St. Veit (Glan) um 1750
Mai 29, 2012 um 18:00 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: "Eisenspeditores", Abbich, Aichwalder, Eisenniederlag, Gewerbe, Greifenstein, Hartmann, Huttin, Kellerstein, Koller, Korath, Maut, Miggitsch, Pfeilheim, Ponter, Privilegien, Schönmühle, Schwarzer Adler, Schwerer, Secherau, Seidner, Sonnleitner, Stadtpfarrkeusche, Standrecht, Sternwirt, Steuerbuch 1753, Stiften, Tafern, Tengg, Unterberger, Weinsteuer, Werthenpreis, Ziegelstadel
Das Steuerbuch von 1753, verwahrt im Kärntner Landesarchiv unter Katalog 18, Faszikel 225 weiß in gedrängter Form allerhand Interessantes und Wissenswertes über die Stadt, ihre Häuser und Bewohner, Gewerbe- und Handelsbetriebe zu erzählen. Ein fremdes und zugleich vertrautes Bild bietet sich uns dar. Das Leben in der Stadt war einst viel bescheidener, anderseits aber da und dort gewiß auch reicher als heute.
Die auf den einzelnen Häusern und Liegenschaften anfallende Steuer errechnete sich aus einer präzise ermittelten Bemessungsgrundlage, der sogenannten „Nutzung“. Auf diese Weise kann z.B. heute noch die damalige Bedeutung und Größe etwa eines Gastbetriebes oder eines Privathauses etc. festgestellt werden. Ja selbst der Umstand, ob das Haus teils oder zur Gänze selbst bewohnt oder aber vermietet war, ist zu erkennen. Nur beispielhaft seien die wenigen Häuser der Friesacher Vorstadt wiedergegeben, wie sie in ihrer Reihenfolge jeweils rechts und danach links von der Straße in Richtung stadteinwärts aufscheinen:
Name „Nutzung“
Franz Xaver von Pfeilheim, Besitzer des Kölnhofes 15 eigener Zins
9 für „Inleut“ ( d.h. für Mietleute)
Maria Johanna von Greifenstein, Sternwirt 40 eigener Zins
Johann Tengg 4 eigener Zins
Schönmühl 2 eigener Zins
Anton Aichwalder, Wirt Schwarzer Adler 7 eigener Zins
Stadtpfarrkeusche 7 für „Inleut“
Auf diese Weise lassen sich die Gewerbetriebe jener Zeit recht leicht und lückenlos erfassen.
Wir können uns hier aber nur einiger Betriebe konkret annehmen und müssen uns im übrigen auf eine sumarische Wiedergabe beschränken.
Da sie mit großem Abstand das Jahresbudget der Stadt finanzierten, wie die nachfolgende Aufstellung beweist, seien die „Eisenspeditores“, wie sie wörtlich genannt sind als erste angeführt. Aber zuvor zu den Einkünften der Stadt von 1753 in Gulden:
Eisenniederlagsgefälle 2.098
Weinsteuer 61
Unsteigerliche Stiften 248
darunter versteht man alle bei Neuverleihung von städtischen Häusern anfallenden Abgaben, die seit Maria Theresia nicht mehr beliebig gesteigert werden durften, also „unsteigerlich“ waren.
Tafern Erträgnisse 121
Weil Tafern das alte Wort für Gasthaus ist, geht es hier also wohl um eine Art Getränkesteuer
Mautgefälle (im 6 Jahres-Durchschnitt) 169
Ziegelstadel des J.Hartmann 9
Dieser befand sich vermutlich auf Stadtgrund!
Laudemia (eine grundherrliche Ababe) 25
Standrecht (Marktstand Abgabe) 30
In Summe 2.756
Unter den Herren Eisenspeditores, die gerade noch im Vollbesitz ihrer Eisenhandelsprivilegien gestanden sind und mit Hüttenberger Eisen über Venedig etc. weit in den Süden ja bis in den Nahen Osten handelten, finden wir
Jakob von Kollenstein (verschrieben, richtig Kellerstein)
Johann Paul von Werthenpreis
Georg Siegmund Seidner
Christian Ponter
Johann Koller vom Eisen-Negotio (d.h.Eisen-Geschäft)
Franz von Pfeilheimb
Martin von Secherau
Veit Sonnleitner
Diese Herrschaften hatten fast ausschließlich ihre Palais und Gewerkenhäuser am Oberen Platz und bildeten die erste Gesellschaft der Stadt. Neben diesen finden sich die bescheideneren aber auch durchwegs wohlhabenden „Handelsleute“
Anton Schwarzrock
Johann Unterberger
Thomas Miggitsch
Josef Abbich
Thomas Ambroschütz
Bosjak & Companie
den „Kramer und Fratschler“
Caspar Schwerer, Inhaber des Salz- und Tabakverlages
und die „Versilberer“
Johann Tengg
Caspar Korath
Maria Huttin
Außerdem gab es in der Stadt einen Apotheker und 5 „Freikünstler“ nämlich einen Gold- und Silberarbeiter, einen Bildhauer – kein geringerer als den berühmte Johann Pacher – einen Glockengießer, einen Bettenmacher und den Caffee-Sieder Franz Kuchler.
