Friedhof-Besuch 2016
Dezember 20, 2016 um 18:03 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: 1. Bezirksarzt, 1934, Arthur Lemisch, Büchsenmacher, Chemische Werke Treibach, Chirurg, Deutsch- und Slawentum, Dr. Franz Krall, Dr. Josef Lemisch, Eisenbahn, Eisenbahner, Eisschießen, Familienschmuck, Franz Krall, Friedhof, Grenzübergang nach Bayern, Hass-Parolen, Kartenspiel, Kärntner Abwehrkampf, Kegeln, Kraigerberg, Krankenhaus Weiern, Lehrplätze, Leichenbestattungsverein, mündelsicher, Mittelsmänner, Nationalsozialist, Nazi, Pettau(Ptuj, Radikkalismen, Reisepass, Schwarz, Sornig, Spitalgasse, SS-Leute, Studium in Graz, Träher, Wahrheit, Weberitsch, Weltwirtschaftskrise, Wertverluste
Mein sorgenvoller Bericht zum vorjährigen Friedhof-Besuch wird Lesern vielleicht noch in Erinnerung sein. Was zu befürchten war, ist inzwischen leider eingetreten. Der schöne, alte Stein – von mir abgebildet – ist nicht mehr, die Grabstelle des „1. Bezirksarztes“ ist aufgelassen. Weil es sich dabei um eine einst recht angesehene Familie handelte, versippt mit den ersten Adressen St. Veits, sei hier eine kleine Reminiszenz versucht, die immerhin etwas von den Höhen und Tiefen der letzten zweihundert Jahre erkennen lassen sollte.
„Chirurg“ Franz Krall etwa 1800-1850 Von ihm und dass er aus Pettau/Ptuj, aus der ehemaligen Südsteiermark zugezogen ist, dann als „Chirurg“ (Wundarzt) 1832 in die Bader Familie mit Namen Träher, in der alten Mühlbacher Straße, einheiratete, war schon die Rede. Witwe Träher übergab das Haus alsbald dem Gatten ihrer Tochter Eleonore.
Dr. Franz Krall 1831-1885. Franz hieß auch er Sohn, dieser erblickte allerdings schon ein Jahr vor der Eheschließung das Licht der Welt! Mit 22 Jahren hatte er das Studium in Graz abgeschlossen. Der tüchtige junge Mann, Mediziner und Geburtshelfer nahm sich Maria Susanne Wahrheit, Tochter des bürgerlichen Fleischhauers Johann Wahrheit (1816-1888) zur Frau. Finanziell gesichert eröffnete Krall in St. Veit seine Praxis, wo übrigens auch der Mediziner Josef Lemisch (1826-1886), Vater von Dr. Arthur Lemisch, zeitgleich tätig war. Als Vater Krall 1885 all zu früh starb und Sohn Franz das Vaterhaus übernahm, war er im 34. Lebensjahr. Mit der um 23 Jahre jüngeren Ehefrau Maria Susanne hatte er neun Kinder, wovon nur Sohn
Robert 1874-1948 und Tochter Pauline 1884-1968, verehelichte Jost, über das Kindesalter hinaus kamen. Robert und Paula scheinen in der Besitznachfolge dann nicht mehr auf, auch nicht deren Mutter! Schon 1886 wird das Haus, heute Spitalgasse 8, an Anton Sornig verkauft. Hat Maria Susanne, mit 32 Jahren Witwe geworden, noch einmal geheiratet? Die zwei unmündigen Kinder machten reiches Erbe, zunächst von Vaters und später bestimmt auch von Mutters Seite. Ob sie mit einem Stiefvater oder bei einer Großmutter aufwuchsen, ist nicht bekannt? Was auffällt, ist die Tatsache, dass Ehefrau Maria Susanne, am Grabstein des Dr. Franz Krall nicht vorgekommen ist. Die „Wahrheiten“ zählten damals zu den Reichsten in der Stadt. Sie waren seit Generationen nicht allein als Fleischhauer, auch und insbesondere als Geldverleiher und Grundstücksspekulanten äußerst erfolgreich. Wahrheit-Töchter (-Witwen?) waren dementsprechend höchst begehrt. Von Roberts Nachkommen, zwei Söhne und eine Tochter, lernte ich
Ekkehard 1916-2001 persönlich kennen als er sich schon sehr schwer tat, sein Wochen-End-Haus in Eggen am Kraigerberg wie gewohnt selbst zu pflegen. 2001 musste er dann im Krankenhaus Weiern/Feldkirchen Aufenthalt nehmen, da gab er mir am 13. April ein letztes Interview.
