Zur Wirtschaftsgeschichte von St.Veit/Gl
Juni 12, 2017 um 18:05 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: August Vorarberger, austro-faschistische Zeit, Backstein, Brunnen, Chronik St.Georgen, Erlgraben, Ferdinand Jergitsch, Feuerwehr, Franz Freiherr von Rayer., Franz Kraschnig, Gerbgrube, Gerichtsstraße 1 und 3, Gurker Stöckl, Häferlbrücke, Holzmann, Kalender 1905, Kalk, Karl Premig, Keutschachhof, Kleinszig, Kronegger, Lederermeister, Lohe, Loheerzeugung, Lohstämpfe, Marie Jergitsch, Neuper, Pulawald, Rablhof, Riedl, Sattler, Sägewerk, Schuhmacher, Schuster, Stefan Kleinszig, Tachen-Brunn, Taggenbrunn, Tappermühle, Taschner, tönernes Geschirr, Trixner Hof, Vituspark, Ziegelbrenner, Ziegelgraben, Ziegelstadel, Zisterne
Pogatschnig, des Ledermachers Besitztümer
Andreas Pogatschnig (Pogacnik 1830-1907) war Wirtssohn und Lederer, stammte aus Dobrova in Krain und kam in jungen Jahren nach St. Veit. Aktenkundig wurde er hier, als er 1860 mit Johanna, Witwe nach Eduard Kronegger, dieser einst ebenfalls Lederermeister Hauptplatz 4, seine erste Ehe einging. Dabei nannte er sich ganz stolz „angehender Besitzer des Hauses Weitensfelder Vorstadt 4“, richtig laut Kaufvertrag Haus Nr. 13, später unter Adresse Haus Friesacher Vorstadt 10 geführt. Es handelte sich dabei um seine erste Betriebsstätte mit Gerbgruben an der Grabenstraße, ungefähr zwischen heutigem Finanzamt in Sponheimer Straße und der Spital Gasse gelegen. Das mit Werkstätte, Kalkmagazin, 2 Lohemagazinen hatte laufendes Wasser und ein Ausmaß von rund 1 Hektar.
Schon sechs Jahre später erwarb Pogatschnig von Franz Kraschnig die Liegenschaft EZ 24 KG St.Veit, laut späterer Schätzung von 1907 bestehend aus „Gebäude ganz gemauert, ein Stock hoch, unterhalb ist eine gewölbte Schmiede, jetzt Kammer, dann eine gewölbte Rauchküche mit offenem Herd darin eingemauerter Rübenkessel, ein Erdäpfel-Keller, 3 gleiche Lokale für Holz, dann ein großer Gemüsekeller mit drei Fenster. Über eine gemauerte Stiege kam man von der Gassenseite in den ersten Stock, rechts ist ein Getreidemagazin, gewölbte Zimmer und Küche und Speis etc.etc.“
Dazu gehören die umliegenden landwirtschaftlichen Flächen im Ausmaß von mehr als 3 ha.,
1871 kommt es gleich daneben zum Bau eines Stadels, „ganz gemauert und mit Ziegel gedeckt, von der Straße aus gelangt man über eine gewölbte Stadel-Brücke in denselben, unter der Stadel-Brücke eine Schweine-Stallung mit 4 Abteilungen, der große Stall ist gewölbt mit Durchfahrt, steinernen Säulen, fließendem Wasser und bietet Raum für 30 Stück Rindvieh, Tenne mit Futterwurf, Eingang (in die Tenne) nur von der Straßenseite, Futterbarren und Gebatter“
Pogatschnig Stadel von Bäumen verdeckt, in jüngerer Zeit zu Wohnhaus Gerichtsstraße 1 umgebaut
u. rechts dahinter das Gurker Stöckl, Gerichtsstraße 3, umgebaut 2015-16
1887 wurde der Besitz um den angrenzenden „Lichtensteiner Acker“ mit rund 2 Hektar erweitert.
Im Erlgraben, später Vituspark, wurde Bachwasser am nördlichen Hang entlang geleitet. So entstand auf Höhe des ehemaligen Lazarettes ein brauchbares Gefälle. Dort stehen heute noch zwei Gebäude, man nannte diese einmal die Obere- und die Untere Tappermühle. Eine davon wurde von Pogatschnig zu einer Lohstämpfe umgebaut. Aus Baumrinden wurde Gerberlohe gemacht, dies nicht nur für den Eigenverbrauch, auch zum Verkauf. Daneben nennt 1905 der Amtskalender auch die protokollierte Firma Stephan Kleinszig, Inhaberin Maria Kleinszig als Erzeugering von Lohe. Diesmal wohl in Verbindung mit einem Sägewerk.