Neben der Bäckerzunft, bestehend aus sieben namentlich genannten Meistern, werden auch drei „Sudelbäcker“ erwähnt. Der Ausdruck ist eine sehr abwertende Bezeichnung für die nicht zünftigen, also nicht der Zunft angehörenden Bäckereibetriebe.
Nun zur erwähnten summarischen Darstellung aller in der Stadt arbeitenden Gewerbe. Mehrfachnennungen sind dabei in Klammern gesetzt.
Uhrmacher, Büchsenschifter, Müller(9), Tischler(3), Glaser(2), Maurer(2), Steinmetz,
Fleischhauer(8), Färber(3), Hafner(2), Gürtler(2), Bortenwirker, Bader(2), Kürschner(2),
Schlosser(2), Sattler(3), Riemer(3), Weber(5), Zimmermann, Lederer(7), Schuster(9),
Rader(3), Schmieden(3), Binder(2), Schneider(10), Sockenstricker, Drechsler,
Handschuhmacher(2), Weißgerber, Kampelmacher, Zirkelschmied, Seiler(2), Klampferer,
Kupferschmied(2), Seifensieder, Lebzelter(4).
Den Bierbrauern und den Brennern sowie deren Produktionsmengen wurde seitens der Finanzbehörde ein ganz besonderes Augenmerk geschenkt. Es scheint so gewesen zu sein, daß sich einige der niedergelassen Wirte auf das Brennen verschiedenster Spirituosen spezialisiert hatten.
Die markanteste Persönlichkeit in diesem Zusammenhang ist wohl Hans Süßbauer.
Neben 480 Eimer Kesselbier und 2.418 Eimer Steinbier erzeugte er Im Jahre 1753 noch 2 Eimer, 20 Maß „Branntwein vom Kesselbier-Geläger“!!! Da kann es sich ja wohl um nichts anderes handeln als um den ersten St.Veiter Whisky?
Im Falle der übrigen Branntweine wurde streng unterschieden.
1. „Wälische Weine“ zu Branntwein machten
Franz Schwarzrock 20 Maß
Maria J.v.Greifenstein 40 Maß
Maria Turteltaubin 20 Maß
Thomas Miggitsch 10 Maß
Johann Schöffmann 2 Eimer 6 Maß
2. „Steirische Weine“ verarbeiteten zu Branntwein
Veit Sonnleitern 1 Eimer 38 Maß
Jos.Schludermann 1 Eimer 38 Maß
3. Mit Getreide-Brand
befaßten sich insgesamt
7 Personen mit zusammen ca. 10 Eimer Jahresproduktion.
Man kann hier gut ablesen, in welchen Häusern das vornehme und in welchen das weniger zahlungskräftige Publikum verkehrt haben mag. Für darüber hinausgehende, jeweils ganz persönliche Überlegungen und Gedankengänge, dürfte der Verfasser für diesmal wieder einige Anregung gegeben haben. Wenn auch Steuern zu keiner Zeit gerne gezahlt worden sind. In diesem Falle war es doch gut so. Ohne das eingangs erwähnte Steuerbuch hätten wir das eine oder andere aus unserer geliebten Stadt und aus ihrer „guten alten Zeit“ wohl kaum erfahren.
