Über das Haus am Unteren Platz Nr. 17

Juli 8, 2018 um 11:35 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Die Geschichte dieses schmuckreichen (Marienmonogramm, Wappenstein 1538) und in seiner Ausdehnung beachtlichen Anwesens ist bis ins ausgehende 18. Jhdt. zurück nach  verfolgbar. Viele bekannte Familien sind hier nachzuweisen, etwa die Kampel, die Winkler, die Zweil und Kren oder die  Mayer/Kronegger und Schöffmann. Ob ein Wagner-Handwerk, der Bierausschank oder der Handel mit Waren aller Art, immer hat dieser Platz seine fleißigen Bewohner gut ernährt.

1785 verstarb hier die Wagnermeisters-Gattin Judith Kampel und 1792 ihr Mann Franz Xaver. Dass die Kesselbier-Brauer Winkler von der Klagenfurter Straße auf den Unteren Platz gezogen sind, wäre möglich, denn ein Johann, 1803 mit 36 Bürger  geworden, stammte aus Kraig. Er saß noch in der Klagenfurter Vorstadt. Ein weiterer Johann Winkler wird 1812 Bürger mit 24 Jahren und wird Kesselbierbrauer-Geselle aus St. Georgen genannt. Um Bürger zu werden, war aber eigener Hausbesitz Voraussetzung. Fix und nachweislich mit der Adresse am Unteren Platz verbunden ist der 1815 als Bürger aufgenommene Michael Winkler, mit Kesselbier Ausschank , erst recht aber  Cajetan Winkler, seit „1823, 24 Jahre alt Bürger, ledig, hier geboren, Besitzer der Mohrenwirt Realität am Unteren Platz“.  Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: als Pächter im Hause erscheint 1823 der erste Knaus aus Gottschee in St. Veit, Peter Knaus 1)   dreizehn Jahre  v o r  dem Stammvater aller späteren Knäuse, Johann Knaus! Haus, Hof und Hinterhaus (heute Wesely, Botengasse 9, von dort stammt auch der Wappenschild) waren groß genug, auch verschiedenen Gewerben neben einander Platz zu bieten. Deshalb ist es schwierig zu sagen, ob und wann der Mohrenwirt von anderen Betriebszweigen abgelöst wurde. Immerhin Mathias Zweil war 1851 auch Bürger, Profession nicht genannt. Was für Josef Leitner (ab 1861), Maria Jörg (ab 1866) und Peter Fuchshofer (ab 1873) als Betriebszweig zutreffend wäre, ist nicht bekannt. Andreas Krenn ab 1877 Hausbesitzer. war jedenfalls Fleischhacker, was noch immer zu einem Wirtshaus gut passen würde. Krenn war mit Anna Pobaschnig verheiratet und ist 1880 gestorben. Darauf folgten Eduard Hopfgartner (ab 1882)  und Anna Maria Herzog.  Andreas, ihr Mann und Witwer, erbte von ihr 1894. Er war von 1901 bis 1904 Grundbuchsführer am Bezirksgericht,  zugleich  auch  Bürgermeister der Stadt.  Aus welchen Gründen es 1903 bis 1905 zu größeren Darlehensaufnahmen kam, müsste man noch klären. Vielleicht gab es kostspielige Baumaßnahmen? Interessant jedoch, wer damals die privaten Geldverleiher und Finanziers von St. Veit waren: S. Weberitsch, M. Grawein, Dr. Prettner, Dr.K.Wahrheit, Dr. Arthur Lemisch. 1906 begann die große und lange Zeit von Kaufmann Ferdinand Mayer. Er starb 1950 mit 85 Jahren. Haus und Geschäft überließ er seiner Tochter Margarethe Kronegger. Hans Schöffmann (Jg 1929) war schon seit Ende 1952 als Pächter im Hause und kaufte dieses 1964 gemeinsam mit  Gattin Maria, eine überaus fleißige und talentierte Textil-Fachfrau. In das Jahr 1965 fielen  erste Umbauten. Umfangreichere Abbruch-, Aus- und Umbauarbeiten folgten 1972/73. Neben dem eigenen Textil-Angebot, gab es einige  Miet-Geschäfte  wie z.B. Gazelle, Salamander und NKD im Hause. Heute ist noch Foto Hartlauer ein Anziehungspunkt. 2008 kam es zur Geschäftsübergabe an Sohn Klaus, ihm oblag dieser Tage  die Schließung nach einem Bestand  von genau 66 Jahren.

