Altes Kegel-Spiel in Kärnten und seine Ausdrücke

Dezember 24, 2012 um 18:49 | Veröffentlicht in St.Veit | 1 Kommentar
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Beim Kegelspiel verhält es sich ähnlich wie bei Fußball oder Eishockey. Das bloße Zuschauen ist schon unterhaltsam genug. Die Feinheiten offenbaren sich aber doch nur dem, der die Spielregeln kennt. Diese Regeln und einige, mitunter sehr alte, nur den wahren Könnern und Kennern vertraute Ausdrücke, die teils mittlerweile sogar in die Alltagssprache übergegangen sind, sollten vor dem Vergessen bewahrt werden.

Kegeln ist ein uralter und weit verbreitet gewesener Volksbrauch. Mit dem Sterben der Landgasthäuser ist leider auch auf diesem Gebiet ein Niedergang zu verzeichnen. Die inzwischen fast schon wieder aus der Mode gekommenen „Vollautomtischen“ haben eigene Regeln und gehören nicht hier her. Wir reden von den alten Bahnen und von den alten Scheibern, mit niedrigsten bis zu höchsten Weihegraden. Der einfachste darunter war der

Sonntags-Scheiber. Sein Charakteristikum bestand darin, daß er die karge Freizeit in netter und geselliger Runde zuzubringen trachtete. Der Sonntags-Scheiber war mäßig talentiert, spielte mit kleinstem Einsatz und aus purem Vergnügen. Die Konkurrenten waren in etwa seinesgleichen und fast nur aus dem örtlichen Bekanntenkreis. Das Bestreben des Wirtes war dahin gerichtet, die zechende Gesellschaft zu halten. Die Ansprüche auf die Qualität der jeweiligen Kegelbude waren gering. Oft genügte eine einfache Erd- Sand- oder Rasenbahn. Im Mittelpunkt des Geschehens stand eindeutig die Unterhaltung. Die nächste Steigerung stellte der Kirchtags-Scheiber dar. Dieser mußte schon damit rechnen, daß zum Kirchtag auch Gäste und Scheiber aus den Nachbarorten erschienen. Wer von diesen zur Kugel griff, verstand schon etwas mehr „vom Geschäft“. Er hatte sich bereits mit anderen gemessen und scheute kaum ein größeres Risiko, auch war er es gewohnt, das „Seitenspiel“ zu pflegen, das heiißt gegen mehrere Partner gleichzeitig zu „setzen“. Für solche Könner war eine lehmgestampfte Bahn normal, auf der man seine besonderen Fähigkeiten ausspielen konnte. Spielten die Sonntags-Scheiber um Groschen und Kreuzer, galten bei diesen nur noch Schilling und Doppler. Das Vergnügen trat zurück. Spannung, Gefahr und Chancen wurden angestrebt. Oft prahlte man mit gefüllter Brieftasche und betrieb damit „Psychologische Kriegsführung“. Einem armen Habenichts flatterten dann alsbald die Nerven, auch wenn er ansonsten im kleinen Kreise eine sichere Hand sein Eigen wußte. Die Krönung ist jedoch der                      Markt-Scheiber. Er gehörte zum unbedingten Adel unter den Keglern. Man konnte sich darauf verlassen, daß nur die Allerbesten aus den verschiedenen Talschaften am Wiesenmarkt in die „Fußung“ traten, denn da gab es weder Vergnügen noch Erbarmen. Geldscheine bedeckten den Boden. Es gab regelrechte Spezialisten für Sand- oder Lehmbahn. Diese wenigen Erlauchten kannten einander gut, suchten sich oder gingen sich bewußt aus dem Weg, je nachdem, ob sie oder ihr Gegenüber sich in guter Form fühlten oder nicht. Beim teuren und gewagten Spiel, egal ob mit Karten oder Kugel, waren gute Nerven, Einfühlungsvermögen, heller Geist und sicherer Blick das um und auf.

Nach dieser Einleitung jetzt zu den wichtigsten Spiel-Regeln. Grundsätzlich kennt man zwei Spielarten, die eine ist auf gut kärntnerisch das Schantzln (Das Wort kommt wohl aus dem Französischen, die Chance, was ein Hinweis dafür sein kann, daß auch einmal noblere Leute diesem Spiele frönten) auch Putz-Weck genannt. Die andere nennt man die Kafrische. Während beim Schantzln jeder Spieler zu Beginn setzt, also den Einsatz hinlegt, nur einen Schub hat und am Ende des Durchganges der beste die Schantz abzieht, gibt es bei der Kafrischen die Möglichkeit so lange nachzusetzen (nachzukaufen) bis man meint, mit seinem guten Schub „stehen bleiben“ zu können und keinen weiteren Nachkauf zuzulassen. Das kann gut gehen oder auch nicht. Wird der Scheiber, der stehen blieb nicht übertroffen, dann zieht er alles angesammelte Geld ab, sonst eben ein anderer.

