Der Sternwirt in St. Veit
Mai 7, 2012 um 17:28 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Arbeiterkammer, Bürgerbuch 1564, Empergeld, Feuerschutzabgabe, Franz Turtltaub, Franz Xaver Mayer, Goldenen Stern, Hotel Dorint, Hotel Stern, Jabornig, Johann Kumer, Johann Leitgeb, Josef Herzele, Josef Landfraß, Kärntner Landsmannschaft, Liebenfels Pfarre Pulst, Maria von Greifenstein, Maria-Clara Kumer, Mathias Hickl auch Hickhl, Osterwitzer Gericht, Pickl, Raßnig, Sternwirt = Fuchspalast, Steuerbuch 1753, Stiftregister, Tax, Windischgräz
Über das Alter dieser gastlichen Stätte wurde in der Kärntner Landsmannschaft schon zweimal, nämlich in den Oktober-Heften der Jahre 1998, Seite 21ff und 2002, Seite 61ff berichtet und immer noch tauchen neue Fakten auf.
Als wahre Fundgrube zur Stadtgeschichte erweist sich das vom Verfasser jüngst und nach monatelanger Archivarbeit digitalisierte Bürgerbuch der Stadt St.Veit 1564-1884. Diese unschätzbare Unterlage erlaubt nun auch zu obigem Thema tiefere Einblicke bis Ende des 17.Jhdts. Das Bürgerbuch hatten den Zweck, Datum der Bürgeraufnahme, die Namen der Kandidaten, die zu zahlenden Taxen, fallweise Berufe, später auch Anschrift, Herkunftsort etc. amtlich festzuhalten. Bürgerwürde, brachte viel Ehr und Ansehen und war stets mit einem Eid verbunden. Jedenfalls können jetzt Besitzabfolgen und Änderungen in der Hausbezeichnung um einiges leichter erschlossen werden.
In unserem Falle interessant zu werden beginnt es mit dem Jahr 1675, da erscheint als Neubürger Mathias Hickhl, noch ohne Berufsangabe und ohne Nennung einer Taxe. Weil jedoch 1690 schon die Bürgeraufnahme eines Andree Hickl (ohne „h“) folgt und dabeisteht, daß er Fleichhacker, in Windischgräz (heute: Slovenjgradec) geboren sei und 15 Gulden Tax zu zahlen habe, wird es sich beim Mathias wohl um seinen Vater handeln und auch dieser von Windischgräz gekommen sein. Vielleicht war auch er schon Fleischhacker, ganz sicher aber bereits Wirt….. Warum? Weil 1710 schon Martin Hickhl (wieder mit „h“) als Vertreter der dritten Generation Bürgerrecht verliehen bekommt, ausdrücklich Fleischhacker genannt wird und nur noch – da schon hier geboren – elf Gulden Tax zu entrichtet hat.
Wichtig ist, daß die nächsten Besitznachfolger ebenfalls Bürgerrecht lösen und sich „Inhaber des Hiklischen Wirtshauses“ nennen oder erklären, „Bürger auf das Hiklische Wirtshaus in der Friesacher Vorstadt geworden“ zu sein. Es sind dies 1746 Johann Leitgeb „Gastgeb (=Wirt) am Hiklischen Wirtshaus“ mit 15 Gulden Tax – 1758 Franz Turtltauben „Wirt auf das Hiklische Wirtshaus in der Friesacher Vorstadt, Bürgersohn allda“ mit 12 Gulden zuzüglich Empergeld (=eine Feuerschutzabgabe) – und schließlich Johann Kumer „Wirt am Hiklischen Wirtshaus, Friesacher Vorstadt, im Osterwitzer Gericht(sbezirk) geboren“ mit 16 Gulden etc.
Daraus erhellt, daß drei Generationen der Familie Hickl als Fleischhauer und Wirtsleute in der Friesacher Vorstadt gereicht haben, um dem Wirtshaus seinen, d.h. ihren Namen zu geben. Sie sind danach entweder ohne Nachkommen geblieben oder haben einfach verkauft und sind wegzogen. Die Taxe von 15 Gulden des Johann Leitgeb sagt vielleicht aus, daß er von auswärts gekommen ist und nicht in die Familie Hickl eingeheiratet hat.