1)  Viktualienhandel, St.Veit (in Miete!),  ihm wird.1824 der Handel mit welschen Früchten (durch Gehilfen von bespannten Wägen herab) untersagt . 1815  scheint Peter Knaus als Besitzer des Hauses 89 Im Bürgerbuch der Stadt St.Veit tatsächlich auf.  Begründung: Sein Haus hätte er längst wieder verkauft

Einen besonderen Fall hält der  Stadtmagistrat St.Veit 1827 fest. Wieder führt die Spur nach Gehack: „An die löbliche Bezirksobrigkeit Gottschee in Krain. Der zu Gehack in der Pfarre Obergrass des dortlöblichen Bezirkes gebürtige Johann Knaus, welcher früher bei seinem Vater Peter Knaus, Früchtehändler allhier die Handlung lernte, ist auf seiner Wanderschaft von Pest (Budapest) über Friesach paßlos hier angekommen und mit einer Art Irrsinn befallen worden. Mit ihm ein Personale aufzunehmen war nicht möglich, weil er irrsinnig spricht. Man hat daher durch seinen, hier beim Handelsmann Josef Kraschnigg als Comis dienenden Bruder Anton Knaus die Nationale ausgeforscht und befördert nunmehr diesen Unglücklichen an seine löbliche Bezirksobrigkeit, damit von wohlderselben seine Heilung besorgt werde….“

Dank der liebenswürdigen Unterstützung durch Rudi Wadl, konnte die Bildqualität deutlich verbessert und die bisherigen Aufnahmen entfernt werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das ehemalige Geschäft Mayer hat man 1952 in Pacht genommen.

 

 

 

 

 

 

1964 wurde das Haus gekauft und für die Textilbranche erstmals umgebaut. Das Marien-Monogramm befindet sich noch über dem Hof-Zugang:

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Der geplante Zubau zum ehemaligen Hof hin sowie die HausAufstockung (1973) erforderten 1972 größere Abbruch Arbeiten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ansicht 1977

 

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Zur Wirtschaftsgeschichte von St.Veit/Gl

Juni 12, 2017 um 18:05 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Pogatschnig, des Ledermachers Besitztümer

 Andreas Pogatschnig (Pogacnik  1830-1907) war Wirtssohn und Lederer,  stammte aus Dobrova in Krain und kam in jungen Jahren nach St. Veit.  Aktenkundig wurde er hier, als er 1860 mit Johanna,  Witwe nach Eduard Kronegger, dieser einst ebenfalls Lederermeister Hauptplatz 4, seine erste Ehe einging. Dabei nannte er sich ganz stolz „angehender Besitzer des Hauses Weitensfelder Vorstadt 4“, richtig laut Kaufvertrag  Haus Nr. 13,  später unter Adresse Haus Friesacher Vorstadt 10 geführt. Es handelte sich dabei um seine erste Betriebsstätte mit Gerbgruben  an der Grabenstraße, ungefähr zwischen heutigem Finanzamt in Sponheimer Straße und der Spital Gasse gelegen.  Das mit Werkstätte, Kalkmagazin,   2 Lohemagazinen hatte laufendes Wasser und ein Ausmaß von rund 1 Hektar.  

 Schon sechs Jahre später erwarb Pogatschnig von Franz Kraschnig  die Liegenschaft EZ 24 KG St.Veit,  laut  späterer Schätzung  von 1907 bestehend aus „Gebäude ganz gemauert, ein Stock hoch, unterhalb ist eine gewölbte Schmiede, jetzt Kammer, dann eine gewölbte Rauchküche mit offenem Herd darin  eingemauerter Rübenkessel, ein Erdäpfel-Keller, 3 gleiche Lokale für Holz, dann ein großer Gemüsekeller mit drei Fenster. Über eine gemauerte Stiege kam man von der Gassenseite in den ersten Stock, rechts ist ein Getreidemagazin, gewölbte Zimmer und Küche und Speis etc.etc.“

Dazu gehören die umliegenden landwirtschaftlichen Flächen im Ausmaß von mehr als 3 ha.,

1871 kommt es gleich daneben zum Bau eines Stadels, „ganz gemauert und mit Ziegel gedeckt, von der Straße aus gelangt man über eine gewölbte Stadel-Brücke in denselben, unter der Stadel-Brücke eine Schweine-Stallung mit 4 Abteilungen, der große Stall ist gewölbt mit Durchfahrt, steinernen Säulen, fließendem Wasser und bietet Raum für 30 Stück Rindvieh, Tenne mit Futterwurf, Eingang  (in die Tenne) nur von der Straßenseite, Futterbarren und Gebatter“

 

Pogatschnig Stadel von Bäumen verdeckt,  in jüngerer Zeit zu Wohnhaus Gerichtsstraße 1 umgebaut    

u. rechts dahinter das Gurker Stöckl, Gerichtsstraße 3, umgebaut 2015-16  

1887 wurde der Besitz um den angrenzenden „Lichtensteiner Acker“ mit rund 2 Hektar erweitert.

Im Erlgraben, später Vituspark, wurde Bachwasser am nördlichen Hang entlang geleitet. So entstand auf Höhe des ehemaligen Lazarettes ein brauchbares Gefälle. Dort stehen heute noch zwei Gebäude, man nannte diese einmal die Obere- und die Untere Tappermühle. Eine davon wurde von Pogatschnig zu einer Lohstämpfe umgebaut. Aus Baumrinden wurde Gerberlohe gemacht, dies nicht nur für den Eigenverbrauch, auch zum Verkauf. Daneben nennt 1905 der Amtskalender auch die protokollierte Firma Stephan Kleinszig, Inhaberin Maria Kleinszig als Erzeugering von Lohe. Diesmal wohl in Verbindung mit einem Sägewerk.

