Vom edlen Waidwerk in und um St. Veit/Glan

Dezember 19, 2014 um 16:10 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Es gab Zeiten, da war die Jagd ein Vorrecht von Herrscherhaus und Adel. Eine Ausnahme bildeten allerdings die autonomen Städte. Patrizier und gehobene Bürger durften sehr wohl Schießwaffen tragen und ein städtischer Burgfried hatte durchaus jagdbare Gebiete, wie Flussauen, Felder und Wälder beinhalten. So auch in St. Veit. Der Burgfried der Stadt, also das erweiterte Stadtgebiet verlief mit seiner Grenze beispielsweise in Tschirnig beginnend über die untere Glan in Richtung Kollerhof, knapp davor steil den Muraunberg hinan zur Schwarzen Muttergottes, von dort weiter am Grad bis zum sogenannten Sattele. Dabei gehört die Nordwestflanke des Berges zur Stadt, die andere schon zur Herrschaft Karlsberg. Vom Sattele verläuft die Grenze steil ab, quert die obere Glan und erreicht beim sogenannten Schwarzfurter Kreuz (später auch Mansfelder Kreuz genannt) die nach Feldkirchen führende Landstraße, folgt dieser bis zum Reidenwirt, wo ein kleines Bächlein von Treffelsdorf kommend der Glan zu eilt. Diesen Graben aufwärts erreicht man den genannten Ort um dann im rechten Winkel gegen den Pöllingerhof abzubiegen. In fast gerader Linie geht es über den Obermühlbach zum Doppelsbichler, weiter durch Zensweg, unter der heutigen Funder Villa vorbei (eine wunderschöne Parkanlage durchschreitend) und gelangt so in den Graben, welcher nach Hunnenbrunn weist. In Tratschweg geht es über die Wimitz durch ein Waldstück hinauf auf die Wiesen und Äcker des ehemaligen Rainhofes. Dieser musste dem Bahnbau von 1911/12 Platz machen. Damit wären wir fast an unserem Ausgangspunkt angekommen. Als angrenzende alte Grundherrschaften nach Karlsberg sind der Reihe nach noch zu nennen: Nussberg, Kraig, Hochosterwitz mit Enklave Taggenbrunn. Es ist für jedermann leicht erkennbar, dass innerhalb dieser Grenze viel Federvieh, Fuchs und Hasen unterwegs waren und sich die städtischen Weidmänner folglich schon früh voll der Jagdlust hingeben konnten.
Dass sich die St. Veiter schon recht gut und früh darauf vorzubereiten wussten, davon künden die vielen Schützenscheiben im Museum der Stadt. Als es dann ab Mitte des 19. Jhts. endlich auch dem biederen Landmann gegönnt war, an Eigen- oder Gemeindejagden zu denken, waren die St. Veiter ihrer Zeit weit voraus, dementsprechend gern gesehene Jagdgäste bei Freunden der Umgebung. Eine Treibjagd konnte gar nie genug Schützen haben, eher zu wenig Treiber, welche die Aufgabe hatten Hasen und Füchse aus ihren Verstecken zu verscheuchen, Fasane, Rebhühner und Wildenten in die Luft zu bringen. Amazone gab es damals so gut wie keine. Die Jagd funktionierte noch ganz ohne Gleichberechtigung, unvorstellbar!
Dir. Karl Anetter (Jg 1920) hat mir freundlicherweise einige historische Fotoaufnahmen aus der aktiven Zeit seines Vaters – also aus der Zwischenkriegszeit – zukommen lassen, wo nachweislich St. Veiter Schützen bei Treibjagden in Tigring, Zweikirchen und um Hardegg herum teilgenommen haben. Auch ein Foto vom Festwagen der Jägerschaft anlässlich Wiesenmarkt Eröffnung Mitte der dreißiger Jahre ist darunter.Eines zeigen die Bilder ganz deutlich, die Streckenlegung war nie mehr so reichlich wie damals. Hasen, Fasanen und der gleichen scheinen sich schon von selbst in die ewigen Jagdgründe zurück gezogen zu haben. Schuld daran sind die Monokulturen und selbst die moderne Verbauung hat vor moorigen und nassen Böden nicht mehr die geringste Scheu.