Walter Wohlfahrt in St. Veit Kommunal Jänner 1999
Der Sternwirt in St. Veit
Mai 7, 2012 um 17:28 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Arbeiterkammer, Bürgerbuch 1564, Empergeld, Feuerschutzabgabe, Franz Turtltaub, Franz Xaver Mayer, Goldenen Stern, Hotel Dorint, Hotel Stern, Jabornig, Johann Kumer, Johann Leitgeb, Josef Herzele, Josef Landfraß, Kärntner Landsmannschaft, Liebenfels Pfarre Pulst, Maria von Greifenstein, Maria-Clara Kumer, Mathias Hickl auch Hickhl, Osterwitzer Gericht, Pickl, Raßnig, Sternwirt = Fuchspalast, Steuerbuch 1753, Stiftregister, Tax, Windischgräz
Über das Alter dieser gastlichen Stätte wurde in der Kärntner Landsmannschaft schon zweimal, nämlich in den Oktober-Heften der Jahre 1998, Seite 21ff und 2002, Seite 61ff berichtet und immer noch tauchen neue Fakten auf.
Als wahre Fundgrube zur Stadtgeschichte erweist sich das vom Verfasser jüngst und nach monatelanger Archivarbeit digitalisierte Bürgerbuch der Stadt St.Veit 1564-1884. Diese unschätzbare Unterlage erlaubt nun auch zu obigem Thema tiefere Einblicke bis Ende des 17.Jhdts. Das Bürgerbuch hatten den Zweck, Datum der Bürgeraufnahme, die Namen der Kandidaten, die zu zahlenden Taxen, fallweise Berufe, später auch Anschrift, Herkunftsort etc. amtlich festzuhalten. Bürgerwürde, brachte viel Ehr und Ansehen und war stets mit einem Eid verbunden. Jedenfalls können jetzt Besitzabfolgen und Änderungen in der Hausbezeichnung um einiges leichter erschlossen werden.
In unserem Falle interessant zu werden beginnt es mit dem Jahr 1675, da erscheint als Neubürger Mathias Hickhl, noch ohne Berufsangabe und ohne Nennung einer Taxe. Weil jedoch 1690 schon die Bürgeraufnahme eines Andree Hickl (ohne „h“) folgt und dabeisteht, daß er Fleichhacker, in Windischgräz (heute: Slovenjgradec) geboren sei und 15 Gulden Tax zu zahlen habe, wird es sich beim Mathias wohl um seinen Vater handeln und auch dieser von Windischgräz gekommen sein. Vielleicht war auch er schon Fleischhacker, ganz sicher aber bereits Wirt….. Warum? Weil 1710 schon Martin Hickhl (wieder mit „h“) als Vertreter der dritten Generation Bürgerrecht verliehen bekommt, ausdrücklich Fleischhacker genannt wird und nur noch – da schon hier geboren – elf Gulden Tax zu entrichtet hat.
Wichtig ist, daß die nächsten Besitznachfolger ebenfalls Bürgerrecht lösen und sich „Inhaber des Hiklischen Wirtshauses“ nennen oder erklären, „Bürger auf das Hiklische Wirtshaus in der Friesacher Vorstadt geworden“ zu sein. Es sind dies 1746 Johann Leitgeb „Gastgeb (=Wirt) am Hiklischen Wirtshaus“ mit 15 Gulden Tax – 1758 Franz Turtltauben „Wirt auf das Hiklische Wirtshaus in der Friesacher Vorstadt, Bürgersohn allda“ mit 12 Gulden zuzüglich Empergeld (=eine Feuerschutzabgabe) – und schließlich Johann Kumer „Wirt am Hiklischen Wirtshaus, Friesacher Vorstadt, im Osterwitzer Gericht(sbezirk) geboren“ mit 16 Gulden etc.
Daraus erhellt, daß drei Generationen der Familie Hickl als Fleischhauer und Wirtsleute in der Friesacher Vorstadt gereicht haben, um dem Wirtshaus seinen, d.h. ihren Namen zu geben. Sie sind danach entweder ohne Nachkommen geblieben oder haben einfach verkauft und sind wegzogen. Die Taxe von 15 Gulden des Johann Leitgeb sagt vielleicht aus, daß er von auswärts gekommen ist und nicht in die Familie Hickl eingeheiratet hat.
Das eingangs erwähnte Bürgerbuch – übrigens, das Original ist im Landesarchiv, Handschriften Katalog Nr.1 und Nr.2 aufliegend – hilft uns in der Besitzerreihe aber auch noch darüber hinaus ein Gutstück voran! Die Nachrichten werden nämlich zeitweilig etwas umfangreicher. Als Josef Herzele 1780 Bürgerrecht erhält, ist er einfach der „Wirt in der Friesacher Vorstadt, der die Kumer´sche Witwe Maria-Clara, geborene Lidl mit Übernehmung aller ihrer Schulden (!) geehelicht, folglich auch das Wirtshaus in der Friesacher Vorstadt Nr.6 übernommen hat.“ Auch wird mitgeteilt, daß er am 5.3.1715 an der Raßnegger-Mühl (heute Raßnig geschrieben und im Osten der Stadt gelegen) geboren sei.
