April 28, 2012 um 13:31 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
Schlagwörter: "Zur Traube", Alois Mayer, Alt-Heidelberg, Alte Brauerei, Badwirt, Botenwirt, Brückenwirt, Bugelsheim, Cafe Hindenburg, Dörrer, Fasswirt, Gastgeb, Gautsch, Grabenwirt, Grean Bam, Hirschenwirt, Huber, Kaffeehäuser, Kaffeesieder, Kalter Keller, Kino Jäger mit Restaurant, Kronwirt, Liebetegger, Mailänderhof, Mörtenhuber, Mondschein, Mulley, Nagele, Poganzer, Postwirt, Radinger, Ranftlhof, Ressmann, Rohrer, Schauer, Schwarzer Adler, Sonne, Steirerhof, Stern, Sternwirt, Tiroler Weinstube, Verdino, Vitusquelle, Wartburg, Wirte, Zum Mondschein, Zum Roß, Zur Lokomotive, Zur Sonne

Der ehemalige Steirerhof der Fam. Rohrer in der Klagenfurter Straße
Das älteste Gewerbe der Welt ist bekannt. Davon soll nicht die Rede sein, wohl aber vom Gastgewerbe, welches hier bei uns älter ist als die Stadt selbst. Wie kann man das behaupten? Ganz einfach! Ehe St. Veit zur Stadt wurde, war es kurze Zeit ein Markt, davor aber lange nur Dorf, kein unbedeutendes zwar, am Kreuzungspunkt von Fernwegen gelegen und natürlich ein Dorf mit Gasthaus.
Seit der Anlage eines Bürgerbuches im 16. Jhdt. sind Bürger namentlich bekannt, doch erst zu Ende des 18. Jhdt. bequemte man sich, den Namen Berufsbezeichnungen beizufügen. Es ist ein Zufall, dass man vorher von Kaffeesiedern und erst in der Folge vom Gastgeb, vom Gastwirt, Bier- oder Weinwirt, am öftesten einfach nur von Wirten lesen kann. Vergleicht man die Angaben alter Adressbücher (Amts- und Adresskalender 1907-1915-1935), ergibt sich bezüglich Lokal-Gesamtzahlen nachfolgende Entwicklung bei den Kaffeehäusern 4-6-4, für Wirte jetzt zusammengenommen 36-37-28. Die Tendenz, die auch für andere Gewerbearten nach aller Regel zutrifft, heißt leichte Zunahmen vor dem Ersten Weltkrieg, Rückgänge hingegen in der Zwischenkriegszeit. Noch aufschlussreicher für die verschiedenen Zeitläufe sind die Gasthausnamen, diese waren mitunter lange in Gebrauch aber nicht selten auch dem Wechsel unterworfen. Familiennamen lebten fort so lange der gute Klang nachwirkte, auch wenn dort längst neue Eigentümer oder Pächter tätig waren. Mancher Hausnamen sollte für sich alleine sprechen, wie Sonne, Mondschein oder Stern. Bei solchen Bezeichnungen könnte man vermuten, die Gäste gingen dort erst heim beim Licht der Sterne, beim Mondschein oder gar erst wenn die Sonne wieder am Himmel stand …. Andere Wirtshausnamen sollten über ihre genaue Lage Auskunft geben, also für jeden leicht zu finden sein, so etwa der Postwirt, der Bruckenwirt, die Bahnhofsrestauration, Grabenwirt, Badwirt Vitusquelle, Alte Brauerei, Zentral etc. Eine besondere Spezies waren aber die politischen Lokalbezeichnungen, die ganz bewusst auf ein selektiertes Publikum abzielten. Beispiele dafür, obzwar heute nicht mehr bestehend wären: das Cafe Hindenburg, die Wartburg, Gasthaus Zum Schwarzen Adler, der Kronwirt oder Alt-Heidelberg. Viele Adressen hat man aufgelassen, dafür wieder eine Menge neuer Lokale in alten oder neuen Häusern eröffnet. Was bleibt ist der Wandel! Daher sollen zum Abschluss einige historische Plätze, nach Besitzer- und Hausnamen durchmischt, genannt werden:
Wenn wir in der Klagenfurter Vorstadt beginnen und von Außen nach Innen wandern, muss man zuerst das ehemalige Bahnhofshotel Verdino in Glandorf nennen, dann käme „Zur Lokomotive“, „Kalter Keller“ – Gasthaus Dörrer – Liebeteggers „Wartburg“ woraus Frau Rohrer den „Steirerhof“ machte – Löschnig Richards „Alte Brauerei“, Gh. Gratzer-Pucher, Gh. „Zur Sonne“, Gh „Zum Roß“ (Meisterl).