Der Ausdruck Kafrisch kann aber auch bedeuten, daß bei der einen oder der anderen Spielart mindestens zwei Teilnehmer die gleich hohe Wertung erreicht haben und die schlechteren Kegler nachkaufen müssen. Das kann sich sogar mehrmals wiederholen und zu ganz erklecklichen Schantzen führen, bis es einem allein gelingt, diese fette Kafrische zu knacken.

Ein Spiel beginnen oder neu beginnen heißt anstechen. Auch wenn man sich eine zeitlang auf eines der obigen Spiele geeinigt gehabt hatte, steht dem jeweiligen Anstecher das Recht zu, die Spielart zu wechseln oder den Einsatz zu verändern. Die Mitbewerber haben dann nur zwei Möglichkeiten, entweder akzeptieren oder aufhören. Sollten alle anderen oder die Mehrheit aufhören, dann wird man weitersehen oder ganz aufhören müssen. Vorgesagtes gilt auch bei der grundsätzlichen Entscheidung, spielt man Wöller nachner oder Wöller mehr? Das heißt zu deutsch, wer kommt näher dem Eck oder wer trifft einfach mehr Kegel, egal welche. Während das Wer-näher-Spiel fast nur mit Einzelspielern läuft, ist beim

Wer-mehr-Spiel auch das Partie-Scheiben, also der Kampf einer Gruppe gegen eine andere möglich. Dabei geht es dann seltener um Geld, eher um ein Getränk und/oder Gulasch.

Das Partie-Scheiben setzt jedoch eine etwas gehobenere Ausstattung voraus, wie sie eigentlich nur städtische Bahnen aufwiesen, wie etwa die schönste, längste, gepflegteste und berühmteste Kegelbahn, die vom Grabenwirt in St.Veit. Sie stand dort, wo heute die Autos im Stadtgraben geparkt werden und  jenseits der Straße – heute Gendarmerie-Posten – sich das Grabenwirt Gasthaus befand. Die Kellnerin mußte zig mal am Tage mit den Bierkrügen die Straße übersetzen. Beim heutigen Verkehr bräuchte sie dazu den Mut eines Kamikaze-Fliegers, oder doch nicht, denn es gibt ja einen Zebrastreifen dort. Ja beim Grabenwirt verkehrten und kegelten mit Vorliebe die Eisenbahner. Ob aktiv oder im frühen Ruhestand, das Bedürfnis nach Bier und Zerstreuung war groß. Der reiche Vorarberger als Wirt, so sagt man, war keineswegs zu stolz, selbst dem geringsten seiner Gäste, das Rindsgulasch – Preis

e i n   Schilling – höchst persönlich zu servieren.

Die landläufige Ausstattung einer Kegelbahn war denkbar einfach: eine Sitzbank für die Spieler, der berühmte Laden, also das Holzbrett in der Bahnmitte, links und rechts der Bahn die sogenannte Planken als hölzerne Seitenbegrenzung. Diese durften von der Kugel nicht berührt werden. Ein mehr oder weniger durchlässiger, mehr oder weniger gepolsterter Kugelfang und ein mehr oder weniger gesicherter Platz für den Aufsetzer. Wenn es hoch kam, dann gab es da noch eine schiefe Ebene in Form einer Rinne, die den Kugelrücklauf automatisierte. Das Wichtigste aber waren doch Kegel und Kugeln. Es gab gewöhnliche Holzkugeln, große, mittlere und kleine, denn die Scheiber hatten höchst verschieden große Pratzen. Kennzeichen eines gewissen Luxus war allemal das Vorhandensein einer sogenannten Sanktus-Kugel. Diese war sehr wertvoll und nur über ausdrückliches Verlangen und schon gar nicht von jedermann zu haben. Lignum sanctum (Heiliges Holz) gewinnt man vom Pock-Holz-Baum, auch Franzosen-Holz-Baum genannt. Dieses soll schon 1508 von den Spaniern aus Santo Domingo nach Europa gebracht worden sein. Jedenfalls handelt es sich dabei um ein splintarmes, hartes und sehr schweres Holz, daß u.a. einst sogar für Achsenlager und Radbüchsen Verwendung fand. Zwei Werkzeuge gehören noch genannt, die hölzerne Kruken für das Ebnen der Sandbahn und die große Klatschn, welche man zur Glättung einer Lehmbahn benötigte. Sandbahnen waren flach, Lehmbahnen hingegen gespannt, das heißt, gegen die Bahnmitte zu leicht gewölbt.

