St. Veiter Wiesenmarkt 1900-1950
August 29, 2012 um 18:35 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: "Jahrmarkt-Kegelbahn" 1818, "Musikverein Bundeskapelle", Anton Sallinger, Arbeitslosigkeit, Auer von Welsbach, Austro-Faschismus, Besatzungszeit, Bettina Steiner-Köferle, Diktatur, Dr. Hubert Huber, Eisenbahner Musikkapelle, Epidemie, Erlgasse, Fürsorge, Festzug, Franz Franziski, Fridolin Rainer, Fritz Knaus, Gösser Bierniederlage, Gemeinde-Archiv, Gemeindewache, Gerhard Mock, Glockenkomitee, Hubert Zankl, Jagdschutzverein, Johann Plöb, Josef Mauko, Josef Pucher, Karl Dinklage, Kegelbahn, Kinderfreunde, Kirchenglocken, Klagenfurter Messe, Kriegsopfer, Landsmannschaft, Leo Knaus, Leopold Polanz, Leseheft, Luftgefahr, Marktberufung, Marktfreyung, Marktrichter, Martin Wutte, Maul- u. Klauenseuche, Max Weberitsch, Micheli-Markt, Monarchie, Norbert Rainer, Notlage, Pfarrhof, Polizei, Prim-Geiger, Pukelsheim, Radfahrer, RAVAG, Roma, Rudolf Niederl, Ruhr, Sinti, Stagnation, Tichatschek, Verschönerungsverein, Viehmarkt, Wiesenmarkt, Wirte, Witwen und Waisen, Zigeunerkapelle
Ein Glück und ein Segen für jede Gemeinde, für jede Stadt, wenn ihr erster Bürger neben Eifer für Gegenwart und Zukunft auch noch tätiges Verständnis der Geschichte gegenüber an den Tag legt. So hat Bürgermeister Gerhard Mock veranlaßt, daß der reiche historische Schatz des Gemeinde-Archives digital verfügbar gemacht worden ist. Frau Mag. Bettina Steiner-Köferle hat sich in bewundernswerter Akribie dieser monatelangen, wertvollen Aufgabe unterzogen. So ist es erstmals möglich, themenspezifisch relevante Sachverhalte aus einem großen Datenbestand mit wenig Mühe auszufiltern und diese, wie beispielsweise hier den Wiesenmarkt betreffend, darzubieten.
Vieles ist über den historischen St.Veiter Micheli-Markt bisher schon von berufenen und weniger berufenen Leuten geschrieben, manches davon auch gedruckt worden, Stichhaltiges und Legendäres. Als Standardwerk gilt wohl die von Bürgermeister Hubert Zankl zum 600 Jahr Jubiläum in Auftrag gegebene, von Dr. Karl Dinklage verfaßte und 1962 gedruckte „Geschichte des St. Veiter Wiesenmarktes“. Auch einmal einen nicht so fernen Zeitraum, an den sich der eine oder andere vielleicht noch selbst oder vom Hörensagen erinnern wird, auf Grundlage handfester Daten im Zeitraffer vorüber ziehen zu lassen, ist nicht ohne Reiz, zumal die hier benutzten Quellen dem obgenannten Buchautor sicher nicht zur Verfügung standen.
Was dabei als erstes ins Auge springt, ist der Umstand, daß die jährliche Zählung der Märkte, wie diese immer wieder in den Zeitungsberichten vorkommt, streng genommen unkorrekt ist. Inzwischen ist diese Übung im offiziellen Ankündigungsplakat ganz zu Recht einer Nennung der Zeitspanne gewichen. Allein in der kurzen Betrachtungszeit von fünfzig Jahren wurde mit der Abhaltung des Ereignisses mehrmals ausgesetzt. Sei es 1910, wo sich die Maul- und Klauenseuche derart ausbreitete, daß ein Marktverbot ausgesprochen werden mußte – und man vielleicht deshalb auch noch bis ins 12er Jahr etwa von Ausschankbewilligungen nichts vernimmt – sei es die Ruhrepidemie des Jahres 1917, die es geboten erscheinen ließ, keinen Wiesenmarkt anzusetzen; oder man werfe den Blick auf einige Kriegsjahre sowohl 1914-1918 als auch 1939-1945. Zunächst sollte 1944 noch J. Hopfgartner die Marktaufsicht übernehmen, doch kam dann am 12.9. das endgültige Verbot. Der Reichsstatthalter für Kärnten begründete diese Verfügung mit dem Schutz der Bevölkerung vor der bestehenden Luftgefahr. Die älteren Leser werden sich erinnern, wie damals die englischen Jagdflugzeuge, ob Spitfire oder Lightnings, bereits unangefochten den Kärntner Himmel beherrschten. Auch gab es in jener Zeit schon lange keinen rechten Anlaß mehr für jegliche Volksbelustigung. Die einen waren an der Front, die anderen sorgten sich um sie. Bestenfalls kam es noch zu Absatzveranstaltung für Pferde und Rinder. Im Herbst des Jahres 1945 war der Krieg gottlob vorüber und der Wiesenmarkt konnte ohne weitere Unterbrechung langsam wieder in Schwung kommen!