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Wo gab es die Schwarzenfurt?

Juni 18, 2012 um 14:55 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Einst langte im Stadtgemeindeamt die Anfrage eines wissenschaftlichen Institutes der Universität Wien ein, wo genau die Schwarzenfurt zu finden sei. Hätten Sie es gewußt? Wenn nicht, so müssen Sie sich deshalb nichts daraus machen, denn erstens ist vom Schwarzenfurter Kreuz schon lange nicht mehr die Rede. Zweitens, als noch mein Schulweg dort vorbeiführte, hieß es längst schon anders, und zwar dem Namen des nahe dabei tätigen Zockelmachers nach, Mansfelder Kreuz und schließlich drittens, ist seit dem Straßen-Neubau ins Glantal 1959 überhaupt nichts mehr davon zu sehen. Es ist ein wahres Wunder, daß noch ein Foto davon erhalten geblieben ist und hier gezeigt werden kann.

Der Abbildung nach war es nahezu ein Ebenbild des gottlob noch vorhandenen Kölnhofer Kreuzes mit der Jahreszahl 1603. Hat dieses ein Okton als Basis, so war jenes quadratisch aufgesetzt. Die vier Ecksäulen sind fast ident und nur die Dachformen unterscheiden sich wieder deutlich. Von der Bauzeit her dürften beide gleich einzuschätzen gewesen sein.

Der seitdem einzig aufgefundene Bericht über das verschwundene, immerhin einmal ein altes Rechtsdenkmal bildende Schwarzfurter Kreuz, ist den Mitteilungen der Stadt St.Veit Nr.1/1978 Seite 12 zu entnehmen. Demnach rief damals der Verschönerungsverein unter Führung von Herrn AR Egger zu einer Spendenaktion für die Wiedererrichtung des Wahrzeichens auf. Dabei wird das Jahr 1603 auch für das Schwarzfurter Kreuz genannt.

Die Spolien sollen damals laut Auskunft von AR Egger noch im Bauhof gelagert gewesen sein. Wer kann über deren Verbleib heute noch Auskunft geben? Inzwischen hat sich  Denkmalschutz längst auch schon unter den Straßenbauern herumgesprochen und es wird nirgendswo mehr ein Wegkreuz ersatzlos entfernt, meistens dagegen auf Kosten der Straßenverwaltung übersetzt. Vielleicht stand damals durch entschädigungslose Einziehung des alten Standortes wirklich kein geeigneter Platz mehr dafür zur Verfügung. Vielleicht war das auch der Grund, daß später eine schöne Steinplastik näher der Stadt und an der verkehrten Straßenseite von Glawischnigs Künstlerhand zur Aufstellung gelangte. Ein weiterer Versuch in den 90-er Jahren von Herrn Heinz Ellersdorfer, den alten historischen Punkt wieder zu seinem Recht zu verhelfen, versandete leider ebenfalls.

Eine interessante Erwähnung des Schwarzfurter Kreuzes macht der leider allzufrüh von uns gegangene Prof. Richard Gössinger auf Seite 444 der Liebenfelser Gemeinde-Chronik: Die Lokalisierung „beim Reidenwirt“ ist zwar etwas ungenau, was er aber über die Karlsberger Maut und zur Karlsberger Landgerichtsbeschreibung von 1565 aussagt, erscheint im Zusammenhange mit dem ausschnittsweise hier wiedergegebenen Plan des Kartographen Sartor von 1570 äußerst wichtig. Ehe es nämlich die „Steinerne Brücke“ über die Glan unterm Reidenwirt gab, zweigte der Weg nach Klagen f u r t  beim Schwarzfurter-Kreuz von der Villacher-Straße ab und eben dieses Kreuz war auch stets ein Fixpunkt der oft gehaltenen Burgfriedsbereitung der St.Veiter. Burgfriedsbereitung steht für regelmäßiges Abschreiten und –Reiten der Grenzen, gemeinsam mit den Anrainern. Ohne Brücke bedurfte es anfänglich eben einer Furt. Nach Prof. Gössinger mittelhochdeutsch: vurt, englich: ford = fahren, hinüberführen.

