Demolierungen in St. Veit

Februar 21, 2018 um 16:20 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Unser Städtchen könnte ein „Klein Rottenburg ob der Tauber“ sein, hätte man nicht schon vor langer langer Zeit begonnen, systematisch abzureißen und einzuebnen. Fangen wir an mit den ehemaligen Stadtgräben, in denen zu Anfang des 18. Jhdts. noch gefischt werden konnte, ehe das Wasser abgelassen, durch Schüttung Gärten, später auch Parkplätze geschaffen wurden. Die Wehrgänge an den Stadtmauern waren wohl schon morsch und drohten zusammen zu brechen. Bauplatz wurde benötigt, also nur rasch weg mit allem was im Wege stand. Das größte Manko sind natürlich, dass die Stadttore fehlen. Wie es dann so weit kommen konnte, könnten vielleicht nachfolgende Bilder, aus einer Zeit demonstrieren, wo der Autoverkehr noch gar keine Rolle gespielt hat.

Dem ehemaligen Bürgermeister, Dr. Joh. Spöck waren die vielen Verkehrs-Engen der Innenstadt ein Ärgernis. So hat er nicht nur einige Stadttore, sondern noch das eine oder andere Haus, wie das oben im Abriss gezeigte Tschauko Haus auf dem Gewissen. In seinem Rückblick vom Jahre 1912 kommt er auch darauf zu sprechen: „Die Gemeinde zahlte 1000 Kronen, die Anrainer, die durch diese Demolierung einen freien Zutritt erhielten, merkwürdigerweise gar nichts“

Diese, heute kaum noch vorstellbare Situation bot sich bis 1889 einem Reisenden,der aus Villach kommend, in die Stadt durch die dem Villacher Tor vorgelagerte Häusergruppe eintreten wollte. Der Blickwinkel ist so ungewöhnlich, dass es ohne gezielte Hinweise schwer sein wird, sich zurecht zu finden. Als sicherer Anhaltspunkt dient die auch heute noch – wie hier abgebildet – vorhandene Stadtmauer. Man stelle sich vor, der Zeichner befand sich in etwa dort, wo sich zur Zeit das Handy-Geschäft befindet. Die leichte Wellenbewegung des Einganges hin bis zum nicht mehr sichtbaren eigentlich Stadttor, hatte einen besonderen Grund. Um das eigentliche Tor vor dem Brell-Bock (Mauerkatze) zu schützen, sollte dessen direkte Wirkung tunlichst geschwächt werden. Diese bewusste Fortifikation nennt man eine Barbakane o.ä. Auch vor dem ehemaligen Friesacher Tor gab es Ähnliches.

Die Bürgerpitalmühle stand inmitten des heutigen Bachsteiges knapp oberhalb dessen Einmündung in die Villacher Straße. Auch ein Abzweiger des Erlbaches rann dort in Richtung Zeneggenhof (heute Blumenhotel) mit Mostpresse und weiter zur Bewässerung des Marktwiese. Bis zum Abriss 1910 werkte dort ein Mühl-Pächter so schlecht und recht und entrichtete seine Abgaben an das Bürgerspital. Andere Mühlen, wie etwa Krankenhaus Mühle oder Rasnig Mühle modernisierten laufend so dass der Spitalmühle Pächter nicht mehr mit kam. Links sieht man das noch laufende Wasserrad, rechts die heutige Pizzeria Milano.

Das sind schlussendlich vier verschiedene Ansichten des gleichfalls demolierten Woschitz-Hauses 1902. Es stand nicht ganz inmitten des heutigen Oktober-Platzes, etwas näher dem Gasthaus zum Grünen Baum. Eine Ansicht zeigt ganz links teilweise den Eingang in das Bürgerspital, dahinter den Turm der Klosterkirche. Zwei Ansichten sind fast ident und unterscheiden sich nur durch die Bildqualität.