Das eingangs erwähnte Bürgerbuch – übrigens, das Original ist im Landesarchiv, Handschriften Katalog Nr.1 und Nr.2 aufliegend – hilft uns in der Besitzerreihe aber auch noch darüber hinaus ein Gutstück voran! Die Nachrichten werden nämlich zeitweilig etwas umfangreicher. Als Josef Herzele 1780 Bürgerrecht erhält, ist er einfach der „Wirt in der Friesacher Vorstadt, der die Kumer´sche Witwe Maria-Clara, geborene Lidl mit Übernehmung aller ihrer Schulden (!) geehelicht, folglich auch das Wirtshaus in der Friesacher Vorstadt Nr.6 übernommen hat.“ Auch wird mitgeteilt, daß er am 5.3.1715 an der Raßnegger-Mühl (heute Raßnig geschrieben und im Osten der Stadt gelegen) geboren sei.
Der nächste in der Reihe wäre der 1791 Bürger gewordene Franz Xaver Mayer. Er stammte aus der Stadt Salzburg, zahlte 16 Gulden und wurde erstmals „Sternwirt, Friesacher Vorstadt Nr.6 und 7“ genannt. Aber schon drei Jahre später, 1794 erscheint im Bürgerbuch Josef Landfraß als „Wirt zum Stern in der Friesacher Vorstadt“. Er wird als ehemaliger Bürger zu Villach und in der Kreuzen, Landgericht Paternion geboren bezeichnet. Seine Tax beträgt nur 12 Gulden.
Mit dem Namen Pickl kommt zur Abwechslung wieder einmal eine Familie auf den Besitz, die drei Generationen lang die Stellung behaupten kann. 1803 ein Johann „Sternwirtbesitzer, 33 Jahre alt, in (Alt)Liebenfels, Pfarre Pulst geboren – 1817 Johann (Sohn) „Gastgeb zum Goldenen Stern“ 28 Jahre alt, hier geboren – und schlußendlich 1841 ein Michael Pickl „Gastgeb und Hausbesitzer“ 28 Jahre alt, hier geboren.
Die schon 1998 zitierten Urkunden, wie Stiftregister 1722-30 und Steuerbuch von 1753 und die dort vorkommenden Erwähnungen eines „Sternguat mit 2 Huben“ im Eigentum von Frau Jabornig, später Rechberg bzw. Maria von Greifenstein bedürfen jetzt einer neuen Interpretation. Demnach waren die noblen Herrschaften wohl Eigentümer der umliegenden Gründe sowie der ältesten, kaum noch existenten Bauflächen, nicht jedoch Inhaber der ersten Gastwirtschaft. Ausgehend von den kleinen Anfängen eines Mathias Hickhl 1675 wurde konsequent in Richtung der umliegenden Flächen erweitert. In dieser Vorwärtsentwicklung konnte aus dem Hicklischen Wirtshaus, der Sternwirt, danach das Hotel Stern, dann das Vereinshaus der Arbeiterkammer und schließlich Hotel Dorint bzw. der Fuchs-Palast entstehen.
Walter Wohlfahrt in Kärntner Landsmannschaft, August 2003
Heute können hier einige Illustrationen nachgereicht werden, was bislang nicht beherrschbar war. Viel Spaß beim Anschauen. August 2013 !

Der alte Sternwirt und davor der neue große Saal – auch eine Benzin-Zapfsäule hat es 1925 schon dort gegeben
Episoden aus Alt St. Veit
April 28, 2012 um 15:50 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: alte Mühle an Wimitz, Arbeitsamt, Arbeitsunfall, Bosniaken, Felix Fiebinger, Gendarmen, Glantal, Hunds-Bua, Jiroschek, Kanaltal, Kärntner Landsmannschaft, Kölnhof, Klein St.Paul, Lemisch, Postamt, Rassnig Mühle, Rückmeldungen, Sägewerk, Seilerin, Semmelkorb, St.Veit Kommunal, Unschuldige Kinder, Zentrum Kärnten
Von Kindern und Narren kann man die Wahrheit erfahren
Diese Weisheit war nicht nur den alten Gendarmen gut bekannt, auch ein Herr Doktor Lemisch verstand es damit umzugehen. Doch davon später. Der heutige Aufsatz verfolgt einen etwas anderen Zweck.
