Freund Rudi – Erinnerungen

Juni 6, 2014 um 16:30 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Acht Jahre sind schon wieder ins Land gezogen, seit mein väterlicher Freund und alter St. Veiter im 88sten zur letzten Ruhe bestattet wurde. Er war ein liebenswürdiger, humorvoller, ein geselliger und angenehmer Mensch – ein Glück für jedermann, der ihm begegnete oder der ihn so wie ich noch in hohen Jahren in voller geistiger Frische kennenlernen durfte um seinen Geschichten zu lauschen. Regelmäßig machte er seine Runden durch das Städtchen. Irgendwo, am sichersten beim Bäckerladen Schöffmann am Weyerfeld konnte man ihn im Kreise von Bekannten bei einem Glas Rotwein treffen.  Rudi war das personifizierte Zeitgeschehen, eine Stadt-Chronik auf zwei Beinen so zu sagen. Ein gutes Gedächtnis machte ihn zum talentierten Erzähler familiärer Schicksale oder zum Schilderer weit zurück liegender Begebenheiten. Sein Soldatenleben brachte in weit in die Welt hinaus. Dank seiner Profession kannte er die Stadt und Bezirk, wie kein anderer. Er war nämlich ein höchst begehrter und tüchtiger Fahrlehrer, der auch noch in scheinbar hoffnungslosen Fällen zur Fahrtauglichkeit verhalf. Mehr sei hier nicht verraten, wohl aber einige seiner „Lieblings-Stückel“.

Sternwirt um 1925 Autowerkstätte

Oben das alte Hotel Stern (heute Fuchspalast) im Hof hinten wirkte der alte Zygartowski, ehe er seine Werksätte nach vorne an die Straße verlegte (heute Notariat Sauper in der Friesacher Straße)

Etwa jenes von einem ehemaligen Bezirksrichter, namens Reinhold P. Von diesem wurde erzählt, er sei fast täglich, egal ob gerade amtshandelnd oder nicht, des guten Weines voll. Er pflegte deshalb, seine Sachen zu vereinfachen und die ihm lästigen Verhandlungen durch überraschende Freisprüche abzukürzen. Das blieb den Anwälten von St. Veit bis Klagenfurt nicht lang verborgen und führte eines schönen Tages dazu, dass man den Herrn Rat nach Gurk versetzte, wo es von Haus aus weniger zu tun gab.

Über die St. Veiter Schlaraffen, eine Verbindung akademischer alter Herren, sagte man, dort dazu gehörten u.a. Apotheker Berger, Dr. Gabron und Werner Knaus – doch mit Hitler war alles aus! Ihre „Burg“, den Ort ihrer Zusammenkünfte, hatten die Schlaraffen im Weißen Lamm. Nur Willi Anwandter, einstiger Oberkellner im Hotel Stern besaß ihr Vertrauen und durfte ihnen servieren. Keinesfalls war weibliches Personal zugelassen.

Leo Knaus und Major F.X. Kohla (1890-1977) waren dicke Freunde. Beide hatten es mit der Feuerwehr, der eine als Stadt- und Bezirks-, der andere als Landeskommandant. Das gute Einvernehmen kam nicht davon, dass beider Ehefrauen Ottilie hießen und so zu Namengebern für den frühgeschichtlichen Ausgrabungshügel der dreißiger Jahre zwischen Pulst und Glantschach (Ottilien-Kogel) geworden sind. Eher kam es wohl davon, dass Kohla seinen Freund zum Haus- und Hoflieferanten der Feuerwehr ernannte. Wo überall das Landeskommando einen Feuerwehrmann neu einkleidete, gab es den Stoff dazu gratis. Zu beziehen war das Material allerdings bei Leo Knaus in St. Veit. Kohla war übrigens auch Ausgräber auf Alt-Dornhof, ein wenig bekannter, versteckter Burgplatz direkt unter dem Lorenziberg, wo ihm wiederum  Männer der FF aus St. Veit sehr hilflichreich waren.

1945 erschienen vier Partisanen bei Kohla in Klagenfurt. Er wäre nicht der einzige gewesen, den man damals kurzerhand auf nimmer Wiedersehen mitgenommen hat. Dabei soll sich folgende Wechselrede entsponnen haben. Partisan: „Sind Sie Major Kohla“ – Antwort „Ja, und wer bist Du? und von wo bist Du?“  Nach kurzer Auskunft wieder  Kohla: „Dann warst Du dort der Feuerwehrkommandant.“ Partisan: „Ja , das war ich“ Kohla: „Dann musst mich ja eh kennen“  Daraufhin salutierte der Partisan, zog mit seinen Begleitern ab und kam nie wieder.

Leo Knaus war hoch betagt, da wollte ihm die Kameradschaft der Wehr gratulieren. Tochter Paula fand dies schon etwas zu beschwerlich und musste den Besuch abweisen. Die flotten Floriani-Jünger wussten sich zu helfen. Sie fuhren mit der neuen Drehleiter auf den Kirchplatz, klopften von  der Hinterseite des Hauses an ein bewusstes Fenster und überreichten so ihren Blumenstrauß.

Es war die Zwischenkriegszeit  und  ein Auto zu fahren, einfach faszinierend.  Nur reichten dazu die Mittel weder  bei  Herrn Gorton von Rothenstein noch bei Pepo Kleinszig auf Taggenbrunn und schon gar nicht beim Rechtsanwalt Franz Kleinszig. Man einigte sich daher auf den gemeinschaftlichen Ankauf und Gebrauch eines neuen Automobils. Leider war das keine glückliche Idee. Alsbald gab es Ärger über anfallende Kosten, Fahrzeiten und gerechte Aufteilung. Das Experiment war von kurzer Dauer. Und übrigens, nach Rudis Worten gab es damals nur zwei Persönlichkeiten in St. Veit, die über Bares verfügten: Dr.  Lemisch und August Voraberger, Gutsherr der eine und Landprodukte-Händler-Gastwirt der andere.

