Über das Haus am Unteren Platz Nr. 17
Juli 8, 2018 um 11:35 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Dr.Pettner, Gehack, Gottschee, Hopfgartner, Kampel, Karl Wahrheit, Kraschnig, Krenn, Kronegger, Leitner, Lemisch, M. Grawein, Mayer, Mohrenwirt, Obergrass, Peter Knaus, Pobaschnig, S. Webertitsch, Schöffmann, Winkler, Zweil
Die Geschichte dieses schmuckreichen (Marienmonogramm, Wappenstein 1538) und in seiner Ausdehnung beachtlichen Anwesens ist bis ins ausgehende 18. Jhdt. zurück nach verfolgbar. Viele bekannte Familien sind hier nachzuweisen, etwa die Kampel, die Winkler, die Zweil und Kren oder die Mayer/Kronegger und Schöffmann. Ob ein Wagner-Handwerk, der Bierausschank oder der Handel mit Waren aller Art, immer hat dieser Platz seine fleißigen Bewohner gut ernährt.
1785 verstarb hier die Wagnermeisters-Gattin Judith Kampel und 1792 ihr Mann Franz Xaver. Dass die Kesselbier-Brauer Winkler von der Klagenfurter Straße auf den Unteren Platz gezogen sind, wäre möglich, denn ein Johann, 1803 mit 36 Bürger geworden, stammte aus Kraig. Er saß noch in der Klagenfurter Vorstadt. Ein weiterer Johann Winkler wird 1812 Bürger mit 24 Jahren und wird Kesselbierbrauer-Geselle aus St. Georgen genannt. Um Bürger zu werden, war aber eigener Hausbesitz Voraussetzung. Fix und nachweislich mit der Adresse am Unteren Platz verbunden ist der 1815 als Bürger aufgenommene Michael Winkler, mit Kesselbier Ausschank , erst recht aber Cajetan Winkler, seit „1823, 24 Jahre alt Bürger, ledig, hier geboren, Besitzer der Mohrenwirt Realität am Unteren Platz“. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: als Pächter im Hause erscheint 1823 der erste Knaus aus Gottschee in St. Veit, Peter Knaus 1) dreizehn Jahre v o r dem Stammvater aller späteren Knäuse, Johann Knaus! Haus, Hof und Hinterhaus (heute Wesely, Botengasse 9, von dort stammt auch der Wappenschild) waren groß genug, auch verschiedenen Gewerben neben einander Platz zu bieten. Deshalb ist es schwierig zu sagen, ob und wann der Mohrenwirt von anderen Betriebszweigen abgelöst wurde. Immerhin Mathias Zweil war 1851 auch Bürger, Profession nicht genannt. Was für Josef Leitner (ab 1861), Maria Jörg (ab 1866) und Peter Fuchshofer (ab 1873) als Betriebszweig zutreffend wäre, ist nicht bekannt. Andreas Krenn ab 1877 Hausbesitzer. war jedenfalls Fleischhacker, was noch immer zu einem Wirtshaus gut passen würde. Krenn war mit Anna Pobaschnig verheiratet und ist 1880 gestorben. Darauf folgten Eduard Hopfgartner (ab 1882) und Anna Maria Herzog. Andreas, ihr Mann und Witwer, erbte von ihr 1894. Er war von 1901 bis 1904 Grundbuchsführer am Bezirksgericht, zugleich auch Bürgermeister der Stadt. Aus welchen Gründen es 1903 bis 1905 zu größeren Darlehensaufnahmen kam, müsste man noch klären. Vielleicht gab es kostspielige Baumaßnahmen? Interessant jedoch, wer damals die privaten Geldverleiher und Finanziers von St. Veit waren: S. Weberitsch, M. Grawein, Dr. Prettner, Dr.K.Wahrheit, Dr. Arthur Lemisch. 1906 begann die große und lange Zeit von Kaufmann Ferdinand Mayer. Er starb 1950 mit 85 Jahren. Haus und Geschäft überließ er seiner Tochter Margarethe Kronegger. Hans Schöffmann (Jg 1929) war schon seit Ende 1952 als Pächter im Hause und kaufte dieses 1964 gemeinsam mit Gattin Maria, eine überaus fleißige und talentierte Textil-Fachfrau. In das Jahr 1965 fielen erste Umbauten. Umfangreichere Abbruch-, Aus- und Umbauarbeiten folgten 1972/73. Neben dem eigenen Textil-Angebot, gab es einige Miet-Geschäfte wie z.B. Gazelle, Salamander und NKD im Hause. Heute ist noch Foto Hartlauer ein Anziehungspunkt. 2008 kam es zur Geschäftsübergabe an Sohn Klaus, ihm oblag dieser Tage die Schließung nach einem Bestand von genau 66 Jahren.