Das Kegelkreuz oder das Kramanz besteht bekanntlich aus neun Kegel gleichmäßig in ein Quadrat gestellt, wobei die Ecke des Quadrates zum Kegler gekehrt ist. So erscheinen aus der Sicht des Keglers in der Mitte des Kegelkreuzes  d r e i   links und rechts davon je  z w e i   und ganz außen je   e i n   Kegel, gibt zusammen neun. Beim „wer näher“ hat jeder Kegel seine besondere Wertigkeit. Der höchste ist der Eck, dernächste der König und schließlich der Bismark, alle hinter einander in der Mittelreihe. Der Wert des Eck ist zu steigern durch jeden dazufallenden Kegel, man sagt dann „Eck zwei“, „Eck drei“ usw. Die Wertigkeit nach unten fortsetzend folgt jetzt die hintere Dam(e) von innen, dann die vordere Dam(e) aus den beiden Zweier-Reihen links und rechts der Mitte. Gelingt jemandem der Durchschub zwischen Mittelreihe und einer Damenreihe, so ist der Schub zwar weniger wert als jeder Mittelkegel aber mehr wert als jede Dame. Das nennt man dann ein Loch. Die zwei äußersten Einzel-Kegel nennt man die Bauern. Diese sind bei „wer näher“ uninteressant und werden gar nicht aufgestellt. Worauf die Kegel zu stehen kommen, ist in der Regel ein in den Boden eingelegter Holzrahmen. Es gab früher aber auch schöne, behaute Steinplatten und billigere Betonplatten. Wer weder Loch noch Kegel traf, der hat Plattn-g´fallt. Dieser Ausdruck, abseits der Kegelstatt gebraucht wollte sagen, man ist mit seiner Meinung total daneben, also „Thema verfehlt“.

Alle bisher beschriebenen Spiele kann man wiederum auf zwei Arten betreiben, je nachdem wo die Kugel zu allererst den Boden berühren muß/darf. Man spricht vom Laden-Scheiben, wenn die Kugel unbedingt auf dem in der Bahnmitte eingelegten Laden (Brett) ihren Lauf zu beginnen hat. Gelingt dies nicht und fällt die Kugel außerhalb des Brettes, zählt der Schub nicht und der Einsatz ist verloren, ganz egal was sie trifft. Man spricht dann verächtlich von einem Wach-Schub oder vom Wach-Scheiber (wach = weich). Dieser Ausdruck ist längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen und bezeichnet einen schwachen, unzuverlässigen Charakter. Beim Ladenscheiben kommt es darauf an, mit einem scharfen, geraden Schub nicht von der Mitte abzuweichen und so die besten Ergebnisse zu erzielen.

Die gegensätzliche Spielart ist das Wach-Scheiben von Haus aus. Hier steht der Kegler rechts der Mitte, ein Linkshänder natürlich links der Mitte und legt die Kugel regulär ins Weiche. Der Spieler trachtet hier, der Kugel so einen Drall zu geben, daß sie von der Seite kommend letztendlich möglichst die Mittelkegel erreicht. Der Eck-Kegel ist in jedem Fall der wichtigste, weil von dort aus die beste Schlagkraft wirksam wird. Es kommt dabei entweder zum Durchstich d.h. es fallen alle Mittelkegel oder zu einem Zweier- , Dreier- (=Kreuzschläger) oder Mehrfachschläger. Der Weich-Schub kann auf zweierlei Weise ausgeführt werden. Erstens, hoch-breit-und gestürzt, will sagen, die Kugel wird weit geworfen, ziemlich breit gelegt und mit großem Drall versehen, um auf die Mitte zuzulaufen. Zweitens, als sogenannter Schleifer. Beim Schleifer, auch Halter genannt, wird die Kugel gefühlvoll und ohne Wurf zu Boden gebracht, gerade mit so viel Kraft und Drall, daß sie auf solche Weise möglichst den Eckkegel trifft. Die Entscheidung ob so oder so, trifft jeder Scheiber für sich. Es kann auch nach Herzenslust variiert werden. Das Wie ist ganz egal, Hauptsache es wird was getroffen.

Will jemand neu in ein laufendes Spiel eintreten, muß er nicht lange fragen. Sonst bekommt er zu hören, „Lei eina, mehr Küah, mehr Milch“ oder, „mehr Ochsen, mehr Mist“ . Am besten, er sagt einfach „Neuscheiber“ , wartet das Ende der laufenden Schanz ab, setzt seinen Obolus und stellt sich hinten an. Das oberste Gebot lautet dann und immer wieder „Vorscheiber merken!“

Zum Schluß ein kurzer Nachtrag: Wie für Schützen die Bestschießen, so gab und so gibt es heute noch Best-Kegelscheiben für Kegler, wie  ein handgeschriebenes  aber undatierte Einladungsschreiben des Wirtes Kernmayer aus Rabensdorf von etwa 1900 beweist. Auch Vereine oder die Feuerwehr können als Veranstalter auftreten. Mitunter geschieht dies auf betonierten Bahnen, die zur Winterszeit dem Eisstockschießen dienen. In diesen seltenen Fällen sind allerdings Gummikugeln in Gebrauch.

