Engelbert Valent (1899-1986) – Arbeiter, Soldat, Zeichner und Maler

Mai 6, 2018 um 17:48 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Einer Großfamilie mit Friauler Wurzeln  entstammend, kam Engelbert als viertes von zwölf Kindern am 4. Mai 1899 in Gurk zur Welt. Sein tragisches Ende fand er am 16. Januar 1986 nach einem Verkehrsunfall in der Klagenfurter Ebentalerstraße. Der Geburtsort ergab sich eher zufällig, weil Vater Franz, Baumeister seines Zeichens, Restarbeiten für die junge Gurktalbahn übernommen hatte. Engelberts frühe Kindheit war davon geprägt, daß ein kleiner Baumeister jener Zeit nicht selten samt Familie der Arbeit nachwandern mußte. Immer neue Menschen, neue Landschaften wirkten auf das Gemüt des Heranwachsenden ein. Etwas zu viel davon dürfte ihm 1915 zuteil geworden sein, als man den Sechzehnjährigen samt Eltern, Onkeln, Tanten und Geschwister kurzerhand internierte. Frauen und Kinder verbrachte man in die Oststeiermark, die Männer gar bis ins Burgenland. „Reichsitaliener“ im nahen Grenzgebiet bildeten bei Kriegseintritt Italiens angeblich ein Risiko, das man nicht eingehen wollte. Da spielte es keine Rolle, daß Engelberts Großvater, längst auf eigenem Besitz in Schwambach bei St.Martin/Sittich ansässig, einst dem „Imperatore Francesco Giuseppe“ zwölf Jahre treu gedient gehabt hatte! Gendarmen waren ortsweise unterschiedlich streng in der Auslegung von Dienstbefehlen, manchmal aber unerbittlich, wie jene vom für Oberhaidach zuständigen Posten Glanegg.

Bei Kriegsschluß und nach Rückkehr in das Glantal – diesmal nicht mehr zum Haidensee, sondern nach Lebmach, weil man dort für die Errichtung eines neuen E-Werkes tüchtige Maurer gut brauchen konnte – war die künftige Berufslaufbahn Engelberts vorgezeichnet und ihr Start eigentlich auch längst schon überfällig. Die billigsten, wenn schon nicht immer die willigsten Arbeiter des Baumeisters waren die eigenen Söhne. So wurde einer nach dem anderen zum Maurer ausgebildet. Engelbert aber entdeckte daneben noch eine eigene Welt, die Welt der Farben. Es wird berichtet, dass er eines Tages, es könnte im Jahre 1919 gewesen sein, seine Mutter in ihrer eigener Wirkungsstätte, in der Küche also, in allergrößten Schrecken versetzte. Das kam so: Mutter war gerade einmal kurze Zeit vor dem Haus oder im Garten, da malte der Jüngling ganz rasch und sehr gelungen ein Zwergerl  an die Wand, so als würde es leibhaftig hinter dem gemauerten Herd hockend, zur Tür hin schauen. Nach dieser ersten Probe seines Könnens, sollen die Malversuche nie mehr ganz aufgehört haben. Stall- und Stadelwände, innen und außen, gaben die ersten Malflächen ab. Natürlich waren damals die Möglichkeiten für Arbeiter, sich ein solches Hobby zuzulegen oder sich gar dafür ausbilden zu lassen, sehr gering. Die ersten „Schöpfungen“ wurden daher auch leicht wieder verworfen. Bestenfalls überlebten solche kürzere oder längere Zeit im engsten Familienkreis. Daneben war der Jüngling auch der Musik sehr zugetan. So hat er beispielsweise längere Zeit mit Inbrunst die Klarinette geblasen, obwohl sein Lieblings-Instrument eigentlich die Oboe gewesen wäre.

Hohenstein

Schon vor dem zweiten Weltkrieg entstanden einige in Öl gespachtelte oder gemalte Landschaften. Dazu zählen etwa ein Birkenwald, Schloß Hohenstein und weitere in Öl oder Aquarell gehaltene gegenständliche Motive. Experimentierfreude und Lerneifer waren jedenfalls groß. Wenn auch seit 1922 mehr oder weniger stolzer Vater, bald danach mit Albine Ameisbichler, verwitwete Matschnig, geboren Tigring 13.5.1900 in Lebensgemeinschaft verbunden, wurde noch lange ein Dasein ohne Trauschein bevorzugt und erst 1943 die Ehe geschlossen. Im väterlichen Betrieb einst nur gegen Kost und Unterkunft, bei unregelmäßigem Lohn beschäftigt zu sein, befriedigte nicht lange. So kam er bald nach Klagenfurt und zu fremden Maurermeistern. Die endgültige, auch meldeamtlich vollzogene Übersiedlung von Lebmach nach Klagenfurt datiert mit 16.12.1930. Bei aller Not der Zeit ist man wenigstens unabhängig und niemandem gegenüber Rechenschaft schuldig, sofern man einem aufwendigen Steckenpferd frönen möchte. Bilder jeder Art faszinieren und regen zum Kopieren oder zu Phantasie-Bildnissen an. Das eine oder andere findet auch schon Abnehmer, aber kaum Käufer. Gemalte Täler und Burgen, Stileben mit Obstkörben, Gefäße oder Blumen eignen sich gut als Mitbringsel oder als Hochzeitsgeschenk in der großen Verwandtschaft. Vereinzelt wird die Anfertigung von Kopien gelungener Motive in Öl gewünscht. Des Malers Vorliebe gilt ländlichen Menschen und Bauwerken, den Landschaften des Glantales,  doch ebenso Motiven rund um Klagenfurt. Bei Verwandtenbesuchen war die Staffelei immer dabei, ob in Schwambach, Lebmach, Brückl oder Eberstein.

Truppe-Kopie

1938 übersiedelte das Paar von der ersten Klagenfurter Wohnung in Haidach in bessere Lage in der Peter Rosegger Straße und 1940 in die Brünner Straße. Bei Ausbruch des Krieges war Engelbert Valent  40 Jahre alt. Dieser Umstand sowie seine Körpergröße von nur 1 Meter 61 ersparten ihm vorerst einen Ruf zu den Fahnen. Im Juni 1942 war es dann fast so weit. Er wurde „Deutscher Frontarbeiter“ das heißt, man verpflichtete ihn als Maurer-Vorarbeiter zur Organisation Todt. „Einsatz Norwegen“ wurde in das Dienstbuch gestempelt und es könnte auch dazu gekommen sein, denn es existiert ein Gipfel-Motiv mit Gebirgsjägern. Am 30.4.1943 wurde er zur Wehrmacht überstellt, wobei ihm bis zum glorreichen Ende noch zwei volle Jahre zugemessen waren. Ob er unter diesen Umständen viel zum Bildermalen gekommen ist, muss man eher bezweifeln, doch ganz auszuschließen ist es auch nicht. Von anderen Heldentaten ist noch weniger bekannt, es sei denn, die folgende Episode. Sie stammt vom „Krieger“ persönlich und zeugt von Unerschrockenheit und Mutterwitz: 1945 in den Wirren des Rückzuges über Slowenien, als man durch von Partisanen beherrschte Wälder und Landstriche nur noch des Nachts einigermaßen unbehelligt vorankommen konnte, trottete er als Muli-Führer zusammen mit anderen durch die Dunkelheit. Da überkam ihn ein plötzliches menschliches Rühren und er musste kurz mit dem Muli zurück bleiben. Nach Erledigung der Sache war der Trupp aber weder zu sehen und noch zu hören. Rufen war streng verboten. Der dringende Versuch, schnell wieder Anschluss zu finden, scheiterte an einer Weggabelung mitten im Wald. Da standen die Chancen fürs Überleben auf einmal nur noch 50 zu 50! Was tun? Kehrt gemacht, kurz den gekommenen Weg zurück. Im Brotbeutel fand sich noch ein kleiner Vorrat. Dieser wurde mit dem Muli geteilt. Dann sprach der Mensch zum Tier „Geh, jetzt mußt Du entscheiden“. Glücklich erreichte man die Kameraden wieder und nach Tagen sogar Kärntner Boden.