Noch einmal zurück zu Pepo Kleinszig.  Der Herr auf Taggenbrunn pflegte mit Karl Funder beim Schubernig in St.Veit regelmäßig Karten zu spielen. Eines Tages kam es dabei zu einer leichten Meinungsverschiedenheit was damit endete, dass Funder dem Partner eine Ohrfeige gab. Um eventuellen Weiterungen aus dem Weg zu gehen, griff Funder schlussendlich großzügig in seine Brieftasche. Alles war damit wieder in Ordnung und Kleinszig, inzwischen heimgekehrt, erzählte davon seiner Eheliebsten. Ihre Antwort soll  gewesen sein: „Nach langer Zeit bringst wieder einmal selber verdientes Geld nach Hause.“

1945 wurden mehrere prominente St.Veiter in Wolfsberg von Engländern festgehalten. Ihre  Ehefrauen fassten den Entschluss, den Männern, von denen man wusste, an welchen Tagen sie auf Außenarbeit sein würden, nicht nur einen Besuch zu machen, sondern auch etwas Nahrhaftes  mitzubringen. Auto und Benzin waren vorhanden, doch wer fährt? Rudi wurde dazu ausersehen und eines schönen Wintertages ging es los. Am Griffner-Berg steckte eine Kolonne englischer Militärfahrzeuge fest. Sie konnten die schneeglatte Bergstraße nicht bezwingen. Auch Rudi kam mit seinem Gefährt ins Rutschen und zum Stillstand. Kurz entschlossen, ließ er die Damen aussteigen, empfahl ihnen, das Stück bis zur Passhöhe zu Fuß zurückzulegen. Zwei Holzknechte, welche gerade des Weges kamen und in die gleiche Richtung wollten, hieß er links und rechts auf den vorderen Kotflügeln Platz nehmen, denn der Wagen hatte Frontantrieb. Zum Staunen der hilflosen Briten, kurvte unser Mann an ihnen vorbei und mühelos den Berg hinauf, erreichte die Höhe, wechselte seine Passagiere, kam gut nach Wolfsberg und auch wieder gut nachhause.

Noch viel mehr wäre zu berichten, wenn nur der Platz nicht immer knapp wär. Rudi war immerhin ein Kriegsjahrgang und hat als Soldat viel erlebt und sich manchmal gerne an relativ ruhige Zeiten hoch oben in Norwegen erinnert. Davon vielleicht ein andermal.

In St.Veiter Stadt-Blattl Fritz Knapp erschienen April 2014

 

 

 

 

 

 

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Ein Abgesang auf den Zeneggenhof

August 31, 2012 um 16:52 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Das Geschlecht derer von Zenegg florierte in der Stadt St.Veit und um den Hüttenberger Erzberg so lange, bis eine unbarmherzige Zeit ihre berühmtesten Vertreter zu „Glaubensstreitern“ machte. Ein gleichnamiger Roman aus dem Jahre 1964 stammt von Emilie Zenneck.  Zwei Örtlichkeiten tragen bzw. trugen bis unlängst diesen Familiennamen, vlg. Zenegg in Kitschdorf und der Zeneggenhof in St.Veit/Glan. Des Letzteren unmittelbare Nähe zu Kloster und Klosterkirche, läßt unweigerlich an das recht umstrittene Auftreten eines Zenegg, Hans mit Namen, zusammen mit drei weiteren lutherischen Ratsmitgliedern, bei der Fronleichnamsprozession von 1596 denken. Doch nicht die alte, die neuere Zeit, jene der letzten hundert Jahre soll hier behandelt werden.

Erst jüngst brachte die Stadt St.Veit den Hof samt restlichen landwirtschaftlichen Flächen, diese etwas entfernt und größtenteils im Westen gelegen, durch Kauf in ihren Besitz. Davor kam es zu einer gesonderten Grundabgabe an die Gärtnerei Sattler. Beidemal war der Kaufschilling zur Gänze an die Banken abzuliefern!  Im Herbst 2003 folgte schließlich der komplette Abbruch des umfangreichen, historisch gewachsenen Gebäudekomplexes. Abgesehen von einem im Torbereich eingemauert gewesenen Römerstein, sowie einem gotischen Maßwerkstück aus der Stallmauer konnte nur wenig  gerettet werden, leider auch nicht die prächtigen Kellergewölbe. Die zwei Steine befinden sich jetzt in dem jüngst auf den Hauptplatz übersiedelten Stadtmuseum. Die Zeugnisse alter Handwerkskunst hingegen, die tiefen, steingewölbten Keller – einer versunkenen Kirche vergleichbar und mit Sicherheit die ältesten Bauteile – gibt es nicht mehr. Es ist kaum zu fassen, was moderne Abbruchmaschinen und heutige Stadtpolitik in kürzester Zeit zustande bringen. Ein persönlicher Versuch, wenigstens den Hauptkeller für eine allfällige spätere Nutzung bestehen zu lassen, wurde wie folgt abgetan: „Was glauben Sie, wieviel Geld uns der Ankauf gekostet hat – In der Spitalgasse (Neubau C&A!) war ein noch schönerer Keller, den haben wir auch nicht erhalten“. Dabei weiß man noch gar nicht, was an Stelle des Hofes einmal kommen soll! Geld ausgeben und Beschäftigung schaffen, alles recht und schön, daß man dabei aber so brutal zur Sache geht, ist für jeden an ehrwürdiger Bausubstanz Interessierten sehr schwer einzusehen. Aber das ist ja wohl keine St.Veiter Eigenheit, ähnliches passiert zum größten Bedauern landauf landab immer öfter! Apropos Geld ausgeben! Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, daß eine sozialistische Stadtverwaltung Dinge zu Geld machen kann, die vor rund 100 Jahren bürgerliche Stadtväter grundgelegt haben: Stadtsparkasse und Städtisches E-Werk, sprich Kelag-Anteile, wurden bekanntlich gut verkauft!

Lange bevor der wirtschaftliche und finanzielle Ruin über den Zeneggenhof hereinbrach, waren dort zwei tüchtige Familien am Werk. Sie verdienen es, daß man ihrer noch einmal gedenkt. Wenn auch das meiste Schriftgut in großen Papiercontainern entsorgt worden und daher nicht mehr verfügbar ist, so sind doch einige Beweise einstigen Fleißes und alten Unternehmergeistes erhalten. Sie lesen sich als eine einzige Erfolgsgeschichte der Familien Kanatschnig-Höfferer und sind nicht zuletzt ein Lehrbeispiel dafür, wie mit dem Eisenbahnbau etwa ein Funder, ein Kleinszig und manch andere durch kluge und umsichtige Gebarung, wenn auch nicht ohne Ausnützung billiger und williger Arbeitskräfte, aus bescheidensten Anfängen heraus zu Ansehen und Vermögen kommen konnten.