Die Ausschankbewilligungen spielten immer eine besondere Rolle. Sie versprachen gutes Geschäft und waren dementsprechend begehrt. 1905 ersuchten die Schankwirte gar darum, vorzeitig, also v o r der offiziellen Eröffnung, mit dem Ausschank beginnen zu dürfen. Dagegen werden aber wohl die ortsfest gebliebenen Wirte Einspruch erhoben haben.
1913 wurde ein gewisser Johann Plöb genannt. Er gehörte der Gemeindewache an – damals eine Art gemeindeeigene Polizei – und er hatte als ernannter Marktrichter auf Einhaltung der Marktordnung zu schauen. Ebenso oblag ihm das Einnehmen der Standgelder.
1920 mußte der Wiesenmarkt mit Rücksicht auf die Kärntner Volksabstimmung verschoben werden und als man 1922 daran dachte, die im Kriege abgenommen Kirchenglocken nachzuschaffen, kam es zu einem recht krausen Gedanken. Der Festausschuß des Glockenkomitees unter Obmann Tichatschek trat allen Ernstes an die Stadtgemeinde heran, den ganzen Wiesenmarkt dem Komitee zu verpachten. So wären, nach Meinung der Bittsteller, die Standgelder einem guten Zweck zugeführt. Aus „prinzipiellen Gründen“ ist man diesem Ansinnen nicht nahegetreten.
1924 hört man von einem Gemeinderatsbeschluß, wonach anläßlich des Wiesenmarktes die Bäcker der Stadt an zwei Sonntagen schon um zwei Uhr früh beginnen dürfen, ein deutlicher Hinweis darauf, daß man ansonsten den großen Bedarf nicht hätte decken können.
1926 kam es erstmals expressis verbis zur Vergabe von „Lizenzen für die Ausübung des Gast- und Schankgewerbes“ auf Marktdauer und zwar genau vom 19. September bis zum
18. Oktober, eine recht lange Zeitspanne. Verbunden damit war eine Neufestsetzung der Standgelder und der Belustigungssteuer.
1928 wurde über Ansuchen des Landesverbandes der Kriegsbeschädigten, Witwen und Waisen, demselben das Aufstellen einer Rasenkegelbahn zur Zeit des Wiesenfestes gestattet. Diese Einrichtung hat sich nicht nur bis vor wenigen Jahren erhalten, nein, sie wurde sogar wesentlich erweitert und ausgebaut. Der Bestandsinhaber hieß von 1938 an „NS-Kriegsopferversorgung“ und ab 1945 „Kärntner Kriegsopferverband“. Keine Frage, daß auch zuvor schon dem Kugel- und Kegelspiel gefrönt worden ist. Was aber bislang meist das Anhängsel einer Schankbude war, wurde damit zum Monopol der Kriegsopferfürsorge. Allerdings, eine Eintragung im Grundbuch des Pfarrhofes St.Veit (Landesarchiv, Stadt St.Veit, Signatur 213, Folio 35) erwähnt 1818 die „Jahrmarkt-Kegelbahn“ und deutet darauf hin, daß schon damals zumindest die Kegelbahnen eine temporäre Einnahme des Pfarrhofes geboten haben.
Der Zustrom von Radfahrern ist 1928 schon so stark, daß Max Weberitsch in der Villacher Vorstadt 7 um das Gewerbe zur Einstellung von Fahrrädern der Marktbesucher auf seinem Grund und Boden ansucht.
