Die St. Veiter Friedhöfe
März 31, 2012 um 18:33 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Ev.Friehof, Ev.Kirche, Frater Peter Knaus, Gabriel Lex, Josef II, Karner, Kronprinz Rudolf Spital = Spital der Barmherzigen Brüder, Reformationszeit
Evangelische Kirche St. Veit/Glan links vom Eingang in der Wand
Bald werden wieder Menschen scharenweise Friedhöfe besuchen, Gräber schmücken und Lichter entzünden. Ein schöner Brauch um Allerheiligen herum.
Der erstaunte Leser wird allerdings fragen, warum vier Friedhöfe in der Titelzeile, es gibt ja nur einen! Richtig und wieder nicht richtig! Im Laufe der Zeit bestanden tatsächlich in der Aufeinanderfolge v i e r Friedhöfe. Doch der Reihe nach…..
Wer denkt heute noch an ein kurzes Totengedenken, wenn er über den Pfarrplatz eilt? Und doch geht man dort über unzählige Gräber, eines neben dem anderen, denn der Platz war knapp! Das ist wohl auch der Grund, warum St. Veit mit seinem wuchtigen Karner das größte Beinhaus Kärntens besitzt. Auch die vielen, kunstvollen Epitaphe außen an der Kirche erinnern an dortige Beisetzungen. Erst Joseph II, Sohn Maria Theresias und bedeutendster Reform-Kaiser, verfügte, dass die Gottesäcker aus den Innenstädten – allein aus hygienischen Rücksichten, man denke nur an das vielfach, weniger in St.Veit als andernorts aus Schlagbrunnen bezogene Trinkwasser – vor die Stadt hinaus zu verlegen sind. Ende des 18. Jhdt. waren daher Bestattungen bei der Stadtpfarrkirche nicht mehr, sondern ausschließlich im neuen Friedhof in der Klagenfurter Vorstadt, im Gebiet der späteren Evangelischen Kirche erlaubt.
Doch auch dort war eines Tages nicht mehr genug Platz. Wir werden bald sehen, warum. Anstelle der bis dahin üblichen, kirchlichen Friedhöfe kam es 1881 an der heute jedermann bekannten Stelle erstmals zu einem Städtischen Friedhof. Dechant Gabriel Lex, wohl einer unter den großen Stadtpfarrern von St. Veit, sein segenreiches Wirken währte vom Jahre 1885 bis zum Ableben 1909, hinterließ uns eine Denkschrift. Diese darf hier auszugsweise wiedergegeben werden:
„Pro memoria über die Errichtung und Einweihung des hierstädtischen, gegen Osten gelegenen Friedhof-Zubaus am vulgo Weyerfeld. Durch das Zunehmen der hiesigen Stadtbevölkerung, in erster Linie wohl in Folge des Eisenbahn-Personales, wurde die Auflassung des bisher bestehenden Gottesackers, gelegen in der Klagenfurter Vorstadt, viel zu klein notwendig und die Errichtung eines neuen und größeren Belegraumes für die sterblichen Überreste hiesiger Christenheit geboten. Erst anfangs der achtziger Jahre wurde von der Stadtgemeinde-Vorstehung durch Ankauf und Umtausch des hierzu notwendigen Grundkomplexes Abhilfe getroffen, der neue Friedhof errichtet und am 15. Mai 1881 vormittags 10 Uhr, wegen Erblindung des damaligen Dechants und Stadtpfarrers, Herrn Anton Huber, von Stadtpfarrkaplan Herrn Joseph Müller unter Assistenz zweier Barmherziger Brüder kirchlich eingesegnet. Doch schon nach vier Jahren stellte sich abermals die Notwendigkeit heraus, den Beerdigungsplatz, kaum neu geschaffen, abermals zu vergrößern, weil durch die liebreiche Aufnahme so vieler Kranker aus allen Gegenden unseres lieben Vaterlandes im hiesigen Kronprinz Rudolf Spitale der Barmherzigen Brüder auch das Contingent der Verstorbenen größer wird………..Nachdem den kirchlichen Vorschriften Rechnung getragen war, wurde über Ersuchschreiben der Stadtgemeinde vom 28. April 1886 am 23. Mai l. J., das ist am 4. Sonntag nach Ostern nach vorausgegangenem nachmittägigen Pfarrgottesdienste und der Veranstaltung feierlicher Prozession in den Friedhof, bei sehr starker Beteiligung der Gläubigen, worunter auch die ehrwürdigen 5 Schulschwestern mit ihren sämtlichen Schulmädchen, unter Assistenz des Stadtpfarrkaplans Herrn Joseph Gangelmayr und des Barmherzigen Bruders Peter Knaus genannter Friedhofszubau, kraft Vollmacht des Fürst Bischöflich Gurker Ordinariates vom 1.12.1861 feierlich benedizirt und bei dieser Gelegenheit auch das neu aufgestellte Crucifixbild im größeren Teile des vor 5 Jahren adaptierten Gottesackers, wobei eine passende Ansprache an die gegenwärtige, zahlreiche christliche Versammlung nicht fehlte, kirchlich eingesegnet vom Gefertigten. Stadtpfarramt St.Veit am 23. Mai 1886. Gabriel Lex Dechant und Stadtpfarrer.“
Fehlt noch der vierte Friedhof! Dabei handelte es sich um den einstigen Evangelischen Friedhof, westlich des Oktoberplatzes. In der Reformationszeit waren es sehr viele St.Veiter, die der neuen Lehre anhingen. Die Bestattung ihrer Toten auf dem katholischen Friedhof hatte man ihnen jedoch verwehrt. Dieses Gräberfeld hat die Gegenreformation leider nicht überstanden. Es wurde brutal devastiert und eingeebnet. Ein letztes Relikt davon – siehe Abbildung – befindet sich jetzt links des Einganges zur Evangelischen Kirche. XI/2008
Nachtrag April 2012: Einen weiteren sicheren historischen Friedhof gab es auch noch bei St. Johann im Erlach lt. neuesten Forschungsergebnissen und möglicherweise auch einen solchen bei der ältesten Veits-Kirche, deren genaue Lage vorerst noch unklar ist.
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