Das Wohnhaus der Familie befand sich am Hauptplatz Nr. 4 – heute Holzmann. Dieses reicht heute noch vom Platz bis in die Bräuhausgasse. Die gassenseitige Front ist länger als die Platzseite. Es  steht dort heute ein eigenes Wohngebäude. Über den kleinen Hof führte einst eine Holztreppe hinauf in den Arkadengang, welcher das Vorderhaus mit dem Hinterhaus heute noch verbindet. Platzseitig zu ebener Erde befand sich ein Lederwaren-Geschäft, dahinter Magazine und Arbeitsräume.  Stall und Tenne lagen an der Gasse. Im Obergeschoss von vorne nach hinten zu befanden sich Wohn- und Schlafräume der Familie, nach hinten zu Dienstbotenzimmer.

 Im Jahre 1905 gab es in der Stadt laut Kärntner Amts- und Adress-Kalender noch 22 Schuhmacher. Daneben  einen Sattler und Riemer. Taschner wurden nicht mehr genannt. Ebenso, wenn auch weniger zahlreich waren die Schuster in den Nachbarorten. Alles was in diesen Sparten an Rohmaterial gebraucht wurde, konnte von Pogatschnig, aber auch bereits von Johann Trixner, Leder- und Schuhmacher-Zubehör-Händler bezogen werden. Die aufkommenden Lederfabriken, wie Neuner in Klagenfurt wurden aber mehr und mehr zu empfindlichen Konkurrenten. Die Tage eines lokalen Ledermachers waren also  gezählt.

Die Zeit der Schuhfabriken, der Konfektionsware und der örtlichen Schuhhändler rückt immer näher. Das bringt große Veränderungen bei Beschaffung erhöhter Mengen von Lohe ebenso wie von Roh-Häuten. Das wird dazu führen, dass einerseits entlang der Eisenbahnlinien, nahe entsprechender Wälder die sogenannten Rinden-Hütten aus dem Boden wachsen, mit deren Hilfe die Fabriken das Aufkommen des Gerbmittels in eigenen Hände nahmen, anderseits eine neue Sparte von Zwischenhändlern entsteht. Letztere sammelten das regionale Aufkommen bei den Fleischern, lagerten nur kurz und lieferten den Fabriken zu. Im Hofe der Firma Trixner hat es einen entsprechenden Umschlagplatz geben.

 

Über Ziegelbrenner um unserere Stadt

Ganz abgesehen davon, dass schon die alten Römer den gebrannten Lehmziegel kannten, die vielen Backstein Häuser in Europa, ja sogar Kirchenbauten in diesem Material schon lange Zeit bestehen, nannte auch St. Veit als Stadt  einst einen „Ziegelstadel“ ihr Eigen. Um das Jahr 1747 herum war er temporär aktiv. Darüber wurde schon berichtet. Zahllos waren wohl auch  einmal  die Ziegelöfen über ganz Kärnten verteilt. dazu gehört auch jener des Viktor Wigisser in Mailsberg, westlich der Stadt mit seiner berühmten VW Bezeichnung. Heute geht es um die ehemalige Ziegelei Keutschachhof. Es liegt diese zwar schon knapp im Gemeindegebiet von St. Georgen am Längsee, die letzten Betreiber waren allerdings St. Veiter.

Basis für die dort feststellbare Betriebsamkeit im Ziegelmachen, war ein für damalige Zeiten relativ ergiebiges Lehm-Vorkommen. Dieses erstreckte sich von der Brückler-Straße in nördlicher Richtung fast bis zum Burgberg von Taggenbrunn. Der Geländeeinschnitt  wird dort seit 1912 von einer großen Eisenbahnbrücke überspannt. Burgberg und Brunnen, wie passt das zusammen? Was der heutige Besitzer im Burghof von allem angesammelten Unrat  säubern ließ,  war wohl kein Brunnen im herkömmlichen Sinn, sondern  eine Zisterne. Eine solche sollte das Niederschlagswasser sammeln. Damit es sich auf steinigem Untergrund nicht zu bald verliert, hat man den klüftigen Boden möglicherweise mit Lehm ausgekleidet. Bedenkt man, dass in Kärnten „tachenes“ schriftsprachlich „tönernes“ Geschirr  aus Lehm hergestellt, oder auch Kachelöfen damit verschmiert wurden, ergibt sich eine neue, wenn  nicht gar plausiblere Erklärung des Burgnamens, als bei E. Kranzmayer. Auch eine Quelle frischen Wassers gibt es, also einen Lehm- oder Tachenbrunnen.   Von demselben eilt ein kleines Bächlein an der Ziegelei vorbei,  der Glan zu. Der Namen der Ziegelei stammt vom darüber gelegenen Landtafel-Gut namens  Keutschachhof. Dieser Hof bildet zusammen mit dem Areal der ehemaligen Ziegelei heute  noch eine Besitzeinheit. 