1) Viktualienhandel, St.Veit (in Miete!), ihm wird.1824 der Handel mit welschen Früchten (durch Gehilfen von bespannten Wägen herab) untersagt . 1815 scheint Peter Knaus als Besitzer des Hauses 89 Im Bürgerbuch der Stadt St.Veit tatsächlich auf. Begründung: Sein Haus hätte er längst wieder verkauft
Einen besonderen Fall hält der Stadtmagistrat St.Veit 1827 fest. Wieder führt die Spur nach Gehack: „An die löbliche Bezirksobrigkeit Gottschee in Krain. Der zu Gehack in der Pfarre Obergrass des dortlöblichen Bezirkes gebürtige Johann Knaus, welcher früher bei seinem Vater Peter Knaus, Früchtehändler allhier die Handlung lernte, ist auf seiner Wanderschaft von Pest (Budapest) über Friesach paßlos hier angekommen und mit einer Art Irrsinn befallen worden. Mit ihm ein Personale aufzunehmen war nicht möglich, weil er irrsinnig spricht. Man hat daher durch seinen, hier beim Handelsmann Josef Kraschnigg als Comis dienenden Bruder Anton Knaus die Nationale ausgeforscht und befördert nunmehr diesen Unglücklichen an seine löbliche Bezirksobrigkeit, damit von wohlderselben seine Heilung besorgt werde….“
Dank der liebenswürdigen Unterstützung durch Rudi Wadl, konnte die Bildqualität deutlich verbessert und die bisherigen Aufnahmen entfernt werden.
Das ehemalige Geschäft Mayer hat man 1952 in Pacht genommen.
1964 wurde das Haus gekauft und für die Textilbranche erstmals umgebaut. Das Marien-Monogramm befindet sich noch über dem Hof-Zugang:
Der geplante Zubau zum ehemaligen Hof hin sowie die HausAufstockung (1973) erforderten 1972 größere Abbruch Arbeiten.
Alte Gaststätten der Innenstadt
April 13, 2012 um 13:15 | Veröffentlicht in St.Veit | 1 KommentarSchlagwörter: Bürgerbuch 1564, Berufsbezeichnungen, Bierwirt, Bildhauer, Bräuer, Cafe Hindenburg, Eingemachtes, Einkehrgasthöfe, Eisenbahn, Faßlwirt, Franz Xaver Koller Chirurg, Fremdenverkehr, Gasthaus Altheidelberg, Gewerbesteuer, Hausnamen, Johann Pacher, Josef Sommeregger, Kaffeesieder, Lebzelter, Michael Koller Sudelwirt, Mohrenwirt, Oberer Haller, Privilegien Wegfall, Saure Suppe, sudeln=säuern, Tafern, Weinwirt
Gaststätten jeglicher Art blieben von Anfang an und für lange Zeit auf den Ortskern beschränkt. Das änderte sich allmählich durch das Wachstum der Vorstädte, als man den zunehmenden Verkehr der Pferdefuhren durch die Engen der Stadt immer öfter mühsam und gefährlich fand. Erst damit schlug die Geburtsstunde von Einkehrgasthöfen in den Vorstädten. In den Zeiten davor waren Tavernen (Tafern), Gasthäuser mit Herberge (Gastgeb), Wirte (Weinwirt, Bierwirt, Schankwirt etc.) und sogenannte „Kaffee-Sieder“ eben nur innerhalb der Stadtmauern zu finden, denn Mauern boten Sicherheit den Inwohnern wie den Reisenden.
Die älteste Quelle für dergleichen Untersuchungen stellt das Bürgerbuch von 1564ff dar. Es ist im Kärntner Landesarchiv verwahrt. Leider nennen die ersten Einträge nur das Notwendigste, wie Datum, Namen, Höhe der Taxen. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts werden sporadisch auch Berufsbezeichnungen angeführt, doch immer noch keine genauen Adressen. Man darf annehmen, dass die frühesten Bürgeraufnahmen von Wirten solche betraf die ihrem Gewerbe in der Innenstadt nachgingen. Es sind zunächst noch Familiennamen, selten besondere Fantasie- oder Hausnamen üblich, was jedoch nicht ausschließt, dass aus Familiennamen mit der Zeit Hausnamen werden konnten. Wie viele, unter den Sammelbegriff „Wirt“ fallende als Zeitgenossen wirkten, lässt sich aus dem Bürgerbuch erst recht nicht nachweisen. Dazu bedarf es schon gewisser amtlicher Unterlagen, wie etwa des Gewerbesteuer-Ausweises von 1798 – Landesarchiv, Stadt St.Veit, Faszikel 6/5 – wo zum Stichtag alle „Partheien“ mit Hausnummer, Steuerbuch-Folio, Namen, Gewerbsstand und Geldbetrag angeführt wurden und das sogar getrennt nach Stadt und Vorstädten. Die Innenstadt hatte zu jener Zeit e i n e n Kaffeesieder, e i n e n ausschenkenden Bräuer, e i n e n Wirt, e i n e n Gastgeb, zwei Bierwirte und nur e i n e n Weinwirt. Der Bräuer war mit 10 Gulden am höchsten besteuert, gefolgt von Weinwirt und Kaffeesieder mit je 4 Gulden. Der Gastgeb zahlte nur 3 Gulden, Wirte 1 Gulden und weniger. Wenn wir zusammenfassen, hatte die Innenstadt zu Ende des 18. Jahrhunderts gerade einmal sieben gastliche Stätten. In den Vorstädten waren es insgesamt sechzehn, wobei die Bierwirte deutlich vorherrschten und es darunter gar nicht wenige „Bierwirthinnen“ gab.