Das Wohnhaus der Familie befand sich am Hauptplatz Nr. 4 – heute Holzmann. Dieses reicht heute noch vom Platz bis in die Bräuhausgasse. Die gassenseitige Front ist länger als die Platzseite. Es steht dort heute ein eigenes Wohngebäude. Über den kleinen Hof führte einst eine Holztreppe hinauf in den Arkadengang, welcher das Vorderhaus mit dem Hinterhaus heute noch verbindet. Platzseitig zu ebener Erde befand sich ein Lederwaren-Geschäft, dahinter Magazine und Arbeitsräume. Stall und Tenne lagen an der Gasse. Im Obergeschoss von vorne nach hinten zu befanden sich Wohn- und Schlafräume der Familie, nach hinten zu Dienstbotenzimmer.
Im Jahre 1905 gab es in der Stadt laut Kärntner Amts- und Adress-Kalender noch 22 Schuhmacher. Daneben einen Sattler und Riemer. Taschner wurden nicht mehr genannt. Ebenso, wenn auch weniger zahlreich waren die Schuster in den Nachbarorten. Alles was in diesen Sparten an Rohmaterial gebraucht wurde, konnte von Pogatschnig, aber auch bereits von Johann Trixner, Leder- und Schuhmacher-Zubehör-Händler bezogen werden. Die aufkommenden Lederfabriken, wie Neuner in Klagenfurt wurden aber mehr und mehr zu empfindlichen Konkurrenten. Die Tage eines lokalen Ledermachers waren also gezählt.
Die Zeit der Schuhfabriken, der Konfektionsware und der örtlichen Schuhhändler rückt immer näher. Das bringt große Veränderungen bei Beschaffung erhöhter Mengen von Lohe ebenso wie von Roh-Häuten. Das wird dazu führen, dass einerseits entlang der Eisenbahnlinien, nahe entsprechender Wälder die sogenannten Rinden-Hütten aus dem Boden wachsen, mit deren Hilfe die Fabriken das Aufkommen des Gerbmittels in eigenen Hände nahmen, anderseits eine neue Sparte von Zwischenhändlern entsteht. Letztere sammelten das regionale Aufkommen bei den Fleischern, lagerten nur kurz und lieferten den Fabriken zu. Im Hofe der Firma Trixner hat es einen entsprechenden Umschlagplatz geben.
Über Ziegelbrenner um unserere Stadt
Ganz abgesehen davon, dass schon die alten Römer den gebrannten Lehmziegel kannten, die vielen Backstein Häuser in Europa, ja sogar Kirchenbauten in diesem Material schon lange Zeit bestehen, nannte auch St. Veit als Stadt einst einen „Ziegelstadel“ ihr Eigen. Um das Jahr 1747 herum war er temporär aktiv. Darüber wurde schon berichtet. Zahllos waren wohl auch einmal die Ziegelöfen über ganz Kärnten verteilt. dazu gehört auch jener des Viktor Wigisser in Mailsberg, westlich der Stadt mit seiner berühmten VW Bezeichnung. Heute geht es um die ehemalige Ziegelei Keutschachhof. Es liegt diese zwar schon knapp im Gemeindegebiet von St. Georgen am Längsee, die letzten Betreiber waren allerdings St. Veiter.
Basis für die dort feststellbare Betriebsamkeit im Ziegelmachen, war ein für damalige Zeiten relativ ergiebiges Lehm-Vorkommen. Dieses erstreckte sich von der Brückler-Straße in nördlicher Richtung fast bis zum Burgberg von Taggenbrunn. Der Geländeeinschnitt wird dort seit 1912 von einer großen Eisenbahnbrücke überspannt. Burgberg und Brunnen, wie passt das zusammen? Was der heutige Besitzer im Burghof von allem angesammelten Unrat säubern ließ, war wohl kein Brunnen im herkömmlichen Sinn, sondern eine Zisterne. Eine solche sollte das Niederschlagswasser sammeln. Damit es sich auf steinigem Untergrund nicht zu bald verliert, hat man den klüftigen Boden möglicherweise mit Lehm ausgekleidet. Bedenkt man, dass in Kärnten „tachenes“ schriftsprachlich „tönernes“ Geschirr aus Lehm hergestellt, oder auch Kachelöfen damit verschmiert wurden, ergibt sich eine neue, wenn nicht gar plausiblere Erklärung des Burgnamens, als bei E. Kranzmayer. Auch eine Quelle frischen Wassers gibt es, also einen Lehm- oder Tachenbrunnen. Von demselben eilt ein kleines Bächlein an der Ziegelei vorbei, der Glan zu. Der Namen der Ziegelei stammt vom darüber gelegenen Landtafel-Gut namens Keutschachhof. Dieser Hof bildet zusammen mit dem Areal der ehemaligen Ziegelei heute noch eine Besitzeinheit.