Einer Initiative des damaligen Kustos des Stadtmuseums und Obmannes des Verschönerungsvereines, Volksschuldirektor Rudolf Niederl und der Unterstützung durch die Kärntner Landsmannschaft, ist es zu verdanken, daß der längst abgekommen gewesene Brauch von Aufstellung und festlicher Übertragung der Marktfreyung, verbunden mit der sogenannten Marktberufung, das ist die Verlesung der Rechte und Pflichten der Marktteilnehmer, 1932 wiederbelebt wurde. Mit kriegsbedingten Unterbrechungen ist dies seither und bis auf unsere Tage ein fester Bestandteil der Marktkultur. Es spricht viel dafür, daß Dir. Niederl von seinem Berufskollegen Josef Pucher inspiriert worden ist. Pucher war es, der Mitte der zwanziger Jahre über den „Wiesenmarkt in früherer Zeit“ im Periodikum „Für das Kind, Leseheft für Kärntens Schuljugend“ schrieb, selbst aber sein Wissen von keinem geringeren als aus Franz Franziskis „Kulturstudien… in Kärnten“ bezogen hat. Übrigens, die Marktfreyung wurde 1932 vom Bildhauer Pichler in Klagenfurt neu geschaffen und am 17.9. geliefert. 70 Jahre neue Marktfreyung wären demnach zu feiern gewesen…..
Die Zahl der Radfahrer stieg weiter, so daß 1932 auch ein gewisser Anton Sallinger das Einstellen von Fahrzeugen auf dem Kinderfreunde Spielplatz an der Marktstraße bewilligt haben möchte. Das Geschäft auf diesem Platz hat noch in den fünfziger Jahren gut floriert. Eine unabsehbare Menge von Rädern, Rollern und Motorrädern prägte das Bild.
1934 war ein politisch all zu sehr bewegtes Jahr, um an eine größere Veranstaltung denken zu können, obwohl die Fertigstellung der großen Markthalle in dieses Jahr fiel.
Als Hinweis auf einen Festzug von 1935 ist ein Schreiben erhalten geblieben, welches sich an Baron Auer von Welsbach, Obmann des Kärntner Jagdschutzvereines, mit der Bitte richtete, eine entsprechende Abordnung möge am Festzug teilnehmen. All zu gerne hätte in diesem Jahr die Kärntner Brauerei AG Villach die große Markthalle gemietet, doch war leider die ortsansässige Gösser-Bierniederlage etwas schneller.
1936 wollte der „Musikverein Bundeskapelle“ unter Obmann Josef Mauko eine teilweise Rückerstattung der Marktabgaben. Die Begründung lautete, es handle sich um einen jungen, in Aufbau befindlichen Verein mit knappen Geldmitteln. Weil sich dahinter offensichtlich die umgetaufte Eisenbahner-Musikkapelle verbarg, die politischen Verhältnisse sich aber bereits in Richtung Austro-Faschismus verändert hatten, wurde das Ansuchen abgelehnt.
Musik in jeder Form, ob Leierkasten, Orchestrion, ob zu Unterhaltung oder Tanz, Musik spielte am Wiesenmarkt eine große Rolle! Im Festzug von 1932 begegnen wir noch der Musikkapelle der Eisenbahner und der Arbeiter-Musik-Kapelle. Beide mußten später aus rein politischen Gründen vorübergehend in Bundeskapelle bzw. in Stadtkapelle umgetauft werden.
Eine lustige Episode gehört gerade in die Zeit 1936 oder 1937: Herr Pukelsheim engagierte eine Zigeunerkapelle aus ungarisch Burgenland. Die Instrumente wurden gegen gutes Trinkgeld vom Bahnhof abgeholt und zunächst in die Erlgasse geschafft. Es war ausgemacht, daß vorher noch einige Tage im dortigen Gastgarten und erst danach in der Weinbude am Wiesenmarkt aufgegeigt werde. So geschah es dann wohl auch und die Sinti oder Roma mit ihrem Prim-Geiger namens Ference machten großen Eindruck auf das zahlreiche Publikum. Dies galt ganz besonders für eine angesehene Dame der St.Veiter Gesellschaft. Kurzum, der Wiesenmarkt war zu Ende und für Ference das nächste Engagement in Nizza angesetzt. Besagte Dame ward danach volle vierzehn Tage nicht mehr gesehen, ehe sie sich eines schönen Tages wieder bei ihrem großmütigen Ehemann einfand!