Zurück in einem stark zerstörten Klagenfurt hieß es zunächst neue Wohnung und Arbeit zu suchen. Gelernte Maurer waren für den notdürftigsten Wiederaufbau gefragt, womit ein Arbeitsplatz relativ bald gesichert erschien. Ein Unterkommen von 1945 bis 1967 wurde in der Völkermarkter Straße Nr.2, danach bis zum Ableben in der Fischl Straße Nr.31 gefunden. Ungeachtet der immer noch tristen, allgemeinen Lage, startete bereits 1949 im Rahmen der Volkshochschule der Arbeiterkammer eine von Prof. Karl Truppe geleitete Malschule. Leider sind in der Arbeiterkammer keinerlei Kursunterlagen mehr vorhanden. So ist es auch nicht nachweisbar ab wann und für wie lange Valent Schüler Truppes war. Tatsache ist, daß er von diesem frühen und einmaligen Angebot seiner Standesvertretung ab der erstmöglichen Gelegenheit Gebrauch gemacht hat. Die Aktkurse am Mittwoch Abend erfreuten sich rasch wachsender Beliebtheit. Ähnliches galt für das Porträtieren an Samstag Nachmittagen und Sonntag Vormittagen. Die Ansetzung der Kurszeiten läßt erkennen, dass man zunächst wirklich nur auf Arbeiter und Angestellte abzielte. Dies hat sich allmählich gewandelt und immer öfter fanden auch Privat- ja sogar Geschäftsleute, neben den Arbeitern also auch malbegeisterte Intellektuelle Gefallen an den Malkursen. Nach dem Ableben von Prof. Truppe im Februar 1959 folgte Prof. Karl Bauer als Leiter der Malschule, wobei ein weiterer Kursbesuch spätestens von da an eher auszuschließen wäre.

Thea Steiner-Kaltmann, seit 1955 gleichfalls Truppe Schülerin, spricht in ihrer Erzählung „Zigeuner des Lebens“ von der unzerstörbaren Liebe zur inneren Schönheit der Dinge. Dass der Maler Engelbert Valent dieser Liebe bis ins hohe Alter treu blieb, beweist die Fülle seiner Arbeiten. Bisher konnten fünfzig Bilder, alle in Privatbesitz, aufgenommen und digital katalogisiert werden. Das Gesamtwerk darf der Anzahl nach aber leicht doppelt so hoch angesetzt werden. Natürlich war er sich in angeborener Bescheidenheit sehr wohl dessen bewusst, welche Welten zwischen malenden Autodidakten einerseits und akademisch gebildeten Künstlern anderseits liegen. Er hat die wahre Kunst immer hochgeschätzt und verehrt, sich aber auch nach Kräften und mit seinem zweifellos vorhandenen Talent bemüht, sich dieser hohen Schule zu nähern. Dies gilt, auch wenn er nachweislich nie ausgestellt und es auch nie zu einem öffentlichen Ankauf gebracht hat.  Die Ausstellungsflut und Ausstellungswut unserer Tage hat es damals noch nicht gegeben. Die per Gesetz dekretierte Ankaufspflicht für öffentliche Körperschaften ist gleichfalls erst in jüngerer Zeit wirksam geworden. Ein Platz innerhalb der großen Zahl begeisterter und begabter Arbeiter-Künstler gebührt Engelbert Valent allemal.

Ein kleiner, namenkundlicher Exkurs ist vielleicht nicht ganz uninteressant und geeignet den mehrfach Genannten als einen wahren Repräsentanten von Alpe-Adria hinzustellen. Valent ist der slowenische Name für unseren Vornamen Valentin. Vor etwa 500 Jahren kam es bekanntlich sukzessive zur Bildung von Zweit- bzw. Familiennamen auf unterschiedliche Weise. In den Städten –  nicht selten auf Berufe der Väter abgestellt –  etwas früher als am flachen Land, wo auch der Vatername eine Rolle spielen konnte. Wenn nun aber der in jedem Falle slowenische Vatername Valent in den Landstrichen zwischen Socia-Isonzo und Tagliamento aus noch zu erklärenden Gründen unverändert zum Gen-Namen werden konnte, dann müsste es in Slowenien nach aller Regel den Familiennamen Valentic geben, Sohn des Valent. Siehe da, das Telefonbuch allein von Laibach enthält unzählige Valentic. Ein möglicherweise im Namen verschriebener Alpinschiläufer der jüngsten WM in Oberstorf hieß laut Insert z.B. Valencic. Welche Ableitung von Valent im  Slowenischen letztlich die richtige ist, mögen andere entscheiden. Im Umkehrschluss gilt dann aber, dass die obgenannten Landesteile vor einem halben Jahrtausend sprachlich weder rein slowenisch (nicht Valentic, sondern Valent!) auch noch nicht rein italienisch (nicht Valentino, sondern Valent!) gewesen sein können, sondern sowohl als auch und vielleicht noch einiges mehr, eben friulanisch. Dabei wäre gewiss auch noch ins Auge zu fassen, welcher Nation damals die Schreiber der Grundherrschaften oder die Matrikeln führenden Pfarrer angehörten. Gerade Pfarrer neigten einst gern dazu, alte Namen einzufärben. So entstanden im Friaul auch Valente, Valentini usw. Eine große Verbreitung des Familiennamens Valent innerhalb Italiens in moderner Zeit hat mit dem Eisenbahnbau zu tun. So ist etwa der Friedhof von Monterosso al Mare an der Ligurischen Küste voll von „slowenischen“ Valent aus Friaul!

Soweit mein Aufsatz, erschienen in „Kärntner Landsmannschaft“  Nr. 9/1998.

Ein gewichtiger Nachtrag – Mai 2018:

Über den Klagenfurter Flohmarkt gelangte ein zwar wenig qualitätsvolles, hinsichtlich der Biographie von Engelbert Valent aber wichtiges Werk in meine Hände. Es handelt sich dabei um ein von Buffa in  Gold gerahmtes Ölgemälde, mittleren Formates, ein unbekanntes repräsentatives Stadthaus (Klagenfurt?) zeigend, mit E. Valent signiert, rückseitig mit Handschrift vermerkt „Egon Chabert Klagenfurt 1931“ . Egon Chabert, alias Friedrich von Ostland, war in Wien kein unbekannter Maler. Er versuchte offensichtlich mit gängigen Motiven längs der Donau während schwieriger Zeit etwas Geld zu verdienen. Ein ähnlicher Beweggrund mag ihn wohl auch nach Kärnten geführt haben, wo der Fremdenverkehr nach der Währungsreform auch wieder zaghaft einsetzte. Um die Zeit zu nutzen, mag er auch Mal-Kurse in Klagenfurt angeboten haben. Dass es jetzt eine Öl-Arbeit gibt, die verschiedene Pinselstriche (solche des Lehrers und solche des Schülers) verrät und obendrein sogar deren Namen zeigt, lässt wohl den Schluss zu, dass Engelbert Valent nicht nur ein Schüler von Karl Truppe gewesen ist, sondern 20 Jahre davor bei Egon Chabert malen und kopieren gelernt hat. Das bestätigt einmal mehr seinen künstlerischen Lerneifer und auch das Bemühen, sich möglichst alle Techniken anzueignen: Spachteln, Aquarellieren, Ölmalerei, Akt  und  Portrait  malen, Landschaften  usw.

Übungsarbeit Klagenfurt 1931 unter Egon Chabert

Um einen Eindruck über das große und vielseitige Schaffen des Künstlers zu vermitteln, seien hie noch einige der ungezählten Arbeiten gezeigt :

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die amateurhaften Fotos beeinträchtigen leider die Bildwiedergabe beträchtlich. Auch die Aufnahmedaten stimmen natürlich nicht und sind zu vernachlässigen.

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Haus Alter Platz 20 einst und jetzt

März 11, 2018 um 15:29 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Diese Ansicht zeigt der Reihe nach Haus Nr. 22 Apotheke, Haus Nr. 21 Ginhart, Haus Nr. 20 Ellersdorfer und Haus Nr. 19 Hahn. Das alte Tor des Kronwirts mit Rundbogen, die hölzernen Vorbauten beim Hause Ginhart, wie am Hahn Haus sind noch schön auszumachen. Beim Hahn ist, wie man sehen kann, der Dachboden schon ausgebaut.