Die Chronik von St. Georgen/LS, 2007, Seite 341 weiß von zwei benachbarten Ziegeleien, die schon 1830 bestanden. Eine im sogenannten Pulawald, die andere im „Ziegelgraben“, letztere ab 1884 Keutschacher Ziegelofen genannt. 1897 lässt Karl Premig aus Goggerwenig (auf fremden Grund!?) die Ringofenziegelei Keutschachhof errichten. Der Pulawald hingegen liegt südlich davon und hatte einmal einen eigenen Glan-Übergang, die sogenannte Häferl-Brücke, verschrieben in Käferlbrücke. Eigentlich wiederum ein Hinweis auf die tachenen Häferl! Auf Franz Freiherr von Rayer, von 1859 bis 1885 Eigentümer von Taggenbrunn und Keutschachhof folgte 1890 Stefan Kleinszig (Jahrzahl mit S.K. am großen Stadel) im Besitze der Burg. Eine Faktura von 7.9.1920, ausgestellt von „Ringofenziegelei und Landtafel Gut Keutschachhof der Marie Jergitsch, Klagenfurt“ belegt eine neue Gewerbsinhaberin. Frau Jergitsch hat wohl mit Jergitsch Ferdinand (1836-1900) zu tun? Unter ihm hat Klagenfurt bekanntlich die erste Freiwillige Feuerwehr im alten Kaiserreich erhalten.
1934 beginnt hier die große Zeit des August Voraberger, einem Getreidehändler und Gastwirt von St. Veit. Noch sind die Zeiten wenig rosig, aber 1938 erfolgt plötzlich der geschäftliche Durchbruch. Ein Foto in oben genannter Gemeindechronik zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass es über zwanzig Beschäftigte gab, darunter sieben Frauen. Aber bald gab es Krieg, Einrückungen und Produktionsdrosselung. Dass es nach Kriegsende, angesichts der vielen Bauschäden bald wieder aufwärts ging, belegen die folgenden Fotos.
Gottlieb Koch im Abbau-Gebiet:
Modernes Gerät im Abbau
Vorgetrocknete, noch ungebrannte Ziegel werden zum Ringofen gebracht:
src=“https://altstveit.files.wordpress.com/2017/06/hans-valent-u-kollegen1.jpg?w=202″ alt=““ width=“202″ height=“300″ />Schweres Gerät:
Besuch bei Familie Strasser, dahinter der Ringofen:
August Voraberger, geboren 1891, war schon früh vaterlos, er wird auf eigenen Wunsch am 7. Feber 1912 vorzeitig gerichtlich für großjährig erklärt. Wie Schwester Rosina, bekommt auch er den väterlichen Pflichtteil von 1.145 Kronen zugesprochen. Eigentümerin wird zunächst Mutter Maria mit der Verpflichtung, ihren Sohn nachfolgen zu lassen. Letzteres geschieht im Jahre 1924. Als junger Getreidehändler und Gastwirt ist die Höhe seines Real-Vermögens noch durchaus überschaubar. Neben Gasthaus und Stallungen gibt es noch ein zweites Wohnhaus an der Reichsstraße, eine hochmoderne Kegelbahn im ehemaligen Stadtgraben und Gemüsegärten. Der Getreidehandel dürfte sich nach Ende der Inflationszeit gut angelassen haben. Sprichwörtlich gehört Voraberger bald zu den einzigen drei St. Veitern, die Geld haben. Ja er wird auch rasch zum Geldgeber bzw. zum Geldverleiher. Sehr vorsichtig werden Darlehen nur gegen grundbücherliche Sicherstellung gewährt. 1934 ist innenpolitisch ein spannendes Jahr, nicht so für August, er kauft sich ein Landtafelgut am Stadtrand und die dort befindliche Ziegelei, nebst Landwirtschaft gleich mit. Die Nachfrage nach Mauerziegel wird sich wohl noch in Grenzen gehalten haben, doch es kommt ja bald 1938! Absatz und Beschäftigtenzahlen werden dann rapide steigen. Noch ist es nicht so weit, Gasthaus und Landwirtschaft ergänzen sich gut. Es gibt weder Mangel an flüssigen Mitteln noch Probleme bei Vermarktung von Korn und Vieh wie überall sonst! 1938 wird im Zuge des neuen Erbhofgesetzes amtlich abgefragt. Vorabergers Besitz ist inzwischen durch Zukäufe auf 210 Hektar angewachsen.