Die Friesacher Vorstadt hatte einst Wirtskonzessionen am Ranftlhof, beim Mailänderhof und natürlich beim Sternwirt.
Mit Gasthäusern reich gesegnet war einmal die Weitensfelder Vorstadt inklusive Spitalgasse. Von oben nach unten aufgezählt waren da das Vitusbad der Fam. Mörthenhuber, Gasthaus Schauer, Gh Nagele und der Fasslwirt des Alois Mayer. Man könnte hier vielleicht auch den Poganzer, den Radinger und die Tiroler Weinstube des Friedrich Bugelsheim dazu zählen, wo man einmal gerne den Sonntagspaziergang enden ließ. All diese gastlichen Stätten sind nicht mehr.
Die Wirte der Villacher Vorstadt werden hier noch Platz finden müssen, während jene der Innenstadt vielleicht ein andermal zum Zuge kommen. Diesmal von Innen nach Außen: Gh „Zur Traube“, „Zan Grean Bam“ – „Zum Hirschenwirt“, wurde später zu Cafe Hindenburg und ist heute die Pizzeria Milano – es folgt der ehemalige Gasthof Gautsch (zeitlich davor Huber, Mulley) Gasthaus Ressmann („Zum Mondschein“ davor „Botenwirt“), der Wirt bei der Brücke, also der Bruckenwirt und schließendlich Restaurant mit Kino Johann Jäger.
Walter Wohlfahrt Aus St.Veiter Stadtblatt´l August 2011
Februar 11, 2011 um 17:05 | Veröffentlicht in St.Veit | Kommentare deaktiviert für Friesacher Vorstadt
Schlagwörter: Barbakane, Bürgerspital, Brellböcke, Friesacher Kreuz, Hotel Fuchspalast, Husaren, Juden, Kölnhof, Kunstcafee, Mailänderhof, Marienhof, Mauthaus, Nepomuk, Pfarrhofstadel, Ranftlhof, Schönmühle, Schillerplatz, Siechen, Sternwirt=Hiklisches Wirtshaus, Thonfeld, Turnerheim, Volksschule, Weyerfeld

Ausschnitt Kataster 1828 - Friesacher Vorstadt

Ausschnitt Kataster 1828 – Friesacher Vorstadt incl. Veränderungen bis ca 1875
Als man um 1878 das neue, das moderne Grundbuch schuf, begnügte man sich nicht damit, den Katasterplan (Abbildung) unter Berücksichtigung aller Veränderungen seit 1828 neu zu zeichnen, man numerierte auch die bewohnten Häuser neu durch. Marienhof, Kölnhof und Ranftlhof mit eingeschlossen, zählte man in der Friesacher Vorstadt nur 16 Hausnummern. Ein einziger Blick auf die Bauparzellennummern (Wohn- u n d Nebengebäude) lehrt uns, daß in den zwischenliegenden 50 Jahren 14 alte Bauparzellen demoliert oder überbaut worden, jedenfalls verschwunden sind.