Es interessierte mich vor allem, wie geschehen konnte, dass ein Jüngling, noch während der Lehrzeit beim Büchsenmacher Schwarz zum radikalen und überaktiven Nationalsozialisten wurde. Immerhin war mir bekannt, dass er in frühen Jahren an vielen einschlägigen und staatsfeindlichen Aktionen der Nazis, bis hin zum Hochverrat beteiligt war. Die Fragen kreisten darum erst einmal um Vater Robert und seinen möglichen Einfluss. Über eine fixe Beschäftigung des Vaters vermochte Ekkehard nur wenig zu sagen, so viel aber mit Gewissheit: Die Hinterlassenschaft des Großvaters betrug im Jahre 1885 sage und schreibe 180.000 Goldkronen. Man hätte sich dafür fünf Bauernhuben kaufen können. Wegen Minderjährigkeit der Erben (damals war man erst mit 24 eigenberechtigt!) wurde „mündelsicher“ in Wertpapieren angelegt, von Dr. Spöck und von einem zweiten Rechtsanwalt, nicht ohne separate Kosten gerichtlich verwaltet. Vater Robert und Tante Pauline, die spätere Handarbeits-Lehrerin, lebten ganz gut von den Erträgnissen der Papiere, dies aber nicht sehr lange. Sie stritten viel und gerne miteinander und konnten sich nie auf eine sinnvolle Änderung in der Geldanlage einigen. Als es zum Weltkrieg kam und Vater Robert einrücken musste, war es dafür bereits zu spät. Nach Heimkehr nahm Robert Krall am Kärntner Abwehrkampf teil. Die familiäre Einstellung zu Deutsch- und Slawentum dürfte von Pettau her bestimmt gewesen sein. Eine Beschäftigung als Angestellter bei den Chemischen Werken in Treibach endete für Robert 1928 im Zuge der Weltwirtschaftskrise. Robert dürfte also auch über eine entsprechende Schulausbildung verfügt haben. Er hätte angeblich auch bei der Eisenbahn Aussichten gehabt. Mutter war sehr dafür, Vater zögerte zu lange „wegen der Wahrheit Verwandtschaft“.
Das wirft jetzt ein bezeichnendes Licht auf den Spalt, in der St. Veiter Gesellschaft jener Zeit. Auf der einen Seite die stolzen, arbeitsamen, meist hart arbeitenden aber wenig verdienenden Bürger, auf der anderen Seite die selbstbewussten, scheinbar über zu viel Freizeit verfügenden, regelmäßige Einkünfte beziehenden, früh pensionierten Eisenbahner. In St. Veit waren höhere Eisenbahn Beamte gerade noch akzeptiert. Ansonsten blieb man lieber unter sich. Jede Gruppe hatte ihre eigene politische Ausrichtung ihre eigenen Vergnügungen, Lokale und Vereine, bis hin zum Eisenbahner Leichenbestattungsverein. Zur Beliebtheit dieser meist Neuzugezogenen in bürgerlichen Kreisen, so weit es nicht der geschäftliche Nutzen gebot, lese man nach bei Sebastian Weberitsch! Dass vor und nach der Jahrhundertwende Gasthäuser und Kegelbahnen immer zahlreicher wurden, hat eindeutig mit dem Spielbedürfnis (Kegeln, Kartenspiel, Eisschießen) der Eisenbahner zu tun.