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Um in der Reihe der Platzhäuser fortzufahren, wäre jetzt der Kronwirt, heute Ellersdorfer dran. Über die alten Gasthäuser, teilweise auch über den Kronwirt, wurde von mir schon vor mehr als sechs Jahren im damaligen „Zentrum“ der Firma Knapp ausführlich berichtet. Die wenigen Treuen, die mir versichern, alle Folgen zu sammeln, können dort leicht nachlesen.
Einige der einstigen Wirte nannten sich an dieser Adresse sogar „Zur goldenen Krone“! Zahlreiche und namhafte Geschlechter mühten sich redlich an dieser Örtlichkeit. Die meisten von Ihnen scheinen auch im Bürgerbuch auf, das heißt, sie waren bürgerliche Gastgeb und somit in besonderer Weise zu privater und geschäftlicher Anständigkeit verpflichtet, ja sogar feierlich darauf vereidigt. Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück sind „Kron-Wirtsleute“ noch namentlich festzumachen. Weil aber die Häuser aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammen, kann man die Tradition der Gastlichkeit hier ruhig zweihundert Jahre älter ansetzen.
Man geht richtig in der Annahme, dass sich anfänglich und für lange Zeit hauptsächlich Stadtbewohner im Kronwirt zeigten und nur ab und zu der eine oder andere Durchreisende. Diese Situation änderte sich fast schlagartig mit der allgemeinen Bauernbefreiung. Ab 1850 waren es nicht mehr sporadisch die reichen Krappfelder sondern auch die kleineren Bauern, welche die Stadt brauchten, um ihre Produkte an den Mann zu bringen und vielleicht einmal einzukehren. Der Pferde-Wagen-Verkehr nahm jetzt merklich zu, sodass Notar/Bürgermeister Spöck aus berechtigter Sorge um die allgemeine Sicherheit, damit anfing, Tore und enge Stellen zu schleifen.
Mit Josef Wieser nehmen wir uns einen Kronwirt heraus. Die Adresse lautete damals noch Innere Stadt 67. Geboren 1788, starb er 1846 mit 58 Jahren. Verheiratet war er mit Katharina Wutte. Dass es auch schon zu Zeiten des Josef Wieser durchaus üblich war, Hochzeitsgesellschaften an sich zu ziehen indem man auch Gevatter-Dienst gerne übernahm, beweist das Folgende: 1823 gibt Josef Wieser als „Gastgeb zur Goldenen Krone“ den Trauzeugen für die Braut Rosina Wutte, Tochter des Valentin Wutte, Starzacher am Stromberg. Möglicherweise eine Verwandte seiner Ehefrau und vielleicht ein Hinweis, dass auch letztere vom Kraigerberg kam. Wutte hat es zeitgleich auch in Tratschweg gegeben und natürlich im Glantal. Als den Eheleuten die Tochter Theresia Magdalena geboren wird, ist Magdalena Mayer, bürgerliche Gastwirtin, allhier (wo wirklich?) die Patenschaft. Das ist insofern auffällig, als 1841-1846 ein Andreas Mayer (Verwandter?) als Wirt und von 1846 (Sterbejahr des Josef!) bis 1861 doch wieder Witwe Katharina Wieser als Kronwirtin aufscheint.

Bildbeschreibungen

Juli 3, 2016 um 19:35 | Veröffentlicht in St.Veit | 1 Kommentar
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  1. Gruß aus St. Veit a/d Glan

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Diese Karte wurde  1877 geschrieben. Der Text lautet „Papa und ich kommen am Montag nach Klagenfurt, ich glaub Du hast nachmittag frei. Herzliche Grüße von uns Mama.

Der Hintergrund der Kartensendung vom 4.11.1877 ist der, dass der Sohn von Bürgermeister (1890-1912) Dr. Johann Spöck, Notar in St. Veit in Klagenfurt die Mittelschule besuchte und dort einen Kostplatz hatte. Dieser Student ist der Sammler vieler Ansichtskarten von St. Veit und Umgebung, die heute noch im Besitz der Nachkommen bewahrt werden. Der „Gruß aus St. Veit“ zeigt oben links die Buchbinderei Schneeberger mit Durchblick auf das Hauptportal der Stadtpfarrkirche, darunter eine Totale über den Haupt-Platz von Südwest nach Nordost. Oben rechts eine Totalansicht über die Klagenfurter Vorstadt, Stadt und bis weit hinauf gegen Obermühlbach. Man beachte dabei das Vorherrschen großer Hopfen-Anpflanzungen. (Das heißt auch, dass Hopfen sowohl exportiert als auch in der städtischen Bierproduktion Verwendung fand) Rechts daneben ein kleiner Einschub mit Pestsäule. Geteilte Ansichtskarten, noch dazu in Farbe, waren damals nicht billig. Für weniger bekannte Orte gab es solche nur in schwarz/weiß. Der Verlag in Wien-Leopoldstadt  hieß Karl Schwiedernoch.

2. Gruß aus St. Veit

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Wieder handelt es sich um eine geteilte Karte vom selben Verlag in Wien mit gleicher Beschriftung auf der Bildseite, weil der Platz vorne allein für Adressierung verwendet werden durfte. Zu sehen sind diesmal links oben das (Kronprinz) Rudolf Spital der Barmherzigen Brüder. Rechts eine Totale über die Stadt von Westen her. Dabei steht der Anfang des Volksschul-Baues schon sehr deutlich da. Linke Ecke unten, mit Hochosterwitz insofern beachtenswert, weil das Vorwerk am Fuße des Schlosshügels noch gut erhalten ist. In der Mitte der Karte eine idyllische Ansicht des „Mineralbades Vitusquelle“  Der geschriebene Text lautet „Klagenfurt 18.10.1897 mit Fahrrad“

 

3. Gruß aus St. Veit a/d Glan

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Geteilte Karte, schlecht gezeichnet, grau in grau, Verlag E M Hamburger Wien, zwölf Unterschriften mit Datum 20.10.97 – erkennbar nur die Unterschrift von Dr. Domenig. Die Totale über die Stadt von Westen her ist nur schematisch einigermaßen brauchbar, Hintergrund wurde vernachlässigt. Burg Hochosterwitz mit stark überhöhtem Kirchturm (!), Mineralbad Vitusquelle mit Edelweiß !!? Platz von West nach Ost einigermaßen gelungen.

4. Gruß aus St. Veit a.d. Glan

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zeigt eine Dame mit Fahne, unterhalb der Fahne eine schlechte Stadtansicht von Westen her aufgenommen. Bezeichnung 13.7.1906 „A.Schorn“ !! Das war dann wohl schon der Tabak Hauptverleger?

5. Gruss  aus St. Veit a/d Glan

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Gute Fotos vom Hauptplatz und dem Unteren Platz, datiert 24.4.902 vom Verlag Alois Ginhart St. Veit. Alois Ginhart führte am U.Platz, neben der Bären Apotheke einen gut gehenden Gemischtwaren Laden. Die alte hölzerne Auslage gibt es heute noch, nicht mehr jedoch das Geschäft.

Dazu ein Auszug aus Krämer-Seelen und Kreuzer-Fuxer?Glantalergeschichten (11) erschienen in Kärntner Landsmannschaft.

„Sogar den Inhalt der Auslage hat man anlässlich einer Schätzung von 1911 sehr penibel verzeichnet. Auf diese Weise erfahren wir schon von außen, was uns in den großen und kleineren Stellagen, auf und in der Hauptpudel, an den Wänden und am Plafond des Verkaufslokales, in dessen Kellern, Vorhäusern und Magazinen bis hinauf unter das Dach so an Güter- und Warengruppen erwartet. 790 Positionen im Werte von 23.000 Kronen sind es im Hauptgeschäft, damals Haus Nr.68, 144 Posten zu 750 Kronen im Nebenbetrieb Villacher Vorstadt Nr.16 – heute Brückenwirt.

In der Auslage links I fanden sich Taschen, Hemden, Leiberl, Deckerl und Rucksäcke – in Auslage links II, Blaudruckstoffe, Schuhe und Schirme – in der großen Auslage rechts vom Eingang, 10 Kleiderstoffreste, Barchente sowie, der Jahreszeit gemäß (denn es war schon im Oktober des Jahres 1911) Kalender und Schulbücher – in der kleinen Auslage rechts, Knabenanzüge und Filzschuhe – beim Eingang links, Hemden und Strümpfe. Zum Sortiment gehörten auch, meist unverpackte Lebensmittel, doch ohne besondere Eignung für die Auslage.