Ähnlich der einstigen Lage vor dem Villachertor, befand sich auch hier eine sogenannte Barbakane, d.h. ein sehr enger, mitunter sogar überbauter, vor allem aber kurviger Zugang, der es den Belagerungsmaschinen und vor allem den gewaltigen Brellböcken erschweren sollte, das geschlossene Friesacher Tor mit voller Wucht zu treffen. Ein Fleischhauer, ein Maurer, ein Sattler und einige Kleinhäusler wohnten dort eng beisammen, ehe die Spitzhacke tätig wurde.
Vom heutigen Schillerplatz – wo noch deutlich der alte Standort des Nepomuk erkennbar ist – gehen wir im Geiste den linken, noch gar nicht vorhandenen Gehsteig stadtauswärts und sehen uns die gegenüberliegende Straßenseite etwas genauer an. An Stelle der schönen Volksschule (1892) ist noch alles grün, also Wiesen und Äcker. Die ersten Häuser sehen wir, wo heute eine Fahrschule besteht, und es waren dies Pfarrhofkeusche und der Pfarrhofstadel. Die landwirtschaftlichen Flächen gehörten zur Pfarrkirche und sie hießen dort „bei den Siechen“, ein Hinweis darauf, daß man einst die ganz armen Siechen und Kranken bewußt außerhalb der Stadt an einem abgesonderten Ort untergebracht hat, um die Ansteckungsgefahr gering zu halten. Bürgerliche und deren Anverwandte fanden allerdings anderenorts, im Bürgerspital, Aufnahme.
Heute wie damals macht der prächtige Mailänderhof Eindruck. Gleiches gilt für seinen Fenstergucker, der uns von hoch oben unterm Dach anblickt. Hier war das Wirtshaus zum Schwarzen Adler und Mailänder hießen seine Begründer, ein Bauerngeschlecht mit vermutlich lombardischen Wurzeln. In diesem Gasthaus hat man im 18. Jhdt zwei ungarische Juden festgenommen, weil sie sich in verdächtiger Weise mit in Garnison liegenden Husaren unterhalten haben……. Wo man anschließend über zwei Generationen und bis in jüngste Zeit gute Limonaden erzeugt und vertrieben hat, war ursprünglich der Kleinviehstall des Mailänder. Noch eine kleine Keusche und dann gibt es nur noch freies Feld, Thonfeld genannt, vermutlich weil es dort ein kleines, günstig und nahegelegenes Lehmvorkommen gegeben hat. Man mußte ja damals seine Herde und Öfen noch weitestgehend eigenhändig ausbessern. Wir gehen unverdrossen weiter, am Friesacher Kreuz vorbei, sehen aber weder Bahn noch Tankstelle, bestenfalls genießen wir einen freien Blick über das Weyerfeld bis zum gleichnamigen Schloß. Beim Mauthaus, dort wo jetzt die Lemisch Straße einmündet, sehen wir gegenüber die Schönmühle, ein viel begehrter und ertragreicher Standort zum Mehl mahlen und Bretter schneiden an der Wimitz.
Hier übersetzen wir die Reichsstraße und gehen den anderen „Gehsteig“ zurück, wieder der Stadt zu. Nach der Kölnhofallee beginnen schon des Mailänder Felder und direkt an der Straße sehen wir wiederum im Geiste sein Wirtschaftsgebäude, heute Wohnhaus. Kelag, altes Gendarmeriequartier und Beamtenwohnhaus davor, bitte alles wegdenken. Über Sport- und Tennisplätze gehen noch die Kühe oder der Pflug. Turnerheim und Parkhaus wird es noch lange nicht geben, wohl aber den Sternwirt, einstens „Hiklisches Wirtshaus“ heute Hotel Fuchspalast genannt. Vielleicht sollten wir eben da eine Pause einlegen, denn unser Weg ist am Ende. II/2005

Dies ist ein Kartenausschnitt von Sartor um 1748. Er zeigt den Osten der Stadt von Nord nach Süd gesehen. Teile der Altstadt erscheinen deshalb rechts im Bild.