Noch einmal zurück zu unserem „getreuen“ Ekkehard. Um ihm oder seinem älteren Bruder Fritz 1913-1933, Lehrplätze zu sichern – das Lehrgeld allein bei Schwarz belief sich auf 600 Schilling – wurde der letzte Familienschmuck in Klagenfurt versetzt. Auch der Schwester Paulines Lehrer-Ausbildung war nur so zu finanzieren. 1934 hatte Ekkehard ausgelernt und war als Geselle, wie so oft in solchen Fällen, dem Meister einfach zu teuer. Er konnte nicht weiterbeschäftigt werden. Deshalb bemühte er sich nach eigenen Worten, eine Stelle als Büchsenmacher in Deutschland zu finden! Ein Reisepass dorthin war aber nicht zu bekommen. Ob er deshalb bald danach, oder wie er meinte erst 1937 über die Grüne Grenze nach Deutschland ging oder ob ihn doch schon die Ereignisse von 1934 zum Untertauchen gezwungen haben? Ein alter Freund des Ekkehard erzählte mir, ihn 1938 als SS-Mann lungenkrank in einem Wiener Krankenhaus persönlich besucht zu haben. Das muss stimmen. In Ekkehards eigener Erinnerung sei er aber erst 1937 mit der Bahn nach Salzburg gefahren, wo ihn zusammen mit einigen zwanzig anderen der illegale Grenzübergang nach Bayern durch Mittelsmänner ermöglicht wurde. Es ging für ihn bei tief winterlichen Bedingungen über die Saalach, bei welcher Gelegenheit er sich eine Lungen TBC geholt haben könnte. Auf der anderen Seite wurde man schon erwartet, behelfsmäßig versorgt, auf Strohlager gebettet und dann ehestens auf Lkw nach München gebracht. Bald schon sei es zur Vereidigung und Aufnahme in die SS-Division „Der Führer“ gekommen. Die Zeitspanne für Erkrankung, Einkleidung, Ausbildung, Vereidigung usw. und alles zwischen 1937 und Frühjahr 1938 scheint viel zu kurz. Ekkehard müsste also wohl schon früher über die Grenze gegangen sein. Nach dem Anschluss 1942 wieder in der Heimat kam es zur Verehelichung mit Leopoldine Smoditsch und zur Familiengründung. Das Talent zum Untertauchen ist ihm scheinbar geblieben. Auch 1945 blieb er nämlich für die Besatzer unauffindbar. Genau so, wie 1934 für die österreichische Justiz. Während andere SS-Leute mit Kriegsende in Internierungslager wanderten, entzog er sich erfolgreich jeder Verfolgung. So weilte er Monate und Jahre mit falscher Identität unbehelligt in einem der hintersten Gräben um Hüttenberg. Seine geheimen Besuche bei der jungen Ehefrau blieben natürlich nicht ohne Folgen. Diese zwangen seine Frau zu einer Notlüge. Als die Ordnungshüter von damals die junge Wöchnerin bedrängten, den Aufenthaltsort des Mannes nun endlich bekannt zu geben, wo doch ihre Niederkunft alles offenbare, war ihre Antwort „Es gibt ja auch andere Männer“!
Wenn jetzt klar zu Tage tritt, dass nichts anderes als Kriegszeiten, Wertverluste, mangelnde Einkünfte und Lebenschancen, in diesem Falle wohl auch eine gewisse Familientradition zur Anfälligkeit für Hass-Parolen und schließlich zu Radikalismen geführt haben, dann fragt man sich doch, hat denn die Welt seither nichts dazu gelernt?
Wintersport (2.Teil)
Juni 5, 2012 um 17:31 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Abfahrt, Alustöcke, Aufstiegshilfen, Ausrüstung, Bilgeri-Bindung, Christiania, Dornhofer-Leiten, Egger, Fahrweise, Flattnitz, Gauerstall, Gründungen, Hornburg, Jaritz, Kaltschütz, Kalvariberg, Kandaharbindung, Koller, Kraigerberg, Kraschl, Kreiner, Kunststoffbelag, Langlauf, Langriemenbindung, Lift in Nußberg, Lorenziberg, Marker-Bindung, Peyker, Pisten, Poganzer-Leiten, Polanz, Radinger-Mulde, Rainer, Rauchensteiner, Saualm, Snow-Border, Spitalwiese, Springer, Stahlkanten, Steinbichl, Stemmbogen, Telemark, Tiefschnee, Torlauf, Turrach, Verdino, Wank-Edelsbrunner, Wintersportvereine, Wulz
Wie in der letzten Folge versprochen, soll heute der Pioniere des alpinen Schilaufes unserer Stadt gedacht werden. Über die Anfänge des Schilaufes in Österreich und in Kärnten gibt die Dissertation Michael Rauchensteiners, Graz 1949 Seite 139ff gut Aufschluß. Weil diese Doktorarbeit jedoch nicht im Druck erschienen und daher viel zu wenig bekannt geworden ist, sei zweifach kurz daraus zitiert. Fürs erste, daß schon J.W.Valvasor (1641-1693) eine Art primitiven Schisport im benachbarten Krain beschreibt, fürs andere die ersten Gründungen von Wintersportvereinen in Villach, Velden 1906 und Klagenfurt 1908. Von diesen frühen Kärntner Zentren, insbesondere aber vom Militärschilauf 1914-1918 sind entscheidende Impulse für das diesbezügliche Geschehen in und um St.Veit ausgegangen.