Kriegs- und Nachkriegszeit wird schadlos überstanden. Der bald einsetzende Neuaufbau kommt der Ziegelproduktion sehr entgegen. Doch gemach! Auch andere Ziegeleien, vielfach mit günstigeren Lehmlagern und besserer Verkehrslage treten auf den Plan. Investieren ja, aber nicht zu viel? Wird es sich rechnen oder ist das Rohmaterialvorkommen bald zu klein?
Diese Fragen werden zu bald die Nachkommen beschäftigen und von diesen hoffentlich richtig eingeschätzt werden. August Voraberger wird nicht alt. Er stirbt 1955 mit 64 Jahren. Was er hinterlässt ist äußerst zwiespältig. Ein großes Vermögen ist wohl da, doch die Erbfolge durch familiäre Defizite sehr schwierig. Der Geschäftssinn war viel stärker als der Familiensinn. So musste es kommen, dass binnen weniger Jahre alles komplett zerfiel.
Auch das gehört zu St. Veiter Wirtschaftsgeschichte
Man stell sich vor, unsere Stadt hatte noch keinen einzigen Großmarkt! Viele kleine Läden sorgten dafür, dass jeder Käufer finden konnte, was er suchte. Sogar Markenartikel konnte man kaufen. Weil die Firmen noch keinen großen Aufwand für Werbung trieben, waren gerade einmal die Rechenzettel mit mehr oder weniger ansprechenden Bildern gratis zu haben und sie taten ihre Wirkung, wie man hier sehen kann.
Einen Zeithorizont 1933-37 habe ich in einem durchschnittlichen Haushalt gesammelt und mein Freund Rudi Wadl hat das Gesammelte dankenswerterweise digitalisiert. Viel Vergnügen in unser beider Namen:
Vom edlen Waidwerk in und um St. Veit/Glan
Dezember 19, 2014 um 16:10 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Burgfried, Eigenjagd, Festwagen Wiesenmarkt, Gemeindejagd, Grenze, Hochosterwitz, Jagd, Jagdlust, Karl Anetter, Museum der Stadt, Schützenscheiben, Schwarzfurter Kreuz, Streckenlegung um 1930, Taggenbrunn, Treibjagd, Verbauung
Es gab Zeiten, da war die Jagd ein Vorrecht von Herrscherhaus und Adel. Eine Ausnahme bildeten allerdings die autonomen Städte. Patrizier und gehobene Bürger durften sehr wohl Schießwaffen tragen und ein städtischer Burgfried hatte durchaus jagdbare Gebiete, wie Flussauen, Felder und Wälder beinhalten. So auch in St. Veit. Der Burgfried der Stadt, also das erweiterte Stadtgebiet verlief mit seiner Grenze beispielsweise in Tschirnig beginnend über die untere Glan in Richtung Kollerhof, knapp davor steil den Muraunberg hinan zur Schwarzen Muttergottes, von dort weiter am Grad bis zum sogenannten Sattele. Dabei gehört die Nordwestflanke des Berges zur Stadt, die andere schon zur Herrschaft Karlsberg. Vom Sattele verläuft die Grenze steil ab, quert die obere Glan und erreicht beim sogenannten Schwarzfurter Kreuz (später auch Mansfelder Kreuz genannt) die nach Feldkirchen führende Landstraße, folgt dieser bis zum Reidenwirt, wo ein kleines Bächlein von Treffelsdorf kommend der Glan zu eilt. Diesen Graben aufwärts erreicht man den genannten Ort um dann im rechten Winkel gegen den Pöllingerhof abzubiegen. In fast gerader Linie geht es über den Obermühlbach zum Doppelsbichler, weiter durch Zensweg, unter der heutigen Funder Villa vorbei (eine wunderschöne Parkanlage durchschreitend) und gelangt so in den Graben, welcher nach Hunnenbrunn weist. In Tratschweg geht es über die Wimitz durch ein Waldstück hinauf auf die Wiesen und Äcker des ehemaligen Rainhofes. Dieser musste dem Bahnbau von 1911/12 Platz machen. Damit wären wir fast an unserem Ausgangspunkt angekommen. Als angrenzende alte Grundherrschaften nach Karlsberg sind der Reihe nach noch zu nennen: Nussberg, Kraig, Hochosterwitz mit Enklave Taggenbrunn. Es ist für jedermann leicht erkennbar, dass innerhalb dieser Grenze viel Federvieh, Fuchs und Hasen unterwegs waren und sich die städtischen Weidmänner folglich schon früh voll der Jagdlust hingeben konnten.