Im Geschäft selbst lagen neben und übereinander, obzwar in guter, übersichtlicher Ordnung – die Reihung in der Inventur ist eher zufällig – Tee, Schuhpaste, Schultaschen, Ansichtskarten, Schreibrequisiten, Toilettseife, Geldtascherl, Krawatten, Schokoladen, Taschentücher, Kinderhauben, Handschuhe, Hosenträger, Krägen, Garne, Manschetten, Schuhbänder, Wolle, Knöpfe, Riemen, Balsam, Trikotwäsche, Tücher, Bodenlappen, Waschmaschinen (für den „Handbetrieb“!), Kleiderbürsten, Arbeiterwäsche, Pippen für Fässer, Arbeiterhemden, 15 Laib Brot, 30 Hüte Zucker, diverse Nachtlichter (Strom gab es erst ab 1912), Vitriol zu Baumschutz und Schädlingsbekämpfung, Aloe, Wurzen, Weinstein, Kolofonium zum Sauhaar´n, Leinsamen als Hausmittel für Magen- und Darmbeschwerden, Borax vielleicht schon als Putzmittel, Korke, Kreide, Kletzen, Schellack zur Versiegelung von Briefen oder Flaschen, Federweiß das bewährte Gleitmittel für Tanzböden, Kalmus, Antimon vielleicht für Heilzwecke, Wacholder, Pfeffer, Farben, Sämereien, Myrthen, Gewürze, Erbsen, kärntnerisch Arbaslan.

Zu den Arbaslan zur Auflockerung ein kurzes G´schicht`l. Der Stine (Augustin) und sein Freund der Wastl (Sebastian) haben sich zum Heiligen Gandolf bei Maria Feicht, dem Schutzpatron aller geplagten Ehemänner verlobt. Es ist ausgemacht, zum Antritt der Wallfahrt für jede schwere Sünd ein Arbasl in den Schuh zu legen. Auf halber Strecke kommt Wastl schon sehr ins Schwitzen, denn die Blasen seiner Füße machen ihm schwer zu schaffen. Der Stine neben ihm, schreitet wacker voran ohne jeden Wehlaut. Endlich am Ziel angekommen, wundert sich der eine, und fragt seinen Begleiter, ob ihm denn gar nichts weh täte?. Ei wo, der Stine, ich hab ja die Arbaslan vor`m Weggehen z`erst gekocht……

Weiter nun mit der großen Warenvielfalt! So mancher Artikel ist uns heute ohne Erklärungsversuch kaum noch verständlich: Asank (Teufelsdreck) wer kennt das heute? Wurmsamen, ja das mußte im Hause sein, um die Kinder vom Spülwurm zu befreien. Fenchel, Anis, und Kümmel wurden in der Backstube gebraucht. Stärke, Waschpulver (noch markenlos!), Mehl, Gerste, Karotten, Reis, Fisolen, Hirse, Zwieback bevorratete die gute Hausfrau, aber wer benötigte Cinober und wozu?

Am Plafond hingen 20 Mieder („bald eng bald zweit!“ im Kärntner Lied), Waffeln zum Saufutter zerhacken, Samt, Hemden, Schirme, Stöcke, Mützen, Töpfe, Blechschaufeln für den Kohlenkeller, Reibeisen oder Riebeisen ohne diese konnte die Köchin weder Griadlansuppe noch Schmalzmus machen, –  Milchkannen, Pfannen, Schürzen und Würste, ganz kunterbunt.

In der Querstellage lagerten 30 Flaschen Cognac zu 1/2 Liter, 40 Flaschen zu 1/4 Liter, 14 Flaschen zu 1/8 Liter, Kaffeesurrogate, 22 Flaschen Rum, Hauswald-Kaffee.

In der großen Stellage links fand man Messer, Baumwolle, Bänder, Briefpapier, Eßzeug, Pfeifen, Kotton, Trauerstoffe für Hut, Ärmel oder Revers – heute ganz aus der Mode! -Barchent, Futterstoffe, Zwirn, Satin – eine Halbseide, Pfeifenrohre meist aus Weichselholz, Feigenkaffee, Bleistifte, Blaudrucke, Futterleinen, Leinwand, Hemdenstoffe, Hosenzeug, Rockfutter, Bettzeug (Leinen), Tischzeug (Damast), Zwillich, Strohsackleinen (Jute), Hausleinwand, Gradl für Matratzen, Spitzen, Zipfelhauben, Wäsche, Kaffeemaschinen (zum Reiben!), Tischgarnituren, Chiffon, Bettuchleinen, Oxford (engl. Anzugsstoff), Kinderwäsche.

In oder auf der Hauptpudel lagerten Hafteln, Zwirne, Gummisauger (Schnuller), Reis, Kaffee, Gatien (Herrenunterhosen, meist aus Leinen, umgangssprachlich „die Gatte“, als Wort aber kaum zu deuten, am ehesten aus ungarisch gate = zwei – nach Dr.Michael Rauchensteiner), Gewürze, Käseglocke, Kerzen, Speiseöl, Leinöl, Petroleum, Ziweben – das waren große getrocknete Weintrauben schwarz-blau mit großen Kernen und deshalb auch billiger als Rosinen. Schuhnägel, Sternanis, Salpeter zum Würstemachen – nur sollte man ihn sehr vorsichtig anwenden. Kamillen, Weihrauch, Waschblau, Tamarinde als Hausmittel zum Abführen, Alaun benötigten die Naßrasierer zum Blutstillen, Mutterblätter ebenfalls ein Abführmittel, Paprika, Zimt, Ingwer, Kandis, Mandeln, Piment ein Gewürz, das die Gerüche von Gewürznelken, Zimt und Pfeffer in sich vereinigt und unbedingt zu jedem echten Kärntner Reindling gehört, Nelken, Pfeffer, Rosinen, Pflaumen, Salz, Kunstfette, 30 Kilo Speck, Kleie, Hühnerfutter, Kornmehl.

Im Handmagazin roch es nach Schweinsfett, Rindsschmalz, Wasch- und Pechseife aber auch nach Kaffee. Pechseife war mit Sand versetzt und den Holzknechten unentbehrlich. Daneben verstaute man Drahtstifte, Wolle in Menge, 6 Paar Schuhe, Suppennudel, 1 Paar Maurerhosen, 40 Kinderanzüge, 6 Lodenröcke, 14 Anzüge, 8 Steireranzüge, 6 Stoffanzüge, Kinderschuhe, 12 Knabenanzüge, 20 Steirerhosen  —  von Kärntneranzügen war noch nicht die Rede!!! — 50 Hosen aus Teufelshaut, Tuchhosen und Zeuganzüge (Leinen), 60 Paar Segeltuchschuhe a 40 Heller, 50 Paar Zockel a 30 Heller, Zahnstocher, Mieder-schürzen, Frauenhemden, Blusen, Borchentwesten, Schletzkugeln, Schlingerei (Garn) und Clot-Schürzen.

Der Keller war mit 40 Liter Kornbranntwein a 50 Heller, 160 Liter Rum a 1 Krone, 150 Liter Magenbitter a 1 Krone 30 Heller, 120 Liter Spiritus a 1 Krone 30 Heller zum Selbermachen geistiger Getränke, 20 Liter Spiritus denaturiert a 50 Heller – also ungenießbar gemachter und daher billigerer Brennspiritus, 80 Liter Kümmel a 80 Heller, 10 Liter Kaiserbirn a 80 Heller, 160 Liter Slivowitz a 1 Krone, 10 Liter Weingeläger a 1 Krone – wohl eine Art Grappa, 70 Liter Wacholder a 1 Krone 20 Heller, 30 Liter Cognac a 2 Kronen und noch mehr Rum in anderen Preisklassen sehr gut bestückt. Neben den geistigen Sachen war noch Platz für 600 Kilo Würfelzucker a 90 Heller.

Im Hofmagazin wurden 500 Kilo Soda – ein Waschmittel – festgestellt, desgleichen in der Holzhütte 3 Laib Topfenkäse und im Vorhaus 1500 Kilo verschiedene Weizenmehle, 1200 Kilo Polentamehl, 60 Kilo Heidenmehl, 50 Kilo Mais, 400 kg Stocksalz, 1 Sack Bittersalz als bewährtes Hausmittel in der Human- und Tiermedizin, je1 Sack Wermut und Hafer. Der Wermut oder Wirmat mit Schnaps und wohl auch Wein versetzt ergab eine Magenmedizin.

Im Hauskeller lagerten die Vorräte für Kartoffel um 200 Kronen, daneben 200 Liter Wein a 40 Heller, 50 Kilo Powidl, 50 Kilo Feigenkaffee offen a 40 Heller, 200 Kilo Feigenkaffee a 1 Krone 10 Heller, 100 Kilo Petroleum, 180 Kilo Maschinenöl, 200 Liter Essigessenz, 120 Liter Weinessig, 250 Liter Rüböl.