Nach mehr als zwanzigjähriger, ununterbrochener Tätigkeit sind von mir in der „Kärntner Landsmannschaft“, in „St. Veit Kommunal“, im inzwischen eingestellten „Zentrum Kärnten“ und neuerdings im „Stadt Blattl“ in Summe mehr als 120 Aufsätze erschienen. Die Schwerpunkte lagen auf „Glantal“ und „Stadt St.Veit“. Da ist es wahrlich an der Zeit, den geneigten Lesern einmal ein großes Dankeschön zu sagen. Danke für die zahllosen, meist positiven Rückmeldungen, für die wertvollen Anregungen, Ergänzungen und Ermunterungen, ob mündlich, ob am Telefon oder in schriftlicher Form. Viel Erfrischendes, manch Neues, das eine oder andere auch Weiterführendes habe ich so erfahren und meinem Computer-Hirn einverleiben dürfen. Immer wieder regten Texte wie Bilder die Phantasie und das Erinnerungsvermögen auf Leserseite an. Hieß es einmal, „da ist ja mein Großvater drauf zu sehen, der Straßenmeister von 1929“ so kam es ein andermal zu willkommener textlicher Erweiterung des Wissensstandes. Erstaunlich dabei immer wieder, von woher überall Reaktionen eingingen, ob von Völkermarkt, Klagenfurt, Villach oder von Klein St. Paul!
Mit dem letztgenannten Ort wäre ich wohl bei einem der eifrigsten und liebenswürdigsten Vertreter meiner Fun-Gruppe angelangt. Namen nenne ich keine, denn Datenschutz geht heute über alles. Aber liebe Anekdoten und kleine Mitteilungen verdienen es, hier wiedergegeben zu werden.
Jetzt also kurz zurück zu Doktor Lemisch! Mein schon hoch betagter Gewährsmann, (Jg. 1926) von beneidenswerter geistiger Frische und mit einem Briefstil, der so manchen Mittelschüler von heute in den Schatten stellen könnte, war noch ein armes Schulbübchen. Man lebte draußen an der Wimitz, wo heute wohl noch die alte Mühle steht, vom ehemaligen Wohnplatz seiner Familie, es war das Sägewerk des Herrn Lemisch, aber nur noch bescheidene Mauerrest zu sehen sind. So arm die Zeiten und Verhältnisse einst waren, für die Kinder war das Sägewerk, das dazu gehörige Gerinne sowie ein fischreiches Gewässer für Vergnügungen in freier Natur stets attraktiv.
Beim Kölnhof gab es einen sogenannten Hunds-Bua. Was zu dessen Pflichten gehörte, werden wir gleich erfahren, denn eines Tages trat der Herr Doktor mit Fragen an die spielenden Kinder heran. „Habt Ihr den Hundsbuben heute schon gesehen?“ Ja, man hätte ihn schon gesehen. „Was hat er denn getan?“ Die Antwort „Er hat die Hunde in der Wimitz drin gewaschen“ war den Fragesteller eine Fünf-Schilling-Münze wert! Man stelle sich vor, fünf Schilling bedeuteten in den dreißiger Jahren für Kinder ein kleines Vermögen, dementsprechend groß auch die freudige Überraschung, so groß, dass man sich 80 Jahre später noch daran erinnerte. Von Lemisch weiß man, dass er manchmal großherzig handelte, es kann aber auch sein, dass er sich beim Anblick der Kinder daran erinnerte, welch geringen Lohn sein Sägemeister damals bezogen hat.
Wie sich ein Arbeitsunfall manchmal auch segensreich auswirken kann, beweist der nächste kurze Bericht. Als man aus purer Liebedienerei und wohl auch mit böserer Absicht, das Kärntner Kanaltal den Italienern verschacherte, musste man in allen Kärntner Städten Unterkünfte, sogenannte Kanaltaler-Siedlungen (in St.Veit heute Volkssiedlung genannt)
aus dem Boden stampfen. Wank und Tauche, die St. Veiter Baufirmen bildeten dazu eine Arbeitsgemeinschaft. Unser Erzähler hatte als junger Mann dort mitzuarbeiten, stürzte mit einer Schiebetruhe vom Gerüst und brach sich eine Hand. Als bald nach der Genesung das Arbeitsamt rief, stellte man fest, dass schwere körperliche Arbeit nicht mehr in Frage kam und beorderte ihn zum Dienst im Postamt, was er nie zu bereuen hatte. Ich vermute stark, dass er diesen glücklichen Ausgang nicht allein dem Unfall sondern auch dem Umstand verdanken hatte, dass er einst ein ausgezeichneter, ein strebsamer Schüler war. Das erkennt man auch daraus, dass ihm Stadtpfarrer Felix Fiebinger (Jg. 1879), den er heute noch in dankbarer Erinnerung hält, zur Erstkommunion einen sogenannten „Hochwasser“-Anzug schenkte. Die dreiviertel langen Hosenbeine entsprachen der damaligen Mode ärmerer Kinder von ausgesteuerten Vätern. Ausgesteuert sein, hieß damals, auf keinerlei weitere Unterstützung Anspruch zu haben.