Die Chronik von St. Georgen/LS, 2007,  Seite 341 weiß von zwei benachbarten Ziegeleien, die schon 1830 bestanden. Eine im sogenannten Pulawald, die andere im  „Ziegelgraben“, letztere ab 1884 Keutschacher Ziegelofen genannt. 1897 lässt Karl Premig aus Goggerwenig (auf fremden Grund!?) die Ringofenziegelei Keutschachhof errichten.  Der Pulawald hingegen liegt südlich davon und hatte einmal einen eigenen Glan-Übergang, die sogenannte Häferl-Brücke, verschrieben in Käferlbrücke. Eigentlich wiederum ein Hinweis auf die tachenen Häferl! Auf Franz Freiherr von Rayer, von 1859 bis 1885 Eigentümer von Taggenbrunn und Keutschachhof  folgte 1890 Stefan Kleinszig (Jahrzahl mit S.K. am großen Stadel) im Besitze der Burg. Eine Faktura von 7.9.1920, ausgestellt von „Ringofenziegelei und Landtafel Gut Keutschachhof der Marie Jergitsch, Klagenfurt“ belegt eine neue Gewerbsinhaberin. Frau Jergitsch hat wohl mit Jergitsch Ferdinand (1836-1900) zu tun? Unter ihm  hat Klagenfurt bekanntlich die erste Freiwillige Feuerwehr im alten Kaiserreich erhalten. 

1934 beginnt hier die große Zeit des August Voraberger, einem Getreidehändler und Gastwirt von St. Veit. Noch sind die Zeiten wenig rosig, aber 1938 erfolgt plötzlich der geschäftliche Durchbruch. Ein Foto in oben genannter Gemeindechronik zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass es über zwanzig Beschäftigte gab, darunter sieben Frauen. Aber bald gab es Krieg, Einrückungen und Produktionsdrosselung. Dass es nach Kriegsende, angesichts der vielen Bauschäden bald wieder aufwärts ging, belegen die folgenden Fotos.

 

Gottlieb Koch im Abbau-Gebiet:
        Modernes Gerät im Abbau

Vorgetrocknete, noch ungebrannte  Ziegel werden zum Ringofen gebracht:

src=“https://altstveit.files.wordpress.com/2017/06/hans-valent-u-kollegen1.jpg?w=202″ alt=““ width=“202″ height=“300″ />Schweres Gerät:

Besuch bei Familie Strasser, dahinter der Ringofen:

August Voraberger, geboren 1891, war schon früh vaterlos, er wird auf eigenen Wunsch  am 7. Feber 1912 vorzeitig gerichtlich für großjährig erklärt. Wie Schwester Rosina, bekommt auch er den väterlichen Pflichtteil von 1.145 Kronen zugesprochen. Eigentümerin wird zunächst Mutter Maria mit der Verpflichtung, ihren Sohn nachfolgen zu lassen. Letzteres geschieht im Jahre 1924. Als junger Getreidehändler und Gastwirt ist die Höhe seines Real-Vermögens noch durchaus überschaubar. Neben Gasthaus und Stallungen gibt es noch ein zweites Wohnhaus an der Reichsstraße, eine hochmoderne Kegelbahn im ehemaligen Stadtgraben und Gemüsegärten. Der Getreidehandel dürfte sich nach Ende der Inflationszeit gut angelassen haben. Sprichwörtlich gehört Voraberger bald zu den einzigen drei St. Veitern, die Geld haben. Ja er wird auch rasch zum Geldgeber bzw. zum Geldverleiher. Sehr vorsichtig werden Darlehen nur gegen grundbücherliche Sicherstellung gewährt. 1934 ist innenpolitisch ein spannendes Jahr, nicht so für August, er kauft sich ein Landtafelgut am Stadtrand und die dort befindliche Ziegelei, nebst Landwirtschaft gleich mit. Die Nachfrage nach Mauerziegel wird sich wohl noch in Grenzen gehalten haben, doch es kommt ja bald 1938! Absatz und Beschäftigtenzahlen werden dann rapide steigen. Noch ist es nicht so weit, Gasthaus und Landwirtschaft ergänzen sich gut. Es gibt weder Mangel an flüssigen Mitteln noch Probleme bei Vermarktung von Korn und Vieh wie überall sonst! 1938 wird im Zuge des neuen Erbhofgesetzes amtlich abgefragt. Vorabergers Besitz ist inzwischen durch Zukäufe auf 210 Hektar angewachsen.
Kriegs- und Nachkriegszeit wird schadlos überstanden. Der bald einsetzende Neuaufbau kommt der Ziegelproduktion sehr entgegen. Doch gemach! Auch andere Ziegeleien, vielfach mit günstigeren Lehmlagern und besserer Verkehrslage treten auf den Plan. Investieren ja, aber nicht zu viel? Wird es sich rechnen oder ist das Rohmaterialvorkommen bald zu klein?
Diese Fragen werden zu bald die Nachkommen beschäftigen und von diesen hoffentlich richtig eingeschätzt werden. August Voraberger wird nicht alt. Er stirbt 1955 mit 64 Jahren. Was er hinterlässt ist äußerst zwiespältig. Ein großes Vermögen ist wohl da, doch die Erbfolge durch familiäre Defizite sehr schwierig. Der Geschäftssinn war viel stärker als der Familiensinn. So musste es kommen, dass binnen weniger Jahre alles komplett zerfiel.