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Rund ums Weberitsch Haus

Januar 19, 2013 um 15:13 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Ein Blick auf das alte Mappen-Blatt zeigt, dass sich um das Haus Weberitsch am heutigen Oktober-Platz im Laufe der Jahrzehnte so manches verändert hat. Unser besonderes Interesse gilt der östlich anschließenden Gartenparzelle 591. Ein schmaler Fahrweg dazwischen galt nur für den Eigenbedarf. Er endete bald und hatte noch keinen Anschluss zur Jahrmarkt-Wiese. Dazu benützte man in Marktzeiten mehr schlecht als recht einen schmalen Durchgang zwischen Haus und Klostermauer. Bis zur sogenannten „Pelzhütte“ reichte die Zufahrt wohl. Von dieser Hütte war die Rede wenn es darum ging, die Materialien für die Buden und Krämerstände während des Jahres sicher zu verstauen. Man muss annehmen, dass es anfänglich eine einfache, eine gepölzte Bretterhütte war und erst später – wie der Plan zeigt – ein Massivbau daraus wurde. Man hat also Pölzung mit Pelzen verwechselt, wenn man später irrig mutmaßte, es seien dort Pelze gelagert worden!

Schauen wir nun wieder auf unsere Gartenparzelle und stellen wir fest, keine Marktstraße, keine Personalhäuser der Eisenbahner, auch kein Haus Dr. Kimeswenger,  kein Haus Kropf-Mikula hat es schon gegeben. 1912 kam es daraus zur größten Abtrennung indem man 431 m2 in die neue Wegparzelle 1125 einbezog. Es war die Zeit von Bürgermeister Dr. Spöck. Er verschaffte den Eisenbahnern den Baugrund für die ersten Personalhäuser. Dass er es mit dem Stadtpfarrer gut verstand, der ja schließlich dem Verkauf zuzustimmen hatte, wurde ihm von sogenannten Parteifreunden zum Vorwurf gemacht. Nach dem Geschmack der Antiklerikalen war er der Kirche gegenüber viel zu verbindlich eingestellt. Und nun ging es erst noch darum, den neuen großen Wohnhäusern eine adäquate Straßeneinbindung zu bauen. Obwohl Sebastian Weberitsch sein Leben lang nur Zukäufe tätigte, war er diesmal bereit, den nötigen Grund gegen Entschädigung abzutreten. Nach dem Tode Sebastians im Jahre 1915 folgte ihm Sohn Max zwar im Besitz aber nicht als Bäcker. Max zog es viel mehr zu allerlei exotischen Viechern. Hatte Sebastian nur immer zugekauft, ging es jetzt in die Gegenrichtung. Was irgendwie entbehrlich war an entfernter liegenden Äckern und Wiesen wurde nach und nach abgestoßen und zu Geld gemacht. Scheinbar hat die Tierschau,  sommers in Wien und winters in St. Veit, weit weniger getragen als gekostet.

Jetzt wird auch die Gartenfläche 591 wieder deutlich reduziert. Das 1902 erstmals erscheinende – im Plan daher noch gar nicht zu sehende – Garten-Stöckl mit Baufläche Nr.402 wird zusammen mit 78 m2 Grund gemäß Kaufvertrag vom 12.3.1926 an Christine Greiner abgegeben. Als Bauherr käme dafür also auch noch Sebastian W. in Frage. Das Stöckl hat nach Abtrennung eine eigene Grundbuchseinlage Nr. 681 und wird 1941 an Mathilde Ressmann übergeben bzw. 1944 von einer Lea Ressmann geerbt. Weitere Eigentümer gibt es nicht mehr, weil das Stöckl spätestens 1962 nicht mehr existiert und die Baufläche in diesem Jahr amtlich gelöscht wurde. Die Straßenverbreiterung hat an dieser Stelle ihren Tribut verlangt. Um diese Zeit erfolgten noch weitere Grund-Abgaben durch Enteignung in das öffentliche Gut und durch Verkäufe. Heute gehört dort nichts mehr zum Hause Weberitsch.

Im Stöckl wohnte übrigens von 1945 bis 1958 die viel geprüfte Hoteliers-Familie Andreas und Maria Keil, geborene Woschank. Doch das ist eine andere Geschichte.