Walter Wohlfahrt    in Kärntner Landsmannschaft, Oktober  2004

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Gendarmen auf Wanderschaft

Juni 5, 2012 um 16:20 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Seit Einführung der Gendarmerie in unserer Stadt, also seit 1850 sind die St. Veiter Gendarmen schon mindestens zehnmal umgezogen. Im Schnitt musste alle 15 Jahre der Standort wechseln. Die letzte Adresse, Platz am Graben 1 sollte für die Gesetzeshüter und die für die öffentliche Sicherheit Zuständigen vielleicht wohl eine längere Bleibestätte sein.

Die Einführung der Gendarmerie im alten Österreich des Jahres 1850 hatte den Zweck, allen künftigen politischen und sonstigen Unruhen nach den Ereignissen von 1848/49 vorzubeugen. Der Chronist irrt, wenn er meint, es sei die Antwort auf die zuvor von den Wolscharträubern ausgegangene Verunsicherung der Landbevölkerung. Die Obrigkeit konnte wohl vorübergehend auf die neu geschaffenen Bezirksverwaltungsbehörden, keinesfalls jedoch auf die Gendarmen verzichten. Viel zu frisch waren noch die Erinnerungen an die vorangegangenen Aufstände innerhalb und außerhalb des Reiches. Die Zuständigkeit der Gendarmerie erstreckte sich ursprünglich auf den gesamten Gerichtsbezirk St. Veit. Erst viel später kam es zur Schaffung weiterer Kommanden und zwar 1.2.1891 Kraig, 1.1.1902 Launsdorf und 1.8.1911 Feistritz-Pulst (Radelsdorf). Von 1850 bis 1860 soll der Gendarmerieposten die Adresse Klagenfurter Vorstadt 26 (heute Klagenfurter Straße 49. Die Nachschau im Landesarchiv, Landtafel Tom XXII Folio 408 ergab, dass es sich dabei um die einstige Wasserleitkeusche, ganz alte Hausnummer 238 handelte und dass darauf tatsächlich ein Bestandsrecht, d.h. ein Mietrecht zu Gunsten des k.k. Aerars gemäß Vertrag vom 30.6.1854 verbüchert war. Die diesbezügliche Löschung stammt aus dem Jahr 1861. Weil die folgenden Mietverträge selten grundbücherlich sichergestellt erscheinen, wird man über deren Umfang und Lage der Räume meist nicht unterrichtet. 1860 rückte man der Stadt etwas näher um dann 6 Jahre im Rainerhaus, Klagenfurter Vorstadt 37, später Klagenfurter Straße 21 untergebracht zu sein. Ab 1866 ist man für einige Jahre am Oberen Platz. Haus Nr. 9 (Vermieter von 1860 bis 1879 war Johann Götz)  und Haus Nr. 13 (Vermieter bis 1905 war die Familie Feistl) tragen heute noch die gleichen Hausnummern. Jetzt entdeckt man in der Gendarmerie-Chronik erstmals amtlich, dass im nahen Glandorf zunächst Jäger, dann Dragoner und schließlich Husaren stationiert waren und dass es dort einen Exerzierplatz gegeben hat. Mit der Kriegserklärung an Rußland, 5.8.1914 zog das Militär von St. Veit fort um nie mehr wiederzukehren.

Zuvor schon kam es zu neuerlicher Übersiedlung des Postens in die Villacher Vorstadt Nr. 64 in das Haus von Frau Albine Lippitz (heute Sonnwendgasse 2), wo man von 1905 bis 1917 blieb. In diese bewegte Zeit fällt eine ganze Reihe bemerkenswerter Ereignisse: 1906 nahmen angeblich zwei Parteien, nämlich der Hausbesitzerverein, ein Zusammenschluss der Konservativen und als Gegenstück der Kommunalverein (klingt fast schon nach Kommunisten) ihre politische Tätigkeit in St. Veit auf. 1910 bis 1912 drückte der Bahnbau Launsdorf-Goggerwenig-St.Veit mit seinen rund 1.200 Beschäftigten aus aller Herren Länder, dem Stadtleben seinen Stempel auf. Der Gendarmeriepost war deshalb vorübergehend um zwei Mann zu verstärken. Lebhaft bedauert unser Chronist, dass der erhoffte Segen des Bahnbaues und die folgenden Anstrengungen der Stadt, sowie die großen Bemühungen des örtlichen Verschönerungsvereines um eine Belebung des Fremdenverkehrs durch den Kriegsausbruch mit einem Schlag zunichte gemacht wurden. Gallizien wurde von den Russen überlaufen, was zu einer Flüchtlingswelle unerhörten Ausmaßes führte und so trafen auch in St.Veit schon am 21.9.1914 per Güterzug 432 heimatlos gewordene Menschen ein, darunter ein Geistlicher namens Leo Biresky. Er dürfte mit der Behandlung seiner Schutzbefohlenen nicht zufrieden und vielleicht gar in Äußerungen hinsichtlich einer politischen Verantwortung etwas unvorsichtig gewesen sein. Kurzum, wegen Störung der öffentlichen Ruhe wurde er am 21.10. verhaftet. Über sein weiteres Schicksal herrscht amtliches Stillschweigen. Am 11.11.1914 erfolgte jedenfalls der Weitertransport aller Flüchtlinge in das „Konzentrationslager Wolfsberg“. Noch manch andere Arbeit wartete in diesen bedrängten Tagen auf unsere Gendarmen. Schon am 20.3.1915 kamen die ersten 200 russischen Kriegsgefangenen hier an und wurden in Hohenstein bei Pulst interniert. Mit dem Kriegseintritt Italiens gegen Österreich ergeht an die Gendarmen der Befehl, alle sogenannten „Reichsitaliener“ – und deren gibt es nicht wenige – der Bezirkshauptmannschaft vorzuführen. Diese wurden in der Folge vom Kleinkind bis zum Opapa um sie der nahe gerückten Feindgrenze fernzuhalten in Internierungslager bei Leibnitz und gar bis Burgenland abgeschoben, weil man in ihnen ein Sicherheitsrisiko zu erblicken glaubte.

