Unterer Platz 12 das Wank-Haus

Dezember 2, 2018 um 14:24 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Eigentlich steht dieses denkmalgeschützte Haus schon außerhalb der Stadtmauer und sollte  unter „Schiller-Platz“  nicht unter Unterer Platz geführt werden, ebenso wie ja auch das zum Wank-Haus  gehörende Nebengebäude im Hofe eine Nummer des Schiller Platzes trägt. Dieser Hof-Trakt diente den Bauarbeitern aus Friaul und ihren mitarbeitenden Ehefrauen als Unterkunft während der Bauzeit der  gegenüber liegenden  Schulen.

Die Geschichte dieses Hauses ist gleichzeitig die Geschichte vom Aufstieg und Untergang der großen St. Veiter  Baufirma Wank. Sie erzählt von Maurern, Maurermeistern, Baumeistern, Stadtbaumeistern  bis hin zum akademisch gebildeten Bau-Ingenieur. Weil darüber in drei Folgen schon ausführlich in der Kärntner Landsmannschaft1) berichtet worden ist, folgen hier nur einige Auszüge daraus.

Die Herkunft

Die Wank kommen aus dem zweisprachigen Kärnten, genauer gesagt aus der Pfarre Ottmanach. Von dort aus verzweigten sich die Nachkommen von Johann Wank, Schuhmachermeister (geb.1753) und von dessen Sohn  Andreas Wank, Maurer(1796-1862) u.a. in das Pfarrgebiet  von St. Sebastian bei Hochosterwitz. Für Maurer gab es dort viel Arbeit, sei es beim Grund- und Schlossherrn Khevenhüller oder auch bei den aus der Abhängigkeit entlassenen größeren Höfen und Huben. So können von den Wanks auf Grund  ihrer  gewerblicher Tätigkeit schon bald da und dort bäuerliche Besitzungen erworben werden. Des Andreas Sohn,  Alex Wank (1832 Maigern – 1929 (Hochostewitz) kaufte 1873 von  Johann Wahrheit in St. Veit den Lebmacher Garten (vor dem Friesacher Tor). Er nannte sich noch Maurermeister. Das kleine, dort vorhandene Fleischhauer Haus wurde abgetragen und an seiner  Stelle errichtete Alex das repräsentative Geschäfts-Wohnhaus mit Hofgebäude, wie man es heute noch kennt.   Dabei dachte Alex wohl schon an seine Kinder, an deren künftige Ausbildung wie an neue geschäftliche Möglichkeiten in jener Stadt, wo sich mit dem Eisenbahnbau interessante Perspektiven eröffneten. Wohnungen sollten neu entstehen, Gasthäuser vergrößert werden und bald auch die eine oder andere Amtsstube neu dazu kommen. Michael Wank (1861-1912) Tatsächlich stürzte sich der junge Michael mit Elan in seine Ausbildung und bald danach ins Baugeschäft. Als er 1891 Maria Schebath, Bauerntochter aus dem Krappfeld ehelichte, wurde  er  bereits Baumeister und Hausbesitzer in St. Veit genannt. Sein Hauptwerk neben vielen anderen Gebäuden in Stadt und Umgebung  ist der große Schulhausbau bestehend aus Knaben-Volksschule (eröffnet 1892),  Mädchen-Volksschule (eröffnet  1899) beide am Schiller Platz und Bürger- bzw. Hauptschule (eröffnet  1907) in der Bahnhofstraße. Aus unerfindlichen Gründen schied Michael mit nur 51 Jahren freiwillig aus dem Leben  und bescherte damit seinen unmündigen Nachkommen eine wenig vorteilhafte Vormundschaft. Michaels Vater Alex Wank, seit 1895 Witwer, verbrachte den Lebensabend auf seinem ehemaligen Besitz vlg. Tatzer in Hochosterwirtz in der Familie  seiner Tochter. Er überlebte  Sohn Michael um 17 Jahre und verstarb 1929  mit 97 Jahren.