Drei weitere Magazine im 1. und im 2. Stock dienten der Haltung größerer Vorräte teils bereits vorgekommener Waren, und obendrein von Zündhölzern (Schwedenhölzer), Kratzel, Vogelfutter, Reisbesen, Fischtran, Terpentin ev.zur häuslichen Seifenherstellung, Stockfisch worunter man luftgetrockneten Kabeljau zu verstehen hat, 15 Säcke Türckenfedern – eigentlich Türkenstroh zur Füllung der Strohsäcke auf denen man wunderbar schlafen konnte – , 1 Karton Blumen, 3 Karton Grabkränze (!), Weidenkörbe, Laternen, Leuchter, allerlei Geschirr, Petroleumlampen, Nachttöpfe, Wassereimer und  -schäffer, Mäntel, Decken und Kotzen, Steppdecken, Gamaschen und immer wieder Männergatien in großer Menge. Damit ist die Handelsware noch keinesfalls vollzählig wiedergegeben.

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Wiederum eine geteilte Karte, oben Krankenhaus, Hauptplatz und Unterer Platz (re. Ginhart) darunter Stadtansicht bis zum Muraunberg reichend, datiert 10.12.1899, vom Verlag Alois Ginhart, viele Unterschriften, dass man den Eindruck gewinnt, das who ist who in St.Veit hat keinen anderen Ehrgeiz gehabt als die neuesten Karten, vom Stammtisch weg, dem Studiosus in Klagenfurt zu senden!

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Diesmal war die „Runde“ scheinbar auf Ausflug (mit Fahrrad?) Unter Datum 21. Juni 1898 liest man von der zurückgelegten Strecke: St. Veit, Klagenfurt, Reifnitz, Keutschach, Viktring, Klagenfurt!!! Im Bilde zu sehen oben links Hauptplatz gegen Südwest, Hochosterwitz, unten links der Bahnhof von Glandorf. Verlag Schwidernoch.

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Immer öfter definiert sich die Stadt St. Veit mit ihrer „reizvollen“ Umgebung, so auch hier mit Bahnhof Glandorf, Ruine Liebenfels, Ruine Taggenbrunn mit Schloss Kleinszig. Die Karte aus dem Verlag von Heinrich Schlick, St. Veit enthält die nichtssagende Mitteilung vom 12.6.1897: Liege Mili, Die größte Neuigkeit theile ich Dir mit, dass unsere Henne zwei Hendeln ausgebrütet hat, die recht herzig sind!

Heinrich Schlick war ein äußerst erfolgreicher Drucker, Buchbinder und Papierwarenhändler am Unteren Platz.

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Geteilte Karte grau in grau mit bekannten Motiven vom 8.8.1897                unterschrieben von Vater, Mama, Leo Knaus, Rainer usw.

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Karte s/w in Klagenfurt am 5.11.1899 geschrieben, zeigt die zwei                Plätze von St. Veit und das Krankenhaus, Verlag Alois Ginhart

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Schwarz/Weiß Karte in Klagenfurt gekauft und geschrieben 5.11.1899. Sie zeigt St. Veit von Südost mit der alten Biegung der Klagenfurter Straße in Richtung Ost. Die Glanbrücke befand sich damals etwas flußabwärts. Im kleinen Bild ist die Cavallerie Kaserne (heute Funder-Max) in Glandorf zu sehen. St. Veit war seit Maria Theresias Zeiten Garnisonsstadt und blieb es bis zum 1. Weltkrieg. Verlag Joh. Leon Klagenfurt.

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Trachten-Mädel als Schmetterling „Im Fluge durch das Glantal“ zeigt Stadtplatz, Krankenhaus, Hochosterwitz und Frauenstein. Die Glantaler Frauen Tracht, Hut, Mieder, knielanger Kittel, Schürze, Strümpf und Schuhe wären von kompetenter Seite auf Authentizität noch zu prüfen. Unbeschriftet und undatiert. Verlag Anna Schorn, St.Veit

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Internationale Postkarte, unbeschrieben, undatiert, Verlag Eduard Blankenhagen – wieder eine Phantasie-Tracht?! St. Veit und Edelweiß!! Blankenhagen war Kaufmann (später Sabitzer in Domenig Gasse).

4-2Pendant zur vorigen Frauentracht, originell und nicht billig in der Herstellung, Verlag Eduard Blankenhagen. Mit Sicherheit auch eines der vielen Verlustgeschäfte dieses Hauses. Hier ein weiterer Auszug aus Krämer-Seelen und Kreuzer-Fuxer?  Glantalergeschichten (11) erschienen  in der Kärntner Landsmannschaft, Klagenfurt:

Wären wir einige Häuser weiter, genauer gesagt vom Unteren Platz in die heutige Dr.Karl Domenig Straße Nr.1, damals Innere Stadt Nr.111 gewandert, hätten wir wiederum  mit einem Blick in die Geschäftsauslagen erkennen können, daß wir es diesmal mit einem Handelsmann ganz anderen Zuschnittes zu tun haben. Wir befänden uns nämlich vor dem Handelshause des Herrn Ewald Blankenhagen (12.6.1872 – 27.2.1916).

Was sehen wir da? Oder, was hat der Schätzmeister hier im März 1916 so alles vorgefunden? 16 Flaschen Cognac, 12 Dosen Sardinen, 17 Dosen Gansleber, 5 Konserven, 5 Dosen kondensierte Schweizermilch, Feldpost-Liquer, Haferflocken, 7 Dosen Beuschl, 5 Dosen Leberpastete, 10 kg Reiskonserven, 6 Dosen Karbonaden, 27 Karton Kaiser-Borax, 6 Pakete Erbsenmehl, 30 Flaschen Rum, 22 Pakete Tee, 1 Kilo Julien, 2 kg Hafergrütze, 20 Flaschen Cognac**, 3 Flaschen Cognac***

Von Erbsenmehl und Hafergrütze abgesehen, ist eigentlich nicht zu glauben, dass man sich bereits im zweiten Kriegsjahr befindet. Auch im Inneren, der Tabakkasten zeigt noch keinerlei Mangelerscheinungen. Wir finden da jede Menge Kuba- , Portorico-  und Kurze-Zigarren, Cigarillos, Sport-Zigaretten, Briefe von Türkischen- , Knaster- , Herzog-  und Drei-König- Tabak, ebenso von Ungarischen- und von Land-Tabak je 100 Briefe.

Die Gewürzpalette ist natürlich ebenfalls viel umfangreicher und ausgefallener als beim Kollegen am Unteren Platz. An Süßigkeiten werden Bäckereien, Haselnußkipferl, Kindernahrbisquitte, Stefaniecabos, Ruhmpastillen, Cabos mit Creme, süße Herzen, Weinscheiben und Chocoladen geboten.

Ein eigener Delikatessenkasten strotzt vor Jamaika Rum I, Getreidekümmel, Jamaika Rum II, Cuba Rum, Klostergeheimnis, Becherbitter, Damenpunschessenz, Kraftbitter, Franzbranntwein und Edelraute, Karpatenbitter, Magenbitter, Aramantino neben Spargel, Trüffel, Gurken im Glas, Kompotten und diversen Sardinen.

Vom Inhalt des Nebenlokals seien allein die verschiedenen Kaffeesorten betrachtet:

Fruchtkaffee, Hidro, Frank-Kaffee in Ballen, Kneipp Kaffee, Feigenkaffee Andrä Hofer,

Frank-Kaffee Roller, Cafe gebrannt, Cafe gemahlen. Die ersten Marken-Waschmittel tauchen auf: Persil und Sapolin. Es begegnen uns Schichtseife Ominol, Frauenlob, Bleichsoda und Sunlicht Seife.

Aus der üblichen Geschäftseinrichtung stechen hervor: ein Stehpult, die bis zu 4 Meter langen Geschäftspudeln, eine Panzerkasse, eine Hamond Schreibmaschine, sowie die National Registrierkasse.

Im Magazin Nr.7 lagern 100 Kilo Spaghetti, 100 Kilo Makkaroni und 60 Kilo Bandnudel.

Im Magazin Nr.8 gibt es eine Farben-Stellage mit 21 Laden und entsprechendem Inhalt.

Seperat erwähnt werden ein Käsekeller, ein Salzmagazin und eine Farbenkammer.

Jetzt wechselt die Inventur zu den Eisenwaren. Seitenlang wird der Inhalt des Stabeisen-magazins, der Magazine 2 und 4, des Vorhauses, des Dachbodens, des Magazins 7, des Trägerlagers und des Lagers 9 wiedergegeben. Alles was Private, Hausherren, Gewerbetreibende und Bauherren an Baumaterial, Maschinen und Werkzeugen benötigen, ist hier vorrätig. Ein späterer Blick auf die diesmal reichlich vorhandenen, weil unbezahlten Lieferanten, erspart uns die Aufzählung, obwohl der eine oder andere Artikel aus historischer Sicht zu nennen bzw. festzuhalten wäre.

