Villacher Straße 12 und 14 – Fundbericht

April 13, 2012 um 13:18 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Immer öfter erfährt der  „Stadtführer“ positive Rückmeldungen. Der Bericht über die St.Veiter Friedhöfe im November z.B. löste einen Anruf, besser gesagt, eine handfeste Überraschung aus! Und das kam so: Ein Besitzwechsel, wie er immer wieder vorkommt, diesmal in der Villacher Vorstadt brachte mit sich, dass eine, seit undenklichen Zeiten vorhandene, zwei Anwesen scheidende Mauer mit einer sichtbaren Gesamtlänge von sechs Meter, 70cm hoch und 60cm breit etwa zur Hälfte abgetragen wurde. Auch so etwas kann immer wieder vorkommen. Was dabei jedoch zu denken gibt ist die Tatsache, dass sich im Mauerverbund mächtige Blöcke aus Marmor in Zweitverwendung befanden, die obendrein Steinmetzarbeit erkennen lassen. Einmal war eine scharfe  Kante störend empfunden und abgenommen worden, an anderer Stelle hatte man mit dem Meisel ein Zierband angebracht.

 Ing. Hans Bulfon, als Fachmann und Steinmetzmeister hinzugezogen, identifizierte das Material auf Grund seiner typischen Bänderung eindeutig als Kraiger Marmor. Während zum Glück schwere Brocken liegen bleiben mussten, ging viel vom leichteren Abbruchmaterial, also auch Marmor, sogleich auf die Deponie. Ein weiterer Marmor ragt  noch aus dem stehen gebliebenen Mauerrest, und zeigt gleichfalls Bearbeitungsspuren. Der hier abgebildete größte Block, der hat die Form eines gebrochenen Würfels und Maße von ca 50 x50 x50 cm.  Das geschätzte Gewicht wird wohl an die 100 Kilo betragen und bei seiner Wiederverwendung daher wohl kaum von weit her geschafft worden sein. Die Fundmeldung ist Frau Mag. Jutta Verdino, Villacher Straße 12 zu danken. Besichtigung und endgültige Beurteilung durch die bereits vorinformierte, kompetente Stelle, stehen noch aus. Ebenso wäre abzuwarten, was die stehen gebliebene Mauer noch freigeben wird. Was überdies im überbauten Teil besagter Trennmauer vielleicht noch enthalten ist, muss offen bleiben so lange darüber befindliche Gebäudeteile ungestört bleiben müssen. Eine Gesamtlänge der Mauer vom Gehsteig bis zum hinten vorbeifließenden Obermühlbach reichend, ist denkbar.

 Ohne dem allein maßgeblichen Fachurteil vorzugreifen, wird man doch irgendwie an die tragischen Ereignisse des Jahres 1600 erinnert, als überlieferten Texten zufolge, ein nur kurze Zeit in der Villacher Vorstadt bestandener Evangelischer Friedhof  „mit Mauerböcken“ dem Erdboden gleich gemacht worden ist. Eine genaue Lokalisierung dieses Gräberfeldes steht immer noch aus. Das bekannte und einzige Bruchstück eines Marmors mit Inschrift „Jesus spe nos“ und mit fragwürdiger Datierung, jetzt links des Portals der Evangelischen Kirche in die Wand eingelassen, ist erst in jüngerer Zeit vom Hause 10. Oktoberplatz Nr 1 (Raika) dort hin gekommen. Die exakte  Fundstelle dieser  Inschriftplatte in der Villacher Vorstadt ist ebenfalls  nicht überliefert.

 Ein Bauzeitalter-Plan existiert wohl für die Häuser der Innenstadt, nicht aber für die Vorstädte. Die Besitzer der geschlossenen Häuserreihe Villacher-Straße 8, 10, 12, 14 bis 16 sind ab der zweiten Hälfte des 18. Jhdts  dank der reichen Schätze des Kärntner Landesarchivs lückenlos nachweisbar. Ältere Aufzeichnungen oder gar Grundbücher fehlen und damit ergibt sich ein dunkles Loch von ca. hundert Jahren. Man wird nicht weit fehlen, wenn man die erste Verbauung um die neue Fundstelle in die Mitte des 17. Jhdt. legt. Haus Nr. 8 Pabits war ein Gasthof mit Steinbierbräu, daran anschließend das Haus Kerschbaumer einst mit reichlich landwirtschaftlichen Grundstücken im Weichbild der Stadt ausgestattet, also deutlich agrarisch orientiert. Die Häuser 12 Anetter und 14 Petz, jetzt Bauernladen,  waren dadurch gekennzeichnet, dass beide  radizierte, das heißt fix mit dem Haus verbundene Gewerbeberechtigungen aufzuweisen hatten, das erste die eines Wagners, das zweite  eines Hufschmiedes. An sich eine ideale Ergänzung, die später durch eine Sattlerei (Wernitznig, Haus Nr. 16) noch gesteigert werden konnte. Eine vergleichbare Kombination von Wagner, Schmied und Sattler, heute würde man dies ein Cluster nennen, gibt es übrigens auch in der Klagenfurter Vorstadt mit dem Hause Kulterer und seinen Nachbarn. Doch zurück in die Villacher Vorstadt! Was bedeutet es, dass die Häuser 8 bis 14 zur Straße hin  e i n e  Front bilden, während Haus Nr. 16 merklich vorsteht, und dies schon auf dem Stadtplan 1749?

Gut, die Grundstückstiefen verringern sich, je näher man der Brücke kommt und die historische Stadtausfahrt in Richtung Glantal verlief  ja nicht hier, sondern durch die Bürgergasse zwischen Bürgerspital und Klosterkirche, das mögen Gründe dafür sein. Aber wäre es nicht auch vorstellbar, dass die genannten Häuser der Straße zu auf alten (Friedhof-) Mauern ruhen?                                                                                      III/2009

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