Dass sich die St. Veiter schon recht gut und früh darauf vorzubereiten wussten, davon künden die vielen Schützenscheiben im Museum der Stadt. Als es dann ab Mitte des 19. Jhts. endlich auch dem biederen Landmann gegönnt war, an Eigen- oder Gemeindejagden zu denken, waren die St. Veiter ihrer Zeit weit voraus, dementsprechend gern gesehene Jagdgäste bei Freunden der Umgebung. Eine Treibjagd konnte gar nie genug Schützen haben, eher zu wenig Treiber, welche die Aufgabe hatten Hasen und Füchse aus ihren Verstecken zu verscheuchen, Fasane, Rebhühner und Wildenten in die Luft zu bringen. Amazone gab es damals so gut wie keine. Die Jagd funktionierte noch ganz ohne Gleichberechtigung, unvorstellbar!
Dir. Karl Anetter (Jg 1920) hat mir freundlicherweise einige historische Fotoaufnahmen aus der aktiven Zeit seines Vaters – also aus der Zwischenkriegszeit – zukommen lassen, wo nachweislich St. Veiter Schützen bei Treibjagden in Tigring, Zweikirchen und um Hardegg herum teilgenommen haben. Auch ein Foto vom Festwagen der Jägerschaft anlässlich Wiesenmarkt Eröffnung Mitte der dreißiger Jahre ist darunter.Eines zeigen die Bilder ganz deutlich, die Streckenlegung war nie mehr so reichlich wie damals. Hasen, Fasanen und der gleichen scheinen sich schon von selbst in die ewigen Jagdgründe zurück gezogen zu haben. Schuld daran sind die Monokulturen und selbst die moderne Verbauung hat vor moorigen und nassen Böden nicht mehr die geringste Scheu.
St. Veiter Burgfried Marksteine (Merksteine)
Juni 21, 2013 um 16:27 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Aufwurf-Münzen, Burgfriedsteine, Kleinszig, Landgericht Hoch Osterwitz, Landgericht Karlsberg auch Carlsberg, Landgericht Kraig, Münzkatalog Probst, Muraunberg, Taggenbrunn, Treffelsdorf, Tschirnig
Über dieses Thema wurde schon mehrfach von mir berichtet, auch in diesem blog. Zuletzt mit Signatur I/2007 ging es darum, dass die Gerichtsgrenzen der Stadt im Laufe der Jahrhunderte auch einmal wandern konnten. Meistens zum Vorteil der Stadt. Es gab aber auch Widerspruch, Proteste und Prozesskosten-Zahlungen.
Weil unter Signatur IV/2010 von der Auffindung zweier Burgfriedsteine – einer in Treffelsdorf, der andere dislocirt am Hause des Geometers Kastenhofer in St.Veit – die Rede war, steht nun an, alle bekannten Marksteine hinsichtlich ihrer Beschaffenheit unter Nennung ihres heutigen Standplatzes und so weit möglich im Lichtbild vorzuführen.