Der nächste in der Reihe wäre der 1791 Bürger gewordene Franz Xaver Mayer. Er stammte aus der Stadt Salzburg, zahlte 16 Gulden und wurde erstmals „Sternwirt, Friesacher Vorstadt Nr.6 und 7“ genannt. Aber schon drei Jahre später, 1794 erscheint im Bürgerbuch Josef Landfraß als „Wirt zum Stern in der Friesacher Vorstadt“. Er wird als ehemaliger Bürger zu Villach und in der Kreuzen, Landgericht Paternion geboren bezeichnet. Seine Tax beträgt nur 12 Gulden.
Mit dem Namen Pickl kommt zur Abwechslung wieder einmal eine Familie auf den Besitz, die drei Generationen lang die Stellung behaupten kann. 1803 ein Johann „Sternwirtbesitzer, 33 Jahre alt, in (Alt)Liebenfels, Pfarre Pulst geboren – 1817 Johann (Sohn) „Gastgeb zum Goldenen Stern“ 28 Jahre alt, hier geboren – und schlußendlich 1841 ein Michael Pickl „Gastgeb und Hausbesitzer“ 28 Jahre alt, hier geboren.
Die schon 1998 zitierten Urkunden, wie Stiftregister 1722-30 und Steuerbuch von 1753 und die dort vorkommenden Erwähnungen eines „Sternguat mit 2 Huben“ im Eigentum von Frau Jabornig, später Rechberg bzw. Maria von Greifenstein bedürfen jetzt einer neuen Interpretation. Demnach waren die noblen Herrschaften wohl Eigentümer der umliegenden Gründe sowie der ältesten, kaum noch existenten Bauflächen, nicht jedoch Inhaber der ersten Gastwirtschaft. Ausgehend von den kleinen Anfängen eines Mathias Hickhl 1675 wurde konsequent in Richtung der umliegenden Flächen erweitert. In dieser Vorwärtsentwicklung konnte aus dem Hicklischen Wirtshaus, der Sternwirt, danach das Hotel Stern, dann das Vereinshaus der Arbeiterkammer und schließlich Hotel Dorint bzw. der Fuchs-Palast entstehen.
Walter Wohlfahrt in Kärntner Landsmannschaft, August 2003
Heute können hier einige Illustrationen nachgereicht werden, was bislang nicht beherrschbar war. Viel Spaß beim Anschauen. August 2013 !

Der alte Sternwirt und davor der neue große Saal – auch eine Benzin-Zapfsäule hat es 1925 schon dort gegeben
Das Gasthaus „Zum Roß-Wirt“
August 8, 2011 um 18:34 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Braumeister, Eduard Schorn, Englische Besatzung, Gastgeb, Gösser Bierdepot, Goldhauben, Grote Anna, Hebamme, Johann Winkler, Josef Lebmacher, Josef Wernhammer, Kellermeister, Kesselbierbräuer, Kronawitter, Papierfabrik, Rößlwirt, Ring-Kino, Steuerbuch 1753, Trabantengarde, Wehrmeldeamt
Das stattliche Eckhaus, Klagenfurterstraße 24 hat nicht nur eine repräsentative Schauseite zur Straße hin, sondern auch eine bedeutende Ausdehnung in die Tiefe, welche teilweise bis zur Prinzhoferstraße, dem ehemaligen Gütersteig reicht. So weit sich die endlose Besitzerreihe verfolgen lässt, waren es in der Hauptsache Wirte, die sich an dieser Adresse mehr oder weniger lang, mehr oder weniger erfolgreich betätigt haben. Vereinzelt mieteten sich hier im Laufe der Zeit auch andere Gewerbsleute vor allem unzählige, ungenannte „Inwohner“ ein.