Um zwischendurch auch das Archiv des Stadtmuseums bzw. eine erhalten gebliebene Niederschrift von Rudolf Niederl aus 1947 heranzuziehen, sei kurz daraus zitiert:
„In den Jahren 1936 und 1937 flaute jedoch das Interesse an der weiteren Ausgestaltung der festlichen Marktberufung merklich ab, so daß 1937 nur noch zwei Stadträte und der Stadtschreiber in der Person des Amtsleiters bei der Übertragung der Freyung auf die Marktwiese, also sang- und klanglos und ohne Festakt, assistierten.
„Einerseits war es die wirtschaftliche Notlage, die ungeheure Zunahme der Arbeitslosigkeit, welche eine Stagnation auf allen Gebieten erkennen ließ, anderseits schlugen die Wellen der einsetzenden politischen Bewegung immer höher und bewirkten ein Abseitsstehen jener Kreise, die sich einst in den Dienst der Wiederbelebung einer feierlichen Markteröffnung gestellt hatten.
Dir.Niederl kommt abschließend zu seinem Vermächtnis:
„Nach mehrjähriger Unterbrechung konnte das Getriebe des Wiesenmarktes erst allmählich wieder in Schwung gebracht werden. Abgesehen von seiner ehemaligen Bedeutung hat der Wiesenmarkt viel von seiner Anziehungskraft verloren (1947! Anm.d.Verf.), als Klagenfurt durch die Veranstaltung eines Herbstfestes, das inzwischen auf August verlegt und mit einer Gewerbe- und Industrieausstellung (spätere Klagenfurter Messe ) verbunden wurde und damit dem traditionellen Wiesenmarkt den Rang abgelaufen hat.
„Ich widme diese Niederschrift mit den gesammelten Zeitungsabschnitten (darunter merkwürdigerweise auch solche von 1950 und daher später beigegeben – Anm. d. Verf.) sowie mit dem Bildmaterial, das ausschließlich von Amateuren stammt, dem Museum der Stadt St.Veit, das diese Erinnerungen als Zeichen der Bereitschaft, für die Belange der Stadt in uneigennütziger Art zu wirken, bewahren möge.
Dir. Niederls Sorgen von 1947 haben sich zum Glück nicht bewahrheitet. 1950 titeln die Tageszeitungen bereits in großen Lettern und vorausschauend „600 Jahre St.Veiter Wiesenmarkt“ – „St.Veiter Wiesenmarkt im alten Glanz“ – „Tausende beim St.Veiter Wiesenmarkt“ – „Massenauftrieb beim Viehmarkt“ – „St.Veit im Festeszauber“ usw.
Viele, oft sehr gegensätzliche Kräfte vermochte der Wiesenmarkt im Festausschuß von 1932 zu vereinen. Die Namen der acht Protagonisten muß man kennen: Bürgermeister Leopold Polanz, Norbert Rainer, Fritz Knaus, Rudolf Niederl, Dr. Hubert Huber, Leo Knaus, Fridolin Rainer und Josef Glatzl. Es kam in jenem Jahr nicht nur zum bis dahin größten Festzug, sondern obendrein zur österreichweiten Ausstrahlung einer Wiesenmarkt-Rundfunkreportage, mit wissenschaftlichen Beiträgen von Dr. Martin Wutte in der Programm-Zeitschrift von Radio Wien (RAVAG, gegründet 1.10.1924).
Gar viel hat der altehrwürdige Markt in den beschriebenen fünfzig Jahren zu leiden gehabt, etwa unter der Furie des Krieges oder ganz einfach durch die zeitweilige Unverträglichkeit der Menschen. Man bedenke, die letzten 18 Jahre der Monarchie, turbulente 20 Jahre Zwischenkriegszeit, 7 Jahre Diktatur und 5 Jahre englische Besatzung, das alles hat unser guter alter Wiesenmarkt in dem betrachteten Zeitraum durchlebt! Ganz abgesehen vom markantem Wandel, welchen die Ablöse des Pferdes durch den Traktor oder der Weg vom Fahrrad zur Vollmotorisierung mit sich brachten.
