St. Veiter Burgfried Marksteine (Merksteine)
Juni 21, 2013 um 16:27 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Aufwurf-Münzen, Burgfriedsteine, Kleinszig, Landgericht Hoch Osterwitz, Landgericht Karlsberg auch Carlsberg, Landgericht Kraig, Münzkatalog Probst, Muraunberg, Taggenbrunn, Treffelsdorf, Tschirnig
Über dieses Thema wurde schon mehrfach von mir berichtet, auch in diesem blog. Zuletzt mit Signatur I/2007 ging es darum, dass die Gerichtsgrenzen der Stadt im Laufe der Jahrhunderte auch einmal wandern konnten. Meistens zum Vorteil der Stadt. Es gab aber auch Widerspruch, Proteste und Prozesskosten-Zahlungen.
Weil unter Signatur IV/2010 von der Auffindung zweier Burgfriedsteine – einer in Treffelsdorf, der andere dislocirt am Hause des Geometers Kastenhofer in St.Veit – die Rede war, steht nun an, alle bekannten Marksteine hinsichtlich ihrer Beschaffenheit unter Nennung ihres heutigen Standplatzes und so weit möglich im Lichtbild vorzuführen.
A) Steine im Stadtmuseum
ad 1) Hoher, dreikantiger Marmor – erste Seite mit quer gestellter Jahrzahl 1572, zweite Seite B S V für Burgfried St. Veit, dritte Seite LG für Landgericht Hohen Osterwitz. Die vierhundert Jahre alten Schriftzeichen sind nur noch bei besten Lichtverhältnissen lesbar. Der überlieferte genaue alte Standort (1673: „bis zu dem hohen Marchstein“) lag beim Kollerhofer Kreuz an der Straße nach Klagenfurt.
ad 2) Marmor gerundet – einseitig beschriftet: Burgfried S Veit 1674
ad 3) Marmor gerundet – einseitig L H mit eingelegtem O steht für Landgericht Hochosterwitz – Jahrzahl 1674
ad 4) Grober Grauer Granit – erste Seite Statt S Veit Burgfried 1750 – Gegenseite alle Worte unter einander, d.h. in 5 Zeilen zu lesen: LAND GERICHT HOHEN OSTER WIZ
B) In Heinz Kleinszig, Hundert Jahre Taggenbrunn im Familienbesitz, Dareb Druck 1983, Seite 17
ad 5) Hoher grauer Granit, oben gerundet nur einseitig lesbar:
1552 (?) darunter „INRI“ !! und Bearbeitungsspuren – Hohen Osterwitz Landgericht. Rückseite „Burkhfrid der Feste Taggenprun“

Villa Kleinszig ad 5) Westseite
C) Am Muraunberg in loco – zweihundert Schritte von der Schwarzen Mutter Gottes auf südöstlich leicht ansteigendem Hohlweg
ad 6) Grober schwarzer Schiefer an Vorderseite B S V (=Burgfried StVeit) mit Jahrzahl 1753, auf Rückseite L C (=Landgericht Carlsberg) 1753

Muraunberg ad 6) Westseite
D) Beim Neubau des Feuerwehr Rüsthauses beschädigt, doch wenigstens erkannt und auf der Straßenseite gegenüber neu versetzt.
ad 7) Marmor Torso in Treffelsdorf nur noch teilweise lesbar: Sant Veit 1638

Treffelsdorf ad 7)
E) Vor dem Hause ehem. Vermessungsbüro Kastenhofer an der Stiegengasse ad 8) Marmor gerundet BURGK FRIT SAND VEIT 1638 Rückseite nicht einsehbar! Ursprünglicher Auffindort nicht überliefert.
F) In Tschirnig sind zwei Relikte vorfündig, ein modern nachempfundenes, gleich beim Kreuz vor vlg Hane (Fam. Slamanig) ein historisches, bestehend aus gewaltigem rohen Block, Spitze allein mit T und eingelegtem B (für Burgfried Taggenbrunn) bezeichnet. Dieser Block stammt von der Weggabelung kommend von St. Veit über die Schnellstraße links Scheifling, rechts Taggenbrunn wo ebenfalls ein Holzkreuz steht. Er wurde dort von Herrn Slamanig geborgen und liegt jetzt hinter seinem Nebengebäude in Tschirnig