So wird es leider wohl dabei bleiben, daß man eine alte Karte von 1750 einsehen muß um genau zu erkennen, wo Schwarzfurt und Schwarzfurter-Kreuz und die danach genannten Äcker und Wiesen einst lagen. Lassen Sie sich bitte nicht verwirren, die Landkarten waren damals nicht nach Norden, sondern nach Süden ausgerichtet!

Schwarzfurter-Kreuz, Foto Prof.Ellersdorfer

Ausschnitt Stadtplan Sartor 1750 (St.Georgener Archiv) Pfeil 1 Schwarzfurt, Pfeil 2 Schwarzfurter Kreuz,  Pfeil 6 Pulverturm I

An Hand des hier gezeigten, modernen Mappen-Blattes (Ausschnitt) läßt sich dreierlei festhalten: „1“ Standort altes Kreuz, „2“ Standort neues Kreuz, rote Linie = Grenze zwischen

KG St.Veit und KG Hörzendorf, identisch mit ältester Burgfriedsgrenze. Selbstredend war es bei Burgfriedsbereitungen jüngerer Zeit angenehmer, über eine inzwischen erstandene Brücke zu reiten, als durch sumpfiges Glanwasser zu waten. Vergessen wir auch nicht auf Prof. Richard Gössingers Landgerichtsbeschreibung von 1565! Abschließend sei festgestellt, daß der Autor textlich und bildlich schon Anfang 2002, wenn auch in einem anderen Medium, bislang Unwidersprochenes zum Gegenstand ausgesagt hat.

Walter Wohlfahrt in „St. Veit Kommunal“  I/2002 und Nachtrag

Ein Nachtrag

Übrigens, die Einweihung des nachgebauten, etwas versetzten Schwarzfurter-Kreuzes an der Straße nach Villach nahe Jacques Lemans, war ein schönes Fest. Es wurden auch Reden gehalten, dabei jedoch außer acht gelassen, daß es für den Bau des sogenannten Kanals an der Glan im Bereich des mehrfach genannten alten Wegkreuzes einen Beleg gibt, der die Bauzeit des erwähnten Kanals exakt angibt. Im Sitzungsprotokoll des Magistrates vom 30.6.1753 heißt es wörtlich „der hochgräflichen Herrschaft Carlsberg solle zugeschrieben werden, daß mit Errichtung des Fürschlag beiderseits der Gerichtsconfin (Grenze) dieser Fürschlag zu Nutzen allein des Mooses mit Schwemmung des Glanflusses in die Canalen erbaut und wird approviert (genehmigt) werden müssen“ Die Furt war somit nicht zur Überwindung des „jungen“, mittlerweile wieder aufgelassenen Kanals, sondern zur Querung der alten Glan an günstigster Stelle gedacht.

