Der heutige Oktober-Platz vor 200 Jahren
September 1, 2014 um 18:12 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: "Grüner Baum", "Zur Traube", Bürgerspital, Grundkataster 1828, Gußwerk Brückl, Korpitsch, Lorenz Baumgärtl, Müller, Otto Baumgartl, Raika, Ulrich Egger, Wiederwald, Woschitz-Haus
Auf Facebook geistern neuerdings historische St. Veiter Motive über den Bildschirm, so etwa auch über die Gegend des heutigen Platzes zum 10. Oktober. Es ist höchst erfreulich, dass sich nun auch Junge und Junggebliebene über solche Sachen Gedanken machen.
Der hier gebotene Ausschnitt des Stabilen Katasters von 1828 sagt eigentlich alles. Es bedarf lediglich einiger weniger Hinweise. Umkreisen wir also den „Platz“ im Uhrzeigersinn beginnend mit Gartenparzelle 591 unten, dann begegnen wir einem Eck des späteren Weberitsch-Hauses. Darüber folgt mit Nr. 1060 eine unregelmässige Verkehrsfläche in weiß. Parzelle 189 ist gerade noch ein Teil des Bürgerspitals, Baufläche 149 steht für heutigen Wirt „Zum grünen Baum“ während Baufläche 150 das längst abgerissene Woschitz Haus nebst Garten 204 einnimmt. Zwischen letztgenannten Behausungen und Baufläche 151 am Eingang zur heutigen Sonnwendgasse gab es noch schmale Durchgänge.. Beim „Grünen Baum“ zeigt sich ein großer Hof und ein stattliches Nebengebäude. Dazu später mehr!. Wir setzen nach oben hin fort. Die Fläche 151 war allerdings schon um 1880 nicht mehr existent, könnte aber den Platz der einstigen Floriani-Kapelle eingenommen haben. Weiter nach oben erkennt man eine große Gartenparzelle Nr. 506 die heute lückenlos verbaut ist. Das große „W“ steht wohl für „Wasser“ und sollte den Standort des „Tattermann“ also des öffentlichen Brunnens für die Vorstadt anzeigen. Gleich gegenüber zwei gelbe Marken, eine eher quadratische für das Waaghäusel, eine längliche für eine unbekannte Holzhütte, denn gelb steht für hölzerne und rot für massive Baukörper. Die Behausung vlg Trattentischler (125) heute Waagstraße 2 gehörte einmal dem legendären Feuerwerker und Böllerschießer Johann Mlinek. Mit den Gebäudemarken 120 bis 123 wird es jetzt richtig interessant: Die Einfahrt in die Stadt ging zunächst durch einen Tunnel, in der Folge über den schon nicht mehr vorhandenen Wassergraben durch das eigentliche Stadttor. Die Zahl 115 verrät, das Stadttor hatte Wohnungen, eigene Parzelle und eigene Hausnummer. Die niedrige Zahl passt nicht zur Vorstadt, sehr wohl aber in die Häuserreihe der Innenstadt! Hier hat um 1900 ein Bürgermeister gewütet und fast alles nieder gerissen, um erstens, den Verkehr zu erleichtern und zweitens, dem Neubau Korpitsch (später Post, heute Raika) Platz zu machen. Die alte Situation war eigentlich eine zusätzliche Sicherung des Villacher Tores, man nennt es Barbakane. Sie erschwerte jeden Direktangriff aufs Tor. 120 ist heute Domeniggasse 2 und 121 Domeniggasse 4. Von 122 steht nur noch ein Teil, es war einmal das Premitzer Haus. Mit 124 dem späteren Gasthof zur Traube schließt sich der Kreis.
Nun noch kurz zurück zum „Grünen Baum“, er war ursprünglich gar nicht Gasthaus. Vor 1835 war hier ein gewisser Dismas Wiederwald, bürgerlicher Handelsmann und Hausbesitzer in der Stadt Nr.110 (Hauptplatz 26) als Eigentümer angeschrieben. Er verkaufte das Vorstadthaus in diesem Jahr an Otto Baumgartl. Der findige Lorenz Baumgärtl, seit 1839 im Gußwerk Brückl sehr erfolgreich tätig, gehört möglicherweise zu dieser Familie. Lorenz war ein Sohn des Städtischen Zimmermeisters Johann B. Von Baumgartl/Baumgärtl kam der Besitz mit Kaufvertrag vom 20.2.1851 an Ulrich Egger, 1869 an dessen Sohn Carl. Dieser wird in der Festschrift des MGV „Gastwirt“ und „Bürger“ genannt. Damit erscheint ein Wirtshaus an dieser Adresse gesichert. Ihm folgt seine Witwe Theresia, geborene Schweiger. Sie war es, die infolge Kaufvertrages vom 3.11.1885 erstmals einen Mulle mit Vornamen Lorenz zum Eigentümer machte. Übrigens, weil man einmal zu früher Zeit Mul für Mühle schrieb, ist der Mulle neu gesprochen eigentlich der Müller hier. Auf Lorenz folgte schon 1896 Witwe Christine, darauf 1913 Roman I und 1964 Roman II.