Federführend waren einmal mehr Aktive des Turnvereines St.Veit, was die handgeschriebene Vereinschronik eindeutig belegt. Daraus geht hervor, daß vom Verband der Schiläufer Kärntens und vom Turnverein St.Veit als gemeinsamen Veranstaltern am Sonntag, 29.1.1928 der 1.Abfahrtslauf Schneebauer-St.Veit ausgerichtet worden ist. Die Streckenlänge setzte sich zusammen aus 4 km Abfahrt und 12 km Langlauf, d.h. also16 km mit ein und demselben Schi! Die erste Siegerzeit betrug 1 Stunde 6 Minuten 10 Sekunden. Es stellten sich 28 Starter der Konkurrenz. Ergebnislisten und Zeitungsmeldungen sind in der Chronik gesammelt.
Ein Jahr später wurde die Strecke um 2 km verkürzt. Die Siegerzeit ist mit 45 Minuten 48 Sekunden angegeben. Am Start fanden sich bereits 112 Läufer ein, darunter viele Klagenfurter und Feldkirchner. In den Jahren 1930, 1933 und 1935 fielen diese Rennen vermutlich wegen Schneemangels gänzlich aus. 1931 wird notiert, daß der „Schneeschuhlauf vom Schneebauer“ als Mannschaftsbewerb – 14 Mannschaften a 4 Läufer – zur Durchführung kommen wird, daß nicht der Einzelsieg, sondern der Mannschaftserfolg angestrebt werde und daß verständnislose Grundbesitzer Haferfleiden in die Rennstrecke gestreut und Stacheldrahtzäune gezogen hätten…… Spricht daraus vielleicht schon eine gewisse politische Punzierung des Veranstalters sowie entsprechende Gegnerschaft?
Auch 1932 ist es ein Mannschaftsrennen, wobei erstmals über die sogenannte Kaplitz ein Torlauf zu durchfahren ist. Pro Torfehler gibt es Zeitzuschläge. Wer sich beim Torlauf nichts ausrechnet, bleibt zu Hause. Es werden daher nur 10 Mannschaften gezählt. 1934 kommt es wieder zu einem Lauf mit Einzelwertung. 60 Starter werden festgestellt. Auch von einem Plakat „Lernt Schifahren“ mit Kursangeboten ist erstmals in St.Veit die Rede. Die drei letztdurchgeführten Rennen fanden jeweils im Monat Feber statt.
1936 und 1937 beidemale im März, kommt es zu sogenannten Vereins-Schimeisterschaften im Abfahrtslauf, wohl wegen dortiger, verbesserter Schneesicherheit, auf der Saualm, genauer gesagt am Breitofen. Am 6.1.1938 hört man noch von einem bezirksoffenen Mannschafts-Abfahrts-Langlauf Schneebauer-St.Veit mit 27 Dreiermannschaften ehe dann der unselige Krieg der sportlichen Jugend eine längere Unterbrechung und Schlimmeres aufzwingt! Von den ältesten Schipionieren unserer Stadt seien stellvertretend für viele andere genannt: Leo Kreiner, Friedl Peyker, Friedl Rainer und Walter Springer, aber auch eine Dame, nämlich Heidi Wank-Edelsbrunner, die späterAkademische Meisterin im Schilauf wurde.