Walter Wohlfahrt in Kärntner Landsmannschaft, Oktober 2004
Unsere städtischen Baumeister
Mai 4, 2012 um 18:46 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Anton Chien, Arbeiter Vereinshaus, Baumeister, Bürgerrecht, Billa, Dr. Kraßnig Haus, Felix Fiebinger, Flagonia, Franz Borghi, Georg Dörrer, Hans Wank, Hochosterwitz, Jörg Maurer, Kanaltaler Siedlung heute Volkssiedlung, Katholisches Vereinshaus, Maria Wolschart, Max Weberitsch, Michael Wank, San Daniele, Tauschitz, Vereinshaus heute Vereinstreff, Volks- und Hauptschule, Wilhelm Tauche
Der heutige Aufmacher zeigt die ehemalige Villa von Stadtbaumeister Johann Tauschitz (1884-1977). Dieses prächtige Haus hat man 1986 gänzlich geschleift, um für den Billa-Laden nahe Hauptbahnhof Platz zu schaffen. Etwas später entstand auf dem großen Garten das neue Wohnhaus Friesacher Straße 46.
Seit in der Stadt gebaut wird, waren mehr oder weniger talentierte, doch ausdrücklich dazu berufene Baumeister am Werken. Das schon mehrmals herangezogene „Bürgerbuch von 1564“ bringt anfänglich neben Personennamen leider noch keine Berufsbezeichnungen. Man darf aber in früher Zeit von Familiennamen oft direkt auf Berufe schließen. So ist der 1579 Ersterwähnte, namens Jörg Maurer vermutlich auch wirklich ein Maurer gewesen und zwar nicht irgendeiner, sondern ein Maurer mit Bürgerrecht, also einer der zur Stadt in einem besonderen Vertrauensverhältnis gestanden ist. Ein Haus am Land, Stall oder Scheune konnte bald einer planen und bauen, aber Stadthäuser, das war wohl eine höhere Liga!
Folgen wir dem Bürgerbuch chronologisch, dann entdecken wir bald Leute mit Berufsangabe
1588 Urban Schiecht, Maurer
1628 Martin Pröll, Maurer
1661 Georg Nigglauer, Maurer
1677 Martin Pröll, Maurer (Sohn des gleichnamigen Vaters)
1678 Jacob Jaritz, erstmals „Stattmaurermeister“
1705 Caspar Krabath und Bartlmä Schuster, beide Maurer
1737 Matthias Melluschnig, Maurerpolier
1753 Gregor Schorn, Maurermeister, 42 Jahre alt
1784 Anton Türkh, Maurermeister, aus Hörzendorf stammend
1815 Valentin Radweger, Maurermeister, aus Treffen stammend
1841 Anton Chien, ebenfalls „Stadtmaurermeister“, aus Pizzano/Moggio, 40 Jahr alt
Bis hier her sind es besonders befugte und durch Bürgerrecht herausgehobene Gewerbsleute. Weil aber Bürgerrechtsverleihungen ab 1884 nicht mehr üblich sind, schließt jetzt ziemlich nahtlos ein weiterer „Italiener“ an, wenn auch nur als Maurermeister in der Person von Franz Borghi. Dieser stammte aus Flagognia bei San Daniele, 1844 dort geboren. Er war es, der 1890 mit dem Abbruch des Vorwerkes beim Villacher Tor beauftragt wurde. Zeitgleich war in St.Veit aber auch schon Michael Wank, der spätere und sichere Stadtbaumeister tätig. In beiden Fällen handelt es sich um wahre Dynastien im Baugewerbe, d.h. das davor und danach mehrere Borghi oder Wank ihre Spuren hinterlassen haben. Die Wank kamen aus der Pfarre St. Sebastian bei Hochosterwitz. Schon 1848 hat nachweislich ein Andreas Wank (1796-1862), Maurermeister von dort das Mesnerhaus in Maria Wolschart gebaut. Auf Andreas folgte dessen Sohn Alexander (1832-1929). Enkel Michael (1861-1912) ließ sich schließlich in St.Veit nieder. Mit Michaels Sohn DI Hans Wank (1891-1947), ebenfalls Stadtbaumeister, erlosch diese Baumeisterfamilie