Josef Wernhammer „Gastgeb im Hause Nr. 5“ war nicht der erste Wirt in diesem Haus, wohl aber der erste dieser Familie. Er wurde schon 1759 zum Bürger aufgenommen. Im Bürgerbuch ist angeführt, er sei Wirt und im Gericht(Sprengel) von Osterwitz geboren. Auf ihn folgte sein Sohn, Egydius mit Vornamen, auch dieser seit 1801als Bürger verzeichnet und schon „hier geboren“. Vielleicht kam es danach zum Verkauf. Der Familienname hat jedenfalls gewechselt. Johann Winkler, gefolgt von seiner Witwe Josepha und dem gemeinsamen Sohn Michael. Johann, Bürger seit 1812 galt damals noch als „Kesselbierbräuer-Geselle, St. Georgen (Längsee) gebürtig. Letzterer hat den Besitz im Jahr 1820 angetreten. Zehn Jahre später ist es schon dessen Witwe, auch eine Josefa, wiederverehelichte Tobeitz. Diese hatte mit dem Winkler eine Tochter, Josefa III. 1847 kam mit ihr im Erbwege noch einmal der Name Winkler aufs Haus. Durch Kaufvertrag des Jahres 1850 gelangte Josef Lebmacher in den Besitz des Hauses. Er wurde 1834 bei seiner Bürgeraufnahme noch als „hier geborener Braumeister“ bezeichnet. Von dieser Großfamilie ist bekannt, dass sie einige Gastwirte, aber auch Fleischhauermeister in ihren Reihen hatte. Leider starb Josef vor der Zeit, so wurde schon 1856 die minderjährige Tochter Maria und sechs Jahre danach, wegen Marias frühen Ableben, ihre Mutter gleichen Namens als Eigentümerin intabuliert. Dieses doppelte Unglück führte dazu, dass sofort wieder neue Hausherren folgten. Es waren dies Johann Kronawitter, Valentin Kampl und wieder Johann Kronawitter, weil Kampl nicht wie vereinbart gezahlt hat. Johann kam nicht zu Bürgerehren, wohl aber schon 1833 der „aus Griesbach/Bayern gebürtige“ Martin Kronawitter, vermutlich sein Vater, der auch mit der Papierfabrik an der Glan zu tun gehabt hatte. Mit dem Tode des Johann am 6. Mai 1875 war dessen Tochter entschlossen, sofort an Anna Bayer zu verkaufen. Anna B. war immerhin bis 1893 am Besitz und dürfte wohl auch das Wirtsgeschäft betrieben haben. So manche Wirtin galt ja als gute Köchin und „die Küche sperrt bekanntlich den Keller auf“. Das ist ein alter Spruch. Mit Mathias Apoloner kam deutlich neuer Schwung in die „Bude“ denn man hörte alsbald vom Bau eines schönen Saales, etwas das es bis dahin in St. Veit nicht gegeben hatte. Von den späteren und noch prächtigeren Sternsälen war noch keine Rede. So kann es nicht Wunder nehmen, dass in Apoloners „Wirtshaus zum Ross“, auch „Rößlwirt“ genannt, nicht allein die bessere Gesellschaft verkehrte, nein auch die prominentesten Vereine, wie Trabantengarde und Goldhaubenfrauen hielten dort ihre regelmäßigen Zusammenkünfte. Apoloner wirkte von 1893 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914. Anfänglich so erfolgreich, stand doch am Ende der Konkurs. Die Gründe dafür könnten vielfältige sein, schlecht finanzierte Investitionen, Abwerbung der Kundschaft durch den Sternwirt, der nahe Kriegsausbruch etc. Genaueres weiß man nicht. Dass letztendlich die Gösser Brau AG, vormals Max Kober 1915 den gerichtlichen Zuschlag erhielt, sagt wohl auch etwas aus, nämlich, dass möglicherweise schon längere Zeit hindurch die Brauerei-Rechnungen nicht beglichen worden waren. 1919 trat Josef Meisterl auf den Plan und kaufte, bevor die Inflation zu galoppieren begann! 1921 heiratete er und schloss mit Maria Osenig, seiner Braut, einen Heiratspakt, wonach ihr gleich die Hälfte der Liegenschaft überschrieben wurde. Vielleicht hatte sie auch etwas Geld mitgebracht. Nach Ableben des Josef Meisterl wurde der Witwe 1936 auch die zweite Hälfte gerichtlich überschrieben. Bis dahin boten Gasthaus mit Fremdenbetten und Fleischhauerei, den schlechten Jahren der Zwischenkriegszeit zum Trotze, der Familie ein gesichertes Fortkommen. Die Gösser Brauerei hatte sich vermutlich schon beim Verkauf 1921 gewisse Rechte vorbehalten und konnte in den vorhandenen Kellergewölben noch lange ein Bierdepot, anfänglich mit eigener Flaschenabfüllung, unterhalten. Sie hatte nämlich von Andreas Jäger in Radweg dessen Braukonzession an sich gebracht. XI/2009