Ein anderes Zeitkolorit enthält die folgende Kurzgeschichte: Von der Weyer-Säge wurden die Kinder, um Brot zu kaufen, zur Rassnig Mühle geschickt. Der Weg war kurz, der Einkauf bescheiden. Wenn sich die Geschwisterzahl trotzdem immer doppelt und dreifach beim Rassnig einfand, hatte das seinen guten Grund. Eine ältere Frau hatte dort ihre Freude daran, die hungrigen Seelen mit kleinen gebackenen Broten, Bosniaken hat man später dazu gesagt, zu beschenken. Originalzitate „So etwas vergisst man sein Leben lang nicht“ und „Wenn man im Gegensatz heutzutage sieht, wie viel Brot weggeworfen wird, bekommt man andere Zustände und ist entsetzt über solchen Frevel.“
Noch ein einziges Beispiel dafür, wie sich dankbare Leser von einem Aufsatz über den Unteren Platz animieren lassen: „Besagte Seilerin saß zum Unschuldigen Kinder Tag vor dem Geschäft in aller Früh mit einem dicken Mantel und einem großen Korb Semmel und teilte diese den Kindern aus, die ihr mit der Rute und einem Spruch Glück und Gesundheit wünschten. Zur damaligen Zeit eine besonders gute Tat. Neben der Seilerin gab es eine Art Büro, im Volksmund Stellenvermittlung, da es ein Arbeitsamt noch nicht gegeben hat. Daneben gab es noch den Gasthof Jiroschek, der dann einem Neubau weichen musste.“
Nicht vergessen soll sein, ein ganz besonderer Dank an dieser Stelle dem Herausgeber, Herrn Friedrich Knapp, Grafik und Druck, St.Veit, der meinen Gratis-Lieferungen auch immer wieder gratis und franko den nötigen Platz zur Verfügung stellt. Ich hoffe, auch allfällige Inserenten werden das zu würdigen wissen.
Der Verfasser fühlt sich durch Echos, wie oben teilweise mitgeteilt, reich beschenkt. Er will sich auch weiter für echte Lebensbilder/Alte Ansichten dankbar zeigen und Leser ermuntern sich ihm diesbezüglich anzuvertrauen, denn, w a s m a n s c h r e i b t , d a s b l e i b t .
Zu diesem Zwecke diesmal anstelle eines Bildes, meine volle Adresse caligraphiert, wie es heute kaum noch beherrscht wird. Der ungenannte Künstler wird sein Werk wiedererkennen. Dazu Handy Nummer 0699 11096198 und Internet Adresse walter.wohlfahrt@gmail.com
Hotel Fuchs-Palast St. Veit/Glan
August 8, 2011 um 15:39 | Veröffentlicht in St.Veit | Kommentare deaktiviert für Hotel Fuchs-Palast St. Veit/GlanSchlagwörter: Bürgerbuch, Franz Turtltauben, FX Mayer, Hickl Familie, Hotel Stern, Josef Herzele, Josef Kummer, Josef Landfraß, Josef Mayerzedt, Josef Pucher, Kärntner Landsmannschaft, Konzeptbuch 1903, Paula Zechner, Stern-Wirt, Vereinshaus
Der legendäre St.Veiter Gasthof wurde zwar schon einmal ausführlich in der „Landsmannschaft“ (IX/X 1998) behandelt, ein Neufund erlaubt jedoch interessante Präzisierungen dort, wo zunächst nur gemutmaßt werden durfte.