Das Bild ändert sich im Laufe des folgenden Jahrhunderts. Jetzt gibt es, bezogen auf Stadt und Vorstädte nur noch 15 Gastgewerbe, also um acht weniger. Ja, St. Veit ist durch Wegfall seiner Privilegien ärmer geworden und der Boom durch die Eisenbahn hat gerade noch nicht eingesetzt. Das beweist jedenfalls das Kärntner Geschäfts-Adressbuch, erschienen 1864 bei Johann Leon. Zuwächse hatten dabei nur die Kaffeesieder und Bräuer, letztere fast durchwegs in den Vorstädten gelegen. Der Adresskalender von 1907 wird schließlich wieder eine deutliche Zunahme allein der Wirtshäuser und Wirtspächter von Innenstadt und Vorstädten von zusammengezählten 37 Betrieben zeigen. Laut Kalender 1935 kommt es wieder zu einem Rückgang auf 28, was der Notzeit entspricht.
Konzentrieren wir uns nun auf entsprechende Adressen der Innenstadt, dann wäre da zunächst das Haus Hauptplatz Nr. 20 (Rikki Reiner Moden). Dort wird mit Georg Mayerhofer (+1782) schon ein bürgerlicher Wirt genannt. Es sind dort Wirtsfamilien bis 1918 nachweisbar. Ein Michael Koller wurde zum Namensgeber für die „Sudlerkoller-Wirtsbehausung“ womit es seine besondere Bedeutung hat. Zu seinen Lebzeiten dürfte Koller ein origineller Mann gewesen sein, der hauptsächlich Fuhrleute, Gesellen und Leute vom Lande zu seinen Gästen zählte. Sein Ruf ist unter dem Namen „Sudler-Koller“ noch lange im Gedächtnis der Nachwelt erhalten geblieben. Bei ihm wurde die sogenannte Saure Suppe ausgekocht, die nach der volkstümlichen Bezeichnung „sudeln oder säuern“ zu dem Beinamen Sudler führte. Sie wurde aus Innereien, Kopffleisch und Füßen der Schweine zubereitet und war seinerzeit eine beliebte und auch billige Speise. Heute wird sie verfeinert als „Eingemachtes“ serviert. Im Jahre 1830 befürwortet der Magistrat ein Unterstützungsansuchen des Koller, gewesener Militär-Chirurg, als solcher 21 Jahre Freund und Feind gedient (Bruder des hiesigen Chirurgen Franz Xaver Koller) und seit 40 Jahren in der Stadt, Haus Nr. 105, Bierwirtkonzession, Opfer der zwei Stadtbrände von 1797 und 1829, mindestens 86 Jahre alt, krank und unverschuldet in Not geraten. Der Arme stirbt 1834 mit 89 Jahren. (nach Dir. R. Niederl)
Weitere Geschichten gebe es vom Hause Hauptplatz 6 (Glan Real) wo einst der „Obere Haller“ die Lebzelterei mit Wein- und Branntweinausschank kombinierte. Es gibt St. Veiter, die sich noch an das Gasthaus zur Post an dieser Stelle erinnern. Weil die wohlhabende und alteingesessene Familie der Haller sich auch kräftig verzweigte, gab es die gleiche Kombination am Unteren Platz 6 (später Sommeregger). Dort werkte noch der legendäre Mathias Grawein, ebenfalls als Lebzelter und Wirt. Er kam als Lebzeltergeselle nach St.Veit und erwarb das Haus durch Einheirat. Er brachte es durch seinen soliden Charakter zu großem Ansehen und bekleidete vom 1869 bis 1873 sogar das Amt des Bürgermeisters. Auch machte er sich um die Kultur des Hopfenbaues sehr verdient. Sein Gasthaus war Treffpunkt bürgerlicher Kreise, der Akademiker und Beamten, die sich in Stammtischrunden der Geselligkeit der „guten alten Zeit“ erfreuen durften, die mit dem 1.Weltkrieg zu Ende ging.