Im Erdgeschoß hat es zunächst weiterhin ein Gasthaus gegeben, nur der 1. Stock zur Straße hin, bot bald reichlich „Abwechslung“. In den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts, mit wenig Bedarf an Fremdenbetten, waren freie Wohnungen desto mehr gesucht. Die Fleischhauer Meisterl, ab 1907 und seit Generationen auch auf dem Unteren Platz ansässig, machten in der Klagenfurter Straße 1931 einem neuen Meister Platz. Da dieser für sich und seine Familie eine Wohnung benötigte, kam es dort nicht nur zur Umwidmung ehemaliger Gästezimmer, sondern etwas später auch zu einem zwiespältigen Ereignis. Es war um die Mitte September des Jahres 1941, als zwei angesehene Bürgerfrauen zeitgleich in die Wehen kamen. Die einzige Hebamme, zwischen zwei Terminen hin und her gerissen, war im Begriffe, jene Adresse, an die sie zuerst gerufen worden war, ohne „Erledigung“ vorzeitig zu verlassen, um ja den anderen, vielleicht etwas prominenteren Fall nicht zu versäumen. Erst die Drohung mit einer Anzeige, ließ die Geburtshelferin bis zum guten Ende an Ort und Stelle verharren. Auch im zweiten Wochenbett ging alles gut und glücklich über die Bühne, nur musste man dort wohl oder übel einen Arzt bemühen. Da es sich in beiden Fällen um sehr bekannte, sich bester Gesundheit erfreuende St. Veiter Persönlichkeiten handelt, muss man Namen nicht nennen.
Die bewegten Zeiten im Ersten Stock hielten an. Bald gab es im Hause eine allgemein gefürchtete Einrichtung, das NS Wehrmeldeamt. Wer dort zu tun kriegte, musste fürchten, dass er seine Zivilkleider bald mit dem Soldatenrock zu vertauschen haben würde, ausgenommen die Freiwilligen, meist Jugendliche, die vorher entsprechend propagandistisch bearbeitet worden waren. Übrigens, nur ganz wenige Eltern wagten es, mit Hinweis auf Minderjährigkeit gegen solche Verpflichtungen erfolgreich Einspruch zu erheben um sich und ihren Söhnen solcherart schlimme Schicksale zu ersparen.
Lange genug hat der Krieg gedauert, im Mai 1945 war es aus und ein Wehrmeldeamt nicht länger vonnöten. In die Büroräume zogen Engländer als Besatzungsmacht ein, denn auch diese suchten Büroräume. Jetzt mussten sich andere überlegen, was sie bei etwaigen Einvernahmen an dieser Adresse aussagen sollten. Nach zwei Jahren schienen die Besatzer die Räume nicht mehr gebraucht, oder andere gefunden zu haben, denn 1947 zogen, die bis dahin im Bezirksgericht nur notdürftig untergebrachten, weiter unten in dieser Straße ausgebombten Gendarmen ein und blieben bis 1960.
Wie schon darauf hingewiesen, hat Haus Nr. 24 eine große Tiefe mit reichlich Hofraum und Nebengebäuden. Dort, wo später das Ring-Kino, als zweites Lichtspieltheater von St. Veit Jung und Alt erfreut hat, befand sich zur Zeit des Rössel-Wirtes ein gepflegter Gesellschaftsraum. Dieser war sogar mit Parkettboden aus bosnischer Eiche ausgestattet. Als während des Krieges das Heizmaterial knapp wurde, hat man den darunter liegenden Betonboden für zweckmäßiger erachtet, den einst kostspieligen Boden kurzerhand abgetragen und in den Ofen gesteckt. Gleich zu Anfang der NS-Zeit kam dort die Flieger-Hitler-Jugend unter. Es wurden Segelflugzeuge gebaut und repariert, welche am Hang von Thalsdorf oder anderenorts für Probeflüge zum Einsatz kamen. Der Flieger-Nachwuchs sollte mit allen Mitteln gefördert werden, was die Heranwachsenden natürlich hell begeisterte, ohne zu ahnen, dass sich bald am Himmel besser kein deutsches Fluggerät mehr zeigte!