Es geht dabei zunächst um das Motiv und die näheren Umstände des Kaufes dieses Anwesens durch die Stadt St.Veit im Jahre 1882. Nicht, wie angedeutet, der Wunsch der Gemeinde war es, so früh schon einen Beitrag zur Wirtschaftsbelebung zu leisten, nein, der wahre Grund zu diesem Kaufentschluß war ein anderer. Die neue Quelle besteht in einem Konzept-Buch des Gemeindesekretärs um 1903 aus dem Besitze von Frau Paula Zechner, St.Veit, Klagenfurterstraße 30, Tochter des Josef Pucher (1895-1974) Oberlehrer, Rilke-Forscher und großer Förderer der Anthroposophischen Gesellschaft in Kärnten bzw. Enkelin des Franz Pucher (1861-1909) Städtischer Wachtmeister in St.Veit.
Besagtes Konzept-Buch ist zwar – wie bei schnellen Mitschriften nicht anders zu erwarten – sehr flüchtig geschrieben und äußerst schwierig zu lesen, gibt aber nichts desto weniger wertvolle Aufschlüsse zum Gegenstande. So ist zu vernehmen, daß im Jahre 1881 der Stadt die Pflicht auferlegt wurde, außer der ständigen Garnison einer Cavallerie Escadron noch zusätzlich eine zweite Escadron einzuquartieren. Eine österreichische Reiterescadron zählte damals mindestens 100 Pferde und die dazugehörige Mannschaft. Um eine so große Unterbringung zu ermöglichen, wurde damals die Stern-Realität in der Friesacher Vorstadt Nr. 5 und 6 zuerst angemietet und gleich darauf im Exekutionswege um Gesamtkosten von 13.000 Gulden erworben. Um diesen großen Kauf zu bewältigen, mußte mit Genehmigung des Landesausschusses, heute würden wir Landesregierung dazu sagen, ein Kapital von rund 14.000 Gulden zu 4% Zinsen bei der örtlichen Stadtsparkasse aufgenommen werden.
Es heißt dann weiter: Die Stern-Realität, welche n i c h t dem Stammgute der Gemeinde einbezogen werden konnte, wurde später um jährlich 650 Gulden verpachtet. „Heute (d.h.1903) wirft dieselbe samt Mietzins für das Haus Nr.5 ein Bruttoerträgnis von 2.230 Kronen ab.“ Dieser Betrag reiche aber kaum für Kapitalzinsen, Steuern und Umlagen bzw. für bei solch alten Gebäuden immer höher kommende Reperaturen. Der Ertrag belief sich gerade noch auf 2% jährlich. Es wurde daher schon seit Jahren auf eine günstige Gelegenheit zur Abstoßung des Anwesens gewartet und mit einstimmigen Beschluß vom 7. Juni 1903 entschieden, daß die Realität um 40.000 Kronen zu haben sei „und die Gemeinde noch einen schönen Gewinn erzielt“.
Ein dagegen eingebrachter Rekurs zwang die Gemeinde zur Rechtfertigung vor der übergeordneten Stelle. Dort steht. „Seit Freiwerden des Besitzes von der Escadron war trotz wiederholter Ausschreibungen lange Zeit kein passender, kapitalkräftiger Käufer zu erlangen. Im Jahre 1892 bot Herr Mayerzedt 15.000 Gulden. 1896 wurde der „Stern“ der Brauerei Reininghaus um 25.000 Gulden angetragen, aber als zu teuer abgelehnt. Mit Rücksicht auf die von Jahr zu Jahr sich mehrenden Reparaturen und das minimale Erträgnis wurde bei jeder Gelegenheit, bei der die Sache zur Sprache kam, in- und außerhalb des Gemeindeausschusses der Verkauf verlangt und war es gerade der jetzt Rekursführende, welcher für die Abstoßung immer eingetreten ist!“
„Zum Verkaufe an Herrn Mayerzedt war der Umstand ganz besonders bestimmend, daß der Genannte als langjähriger Pächter gut eingeführt, seine Frau eine vorzügliche Köchin und die Gewähr geboten ist, daß der Stadt ein guter Wirt mit guter Küche erhalten bleibt. Herr Mayerzedt wird auch sofort nach Rechtskraft des Kaufvertrages bedeutende Umbauten vornehmen, die ihn ein schweres Geld kosten werden, wodurch aber das alte Gasthaus in e i n m o d e r n e s H o t e l umgestaltet wird.“
