Das ist unser Bier!

August 17, 2015 um 18:17 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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In diesem schönen Sommer soll es passenderweise einmal um den edlen Gerstensaft gehen und das ist unser Bier….. Vom Bieradies zum Bierolymp oder umgekehrt ist es in St.Veit nur ein Katzensprung. Diese Adressen sind noch jung, die Geschichte des Bieres in unserer Stadt aber um so älter.

War St.Veit immer schon voll von durstigen Seelen? Es hat ganz den Anschein! Die größte Gruppe unter den mit Bürgerrecht ausgestatteten Herzogstädtern waren nicht die Kaufleute, auch nicht einzelne Handwerke, es waren die Wirte, die Steinbier- und Kesselbierbräuer. Sie gelangten teilweise zu beträchtlichem Vermögen und genossen dementsprechend großes Ansehen. Weil Berufsangaben im Bürgerbuch der Stadt (Landesarchiv Handschriften 2-2a) erst relativ spät üblich werden, können wir das Geschehen erst ab Beginn des 18. Jhdts. einigermaßen betrachten. Die Wirte wollen wir nur insofern, als sie sich auch mit eigener Biererzeugung beschäftigten, heranziehen. Man darf auch getrost davon ausgehen, daß nicht jeder Wirt und auch nicht jeder Bierbrauer sich um Bürgerrecht beworben hat und daß es folglich nicht die einzigen ihres Berufsstandes sein können, die tieferstehend genannt werden: Die in Klammern gesetzte Jahrzahl steht immer für die feierliche Bürgeraufnahme, verbunden mit der Ablegung des Bürgereides und mit der Entrichtung einer variablen Bürgertaxe.

Kesselbierprojer (Originalschreibweise) Gottlieb Kuchler (1704) zahlt 12 Gulden. Gelernter Bierbrauer Johann Zopf (1720) aus Radstadt zahlt 10 Gulden. Kesselbierbrauer Hans Georg Hauser (1724) im Salzburger Land geboren, 10 Gulden. Kesselbierbrauer Hans Suehsbauer (1725) ebenfalls vom Salzburger Land, 20 Gulden. Suehsbauer ist der erste Biersieder, den wir im Alten Bräuhaus in der Bräuhausgasse, damals noch Judengasse genannt, festmachen können. Von den Vorgängern wissen wir es nicht genau. Von einem Vertreter dieser Familie gesponsert und signiert findet sich eine Schützenscheibe im Stadtmuseum, den sagenhaften Schutzherrn aller Bierbräuer Gambrinus, König von Brabant darstellend. Kesselbierbrauer Andre Suehsbauer (1837), hier geboren, er zahlt 12 Gulden Taxe (1761) Bräumeister Anton Kernmayer, 1789 hier geboren und auch er bereits im Bräuhaus aktiv Zwischen diesen beiden Familien war eine Zeit lang der Stadtmagistrat selbst Inhaber der Bräuhütte. Man stellte es sich damals so vor, daß die umliegenden Wirte, welche bislang und stets unter höchster Feuergefahr für die Stadt, ihr Steinbier selbst machten, von nun an in einem gewissen Turnus, die städtische Bräuhütte an der Stadtmauer benützen würden. Die dort gewährleistete, bessere Aufsicht sollte Stadtbrände vermeiden helfen. Das ging aber nicht lange gut. Der Eigensinn und das zunehmende Ausweichen der Bierbrauer in die Vorstädte, ja sogar über die Stadtgrenzen hinaus, ließ die städtische Initiative bald versanden. Schließlich war der Stadtmagistrat froh, in Kernmayer einen Käufer gefunden zu haben, der sich damals sogar noch das sogenannte „Lazarett“ am Eingang des Vitus-Parkes miterhandeln konnte. Beim Lazarett dürfte es sich um das Krankenrevier der in der Stadt in Garnison liegenden kaiserlichen Soldaten gehandelt haben.

Steinbierbrauer Dominikus Trinker, (1800), 1762 hier geboren Steinbierbrauer. Anton Haß, (1808), am Pauffler’schen Haus in der Klagenfurter Vorstadt, 1767 in Goggerwenig geboren.