Tschirnig / modern ad 9)

„Tschirnig“ ad 10)
Damit wären immerhin von den zuletzt (1673) genannten z e h n Marken beachtliche a c h t noch auf uns gekommen. Mit denen im Münzkatalog Probst L 3/1 Nr 14 insgesamt angeführten „Aufwurf-Münzen“ hingegen, nämlich der Jahre 1629, 1649, 1673, 1690, 1699, 1706, 1709 und 1720 ist kein einziger Markstein deckungsgleich. Wie kommt das? Aus dem 16. Jahrhundert wird zunächst einmal wahrlich nichts geblieben sein. Im 17. Jahrhundert waren zumindest zwei Prägungen zeitlich nur knapp vor dem Rundgang gelegen. Für 1753 war die Vorrats-Prägung deutlich früher geschehen. Ob die Pfennige des frühen 18. Jahrhunderts noch zu den Aufwurf-Münzen zählen, sei dahingestellt.
Walter Wohlfahrt, Juli 2013
Die Stadt-Burgfried-Bereitung von 1673
August 8, 2011 um 15:22 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Burgfriedsgrenze, Gerichtsconfin, Grundkataster 1828, Hungerbrunn, Hunnenbrunn, Markstein, Münzaufwurf, Raimund Dürnwirth, Schwarzfurt, Schwarzfurter Kreuz, Tschirnig

Burgriedstein, nicht in Loco
So titelt Schulrat Raimund Dürnwirth einen Aufsatz in der Carinthia I des Jahres 1901 und schildert darin sehr anschaulich, was sich am Montag, den 10. April 1673 rund um die landesfürstliche Stadt St.Veit zugetragen hat. Wer kennt noch R. Dürnwirth? Wer hat schon die alte Carinthia zum Hernehmen und wer kann sagen, was unter der Burgfried-Bereitung gemeint ist? Also der Reihe nach: Dürnwirth lebte von 1835 bis 1907 als Realschulprofessor und Heimatkundler in Klagenfurt (Anton Kreuzer, Kärntner Biographien 2004, S. 45). In einer Sammlung alter Handschriften des Geschichtsvereines fand er auf leer gebliebenen Zwischenblättern Aufzeichnungen aus dem 17. Jhdt. eines ungenannten Chronisten aus St. Veit und hat diese den Lesern von 1901 zugänglich gemacht.