 Ein letzter Augenschein

Frau Grete Novak, Jahrgang 1920, war mit ihren Eltern bis 1945 im Herrenhaus in Miete. Sie hatte die Freundlichkeit, noch einmal die Hofstelle beschreibend und erzählend abzugehen. Ihr Bericht lautet in etwa wie folgt: Der gemauerte Torbogen am Hofeingang ist jüngeren Datums. Zuvor gab es dort nur einen hölzernen Torabschluß. Gleich links davon war eine Selchkammer mit eingebautem Backofen, anschließend die Mosterei mit Betontrog zum Waschen des Obstes, mit Aufzug auf die dritte Ebene zur Quetsch. Der darunter liegende Preß-Stand mit Portioniergefäßen links und rechts, zwei fahrbaren Preßgut-Wägen. Ein Dieselmotor und Transmissionen dienten zum Antrieb von Aufzug und Presse. Firmenschild: „Valentin Stossier, Pörtschach am Wörthersee/Österreich“. Es folgt der Eingang zum Rinder- und Schweinestall für zehn bis zwölf Kühe samt Kälber- und Schweineboxen. Separat ein Schlachtraum mit Arbeitstisch und Hängevorrichtung. Über dem Stall eine kleinere Tenne samt hoher Einfahrt von der Bürgergasse her – unter dem Stall ein großer Kartoffel- und Rübenkeller. Dieser diente zur Kriegszeit als Luftschutzraum für die Bewohner der Umgebung, während die Hausleute sich bei Bombengefahr lieber in den tiefen Keller des Herrenhauses zurückzogen. Es wurde auch immer wieder erzählt, es hätte vom Kartoffelkeller ausgehend einen Geheimgang zum Kloster hin gegeben! Am Ort, wo zuletzt die Garagen des Verbindungstraktes zwischen Stall und Herrenhaus zum Abbruch kamen, war einmal genug Platz für den Stallmist, genauer gesagt, für den Misthaufen.

Zurück am Eingangstor, wenden wir uns jetzt der rechten Seite zu. Da stoßen wir auf den Pferdestall für meist drei Pferde mit darüber liegender kleiner Tenne. Im nächsten Gebäudekomplex finden sich Hausmühle mit Holzdecke und gleichfalls Tenne darüber. Marstube, wo die Dienstleute ihr Essen einnahmen, Saukuchl mit Herd und Futterdämpfer sowie die Elektrozentrale trugen oben drüber eine Wohnung für den Platzmeister des Sägewerkes. Was nämlich den Ankauf in St.Veit so interessant erscheinen ließ, war die Nähe zum Obermühlbach. So hört man erstmals 1913 vom Bau einer Turbinenanlage. Fabrikatsnummer 509 der Maschinenfabrik Andritz AG. Eine Sperre im Bachbett nahe dem Brückenwirt erlaubte die unterirdische Wasserzufuhr zum Rechen vor der Turbine. Bachsperre und Rechen waren von den Knechten regelmäßig zu warten. Der Abfluß verließ die Turbine schließlich durch ein ebenfalls verdecktes Gerinne in Richtung Obstgarten und Marktwiese. Außer der Versorgung mit eigenem Lichtstrom dürfte damals nicht viel mehr herausgeschaut haben, denn der 1. Weltkrieg stand knapp bevor. Erst 1920 kommt es zu Planungen und zwischen 1921 und 1924 zum Bau des Sägewerkes mit Holz- und Bretterplatz. 1929 wurde Turbine Nr. 2224 der Leobersdorfer Maschinenfabrik AG und ein Generator der Österreichischen ASEA Elektro GesmbH Wien aufgestellt, was einer erhöhten Kraftzufuhr für das Sägewerk gleichkam . Der alte Sägestandort galt bis in die 50er Jahre, da wurde unterhalb der Marktwiese neu und modern gebaut. Der gestiegene Energiebedarf war mit dem vorhandenen Wasserrecht nicht mehr zu decken. Strom von der Kelag zu beziehen, war inzwischen zur Notwendigkeit geworden. An Stelle der alten Säge wurde ein modernes Büro- und Wohnhaus aufgeführt und dieses 2003 ebenfalls gänzlich demoliert. Auch eine eigene Hausschmiede war vorhanden. Das Herrenhaus wurde 1949 entstellend mit neuer Fassade und neuen Fensteröffnungen versehen. Von dieser Maßnahme stammen vermutlich die über gebliebenen Steinteile im Jugendstil. Im ersten Stock gab es einen schönen Saal mit Stuckdecke, von dem gesagt wurde, es sei die Hauskapelle gewesen. Noch innerhalb des Hofgeländes befand sich eine eigene Wagnerei.

Vater Novak war Eisenbahnbeamter und in seiner Freizeit für allerlei am Hofe verwendbar, ob zur Zeit des Mostmachens oder zum Schärfen der Sägeblätter. Kurzum, es gab ein sehr gutes Einvernehmen im Hause. Sogar zur Jagd ließ sich der Hausherr von ihm begleiten. Franz Höfferer war nicht bloß Waidmann, sondern auch Meisterschütze im Verein. Eines Tages brachte man einen ausgewachsenen Geier vom Pirschgang heim. Jemand kam auf die Idee, den Geierkopf zu spalten und hoch oben an der Tenne so festzunageln, daß es aussah, als hätte man ein Wundertier mit zwei Köpfen erbeutet. Dies soll sich tatsächlich rasch in der Stadt herumgesprochen und ganze Schulklassen angezogen haben..

Über die am Hof  tätigen Personen wußte Frau Grete Novak zu sagen, daß es neben den Familienmitgliedern eine Köchin, eine Stütze, je eine Kuh- und Saudirn, einen Hausknecht und zwei Unterknechte, einen Schmied und einen „Sagl“ gab. Letzterer hörte auf den Namen Christian Kulterer. Schlafplätze für Knechte und Mägde waren größtenteils in den Ställen oder in irgend welchen Kammern zu suchen, sofern nicht überhaupt Leute Beschäftigung fanden, die in der Nähe eigene Wohnung hatten. Bis 1938 standen allein im Pferdestall drei Strohbetten! Das sogenannte „Obere Haus“ oder „Stachel-Haus“  heute Glaserei Wildhaber, Villacherstraße 18 gehörte einst ebenfalls zum Zeneggenhof, und war mit Mietern besetzt.