Steinbierbrauer Gregor Obenar (1841), (Spitalgasse 13) von Bleiburg und dort 1808 geboren

Wir haben nun über einen Zeitraum von 150 Jahren nur einmal die Brauhäuser betrachtet und dabei gesehen, daß neben den Steinbiererzeugern längst schon Kesselbierbrauer vorkommen. Was ist der Unterschied zwischen diesen beiden? Wer schon einmal über die Nockalm-Straße gefahren ist und dort im Karlbad gesehen hat, wie man die Bachsteine im Feuer erhitzt um damit das Wasser in den Badtrögen zu erwärmen, der hat schon die richtige Vorstellung vom Steinbiermachen. Um sich die Anschaffung eines teuren, damals nahezu unerschwinglichen, eisernen Gefäßes, also eines Kessels zu ersparen, den man allerdings zum bequemen Unterheizen und Sieden der Bierwürze hätte verwenden können, machte man den Sud im Holzschaff mittels erhitzter Steine. Aber nicht nur das, auch das Ausgangsmaterial war beim Steinbier meist minderwertiger, sprich Hafer statt Gerste und so eben auch die Qualität des Bieres eine sehr verschiedene. Dies führte schließlich auch dazu, daß Steinbier eines Tages immer weniger angeboten wurde.

Wenden wir uns nun jenen Wirtshäusern zu, die alle noch ihr eigenes Bier und zwar ausschließlich Steinbier hatten, und ebenfalls zu Bürgerehren aufgestiegen sind.

Mäz Zacharias (1758) mit dem Kemetter`ischen Steinbier-Wirtshaus, er kam aus Weitensfeld. Josef Schmidt (1758)  „so das Pauffler´sche Steinbier-Wirtshaus, Klagenfurter Vorstadt erkauft“ Josef Wernhamer (1759) kam durch Heirat der Martl Tochter zu Haus und Steinbierbräu. Lorenz Surtmann, (1763) Wirt am Gatter´ischen Haus und Steinbierbräuer aus Gurk gebürtig.  Simon Hochhalter(1770), hier geborener Wirt und Bierbrauer, Sohn eines Steinbierbrauers.  Anton Mayländer, (1770) Wirt und Brauer in der Friesacher Vorstadt, von Sand zugezogen.  Jakob Seidl (1771), Wirt und Steinbierbrauer am Kemetter-Haus, in Gurk geboren. Jakob Tolhamer (1791), Wirt und Steinbierbräuer, aus Kötschach gebürtig.

Josef Steiner (1824), Haus mit realer Steinbierbrau-Gerechtsame Villacher Vorstadt 156 aus Obermühlbach zugezogen und dort 1791 geboren. Josef Lebmacher (1834), Braumeister, 1810 hier (d.h. in der Stadt) geboren.

Im Jahre 1826 geht Johann Winkler, aus der Klagenfurter Vorstadt mit einer Beschwerde bis vor das Hohe Gubernium in Graz. Der diesbezügliche Vorgang liegt im Besitzveränderungs-Protokoll 1825-1835, im Landesarchiv Klagenfurt unter Signatur 189b verwahrt:

„Gemäß beiliegender magistratlicher Aufsandung vom 3. Hornung 1809, welche am 11.1.1811 grundbücherlich einverleibt worden, ist das Haus Nr6alt/222neu samt realer Steinbier-Gerechtsame auf mich gediehen. Weil ich aber nun ein gelernter Kesselbierbrauer war und ohnehin nur eine einzige Kesselbierbrauerei hier in St.Veit ausgeübt worden, so habe ich beim hohen Gubernium in Graz angesucht, daß meine erkaufte Steinbiergerechtsame in eine reale Kesselbiergerechtsame umgewandelt werden wolle. Meinem Ansuchen wurde in Folge des beiliegenden Dekretes vom 11. Juli 1812 stattgegeben, worüber aber der hiesige bürgerliche Braumeister Georg Kernmayer  r e c u r i e r t e , am 16. Feber 1813 jedoch (damit) abgewiesen wurde. Demnach bitte ich den löblichen Magistrat, wohlselber geruhe, die Einverleibung dieser Urkunde im magistratlichen Besitzumschreibungsprotokoll zu bewilligen.“ Daraus, daß Georg Kernmayer als einziger Kesselbierbräuer bezeichnet wird und daß auch kein anderer Brauer Einspruch erhoben hat, müßte man schließen, daß alle vorgenannten Kesselbierbräuer einzig und allein im Alten Bräuhaus in der Judengasse gearbeitet haben.

Die ältesten Gasthäuser sofern mit Steinbierbräu-Gerechtsame ausgestattet, waren danach Gasthaus Gautsch in der Villacher Straße, das heutige Haubenlokal Pukelsheim, Erlgasse 11 und der Gasthof Nagele in der Spitalgasse 13.

 

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Über Gasthaus-Namen von St.Veit

April 28, 2012 um 13:31 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Der ehemalige Steirerhof der Fam. Rohrer in der Klagenfurter Straße
 
Das älteste Gewerbe der Welt ist bekannt. Davon soll nicht die Rede sein, wohl aber vom Gastgewerbe, welches hier bei uns älter ist als die Stadt selbst. Wie kann man das behaupten? Ganz einfach! Ehe St. Veit zur Stadt wurde, war es kurze Zeit ein Markt, davor aber lange nur Dorf, kein unbedeutendes zwar, am Kreuzungspunkt von Fernwegen gelegen und natürlich ein Dorf mit Gasthaus.

