags-Scheiber dar. Dieser mußte schon damit rechnen, daß zum Kirchtag auch Gäste und Scheiber aus den Nachbarorten erschienen. Wer von diesen zur Kugel griff, verstand schon etwas mehr „vom Geschäft“. Er hatte sich bereits mit anderen gemessen und scheute kaum ein größeres Risiko, auch war er es gewohnt, das „Seitenspiel“ zu pflegen, das heiißt gegen mehrere Partner gleichzeitig zu „setzen“. Für solche Könner war eine lehmgestampfte Bahn normal, auf der man seine besonderen Fähigkeiten ausspielen konnte. Spielten die Sonntags-Scheiber um Groschen und Kreuzer, galten bei diesen nur noch Schilling und Doppler. Das Vergnügen trat zurück. Spannung, Gefahr und Chancen wurden angestrebt. Oft prahlte man mit gefüllter Brieftasche und betrieb damit „Psychologische Kriegsführung“. Einem armen Habenichts flatterten dann alsbald die Nerven, auch wenn er ansonsten im kleinen Kreise eine sichere Hand sein Eigen wußte. Die Krönung ist jedoch der                      Markt-Scheiber. Er gehörte zum unbedingten Adel unter den Keglern. Man konnte sich darauf verlassen, daß nur die Allerbesten aus den verschiedenen Talschaften am Wiesenmarkt in die „Fußung“ traten, denn da gab es weder Vergnügen noch Erbarmen. Geldscheine bedeckten den Boden. Es gab regelrechte Spezialisten für Sand- oder Lehmbahn. Diese wenigen Erlauchten kannten einander gut, suchten sich oder gingen sich bewußt aus dem Weg, je nachdem, ob sie oder ihr Gegenüber sich in guter Form fühlten oder nicht. Beim teuren und gewagten Spiel, egal ob mit Karten oder Kugel, waren gute Nerven, Einfühlungsvermögen, heller Geist und sicherer Blick das um und auf.

Nach dieser Einleitung jetzt zu den wichtigsten Spiel-Regeln. Grundsätzlich kennt man zwei Spielarten, die eine ist auf gut kärntnerisch das Schantzln (Das Wort kommt wohl aus dem Französischen, die Chance, was ein Hinweis dafür sein kann, daß auch einmal noblere Leute diesem Spiele frönten) auch Putz-Weck genannt. Die andere nennt man die Kafrische. Während beim Schantzln jeder Spieler zu Beginn setzt, also den Einsatz hinlegt, nur einen Schub hat und am Ende des Durchganges der beste die Schantz abzieht, gibt es bei der Kafrischen die Möglichkeit so lange nachzusetzen (nachzukaufen) bis man meint, mit seinem guten Schub „stehen bleiben“ zu können und keinen weiteren Nachkauf zuzulassen. Das kann gut gehen oder auch nicht. Wird der Scheiber, der stehen blieb nicht übertroffen, dann zieht er alles angesammelte Geld ab, sonst eben ein anderer.

Der Ausdruck Kafrisch kann aber auch bedeuten, daß bei der einen oder der anderen Spielart mindestens zwei Teilnehmer die gleich hohe Wertung erreicht haben und die schlechteren Kegler nachkaufen müssen. Das kann sich sogar mehrmals wiederholen und zu ganz erklecklichen Schantzen führen, bis es einem allein gelingt, diese fette Kafrische zu knacken.

Ein Spiel beginnen oder neu beginnen heißt anstechen. Auch wenn man sich eine zeitlang auf eines der obigen Spiele geeinigt gehabt hatte, steht dem jeweiligen Anstecher das Recht zu, die Spielart zu wechseln oder den Einsatz zu verändern. Die Mitbewerber haben dann nur zwei Möglichkeiten, entweder akzeptieren oder aufhören. Sollten alle anderen oder die Mehrheit aufhören, dann wird man weitersehen oder ganz aufhören müssen. Vorgesagtes gilt auch bei der grundsätzlichen Entscheidung, spielt man Wöller nachner oder Wöller mehr? Das heißt zu deutsch, wer kommt näher dem Eck oder wer trifft einfach mehr Kegel, egal welche. Während das Wer-näher-Spiel fast nur mit Einzelspielern läuft, ist beim

Wer-mehr-Spiel auch das Partie-Scheiben, also der Kampf einer Gruppe gegen eine andere möglich. Dabei geht es dann seltener um Geld, eher um ein Getränk und/oder Gulasch.