Noch 1917, ein Jahr vor Kriegsende müssen die Gendarmen wieder packen und umziehen. Es geht ins Haus Villacher Vorstadt 63, seit 1929 Landstraße 8, heute Ossiacher Straße 11 bezeichnet, kurz ins Kuttnig Haus. Einem verbücherten Mietvertrag 1934 ist zu entnehmen, dass die zwei einfenstrigen Zimmer im 2. Stock, eine Holzlage, sowie die Mitbenützung von Abort und Wasserleitung den Mietgegenstand bildeten. Von hier aus tragen die Gendarmeriebeamten zusammen mit der Städtischen Sicherheits Wache Sorge dafür, dass die aufs äußerste beunruhigte Stadtbevölkerung vor den zwölf Tage lang rückflutenden Militärs so gut wie möglich beschützt sei. In Kärntens schwerster Zeit, genau vom 1.10.1919 bis 30.5.1920 beherbergt Hotel Stern in St. Veit sogar das Landes-Gendarmeriekommando, welches von hier nach Tanzenberg und erst am 25.10.1920 wieder nach Klagenfurt verlegt wird. Unter 1921 ist sowohl die Bildung des Heimatschutzbundes in St. Veit, Hörzendorf, St. Donat und Obermühlbach wie auch jene des Republikanischen Schutzbundes St. Veit vermerkt. Hier Grund- und Hausbesitzer, Bauernsöhne, Handwerksmeister, Angestellte, Beamte dort Fabriksarbeiter und vorallem Eisenbahner. Sehen die einen ihr Land, ihr Hab und Gut von außen wie von innen bedroht, so sorgen sich die anderen mehr ums Überleben der jungen Republik und um Fortbestand ihrer neuen politischen, arbeiterfreundlichen Errungenschaften. Waren die bisherigen Anforderungen an die Gendarmen nicht schon groß genug, die stärksten Herausforderungen stehen ihnen mit der Zuspitzung der innenpolitischen Verhältnisse aber noch ins Haus! Bürgerkriegsartige Zustände, Machtwechsel und Parteienverbote bis hin zu hochverräterischen Gewalttaten, all dies trug sicher nicht dazu bei, den Gendarmen einen nur halbwegs erträglichen Dienst-Alltag zu gestatten. Die hochdramatischen Geschehnisse von 1934 liegen noch keine drei Jahre zurück, da zog die Gendarmerie schon wieder um. Das Eckhaus Klagenfurter Straße 45 gehörte seit 1923 dem Verein „Arbeiterheim St. Veit“ und beherbergte Arbeiterkammer, Partei- und Gewerkschafts-Diensstellen. Dem schon angesprochenen Parteienverboten folgt für die Sozialisten alsbald der Vermögensverlust und so stand ab 1936 der „Österreichische Bundesschatz“, wenn auch als unrechtmässiger, jedenfalls als neuer Eigentümer fest. Hier wurde 1937 die Gendarmerie einquartiert und verblieb bis zum 28.2.1945, als ein Bomben-Volltreffer die neuerliche Umsiedlung erzwang. Bis 1947 dienten provisorisch freigemachte Räume im Bezirksgericht als Postenkommando. Das war natürlich eine Notlösung. Deshalb mietete man sich von 1947 bis 1960 im Hause Meisterl, Klagenfurter Straße 24 ein, von wo man dann gemeinsam mit dem Bezirks-Gendarmerie-Kommando ins Erdgeschoß des Buwog-Neubaues in der Friesacher Straße 17 umzog. Haus und Unterkunft waren damals noch von der Friesacherstraße her zugänglich, welch letztere bis zum Jahre 1983 diente.

Der Standort, Platz am Graben 1 wird voraussichtlich weit über das Jubiläumsjahr 2000 hinaus gelten und es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass den Gendarmen von nun an ein seßhafteres und friedvolleres Dasein bescheiden sein möge.