Die Tradtion des Schneebauer-Laufes wird, wie schon im ersten Teil kurz angedeutet, im Jahre 1946 sofort wieder aufgenommen. Der bald Tradition gewordene Leo Kreiner- Gedächtnislauf – wird ab ca. 1952 mindestens zehnmal von Herbert Werzer allein namens der Amateure St.Veit ausgerichtet. Diese heute noch hoch renn-aktive und erfolgreiche Sportlerpersönlichkeit zählt gewissermaßen zum Schilauf-Urgestein der Stadt und hat dankenswerterweise einen interessanten Überblick zur Entwicklung von Schi, Bindung, Schuh und Fahrstil zur Verfügung gestellt.
Nicht jedesmal stand die Schneebauer Strecke zur Verfügung und bei Notwendigkeit wurden die Rennen sowie später die Stadtmeisterschaften u.a. am Steinbichl, beim Klinzer in Hornburg, in Eggen am Kraigerberg oder beim Nußberger Lift, aber auch auf der Turrach und Flattnitz oder am Muraunberg neben der großen Schischanze ausgetragen. Teilnehmerzahlen
von bis zu 200 Rennläufern waren keine Seltenheit, woraus man die Breitenwirkung ersehen kann, die diese Sportart in St.Veit erfuhr.. Kein Wunder also, daß so manche lokale Sportgröße auch auf höherer Ebene gute Figur machte und Erfolge einheimste. Wieder nur beispielhaft und ohne Wertung die bekanntesten Namen wie etwa der spätere Schilehrer Hans Mrak, Elsbeth Richter-Zavagyl, Bärbl Edelsbrunner, Hermi Schienegger, Gabi Langmaier bzw. Walter Kraschl, die Brüder Leopold und Erich Polanz, Horst Verdino, Gert und Rudolf Egger, Sigi Wulz, Georg Koller, Hermann Kaltschütz oder Siegfried Jaritz, der vom Schülerklasse-Sieger zum 10fachen Senioren Weltmeister im Alpinschi aufstieg usf. Unzählige Stadtmeister wurden gekürt, aber auch regionale, nationale und internationale Erfolge waren zu verzeichnen. Mehrmalige ASKÖ-Meister, 7 Österr.Meistertitel im Riesentorlauf der Versehrten- bzw. Altersklasse von Herbert Werzer allein sowie 2 Bronze-Medailen (Slalom und Kombination) von der auch als Leichtathletin groß herausgekommenen Bärbel Edelsbrunner 1972 in Lake Placid, auch mit unzähligen Kärntner Meistertiteln müssen wieder stellvertretend für manch andere Ehrenträger in Erinnerung gerufen werden. St.Veit darf sich also mit Fug und Recht eine Stadt des Schisportes nennen. Von den aktuellen Erfolgen der St.Veiter Snow-Border garnicht zu reden.
Abschließend ein kleiner Exkurs zum Thema Material, Ausrüstung und Fahrweise von seinerzeit und von Herbert Werzer persönlich gestaltet: 1928 Meine ersten Schi von Tischler Titz in der Obermühlbacher Straße. Sie bestanden aus dicken, zwei Schuh langen, vorne seitlich und nach oben zugespitzten Hölzern. Seitlich angenagelt je eine Lederschlaufe zum Einschlüpfen mit hohen genagelten Schuhen. Dazu einfache Haselstöcke.
1930 Langschi aus Eschenholz, Bakken genagelt und Riemen durchgeschlauft. Haselstöcke mit Riesen-Schneeteller daran. Tellerkreis aus Bambusrohr.
1931/32 Vaters Militär-Schi (Vorderteil abgeschnitten) hatte bereits eine sog. Bilgeri-Bindung. Sie gab dem Schuh erstmals einen gewissen Sitz mit Hubfreiheit der Ferse.
1933 Gebrauchter Schi mit Schnallenbindung. Der Schuh – er war noch lange kein spezieller Schischuh – stak in verriemten Bakken wie gehabt, doch unter dem Vorschuh befand sich ein Stemmloch und durch dieses rann ein Spannriemen mit Strammer zur Ferse. Um die Schihaftung noch zu verbessern konnte von alten Autoschläuchen ein Gummiband zuhilfe genommen werden. Schistöcke bestanden hauptsächlich immer noch aus Haselholz, aber es gab auch schon solche aus Bambus mit Metallspitze.