Auch das gehört zu St. Veiter Wirtschaftsgeschichte

Man stell sich vor, unsere Stadt hatte noch keinen einzigen Großmarkt! Viele kleine Läden sorgten dafür, dass jeder Käufer finden konnte, was er suchte. Sogar Markenartikel konnte man kaufen. Weil die Firmen noch keinen großen Aufwand für Werbung trieben, waren gerade einmal die Rechenzettel mit mehr oder weniger ansprechenden Bildern gratis zu haben und sie taten ihre Wirkung, wie man hier sehen kann.
Einen Zeithorizont 1933-37 habe ich in einem durchschnittlichen Haushalt gesammelt und mein Freund Rudi Wadl hat das Gesammelte dankenswerterweise digitalisiert. Viel Vergnügen in unser beider Namen:

Von alten Ledermachern

März 12, 2015 um 09:46 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Gott segne das ehrsame Handwerk!
Das war der Gruß unter den Mitgliedern der großen Kolping-Familie, „Gott segne es“ die Antwort darauf. Adolf Kolping (1813-1865) war katholischer Priester und Sozial-Pionier. Von ihm stammt die Idee, allen Handwerkslehrlingen und –gesellen, welche ihre vertraute Umgebung verlassen mussten, um in der nächst größeren Stadt Ausbildung und Arbeit zu finden, ein neues und umsorgtes Zuhause zu geben. Schon während der kurzen Lebenszeit des Gründers, schossen Kolping-Heime in vielen großen und mittleren Städten aus dem Boden. Unter Stadtpfarrer Felix Fiebinger kam es sogar bei uns in St. Veit zum Bau eines Vereinshauses und zu kurzzeitigem Bestand einer Einrichtung alla Kolping für die Jünglinge der verschiedensten Gewerbebetriebe.
Von der einstigen Vielfalt und Buntheit des Gewerbelebens innerhalb unserer Stadt ist nur noch wenig übrig. Oder können Sie mir auf die Schnelle einen Lederer, einen Schuster in der Stadt nennen? Gerade von diesen zwei Sparten soll aber heute die Rede sein. Man kannte sie wohl Jahrhunderte lang. Seit mehr als 500 Jahren gibt es die gar nicht so soltenen Familiennamen „Lederer“ oder „Schuster“. Nicht so oft bei uns, wohl aber in Deutschland die Herren und Damen mit Namen „Schuhmacher“ . In Österreich zeigte es sich erst relativ spät, dass ein Schuhmacher mehr galt als ein Schuster, schon gar als ein Flickschuster und ganz leicht konnte man einen Herrn Schuhmacher-Meister mit der falschen Anrede kränken.
Wie zahlreich sie einst waren und wie wenig empfindlich, vielmehr wie stolz auf ihren Stand, die Schuster von St. Veit, beweist der Bestand ihrer Bruderschaft zusammen mit den Ledermachern seit 1419. In Friesach begegnete man ihnen noch früher. War wohl auch die Stadt etwas älter als St. Veit. Kurzum, die Bruderschaften regelten nicht nur das Lehrlings- und Gesellenwesen bis hin zur Meisterwürde. Sie hatten selbstverwaltete Besitztümer wie Häuser, Äcker und Wiesen zum Verpachten, regelmäßige Zusammenkünfte, Andachten, Begräbnis und Gedenkmessen, Aufmärsche mit Fahne usw. Als es unter Kaiser Josef II zur Auflösung nicht nur der Klöster und Stifte, sondern auch der leicht religiös angehauchten Bruderschaften kam, wurde der aktuelle Jahresertrag mit mehr als einhundert Gulden bewertet. Was anderen Ortes in den neu geschaffenen Religionsfonds zu fließen hatte, wurde im Falle der Schuster und Lederer Bruderschaft anders geregelt. Ihre Mittel waren in die städtische Armenkasse abzuführen. Das konnte man in so ferne akzeptieren, als die Armenkasse das Bürgerspital zu tragen hatte.
Zu der Zeit waren die Ledermacher zwar noch immer nicht an der Zahl, sehr wohl aber an Wohlhabenheit den Schustern haushoch überlegen. Hatten die Schuster immer die gleichen Klienten zu bedienen, wobei sich nicht jedermann Schuhe leisten konnte und insbesondere die Mägde und Knechte eher billige HolzZockel bevorzugten, so konnten sich die Lederer ihre Abnehmer förmlich aussuchen. Dazu gehörten nämlich neben den Schustern noch die Gürtler, die Taschner, Sattler und Riemer. Die Ledermacher waren eigentlich Gerber, obzwar man sie abgesehen von den Weißgerbern (Irchern) im Steuerprotokoll von 1750 noch nicht so genannt findet. Folglich ist hier und heute auch nicht etwa von einem reichen Schuster oder Schuhmacher, sehr wohl aber von einem zu großem Vermögen gekommenen Ledermacher zu berichten. Wir sprechen von Andreas Pogacnik aus Dobrova in Krain. 