Der Hl. Johann von Nepomuk – ein Nachtrag

Juli 28, 2011 um 16:16 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Kapelle des Hl. Nepomuk an der Straße von Zensweg nach Puppitsch (Fam. Fleischhacker vlg. Goderhof ist im Besitz des Originales)                           

Die Ausgabe von „Zentrum Kärnten“ August 2005 enthielt einen ausführlichen Bericht über insgesamt   v i e r  St.Veiter Statuen des Heiligen Nepomuk und drei davon waren im Bilde  festgehalten. Erfreuliche Ereignisse jüngster Zeit, erfordern einen kleinen Nachtrag.

 Als es um 1900 herum im Stadtbereich zur sogenannten Glanregulierung kam – sie floß zuvor fast ganz wie sie wollte – entschloß man sich, die Klagenfurterstraße zu begradigen und dazu eine neue Brücke, etwas mehr flußaufwärts zu errichten. Nicht länger sollte an der „Papierfabrik“ vorbei gefahren werden, wie es die alte Grundbuchsmappe zeigt.  Als letztes Bauwerk der einstigen Papierfabrik, übrigens der ältesten Kärntens, ist das Herrenhaus mit seinen prachtvollen Schauseiten noch erhalten. Genau dort stand die alte Glanbrücke und auch diese trug – man höre und staune – eine Nepomuk Statue, also Nepomuk V. Diese Brücke wurde gänzlich  abgetragen. Nepomuk schwebte plötzlich zwischen Himmel und Erde!

 Weil sich aber auf der neuen Brücke kein freies Plätzchen fand, wurde der Standfeste zum Wanderer. Man darf annehmen, daß am Goderhof in Zensweg fromme, opferwillige Menschen waren, die sich des Heimatlosen erbarmten, ja ihm sogar eine eigene Kapelle bauen ließen. Diese findet sich auf der Straße zum Kraigersee, halben Weges zwischen Hanslwirt und Puppitsch (sl. Pod Petsch = Unterm Stein). Da stand er lange unangefochten in seiner Nische und blickte gütig auf die Vorbeikommenden, obwohl weit und breit keine Brücke, nur schönes breites Feld zu sehen ist. Es kam dann eine Zeit, wo solche Andachtsstätten immer öfter von „Kunstliebhabern“ geplündert wurden. Da nun aber die Kapelle ziemlich einsam und ungeschützt dastand, machte man eines Tages das einzig Richtige. Man nahm die wertvolle Statue aus St.Veiter Bildhauerwerkstatt ins Bauernhaus und ließ nur ein Foto davon in der Kapelle zurück.

 Vielleicht hat „Zentrum Kärnten“ mit dem eingangs erwähnten Bericht über die erfolgte Verschönerung der städtischen Nepomuke anregend gewirkt? Tatsache ist, daß jüngst auch der Nepomuk vom vlg. Goder eine aufwendige Restaurierung erfahren hat und hier gezeigt werden darf. Damit noch nicht genug, entschloß man sich, die Statue kunstvoll nachbilden und noch kunstvoller von Dr. med V. Hans Leber fassen (d.h. bemalen) zu lassen. Wie echt, steht nun wieder ein Heiliger Nepomuk (VI) an der Straße. Diebe seien gleich gewarnt, dort einzubrechen, würde sich jetzt  nicht mehr lohnen. 

VII/2006

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Friesacher Vorstadt

Februar 11, 2011 um 17:05 | Veröffentlicht in St.Veit | Kommentare deaktiviert für Friesacher Vorstadt
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Ausschnitt Kataster 1828 - Friesacher Vorstadt

 Ausschnitt Kataster 1828 – Friesacher Vorstadt incl. Veränderungen bis ca 1875

Als man um 1878 das neue, das moderne Grundbuch schuf, begnügte man sich nicht damit, den Katasterplan (Abbildung) unter Berücksichtigung aller Veränderungen seit 1828 neu zu zeichnen, man numerierte auch die bewohnten Häuser neu durch. Marienhof, Kölnhof und Ranftlhof mit eingeschlossen, zählte man in der Friesacher Vorstadt nur 16 Hausnummern. Ein einziger Blick auf die Bauparzellennummern (Wohn-  u n d  Nebengebäude) lehrt uns, daß in den zwischenliegenden 50 Jahren 14 alte Bauparzellen demoliert oder überbaut worden, jedenfalls verschwunden sind. 