Zu den Familien

Michael Kanatschnig (1850-1918) verehelicht mit Anna Wölbitsch (1847-1918), vorerst noch Besitzer beim Marbauer in Rasting, Post Feistritz-Pulst, betrieb schon von dort aus ein bemerkenswertes Holzgeschäft. Nahezu in allen Talschaften des Bezirkes wurde Holz gekauft, geschlägert, behauen oder gespalten. Heere von Holzknechte warteten auf  Anweisungen und Bauern der Gegend auf Fuhraufträge. Hauptsächlich ging es dabei um die Gewinnung von Eisenbahnschwellen. Fixe Kontrakte mit den k.u.k. Staatsbahnen hatten große Mengen davon zum Gegenstand. Darüber hinaus wurde alles an Holzprodukten  geboten, was in Triest – dieses war ja schließlich noch innerhalb der alten Monarchie gelegen – gefragt oder dort anzubringen war. Es verging kaum ein Tag, an dem nicht an irgend einer Bahnstation verladen worden wäre.  Daneben führte man beim Marbauer auch ein Gasthaus. Guten Wein bezog man faßweise direkt aus Riva, Bozen und Görz für eigenen Bedarf und zum Weiterverhandeln. Eine Großleistung, wenn man liest, daß überall in den Wäldern Leute mit Vorschüssen und mit Lebensmittel versorgt sein wollten. Kontakte und Abrechnungen mit den, die Versorgung gewährleistenden örtlichen Kaufleuten und ein intensiver Zahlungsverkehr, dieser noch in Form von Geldbriefen standen auf der Tagesordnung. Dies alles in telefonloser Zeit! Drei Töchter hatte der Kanatschnig, doch keinen Sohn. Eine heiratete in St.Veit (Weiß), die andere nach Feldkirchen (Germann) und auch der dritten werden wir noch als Ehefrau begegnen. – Nur eines fehlte ihm, ein eigenes Sägewerk, dieses würde das Geschäft erst vollkommen machen…

Das war auch der Grund, daß Kanatschnig von Rasting weg und nach St.Veit strebte, wo man gerade den Zeneggenhof feilbot. Von Vitus Wisiak, offensichtlich  einem Spekulanten kaufte ihn Kanatschnig am 1. 7. 1903. Es verwundert, daß zeitgleich von einem Josef Kanatschnig am 10. 6. 1903 die Hube vlg Purkart  in Schaumboden (Grundbuchseinlagezahl 42) um 3.200 Kronen an Dr. Arthur Lemisch verkauft wurde. Da am Grabstein in Dreifaltigkeit Michael seines Vaters Josef gedenkt, dieser sich vlg. Raunegger nannte und nur kurz, nämlich von 1822 bis 1859 lebte, könnte es sich beim vlg. Purkart um einen Bruder des Michael gehandelt haben. War vielleicht noch ein Erbteil auszuzahlen? Noch in der ersten Jahreshälfte 1904 wird Michael Kanatschnig der Aus- und Umbau des Zeneggenhofes, Bürgergasse 5, Parzelle 133, Grundbuchseinlagezahl 178 (alte Hausbezeichnung Villacher Vorstadt 11) von Seiten der Gemeinde bewilligt, um damit sieben Zimmer und drei Küchen neu zu schaffen. Drei Küchen wohl deshalb, weil je eine für die alte und junge Familie, die dritte jedoch fürs Gesinde gedacht war. Es könnte sich dabei um den Westflügel gehandelt haben.

Schon um etwa 1898 kam es zur Eheschließung zwischen Anna Kanatschnig (1875-1942), Tochter des Michael, und Franz Höfferer sen. (1872-1943), Bauer und Sägewerker aus dem Görtschitztal, mit Sägestandort in Hüttenberg. Deren, das Erwachsenenalter erreichenden fünf Kinder kamen zwischen cirka 1899 und 1906 beim Prailinger in der Gemeinde Klein St.Paul zur Welt.  1907 wurde Prailinghof verkauft und vlg. Scheerer in Kitschdorf angekauft. Weil aber die Liegenschaftsgrößen sehr unterschiedlich waren, darf man davon ausgehen, daß das alte Bauernhaus zum Abbruch kam, an dessen Stelle hingegen das heute noch anzutreffende Gebäude, eine Art Herrenhaus, neu errichtet wurde. Erst als Michael Knappitsch 1918 mit 68 Jahren das Zeitliche segnete, zog Franz mit seiner Familie auf den Zeneggenhof in St.Veit.  Von drei Söhnen des Franz heiratete der älteste in einen Bauernhof am Krappfeld ein, während die zwei jüngeren am Zeneggenhof verblieben und dort bald die Geschäftsführung übernahmen.

Am 20. August 1930 ging ein arges Wetter über Schaumboden nieder und der Obermühlbach führte große Wassermengen sowie allerhand Treibgut heran. Durch ein Versehen hat man die Wasserwehr am Obermühlbach nicht rechtzeitig gezogen, was eine gewaltige Verklausung, des weiteren die Überflutung der Straße mit Schäden auf eigenen und fremden Grundstücken  zur Folge hatte. Zum eigenen Schaden kamen fremde Ersatzforderungen, und um solche wenigstens teilweise abzuwehren, mußte man Dr. Kittinger, Rechtsanwalt in Klagenfurt mehrere Jahre gegen hohes Honorar bemühen.

Franz Höfferer jun. (1905-1994) hatte seine Ausbildung an der Handelsschule in Klagenfurt 1921abgeschlossen. In den zunächst wirtschaftlich schwierigen zwanziger Jahren, noch mehr in den politisch zerrissenen Dreißigern konnte er schon mit Fleiß und Geschick zur Hebung des Betriebes beitragen. Der Realbesitz erfuhr nicht nur um St.Veit eine Ausweitung, auch in Zistl/Möderbrugg/Stmk. besaß man einen Säge- und Forstbetrieb. Seit 1938 war Franz Höfferer jun. mit Anna Nußhold (1908-1994) ehelich verbunden.

Leider wurde das Testament von 1943 wenig überdacht und äußerst betriebsfeindlich gestaltet. Franz Höfferer jun., zu diesem Zeitpunkt wohl verheiratet jedoch ohne leibliche Erben, mußte eine fideikommissarische Substitution zu Gunsten ehelicher Nachkommen seines älteren Bruders hinnehmen, obwohl er längst gemeinsam mit dem ehe- und kinderlos gebliebenen Bruder Leo für die Betriebe voll verantwortlich war. Galt Franz als konservativ und Heimatschützler, so war Leo national gesinnt und in die Ereignisse von 1934 verstrickt. Um sich nicht einsperren zu lassen, ging er vorsichtshalber sofort nach Mailand und gab dort einen sehr guten Verkaufsleiter ab. Das anfänglich freundliche Verhältnis zwischen den Regierungen Mussolini und Dollfuß ließ das Italien-Geschäft kurzzeitig boomen. Zwischen Juli und November 1934 stieg die Zahl der Beschäftigten in St.Veit von zehn auf vierzehn. Dann trat Adolf Hitler auf den Plan, nicht nur mit seiner Tausend-Mark-Sperre, auch auf Mussolini muß Hitler gegen Österreich gerichteten Einfluß genommen haben, denn plötzlich benötigte man für die Holzausfuhren nach dem Süden Lizenzen, die von den Italienern immer zögerlicher erteilt wurden………..