1830 als Wirtssohn dort geboren, erlernte er den Umgang mit Rindenlohe und Gerbgrube. In St. Veit verlor gerade Johanna Kronegger, geborene Kalischnig, ebenfalls aus Krain (Neumarktl) stammend, ihren Ehemann Eduard, gewesener Lederermeister und was lag da näher, sich bald wieder einen neuen Mann für Betrieb und Bett zu suchen. Da kam Andreas gerade recht! 1860 entschloss sich Andreas, jetzt mit geschönten Namen Pogatschnig um die reiche Witwe Johanna zu werben, dabei legte der Bräutigam großen Wert darauf, in der Matrikel als „Lederer und angehender Besitzer des Hauses Weitensfelder Vorstadt 4“ (heute Gerichtsstraße 1 bezeichnet zu werden. Das lässt sich auch so verstehen, dass er in der Lage war, das Vorstadthaus aus eigenen Mitteln zu kaufen. Was dieses Gebäude zur Zeit des Kaufes darstellte, sicher kein reines Wohnhaus, wird sich noch zeigen. Zur Bürgeraufnahme kommt es schon 1862 und es spielte dabei nicht die geringste Rolle, dass er landfremd war. Das Stadthaus am Hauptplatz (später Konditorei Holzmann) lief noch eine Zeit auf Namen Johanna Kronegger/Pogatschnig. Erst 1873 folgte ihr Witwer Andreas im Besitze nach. Als auch Andreas am 1.4.1907 das Zeitliche segnete und sein Verlass geregelt wurde, erfährt man, dass er neben seiner zweiten Ehefrau Ottilie, geborene Pirker, drei erwachsene Nachkommen aus erster und vier Unmündige aus zweiter Ehe hinterlassen hat. Es sind dies der Reihe nach Heinrich, Lederfabrikant in Villach, 30 Jahre alt, Johanna, St. Veit, 29 Jahre, Ottilie, St. Veit 27 Jahre bzw. Franz 24, Andreas 21, Leopoldine 19 und Anna 14. Die Hinterlassenschaft, kurz beschrieben, besteht aus dem Hause Nr. 4 am Platz, dem „Marhof“ in der Weitensfelder Vorstadt, aus der Stämpf, irgendwo am Obermühlbach und Fahrnissen. Der Gesamtwert des Nachlasses betrug rund 120.000 Kronen.
Als es um die Mitte der zwanziger Jahre die Stadtverwaltung für richtig hielt, allen Straßen, Gassen und Wege Namen zu geben, wurde die kurze, hausnummern-lose Verbindung vom Hauptplatz zur Bräuhausgasse, Pogatschnig-Gasse getauft. Es wäre schön, hätte man bei Vergabe von Straßennamen auch ein wenig besser Protokoll geführt. Heute vermag nicht einmal die Kulturabteilung zu sagen, wer die Straßennamen vorgeschlagen und warum diese so beschlossen wurden, welcher Pogatschnig damit gemeint ist. Man kann nur vermuten, dass aus Dankbarkeit für die zeitgleiche Überlassung des Baugrundes zum neuen Bezirksgericht aus den sogenannten „Pogatschnig Gründen“ – über bürgerlichen Antrag der Beschluss gefasst wurde, eine Pogatschnig Gasse zu schaffen. Es gibt noch mehrere Beispiele von sogenannten Gassen und Wegen ohne Bedeutung die für ehemalige Bürger von St. Veit mit klingenden Namen reichen mussten z.B. Prof. Karl Ginhart, Dr. Sebastian Weberitsch oder Leo Knaus. Es fällt schwer, dabei an Zufälle zu glauben, eher ist es wohl ein Zeitbild und eine Reminiszenz, dass sich Stadtverwaltung mit eindeutiger Mehrheit und Bürgertum nicht immer ganz hold gewesen sind.
Wie gezeigt, hat der Sohn des Ledermachers daheim schon keine Zukunft mehr gesehen und ist deshalb nach Villach gezogen um dort mit einer Fabrik, einer Lederfabrik zu beginnen. Dazu muss man bedenken, was sich inzwischen in der großen weiten Welt so alles verändert hat. Die Ansprüche der Leder-Abnehmer in Bezug auf Qualität, bei gleichzeitigem Preisverfall wurden immer größer. Kein Wunder das der Weg von der örtlichen Produktion rasch weg zur Region und bald zu Internationalität hinführte. Benötigte die Lohgerberei noch Monate bis zum Fertigprodukt, so erlaubten neue Verfahren auf chemischer Basis die sogenannte Schnell-Gerberei. Da blieb für den Lederer alter Schule einfach kein Platz mehr. Sie wären auch nicht in der Lage gewesen, die nun verlangten Quantitäten zu liefern. Der Weg zur industriellen Ledererzeugung war unvermeidlich geworden.
Das ehrsame Handwerk ist noch nicht ganz ausgestorben. Es wird aber von Industrie und Automatisierung, von Massenproduktion und Wegwerfgesellschaft immer stärker bedroht. Die tüchtigen „Hantierer„ – um mit Sebstian Weberitsch zu sprechen – die mit geschickten Händen noch etwas zu schaffen wussten, die gibt es vereinzelt noch. Da sind sogar ganz neue Sparten mit vielen fähigen und tüchtigen „Jüngern“ entstanden. Dafür müssen eben andere auf der Strecke bleiben. Auf der Welt ist nichts so sicher wie die ständige Veränderung.