Ähnlich der einstigen Lage vor dem Villachertor, befand sich auch hier eine sogenannte Barbakane, d.h. ein sehr enger, mitunter sogar überbauter, vor allem aber kurviger Zugang, der es den Belagerungsmaschinen und vor allem den gewaltigen Brellböcken erschweren sollte, das geschlossene Friesacher Tor mit voller Wucht zu treffen. Ein Fleischhauer, ein Maurer, ein Sattler und einige Kleinhäusler wohnten dort eng beisammen, ehe die Spitzhacke tätig wurde.

Vom heutigen Schillerplatz – wo noch deutlich der alte Standort des Nepomuk erkennbar ist – gehen wir im Geiste den linken, noch gar nicht vorhandenen Gehsteig stadtauswärts und sehen uns die gegenüberliegende Straßenseite etwas genauer an. An Stelle der schönen Volksschule (1892) ist noch alles grün, also Wiesen und Äcker. Die ersten Häuser sehen wir, wo heute eine Fahrschule besteht, und es waren dies Pfarrhofkeusche und der Pfarrhofstadel. Die landwirtschaftlichen Flächen gehörten zur Pfarrkirche und sie hießen dort „bei den Siechen“, ein Hinweis darauf, daß man einst die ganz armen Siechen und Kranken bewußt außerhalb der Stadt an einem abgesonderten Ort untergebracht hat, um die Ansteckungsgefahr gering zu halten. Bürgerliche und deren Anverwandte fanden allerdings anderenorts, im Bürgerspital, Aufnahme.

Heute wie damals macht der prächtige Mailänderhof Eindruck. Gleiches gilt für seinen Fenstergucker, der uns von hoch oben unterm Dach anblickt. Hier war das Wirtshaus zum Schwarzen Adler und Mailänder hießen seine Begründer, ein Bauerngeschlecht mit vermutlich lombardischen Wurzeln. In diesem Gasthaus hat man im 18. Jhdt zwei ungarische Juden festgenommen, weil sie sich in verdächtiger Weise mit in Garnison liegenden Husaren unterhalten haben……. Wo man anschließend über zwei Generationen und bis in jüngste Zeit gute Limonaden erzeugt und vertrieben hat, war ursprünglich der Kleinviehstall des Mailänder. Noch eine kleine Keusche und dann gibt es nur noch freies Feld, Thonfeld genannt, vermutlich weil es dort ein kleines, günstig und nahegelegenes Lehmvorkommen gegeben hat. Man mußte ja damals seine Herde und Öfen noch weitestgehend eigenhändig ausbessern. Wir gehen unverdrossen weiter, am Friesacher Kreuz vorbei, sehen aber weder Bahn noch Tankstelle, bestenfalls genießen wir einen freien Blick über das Weyerfeld bis zum gleichnamigen Schloß. Beim Mauthaus, dort wo jetzt die Lemisch Straße einmündet, sehen wir gegenüber die Schönmühle, ein viel begehrter und ertragreicher Standort zum Mehl mahlen und Bretter schneiden an der Wimitz.

Hier übersetzen wir die Reichsstraße und gehen den anderen „Gehsteig“ zurück, wieder der Stadt zu. Nach der Kölnhofallee beginnen schon des Mailänder Felder und direkt an der Straße sehen wir  wiederum im Geiste sein Wirtschaftsgebäude, heute Wohnhaus. Kelag, altes Gendarmeriequartier und Beamtenwohnhaus davor, bitte alles wegdenken. Über Sport- und Tennisplätze gehen noch die Kühe oder der Pflug. Turnerheim und Parkhaus wird es noch lange nicht geben, wohl aber den Sternwirt, einstens „Hiklisches Wirtshaus“ heute Hotel Fuchspalast genannt. Vielleicht sollten wir eben da eine Pause einlegen, denn unser Weg ist am Ende.     II/2005  

  Dies ist ein Kartenausschnitt von Sartor um 1748. Er zeigt den Osten der Stadt von Nord nach Süd gesehen. Teile der Altstadt erscheinen deshalb rechts im Bild.                                                                                                         

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