Das Partie-Scheiben setzt jedoch eine etwas gehobenere Ausstattung voraus, wie sie eigentlich nur städtische Bahnen aufwiesen, wie etwa die schönste, längste, gepflegteste und berühmteste Kegelbahn, die vom Grabenwirt in St.Veit. Sie stand dort, wo heute die Autos im Stadtgraben geparkt werden und  jenseits der Straße – heute Gendarmerie-Posten – sich das Grabenwirt Gasthaus befand. Die Kellnerin mußte zig mal am Tage mit den Bierkrügen die Straße übersetzen. Beim heutigen Verkehr bräuchte sie dazu den Mut eines Kamikaze-Fliegers, oder doch nicht, denn es gibt ja einen Zebrastreifen dort. Ja beim Grabenwirt verkehrten und kegelten mit Vorliebe die Eisenbahner. Ob aktiv oder im frühen Ruhestand, das Bedürfnis nach Bier und Zerstreuung war groß. Der reiche Vorarberger als Wirt, so sagt man, war keineswegs zu stolz, selbst dem geringsten seiner Gäste, das Rindsgulasch – Preis

e i n   Schilling – höchst persönlich zu servieren.

Die landläufige Ausstattung einer Kegelbahn war denkbar einfach: eine Sitzbank für die Spieler, der berühmte Laden, also das Holzbrett in der Bahnmitte, links und rechts der Bahn die sogenannte Planken als hölzerne Seitenbegrenzung. Diese durften von der Kugel nicht berührt werden. Ein mehr oder weniger durchlässiger, mehr oder weniger gepolsterter Kugelfang und ein mehr oder weniger gesicherter Platz für den Aufsetzer. Wenn es hoch kam, dann gab es da noch eine schiefe Ebene in Form einer Rinne, die den Kugelrücklauf automatisierte. Das Wichtigste aber waren doch Kegel und Kugeln. Es gab gewöhnliche Holzkugeln, große, mittlere und kleine, denn die Scheiber hatten höchst verschieden große Pratzen. Kennzeichen eines gewissen Luxus war allemal das Vorhandensein einer sogenannten Sanktus-Kugel. Diese war sehr wertvoll und nur über ausdrückliches Verlangen und schon gar nicht von jedermann zu haben. Lignum sanctum (Heiliges Holz) gewinnt man vom Pock-Holz-Baum, auch Franzosen-Holz-Baum genannt. Dieses soll schon 1508 von den Spaniern aus Santo Domingo nach Europa gebracht worden sein. Jedenfalls handelt es sich dabei um ein splintarmes, hartes und sehr schweres Holz, daß u.a. einst sogar für Achsenlager und Radbüchsen Verwendung fand. Zwei Werkzeuge gehören noch genannt, die hölzerne Kruken für das Ebnen der Sandbahn und die große Klatschn, welche man zur Glättung einer Lehmbahn benötigte. Sandbahnen waren flach, Lehmbahnen hingegen gespannt, das heißt, gegen die Bahnmitte zu leicht gewölbt.

Das Kegelkreuz oder das Kramanz besteht bekanntlich aus neun Kegel gleichmäßig in ein Quadrat gestellt, wobei die Ecke des Quadrates zum Kegler gekehrt ist. So erscheinen aus der Sicht des Keglers in der Mitte des Kegelkreuzes  d r e i   links und rechts davon je  z w e i   und ganz außen je   e i n   Kegel, gibt zusammen neun. Beim „wer näher“ hat jeder Kegel seine besondere Wertigkeit. Der höchste ist der Eck, dernächste der König und schließlich der Bismark, alle hinter einander in der Mittelreihe. Der Wert des Eck ist zu steigern durch jeden dazufallenden Kegel, man sagt dann „Eck zwei“, „Eck drei“ usw. Die Wertigkeit nach unten fortsetzend folgt jetzt die hintere Dam(e) von innen, dann die vordere Dam(e) aus den beiden Zweier-Reihen links und rechts der Mitte. Gelingt jemandem der Durchschub zwischen Mittelreihe und einer Damenreihe, so ist der Schub zwar weniger wert als jeder Mittelkegel aber mehr wert als jede Dame. Das nennt man dann ein Loch. Die zwei äußersten Einzel-Kegel nennt man die Bauern. Diese sind bei „wer näher“ uninteressant und werden gar nicht aufgestellt. Worauf die Kegel zu stehen kommen, ist in der Regel ein in den Boden eingelegter Holzrahmen. Es gab früher aber auch schöne, behaute Steinplatten und billigere Betonplatten. Wer weder Loch noch Kegel traf, der hat Plattn-g´fallt. Dieser Ausdruck, abseits der Kegelstatt gebraucht wollte sagen, man ist mit seiner Meinung total daneben, also „Thema verfehlt“.

