Stadtpfarrer Gabriel Lex (1826-1909)
März 31, 2012 um 18:01 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: "Heilig Haupt Andacht", Anton Korpitsch, Dr. Simon Fößl, Eisenbahner Leichenbestattungsverein, Hochaltar, Konkubinate, Konrad Walcher, Kriegerverein, Orgel, Stadtbrand 1829, Turmbau
Der von Stadtpfarrer Dr. Fößl entfernte, alte Hochaltar
Zuletzt, wo es um die St. Veiter Friedhöfe ging, wurde auch kurz des verdienstvollen Wirkens von Stadtpfarrer Gabriel Lex gedacht, jedoch auf die Person selbst nicht näher eingegangen. Heute soll also einiges nachgeholt werden.
Gabriel Lex ist am 2.9.1826 in Keutschach, Pfarre Maria Wörth geboren. Er war armer Leute Kind, denn in seinem Ansuchen um Aufnahme in das Gurker Alumniat zwecks Zulassung zum Studium der Theologie (Juli 1849) führte er an, „in sehr ungünstigen Vermögensumständen zu sein“. Der untertänigste Bittsteller erwähnte vier Zeugnisse über seine mit gutem Erfolg abgeschlossenen philosophischen Studien. Weitere Unterlagen sagten aus, er habe Vorlesungen des Ersten Juridisch-Politischen Jahrganges sehr fleißig beigewohnt. Für den Fall eines wohlwollenden Bescheides versprach er, durch sittliches Verhalten, Befolgung aller Disziplinar-Vorschriften und durch Fleiß in den Studien, sich dieser hohen Gnade würdig zu erweisen. Lex war damals noch keine 23 Jahre alt.
Der wahrlich strebsame Student, übrigens beider Landessprachen mächtig, schloss das Theologiestudium nach vier Jahren ab und empfing 1853 die Priesterweihe. Noch im gleichen Jahr trat er in St. Johann ob Brückl seine erste Stelle an. Im Mai 1857 bestand er die „Pfarr Concurs Prüfung“ in Dogmatik, Moral, Kirchenrecht, Exegese, Predigtvortrag, Mündlicher Katechese und Pastorale mit den allerbesten Zensuren. Darauf erfolgte seine Versetzung nach Metnitz. In kurzen Abständen ging es weiter nach St. Ulrich, nach Feldkirchen und erstmals 1858 für drei Jahre nach St.Veit. Bis zur Betrauung mit der hiesigen Stadtpfarre 1883 gab es noch kürzere und längere Dienste in Klagenfurt und in St.Peter im Holz.
Mit Übernahme der Stadtpfarre und des Dekanates warteten auf Lex enorme, teils schier unlösbare Aufgaben. Vor allem die Pfarrkirche war nach dem Stadtbrande von 1829 noch immer erst notdürftigst repariert. Am dringendsten erschien der Neubau des bis dahin provisorisch eingedeckten Glockenturmes. Turmbau und Innenarbeiten wurden 1885 abgeschlossen. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 22.000 Gulden. Davon trug Lexer persönlich 7.000 und erklärte, dieses Geld nicht mehr zurückfordern zu wollen, es sei denn im Falle der Not. Interessant sind die vielen Spenden in ihrer Höhe und Relation. Eintausend Gulden langten vom Kaiser in Wien ein, er war immerhin der Patronatsherr. Zweitausendfünfhundert Gulden gaben allein Gewerke Josef Rainer mit Gattin Franziska, geborene Buzzi sowie deren Tochter Franziska, verehelichte Lemisch. Weitere Spenden gingen ein: 500 von der Stadtsparkasse, 150 von Fürstbischof Dr. Petrus Funder und je 100 die beiden Kirchenkämmerer Jakob Knaus und Anton Korpitsch. Aus Sparsamkeit durfte nur ein künstlerisch unbedeutender, neugotischer Hauptaltar (Foto) von Leo Woerl in Wien bezogen werden. Erst Dr. Simon Fößl hat diesen Altar abtragen, zerlegen und hinter der Orgel verstauen lassen, wo er heute noch teilweise zu finden sein soll.
Der Weihe der Kirche und Neukonsekration der Altäre gingen ein vorabendlicher, feierlicher Bischofsempfang an der Triumpfpforte in der Klagenfurter Straße, ein Fackelzug der Feuerwehr, Chöre der Sänger und Ständchen der Stadtmusik unter den Pfarrhoffenstern voraus. Am Festtag selbst gelangten die Reliquien der Heiligen Märtyrer Vitus, Florian und Laurentius zur Einsetzung. Welch eine Fügung! Noch in der gleichen Nacht ist der große Wohltäter Josef Rainer verschieden. Er hatte kurz zuvor ausdrücklich der Auflassung des seiner Familie zustehenden Oratoriums zugestimmt.
1886 liest man auch von der Einweihung „der neuen Bilder“ am Kreuzweg zum Kalvarienberg. Aus 1888 gibt es einen Brief, womit der Stadtpfarrer die Stadtverwaltung, als Vertreterin des Kirchenpatrons auffordert, etwas gegen die zunehmende Unsitte der Konkubinate zu unternehmen!
Mit der wachsenden Zahl der Eisenbahner, deren Leichenbestattungsverein, oder mit dem von beamteten Eisenbahnern beherrschten Kriegerverein St. Veit von 1848 scheint Lexer im guten Einvernehmen gestanden zu sein. Dies geht aus späteren Streitigkeiten um Begräbnistaxen für Eisenbahner mit Konrad Walcher, dem Nachfolger Lexers hervor. Im Kriegerverein als eine Art Veteranenverbindung war Lexer eines der 15 Ehrenmitglieder.
Gegen Ende hin dürfte sich die Gesundheit Lexers mehr und mehr verschlechtert haben. Dennoch sorgte er noch 1909 dafür, dass die „Heilig Haupt Andacht“ nach Klagenfurter Vorbild auch in St.Veit Eingang fand. Man versteht darunter die Verehrung eines besonderen Bildnisses des Dornengekrönten zu jeder Fastenzeit. Als noch im gleichen Jahr und zwar am 1. Juni Gabriel Lex an Altersschwäche (Marasmus senilis) stirbt, nimmt er so manchen Ehrentitel mit ins Grab: Infulierter Probst von Virgilienberg, Ehrendomherr, Ritter des Eisernen Kronen Ordens, fürstbischöflicher Konsistorial- und Geistlicher Rat, Dechant und Stadtpfarrer von St.Veit und Jubelpriester (50jähriges Priesterjubiläum 1903). So brachte das Jahr 2009 gleich zwei Gedenktage, nämlich 100 Jahre Heilig Haupt Andacht in St.Veit und Lexers 100sten Sterbetag. I/2009
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