Seit der Anlage eines Bürgerbuches im 16. Jhdt. sind Bürger namentlich bekannt, doch erst zu Ende des 18. Jhdt. bequemte man sich, den Namen  Berufsbezeichnungen beizufügen. Es ist ein Zufall, dass man vorher von Kaffeesiedern und erst in der Folge vom Gastgeb, vom Gastwirt, Bier- oder Weinwirt, am öftesten einfach nur von Wirten lesen kann. Vergleicht man die Angaben alter Adressbücher (Amts- und Adresskalender 1907-1915-1935), ergibt sich bezüglich Lokal-Gesamtzahlen nachfolgende Entwicklung bei den Kaffeehäusern 4-6-4,  für Wirte jetzt zusammengenommen 36-37-28. Die Tendenz, die auch für andere Gewerbearten nach aller Regel zutrifft, heißt leichte  Zunahmen vor dem Ersten Weltkrieg, Rückgänge hingegen in der Zwischenkriegszeit. Noch aufschlussreicher für die verschiedenen Zeitläufe sind die Gasthausnamen, diese waren mitunter lange in Gebrauch aber nicht selten auch dem Wechsel unterworfen. Familiennamen lebten fort so lange der gute  Klang nachwirkte,  auch wenn dort längst neue Eigentümer oder Pächter tätig waren. Mancher Hausnamen sollte für sich alleine sprechen, wie Sonne, Mondschein oder Stern. Bei solchen Bezeichnungen könnte man vermuten, die Gäste gingen dort erst heim beim Licht der Sterne, beim Mondschein oder gar erst wenn die Sonne wieder am Himmel stand …. Andere  Wirtshausnamen sollten über ihre genaue Lage Auskunft geben, also für jeden leicht zu finden sein, so etwa der Postwirt, der Bruckenwirt, die Bahnhofsrestauration, Grabenwirt, Badwirt Vitusquelle, Alte Brauerei, Zentral etc. Eine besondere Spezies waren aber die politischen Lokalbezeichnungen, die ganz bewusst auf ein selektiertes Publikum abzielten. Beispiele dafür, obzwar  heute nicht mehr bestehend wären: das Cafe Hindenburg, die Wartburg, Gasthaus Zum Schwarzen Adler, der Kronwirt oder Alt-Heidelberg. Viele Adressen hat man aufgelassen, dafür wieder eine Menge neuer Lokale in alten oder neuen Häusern eröffnet. Was bleibt ist der Wandel! Daher sollen zum Abschluss einige historische Plätze, nach Besitzer- und Hausnamen durchmischt, genannt werden:

Wenn wir in der Klagenfurter Vorstadt beginnen und von Außen nach Innen wandern, muss man zuerst das ehemalige  Bahnhofshotel Verdino in Glandorf nennen, dann käme  „Zur Lokomotive“, „Kalter Keller“ – Gasthaus Dörrer – Liebeteggers „Wartburg“ woraus Frau Rohrer den „Steirerhof“ machte – Löschnig Richards „Alte Brauerei“,  Gh. Gratzer-Pucher, Gh. „Zur Sonne“,  Gh „Zum Roß“ (Meisterl).

Die Friesacher Vorstadt hatte einst Wirtskonzessionen am Ranftlhof, beim Mailänderhof und natürlich beim Sternwirt.

Mit Gasthäusern reich gesegnet war einmal die Weitensfelder Vorstadt inklusive Spitalgasse. Von oben nach unten aufgezählt waren da das Vitusbad der Fam. Mörthenhuber, Gasthaus Schauer, Gh Nagele und der Fasslwirt des Alois Mayer. Man könnte hier vielleicht auch den Poganzer, den Radinger und die Tiroler Weinstube des Friedrich Bugelsheim dazu zählen, wo man einmal gerne den Sonntagspaziergang enden ließ. All diese gastlichen Stätten sind nicht mehr.

Die Wirte der Villacher Vorstadt werden hier noch Platz finden müssen, während jene der Innenstadt vielleicht ein andermal zum Zuge kommen. Diesmal von Innen nach Außen: Gh „Zur Traube“,  „Zan Grean Bam“ – „Zum Hirschenwirt“, wurde später zu Cafe Hindenburg und ist heute die Pizzeria Milano – es folgt der ehemalige Gasthof  Gautsch (zeitlich davor Huber, Mulley) Gasthaus Ressmann („Zum Mondschein“ davor „Botenwirt“),  der Wirt bei der Brücke, also der Bruckenwirt  und schließendlich Restaurant mit Kino Johann Jäger.  

 Walter Wohlfahrt        Aus St.Veiter Stadtblatt´l August 2011

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