Alle bisher beschriebenen Spiele kann man wiederum auf zwei Arten betreiben, je nachdem wo die Kugel zu allererst den Boden berühren muß/darf. Man spricht vom Laden-Scheiben, wenn die Kugel unbedingt auf dem in der Bahnmitte eingelegten Laden (Brett) ihren Lauf zu beginnen hat. Gelingt dies nicht und fällt die Kugel außerhalb des Brettes, zählt der Schub nicht und der Einsatz ist verloren, ganz egal was sie trifft. Man spricht dann verächtlich von einem Wach-Schub oder vom Wach-Scheiber (wach = weich). Dieser Ausdruck ist längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen und bezeichnet einen schwachen, unzuverlässigen Charakter. Beim Ladenscheiben kommt es darauf an, mit einem scharfen, geraden Schub nicht von der Mitte abzuweichen und so die besten Ergebnisse zu erzielen.

Die gegensätzliche Spielart ist das Wach-Scheiben von Haus aus. Hier steht der Kegler rechts der Mitte, ein Linkshänder natürlich links der Mitte und legt die Kugel regulär ins Weiche. Der Spieler trachtet hier, der Kugel so einen Drall zu geben, daß sie von der Seite kommend letztendlich möglichst die Mittelkegel erreicht. Der Eck-Kegel ist in jedem Fall der wichtigste, weil von dort aus die beste Schlagkraft wirksam wird. Es kommt dabei entweder zum Durchstich d.h. es fallen alle Mittelkegel oder zu einem Zweier- , Dreier- (=Kreuzschläger) oder Mehrfachschläger. Der Weich-Schub kann auf zweierlei Weise ausgeführt werden. Erstens, hoch-breit-und gestürzt, will sagen, die Kugel wird weit geworfen, ziemlich breit gelegt und mit großem Drall versehen, um auf die Mitte zuzulaufen. Zweitens, als sogenannter Schleifer. Beim Schleifer, auch Halter genannt, wird die Kugel gefühlvoll und ohne Wurf zu Boden gebracht, gerade mit so viel Kraft und Drall, daß sie auf solche Weise möglichst den Eckkegel trifft. Die Entscheidung ob so oder so, trifft jeder Scheiber für sich. Es kann auch nach Herzenslust variiert werden. Das Wie ist ganz egal, Hauptsache es wird was getroffen.

Will jemand neu in ein laufendes Spiel eintreten, muß er nicht lange fragen. Sonst bekommt er zu hören, „Lei eina, mehr Küah, mehr Milch“ oder, „mehr Ochsen, mehr Mist“ . Am besten, er sagt einfach „Neuscheiber“ , wartet das Ende der laufenden Schanz ab, setzt seinen Obolus und stellt sich hinten an. Das oberste Gebot lautet dann und immer wieder „Vorscheiber merken!“

Zum Schluß ein kurzer Nachtrag: Wie für Schützen die Bestschießen, so gab und so gibt es heute noch Best-Kegelscheiben für Kegler, wie  ein handgeschriebenes  aber undatierte Einladungsschreiben des Wirtes Kernmayer aus Rabensdorf von etwa 1900 beweist. Auch Vereine oder die Feuerwehr können als Veranstalter auftreten. Mitunter geschieht dies auf betonierten Bahnen, die zur Winterszeit dem Eisstockschießen dienen. In diesen seltenen Fällen sind allerdings Gummikugeln in Gebrauch.

Walter Wohlfahrt    in Kärntner Landsmannschaft, Oktober  2004

Erstelle kostenlos eine Website oder ein Blog auf WordPress.com.
Entries und Kommentare feeds.