Walter Wohlfahrt in St.Veit Kommunal 1998  (umredigiert 2012)

Alte Stadtwache

Mai 24, 2012 um 14:37 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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 Es ist wohl einleuchtend, daß eine alte Stadt wie die unsere schon früh eigene Organe für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung benötigte. Richter und Magistrat waren immerhin Errungenschaften der ältesten Zeit, wenn diese auch fast ausnahmslos die Rechtsbeziehungen von und unter den behausten Bürgern zu regeln hatten. Wer war aber damals für das einfache Volk zuständig? Da muß man wohl sehr weit zurückblättern, sofern überhaupt noch etwas darüber zu finden ist!

 Die Ratsprotokolle von 1752-1756 – sie befinden sich jetzt im Kärntner Landesarchiv –  enthalten diesbezügliche Beschlüsse des Jahres 1756 unter den Foliozahlen 58, 167 und 222. Ein einziger Eintrag sei stellvertretend zitiert. Es geht dabei um Johann Roßmann, Petlrichter, der angeblich damals „schon vor sieben Jahren zu diesem Dienste aufgenommen worden“ und mit dem ersten Kleid, sprich Dienstuniform, beteilt worden war. Sein Ansuchen um eine neue „Libarey“ (Libree = Uniform) wird vom Rat dahin beschieden, daß ihm ein neuer Rock gegeben werde und ihm der Schwarzrock (Kaufmann, selbst Ratsmitglied und zeitweilig sogar Bürgermeister) eine Hose liefern solle. Zur Deutung des Begriffes Petlrichter ist ein Judenburger Ratsprotokoll – siehe „Steirischer Wortschatz“ von Theodor Unger, Graz 1903 – vielleicht hilfreich. Dort wird der Bettelrichter im Zusammenhang mit Schelmen und Dieben genannt. Demnach hätte also unser guter Roßmann wohl hauptsächlich auf diese Klientel sein waches Auge zu werfen gehabt.

 Die Jahres-Rechnung der Stadt von 1849/1850 hat zwei Turmwächter und zwei Platzwächter auf der „Lohnliste“. Man wird nicht weit fehl gehen, in den Turmwächtern die im Dienste schichtweise abwechselnden Männer für den Feueralarm, in den anderen die für die allgemeine Sicherheit Zuständigen zu erblicken. Wie immer die Namen für den Wachkörper offiziell  auch lauteten werden,  für Ordnung war gesorgt. Friedrich Knaus schreibt in seinen Lebenserinnerungen, daß zu Ende der 1860er Jahre die Funktion der Nachtwächter durch den Polizei-Mann Legat ersetzt worden sei. Altbürgermeister Dr. Spöck erwähnt in seinem Bericht (Seite 120), daß es im Jahre 1912 einen Polizei-Wachtmeister und zwei Wachmänner gegeben hätte. Von einem Statut und einer Dienstvorschrift der Städtischen Sicherheitswache des Jahres 1897 berichtet übrigens das jüngst digitalisierte Stadtarchiv! Letzteres ist sogar zunehmend ergiebig, indem 1909 von einer Statistik der Jahrestätigkeit, 1913 über eine Anfrage wegen Bezügen und Dienstinstruktionen, gerichtet an die Stadt Gmunden die Rede ist, bzw. 1914 ganz allgemeine Erkundigungen zur Polizei-Wache in Brixen/Südtirol eingeholt werden. 1915 wird ein Aushilfswächter am Turm, in der Person des Franz Puschnig, angestellt. Die Feuerwache befand sich zu jener Zeit bereits im Kirchturm der Evangelischen Kirche, wo es schon deutlich wohnlicher war als im Turm der Stadtpfarrkirche, wobei die Stadt aus diesem Grunde auch einen entsprechenden Beitrag zum Turmbau geleistet hat.

 In den Krisenjahren 1918 bis 1920 hört man nur von einer „Bürgerwache“ , also einer Art Selbsthilfeorganisation, welche die Stadtbewohner vor Plünderungen und Übergriffen zu schützen trachtete. Erst 1921 kann man wieder von geregelten Verhältnissen sprechen. Es gibt eine Sicherheitswache mit 3 Wachmännern. Einer davon wird wohl das Kommando innegehabt haben. In diesem Jahr kommt es kurioserweise zum Beschluß, für die Ergreifung von Schleichhändlern etc. der Sicherheitswache und Gendarmerie eine Prämie auszusetzen. Von 1925 bis 1931 heißt es nur noch „Städtische Sicherheitswache“ und zwar geht es 1926 und 1929 jeweils um einen Jahresrapport und um den Autoverkehr (!), 1928 um verschiedene Verordnungen, wie etwa solche zur Stadthygiene, 1930 um Gehaltsfragen und 1931 um einen umfassenden Tätigkeitsbericht. Einen Einblick in die verschiedensten Dienstobliegenheiten der Städtischen Sicherheitswache bietet ein Auszug aus dem Jahresrapport von 1928, welcher vom Revierinspektor Johann Plöb persönlich gezeichnet wurde. Er lautet in Stichworten wie folgt: Betrug, Sittlichkeitsdelikte, Einschränkung der persönlichen Freiheit, Wachebeleidigung, Entweichung aus dem Elternhaus, 90mal Trunkenheitsexzesse,

