Rund ums Weberitsch Haus

Dezember 24, 2012 um 18:57 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Ein Blick auf das alte Mappen-Blatt zeigt, dass sich um das Haus Weberitsch am heutigen Oktober-Platz im Laufe der Jahrzehnte so manches verändert hat. Unser besonderes Interesse gilt der östlich anschließenden Gartenparzelle 591. Ein schmaler Fahrweg dazwischen galt nur für den Eigenbedarf. Er endete bald und hatte noch keinen Anschluss zur Jahrmarkt-Wiese. Dazu benützte man in Marktzeiten mehr schlecht als recht einen schmalen Durchgang zwischen Haus und Klostermauer. Bis zur sogenannten „Pelzhütte“ reichte die Zufahrt wohl. Von dieser Hütte war die Rede wenn es darum ging, die Materialien für die Buden und Krämerstände während des Jahres sicher zu verstauen. Man muss annehmen, dass es anfänglich eine einfache, eine gepölzte Bretterhütte war und erst später – wie der Plan zeigt – ein Massivbau daraus wurde. Man hat also Pölzung mit Pelzen verwechselt, wenn man später irrig mutmaßte, es seien dort Pelze gelagert worden!

Schauen wir nun wieder auf unsere Gartenparzelle und stellen wir fest, keine Marktstraße, keine Personalhäuser der Eisenbahner, auch kein Haus Dr. Kimeswenger,  kein Haus Kropf-Mikula hat es schon gegeben. 1912 kam es daraus zur größten Abtrennung indem man 431 m2 in die neue Wegparzelle 1125 einbezog. Es war die Zeit von Bürgermeister Dr. Spöck. Er verschaffte den Eisenbahnern den Baugrund für die ersten Personalhäuser. Dass er es mit dem Stadtpfarrer gut verstand, der ja schließlich dem Verkauf zuzustimmen hatte, wurde ihm von sogenannten Parteifreunden zum Vorwurf gemacht. Nach dem Geschmack der Antiklerikalen war er der Kirche gegenüber viel zu verbindlich eingestellt. Und nun ging es erst noch darum, den neuen großen Wohnhäusern eine adäquate Straßeneinbindung zu bauen. Obwohl Sebastian Weberitsch sein Leben lang nur Zukäufe tätigte, war er diesmal bereit, den nötigen Grund gegen Entschädigung abzutreten. Nach dem Tode Sebastians im Jahre 1915 folgte ihm Sohn Max zwar im Besitz aber nicht als Bäcker. Max zog es viel mehr zu allerlei exotischen Viechern. Hatte Sebastian nur immer zugekauft, ging es jetzt in die Gegenrichtung. Was irgendwie entbehrlich war an entfernter liegenden Äckern und Wiesen wurde nach und nach abgestoßen und zu Geld gemacht. Scheinbar hat die Tierschau,  sommers in Wien und winters in St. Veit, weit weniger getragen als gekostet.

Jetzt wird auch die Gartenfläche 591 wieder deutlich reduziert. Das 1902 erstmals erscheinende – im Plan daher noch gar nicht zu sehende – Garten-Stöckl mit Baufläche Nr.402 wird zusammen mit 78 m2 Grund gemäß Kaufvertrag vom 12.3.1926 an Christine Greiner abgegeben. Als Bauherr käme dafür also auch noch Sebastian W. in Frage. Das Stöckl hat nach Abtrennung eine eigene Grundbuchseinlage Nr. 681 und wird 1941 an Mathilde Ressmann übergeben bzw. 1944 von einer Lea Ressmann geerbt. Weitere Eigentümer gibt es nicht mehr, weil das Stöckl spätestens 1962 nicht mehr existiert und die Baufläche in diesem Jahr amtlich gelöscht wurde. Die Straßenverbreiterung hat an dieser Stelle ihren Tribut verlangt. Um diese Zeit erfolgten noch weitere Grund-Abgaben durch Enteignung in das öffentliche Gut und durch Verkäufe. Heute gehört dort nichts mehr zum Hause Weberitsch.

Im Stöckl wohnte übrigens von 1945 bis 1958 die viel geprüfte Hoteliers-Familie Andreas und Maria Keil, geborene Woschank. Doch das ist eine andere Geschichte.

Walter Wohlfahrt   Dez. 2012

 

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Über Gasthaus-Namen von St.Veit

April 28, 2012 um 13:31 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Der ehemalige Steirerhof der Fam. Rohrer in der Klagenfurter Straße
 
Das älteste Gewerbe der Welt ist bekannt. Davon soll nicht die Rede sein, wohl aber vom Gastgewerbe, welches hier bei uns älter ist als die Stadt selbst. Wie kann man das behaupten? Ganz einfach! Ehe St. Veit zur Stadt wurde, war es kurze Zeit ein Markt, davor aber lange nur Dorf, kein unbedeutendes zwar, am Kreuzungspunkt von Fernwegen gelegen und natürlich ein Dorf mit Gasthaus.