Mit der Angliederung Österreichs an Deutschland profitierten kriegswirtschaftlich wichtige Betriebe, darunter auch Sägewerke. Sie wurden rasch mechanisch verbessert und leistungsfähiger gemacht. Am 15.2.1943 meldete man der Organisation Todt, daß die Rundholzzuteilung des Forstjahres 1940/41 für St.Veit mit 16 Beschäftigten 7.800 Festmeter (ein Plus von 170% gegenüber dem Vorjahr!) – für Zistl mit 9 Beschäftigten 5.000 Festmeter Nadelholz betragen hat. Die gleichzeitig prognostizierten Einschnittmöglichkeiten für 1942 wurden vorsichtig mit 4.000 Festmeter (St.Veit) bzw. mit 3.000 Festmeter (Zistel) angegeben. Auch wurde nicht vergessen, darauf hinzuweisen, daß die Rundholzanlieferung mit drei Pferden nur zum Teil sichergestellt erscheint und die Bereitstellung eines Traktors angezeigt wäre… Franz Höfferer mußte nur gegen Schluß hin kurzzeitig zu den Soldaten, denn Betrieb und Landwirtschaft waren in den Augen der damals Verantwortlichen sehr wichtig. Man mußte nur immer frühzeitig um eine sogenannte UK-Bestätigung einkommen. UK steht für „unabkömmlich“. War es vor 1938 Franz, der die nötigen Verbindungen spielen ließ, so konnte während der NS-Zeit Bruder Leo um so besser agieren. 1945 wendete sich das Blatt neuerlich! Franz ist nämlich nie der NS-Partei beigetreten. Es gelang Franz beispielsweise der Erwerb jener Gründe bei Schloß Weyer, die Dr. Arthur Lemisch der St.Veiter Sportjugend für einen Spielplatz zum Geschenk machte und die 1945 im Eigentum des Sportreferates des Landes Kärnten standen. An einen Sportplatzbau war so bald nicht zu denken. Das Land wußte nicht, was es mit den Gründen anfangen sollte und Franz Höfferer griff zu….

Dieser Umstand hat Lemisch-Erben noch nach Jahr und Tag gewurmt. Sie empfahlen Spendensammlern des Turnvereines danach immer wieder, zum Höfferer sammeln zu gehen und nannten diesen einen Kriegsgewinnler.

Der Verlaß nach Franz sen. war vor Kriegsende nicht mehr abzuwickeln, wohl aber bald danach. Es kam zur Gründung einer Handelsgesellschaft unter den zwei Brüdern einerseits und einem Neffen anderseits. Dies ging so lange gut, bis die Auflösung des Gesellschaftsvertrages angestrebt und – nicht ganz unmotiviert – eine vermögensrechtliche Teilung verlangt wurde. Jetzt zeigte sich deutlich, daß das Testament von 1943 eine schwere Hypothek darstellte. Die Vermögensteilung entpuppte sich als ein langer, ein schmerzlicher und kostspieliger Vorgang. Wieder wurden Rechtsanwälte bemüht und wieder waren diese fürstlich zu entlohnen. Mit der Abtretung des Besitzes Zistl bei Möderbrugg – der im übrigen heute noch gut floriert – mit diesem Aderlaß allein war es keineswegs getan, es kostete noch einiges dazu. Bis einschließlich 1982 bilanzierte die OHG noch inklusive Zistl und ab 1983 bereits  o h n e  diesen Besitz. Dabei war die Zusammenarbeit der neu erbauten Säge St.Veit  mit Zistl lange Zeit sehr vorteilhaft gewesen. Anstatt das eigene und das Geld der Banken in notwendige Betriebsverbesserungen investieren zu können, wurde solcherart die St.Veiter Firma empfindlich geschwächt. Überall gab es bereits Schließungen und das Sterben kleiner Sägen einerseits, Konzentration, Rationalisierung bis hin zur Automatisierung inklusive digitaler Meßverfahren anderseits. Was macht man, wenn dann die eigene Kasse schwach oder gar leer ist?  Man wendet sich an die Banken. Wie das mit dem Geld der Banken aber schon so ist, weiß man meist erst hinterer. Schwer ist es oft, die anfallenden hohen Zinsen zu verdienen, noch schwerer fällt das Tilgen der eigentlichen Schulden. So lange das vorhandene Vermögen reichlich Deckung bietet, ist alles eitel Wonne, aber dann…….

Fortune und Tragik, Aufstieg und Fall gehörten immer schon zum Schicksal großer Familien. Heute ist in der Wirtschaft nahezu alles anonym. Wo sind die Ehrenmänner, die für ihr Tun und Lassen noch mit allen Konsequenzen eingestanden sind?  Hier darf daher kein Urteil gesprochen, sondern nur eine Erklärung dafür versucht werden, warum es den Zeneggenhof, so wie er einmal war und wie er dank seiner alten Eigentümer weitum Geltung besaß, nicht mehr gibt. Gewiß ließen sich noch andere Betrachtungen anstellen, doch für Fragen des familiären Glückes ist hier nicht der rechte Platz. Bei aller Wehmut kann man positiv sehen, daß die Geschichte des Zeneggenhofes in Wort, Schrift und Bild fortlebt. Dazu haben nicht wenige ihren Beitrag geleistet. Fürs erste hat der aufmerksame Nachbar, Direktor Karl Anetter, ein fotografisches Tagebuch über die traurigen Wochen des Abbruches angelegt. Zweitens, konnte über verständnisvolle Vermittlung von Herrn Stadtamtsleiter Mag Karl Heinz Müller und unter Mithilfe von Herrn Steinmetzmeister Kropiunik geschichtlich bedeutsames Steinmaterial im Bauhof sicher gelagert werden. Schließlich ist Herrn Harald Petersmann vom EDV-Bauamt der Stadtgemeinde für digitale Fotoaufnahmen sowie deren Archivierung verbindlich zu danken.

Walter Wohlfahrt      in Kärntner Landsmannschaft Heft 6/7 2005

Von alten Fabriken in und um St.Veit

April 28, 2012 um 14:45 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Unter Fabriken der damaligen Zeiten darf man sich nicht Industriebetriebe vorstellen wie wir sie heute kennen. Immerhin, man war in der Lage Produkte für überregionale Nachfrage anzubieten. Beschäftigtenzahlen, bauliche und maschinelle Ausstattung erreichten natürlich in keinem Falle heutiges Ausmaß.