„Daß diese Umwandlung im Interesse der Stadt und ganz besonders geeignet ist, den F r e m d e n v e r k e h r (!? – St.Veit war ja noch immer ohne direkten Bahnanschluß!-Anm.d.Verf.) und den Zuzug der Fremden und Sommerfrischler nach St.Veit zu heben, kann auch nicht unerwähnt bleiben. Daß die gegen den Verkauf an Herrn Mayerzedt künstlich hervorgerufene Erregung wohl nur einem sehr kleinen Kreis und aus persönlichen Motiven entspringt ist ganz zweifellos und auch kein Geheimnis.“
Jedes einsichtsvolle Gemeindemitglied ist mit diesem Kaufabschlusse einverstanden. Daß die Realität samt dem Sitzgarten zum Hotelbetrieb erhalten und gewidmet bleibt, ist Vertragsbedingung und wird grundbücherlich sichergestellt.“
„Anfechtungen und Rekurse sind gänzlich hinfällig, weil der Platz für ein Krankenhaus (!) (Sieht nach einer vorgeschützten, besseren, aber ziemlich krausen Verwendungsabsicht aus. -Anm.d.Verf.) nicht geeignet sei. Beim heutigen Geschäftsgange und dem Zustand der Gebäude kein Mensch m e h r zu zahlen imstande ist. Ein Kaufschilling von 60.000 Kronen wäre ja wohl ideal schön, aber niemals erreichbar – namentlich bei Beschränkung des Käufers in der Verwendung des Platzes.“
So weit die Rechtfertigung der Gemeinde gegenüber der Landesbehörde. Verschiedene Beilagen und Protokoll-Auszüge werden noch angeschlossen bzw. wiedergegeben. Bezeichnend dabei das Sitzungsprotokoll vom 12. Juli 1903 des Inhalts: Gegenstand ist die Genehmigung des auf Grund des einstimmigen Sitzungsbeschlusses vom 7.ds. mit Herrn M. über den Verkauf der Sternrealität abgeschlossenen Kaufvertrages. Kurz vor der Sitzung wurde ein mit 22 Unterschriften versehener Rekurs eingebracht und zum Gegenstande vorgelegt. Beschluß: Der Kaufvertrag wird mit allen Stimmen, ausschließlich jener des Herrn N.N., welcher mündlichen Protest dagegen erhebt und jener des Herrn N.N., also mit 12 gegen 2 Stimmen genehmigt.
Die Wogen in der Gemeindestube sind wohl schon des öfteren einmal hoch gegangen!
Letztendlich hat sich aber doch meist die Vernunft durchgesetzt und die anschließende gute Entwicklung des von nun an „Hotel Stern“ genannten Platzes – diese wurde im ersten Aufsatz hinlänglich nachgewiesen – hat den stets bemüht gewesenen Stadtvätern wieder einmal recht gegeben.
Josef Mayerzedt war ein Oberösterreicher, am 4.10.1857 in Eferding geboren. Er dürfte weit in der Welt herumgekommen sein. Seine Ehefrau Barbara geborene Burger stammte aus Ochsenfurt in Bayern. Sie war nur um ein Jahr jünger als ihr Mann. Von den insgesamt acht ehelichen Kindern, alles Mädchen, kamen die ersten fünf zwischen 1886 und 1892 in St.Georgen am Längsee, die restlichen drei 1893, 1897 und 1898 in St.Veit/Glan zur Welt.
Das Pachtverhältnis des Mayerzedt beim „Stern“ hat somit zu Anfang des Jahres 1893 begonnen.
Die inzwischen erfolgte Auswertung des Bürgerbuches der Stadt St.Veit 1564-1884, Landesarchiv Katalog Stadt St.Veit Signatur 2 läßt neue Schlüsse über alte Hausnamen, weitere Pächter und Besitzer zu. Die schon genannte und im Steuerbuch von 1753 vorkommende Frau von Greifenstein kann demnach nicht selbst Wirtin, sondern nur Eigentümerin gewesen sein. 1746 wird Johann Leitgeb, Gastgeb am Hicklischen Wirtshaus als Bürger aufgenommen. Dreimal, nämlich 1675, 1690 und 1710 kommen Bürgeraufnahmen in der Familie Hickl vor. Zwei davon sind Fleischhauer von Beruf. Eine Maria Hickl, sie könnte die in den Ruhestand gegangene Wirtin an unserer Adresse gewesen sein, hatte um 1740 noch Hausbesitz in der Kirchgasse. Von ihr würde dann der alte Gasthausname herrühren, der später noch zweimal gebraucht wird.