Burgfriedstein
Was heißt „Stadt-Burgfried-Bereitung“? Spätestens mit der Verleihung von Bann- und Acht (1457), war die Stadt und ihr näheres Umfeld zum selbständigen Burgfried geworden, also der Gerichtsbarkeit der umliegenden Grundherrschaften entzogen. Desto wichtiger war es, den genauen Grenzverlauf zu kennen bzw. im guten Einvernehmen mit den Nachbarn von Zeit zu Zeit abzuschreiten bzw. zu Pferde zu „bereiten“. Es ist bekannt, dass man die von Mauern gesicherte Siedlung auch Burg, die Bewohner folglich Bürger nannte, die aber außerhalb der Mauern noch Wiesen, Äcker und Weiden benötigten, um auch wirklich unabhängig sein zu können.
Am oben genannten Tage versammelte sich nach Weckruf durch Drommelschlag die bewaffneten Stadtbürger, 40 Mann zu Pferde und 140 Mann Fußvolk unter ihren Offizieren und Korporälen – zwölf an der Zahl (!) – am Platze um bald durch das Villacher Tor hinaus zum Schwarzfurter Kreuz zu ziehen. Viel Volk und Jugend begleitete das städtische Aufgebot. Der Chronist schreibt vom genannten Kreuz „wo der Weg nach Herzendorf bzw. nach Projern abzweigt“. Tatsächlich ist im ältesten Kataster noch eine Straßeneinmündung von Süden her erkennbar, die schwarze, die moorige Furt also nicht weit. Der Pfleger von Frauenstein wurde mit Handschlag begrüßt, er sollte nun ein gutes Stück Begleiter sein. Zuvor wurde noch ein Markstein gesetzt, geschossen und – zum Gaudium der Jugend – eine Handvoll Münzen aufgeworfen. Dieser Brauch wurde im Verlaufe des Tages noch an mehreren Stellen wiederholt. Der Weg führte über Treffelsdorf – Pöllinger – Petschenegg (unter heutigen Radinger) zum „Doplspiller“ (heißt eigentlich Falsch-Spieler, Schwindler!) heute Doppelspichler und „unter Zensweg“ bis Hungerbrunn (heute Hunnenbrunn). An dieser Stelle lagerte man, um die Teilnehmer mit 300 Labl Brot und 6 Zuber Bier zu laben. Wie passend ist doch der alte Name Hungerbrunn! Ausgeruht und gestärkt wurde die Grenzbeschau fortgesetzt. Inzwischen wurde der Frauensteiner vom Osterwitzer und Taggenbrunner Pfleger, begleitet von Jägern und Bauern, abgelöst. Von Tratschweg ging es über Tschirnig (zu deutsch „Schwarzen“) über die „Hefferl“-Brucken (später Käferl-Brücke) zum mächtigen Kreuz und weiter nach St. Andrä, wo es allerhand Unstimmigkeit mit den Osterwitzern gegeben hat. Bald danach waren die Karlsberger Nachbarn gestellt und Zeugen des Grenzverlaufes über den Muraunberg nach Unterbergen und bis zum morgendlichen Ausgangspunkt am Schwarzfurter Kreuz.
Abschließend noch ein Wort zu den Marksteinen, den sogenannten „Burck-Frit“ Steinen. Sie sind zum größten Teil verloren oder „versunken“. Sie stimmen der Jahreszahl nach auch nicht immer mit den in St. Veit geprägten Aufwurf-Münzen überein. Ein Besuch des St. Veiter Museums am Hauptplatz ist auch in diesem Zusammenhang sehr zu empfehlen. Das Lapidarium im Hof zeigt einen sehr schönen, dreieckigen Stein mit der Jahreszahl 1572. Dieser kam an einer Stelle zur Verwendung, wo zwei Nachbarn zugleich an die Stadtgrenze stießen. Ein weiterer Stein, datiert 1674 trägt auf einer Seite „BSV“ d.h. Burgfried St. Veit, auf der anderen LH mit O eingeschlossen, für Landgericht Hochosterwitz. Die Abweichung um ein Jahr kommt davon, dass erst nach Streitbeilegung neu vermarkt werden konnte. Im Museum ist noch ein dritter Stein (St. Veit – Hochosterwitz) datiert mit 1750. Zwei Burgfried-Steine hat der Verfasser dieser Zeilen aufgespürt. Beide tragen sie die Jahreszahl 1638. Damit ist nebenbei nachgewiesen, dass sich Dürnwirth irrt (Fußnote 3) und nicht der alte Chronist. Ein Stein mit „Sanct Ve.. 1638“ steht in situ in Treffelsdorf direkt am Maria-Pulster-Weg gegenüber dem FF-Rüsthaus, links der Hofeinfahrt. Der Stein muss schon öfter angefahren worden sein. Er hat einen höchst gefährdeten Standort. Es wäre sehr zu überlegen, ob nicht das Museum in St. Veit ein sicherer Bleibeort wäre, oder ob man ihn am jetzigen Platz mit entsprechender Sicherung lassen sollte. Der zweite hier abgebildete Stein „Burch Frit Sant Veit 1638“ erscheint gut gesichert vor dem Vermessungsbüro Kastenhofer-Schweizer. Die Jahrzahl ist eindeutig, steckt aber zu tief im Asphalt und ist deshalb schlecht lesbar. IV/2010