                       Situation an der Glan laut altem Kataster

An erster Stelle ist hier natürlich die St. Veiter Papierfabrik (Papiermühle) unten an der alten Glan zu erwähnen. Allein ihres Alters und ihrer Bedeutung wegen. Die Kunst der Papiererzeugung kam von China über Bagdad nach Kairo (900), von hier durch die Araber nach Spanien (1150) Italien (1276) Frankreich (1350) Nürnberg (1390) schließlich über Nürnberger Kaufleute (Gleismüllner Kaltenhauser) nach St.Veit in Kärnten. Der Lageplan macht klar, wie die einzelnen Gebäude zwischen Glan und Glan-Kanal angeordnet waren. Seit dem 15. Jahrhundert wurde dort handgeschöpftes Papier erzeugt. Guter Absatz fand sich in den Kanzleien der Rats- und Gerichtsstuben, in den Pfarrämtern und Klöstern Kärntens und weit darüber hinaus. So stößt man in Archiven der vorgenannten Einrichtungen nicht selten auf loses oder  gebundenes Schreibpapier mit dem gemarterten Vitus, sprich slawisch Veit, als Wasserzeichen. Diese Signaturen sind oft mit Buchstaben kombiniert, welche die jeweiligen Inhaber der Fabrik erkennen lassen. Eine geschlossene Arbeit darüber steht aus, wäre aber eine sehr interessante und lohnende Aufgabe. Es stellt sich dabei die Frage, ob von Anfang an  Wasserzeichen Verwendung fanden oder ob erst ab den Zeiten des Merkantilismus von Kaiserin Maria Theresia damit zu rechnen ist.

Der Standort an der Glan war dadurch begünstigt, dass die Glan dort – noch  nicht verbaut und eingetieft – um Meter höher ankam und einen Wasserfall bildete. Für Wasserkraft war damit ausreichend  gesorgt. Letzte Inhaber, wenn auch nicht mehr unbedingt Fabrikanten waren seit Anfang des 19. Jahrhunderts der Reihe nach Peter Sommerhuber, ab 1836 Antonie Kronawitter, 1867 die St. Veiter Bürgergilt, ab 1869 gelangten Teile des Anwesens über die Companie Rauscher an die Hüttenberger Union, wobei man sich das heute noch zu bewundernde Herrenhaus Baufläche 293 heute Glangasse Nr. 71 zurückbehielt. Es folgten dann 1880 Maria Kobl, 1882 Aloisia Puntschart, eine geborene Lemisch. Weil immer wieder das Bessere der Feind des Guten ist, endete das Papier-Schöpfen mit dem Siegeszug der Massenproduktion. 1864 schon hat es in der Fabrik, Baufläche 292, einen Brandschaden gegeben und um 1890 machte Franz Puntschart,  letzter Inhaber der Glandorfer Bleiweißfabrik, aus den Resten der Papiermühle eine Essigfabrik. Irgendwann hat er dann wohl auch das prächtige Wohnhaus an sich gebracht, denn nur so ist das Ableben des Herrn Puntschart (1915) und jenes seiner Frau (1930) in diesem Hause zu erklären. Fritz Knaus erwarb 1903 die Essigfabrik und in der Folge einen exzellenten Ruf mit seinem weitum bekannten Wein-Essig, hat aber nie dort gewohnt.

Zur Bleiweißfabrik (heute Funder Direktion) wäre zu sagen, dass ihr Entstehen auf die reichen Gewerken und Eisenhändler Koller zurückzuführen ist. Anfänglich waren diese vielleicht nur Finanziers, weil auch ein gewisser Josef Petz kurz aufscheint. Bald aber sind die Koller und späteren Freiherren, durch Generationen Alleinbesitzer. Über Mathias Freiherr von Koller und Katharina Koller, verehelichte Gräfin Egger gedieh die Fabrik an deren Sohn Gustav Graf Egger. Im Jahre 1849 werden laut Industrieausweis von sieben Arbeitern aus 450 Zentner Blei und 300 Zentner Schwerspat genau 753 Zentner Bleiweiß erzeugt. Auch Essig spielte beim Bleiweißmachen eine gewisse Rolle, um strahlend weiße, gut deckende Farbe zu gewinnen. Die Verwendung von Schwerspat, lässt darauf schließen, dass das hier erzeugte Bleiweiß gestreckt werden musste und somit von minderer Qualität war. Tatsächlich hat sich die weitere Produktion von Bleiweiß auf Klagenfurt und Wolfsberg konzentriert, wo verbesserte Verfahren Anwendung finden  konnten. Bleivergiftungen waren bei Arbeitern bis dahin immer wieder Auslöser von Berufskrankheiten. Das Taufbuch der Stadtpfarre zeigt unter 23.8.1844 einen Geburtseintrag an der Adresse Bleiweißfabrik Haus Nr. 233. Der Kindsvater hieß Simon Polzer und war „gräflich Egger´scher Bleiweißverwalter“.

Von besonderer Relevanz wäre noch ein Eintrag im Trauungsbuch der Pfarre Obermühlbach, die auch heute noch für Treffelsdorf zuständig ist. Demnach haben am 8.5.1870 Franz Puntschart, ehelicher Sohn des gleichnamigen Fabriks- und Realitätenbesitzers in Klagenfurt „sich in Bleiweißfabrik aufhaltend“ und Aloisia Lemisch, Tochter des Josef Lemisch, von Bachelhof die Ehe geschlossen. Als Trauzeugen fungierten Herr von Knappitsch, Gutsbesitzer Silberegg und  Josef Meyer, Sohn des gleich genannten Josef Meyer, Pulverfabrikant in Hörzendorf. Im Friedhof von Treffelsdorf finden sich die Gräber von Aloisia Puntschart 21.6.1845 (Althofen!) – 7.3.1930 (St.Veit, Glangasse 35)  und  Franz Puntschart 28.5.1844 (Klagenfurt) – 17.3.1915 (St.Veit, Klagenfurter Vorstadt 24). Ungeachtet der sich zwischenzeitig geänderten Adresse,  handelt es sich um ein und dasselbe, noch heute bestehende Haus mit schmuckreicher Fassade, heute Glangasse 71.