Seit der Anlage eines Bürgerbuches im 16. Jhdt. sind Bürger namentlich bekannt, doch erst zu Ende des 18. Jhdt. bequemte man sich, den Namen  Berufsbezeichnungen beizufügen. Es ist ein Zufall, dass man vorher von Kaffeesiedern und erst in der Folge vom Gastgeb, vom Gastwirt, Bier- oder Weinwirt, am öftesten einfach nur von Wirten lesen kann. Vergleicht man die Angaben alter Adressbücher (Amts- und Adresskalender 1907-1915-1935), ergibt sich bezüglich Lokal-Gesamtzahlen nachfolgende Entwicklung bei den Kaffeehäusern 4-6-4,  für Wirte jetzt zusammengenommen 36-37-28. Die Tendenz, die auch für andere Gewerbearten nach aller Regel zutrifft, heißt leichte  Zunahmen vor dem Ersten Weltkrieg, Rückgänge hingegen in der Zwischenkriegszeit. Noch aufschlussreicher für die verschiedenen Zeitläufe sind die Gasthausnamen, diese waren mitunter lange in Gebrauch aber nicht selten auch dem Wechsel unterworfen. Familiennamen lebten fort so lange der gute  Klang nachwirkte,  auch wenn dort längst neue Eigentümer oder Pächter tätig waren. Mancher Hausnamen sollte für sich alleine sprechen, wie Sonne, Mondschein oder Stern. Bei solchen Bezeichnungen könnte man vermuten, die Gäste gingen dort erst heim beim Licht der Sterne, beim Mondschein oder gar erst wenn die Sonne wieder am Himmel stand …. Andere  Wirtshausnamen sollten über ihre genaue Lage Auskunft geben, also für jeden leicht zu finden sein, so etwa der Postwirt, der Bruckenwirt, die Bahnhofsrestauration, Grabenwirt, Badwirt Vitusquelle, Alte Brauerei, Zentral etc. Eine besondere Spezies waren aber die politischen Lokalbezeichnungen, die ganz bewusst auf ein selektiertes Publikum abzielten. Beispiele dafür, obzwar  heute nicht mehr bestehend wären: das Cafe Hindenburg, die Wartburg, Gasthaus Zum Schwarzen Adler, der Kronwirt oder Alt-Heidelberg. Viele Adressen hat man aufgelassen, dafür wieder eine Menge neuer Lokale in alten oder neuen Häusern eröffnet. Was bleibt ist der Wandel! Daher sollen zum Abschluss einige historische Plätze, nach Besitzer- und Hausnamen durchmischt, genannt werden:

Wenn wir in der Klagenfurter Vorstadt beginnen und von Außen nach Innen wandern, muss man zuerst das ehemalige  Bahnhofshotel Verdino in Glandorf nennen, dann käme  „Zur Lokomotive“, „Kalter Keller“ – Gasthaus Dörrer – Liebeteggers „Wartburg“ woraus Frau Rohrer den „Steirerhof“ machte – Löschnig Richards „Alte Brauerei“,  Gh. Gratzer-Pucher, Gh. „Zur Sonne“,  Gh „Zum Roß“ (Meisterl).

Die Friesacher Vorstadt hatte einst Wirtskonzessionen am Ranftlhof, beim Mailänderhof und natürlich beim Sternwirt.

Mit Gasthäusern reich gesegnet war einmal die Weitensfelder Vorstadt inklusive Spitalgasse. Von oben nach unten aufgezählt waren da das Vitusbad der Fam. Mörthenhuber, Gasthaus Schauer, Gh Nagele und der Fasslwirt des Alois Mayer. Man könnte hier vielleicht auch den Poganzer, den Radinger und die Tiroler Weinstube des Friedrich Bugelsheim dazu zählen, wo man einmal gerne den Sonntagspaziergang enden ließ. All diese gastlichen Stätten sind nicht mehr.

Die Wirte der Villacher Vorstadt werden hier noch Platz finden müssen, während jene der Innenstadt vielleicht ein andermal zum Zuge kommen. Diesmal von Innen nach Außen: Gh „Zur Traube“,  „Zan Grean Bam“ – „Zum Hirschenwirt“, wurde später zu Cafe Hindenburg und ist heute die Pizzeria Milano – es folgt der ehemalige Gasthof  Gautsch (zeitlich davor Huber, Mulley) Gasthaus Ressmann („Zum Mondschein“ davor „Botenwirt“),  der Wirt bei der Brücke, also der Bruckenwirt  und schließendlich Restaurant mit Kino Johann Jäger.  

 Walter Wohlfahrt        Aus St.Veiter Stadtblatt´l August 2011

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