A) Steine im Stadtmuseum
ad 1) Hoher, dreikantiger Marmor – erste Seite mit quer gestellter Jahrzahl 1572, zweite Seite B S V für Burgfried St. Veit, dritte Seite LG für Landgericht Hohen Osterwitz. Die vierhundert Jahre alten Schriftzeichen sind nur noch bei besten Lichtverhältnissen lesbar. Der überlieferte genaue alte Standort (1673: „bis zu dem hohen Marchstein“) lag beim Kollerhofer Kreuz an der Straße nach Klagenfurt.
ad 2) Marmor gerundet – einseitig beschriftet: Burgfried S Veit 1674
ad 3) Marmor gerundet – einseitig L H mit eingelegtem O steht für Landgericht Hochosterwitz – Jahrzahl 1674
ad 4) Grober Grauer Granit – erste Seite Statt S Veit Burgfried 1750 – Gegenseite alle Worte unter einander, d.h. in 5 Zeilen zu lesen: LAND GERICHT HOHEN OSTER WIZ
B) In Heinz Kleinszig, Hundert Jahre Taggenbrunn im Familienbesitz, Dareb Druck 1983, Seite 17
ad 5) Hoher grauer Granit, oben gerundet nur einseitig lesbar:
1552 (?) darunter „INRI“ !! und Bearbeitungsspuren – Hohen Osterwitz Landgericht. Rückseite „Burkhfrid der Feste Taggenprun“

Villa Kleinszig ad 5) Westseite
C) Am Muraunberg in loco – zweihundert Schritte von der Schwarzen Mutter Gottes auf südöstlich leicht ansteigendem Hohlweg
ad 6) Grober schwarzer Schiefer an Vorderseite B S V (=Burgfried StVeit) mit Jahrzahl 1753, auf Rückseite L C (=Landgericht Carlsberg) 1753

Muraunberg ad 6) Westseite
D) Beim Neubau des Feuerwehr Rüsthauses beschädigt, doch wenigstens erkannt und auf der Straßenseite gegenüber neu versetzt.
ad 7) Marmor Torso in Treffelsdorf nur noch teilweise lesbar: Sant Veit 1638

Treffelsdorf ad 7)
E) Vor dem Hause ehem. Vermessungsbüro Kastenhofer an der Stiegengasse ad 8) Marmor gerundet BURGK FRIT SAND VEIT 1638 Rückseite nicht einsehbar! Ursprünglicher Auffindort nicht überliefert.
F) In Tschirnig sind zwei Relikte vorfündig, ein modern nachempfundenes, gleich beim Kreuz vor vlg Hane (Fam. Slamanig) ein historisches, bestehend aus gewaltigem rohen Block, Spitze allein mit T und eingelegtem B (für Burgfried Taggenbrunn) bezeichnet. Dieser Block stammt von der Weggabelung kommend von St. Veit über die Schnellstraße links Scheifling, rechts Taggenbrunn wo ebenfalls ein Holzkreuz steht. Er wurde dort von Herrn Slamanig geborgen und liegt jetzt hinter seinem Nebengebäude in Tschirnig

Tschirnig / modern ad 9)

„Tschirnig“ ad 10)
Damit wären immerhin von den zuletzt (1673) genannten z e h n Marken beachtliche a c h t noch auf uns gekommen. Mit denen im Münzkatalog Probst L 3/1 Nr 14 insgesamt angeführten „Aufwurf-Münzen“ hingegen, nämlich der Jahre 1629, 1649, 1673, 1690, 1699, 1706, 1709 und 1720 ist kein einziger Markstein deckungsgleich. Wie kommt das? Aus dem 16. Jahrhundert wird zunächst einmal wahrlich nichts geblieben sein. Im 17. Jahrhundert waren zumindest zwei Prägungen zeitlich nur knapp vor dem Rundgang gelegen. Für 1753 war die Vorrats-Prägung deutlich früher geschehen. Ob die Pfennige des frühen 18. Jahrhunderts noch zu den Aufwurf-Münzen zählen, sei dahingestellt.
Walter Wohlfahrt, Juli 2013
Taggenbrunn
Januar 19, 2013 um 14:49 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: "Friedhöfl", Borgenschützen, Burg, Dr. Kahler, Fememord 1934, Foto Trenkwalder, Kasten, Korn-Kasten, Kranzmayer, Lehm, Reitstall, Tachen, Taggenbrunn, Turnverein, Wehrturner, Weinkeller, Ziegelei Voraberger, Zisterne
Kein(e) St. VeiterIn, und sei es der/die Älteste, wird sich erinnern, dass die Ruine von Taggenbrunn aus allen Himmelsrichtungen einmal so frei und her zu sehen war. Eine glänzende Idee des neuen Burgherrn, die Mauern frei zu schlägern, hat dies ermöglicht. Aber nicht nur das, auch sonst gab es rund um den Burghügel in jüngster Zeit markante Veränderungen. Alte, bemooste Obstbäume wurden radikal beseitigt, der altehrwürdige Kasten, ein Relikt aus Zeiten, wo die untertänigen Bauern noch Korn zu zinsen hatten, ist samt seinem tiefen Kellergewölbe Denkmal schützend renoviert worden. Dem Vernehmen nach soll damit Platz für künftige Weingärten und vielleicht ein Weinkeller geschaffen werden?
