Klagenfurter Straße 40 (alt: Vorstadt 11)

November 30, 2013 um 18:21 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Heute wirkt das Besitztum, eingeklemmt zwischen Steyrer-Hof und Neubau Haus Nr. 42 mit seiner Straßenfront von ca. 12 Meter und der geringen Tiefe eher bescheiden. Das war nicht immer so. Die Ausdehnung reichte einmal gute hundert Meter in die Tiefe, was gewisse Vorteile bot. Garten, kleiner Stall mit  Scheune  waren so nämlich auch von hinten her erreichbar und zwar von einem ehemaligen Grenz- oder Feldweg aus, dem späteren „Gütersteig“, heute Prinzhofer Straße. Der Gütersteig erinnert an den alten „Güterbahnhof“ wo das Verladen und Entladen seit Errichtung der Bahn zum Alltag gehörten und Pferdefuhrwerke wie Handkarren den kürzesten Weg zwischen Bahn und Stadt zu schätzen wussten..

Der Ausbau des Gütersteiges hatte seinen Einfluss auf die weitere Entwicklung der angrenzenden Flächen. 1913 wurde die Baufläche, bestehend aus Vorder- und Hinterhaus geteilt .Der meiste Grund samt Hinterhaus wurde verkauft. Ein typischer Fall von Spekulationsgewinn durch Filetierung. Wie überhaupt zu bemerken ist, dass die auffällig vielen Besitzwechsel und das kurzfristige Innehaben nur daher kamen, dass man bald wieder mit Gewinn  weiterzuverkaufen Hoffnungen hegte. Das gilt für Vorstadthäuser allgemein, besonders jedoch für Anwesen wie diesem, das einmal der Schuster- und Lederer Bruderschaft zugerechnet wurde. Darauf wird vielleicht noch in einem eigenen Aufsatz zurück zu kommen sein.

Vorerst interessieren uns die Namen der Besitzer, wie sie im modernen Grundbuch unter der Einlage Zahl 272 aufscheinen. (Das alte Grundbuch (Urbar von1754) der Schuster und Lederer Bruderschaft steht heute noch nicht zur Verfügung!). Die genannten Besitzer sind keinesfalls immer mit den jeweiligen Hausbewohnern ident. Die Anlage, aus kleinsten Anfängen heraus stets gewachsen, eignete sich nämlich recht gut für  Handwerker zur Miete oder Pacht. Es muss das nicht  immer ein Schuhmacher gewesen sein. Auch andere schätzten eine gewisse Selbstversorgung. Die Meister von damals pflegten ihre Lehrbuben und Gesellen je nach Bedarf auch für Feld- und Stallarbeiten heranzuziehen und dafür war hier ja alles vorhanden, ein kleiner gewölbter Vorratskeller später mit inbegriffen.

Die chronologische Reihe der Besitzer

Rosina Khakhl, gestorben 1884, Gattin des Thomas K., Pächter  auf Gut Hunnenbrunn.

Aloisia Preschern, Erbin nach Rosina K. – wie übrigens auch am Hauptplatz 8, heute Kropfreiter. Beide wohnten ganz gewiss nicht hier.

An Johann Pogatschnig wurde noch 1885 weitergegeben. Dessen Vater Josef P. war Handelsmann in St. Veit. Auch hier muss eine Verwandtschaft vorgelegen haben, weil Thomas K. Taufpate des Johann war.

Es folgte Rosalia Ferstner noch im gleichen Jahr und nach deren Ableben im Jahre 1897 eine Maria Ferstner als Erbin.

Ein Johann Fabian kaufte 1899 und verkaufte 1913 an Anna Sadjak.

Nach vier Jahren kaufte von ihr Thomas Klimbacher um schon 1919 an Josef Proprentner weiter zu verkaufen. Dieser blieb wenigstens einmal zwanzig Jahre Eigentümer und verkaufte 1939 an Josef und Valentine Ratheiser.

Alois Knichtel folgte 1940 und 1942 dessen Erbin Magdalena. Magdalena übergibt 1948 an Franz und Edeltrude Sigitz.

Endlich kommt mit Paul Weiß ein Bäcker ins Bild. Er kaufte sich 1952 hier an, baute 1957/58 das von Fliegerbomben zerstörte, einfache Gebäude modern auf und übersiedelte vom Hauptplatz 9 aus einem uralten Bäckerhaus, wo er gepachtet gehabt hatte, ins eigene Haus hier her. Da schuf er im Erdgeschoß einen Verkaufsladen, eine Dampfbäckerei und bezog Wohnung im neu aufgesetzten Stockwerk mit Mansarde. Er war einer der wenigen, die Werte schufen und nicht nur spekulierten bzw. verkleinerten.