Über Gasthaus-Namen von St.Veit
April 28, 2012 um 13:31 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: "Zur Traube", Alois Mayer, Alt-Heidelberg, Alte Brauerei, Badwirt, Botenwirt, Brückenwirt, Bugelsheim, Cafe Hindenburg, Dörrer, Fasswirt, Gastgeb, Gautsch, Grabenwirt, Grean Bam, Hirschenwirt, Huber, Kaffeehäuser, Kaffeesieder, Kalter Keller, Kino Jäger mit Restaurant, Kronwirt, Liebetegger, Mailänderhof, Mörtenhuber, Mondschein, Mulley, Nagele, Poganzer, Postwirt, Radinger, Ranftlhof, Ressmann, Rohrer, Schauer, Schwarzer Adler, Sonne, Steirerhof, Stern, Sternwirt, Tiroler Weinstube, Verdino, Vitusquelle, Wartburg, Wirte, Zum Mondschein, Zum Roß, Zur Lokomotive, Zur Sonne

Der ehemalige Steirerhof der Fam. Rohrer in der Klagenfurter Straße
Seit der Anlage eines Bürgerbuches im 16. Jhdt. sind Bürger namentlich bekannt, doch erst zu Ende des 18. Jhdt. bequemte man sich, den Namen Berufsbezeichnungen beizufügen. Es ist ein Zufall, dass man vorher von Kaffeesiedern und erst in der Folge vom Gastgeb, vom Gastwirt, Bier- oder Weinwirt, am öftesten einfach nur von Wirten lesen kann. Vergleicht man die Angaben alter Adressbücher (Amts- und Adresskalender 1907-1915-1935), ergibt sich bezüglich Lokal-Gesamtzahlen nachfolgende Entwicklung bei den Kaffeehäusern 4-6-4, für Wirte jetzt zusammengenommen 36-37-28. Die Tendenz, die auch für andere Gewerbearten nach aller Regel zutrifft, heißt leichte Zunahmen vor dem Ersten Weltkrieg, Rückgänge hingegen in der Zwischenkriegszeit. Noch aufschlussreicher für die verschiedenen Zeitläufe sind die Gasthausnamen, diese waren mitunter lange in Gebrauch aber nicht selten auch dem Wechsel unterworfen. Familiennamen lebten fort so lange der gute Klang nachwirkte, auch wenn dort längst neue Eigentümer oder Pächter tätig waren. Mancher Hausnamen sollte für sich alleine sprechen, wie Sonne, Mondschein oder Stern. Bei solchen Bezeichnungen könnte man vermuten, die Gäste gingen dort erst heim beim Licht der Sterne, beim Mondschein oder gar erst wenn die Sonne wieder am Himmel stand …. Andere Wirtshausnamen sollten über ihre genaue Lage Auskunft geben, also für jeden leicht zu finden sein, so etwa der Postwirt, der Bruckenwirt, die Bahnhofsrestauration, Grabenwirt, Badwirt Vitusquelle, Alte Brauerei, Zentral etc. Eine besondere Spezies waren aber die politischen Lokalbezeichnungen, die ganz bewusst auf ein selektiertes Publikum abzielten. Beispiele dafür, obzwar heute nicht mehr bestehend wären: das Cafe Hindenburg, die Wartburg, Gasthaus Zum Schwarzen Adler, der Kronwirt oder Alt-Heidelberg. Viele Adressen hat man aufgelassen, dafür wieder eine Menge neuer Lokale in alten oder neuen Häusern eröffnet. Was bleibt ist der Wandel! Daher sollen zum Abschluss einige historische Plätze, nach Besitzer- und Hausnamen durchmischt, genannt werden:
Wenn wir in der Klagenfurter Vorstadt beginnen und von Außen nach Innen wandern, muss man zuerst das ehemalige Bahnhofshotel Verdino in Glandorf nennen, dann käme „Zur Lokomotive“, „Kalter Keller“ – Gasthaus Dörrer – Liebeteggers „Wartburg“ woraus Frau Rohrer den „Steirerhof“ machte – Löschnig Richards „Alte Brauerei“, Gh. Gratzer-Pucher, Gh. „Zur Sonne“, Gh „Zum Roß“ (Meisterl).
Die Friesacher Vorstadt hatte einst Wirtskonzessionen am Ranftlhof, beim Mailänderhof und natürlich beim Sternwirt.
Mit Gasthäusern reich gesegnet war einmal die Weitensfelder Vorstadt inklusive Spitalgasse. Von oben nach unten aufgezählt waren da das Vitusbad der Fam. Mörthenhuber, Gasthaus Schauer, Gh Nagele und der Fasslwirt des Alois Mayer. Man könnte hier vielleicht auch den Poganzer, den Radinger und die Tiroler Weinstube des Friedrich Bugelsheim dazu zählen, wo man einmal gerne den Sonntagspaziergang enden ließ. All diese gastlichen Stätten sind nicht mehr.
Die Wirte der Villacher Vorstadt werden hier noch Platz finden müssen, während jene der Innenstadt vielleicht ein andermal zum Zuge kommen. Diesmal von Innen nach Außen: Gh „Zur Traube“, „Zan Grean Bam“ – „Zum Hirschenwirt“, wurde später zu Cafe Hindenburg und ist heute die Pizzeria Milano – es folgt der ehemalige Gasthof Gautsch (zeitlich davor Huber, Mulley) Gasthaus Ressmann („Zum Mondschein“ davor „Botenwirt“), der Wirt bei der Brücke, also der Bruckenwirt und schließendlich Restaurant mit Kino Johann Jäger.
Walter Wohlfahrt Aus St.Veiter Stadtblatt´l August 2011
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