Die heute noch bestehende Einfahrt von der Landstraße her, diente den pferdebespannten Bier-Lieferwagen, später auch den motorisierten Fahrzeugen als Aus- und Einfahrt. Die Landstraße war auch damals schon in Richtung Klagenfurter Straße eine Einbahn, nicht so für Gösser Leute! Um nicht rund um die Stadt fahren zu müssen, durften sie allein die wenigen Meter gegen die Einbahn fahren! Thomas Schienegger soll einer der letzten Bierführer gewesen sein. Seine Wohnung hatte er in der Bräuhausgasse 25. Im Hause Klagenfurter Straße 29 lebte Josef Regenfelder mit Familie, ebenfalls ein Bierführer und da nur Gösser ausgeführt wurde, wird Regenfelder wohl auch hier beschäftigt gewesen sein. Eduard Schorn, seines Zeichens Kellermeister der Gösser Bierniederlage wohnte mit Familie an Ort und Stelle, ebenso die Familie Hermann Wonisch, Angestellter. Büros gab es auch in einem Jäger Haus nahe Kuttnig. Private Wohnungsmieter waren – alles laut amtlichen Kärntner Adressbuch von 1949 – Charlotte Zlattinger und Anna Grote, ehemals Damenschneiderin..
Heute hat das Meisterl Anwesen einen neuen Besitzer und ein einheitliches Erscheinungsbild. (siehe Foto!) Neues Leben ist allenthalben eingezogen – neue Mieter, neue Betriebe. Die Geschichte eines alten Vorstadt Hauses setzt sich fort. Andere Schicksale wollen sich erfüllen. Glück auf! XII/2009
Über alte Mühlen unserer Stadt
August 8, 2011 um 16:00 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Erich Petersmann, Franz Franziski, In der Deber, Martin Benedikt von Secherau, Mautmühl, Rasnig-Mühle, Schönmühle, Schleifmühle, Steuerbuch 1753, Weyer Mühle
Anfang dieses Jahres hat man Erich Petermann zu Grabe getragen. Er war im achtzigsten und nicht irgendwer, sondern der letzte Müller der Stadt und Besitzer der Rasnig-Mühle an der Wimitz. Bei dieser Mühle handelt es sich um einen stattlichen Bau, der verlässlichen Informationen zufolge, noch komplett eingerichtet ist, es hoffentlich unbeschädigt auch bleiben wird. Diese Mühle ist zwar nur eine von insgesamt drei Mühlen am Wimitzbach, aber eine von den ältesten und besterhaltenen.
Am Tage der Hl. Helene des Jahres 1450 wird eine Urkunde verfasst – und Franz Franziszi hat sie noch selbst gesehen – sie wird von ihm im Kärntner Landesarchiv Schachtel 2/13 zitiert. Das Dokument hat ausgesagt, dass ein gewisser „Anton Wiednauer, Mühle an der Wimitz, eine ewige Stift, das ist eine laufende finanzielle Zuwendung, an das Zechamt des ehrwürdigen Gotteshauses in der Hauptstadt in Kärnten Sankt Veitskirche anordnete. Ein ewiger Jahrtag zu seinem Gedächtnis sollte vom Pfarrer und allen seinen Kaplänen, sechs an der Zahl, gehalten werden, mit dem Schulmeister und allen Knaben des Chores. Auch sollte der Schulmeister dabei die Orgel schlagen, die Zechmeister aber nach der Vesper dem Pfarrer und seinen Gesellen zwei Viertel Wein in den Pfarrhof schicken, den besten Landwein den man in der Stadt da schenkt“. Das war sehr großzügig und konnte es auch sein, denn der Ertrag einer Mühle glich damals dem einer Goldgrube! Wie kann man sicher sein, dass hier nur die Rasnig-Mühle gemeint ist, nicht die Schön-Mühle beim Klimbacher und auch nicht die Weyer-Mühle, alle ebenso an der Wimitz gelegen? Mühleneigner waren damals meist die Grundherrschaften selbst und sehr selten Privatleute. Nur die Rasnig-Mühle liegt an einer markanten Geländestufe und damit an einem natürlichen Wasserfall. Nur sie allein hatte keine besonderen Wasserbau-Anlagen zum Aufstau nötig. Das ist übrigens auch der Grund, warum Rasnig hier bewußt mit einem „s“ und nicht mit „doppel ss“ geschrieben wird. Auch das Rosental hieß einst „Rasental“. Wenn der Kärntner auf Reisen ging, sagte er, er gehe „auf die Ras“, womit eher ein rascheres Fortbewegungsmittel gemeint war. Also bleiben wir lieber wortgeschichtlich bei „rasant“ als bei „Rasse“, wäre der bescheidene Vorschlag. Selbst die Deutungen für das Rosental wären es in diesem Sinne wert, hinterfragt zu werden, denn von Villach bis zur Annabrücke ist das natürliche Gefälle der Drau viermal so groß wie auf vergleichbarer Strecke des Unteren Drautales (Spital-Villach). Doch das nur nebenbei!