Mit Josef Sommeregger dem Älteren begann eine neue Zeit der Entwicklung und Umgestaltungdes Gastbetriebes, die hauptsächlich von den Bedürfnissen des allmählich einsetzenden Fremdenverkehrs bedingt war. Schon 1910 wurde der schmale Hoftrakt aufgestockt und 3 Fremdenzimmer eingerichtet, bis dann 1926 die Verbindung mit dem Hinterhaus
Burggasse 6 hergestellt war und auch dieses für Beherbergungszwecke adaptiert wurde. Schon 1926 gab es Zentralheizung und Fließwasser. 1929 erfolgte die Angliederung der zum Hause 7 gehörigen inzwischen aufgelassenen Dampfbäckerei, wo im Erdgeschoß ein geräumiger und vornehmer Speisesaal entstand, während im aufgesetzten 1.Stock mit zwei neuen Fremdenzimmern die Gesamtzimmeranzahl auf 23 und die der Betten auf 32 erhöht werden konnte. In diesem Jahr wurden auch die Stallungen abgerissen und an deren Stelle ein gepflegter Gastgarten mit gedeckter Veranda geschaffen. (ebenfalls nach dem Chronisten Rudolf Niederl!) Am Unteren Platz 4 (Lammwirt) wirkten über Jahre und nach einander die Familien Polster und Schubernig als Fleischhauer und Wirtsleute. Die von Franz und Ignaz Polster betriebene Fleischhauerei befand sich nicht in diesem sondern im Nebenhaus Nr.3. Deshalb ist heute noch die kuriose Situation gegeben, dass ein Gastzimmer des Weißen Lamms außerhalb der Stammliegenschaft liegt, jedoch von dort her begangen wird. Das Haus Nr.4 diente ausschließlich Gastzwecken, soweit nicht die damit verbundene Landwirtschaft Platz in Anspruch nahm. Vorübergehend richtete Benno Schubernig von 1906 bis 1928 eine Fleischausschrottung auch in diesem Hause ein, die von seinem Sohn Hermann 1928 bis 1940 weitergeführt wurde. Benno Schubernig war als Pferdezüchter und Rennfahrer auf Trabrennbahnen in ganz Österreich bekannt und betrieb auch die Landwirtschaft mit Erfolg, deren Schwerpunkt später im neuen Stallgebäude unter der Traberbahn lag. Von 1928 bis 1938 hatte im ersten Stock des Vorderhauses das „Reych Urbs Viti“ eine Zweigstelle des Verbandes der Allschlaraffen seine „Burg“. (weitestgehend nach Dir. Niederl). Das Haus Unterer Platz 17 (Moden Schöffmann) mit seinem schönen Marienmonogramm beherbergte zur Mitte des 19. Jahrhundert das Gasthaus zum Mohrenwirt. Am Platze gegenüber steht das Haus Unterer Platz 8 (Kindermoden Paulitsch) nicht nur mit Wirtsleuten wie Fuchs, Trinker und Komposch sondern sogar mit dem berühmten St. Veiter Bildhauer Johann Pacher innerhalb seiner vier Wände. Wer erinnert sich außerdem der Situation vor dem Geschäftsumbau? Rechts der alten Haustüre Textil Schneidermeister Franz Wudonig zwei Stufen hinunter – links davon Gasthaus Resi Komposch, straßeneben um 1950. Frau Alexandra (Lexi) Wranz, ledig, 1900 bis 1978, Tochter des Eisenbahner-Pensionisten Franz Wranz war Musiklehrerin in diesem Hause. Der ehemalige Kronwirt, worauf einst ungezählte Wirte mit Bürgerrecht saßen, ist im Hause Unterer Platz 20 (Ellersdorfer) infolge späterer massiver Umbauten nicht mehr zu erkennen. Ein Bauakt im Archiv der Stadt sagt u.a. aus, dass „Sebastian Meisterl, Hausbesitzer und Fleischhauermeister darauf verzichtet, in seinem Hause einen Eiskeller zu bauen, woraufhin Alois Ginhart seinen Rekurs zurückzieht“. Noch fehlen einige Gastwirt-Adressen, wie der Faßlwirt und Altheidelberg. Vollzähligkeit ist schwerlich jemals erreichbar. Eines steht aber fest, der Untere Platz hatte gegenüber allen anderen Plätzen und Gassen der Innenstadt in punkto Gasthäuser („Hotels“) ein klares Übergewicht. Walter Wohlfahrt
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