Völkermarkter Vorstadt
Februar 20, 2011 um 13:58 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Abdecker, Andreas Elsässer, auchGlawitsch, Brugger, Evangelische Kirche, Friedhof, Gauerstall, Gerichtsdiener, Glewitsch, Graf Gustav Egger, Kreuzkeusche, Matthias Brugger, Privatgült, Rasnig-Mühle, Schinderleute, Stadtpfarre, Stadtsäge, Trabantengarde, Tschirnig, Weyer, Wimitz
Völkermarkter Vorstadt
Von den fünf Vorstädten – wir sind laut Plan noch immer im Jahre 1871 – ist die Völkermarkter Vorstadt wohl die kleinste. Die wenigen Häuser, dreizehn an der Zahl, liegen weit verstreut. Drei Hausnummern hat allein Graf Gustav Egger auf Schloß Weyer. Weit ab von der Stadt – und dies nicht ohne Grund – hat auch der Abdecker Johann Bergmoser seine Behausung. Es verdient Beachtung, daß die nämliche Familie dort auch heute noch die Stellung hält. Aus Schinder und Wasenmeister sind inzwischen erfolgreiche Gastwirte geworden. Galten Abdecker einmal als Unberührbare, ja gar als Inhaber eines ehrlosen Gewerbes, nur weil sie es mit Aas, streunendem und kranken Getier zu tun hatten, so gelangten doch nicht wenige davon zu Besitz, Wohlhabenheit und Ansehen. Sie hatten außer dem Lohn für die Schinderknechte ja kaum viel Aufwand. Was zu entsorgen war, mußte ihnen gratis und franko überlassen werden. Mit Geschick und Umsicht ließ sich aber doch manches daraus gewinnbringend verwerten. Es ist noch nicht lange her, da durften Schinderleute, Gerichtsdiener und Kerkermeister nur unter ihresgleichen eine Ehe eingehen.
Ein Stück weiter betreibt der berühmte Bürger Andreas Elsässer die Raßnig Mühle an der Wimitz. Raßnig kommt von slowenisch Rasa, Land beim (raschfließenden?) Bach oder Fluß, frei nach E. Kranzmayers Ortsnamenbuch. Gut, auch Tschirnig liegt nicht fern und heißt zu deutsch Schwarzendorf so wie das heute nicht mehr gebräuchliche Glewitsch-Moos in Richtung Glandorf, welches mit Tiefental übersetzt wird. Das sind noch lange nicht alle der slowenischen Riednamen im Weichbild unserer Stadt!
Durch die Völkermarkter Vorstadt geht es auch zur Stadtsäge hinaus. Es gibt sie heute nicht mehr. Sie lag unfern der Stelle wo Wimitz und Glan sich vereinigen. Bis vor nicht allzu langer Zeit – genau genommen bis zum Tausch des Stadtforstes am Gauerstall und dem Wald am Muraunberg mit Knaus bzw Steiner in Unterbergen gegen Bauland am Weyerfeld und Baugrund um das neue Fußball-Stadion bei Hörzendorf – nannte die Stadt großen Waldbesitz ihr Eigen. Nach jedem, sich mit Regelmäßigkeit ereignenden Stadtbrand, war eine Brandreserve aus eigenem Wald Goldes wert und so die Brettersäge gewiß sehr praktisch..
Wer den Plan genauer ansieht, wird rasch merken, daß es den Hauptbahnhof, folglich auch die Bahntrasse im Bereich der Völkermarkter Ausfahrt noch nicht gibt. Deshalb verläuft die Straße auch noch links des Hauses Parzelle 253 und ohne Durchlaß nach Osten, vorbei an der „Kreuzkeusche“ des Matthias Brugger, heute Gärtnerei Sattler. Die Kreuzkeusche war alt und schäbig und wurde demoliert, doch der Grund an der Straße war wertvoll. Es ist eine eigene, eine traurige Geschichte mit diesem Grundstück und jenem Busunfall der Trabantengarde am Katschberg. Weil die Deckungssummen der Versicherung nicht ausreichten, mußte sich der Busunternehmer, ein späterer Brugger, von diesem Anwesen nolens volens trennen.
Wenn es auch nur wenige Häuser und Gärten gibt, um so mehr kennzeichnen noch ausgedehnte Äcker, Wiesen und Weiden das Bild dieser Vorstadt. Das Weyerfeld links und das „Untermoos“ rechts der Straße stellen begehrte Terraingründe der Bürgerlichen Privatgült oder Pachtflächen der Stadtpfarre dar, sind doch die St.Veiter jener Tage größtenteils Acker-Bürger und als solche Selbstversorger mit Pferd und Kuh, Feder- und Borstenvieh. Gut erkennbar ist auch noch der aufgelassene Friedhof wo heute die Evangelischen Kirche steht. VI/2005
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