Das Haus mit seinen unzähligen Gewölben und mit Garten wird für sich allein mit 57.000 Kronen bewertet, das Spezereien-Warenlager mit rd. 36.000 Kronen, die Kundenforderungen, 539 Positionen mit in Summe 42.000 Kronen, davon angeblich 189 Positionen und rund 16.000 Kronen uneinbringlich. Selbst wenn dieser letzte Ansatz aus Gründen der Steuer- und Taxenersparnis frisiert wäre, so ist die Hälfte davon auch zuviel. Ein Warenlager in Sörg (!)

wird mit 900 Kronen geschätzt und der Wert der geschäftlichen und privaten Einrichtung mit zusammen 3.500 Kronen. Den Gesamtaktiven von 176.000 Kronen stehen auf der Passivseite

Intabulierte Schulden von 77.000 Kronen, Nichtintabulierte Schulden, sprich Lieferantenver-bindlichkeiten etc. von 80.000 Kronen und ein bescheidenes Reinvermögen von 3.000 Kronen gegenüber. Fürwahr ein trauriges, oder sollte man aus heutiger Sicht lieber sagen, ein sehr modernes Bilanzbild!

Die Einrichtung der Privatwohnung war, verglichen mit jener des erstgenannten Berufskollegen natürlich schon etwas luxuriöser, obwohl die Witwe nicht verabsäumte darauf hinzuweisen,

daß sie die Wohnungseinrichtung in die Ehe mitgebracht und insbesondere das Schlafzimmer seinerzeit billig vom Fürsten Waldenburg in Stadelhof erworben habe. Dies alles sei daher ihr Eigentum und unterliege weder der Schätzung, geschweige einer Erbteilung.

Auch hier werden natürlich die Zimmer mit Betten gezählt um zu sehen, wie groß die Familie bzw. der Mitarbeiterstand zum Stichtage war: 2 bis 3 Betten im Schlafzimmer scheiden, wie oben gesagt zwar aus, werden aber mitgezählt. 1 Bett im Köchinnenzimmer,1 Bett in der Küche (für die Küchenmagd?) 4 Betten im Lehrlingszimmer, 2 Betten im anstoßenden Zimmer (für Hausknecht und Magazineur?), 2 Betten im Comis-Zimmer I, schließlich1 Bett im Comis-Zimmer II. Da der Personalstand vermutlich wohl etwas höher war, gab es einige Externe.

Abschließend soll noch den Finanziers, ihren Schuldtiteln und offenen Beträgen Aufmerksam-keit geschenkt sein. Eine solche Aufstellung ist durchaus geeignet, das Nebeneinander von institutionellen und privaten Geldgebern, wie es damals noch gang und gäbe war, zu illustrieren. Weniger solide war die große Kreditschöpfung über die Lieferanten. Fürs eine hatte man immer wieder Liquiditäts- und Wechselprobleme, fürs andere verschlechtert eine solche Übung die Einkaufskonditionen automatisch. Mit ausführlicher Beschreibung der

Lieferfirmen nach Branche und Domizil ergibt sich damit auch ein guter Überblick auf die weitgespannten kommerziellen Verbindungen.

Es folgen Total-Ansichten aus verschiedenen Richtungen:

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Karte vom Verlag Ferd. v. Kleinmayer, Klagenfurt – beschrieben und gestempelt 1898 – Totale über die Stadt in Richtung Hochosterwitz, links im Vordergrund Spital der Barmherzigen. Text: „Treu deutsche Grüße dem Vorstand“ viele Unterschriften (von Vereinsmitgliedern?) wie z.B. Brüder Jesch, Schreiber, Tschikof, Weismayr, Elsner o.ä., Felfernig usw. Hier manifestiert sich deutlich die großdeutsche Sehnsucht (pro Kaiser Wilhelm und geeinigtes Reich!!!)

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Totale wie zuvor, „Gruss aus St.Veit“ gestrichen! Statt dessen „Knappenberg am 21.5.1899“ Wieder ein Vereinsausflug mit vielen Unterschriften (Hofer, Heinrich Schlick, Anna Schlick, V.Schlick, Ebner) und Text: „Hier ist gut sein, laßt uns drei Hütten bauen, mir eine, dem Toni eine und dem Heinrich (Schlick) eine“

7-2

beschriebene, undatierte Farbkarte mit Krankenhaus im Vordergrund. Text spricht von Personal-Häusern, wovon gerade eines neu entsteht.

Nachtrag 30. Aug. 2016: Ich bedanke mich bei Freund Rudi Lilli, dass er mich auf die fehlenden Bilder aufmerksam gemacht hat. Mit etwas Mühe ist es mir doch wieder gelungen, die Scharte auszuwetzen…… Auch danke ich ihm für die Weiterempfehlung ganz lieb. Der Verkehr auf meinem Blog hat dadurch sprunghaft zugenommen. Ich habe noch allerlei im Talon, also können auch Sie mich d.h. meine Adresse altstveit gerne weiter empfehlen.

 

Der Jesuiten-Wald

April 15, 2015 um 17:04 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Gibt es oder gab es ihn im St. Veiter Gemeindegebiet überhaupt? Wenn ja, wo ist der Jesuitenwald zu suchen? Sie wissen es nicht! Kein Wunder, denn um diese gewiss recht anspruchsvollen Fragen zu beantworten, bedarf es aller drei bisher bekannt gewordenen, archivalischen Quellen und einer Zusammenschau.
Die jüngste Erwähnung stammt aus dem Jahre 1855. Da haben Josef Lebmacher als Verkäufer und Franziska Rainer, geb. Buzzi einen Vertrag geschlossen. Es ging dabei um den Jesuitenwald im Muraunberg, Grundbuch Herrschaft Leonstein, im Ausmaß von 13 Joch 189 Klafter (= rund 7,5 ha) – Kaufpreis 2.000 Gulden. Jesuitenwald und Muraunberg werden zugleich genannt, doch der Muraunberg, sofern 1956 im Besitz der Stadt, ist 80 ha groß! Irgendwann danach ist auch dieses Teilstück in städtischen Besitz übergegangen. Man sollte aber schon herausfinden, welcher Teil davon gemeint sein könnte! Da hilft zusätzliches Material allein weiter. Vielleicht ist gar der Bericht über die Burgfriedbereitung von 1673 hilfreich? Tatsächlich heißt es dort bezüglich der südlichen Grenze gegen Herrschaft Karlsberg vom Kabeser, recte vom Rabeserhof (heute Kollerhof) in St. Andrä ganz wörtlich „von dannen auf die andere Seite des Berges zum Sattelknopf gegen Steiner in Unterbergen „so (dass) der Jesubiterische (sprich jesuitische) Amtmann noch in unserem Burgfried liegt“ So weit nach R. Dürnwirth, Carinthia 1901, Seite 129 ff. Das ist eindeutig der Amtmann des Jesuitenordens. Der Orden, damals im Besitze nicht nur des ehemaligen Clarissen-Klosters mit allen seinen Einkünften, Wiesen und Äckern (u.a. z.B. der sogenannten „Seminari-Gründe“, diese erstreckten sich vom alten Kino Jäger bis zum Reidenwirt, alles oberhalb der Straße nach Feldkirchen) sondern auch des besagten Waldstückes im Muraunberg. Die Nennung des Steiner in Unterbergen ist einigermaßen irreführend, denn die Hofstelle befindet sich mindestens dreihundert Meter südlich der roten Linie. Da ist wohl am besten ein Blick auf die Kagis-Karte, die den genauen Grenzverlauf von der Höhe des Muraunberges (1) über das Glantal-Moos (2) ein Stück die alte Glan aufwärts (3) direkt hin zum Schwarzfurter Kreuz (4) an der Straße nach Feldkirchen zeigt, weil die rote Linie der Katastralgemeinden-Grenze mit der Stadtgrenze ident ist. Um endgültig Klarheit zu schaffen, muss man noch weiter zurückgreifen, nämlich in die Zeit wo das Frauenkloster im Zuge der Reformationsereignisse mangels Eintrittswilliger gänzlich aufgelöst werden musste, sich die in der Gegenreformation nur widerwillig katholisch gewordene Gemeindevertretung um eine, ihrer Meinung nach vernünftige Weiterverwendung der öd liegenden Gebäude Gedanken machte. Dem Vorschlag, darin ein sogenanntes Hofspital zu etablieren wurde nur recht zögerlich nahe getreten. Ganz so wie in der heutigen Politik, wurde erst einmal ein „Unterausschuss“ bestehend aus Herrn Hansen von Baseyo zu Praunsberg und einem Spitalmeister namens Hans Vischer gegründet, der das Für und Wider gründlich zu prüfen hatte. Im Bericht vom 16.11.1582 ist nebenbei sehr viel Interessantem über die Vermögensverhältnisse des ehemaligen Klosters zu lesen, aber auch über den Waldbesitz. Wörtlich heißt es „Wohlgedachtes Hofspitals Instruction vermag fünfzehn arme Personen gebührlich zu unterhalten. Des Hofspitals jährliches Einkommen tuat sumariter in Geld einhundertsechzig Gulden, in Getraid Weizen 47 Vierling, Roggenkorn 110 Vierling, Gersten 14 Vierling, Haber 266 Vierling. Das Getreid, sonderlich was Zehent ist wird zum Teil nach altem Herkommen mit Geld bezahlt.
Hofspitals Mayerschaft hat ungefähr Baufeld in 15 Stucken soviel man mit einem Zug bauen mag zwanzig Tag, jährlich auf den Wiesen fünfzig Fuder Heu zu führen, die Gemeinhalt ist gar schlecht, das Holz ist dermaßen weit gelegen, dass man einen Tag nicht mehr als eine Fuhre tun kann, Winters zeit sollen 6 Stätten Feuer gehalten werden“.
Dies alles zusammen eröffnete, beabsichtigt oder nicht, schon eher negative oder zumindest unsichere Projekt-Aussichten, erst recht, wenn man dann noch den Personalbedarf und alles Drum Herum wie folgt veranschlagt: „Zu solcher Meyerschaft muss man zum wenigsten haben einen Ross-Zug und 2 Ochsen-Zug, 10 Kühe und allerlei Vieh die Notdurft Mayervolk (außer der Roboter und Tagwerker, deren auch viele sein müssen) vier Knecht, vier Hälterlan, (Halterbuben) vier Dirnen und sonst für die Pfründ und das gemeine Haushalten fünf Dienstboten, also dass allenthalben über 20 ordinary Dienstboten sein sollen und im übrigen, sei man schon vom Vorgänger her stark verschuldet!!!“
Als es schließlich 1584 zur kommissarischen Prüfung der Spitalsverwaltung mit unbekanntem Ergebnis kommt, scheint die Idee eines Hofspitales endgültig gestorben zu sein. Das darauf noch folgende Geschehen rund um Kloster und Klosterkirche ist in der Literatur einigermaßen behandelt worden und könnte einmal für einen interessierten Leserkreis nacherzählt werden.
walter.wohlfahrt@gmail.com (blog: https://altstveit.wordpress.com