Das Steuerbuch von 1753 zählt folgende Mühlenbesitzer St. Veits mit ihren sehr unterschiedlichen Jahreserträgen auf und zwar: Franz Xaver v. Pfeilheim von der Schönmühl, Stift St.Georgen Längsee von der Mautmühl Gut Weyer, Anton Koller von der Schleifmühl an der Glan, Martin Benedict von Secherau von dessen Mühl in der Deber (Vitusgraben), Maria Anna Hoffmann von der Mühl (Rasnig?) und schließlich die Stadt selbst von ihrer Maut-Mühl an der Glan. Die Petschenig- oder Brückel Mühl in der Spital-Gasse ist nicht mehr aktiv, denn sie wird nur noch für den eigenen Wohnwert steuerlich veranschlagt.
Eine Frage wäre noch, wie konnten die Müller in und um St. Veit so gut verdienen? Immerhin gab es hier im Laufe der Zeit, wenn auch nicht immer zeitgleich neben einander, mehrere Mühlen! Zu den dreien an der Wimitz, die wir schon kennen, kamen am Oberen Mühlbach die „Tappermühle“ (später Matzenberger), die „Brücklmühle“ (Spitalgasse-demoliert), die „Konventmühle“ (Kartnig-Mühle), die „Bürger-Spitalmühle“ (am Bachsteig-demoliert) und schließlich knapp vor der Einmündung in die Glan noch die die gleichfalls demolierte „Mulle-Mühle“. An der Glan selbst fand sich noch die sogenannte „Glanmühle“ (heute ungefähr Schlachthofgasse 1) und die Schleifmühle (in der alten Glanschleife). Viel gebe es noch zu jeder einzelnen Mühle zu sagen, doch müssen wir uns hier bescheiden und uns hauptsächlich an die Rasnig-Mühle halten.
Allgemein auf die obige Frage nur so viel. So lange die Bauern untertänig und die Bürger nur beschränkt mit Nutzböden versehen waren, war jegliches Korn fast ausschließlich in den Händen der „Zechner“ und „Kastner“ der Grundherrschaften, dort zu kaufen und zur Mühle zu bringen. Mehl hat keine lange Lagerfähigkeit. Es wird, ganz im Gegenteil, rasch von Schädlingen befallen und dadurch unbrauchbar. Frisch gemahlenes Mehl war somit stets gefragt wie auch die dabei anfallende Kleie. Erst sehr spät gerieten die herkömmlichen Mühlen in Schwierigkeiten. Sie wurden nämlich doppelt in die Zange genommen: Zum einen haben nach der Bauernbefreiung von 1848 Hausmühlen stark zugenommen. Bauern waren also nicht mehr auf sogenannte Mautmühlen ihrer Grundherrschaft angewiesen. Die zweite Gefahr drohte von den immer bedeutender werdenden Großmühlen in Zentralräumen. Diese waren bald in der Lage, täglich frische Ware, sortenreines Mehl in jeder Menge zu liefern, anfänglich den Bäckern und Kaufleuten, heute den großen Handelsketten.
Im Bürgerbuch der Stadt St. Veit erscheint 1591 der Müllner Veit Reisniger ohne weitere Angaben. 1780 liest man darin von einem Josef Herzele, geboren 1757 an der Raßnegger Mühl. 1933 hieß der Besitzer der Rasnig-Mühle Johann Karnassnig. Er war es, der zwischen 1936 und 1938 anstatt der Wasserräder eine Turbine einbaute. Das mag wohl auch einer der Gründe dafür gewesen sein, dass der Standort lang noch fortlebte, ja in der Nachkriegszeit sogar Brot gebacken und den Städtern angeboten werden konnte. VI/2010
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