So lange dies alles noch seiner Verwirklichung harrt, muss wohl auch der Zugang zur Burg gesperrt bleiben. Wie schön waren doch einmal die Aufstiege dorthin? Ob von Westen her, den romantischen Steig ab Parkplatz entlang, in einer Kehre hinauf, am Hirschen-Zaun vorbei, wo einst das sogenannte „Friedhöfl“ lag. Es wurde nie untersucht, ob hier tatsächlich Bestattungen erfolgten, möglich wäre es. In der „Verbotszeit“ von 1934 ff tollten sich hier die sogenannten Wehrturner, Filiale des Turnvereines. Alle waren sie verkappte Nationalsozialisten, die sich für den Tag X fit halten wollten. Wie lächerlich und doch wieder wie bitter ernst! Bald führte der Steig steil bergan. Da gewahrte man verschiedenes Jagdgetier, allerdings in Hartplastik. Auf diese zielten kurze Zeit lang die Bogenschützen. Diese hatten ebenso den Platz räumen, wie Pferd und Reiter des Reitstalles. So ändern sich die Zeiten. Momentan ist auch der Aufgang von Seite des Gehöftes nutzlos, weil man in allen Fällen schließlich vor einem versperrten Burgtor endet. Gleiches gilt für die Auto-Auffahrt. Etwas Interessantes soll jedoch für die Zukunft geplant sein?
Nun ein paar Worte zum eigentlichen Thema Taggenbrunn. Der alte Burgherr höchst persönlich hat im Jahre 1979 im Verlag Carinthia Klagenfurt ein kleines Büchlein über Geschichtliches, Erlebtes und Sagenhaftes herausgegeben. Dazu nur so viel: Für die Geologie sowie für die Geschichte der Anlage hat man sich fachmännischen Rat bei Prof. Dr. Kahler bzw. im Landesarchiv wohl zu verschaffen gewusst. Auch der Kampf gegen den Verfall der Jahre 1974-78 ist gut dokumentiert. Selbst bei der Qualität der Abbildungen u.a. Luftaufnahmen, meist von H. G. Trenkwalder, hat man keineswegs gespart. Weniger oder überhaupt nicht ernst zu nehmen sind die „Erlebnisse rund um Taggenbrunn“. Aussagen über die Zeit vor 1938 sind inzwischen längst überholt und hinsichtlich eines gewissen Vorfalles (Fememord) als äußerst tendenziös entlarvt, weil allen Ernstes versucht wurde, das Opfer zum Täter zu machen.