Ing. Hans Wank ist 1891 in St. Veit geboren. Noch mitten in der Ausbildung, gerade  21 Jahre alt, verlor er den Vater. Ein Reifezeugnis mit Vorzug von der Realschule Klagenfurt und die erste Staatsprüfung an der Technischen Hochschule Graz waren gerade geschafft. Doch wo bleibt der Abschluss, wo ist noch die für eine Baumeister-Befähigung vorgeschriebene Praxis? Es kommt der Krieg von 1914 und der Freiwillige Hans wird in Laibach die Grundausbildung, in Judenburg den Reserve-Offiziers-Kurs  machen. Mit dem 17. Infanterie Regiment geht es im März 1915 in die Karpaten, mit Arm-Durchschuss, mit Kopf-Steckschuss jedoch bald in das Lazarett. Unbeachtet gegebener Dienstuntauglichkeit folgen freiwillige Einsätze am Isonzo, in Südtirol und in Wolhynien. Erst im Mai 1918 gibt es Studienurlaub zur Ablegung der Zweiten Staatsprüfung. Nach Teilnahme am Kärntner Abwehrkampf kann Hans  ab 1922 seine Baupraxis bei Stadtbaumeister Wadsack in Villach machen und 1923 endlich zur Baumeisterprüfung antreten, die er mühelos schafft.  Seit 15.4.1923 steht Hans mit seinem Betrieb auf eigenen Füßen und zwar  „in 4. Generation“ wie es in einem handgeschriebenen Lebenslauf von ihm heißt. Die Geschäftsmöglichkeiten der Zwischenkriegszeit sind nicht gerade rosig. Nach Vereinigung mit dem 3. Reich und mit dem Bau der sogenannten Kanaltaler Siedlung in St. Veit gibt es erstmals einen Großauftrag. Viele solche hat es kriegsbedingt nicht mehr geben, dafür aber Arbeitskräftemangel und behelfsmäßige Reparaturen von Bombenschäden an Gebäuden,  Straßen und Bahnanlagen der Stadt. Die offizielle Bestellung als Gewerbe-Führer  durch die NS Partei reichte für den damals 50 Jährigen schon einmal um ihm dies 1945 von der englischen Besatzungsmacht vorgehalten zu werden. Es folgte seine Internierung und weil er auch als Illegaler aufschien – was er in Abrede zu stellen versuchte – wurde ihm das Berechtigung  zu  weiterer  Betriebsführung aberkannt.  Seine Firma, in öffentliche Verwaltung genommen,  war sogar vom gänzlichen Vermögensverfall bedroht.

Das Allertraurigste dieser Zeit und was ein geplagtes Vaterherz wohl überfordern musste: in den letzten Kriegstagen ist Sohn  Hermann Wank (1.5.1927-5.1.1945) als blutjunger Kriegsfreiwilliger im Osten und nicht mehr ferne der Heimat, nur weil er die Parole nicht wusste, von einem übereifrigen „Kameraden“ erschossen worden.

Walter Wohlfahrt

1)  Kärntner Landsmannschaft Doppel-Nummern 7/8 2015, 11/12 2015, 1/2  2016 so fern beschaffbar,  und ein vielsagendes  Bild daraus. Es zeigt Alex mit Urenkel  Hermann am Schoß, Enkel Hans rechts hinten  stehend  (1) und dessen  Ehefrau vorne sitzend, zweite von links – getrennt von einander!?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wank Alex und seine Bauten

Schulhaus St. Sebastian

Bauernhaus St. Sebastian

Bauernhaus St. Martin

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Maximilian Fürst von Khevenhüller-Metsch (Erinnerungen)

Februar 23, 2016 um 15:10 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Bald jährt sich zum sechsten Mal der Tag, da der Herr auf Hochosterwitz im 91sten das Zeitliche segnete. Um 1980 trat er das Familienerbe an und nahm mit Gattin ständigen Aufenthalt in Kärnten. Er galt unter seinen Bediensteten als strenger aber sehr sozialer Chef. Die mächtige, recht eigenwillige Persönlichkeit war in ihrer Art nicht immer leicht zu verstehen, konnte aber im persönlichen Umgang durchaus liebenswürdige Züge zeigen. Davon soll hier kurz berichtet werden.

Als die Gemeindevertretung von  Launsdorf eines schönen Tages entdeckte, dass  in den Eintrittsgeldern der Burg neue Einnahmequellen (Vergnügungssteuer) zu erschließen wären, lief er zu kämpferischer Form auf. Auch sonst, etwa gegenüber den  lieben Verkehrspolizisten, die hinter seiner Lenkerberechtigung her waren,  bot er gerne jedermann Paroli.  War all das, worüber auch die Tagespresse meldete,  endlich überstanden, drängten neue Sachen auf Erledigung.  Jetzt sah man den hochbetagten und hochgewachsenen Herrn mit seinem typischen, etwas schwankenden Seemannsgang öfter in St. Veit und in einem Auto, viel zu klein für diese mächtige Gestalt. Fotomeister Hammerschlag sollte die vielen, im Schlosse vorgefundene Fotoaufnahmen,  fünfhundert Jahre alte Handschriften zeigend,  vergrößern und auch gleich vom Blatt lesen. Unerhört, er konnte das nicht! Wer dann? Gleich um die Ecke ist jemand, der das schaffen könnte, war der Bescheid und zugleich Anlass  dafür, dass sich Seine Durchlaucht höchstpersönlich vor unserem bescheidenen Häuschen einfand, sich als solche zu erkennen gab und das Resultat am liebsten gleich mitgenommen hätte.  Grad noch dass es ausreichte, den guten Willen erkennen zu lassen, aber eher widerwillig wurde hingenommen, man könne sich in drei Tagen – „warum nicht eher“  –  und nach entsprechendem Studium darüber weiter unterhalten.