Face-Lifting am Personenbahnhof St. Veit/Glan

Februar 26, 2014 um 18:54 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Im Jahre 1912, als die Titanic im Nordatlantik auf einen Eisberg auffuhr und sank, meinte man in unserem Städtchen noch, es würde hier mit dem neuen Hauptbahnhof die Sonne einer gesicherten und viel versprechenden Zukunft aufgehen. Der erst einmal in Gang zu bringende Fremdenverkehr würde jetzt mit Sicherheit Gäste aus der ganzen Monarchie nach St. Veit bringen. Eine wirtschaftliche Belebung wäre die logische Folge. Endlich sollte St. Veit direkt am Schienenstrang Wien-Triest Anschluss finden. Die Zeit, wo die Schnellzüge von Launsdorf die Strecke über Podeblach nach Glandorf und weiter nach Klagenfurt nahmen, wäre dann endlich vorbei. Die Kronprinz Rudolfsbahn käme von Launsdorf, Reipersdorf und über die hohe Brücke bei Keutschachhof direkt nach St.Veit. Im sogenannten Gleisdreieck ging es dann links nach Glandorf, rechts in das Glantal und über die bereits bestehenden Strecken weiter nach Klagenfurt bzw. Feldkirchen-Villach.  Dort gab es 1869 vorerst noch keine Anbindung an die private Südbahn, die 1863 von Marburg her kam, weil sich die Südbahn noch eine zeitlang zierte. Die Konkurrenzbahn hatte daher in beiden Städten zunächst noch eigene Kopfbahnhöfe, also je einen Rudolfsbahnhof zu bauen.

Ein Bonmot von damals: Was haben die Beamten der Südbahn denen der Rudolfsbahn voraus? Ganz einfach, die Rudolfsbahner haben die Krone auf der Mütze, die Südbahner hingegen in ihrer Tasche. Die einen waren nämlich Staatsbahner, trugen als Emblem die kaiserliche Krone, die anderen hatten eine Aktiengesellschaft zum Arbeitgeber, verdienten bedeutend besser und hatten das damalige Geldstück, eben die Krone, im Sack!

Nach zweijähriger Bauzeit erfolgte am 30. September 1912 die feierliche Eröffnung. St. Veit hatte ein schönes Schmuckstück mehr. Nicht der Anschluss an das Eisenbahnnetz an sich war es, was es zu feiern galt. Es ging um die scheinbar glänzenden, wirtschaftlichen Aussichten. Leider gab es schon zwei Jahre danach Krieg, nach weiteren vier Jahren den totalen Zusammenbruch des Staates. Alle Hoffnungen waren dahin.

Bleiben wir jedoch vorerst noch im Jahre 1912! Was hier entstand, war ein einmaliges Kunstwerk, höchst modern, ein Bahnhof komplett im Jugendstil. Wo gibt es Dergleichen in der Eisenbahngeschichte? In kleinen Details schimmert heute noch da und dort etwas vom einstigen Glanz in unsere Tage her: da wären einmal die schmiedeeisernen Gitter und Blumenkörbe auf den Bahnsteigen (Körbe nur am Bahnsteig 1) sowie die Verfliesung der Unterführung. Beides wird heute, beim kurz vor dem Abschluss stehenden Bahnhofsumbau, sehr wohl erkannt und nach Möglichkeit bewahrt. Viel anderes Wertvolles ist leider für alle Zeiten verloren. So z.B. der kleine aber stilvolle Warteraum der zum behindertengerechten WC wurde! Aber wo fährt jetzt ein  Zug nach Hüttenberg? Wo findet man die Gebäcksaufbewahrung, wo die Bahnhofsrestauration mit Speiseräumen erster und zweiter Klasse? Wo sind die schönen Innenräume mit ihrer Original-Ausstattung geblieben? Hier werkten einst Fahrdienstleiter mit roter Mütze. Da wohnten einmal Bahnvorstände im Hofratsrang! Immerhin wurden in den besten Zeiten an die 450 Bedienstete der drei Bahnhöfe (Personen- Verschiebe- und Güterbahnhof) von hier aus dirigiert: Stellwerker, Verschub-Personal, Weichensteller, Bahnwächter, Heizhaus-Arbeiter etc. , dann vom fahrenden Personal: Lokführer, Heizer, Zugführer, Schaffner, Kontrolleure etc. etc. Ja ein Hofrat, sein Name ist nicht mehr bekannt, muss es wohl gewesen sein, sonst hätte unser städtischer Kultur-Pabst, Dr. Karl Ginhart,  nicht – ein wenig sarkastisch zwar –  vom Bahnhofgebäude als Hofrats-Stöckl schreiben können. Ginhart war wohl der Meinung, das Bahnhofgebäude hätte sich der alten Stadt, deren Erscheinungsbild und Bausubstanz besser anpassen sollen.

Nostalgie Kopie

Dass man den Tunnel in Richtung Weyerfeld geöffnet hat und dass man jetzt mit Aufzügen Barrieren beseitigt, die Bahnsteige und Stiegen neu gestaltet, muss als Gewinn vermerkt werden.  Wie überhaupt gesagt werden darf, mit der neuen Taktung des Fahrplanes ist Bahnfahren nicht nur für Schüler und Pensionäre, sondern vor allem für Pendler wieder in.