im Mannesstamm. Der Berufseinstieg des Hans Wank war zeitbedingt schwierig, das Ende aber als tragisch zu bezeichnen. Ein kurzes Zwischenspiel als Stadtbaumeister in St.Veit lieferte Hans Tauschitz (1884-1977), aus Hörtendorf stammend. Seine erste Gattin war eine Wank-Tochter und so konnte er sich zu recht und vorübergehend laut Briefkopf „Michael Wanks Nachfolger“ nennen, so lange Schwager Hans seine berufliche Qualifikation, unterbrochen durch Teilnahme am 1. Weltkrieg und am Kärntner Abwehrkampf, nicht zum Abschluss gebracht hatte. Nach Ablegung der Baumeisterprüfung 1923 begann Hans Wank noch im gleichen Jahr als selbständiger Baumeister. Bauten des Michael Wank, wie Volks- und Hauptschule, alte Sparkasse (heute Glaserei Puppitz) oder das Wank-Haus selbst am Schillerplatz zieren noch heute das Stadtbild. DI Hans Wank bildete in der NS-Zeit mit Ing. Wilhelm Tauche eine Arbeitsgemeinschaft zur Errichtung der Kanaltaler-Siedlung, aber auch bei Entstehung der sogenannten Neusiedlung am Knappenberg. Viele Bauten des Michael Wank kärntenweit sind bislang noch unerforscht. Bescheidener sind die Werke des Tauschitz. Dazu gehörten die eigene Villa und das alte Vereinshaus (heute Vereinstreff nahe der Hauptschule), beides demoliert. Allein das Haus des Dr. F. Kraßnig, Bahnhofstraße 12 von Tauschitz steht heute noch. Auch das zerbombte Arbeiter-Vereinshaus Ecke Klagenfurterstraße – Lastenstraße könnte mit seiner Entstehung in die Tauschitz Zeit passen.
Die abgebildete Ansichtskarte von 1928 zeigt ungefähr in Bildmitte das Arbeiter-Vereinshaus sowie gegen den rechten Bildrand hin die 1921 errichtete Tauschitz-Villa zwischen Bahnhof und Kölnhof. Alles Land davor war noch gänzlich ohne Verbauung. Die rund 35.000 Quadratmeter große Fläche ging infolge notariellen Übergabs- und Bauvertrages vom 24.2.1925 aus Kirchenbesitz auf Hans Tauschitz über. Anstelle Barzahlung wurde vereinbart, dass Tauschitz alle Bauleistungen zu erbringen hat, die mit der Errichtung des Katholischen Vereinshauses erforderlich sind. Stadtpfarrer Felix Fiebinger und seine Kirchenkämmerer Max Weberitsch und Georg Dörrer hatten ganz genaue Vorstellungen, wie eine moderne Jugend- und Öffentlichkeitsarbeit aussehen könnte und welche Raumerfordernisse dazu nötig wären. Gegenstand von Planung und Ausführung war: Holzkeller. Im Erdgeschoß ein Versammlungssaal mit Galerie, Sitzungssaal mit Nebenraum, Kassenraum, Buffetraum, Garderobenraum, Herren und Damen Toiletten, Stiegenhaus. Im Obergeschoß lag die Wohnung des Hausbesorgers bestehend aus Zimmer, Küche, Speis, Abort, Aufgang in den Unterdachraum. Grund und Gegenleistung wurden mit je 36.000 Schilling bewertet, der Quadratmeterpreis lag also knapp über ein Schilling. Es wäre nicht weit gefehlt, in dem allen eine hoffnungsvolle katholische Gegenstrategie zum Zeitgeist zu erblicken. Walter Wohlfahrt
Aus St.Veiter Stadt-Blatt´l von Friedrich Knapp
Der St.Veiter Wiesenmarkt
Juli 27, 2011 um 17:42 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Fritz Knaus, Ledel, Max Weberitsch, Menagerie, Nächtigen, Orfandl, Pölzhütte, Pferde, Rinder, Spielwarenhändler Schnedl Klagenfurt, Tuchhändler, Volksfest, Wiener- Grazer-Jude, Wiesenmarkt
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