 Was erzählen uns die alten Pläne?

Die im Aufsatz von Dr. Karl Ginhart (Carinthia I 1961 Seite 831) wiedergegebene Karte von 1747 zeigt den deutlich vorspringenden Steyrerhof und gleich anschließend eine winzige Hausmarke für die Keusche Vorstadt 11 daran anschließend aber eine verhältnismäßig große Grundfläche. Der Feldweg rückwärts endete damals noch an jener Stelle, wo er den Bruderschaft-Grund erreichte.

Der Kataster von 1828 zeigt schon einen weiter führenden Grenzweg, was bedeutet, dass sich die Grundfläche erstmals verkleinert hat. Das Haus selbst steht noch immer am Ende der geschlossenen Straßen-Häuserreihe. Danach gibt es noch keine Verbauung.

Ein späterer Plan – noch ohne Eisenbahn und ohne Krankenhaus – Indikatoren für die Zeit vor 1870 – lässt erkennen, dass doch auch von vorne noch Platz für eine Einfahrt vorhanden war, das Haus also noch gar nicht, so wie heute, die ganze Straßenfront ausfüllte. In den darauf folgenden  zehn Jahren muss es geschehen sein, dass das eingeschossige Haus nach Osten erweitert und darunter der noch vorhandene Keller geschaffen wurde.

1883 datiert ein Plan, diesmal mit Eisenbahn und mit Krankenhaus, der deutlich macht, dass bereits ein Hinterhaus (Stall/Scheune?) mit baulicher Verbindung zum Vorderhaus bestand. Damit ist förmlich die halbe Grundfläche verbaut. Die Schraffierung verrät, dass man es mit einer jungen Änderung zu tun hat. Dabei ist „jung“ relativ zu nehmen, denn das Vermessungsamt hinkt heute noch den tatsächlichen Ereignissen zeitlich nach. Eines Tages ist dieses Hofgebäude entbehrlich geworden und es kam zu dem oben erwähnten Verkauf von 1913. Heute steht an dieser Stelle das Haus Prinzhofer Straße 9, vorher Gütersteig 9 (EZ 586).

Walter Wohlfahrt in Stadt-Blattl Nov. 2013

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Der alte Ranftlhof bei St. Veit

April 13, 2012 um 13:08 | Veröffentlicht in St.Veit | 1 Kommentar
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Bei Anlegung des Grundbuches von 1878 erschien der Ranftlhof unter der Adresse „Friesacher Vorstadt Haus Nr. 13 und 14“ und ein gewisser Franz Graß war als Eigentümer angeschrieben. Auf einer Anhöhe zwischen Köllnhof und Schloss Hunnenbrunn, also gerade noch innerhalb des alten St.Veiter Burgfrieds sich erstreckend, ist der Hof von unten her gar nicht leicht auszumachen.

Lage und Größe ließen vielleicht einen einst adeligen Ansitz erwarten. Auch handelt es sich dabei um alten Landtafel-Besitz. In der Kärntner Burgenkunde von Kohla-Metnitz, über Burgen, Schlösser und Ansitze wird des Ranftlhofes ebenso wenig Erwähnung getan wie in einschlägigen Bezirksführern unseres Dr. Karl Ginhart. Die alte Geschichte dieses Platzes bleibt im Dunkeln. Kranzmayer führt den Namen nicht unpassend auf das Brotranftl, also auf den Brotanschnitt zurück, was auch durchaus zur deutlichen Randlage des Anwesens passen würde. In Carinthia I  Jg. 1955, Seite 584 finden sich Hinweise auf einige Edle von Ranftlhofen, die aus der Murauer Gegend stammend sich zur Zeit der Gegenreformation u.a. in der Pulster Pfarre aufhielten und zwar als „unbefugt im Lande weilende Exulanten“. Wie weit und ob überhaupt sich Zusammenhänge mit dem Ranftlhof bei St. Veit herstellen lassen, bleibt die Frage.

Uns müssen hier die letzten hundert Jahre genügen, die, wie wir sehen werden, durchaus auch ihren Reiz haben. Von Atomphysiker und Universitätsprofessor Dr. Manfred Drosg, Wien, wurde der Stadt vor einiger Zeit überraschend ein für die Stadtgeschichte wertvolles Geschenk gemacht. Es handelt sich dabei um das Büchlein seiner Mutter, Hanna Drosg, mit dem Titel „Il Capitano matto“.