Vom „Hafner-Platzl“ in St. Veit

April 13, 2012 um 13:31 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Hauptplatz St. Veit/Glan, knapp ober Pestsäule das kleine Hafnerplatzl

Gar schrecklich war ein Strafgericht in alter Zeit. So auch jenes vom Sommer des Jahres  1292, welches auf dem Hauptplatz der Stadt mit der Exekution der Aufständischen seinen Höhepunkt erreichte. Die näheren Umstände im Zusammenhang mit der Einsetzung Herzog Meinhards von Görz-Tirol als Landeshauptmann von Kärnten durch Rudolf von Habsburg und warum dies den heimischen Adel so aufbrachte, wird bei Norbert Rainer „Geschichte der Stadt St.Veit, 1903“ und von Martin Wutte in „Die Stadt St.Veit, 1927“ ausführlich geschildert. Hier sei nur kurz rekapituliert, daß die Todesurteile auf Schloß Freiberg gesprochen und in St.Veit am Hauptplatz exekutiert wurden. An Pferde gebunden hat man die Bedauernswerten – ein Karlsberger, der Comptur von Pulst als geistlicher Herr, Konrad von Freiberg und Konrad von Türlin – in die Stadt geschleift und dort, sofern noch lebend angekommen, mit dem Schwert gerichtet. Andere wollen sogar von einer „Vierteilung“ wissen. Die Zahl der Verschwörer, die sich am Herzogssohn Ludwig mit dessen Festnahme im besondern und an der Bürgerschaft durch Plünderung der Stadt im allgemeinen vergriffen haben, war natürlich größer, doch konnten sich die meisten davon bei Zeiten in Sicherheit bringen.

Hier geht es nur um die Frage, wo der Karlsberger Hafnermeister seinen zinsfreien Verkaufsstand am Hauptplatz regelmäßig aufschlagen und seine Produkte an den Mann bringen durfte und wie es überhaupt so gekommen ist? N. Rainer nennt auf

Seite 20, Fußnote 6 eine Stelle „6 Quadratklafter nördlich der Dreifaltigkeitssäule“ wo die Hinrichtung vollzogen worden sei. 1 Klafter entspricht rund einem Meter 90 und so ergäbe sich eine Fläche von beiläufig 24 Meter (etwa 4m x 6 m). Tatsächlich enthält die hier, dank des Entgegenkommens des Vermessungsamtes Klagenfurt gezeigte, alte Indikationsskizze neben der Parzelle Nr. 1063/1 (das ist der Hauptplatz) eine weitere kleine Teil-Parzelle mit Nr. 1063/2 präzise an der Einmündung der Pogatschnig-Gasse. Wenn man davon ausgeht, daß dieses blutige Schauspiel einen einzigen Zweck hatte, nämlich den der Abschreckung – Konrad von dem Türlin war immerhin St.Veiter Bürger gewesen – dann muß man wohl annehmen, die Hinrichtung fand in der Platzmitte statt und die 24 Quadratmeter reichten gerade einmal für den Auffensteiner als Richter und seine Beisitzer. Er hat ja dann auch tatsächlich die herrenlos gewordene Burg Karlsberg samt dem Richtplatz in St.Veit bekommen. Zumindest bis in die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts war die winzige Parzelle ein, wenn auch bescheidener Bestandteil der großen Landtafeleinlagezahl 891– ausdrücklich „Hafnerplatzl“ genannt –  im Eigentum der Herren von Karlsberg, genauer gesagt der Grafen Goess. Daß man jetzt nicht mehr  auf den Tag genau sagen kann, wann und mit welchem Rechtstitel das Hafnerplatzl in das Öffentliche Gut gelangte, liegt allein daran, daß das fragliche Hauptbuch unsachgemäß beschnitten wurde und sich die Blattüberträge nicht mehr verfolgen lassen.

In anderen Städten markiert man solche historisch bedeutsamen Plätze im Boden oder in anders geeigneter Form. Es könnte Stadtführern ein fixer Anhaltspunkt, für die Stadtverwaltung vielleicht eine Anregung sein? Möglicherweise ist gerade deshalb die nordwestseitige Frontlinie des Platzes gegenüber der südwestlichen deutlich zurückgesetzt?       