1 Brand, 2 Selbstmorde, in Summe rund 20 Anzeigen, Einhebung von Lizenzgeldern für Sperrstundenüberschreitung, von Standgeldern an Wochenmärkten sowie von Strafmandaten und einiges mehr. Es ist ein weites Betätigungsfeld, was sich hier abzeichnet. Eine Notiz vom Mai 1933 in den städtischen Analen, entbehrt auch nicht einer gewissen Heiterkeit: Josef Klimbacher erwartet die Befreiung von der Hundesteuer, weil er außerhalb der Stadt wohnt und mit einem Schutz durch die Stadtwache nicht rechnen könne…… Dazu sollte man wissen, daß die seit 1850 bestehende Gendarmerie tatsächlich die längste Zeit nur für die Vorstädte und darüber hinaus, nicht aber für die Innenstadt zuständig war. Auch haben die Gendarmen nicht ganz zufällig ihren Sitz bis heute noch und nur mit einer einzigen, kurzzeitigen Ausnahme           a u ß e r h a l b  der Stadtmauern!

 Im April 1929 wird Johann Plöb, seit 1.1.1902 als Wachmann der Städtischen Wache im Dienste der Gemeinde, gemäß Bescheid der Landesregierung vom Dienste enthoben, „obwohl er sich nichts zuschulden kommen hat lassen!“ Ab 2 Mai dieses Jahres fungieren Georg Platzer, vermutlich als Kommandant, sowie die Wachmänner Arnold Thomas, H. Baumgartner, Richard Grabner und Florian Raninger, also in der Stärke von fünf Mann.

1936 – wir befinden uns inzwischen in der Zeit des Austro-Faschismus – hören wir davon, daß Josef G. wegen grober Verletzung der Dienst- und Standesvorschriften von der BUNDESSICHERHEITSWACHE entlassen wird, eine offenbar politisch motivierte Maßnahme. Die neue Bezeichnung des Wachkörpers ist entsprechend hervorgehoben.Von Interesse mag auch noch ein Beschluß des Jahres 1936 sein, wonach die Organmandatsstrafen auf jene Höhe angehoben werden sollen, wie bei der Gendarmerie bereits in Geltung..

 Zum Abschluß noch eine, wenn auch nicht vollständige Liste der länger gedienten und daher noch namentlich bekannten Stadtpolizisten: Franz Pucher, Georg Platzer, N. Roth, dessen Sohn beim Juli-Putsch 1934 dabei war, N. Jechart, er malte angeblich – und wenn sich mein Gewährsmann richtig erinnert – 1945 nicht Bilder, sondern Titosterne auf einige Häuser, Jakob Ebner, Hans Trixner, N. Juri, N. Selmaster, Johann Schuster, Ernst Mertelj, Hubert Heilig, Hans Wolf, Georg Koller und Stefan Robinig. Das Kommando hatten seit 1945 N. Selmaster, der wiedereingestellte N. Preißegger und bis zum Ende Polizeibezirksinspektor Alois Petautschnig.

 1971 wurde die inzwischen Stadtpolizei genannte und zuletzt fünf Mann starke Einrichtung der Stadtgemeinde endgültig aufgelöst und der Gendarmerieposten St.Veit hatte von nun an die alleinige Zuständigkeit für alle Belange der öffentlichen Sicherheit innerhalb und außerhalb der Stadtmauern. Die Ereignisse rund um die Postenauflösung wären ein eigenes Thema und sollen einer späteren Behandlung vorbehalten bleiben. Nur so viel, wäre die „Chemie“ zwischen den Hauptakteuren von damals eine bessere gewesen, so hätte St.Veit gleich wie viele andere, selbst kleinere Städte, noch immer ihre eigene Stadtpolizei.

Walter Wohlfahrt

Wiesenmarkt Anno 1823

Juli 31, 2011 um 16:03 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Durch diese gefährliche Enge zwischen Weberitsch-Haus und Klostergarten-Mauer führte einmal der Weg zum Wiesenmarkt 

„Das Schmettern der Trompeten bei offenen Fenstern und das wilde Gejauchze der mutwillig betrunkenen Burschen bis in den Morgen hinein störe die zum Frühgottesdienst gehenden, frommen Christen, ja selbst der Klang der Glocken werde davon  übertönt…..“

 Genau mit diesen Worten beschwert sich im Oktober 1823 Herr Stadtpfarrer Mathias Ferdinand Wudiel beim Magistrat der kaiserlichen Kammerstadt St.Veit über die seiner Meinung nach ungehörige  Tanzmusik. Wie sich die Zeiten ändern! Heute gibt es umgekehrt da und dort einen örtlich und geistlich fernen Schläfer, der sich über das allmorgendliche Schwingen und Klingen der nämlichen Glocken beklagt.