Walter Wohlfahrt in St. Veiter Stadtblattl Dez. 2012

 

Rund ums Weberitsch Haus

Dezember 24, 2012 um 18:57 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Ein Blick auf das alte Mappen-Blatt zeigt, dass sich um das Haus Weberitsch am heutigen Oktober-Platz im Laufe der Jahrzehnte so manches verändert hat. Unser besonderes Interesse gilt der östlich anschließenden Gartenparzelle 591. Ein schmaler Fahrweg dazwischen galt nur für den Eigenbedarf. Er endete bald und hatte noch keinen Anschluss zur Jahrmarkt-Wiese. Dazu benützte man in Marktzeiten mehr schlecht als recht einen schmalen Durchgang zwischen Haus und Klostermauer. Bis zur sogenannten „Pelzhütte“ reichte die Zufahrt wohl. Von dieser Hütte war die Rede wenn es darum ging, die Materialien für die Buden und Krämerstände während des Jahres sicher zu verstauen. Man muss annehmen, dass es anfänglich eine einfache, eine gepölzte Bretterhütte war und erst später – wie der Plan zeigt – ein Massivbau daraus wurde. Man hat also Pölzung mit Pelzen verwechselt, wenn man später irrig mutmaßte, es seien dort Pelze gelagert worden!

Schauen wir nun wieder auf unsere Gartenparzelle und stellen wir fest, keine Marktstraße, keine Personalhäuser der Eisenbahner, auch kein Haus Dr. Kimeswenger,  kein Haus Kropf-Mikula hat es schon gegeben. 1912 kam es daraus zur größten Abtrennung indem man 431 m2 in die neue Wegparzelle 1125 einbezog. Es war die Zeit von Bürgermeister Dr. Spöck. Er verschaffte den Eisenbahnern den Baugrund für die ersten Personalhäuser. Dass er es mit dem Stadtpfarrer gut verstand, der ja schließlich dem Verkauf zuzustimmen hatte, wurde ihm von sogenannten Parteifreunden zum Vorwurf gemacht. Nach dem Geschmack der Antiklerikalen war er der Kirche gegenüber viel zu verbindlich eingestellt. Und nun ging es erst noch darum, den neuen großen Wohnhäusern eine adäquate Straßeneinbindung zu bauen. Obwohl Sebastian Weberitsch sein Leben lang nur Zukäufe tätigte, war er diesmal bereit, den nötigen Grund gegen Entschädigung abzutreten. Nach dem Tode Sebastians im Jahre 1915 folgte ihm Sohn Max zwar im Besitz aber nicht als Bäcker. Max zog es viel mehr zu allerlei exotischen Viechern. Hatte Sebastian nur immer zugekauft, ging es jetzt in die Gegenrichtung. Was irgendwie entbehrlich war an entfernter liegenden Äckern und Wiesen wurde nach und nach abgestoßen und zu Geld gemacht. Scheinbar hat die Tierschau,  sommers in Wien und winters in St. Veit, weit weniger getragen als gekostet.

Jetzt wird auch die Gartenfläche 591 wieder deutlich reduziert. Das 1902 erstmals erscheinende – im Plan daher noch gar nicht zu sehende – Garten-Stöckl mit Baufläche Nr.402 wird zusammen mit 78 m2 Grund gemäß Kaufvertrag vom 12.3.1926 an Christine Greiner abgegeben. Als Bauherr käme dafür also auch noch Sebastian W. in Frage. Das Stöckl hat nach Abtrennung eine eigene Grundbuchseinlage Nr. 681 und wird 1941 an Mathilde Ressmann übergeben bzw. 1944 von einer Lea Ressmann geerbt. Weitere Eigentümer gibt es nicht mehr, weil das Stöckl spätestens 1962 nicht mehr existiert und die Baufläche in diesem Jahr amtlich gelöscht wurde. Die Straßenverbreiterung hat an dieser Stelle ihren Tribut verlangt. Um diese Zeit erfolgten noch weitere Grund-Abgaben durch Enteignung in das öffentliche Gut und durch Verkäufe. Heute gehört dort nichts mehr zum Hause Weberitsch.

Im Stöckl wohnte übrigens von 1945 bis 1958 die viel geprüfte Hoteliers-Familie Andreas und Maria Keil, geborene Woschank. Doch das ist eine andere Geschichte.

Walter Wohlfahrt   Dez. 2012

 

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