Die nachstehenden Fotos wurden freundlicherweise von Herrn Gr.Insp. Ewald Tamegger nachgereicht. Sie zeigen die einstige Pogatschnig Realität einmal von vorne, ein andermal vom Bezirksgericht aus.

Pogatschnig 2

Pogatschnig 1

Pogaschnig Stadel#

Baron Battaglia ein St. Veiter Patrizier

Juni 5, 2012 um 18:33 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Die teilweise noch vorhandenen Besitzveränderungsprotokolle unserer alten Stadtverwaltung, sie liegen im Kärntner Landesarchiv unter den Signaturen 189 und 190 , sind eine unerschöpfliche Quelle der Hausgeschichte. Diese Bücher verzeichnen jeden anfallenden Besitzwechsel und so kann man oft von Dingen erfahren, die uns heute kaum noch bewußt sind. Zwei Verträge aus den Jahren 1831 bzw. 1834 sollen hier genauer unter die Lupe genommen werden. Dabei handelt es sich jedesmal um den sogenannten „Baron Bataglia´schen Mayerhof vor dem Mühlbacher Tor“. Dieser war gegen Ende des 16.Jahrhunderts, das in Emilie Zennecks Buch „Glaubensstreiter“ Seite 106 erwähnte „Alte einstöckige Christalnigg Haus vor dem Weitensfelder Türlin mit großem Baumgarten“, rechts neben dem heutigen Haus Grabenstraße 22 – siehe aufgelassene Baufläche 205/1!

 Den ungewöhnlichen Namen Bataglia´scher Mayerhof hatte das Anwesen von den Freiherren Bataglia, welche von etwa 1740 bis 1829 das Stadthaus am Oberen Platz Nr. 3 (Cafe Zentral) bewohnten. Ihre Besitzvorgänger waren hier über zwei Jahrhunderte die bekannten Tallmann, Besitznachfolger hingegen die Dickmann von Secherau, berühmte Eisenherren allesamt.

 Als sich die Bataglia in St.Veit nicht mehr finden lassen, sind bereits Primus Tonitz, Weinhändler in St.Veit,  Oberer Platz 27 und seine Gattin Anna, geborene Gritzner im Besitze des Mayerhofes. Das Ehepaar schließt mit dem bürgerlichen Handelsmann und Gastwirt Leopold Maurer den Vertrag vom 15.7.1831 „um Abtrennung eines vonwegen(?) des Städtischen Feuer-Bassins befindlichen Wurz- und Ziergartens, welcher ganz mit Mauer umfangen ist, auch ein gemauertes Lusthaus und Glashaus enthält, gegen Süden an den Fahrweg zur Friesacher Vorstadt, gegen Westen an jenen nach Obermühlbach, gegen Norden an den Kraschnig Garten und gegen Osten an den Baumgarten des besagten Mayerhofes grenzt.“ Das war das Grundstück Parzelle 181 mit der damals noch winzigen Baufläche 205/2, die erst später auf die heutige Größe anwuchs, wie sich das Haus Grabenstraße 22 heute darbietet. Von besonderem Interesse sind hier zwei Vertragspunkte und zwar

„4) wird diesem Gartenkauf die wenige Lusthauseinrichtung an Tisch, Sessel, Bilder, Spritzkandel, Stechschaufel, unleserlich, Rechen, Baumsägel, Kegelspiel und lignum sanctum Kugel nebst einem Buschen neue Schindel und mehrere neue Spargel-Glocken unentgeltlich überlassen –

5) wird dem Herrn Käufer der Mitgenuß des außerhalb dieses Gartens, im Baumgarten des Herrn Verkäufers bestehenden, vom Stadtbrunnrohr hergeleiteten und altberechtigten laufenden Brunnens dergestalt eingeräumt, daß a) dieser Brunnen nunmehr in das den Wurz- und Baumgarten scheidende Eck übersetzt und von dem sogenannten Tattermann eine Teilung des Wassers mittels einer Wippe in den Garten des Herrn Käufers hineingeleitet werde, wohingegen b) der Herr Käufer und seine Besitznachfolger 2 Fünftel der zum Stadtkammeramt zu leistenden Brunnsteuer und im gleichen Verhältnis die zum Stadtrohr hin zu bestreitenden Leitungskosten künftig mitzutragen hat.“ Dieser Aufteilungsschlüssel entspricht auch ziemlich genau den Parzellengrößen Nr.181 und 182. Der Gartenanteil, Parzelle 181 wurde dem Hause Nr. 41 des Leopold Maurer, heute Spitalgasse 4 grundbücherlich zugeschrieben.