Schon bei erster flüchtiger Durchsicht war klar, dass es sich hier um einst hochpolitisches Material handle, weniger  klar war allerdings, wie man sich erst einmal  das notwendige  Verständnis  für jene fernen  Zeiten verschafft.  Gut, die handelnden Personen, Absender und Empfänger waren fest  zu machen, aber was waren deren Zeitprobleme, was ihre Beweggründe? Dazu kamen geographische Fragen in und um Madrid einerseits, die weiten Kurierwege durch halb Europa  anderseits. Wer von dort gekommen ist, sollte eigentlich Hilfe geben können.  Solche Unterhaltungen waren immer schwierig und wenig ergiebig.  Als ich eines Tages zufällig gewahrte, dass mein Gesprächspartner seine Frau Gemahlin im kalten Auto beim Chauffeur und Gärtner Rudi sitzen ließ, glaubte ich, eingreifen zu müssen. Die Fürstin machte uns wirklich die große Freude. Sie nahm die Bitte, doch ins Haus zu kommen, freundlich  an.  Ihr wortloses Lächeln, mit welchem sie mich bei einem  nächsten Zornausbruch des Gatten zu trösten versuchte, sagte eigentlich alles aus, auch und vor allem über ihren wahren,  inneren Adel.

Um es kurz zu machen, der Nachschub von kopierten Briefen  riss nicht mehr ab und meine Bemühungen zogen  sich über Monate hin. Dabei hätten wir uns beide einiges ersparen können,  der Fürst sich viel Ärger und  Ungeduld,  ich mir hingegen einige meiner grauen Haare, hätte nämlich Se. Durchlaucht die  Hausbibliothek besser gekannt.  Darin hätte sich alles fein gedruckt finden lassen.  Günther Probst-Ohstorff war es nämlich, der 1971 über die Geheimen Tagebücher des Hans Khevenhüller, kaiserlicher Botschafter am Hofe Philipps II publizierte, wovon wohl auch die gesammelten Fotos stammen  und die vielen Kopien handeln mochten. Aber das wusste man noch nicht. Man plagte sich ganz unnötig ab.

Nun zur anderen Seite der Medaille, zu den sympathischen Charakterzügen des Schlossherrn: Eines Tages, wohl ein zwei Jahre später,  beschlossen drei Freunde, sich im Bezirk auf Kulturfahrt zu begeben. Einer davon hieß Alfons Haffner, war ein Tiroler mit tiefen familiären Kärntner Wurzeln und unermüdlich in der Behandlung  der Kärntner Historie tätig, der andere, ein Bibliothekar von hohen Graden, kam aus Klagenfurt und hieß Heinz Zintel. Letzterer  verfügte über ein hervorragendes Gedächtnis und was das Außergewöhnliche war, auch über ein optisches Gedächtnis. Das hieß,  er konnte meist von einer einzigen kopierten Buch- oder Zeitungsseite aus  auf richtige Titel oder Periodika schließen. Unsere  erste Station sollte die Feste Hochosterwitz sein, doch welch ein Pech, zu dritt standen wir vor dem verschossenen  Burgtor. Man sagte uns, es seien die Reinigungsarbeiten des Frühjahrs im Gange und es gebe keinerlei Möglichkeiten,  außer mit Erlaubnis Sr. Durchlaucht. Auf Schloss Niederosterwitz , wohin wir uns vertrauensvoll  begaben,  wurden wir  huldvoll empfangen, ein  Telefonat, und der Tag war gerettet. Sogar für ein gemeinsames Erinnerungsfoto stellte man sich bereitwilligst zur Verfügung. Tief beeindruckt  vom Charme dieses Kärntner Fürsten zeigte sich unser guter Tiroler.

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