In der Fremde erfolgreiche St.Veiter

April 28, 2017 um 08:13 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Zum Thema  gehören auf jeden Fall  Vertreter von zwei hochangesehenen St. Veiter Familien, mit Wank und  Ginhart gleich zwei davon in einem:

Im Falle Wank, einer über viele Generationen tätigen Baumeister Familie1), der wir schönste Bauten unserer Stadt, wie Schulen, Sparkasse alt, Wohnhäuser, Villen und vieles mehr verdanken, wird es um den Abkömmling Hugo Wank (1905-1988) gehen,  während uns die Großfamilie Ginhart, Kaufleute am Unteren Platz 212), den berühmten Kunst- und Bauexperten,  Dr. Karl Ginhart (1888-1971), Professor an der Technischen Hochschule Wien, geschenkt hat. Nun trifft es sich gut, dass der ältere dem jüngeren eine bemerkenswerte Laudatio gehalten hat. In „Die Neue Zeit“, einstiges Zentralorgan der SPÖ Kärnten, vom 18. 7. 1951 berichtet Prof. Ginhart unter der Überschrift Kärntner Architekt in Vorarlberg von Hugo Wanks großen Erfolgen bei überregionalen Ausschreibungen und Bauvorhaben. Für den Lehrenden ist Hugo (Schüler?) überhaupt der Inbegriff des wahren Architekten, dem nicht nur die perfekte Planung sondern auch die zweckmäßigste Ausführung hinsichtlich des verwendeten Materials sowie Beachtung der Baukosten wichtige Anliegen waren. Egal ob Rathaus, Schule, Repräsentativbau oder private Berghütte, die Funktionalität stand immer im Mittelpunkt. So fand Wank auch bald entscheidend Eingang in das aktuelle Baugeschehen unseres westlichsten Bundeslandes, darüber hinaus aber auch in Tirol, ja sogar jenseits der Grenze, in der Schweiz. Unter den Bauherren befand sich das „Who ist Who“ seiner Zeit, die reichen Hämmerle, ein Freiherr von Wager-Wehrborn, der bekannte S. Bildstein um nur wenige zu nennen, alle nachzulesen im besagten Artikel. Die Kommunen und Privaten in Vorarlberg waren in der Zwischenkriegszeit viel rascher wieder gut bei Kasse als jene Kärntens und so war die Entscheidung des jungen Baukünstlers, dort hin zu gehen, , und nicht  im vergleichsweise armen Kärnten zu bleiben, goldrichtig. Eng verbunden mit seinen beruflichen Erfolgen war natürlich auch der gesellschaftliche Aufstieg im Ländle draußen. Der Naturfreund, Schiläufer und Meisterschütze war bald überall gut verankert.

Rätsel gibt allerdings seine Todesanzeige auf, warum? Diese wurde im März 1988 im Namen von Frau Charlotte Mattheiss und ihrer vier Kinder abgefasst! Hatte Hugo Wank keine eigene Familie, keine leiblichen Nachkommen? Gehörte der namensgleiche SA-Mann, Opfer des Fememordes im Zuge des sogenannten Röhm-Putsches von 1934 zu diesen drei Kindern und seiner hochschwangeren Frau? Dann hätte sich Architekt Wank vielleicht gar einer viel geprüften Witwe und deren Kinder in selbstloser Weise angenommen? Beziehungen in den süddeutschen Raum hatte Wank nachweislich noch vor dem Anschluss Österreichs 1938 unterhalten. Er lud damals nämlich seinen Bruder Hans ein, zu ihm zu kommen, und sich die „neue Bautätigkeit in Deutschland jenseits der Grenze“  an Ort und Stelle anzusehen!!

1985 erfährt Hugo Wank eine große Ehrung des Landes Kärnten (er war immerhin einer der jüngsten Abwehrkämpfer) und die  Vorarlberger Nachrichten vom 28. Oktober berichteten ausführlich, zugleich auch über seine bedeutenden Verdienste auf dem Bau-Sektor.

Der Lebenslauf des Dr. Karl Ginhart ist wiederum in der Carinthia I Jahrgang 1969 Band 1 S. 5-15 gut nach zu lesen. Als es in den zwanziger Jahren darum ging, dem Bezirksgericht St. Veit endlich ein neues zu Hause zu schaffen und um es aus dem Rathaus am Oberen Platz hinaus zu kriegen, wandte sich Bürgermeister Leopold Polanz an Herrn

Prof Ginhart mit der Bitte, beim zuständigen Minister im Sinne einer rascheren Baugenehmigung zu intervenieren.  Österreichs Finanzen standen damals bekanntlich unter strenger Kontrolle der Weltbank. Neuere Erkenntnisse zur vorübergehenden Einstellung der Lehrtätigkeit des Professors an der TH gleich nach 1945 haben sich ergeben, als das ehrwürdige Elternhaus am Unteren Platz dieser Tage den Besitzer wechselte. Ginhart hat seine Vaterstadt geliebt und auch sonst viel für sie getan, auch gelitten. Mit dem Bahnhofsbau war er gar nicht einverstanden und dass die Gemeinde am einmalig schönen Hauptplatz Laubbäume pflanzen ließ, war für ihn nicht nur ein echter Horror, er hat auch dagegen gewettert. Vielleicht nicht das, was man einen Heiligen nennt, doch in den Kirchen Kärntens war er zu Hause wie kein anderer.  Jeder Altar, jedes Statute und bis zum kleinsten Detail wurde von ihm liebevoll beschrieben. DIE KUNSTDENKMÄLER KÄRNTEN herausgegeben vom Staatskonservator Dr. Karl Ginhart bei Artur Kollitsch sind einfach Standard.3)  Trotzdem hat ihm die Stadt nur einen hausnummernlosen Durchgang gewidmet, den man erst einmal finden muss! Aber einem Dr. Sebastian Weberitsch ging es ja nicht besser und auch die Pogatschnig Gasse zählt hier dazu. Die Eisenbahner-Stadt konnte den Bürgerlichen eben nicht verzeihen, welch Missachtung ihnen einst von dieser Seite entgegen gebracht wurde. Ist alles Vergangenheit.                                                                                                                          Walter Wohlfahrt

 

1) siehe auch Kärntner Landsmannschaft Heft 7/8 2015 S. 4-6 – Heft 11/12 2015 S. 9-12 – Heft 1/2  2016 S. 13-18

2) ebenso Heft 1  2001 S. 7 ff

3) Doppelband VI für den Bezirk St. Veit

 

 

Familien-Gräber am Friedhof von St. Veit

 

 

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