1936 Holzschi mit Bakken und Bildsteinstrammer. Senior Franz Moser sah die Sportbegeistung mir aus den Augen leuchten und versuchte das Unmögliche. Er versah die an den Kanten stark abgerundeten, weil abgefahrenen Schikanten erstmals mit Stahlkanten. Schi mit Stahlkanten waren bereits im Handel.
1936/37 Die Kandaharbindung mußte endlich her. Sie brachte den Seilzug mit Strammer vor der Schuspitze mit Seitenhalterung und Teil-Fixierung der Ferse. Sie Seitenhalterung hatte eine zweite Position, die geeignet war, die Fersenfixierung zu verstärken. Diese Bindung eignete sich bestens für den hocheleganten Telemark Bogen, auch noch für den davor übligen Christiania, kärntnerisch Kristl, davon abgeleitet das Abkristln sprich stehen bleiben. Nur bedingt konnte man mit der Kandaharbindung Torlauf fahren, es sei denn über den altbewährten Stemmbogen.
1946 Ca.um dieses Jahr herum kam die sogeannte Langriemenbindung unter den Rennläufern auf. Sie bestand nur aus Bakken und langen, kreuzweise den Schuh fixierenden Riemen. Der Vorteil dieser Bindung war die absolute Festigkeit zwischen Läufer und Schi. Der große Nachteil aber ein stark erhöhtes Beinbruchrisiko bei Stürzen.
1947 Befand ich mich beim Olympia Auslese Kurs in Schruns-Tschagguns und erinnere mich, dort den ersten Sicherheitsbakken gesehen zu haben. Dazu aber immer noch die Kandaharbindung mit Tiefzughaken. Viele Rennläufer benutzten weiter die Langriemenbindung.
1950/52 Ca. Eine der ersten Sicherheitsbindungen, inzwischen auch schon in Verbindung mit einem speziellen Schischuh, war die sogenannte Marker-Bindung. Sie bestand aus Sicherheitsbakken und knappen Fersenzug mit Kipphebel. Mit dem Verlassen des Tiefschnees hin zu immer besser präparierten bzw. ausgefahrenen Pisten, mit Aufhören des Selbertretens oder Ausbrettelns und dem Beginn der mechanischen Aufstiegshilfen, änderte sich auch die Funktion der Schistöcke. Sie wurden immer leichter und eleganter (Alustöcke). Die Schneeteller waren kaum noch mehr als Attrappen und die Entwicklung des Schimaterials vom Kunststoffbelag bis hin zum Vollkunststoff-Schi ging immer schneller vor sich.
Nun, wo tummelte sich die schibegeisterte Jugend von Beginn an? Erster Schauplatz: Spitalwiese, der noch unverbaute Hang vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder hinab
zum Sörgerweg. Für Mutige mußte schon der Kalvarienberg herhalten, gefolgt von der Poganzer-Leiten, der Radinger Mulden, der Dornhofer-Leiten und den dazwischen liegenden kleineren Abhängen. Ein Wort noch zum Lift in Nußberg. Die ursprüngliche Absicht, eine Aufstiegshilfe bis auf die Höhe des Gauerstalls zu schaffen und damit auch eine Rodelmöglichkeit über Lorenziberg zu verbinden, konnte infolge unglücklicher Umstände nicht verwirklicht werden. Dem stattdessen entstandene Torso – nur ein Drittel der ursprünglich gedachten Länge – war von vorherein keine all zu große Zukunft verheißen.
Eine eigene Geschichte wäre die der Betrachtung aller schifahrerischen Beinkleider von den Knickerbockers der 20er mit Wadelstutzen über die feschen Keilhosen unserer Narviksoldaten führt der Weg bis hin zu den kompletten Schnee- und Rennanzügen unserer Tage. Doch dazu sollte sich besser einmal ein/e ModeexperteIn zu Wort melden!
Walter Wohlfahrt in „St. Veit Kommunal“ Jänner 2001
Bildtexte:
1. Start vom Schneebauer 1929
2. Säuleck 1947 – H.Werzer am Weg zum 3.Platz (Schihschuhe von Svetnik, Klagenfurt)
3.Zeitungsmeldung Stadtmeisterschaft 1965
4.Erfolgreichste St.Veiter Schiläuferin: Bärbel Edelsbrunner
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