1758 legen Franz Turtltauben, und 1761 Johann Kumer, beide Wirte auf dem Hicklischen Wirtshaus, Friesacher Vorstadt, ihren Bürgereid ab.
1780 folgt Josef Herzele, von dem gesagt wird, daß er die Kumersche Witwe geehelicht und alle ihre Schulden übernommen habe. Bei gleichbleibender Adresse, nämlich Friesacher Vorstadt 6, ist erstmals bei Kumer anzunehmen, daß er Eigentümer war.
1791 erfolgt die Bürgeraufnahme des Franz Xaver Mayr „Sternwirt“ in der Fries.Vorstadt 6 und 7. Er kam aus der Stadt Salzburg und dieser war es auch, der den neuen Wirtsnamen prägte. Damit verbunden war sicher auch eine Vergrößerung, was aus den nunmehr zwei Hausnummern hervorgeht. Mit der erwähnten Familie Mayr am Kollerhof, dürfte wohl nur eine zufällige Namensgleichheit vorliegen.
1794 begegnet uns Joseph Landfraß als Bürger und „Sternwirt“ Dieser lebte zuvor in der Kreuzen, im Landgericht Paterion. Von hier an ist die Besitzer- bzw. Pächterreihe dem Doppel-Heft 9/10 1998 zu entnehmen.
Über das Alter dieser gastlichen Stätte wurde in der Kärntner Landsmannschaft schon zweimal, nämlich in den Oktober-Heften der Jahre 1998, Seite 21ff und – wie obenstehend wiedergegeben – auch 2002, Seite 61ff berichtet, doch immer noch tauchen neue Fakten auf.
Als wahre Fundgrube zur Stadtgeschichte erweist sich das vom Verfasser jüngst und nach monatelanger Archivarbeit digitalisierte Bürgerbuch der Stadt St.Veit 1564-1884. Diese unschätzbare Unterlage erlaubt nun auch zu obigem Thema tiefere Einblicke bis Ende des 17.Jhdts. Das Bürgerbuch hatten den Zweck, Datum der Bürgeraufnahme, die Namen der Kandidaten, die zu zahlenden Taxen, fallweise Berufe, später auch Anschrift, Herkunftsort etc. amtlich festzuhalten. Bürgerwürde, brachte viel Ehr und Ansehen und war stets mit einem Eid verbunden. Jedenfalls können jetzt Besitzabfolgen und Änderungen in der Hausbezeichnung um einiges leichter erschlossen werden.
In unserem Falle interessant zu werden beginnt es mit dem Jahr 1675, da erscheint als Neubürger Mathias Hickhl, noch ohne Berufsangabe und ohne Nennung einer Taxe. Weil jedoch 1690 schon die Bürgeraufnahme eines Andree Hickl (ohne „h“) folgt und dabeisteht, daß er Fleichhacker, in Windischgräz (heute: Slovenjgradec) geboren sei und 15 Gulden Tax zu zahlen habe, wird es sich beim Mathias wohl um seinen Vater handeln und auch dieser von Windischgräz gekommen sein. Vielleicht war auch er schon Fleischhacker, ganz sicher aber bereits Wirt….. Warum? Weil 1710 schon Martin Hickhl (wieder mit „h“) als Vertreter der dritten Generation Bürgerrecht verliehen bekommt, ausdrücklich Fleischhacker genannt wird und nur noch – da schon hier geboren – elf Gulden Tax zu entrichtet hat.
Wichtig ist, daß die nächsten Besitznachfolger ebenfalls Bürgerrecht lösen und sich „Inhaber des Hiklischen Wirtshauses“ nennen oder erklären, „Bürger auf das Hiklische Wirtshaus in der Friesacher Vorstadt geworden“ zu sein. Es sind dies 1746 Johann Leitgeb „Gastgeb (=Wirt) am Hiklischen Wirtshaus“ mit 15 Gulden Tax – 1758 Franz Turtltauben „Wirt auf das Hiklische Wirtshaus in der Friesacher Vorstadt, Bürgersohn allda“ mit 12 Gulden zuzüglich Empergeld (=eine Feuerschutzabgabe) – und schließlich Johann Kumer „Wirt am Hiklischen Wirtshaus, Friesacher Vorstadt, im Osterwitzer Gericht(sbezirk) geboren“ mit 16 Gulden etc.