Im zweiten Kaufakt vom 15.7.1834 wird auch der Rest des sogenannten Bataglia´schen Anwesens“ samt Baum- und Wurzgarten, (Parzelle 182 mit Mayerhof Baufläche 205/1) nebst der dort befindlichen Obstpresse, Obstbäumen, Winterfenstern und Chalosien…..“ von der inzwischen Witwe gewordenen Anna Tonitz um 2.400 Gulden an Katharina Kronegger, hiesige bürgerliche Lederermeisterin, Oberer Platz 14 weitergegeben.

 Bevor wir uns einigen der herausgehobenen Stichworte zuwenden, sollte man eigentlich noch den Urzustand des Bataglia´schen Maierhofes kurz ins Augen fassen. Er reichte von der Mühlbacherstraße bis hin zur heutigen Sponheimer Straße und zeigt sehr schön die Lebensgewohnheiten der einst wirklich vermögenden Leute der Stadt. Sie hatten innerhalb der Mauern ihre Stadtpalais und möglichst nahe an Mauer und Stadtgraben eine kleine Meierei, vor allem aber ein Lustgärtel mit Möglichkeiten für allerlei gesellschaftliche Zerstreuung. Man zog Gemüse, betrieb den Obstbau und trank den eigenen Most!

 Städtischer Feuer-Bassin: Jetzt ist wohl klar, was das im Kataster von 1828 zu sehende, vom Obermühlbacherbach gespeiste längliche Gebilde, Parzelle (1076) bedeutet! Die immer wiederkehrenden und gefürchteten Stadtbrände, erforderten einen entsprechenden Wasservorrat für Löschzwecke. Außerdem konnten dort Wäscherinnen tätig werden. Später hört man dafür die Bezeichnung „Sandkasten“, was nur eines aussagt: Da mit dem zurinnenden Gewässer einmal mehr einmal weniger Geschiebe und Schotter daher kam, was weder im Wassergraben noch im Feuerbach erwünscht war, brauchte man ein Becken mit Überlauf, dass sich das unerwünschte Material dort sammeln und von Zeit zu Zeit entleert werden konnte.

 Das Lusthaus wird ein besseres, gemauertes und mit Schindel gedecktes Gartenhäuschen inmitten von Obstbäumen gewesen sein, während das Glashaus, zur Haltung von exotischen Gewächsen, und die Kegelbahn für lustige Gesellschaften bestimmt war. Kegelscheiber kennen vielleicht noch die sogenannte, die schwere Sanktuskugel! Aber wissen sie auch, warum sie so heißt? Nun ja, sie war eben aus einem besonderem Wurzelholz, dem lignum sanctum gedrechselt.

 Ein Wort noch zur Spargel-Glocke! Bei Dr.Martin Wutte kann man 1927 zwar lesen, daß Karl Prinzhofer den Spargelanbau um 1800 herum nach St.Veit gebracht hätte und so steht es auch im Stadtbuch von 1997. Eine Spargel-Glocke im Garten des Baron Bataglia, auch wenn sie als neu bezeichnet wird, läßt aber vielleicht doch darauf schließen, daß auch anderen gut situierten Zeitgenossen die Spargelzucht in St.Veit längst nicht ganz fremd war. Ob St.Veiter Spargel wirklich und in welchem Umfange nach Wien geliefert wurde, bedarf noch einer Prüfung. Ähnliches gilt für die genaue Lage der Anbauflächen und ihre Besitzer. Die Gendarmerie-Chronik verzeichnet den Spargelanbau in St.Veit allerdings ebenfalls als bedeutend. Daß Kaiser Franz Josef anläßlich seines Kurzbesuches in Glandorf Spargel aufgetischt worden sein soll, gehört aber eindeutig in das Reich der Fabel. Diesbezügliche Andeutungen, wie zuletzt in Kleine Zeitung vom 6.Mai tragen nur zur Legendenbildung bei. Ein kurzes Nachlesen bei Dr.Sebastian Weberitsch hätte genügt, um zu erfahren, wie der hohe Besuch am Glandorfer Bahnhof tatsächlich verlaufen ist, auf jeden Fall ohne Mahlzeiten!

 Das erwähnte Stadtbrunnrohr erinnert daran, daß die öffentlichen Brunnen von einer oder mehreren nordwestlich der Stadt gelegenen Quellen gespeist worden sind. Wer es sich leisten konnte und dem Stadtkammeramte die Brunnsteuer entrichtete, durfte ausnahmsweise seinen privaten Tattermann am Stadtbrunnrohr anschließen. Der Begriff Kammeramt wiederum weistdarauf, daß unsere Stadt zum kaiserlichen Kammergut gehörte, gleich dem berühmten Salzkammergut etc.

Zwei alte Verträge und doch – so bleibt zu hoffen – wieder einige städtische „Neuigkeiten“ für eine geneigte Leserschaft.

Walter Wohlfahrt in „St. Veit Kommunal“  April 2000, erweitert 2012

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