                          Richard Stipek als k. u. k. Linienschiffsleutnant

Hinter diesem Capitano steht der Vater der Autorin, Richard Stipek, k.u.k. Linienschiffsleutnant und Herr auf Ranftlhof von 1912 bis 1938. Der zeitliche Bogen dieser höchst liebenswert verfassten Lebenserinnerungen, mit dem Ranftlhof als Mittelpunkt, reicht vom Ende der Monarchie bis herauf in die Nachkriegszeit. Gestalten und Schicksale begegnen uns an verschiedenen Orten, ausgehend vom altösterreichischen Kriegshafen Pola über Triest, St.Veit, Bodensee, Veldes und Klagenfurt. Das Buch erschien 1999 in sehr geringer Auflage, ist reichlich und interessant bebildert, heute leider nicht mehr zu kaufen, eine echte Rarität. Die Haltung der Stadtgemeinde, das Original gut zu hüten und nicht in die Stadtbücherei zu geben, ist daher mehr als verständlich. Umso dankbarer darf man sein, dass Frau Themel, die neue Chefin der Stadtücherei, die Anregung freundlich aufgenommen hat, das Buch zu kopieren und auf diesem Wege einem geneigten Publikum zugänglich zu machen. Irgendwie wird man bei der heiteren Lektüre an den guten alten Dr. Sebastian Weberitsch erinnert. Das Buch in kopierter Form sei ebenso empfohlen, wie ein zweiter Titel der gleichen Autorin, der von Frau Turk im Original der Stadtbücherei übereignet wurde, er lautet „Meine tierischen Lieblinge“. Frau Turk und Herr Universitätsprofessor haben nämlich in der Person des einstigen Postverwalters von St. Veit, Rudolf Drosg, einen gemeinsamen Großvater.

Vermutlich war der biedere, einarmige Ludwig Waldinger unmittelbarer Nachfolger im Besitz. Er war es jedenfalls, der aus dem Ranftlhof wieder ein Wirtshaus machte. Angeblich war dort schon kurz nach 1945 Kaffee und Raindling zu bekommen. Später, in den Fünfzigern gab es am Ranftlhof regelmäßig Musik und Tanz für Jung und Alt. Waldinger verkaufte 1956 an Dr. Hubert Knaus und übersiedelte nach Pörtschach am Wörthersee. Über die beiden Töchter des Dr. Hubert Knaus gelangten nur noch die Gebäude mit wenig Grund gemäß Kaufvertrag an Erich Köfler. Heute ist der Vierkant-Hof  ein begehrter Unterstell- und Trainingsplatz für Privat- und Turnierpferde. Obwohl es inzwischen eine moderne, asphaltierte Zufahrt gibt, sind die alten, tief eingeschnittenen ehemaligen Fuhrwege im Gelände noch gut erkennbar.                                                                         VII/2008

Die Stadt-Burgfried-Bereitung von 1673

August 8, 2011 um 15:22 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Vor dem Haus Kastenhofer

Burgriedstein, nicht in Loco

So titelt Schulrat Raimund Dürnwirth einen Aufsatz in der Carinthia I des Jahres 1901 und schildert darin sehr anschaulich, was sich am Montag, den 10. April 1673 rund um die landesfürstliche Stadt St.Veit zugetragen hat. Wer kennt noch R. Dürnwirth? Wer hat schon die alte Carinthia zum Hernehmen und wer kann sagen, was unter der Burgfried-Bereitung gemeint ist? Also der Reihe nach: Dürnwirth lebte von 1835 bis 1907 als Realschulprofessor und Heimatkundler in Klagenfurt (Anton Kreuzer, Kärntner Biographien 2004, S. 45). In einer Sammlung alter Handschriften des Geschichtsvereines fand er auf leer gebliebenen Zwischenblättern Aufzeichnungen aus dem 17. Jhdt.  eines ungenannten Chronisten aus St. Veit und hat diese den Lesern von 1901 zugänglich gemacht.

Standort Treffelsdorf, gering dislociert

Burgfriedstein

Was heißt „Stadt-Burgfried-Bereitung“? Spätestens mit der Verleihung von Bann- und Acht (1457), war die Stadt und ihr näheres Umfeld zum selbständigen Burgfried geworden, also der Gerichtsbarkeit der umliegenden Grundherrschaften entzogen. Desto wichtiger war es, den genauen  Grenzverlauf zu kennen bzw. im guten Einvernehmen mit den Nachbarn von Zeit zu Zeit abzuschreiten bzw. zu Pferde zu „bereiten“. Es ist bekannt, dass man die von Mauern gesicherte Siedlung auch Burg, die Bewohner folglich Bürger nannte, die aber außerhalb der Mauern noch Wiesen, Äcker und Weiden benötigten, um auch wirklich unabhängig sein zu können.