Aber wenn man schon die alte Landtafel in der Hand hat, dann springt einem gleich noch was ins Auge: Im A1-Blatt, Ordnungszahl 2a der genannten Einlagezahl von Schloß Karlsberg steht geschrieben „Fischereirecht an der Glan gehört vom Schwarzfurterkreuz bis zur Rohnsdorfer Brücke der Fideicommissherrschaft Carlsberg“.

                                                     XI/2006

Villacher Vorstadt

August 21, 2011 um 17:49 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Aus Kataster von 1829

„Vom Eise befreit sind Glan und Bäche……“ Wir schreiben das Jahr 1871 und wir unternehmen an Hand der abgebildeten, zeitgleichen Karte einen Osterspaziergang. Das Villacher Tor steht zwar nicht mehr, wohl aber die enge und überbaute Barbakane davor, mit dem „Sporer-Gewölbe“. Schlosser, Kupferschmied sowie ein Lederer sind hier eng beisammen Hausherren Domenig-Gasse. Das Woschitzhaus (Mitte Oktoberplatz – demoliert) mit einer Spenglerei versperrt uns Aussicht und geraden Weg. Wir müssen uns entscheiden, gehen wir rechts der Waage und der ehemaligen Eisentratte zu, oder wenden wir uns nach Süd-Westen. Wir wollen letzteres und müssen zwischen zwei Möglichkeiten wählen, entweder rechts oder links am Bürgerspital vorbei. Rechts hätten wir die obere und neuere, links die untere, die ältere Ausfahrt. Wir bleiben am älteren Weg und stoßen auf das Weberitsch Haus. Der junge Sebastian soll uns führen! Vielleicht begegnen wir mit ihm dem einen oder anderen seiner guten Freunde, den Hantierern? Vater Weberitsch, Vizebürgermeister, Spitalmeister, Kommandant der Trabantengarde usw. betreibt eine gut gehende Backstube. Es duftet dementsprechend aus dem Hause. Hinten im Klostergarten des Mathias Grawein hat sich Freiherr von Wucherer eingemietet, ein berühmter Büchsenmeister, der sich allerdings für feineres Zubehör des Zeugschmiedes Tindl bedient.

Gerade als wir an der Klosterkirche vorbeikommen und links unten den Zeneggenhof erblicken, schlagen im Turm die Osterglocken an. Ihr Klang vereint sich bald mit dem schönen Geläute das von der Stadtpfarrkirche herüber tönt. In diesem Augenblick melden sich die ersten Böller vom Kalvarienberg. Johann Mlinek, Trattentischler (Waag Str.2), Pionier des St.Veiter Hopfenanbaus und Feuerwerker sendet seine unüberhörbaren Grüße. Selbst Wachmann Fenz, der uns ein kurzes Stück das Geleit gibt, wird von festlicher Stimmung erfaßt. Er verabschiedet sich, um die gefahrvolle Schießerei zu inspizieren. Bald sind die letzten Häuser hinter uns. Vorbei am Schwarzfurter Kreuz erreichen wir schließlich den Wendepunkt beim Reidenwirt, dem alten Räubernest des Krapfenbäck Simale. Dort zweigt  die Straße nach Hörzendorf ab und dort werkt auch ein fleißiger Körbler. Die von ihm gepflanzten und genutzten Kopfweiden werden noch über hundert Jahre lang zu sehen sein. Am Rückweg erblicken wir hoch über uns auf grünen Hängen den Pueller-Hof und bald auch schon den zweiten Pulverturm. Genau zwischen demselben und dem Pueller stand der Pulverturm 1, bis er in die Luft flog. Beim Pulverturm 2 gibt es noch ein paar dazugehörige Nebengebäude, sonst aber kein einziges Haus. Es wäre viel zu gefährlich, dort zu wohnen. Dieser gefährliche Patron wird die Ausdehnung der Vorstadt noch lange hemmen.

Die Robitsch-Keusche (demoliert – heute Spar) sowie der Wirt Georg Weitzer ( Gasthaus und Kino Jäger) liegen dem Pulverturm am nächsten und ihre Bewohner sind die Mutigsten.