Wo man von der Spitalgasse kommend rechts in die Zensweger Straße einbiegt, erblickt man linker Hand das stattliche, erst in jüngster Zeit innen und außen verschönerte Haus Zensweger Straße 1. Ursprünglich ein schlichter, rechteckiger Bau mit der Stirnseite gegen die Straße  gerichtet, entwickelte sich daraus vor etwa 140 Jahre durch mehrmalige Erweiterungen die einstige Zündhölzlfabrik. Das bescheidene, alte Wohnhaus diente nach einander den Besitzerinnen Anna Köch, Juliane Bichler (ab 1831) und deren Tochter Maria, Pfarrersköchin in St. Peter (ab 1857). Noch im gleichen Jahr verkaufte Maria an Michael KONRAD, 1851 Bürger geworden und seines Zeichens ein Kaffeesieder im späteren Carinthia-Haus (heute Kärntner Sparkasse) am Hauptplatz. KONRAD war schon 18 Jahre lang am Besitz  angeschrieben als er sich gegen Ende hin entschloss, dort die Zündhölzchenfabrikation aufzunehmen. Leider, als „Fabrikant“ war er nicht sehr erfolgreich. Es hat den Anschein als hätten ihn die baulichen Maßnahmen und  Produktionseinrichtungen mehr Geld gekostet als ihm zur Verfügung stand. Als er 1875 in „Johann Gotscheber, Handelsmann in Graz“ einen Käufer fand, gingen vom Kaufpreis per 5.000 Gulden allein 4.200 Gulden auf Schulden auf. Selbst sein Kaufpreis von 1857 war noch nicht einmal zur Gänze geordnet. Auch musste er im Kaufvertrag die Verpflichtung übernehmen „die ihm verliehene Befugnis der Zündwarenfabrikation auf Verlangen des Käufers nach dem 1. August 1875 entweder zurückzulegen oder abzutreten“. Es wird sich noch zeigen, dass dies  noch keineswegs das Ende der Erzeugung von Zündhölzchen in der Stadt bedeutete. Gotscheber war jedenfalls bis mindestens 1878, wenn nicht noch länger in diesem Hause am Werken. Im Buch „Kärntens Gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur Gegenwart“, um 1950 von der Wirtschaftskammer für Kärnten im Verlag Joh. Leon sen. Klagenfurt herausgegeben, ist nämlich auf Seite 377 zu lesen, dass es in St. Veit 1874 eine Zündwarenfabrik gab, welche ebenfalls maschinell Holzdraht erzeugte, ihn aber gleich zu Zündhölzern verarbeitete, deren sie 1878 sage und schreibe 29.708 Kistchen aus 210 Millionen Holzdrähten mit 26 Arbeitskräften erzeugte und dabei entsprechende Mengen Schwefel, Phosphor, Minium, Kunstgummi, salpetrige Säure  und Schwefelsäure sowie andere Chemikalien verwendete. Schwefel- und Phosphordämpfe waren der Gesundheit der Arbeiter aber wenig zuträglich, sodass ein großer Kamin für halbwegs guten Abzug zu sorgen hatte. Dieser Kamin war lange Zeit eine Art Hauszeichen. Die Fabrikation erstreckte sich auf Schwefel- und Phosphorhölzchen sowie in geringem Maße auf schwedische Salonhölzchen, doch ging diese Fabrik wie auch kleinere Unternehmungen in Mauthen,  Gmünd und Pölland wieder ein, so dass im frühen 20. Jahrhundert dieser Betriebszweig in Kärnten gänzlich erlosch.

Nicht ganz vergessen werden sollten die weniger alten, nicht mehr bestehenden Fabriken, wie Alpenländische Kleiderwarenfabrik AG in Glandorf, die OMA Kindernährmittelfabrik (Friesacher Straße) oder die Pyrotechnische Fabrik Liebenwein in der Schießstattallee etc. etc.                                                                                                            

Walter Wohlfahrt   –   Aus St.Veiter Stadt-Blatt´l von Fritz Knapp

 

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Von alten Fabriken in und um St. Veit/Glan

Unter Fabriken der damaligen Zeiten darf man sich nicht Industriebetriebe vorstellen wie wir sie heute kennen. Immerhin, man war in der Lage Produkte für überregionale Nachfrage anzubieten. Beschäftigtenzahlen, bauliche und maschinelle Ausstattung erreichten natürlich in keinem Falle heutiges Ausmaß.

An erster Stelle ist hier natürlich die St. Veiter Papierfabrik (Papiermühle) unten an der alten Glan zu erwähnen. Allein ihres Alters und ihrer Bedeutung wegen. Die Kunst der Papiererzeugung kam von China über Bagdad nach Kairo (900), von hier durch die Araber nach Spanien (1150) Italien (1276) Frankreich (1350) Nürnberg (1390) schließlich über Nürnberger Kaufleute (Gleismüllner Kaltenhauser) nach St.Veit in Kärnten. Der Lageplan macht klar, wie die einzelnen Gebäude zwischen Glan und Glan-Kanal angeordnet waren. Seit dem 15. Jahrhundert wurde dort handgeschöpftes Papier erzeugt. Guter Absatz fand sich in den Kanzleien der Rats- und Gerichtsstuben, in den Pfarrämtern und Klöstern Kärntens und weit darüber hinaus. So stößt man in Archiven der vorgenannten Einrichtungen nicht selten auf loses oder  gebundenes Schreibpapier mit dem gemarterten Vitus, sprich slawisch Veit, als Wasserzeichen. Diese Signaturen sind oft mit Buchstaben kombiniert, welche die jeweiligen Inhaber der Fabrik erkennen lassen. Eine geschlossene Arbeit darüber steht aus, wäre aber eine sehr interessante und lohnende Aufgabe. Es stellt sich dabei die Frage, ob von Anfang an  Wasserzeichen Verwendung fanden oder ob erst ab den Zeiten des Merkantilismus von Kaiserin Maria Theresia damit zu rechnen ist.

Der Standort an der Glan war dadurch begünstigt, dass die Glan dort – noch  nicht verbaut und eingetieft – um Meter höher ankam und einen Wasserfall bildete. Für Wasserkraft war damit ausreichend  gesorgt. Letzte Inhaber, wenn auch nicht mehr unbedingt Fabrikanten waren seit Anfang des 19. Jahrhunderts der Reihe nach Peter Sommerhuber, ab 1836 Antonie Kronawitter, 1867 die St. Veiter Bürgergilt, ab 1869 gelangten Teile des Anwesens über die Companie Rauscher an die Hüttenberger Union, wobei man sich das heute noch zu bewundernde Herrenhaus Baufläche 293 heute Glangasse Nr. 71 zurückbehielt. Es folgten dann 1880 Maria Kobl, 1882 Aloisia Puntschart, eine geborene Lemisch. Weil immer wieder das Bessere der Feind des Guten ist, endete das Papier-Schöpfen mit dem Siegeszug der Massenproduktion. 1864 schon hat es in der Fabrik, Baufläche 292, einen Brandschaden gegeben und um 1890 machte Franz Puntschart,  letzter Inhaber der Glandorfer Bleiweißfabrik, aus den Resten der Papiermühle eine Essigfabrik. Irgendwann hat er dann wohl auch das prächtige Wohnhaus an sich gebracht, denn nur so ist das Ableben des Herrn Puntschart (1915) und jenes seiner Frau (1930) in diesem Hause zu erklären. Fritz Knaus erwarb 1903 die Essigfabrik und in der Folge einen exzellenten Ruf mit seinem weitum bekannten Wein-Essig, hat aber nie dort gewohnt.