Am oben genannten Tage versammelte sich nach Weckruf durch Drommelschlag die bewaffneten Stadtbürger, 40 Mann zu Pferde und 140 Mann Fußvolk unter ihren Offizieren und Korporälen – zwölf an der Zahl (!) –  am Platze um bald durch das Villacher Tor hinaus zum Schwarzfurter Kreuz zu ziehen. Viel Volk und Jugend begleitete das städtische Aufgebot. Der Chronist schreibt vom genannten Kreuz „wo der Weg nach Herzendorf bzw. nach Projern abzweigt“. Tatsächlich ist im ältesten Kataster noch eine Straßeneinmündung von Süden her erkennbar, die schwarze, die moorige Furt also nicht weit. Der Pfleger von Frauenstein wurde mit Handschlag begrüßt, er sollte nun ein gutes Stück Begleiter sein. Zuvor wurde noch ein Markstein gesetzt, geschossen und – zum Gaudium der Jugend – eine Handvoll Münzen aufgeworfen. Dieser Brauch wurde im Verlaufe des Tages noch an mehreren Stellen wiederholt. Der Weg führte über Treffelsdorf – Pöllinger – Petschenegg (unter heutigen Radinger) zum „Doplspiller“ (heißt eigentlich Falsch-Spieler, Schwindler!) heute Doppelspichler und „unter Zensweg“ bis Hungerbrunn (heute Hunnenbrunn). An dieser Stelle lagerte man, um die Teilnehmer mit 300 Labl Brot und 6 Zuber Bier zu laben. Wie passend ist doch der alte Name Hungerbrunn! Ausgeruht und gestärkt wurde die Grenzbeschau fortgesetzt. Inzwischen wurde der Frauensteiner vom Osterwitzer und Taggenbrunner Pfleger, begleitet von Jägern und Bauern, abgelöst. Von Tratschweg ging es über Tschirnig (zu deutsch „Schwarzen“) über die „Hefferl“-Brucken (später Käferl-Brücke) zum mächtigen Kreuz und weiter nach St. Andrä, wo es allerhand Unstimmigkeit mit den Osterwitzern gegeben hat. Bald danach waren die Karlsberger Nachbarn gestellt und Zeugen des Grenzverlaufes über den Muraunberg nach Unterbergen und bis zum morgendlichen Ausgangspunkt am Schwarzfurter Kreuz.

Abschließend noch ein Wort zu den Marksteinen, den sogenannten „Burck-Frit“ Steinen. Sie sind zum größten Teil verloren oder „versunken“. Sie stimmen der Jahreszahl nach auch nicht immer mit den in St. Veit geprägten Aufwurf-Münzen überein. Ein Besuch des St. Veiter Museums am Hauptplatz ist auch in diesem Zusammenhang sehr zu empfehlen. Das Lapidarium im Hof zeigt einen sehr schönen, dreieckigen Stein mit der Jahreszahl 1572. Dieser kam an einer Stelle zur Verwendung, wo zwei Nachbarn zugleich an die Stadtgrenze stießen. Ein weiterer Stein, datiert 1674 trägt auf einer Seite „BSV“ d.h. Burgfried St. Veit, auf der anderen LH mit O eingeschlossen, für Landgericht Hochosterwitz. Die Abweichung um ein Jahr kommt davon, dass erst nach Streitbeilegung neu vermarkt werden konnte. Im Museum ist noch ein dritter Stein (St. Veit – Hochosterwitz) datiert mit 1750. Zwei Burgfried-Steine hat der Verfasser dieser Zeilen aufgespürt. Beide tragen sie die Jahreszahl 1638. Damit ist nebenbei nachgewiesen, dass sich Dürnwirth irrt (Fußnote 3) und nicht der alte Chronist. Ein Stein mit „Sanct Ve.. 1638“ steht in situ in Treffelsdorf direkt am Maria-Pulster-Weg gegenüber dem FF-Rüsthaus, links der Hofeinfahrt. Der Stein muss schon öfter angefahren worden sein. Er hat einen höchst gefährdeten Standort. Es wäre sehr zu überlegen, ob nicht das Museum in St. Veit ein sicherer Bleibeort wäre, oder ob man ihn am jetzigen Platz mit entsprechender Sicherung lassen sollte. Der zweite hier abgebildete Stein „Burch Frit Sant Veit 1638“ erscheint gut gesichert vor dem Vermessungsbüro Kastenhofer-Schweizer. Die Jahrzahl ist eindeutig, steckt aber zu tief im Asphalt und ist deshalb schlecht lesbar.                                                            IV/2010

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