Ehe wir ab Brückenwirt eine einigermaßen geschlossene Verbauung vorfinden, enbietet uns und seinem jungen Freund Sebastian Meister Johann Tindl (heute Schlecker) im Vorübergehen seinen Gruß. Das Bürgerspital rechts, kommen wir zur Häuserzeile mit dem Gasthaus Zum Mondschein des Jakob Kobalter (Vill.Str.16),  gerade erst von Josef Preschern  abgekauft. Dieses Gasthaus hieß einmal „Zum Bothenwirt“, weil hier die aus Villach und Feldkirchen, aber auch aus Klagenfurt über Pörtschach am Berg gekommen Boten erwartet und gelabt worden sind. Auf engstem Raum folgen jetzt zwei weitere Wirtshäuser, das des Josef Huber (Vill.Str.8) und das Gasthaus „Zum grünen Baum“ von Karl und Therese Egger.

Von den insgesamt 58 Hausnummern der Villacher Vorstadt haben wir nicht einmal halb so viele gesehen. Die größere Zahl liegt in und um die Erlgasse. Doch das ist eine andere Geschichte.                                IV/2005

Die Stadt-Burgfried-Bereitung von 1673

August 8, 2011 um 15:22 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Vor dem Haus Kastenhofer

Burgriedstein, nicht in Loco

So titelt Schulrat Raimund Dürnwirth einen Aufsatz in der Carinthia I des Jahres 1901 und schildert darin sehr anschaulich, was sich am Montag, den 10. April 1673 rund um die landesfürstliche Stadt St.Veit zugetragen hat. Wer kennt noch R. Dürnwirth? Wer hat schon die alte Carinthia zum Hernehmen und wer kann sagen, was unter der Burgfried-Bereitung gemeint ist? Also der Reihe nach: Dürnwirth lebte von 1835 bis 1907 als Realschulprofessor und Heimatkundler in Klagenfurt (Anton Kreuzer, Kärntner Biographien 2004, S. 45). In einer Sammlung alter Handschriften des Geschichtsvereines fand er auf leer gebliebenen Zwischenblättern Aufzeichnungen aus dem 17. Jhdt.  eines ungenannten Chronisten aus St. Veit und hat diese den Lesern von 1901 zugänglich gemacht.

Standort Treffelsdorf, gering dislociert

Burgfriedstein

Was heißt „Stadt-Burgfried-Bereitung“? Spätestens mit der Verleihung von Bann- und Acht (1457), war die Stadt und ihr näheres Umfeld zum selbständigen Burgfried geworden, also der Gerichtsbarkeit der umliegenden Grundherrschaften entzogen. Desto wichtiger war es, den genauen  Grenzverlauf zu kennen bzw. im guten Einvernehmen mit den Nachbarn von Zeit zu Zeit abzuschreiten bzw. zu Pferde zu „bereiten“. Es ist bekannt, dass man die von Mauern gesicherte Siedlung auch Burg, die Bewohner folglich Bürger nannte, die aber außerhalb der Mauern noch Wiesen, Äcker und Weiden benötigten, um auch wirklich unabhängig sein zu können.