Daraus erhellt, daß drei Generationen der Familie Hickl als Fleischhauer und Wirtsleute in der Friesacher Vorstadt gereicht haben, um dem Wirtshaus seinen, d.h. ihren Namen zu geben. Sie sind danach entweder ohne Nachkommen geblieben oder haben einfach verkauft und sind wegzogen. Die Taxe von 15 Gulden des Johann Leitgeb sagt vielleicht aus, daß er von auswärts gekommen ist und nicht in die Familie Hickl eingeheiratet hat.
Das eingangs erwähnte Bürgerbuch – übrigens, das Original ist im Landesarchiv, Handschriften Katalog Nr.1 und Nr.2 aufliegend – hilft uns in der Besitzerreihe aber auch noch darüber hinaus ein Gutstück voran! Die Nachrichten werden nämlich zeitweilig etwas umfangreicher. Als Josef Herzele 1780 Bürgerrecht erhält, ist er einfach der „Wirt in der Friesacher Vorstadt, der die Kumer´sche Witwe Maria-Clara, geborene Lidl mit Übernehmung aller ihrer Schulden (!) geehelicht, folglich auch das Wirtshaus in der Friesacher Vorstadt Nr.6 übernommen hat.“ Auch wird mitgeteilt, daß er am 5.3.1715 an der Raßnegger-Mühl (heute Raßnig geschrieben und im Osten der Stadt gelegen) geboren sei.
Der nächste in der Reihe wäre der 1791 Bürger gewordene Franz Xaver Mayer. Er stammte aus der Stadt Salzburg, zahlte 16 Gulden und wurde erstmals „Sternwirt, Friesacher Vorstadt Nr.6 und 7“ genannt. Aber schon drei Jahre später, 1794 erscheint im Bürgerbuch Josef Landfraß als „Wirt zum Stern in der Friesacher Vorstadt“. Er wird als ehemaliger Bürger zu Villach und in der Kreuzen, Landgericht Paternion geboren bezeichnet. Seine Tax beträgt nur 12 Gulden.
Mit dem Namen Pickl kommt zur Abwechslung wieder einmal eine Familie auf den Besitz, die drei Generationen lang die Stellung behaupten kann. 1803 ein Johann „Sternwirtbesitzer, 33 Jahre alt, in (Alt)Liebenfels, Pfarre Pulst geboren – 1817 Johann (Sohn) „Gastgeb zum Goldenen Stern“ 28 Jahre alt, hier geboren – und schlußendlich 1841 ein Michael Pickl „Gastgeb und Hausbesitzer“ 28 Jahre alt, hier geboren.
Die schon 1998 zitierten Urkunden, wie Stiftregister 1722-30 und Steuerbuch von 1753 und die dort vorkommenden Erwähnungen eines „Sternguat mit 2 Huben“ im Eigentum von Frau Jabornig, später Rechberg bzw. Maria von Greifenstein bedürfen jetzt einer neuen Interpretation. Demnach waren die noblen Herrschaften wohl Eigentümer der umliegenden Gründe sowie der ältesten, kaum noch existenten Bauflächen, nicht jedoch Inhaber der ersten Gastwirtschaft. Ausgehend von den kleinen Anfängen eines Mathias Hickhl 1675 wurde konsequent in Richtung der umliegenden Flächen erweitert. In dieser Vorwärtsentwicklung konnte aus dem Hicklischen Wirtshaus, der Sternwirt, danach das Hotel Stern, dann das Vereinshaus der Arbeiterkammer und schließlich Hotel Dorint bzw. der Fuchs-Palast entstehen. Die Aussage im ersten Aufsatz von 1998, wonach das Wirtshaus zeitweilig auch in adeligen Händen gewesen sei, ist daher zu revidieren und in zweifacher Weise falsch gewesen. Gemeint war nämlich Gasthof Stern und nicht wie irrtümlich gedruckt, der Gasthof „Zum schwarzen Adler“. Damit ist diese damalige Behauptung zur Gänze hinfällig.
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