Der Stein des Anstoßes lag im Hause Nummer 8 am Oberen Platz, heute Kropfreiter Haus, besser gesagt beim damaligen Besitzer Michael Türk. Dabei hatte der gute Mann vorgesorgt und zeitgemäß um eine Lizenz für die Nächte vom 2. auf den 4. Oktober angesucht. Es war ja schließlich Wiesenmarktzeit! Michael Türk, damals 59 Jahre alt, wurde gerade ein Jahr davor zum Bürger aufgenommen und bei dieser Gelegenheit als hier geboren und als ein  Schmerstecher von Beruf bezeichnet worden. 39 Jahre früher scheint ein Anton Türkh, Maurermeister, in Hörzendorf geboren, im Bürgerbuch auf. Es wird sich dabei mit Sicherheit um Michaels Vater gehandelt haben. Michaels gleichnamiger Sohn erhielt 1851 Bürgerrecht.

Das hochinteressante Gebäude in dessen rückwärtigem Teil zur Bräuhausgasse hin vor langer Zeit Geheimprotestanten einen Gebets- und Versammlungsraum hatten, blieb genau 18 Jahre in den Händen der Familie Türk. 1816 von Josef Käfer, der es freiwillig ausbot, ersteigert, wurde es im Jahre 1834 an die Eheleute Kogelnig vertauscht, die das Anwesen nur kurz halten konnten. Auch die zwei Nachbarn links und rechts am Platze sind bekannte Leute: Johann Michael Wratitsch, 53 Jahre alt, geboren in Pettau, verheiratet, „Besitzer der Thomas Valesischen Handlung“, Bürger seit 1803 sowie Konrad Detrosin, 44 Jahre alt, geboren in Klagenfurt, ein bürgerlicher Kürschner. An der Bräuhausgasse gelegen, wirkte der gleichfalls bürgerliche Pfeifenschneider, Alois Archer mit Namen, 28 Jahre alt, verheiratet und in Klagenfurt geboren. Wie es sich schon in dieser Ecke der Stadt zeigt, war der Zuzug fremder Leute von außen allzeit recht beachtlich.

 Apropos Zuzug von außen. Zu Zeiten des Wiesenmarktes und eigentlich bis zur Vollmotorisierung wimmelte es in der Stadt vor Menschen. Nicht nur tags über, auch das Bleiben über Nacht war vielfach unumgänglich. Der uniformierte Stadtwächter hatte seine liebe Not und fast rund um die Uhr zu tun. Gendarmerie gab es ja noch nicht. Keinesfalls ein  jeder Besucher war automatisch willkommen. Es gab auch viele Herumtreiber und Leute, die das Tageslicht besser zu scheuen pflegten. In den Gasthäusern fand sich kein freies Plätzchen mehr. Die Wirte wetteiferten unter einander, leer zu machen, was sich nur irgendwie zum Tanzsaal eignete. Die Musiker der Stadt reichten nie aus. Von überall zogen Fiedler und Bläser heran, um die Besucher zu unterhalten und dabei ein bißchen Geld zu machen. Auf der Wiese gab es noch nichts dergleichen, nicht Musik noch Tanz. Weder Sebastian Weberitsch, noch Fritz Knaus erwähnen in ihren Erinnerungen Tanzböden oder ähnliches auf der Wiese. Bei Fritz Knaus heißt es sogar ausdrücklich, „Tanzböden waren auf der Wiese keine, dafür gab es in der Villacher Vorstadt beim „Hirschen“, am Oberen Platz beim Feistritzer, im Kaffee Konrad und später beim „Landsturm Peter“ lustige Tanzmusik“. Wenn der Abend kam, machten alle Verkaufsbuden dicht. Danach ging erst in der Stadt und in deren Wirtschaften so richtig „die Post ab“. Kein Wunder, wenn die Lizenzen heiß begehrt waren und zeitlich überzogen wurden, wo es nur irgendwie ging, wie es der Eingangsbericht über Michael Türk zur Genüge beweist.

 Die ortsübliche Hausbezeichnung „Zum Türkenwirt“ hielt sich im Volksmund noch lange, obwohl noch mindestens fünf Familien im Besitze folgten, ehe schließlich Ignaz Kropfreiter ums Jahr 1919 eine Lebzelterei einrichtete.

 Die ältest bekannte Hausbesitzerin hieß übrigens Katharina Millesi. Sie kommt schon im Steuerbuch des Jahres 1753 vor. Weil sie mit 8 Gulden für „eigenen Zins“, 30 Gulden „für Inleutzins“ und 5 Gulden für „leerstehend“ als Steuerbasis bewertet wurde. Das heißt, sie hat ihr Haus nur zu einem Fünftel selbst bewohnt, den größeren Rest hingegen vermietet oder leerstehend gehabt. Katharina Millesi, geborene von Aineth, war Witwe nach ihrem 1752 in Villach verstorbenen Gatten Simon Millesi.                                                                                        

Walter Wohlfahrt in „Zentrum Kärnten“   IX/2007

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