Am oben genannten Tage versammelte sich nach Weckruf durch Drommelschlag die bewaffneten Stadtbürger, 40 Mann zu Pferde und 140 Mann Fußvolk unter ihren Offizieren und Korporälen – zwölf an der Zahl (!) –  am Platze um bald durch das Villacher Tor hinaus zum Schwarzfurter Kreuz zu ziehen. Viel Volk und Jugend begleitete das städtische Aufgebot. Der Chronist schreibt vom genannten Kreuz „wo der Weg nach Herzendorf bzw. nach Projern abzweigt“. Tatsächlich ist im ältesten Kataster noch eine Straßeneinmündung von Süden her erkennbar, die schwarze, die moorige Furt also nicht weit. Der Pfleger von Frauenstein wurde mit Handschlag begrüßt, er sollte nun ein gutes Stück Begleiter sein. Zuvor wurde noch ein Markstein gesetzt, geschossen und – zum Gaudium der Jugend – eine Handvoll Münzen aufgeworfen. Dieser Brauch wurde im Verlaufe des Tages noch an mehreren Stellen wiederholt. Der Weg führte über Treffelsdorf – Pöllinger – Petschenegg (unter heutigen Radinger) zum „Doplspiller“ (heißt eigentlich Falsch-Spieler, Schwindler!) heute Doppelspichler und „unter Zensweg“ bis Hungerbrunn (heute Hunnenbrunn). An dieser Stelle lagerte man, um die Teilnehmer mit 300 Labl Brot und 6 Zuber Bier zu laben. Wie passend ist doch der alte Name Hungerbrunn! Ausgeruht und gestärkt wurde die Grenzbeschau fortgesetzt. Inzwischen wurde der Frauensteiner vom Osterwitzer und Taggenbrunner Pfleger, begleitet von Jägern und Bauern, abgelöst. Von Tratschweg ging es über Tschirnig (zu deutsch „Schwarzen“) über die „Hefferl“-Brucken (später Käferl-Brücke) zum mächtigen Kreuz und weiter nach St. Andrä, wo es allerhand Unstimmigkeit mit den Osterwitzern gegeben hat. Bald danach waren die Karlsberger Nachbarn gestellt und Zeugen des Grenzverlaufes über den Muraunberg nach Unterbergen und bis zum morgendlichen Ausgangspunkt am Schwarzfurter Kreuz.

Abschließend noch ein Wort zu den Marksteinen, den sogenannten „Burck-Frit“ Steinen. Sie sind zum größten Teil verloren oder „versunken“. Sie stimmen der Jahreszahl nach auch nicht immer mit den in St. Veit geprägten Aufwurf-Münzen überein. Ein Besuch des St. Veiter Museums am Hauptplatz ist auch in diesem Zusammenhang sehr zu empfehlen. Das Lapidarium im Hof zeigt einen sehr schönen, dreieckigen Stein mit der Jahreszahl 1572. Dieser kam an einer Stelle zur Verwendung, wo zwei Nachbarn zugleich an die Stadtgrenze stießen. Ein weiterer Stein, datiert 1674 trägt auf einer Seite „BSV“ d.h. Burgfried St. Veit, auf der anderen LH mit O eingeschlossen, für Landgericht Hochosterwitz. Die Abweichung um ein Jahr kommt davon, dass erst nach Streitbeilegung neu vermarkt werden konnte. Im Museum ist noch ein dritter Stein (St. Veit – Hochosterwitz) datiert mit 1750. Zwei Burgfried-Steine hat der Verfasser dieser Zeilen aufgespürt. Beide tragen sie die Jahreszahl 1638. Damit ist nebenbei nachgewiesen, dass sich Dürnwirth irrt (Fußnote 3) und nicht der alte Chronist. Ein Stein mit „Sanct Ve.. 1638“ steht in situ in Treffelsdorf direkt am Maria-Pulster-Weg gegenüber dem FF-Rüsthaus, links der Hofeinfahrt. Der Stein muss schon öfter angefahren worden sein. Er hat einen höchst gefährdeten Standort. Es wäre sehr zu überlegen, ob nicht das Museum in St. Veit ein sicherer Bleibeort wäre, oder ob man ihn am jetzigen Platz mit entsprechender Sicherung lassen sollte. Der zweite hier abgebildete Stein „Burch Frit Sant Veit 1638“ erscheint gut gesichert vor dem Vermessungsbüro Kastenhofer-Schweizer. Die Jahrzahl ist eindeutig, steckt aber zu tief im Asphalt und ist deshalb schlecht lesbar.                                                            IV/2010

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