Kleiner D´rüber-Streuer: Als es seinerzeit endlich dazu kam, die Ankunft des ersten Schnellzuges und die hohen Festgäste aus Wien zu erwarten um gemeinsam zur offiziellen Eröffnung zu schreiten, war die St. Veiter Prominenz total aus dem Häusl! Leo Knaus veranlasste namens des örtlichen Männergesangsvereines und nach vorher eingeholter ortspolizeilicher Erlaubnis, einen mitternächtlichen Marsch vom Stern-Hotel über den Unteren Platz, Kasern-Gasse (Herzog Bernhard Platz), Bahnhofstraße (richtig Klagenfurter Straße) zur Haltestelle (heute Westbahnhof) unter Vorantritt der Stadtmusikkapelle. Von dort fuhr man das neue, kurze Teilstück im Sonderzug zum Hauptbahnhof, wo man schließlich der Eröffnungsfeier in den prunkvollen Speisesälen entgegen sah.         Walter Wohlfahrt

Erschienen in Stadt Blattl Jän. 2014

Episoden aus Alt St. Veit

April 28, 2012 um 15:50 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Von Kindern und Narren kann man die Wahrheit erfahren

Diese Weisheit war nicht nur den alten Gendarmen gut bekannt, auch ein Herr Doktor Lemisch verstand es damit umzugehen. Doch davon später. Der heutige Aufsatz verfolgt einen etwas anderen Zweck.

Nach mehr als zwanzigjähriger, ununterbrochener Tätigkeit sind von mir in der „Kärntner Landsmannschaft“, in „St. Veit Kommunal“, im inzwischen eingestellten „Zentrum Kärnten“ und neuerdings im „Stadt Blattl“ in Summe mehr als 120 Aufsätze erschienen. Die Schwerpunkte lagen auf „Glantal“ und „Stadt St.Veit“. Da ist es wahrlich an der Zeit, den geneigten Lesern einmal ein großes Dankeschön zu sagen. Danke für die zahllosen, meist  positiven Rückmeldungen, für die wertvollen Anregungen, Ergänzungen und Ermunterungen, ob mündlich, ob am Telefon oder in schriftlicher Form. Viel Erfrischendes, manch Neues, das eine oder andere auch Weiterführendes habe ich so erfahren und meinem Computer-Hirn einverleiben dürfen. Immer wieder regten Texte wie Bilder die Phantasie und das Erinnerungsvermögen auf Leserseite an. Hieß es einmal, „da ist ja mein Großvater drauf zu sehen, der Straßenmeister von 1929“ so kam es ein andermal zu willkommener textlicher Erweiterung des Wissensstandes. Erstaunlich dabei immer wieder, von woher überall Reaktionen eingingen, ob von Völkermarkt, Klagenfurt, Villach oder von Klein St. Paul!

Mit dem letztgenannten Ort wäre ich wohl bei einem der eifrigsten und liebenswürdigsten Vertreter meiner Fun-Gruppe angelangt. Namen nenne ich keine, denn Datenschutz geht heute über alles. Aber liebe Anekdoten und kleine Mitteilungen verdienen es, hier wiedergegeben zu werden.

Jetzt also kurz zurück zu Doktor Lemisch! Mein schon hoch betagter Gewährsmann, (Jg. 1926) von beneidenswerter geistiger Frische und mit einem Briefstil, der so manchen Mittelschüler von heute in den Schatten stellen könnte, war noch ein armes Schulbübchen. Man lebte draußen an der Wimitz, wo heute wohl noch die alte Mühle steht, vom ehemaligen Wohnplatz seiner Familie, es war das Sägewerk des Herrn Lemisch, aber nur noch bescheidene Mauerrest zu sehen sind. So arm die Zeiten und Verhältnisse einst waren, für die Kinder war das Sägewerk, das dazu gehörige Gerinne sowie ein fischreiches Gewässer für Vergnügungen in freier Natur stets attraktiv.

Beim Kölnhof gab es einen sogenannten Hunds-Bua. Was zu dessen Pflichten gehörte, werden wir gleich erfahren, denn eines Tages trat der Herr Doktor mit Fragen an die spielenden Kinder heran. „Habt Ihr den Hundsbuben heute schon gesehen?“ Ja, man hätte ihn schon gesehen. „Was hat er denn getan?“ Die Antwort „Er hat die Hunde in der Wimitz drin gewaschen“ war den Fragesteller eine Fünf-Schilling-Münze wert! Man stelle sich vor, fünf Schilling bedeuteten in den dreißiger Jahren für Kinder ein kleines Vermögen, dementsprechend groß auch die freudige Überraschung, so groß, dass man sich 80 Jahre später noch daran erinnerte. Von Lemisch weiß man, dass er manchmal großherzig handelte, es kann aber auch sein, dass er sich beim Anblick der Kinder daran erinnerte, welch geringen Lohn sein Sägemeister damals bezogen hat.

Wie sich ein Arbeitsunfall manchmal auch segensreich auswirken kann, beweist der nächste kurze Bericht. Als man aus purer Liebedienerei und wohl auch mit böserer Absicht, das Kärntner Kanaltal den Italienern verschacherte, musste man in allen Kärntner Städten Unterkünfte, sogenannte Kanaltaler-Siedlungen (in St.Veit heute Volkssiedlung genannt)

aus dem Boden stampfen. Wank und Tauche, die St. Veiter Baufirmen bildeten dazu eine Arbeitsgemeinschaft. Unser Erzähler hatte als junger Mann dort mitzuarbeiten, stürzte mit einer Schiebetruhe vom Gerüst und brach sich eine Hand. Als bald nach der Genesung das Arbeitsamt rief, stellte man fest, dass schwere körperliche Arbeit nicht mehr in Frage kam und beorderte ihn zum Dienst im Postamt, was er nie zu bereuen hatte. Ich vermute stark, dass er diesen glücklichen Ausgang nicht allein dem Unfall sondern auch dem Umstand verdanken hatte, dass er einst ein ausgezeichneter, ein strebsamer Schüler war. Das erkennt man auch daraus, dass ihm Stadtpfarrer Felix Fiebinger (Jg. 1879), den er heute noch in dankbarer Erinnerung hält, zur Erstkommunion einen sogenannten „Hochwasser“-Anzug schenkte. Die dreiviertel langen Hosenbeine entsprachen der damaligen Mode ärmerer Kinder von ausgesteuerten Vätern. Ausgesteuert sein, hieß damals, auf keinerlei weitere Unterstützung Anspruch zu haben.

Ein anderes Zeitkolorit enthält die folgende Kurzgeschichte: Von der Weyer-Säge wurden die Kinder, um Brot zu kaufen, zur Rassnig Mühle geschickt. Der Weg war kurz, der Einkauf bescheiden. Wenn sich die Geschwisterzahl trotzdem immer doppelt und dreifach beim Rassnig einfand, hatte das seinen guten Grund. Eine ältere Frau hatte dort ihre Freude daran, die hungrigen Seelen mit kleinen gebackenen Broten, Bosniaken hat man später dazu gesagt, zu beschenken. Originalzitate „So etwas vergisst man sein Leben lang nicht“ und „Wenn man im Gegensatz heutzutage sieht, wie viel Brot weggeworfen wird, bekommt man andere Zustände und ist entsetzt über solchen Frevel.“

Noch ein einziges Beispiel dafür, wie sich dankbare Leser von einem Aufsatz über den Unteren Platz animieren lassen: „Besagte Seilerin saß zum Unschuldigen Kinder Tag vor dem Geschäft in aller Früh mit einem dicken Mantel und einem großen Korb Semmel und teilte diese den Kindern aus, die ihr mit der Rute und einem Spruch Glück und Gesundheit wünschten. Zur damaligen Zeit eine besonders gute Tat. Neben der Seilerin gab es eine Art Büro, im Volksmund Stellenvermittlung, da es ein Arbeitsamt noch nicht gegeben hat. Daneben gab es noch den Gasthof Jiroschek, der dann einem Neubau weichen musste.“

Nicht vergessen soll sein, ein ganz besonderer Dank an dieser Stelle dem Herausgeber, Herrn Friedrich Knapp, Grafik und Druck, St.Veit, der meinen Gratis-Lieferungen auch immer wieder gratis und franko den nötigen Platz zur Verfügung stellt. Ich hoffe, auch allfällige Inserenten werden das zu würdigen wissen.

Der Verfasser fühlt sich durch Echos, wie oben teilweise mitgeteilt, reich beschenkt. Er will sich auch weiter für echte Lebensbilder/Alte Ansichten dankbar zeigen und Leser ermuntern sich ihm diesbezüglich anzuvertrauen, denn,  w a s   m a n   s c h r e i b t ,  d a s   b l e i b t .

Zu diesem Zwecke diesmal anstelle eines Bildes, meine volle Adresse caligraphiert,  wie es heute kaum noch beherrscht wird. Der ungenannte Künstler wird sein Werk wiedererkennen. Dazu Handy Nummer 0699 11096198 und Internet Adresse                                                                                                            walter.wohlfahrt@gmail.com

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