Dr. Kahler hat nachgewiesen, dass es sich beim Burg-Berg um Auswurfmaterial der nahe gelegenen, einst sehr aktiv gewesenen Vulkane handelt. Das benötigte Baumaterial war also in nächster Nähe und in bester Qualität vorhanden. Auch die Sache mit dem Namengeber (?)Tagenus aus dem Pongau ist von Eberhard Kranzmayer unreflektiert übernommen worden. Kranzmayer hätte gewiss gut daran getan, weniger auf Possessiv-Namen, d.h. auf mögliche Besitzer zu setzen, dafür aber manchmal die Beschreibungen der alten Gerichtsgrenzen heranzuziehen. Dann wäre ihm aufgefallen, dass Tachenbrunn und auch Tadtenbrunn geschrieben wurde, und zwar von ortskundigen Leuten. Im ersten Falle ginge es bei Tachen um ein Lehmvorkommen, wo auch tatsächlich Wasser austritt und wo einst die Ziegelei Voraberger arbeitete. Im zweiten Fall ging es möglicherweise um einen toten Brunnen, weil er wenig ergiebig und nicht selten leer war. Eine Anhöhe kann man nur schwer mit Brunnen assoziieren. Die Zisterne im Burghof war vermutlich schwer dicht zu halten, also oft tot und leer. Übrigens, seit der Brunnen nicht mehr gebraucht wurde, hat man ihn sträflicher weise zum Abfallkübel umfunktioniert. Vielleicht geschieht auch diesbezüglich demnacächst etwas Positives? Walter Wohlfahrt in St. Veiter Stadtblattl Jän 2013
Die Felfer
August 9, 2011 um 17:26 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Felfernig, Georg Graber Sagen aus Kärnten, Korbweide, Kranzmayer, Taggenbrunn
Das moderne Märchen von der Felfer beginnt damit, dass sich im uralten Taggenbrunn neue junge Leute einstellten, darunter ein tüchtigen Koch. Dieser sorgt ab sofort dafür, dass rund um die Uhr und ohne Ruhetag auch warme Speisen in sehr guter und preiswerter Qualität verabreicht werden. Während der Burgherr schon den schönen Namen „Herr Ritter von Liebenfels“ trägt, ist der Koch nach einem passenden Prädikat noch auf der Suche. Auf die Frage, wie er denn heiße, folgte die Antwort, sein bürgerlicher Name wäre Felfernig, doch mit der Ahnenforschung sei er noch nicht weit genug. Die nächste Frage, ob man denn wisse, woher der Name Felfernig stamme, wurde glatt verneint. Wohl gebe es in der Nähe und im Görtschitztal solche Namensträger, doch woher der Name wirklich käme, wisse man nicht.
Wer unter den Lesern weiß zu helfen und zu sagen, was eine Felfer ist oder war? Der gute Duden schweigt sich darüber ebenso aus, wie Internet und Wikipedia! Sollte es sich dabei vielleicht um einen alten Kärntner Namen handeln? Dann könnte man etwa bei Georg Graber und seinen „Sagen aus Kärnten“ nachsehen. Siehe da, im Band II von 1979 heißt es auf Seite 47 u.a. „Der krumpe Felfer“ und die Rede ist dabei von einer Korbweide! Ist Felfer nun weiblichen oder männlichen Geschlechts, das sei dahin gestellt. Immerhin heißt es d i e Fichte, d i e Tanne, d i e Eiche, Buche usw. Dass es sich dabei um die sogenannte Korbweide (Salix viminalis) handelt, steht außer Zweifel. Nun haben einst überall und immer wieder auffällige Baumbestände für alte Hausnamen hergehalten, die später dann zu Familiennamen werden konnten, wie z.B. Pirke für Pirker, Buche für Bucher, F(e)ichte für Feichter usw. So auch die Felfer für den halb deutschen, halb slowenischen Felfernig. Da Kärnten schon einmal deutlicher als heute ein zweisprachiges Land war, gilt es nach Eberhard Kranzmayer zu beachten, dass das was im Deutschen die Endung „-er“ zu bewirken hatte, im Slowenischen die Endung „-nik“ , später verschönt zu „-nig“ oder „-nigg“, aussagte. Slowenisch ist unser „Pirker“ ein „Wriesnik“ und unser „Linder“ ein „Lipnik“ so wie der „Ahorner“ zum „Javornik“ und der „Eschenauer“ zum „Jesenik“ wurde. Im Unterschied zu den letzten vier Beispielen, wo auch das Stammwort slowenisch ist, klingt unser Felfernig nach einer echt Kärntner-Slowenischen Mischung. Würde man nämlich die Korbweide, slowenisch Vrba heranziehen, dann hätte daraus etwa auch der Urbanik werden können. Vielleicht gibt es ihn auch irgendwo? Dann hätte man sowohl ein gemischtes wie ein einsprachiges Namenspaar. Dass schließlich mit dem Abkommen, der heute wieder mehr gepflegten Korbflechterei der Alt-Kärntner Baumnamen Felfer fast gänzlich in Vergessenheit geraten konnte, ist nicht weiter zu verwundern. Das hier gezeigte Foto entstand nahe Hanslwirt an der Zensweger Straße. Es zeigt deutlich die starke Lebenskraft dieses Gewächses, obzwar sehr alt, innen schon morsch, hohl und faul, ist die Rinde immer noch voll Kraft, und die Felfer treibt nach jeder „Ernte“ immer wieder neu aus. Wohl klar, dass der hohle, krumme Baum oft Anlass für allerlei Märchen und Sagen war. XI/2010
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