Zur Bleiweißfabrik (heute Funder Direktion) wäre zu sagen, dass ihr Entstehen auf die reichen Gewerken und Eisenhändler Koller zurückzuführen ist. Anfänglich waren diese vielleicht nur Finanziers, weil auch ein gewisser Josef Petz kurz aufscheint. Bald aber sind die Koller und späteren Freiherren, durch Generationen Alleinbesitzer. Über Mathias Freiherr von Koller und Katharina Koller, verehelichte Gräfin Egger gedieh die Fabrik an deren Sohn Gustav Graf Egger. Im Jahre 1849 werden laut Industrieausweis von sieben Arbeitern aus 450 Zentner Blei und 300 Zentner Schwerspat genau 753 Zentner Bleiweiß erzeugt. Auch Essig spielte beim Bleiweißmachen eine gewisse Rolle, um strahlend weiße, gut deckende Farbe zu gewinnen. Die Verwendung von Schwerspat, lässt darauf schließen, dass das hier erzeugte Bleiweiß gestreckt werden musste und somit von minderer Qualität war. Tatsächlich hat sich die weitere Produktion von Bleiweiß auf Klagenfurt und Wolfsberg konzentriert, wo verbesserte Verfahren Anwendung finden  konnten. Bleivergiftungen waren bei Arbeitern bis dahin immer wieder Auslöser von Berufskrankheiten. Das Taufbuch der Stadtpfarre zeigt unter 23.8.1844 einen Geburtseintrag an der Adresse Bleiweißfabrik Haus Nr. 233. Der Kindsvater hieß Simon Polzer und war „gräflich Egger´scher Bleiweißverwalter“.

Von besonderer Relevanz wäre noch ein Eintrag im Trauungsbuch der Pfarre Obermühlbach, die auch heute noch für Treffelsdorf zuständig ist. Demnach haben am 8.5.1870 Franz Puntschart, ehelicher Sohn des gleichnamigen Fabriks- und Realitätenbesitzers in Klagenfurt „sich in Bleiweißfabrik aufhaltend“ und Aloisia Lemisch, Tochter des Josef Lemisch, von Bachelhof die Ehe geschlossen. Als Trauzeugen fungierten Herr von Knappitsch, Gutsbesitzer Silberegg und  Josef Meyer, Sohn des gleich genannten Josef Meyer, Pulverfabrikant in Hörzendorf. Im Friedhof von Treffelsdorf finden sich die Gräber von Aloisia Puntschart 21.6.1845 (Althofen!) – 7.3.1930 (St.Veit, Glangasse 35)  und  Franz Puntschart 28.5.1844 (Klagenfurt) – 17.3.1915 (St.Veit, Klagenfurter Vorstadt 24). Ungeachtet der sich zwischenzeitig geänderten Adresse,  handelt es sich um ein und dasselbe, noch heute bestehende Haus mit schmuckreicher Fassade, heute Glangasse 71.

Wo man von der Spitalgasse kommend rechts in die Zensweger Straße einbiegt, erblickt man linker Hand das stattliche, erst in jüngster Zeit innen und außen verschönerte Haus Zensweger Straße 1. Ursprünglich ein schlichter, rechteckiger Bau mit der Stirnseite gegen die Straße  gerichtet, entwickelte sich daraus vor etwa 140 Jahre durch mehrmalige Erweiterungen die einstige Zündhölzlfabrik. Das bescheidene, alte Wohnhaus diente nach einander den Besitzerinnen Anna Köch, Juliane Bichler (ab 1831) und deren Tochter Maria, Pfarrersköchin in St. Peter (ab 1857). Noch im gleichen Jahr verkaufte Maria an Michael KONRAD, 1851 Bürger geworden und seines Zeichens ein Kaffeesieder im späteren Carinthia-Haus (heute Kärntner Sparkasse) am Hauptplatz. KONRAD war schon 18 Jahre lang am Besitz  angeschrieben als er sich gegen Ende hin entschloss, dort die Zündhölzchenfabrikation aufzunehmen. Leider, als „Fabrikant“ war er nicht sehr erfolgreich. Es hat den Anschein als hätten ihn die baulichen Maßnahmen und  Produktionseinrichtungen mehr Geld gekostet als ihm zur Verfügung stand. Als er 1875 in „Johann Gotscheber, Handelsmann in Graz“ einen Käufer fand, gingen vom Kaufpreis per 5.000 Gulden allein 4.200 Gulden auf Schulden auf. Selbst sein Kaufpreis von 1857 war noch nicht einmal zur Gänze geordnet. Auch musste er im Kaufvertrag die Verpflichtung übernehmen „die ihm verliehene Befugnis der Zündwarenfabrikation auf Verlangen des Käufers nach dem 1. August 1875 entweder zurückzulegen oder abzutreten“. Es wird sich noch zeigen, dass dies  noch keineswegs das Ende der Erzeugung von Zündhölzchen in der Stadt bedeutete. Gotscheber war jedenfalls bis mindestens 1878, wenn nicht noch länger in diesem Hause am Werken. Im Buch „Kärntens Gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur Gegenwart“, um 1950 von der Wirtschaftskammer für Kärnten im Verlag Joh. Leon sen. Klagenfurt herausgegeben, ist nämlich auf Seite 377 zu lesen, dass es in St. Veit 1874 eine Zündwarenfabrik gab, welche ebenfalls maschinell Holzdraht erzeugte, ihn aber gleich zu Zündhölzern verarbeitete, deren sie 1878 sage und schreibe 29.708 Kistchen aus 210 Millionen Holzdrähten mit 26 Arbeitskräften erzeugte und dabei entsprechende Mengen Schwefel, Phosphor, Minium, Kunstgummi, salpetrige Säure  und Schwefelsäure sowie andere Chemikalien verwendete. Schwefel- und Phosphordämpfe waren der Gesundheit der Arbeiter aber wenig zuträglich, sodass ein großer Kamin für halbwegs guten Abzug zu sorgen hatte. Dieser Kamin war lange Zeit eine Art Hauszeichen. Die Fabrikation erstreckte sich auf Schwefel- und Phosphorhölzchen sowie in geringem Maße auf schwedische Salonhölzchen, doch ging diese Fabrik wie auch kleinere Unternehmungen in Mauthen,  Gmünd und Pölland wieder ein, so dass im frühen 20. Jahrhundert dieser Betriebszweig in Kärnten gänzlich erlosch.

Nicht ganz vergessen werden sollten die weniger alten, nicht mehr bestehenden Fabriken, wie Alpenländische Kleiderwarenfabrik AG in Glandorf, die OMA Kindernährmittelfabrik (Friesacher Straße) oder die Pyrotechnische Fabrik Liebenwein in der Schießstattallee etc. etc.                                                                                                             Walter Wohlfahrt  

 

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Von alten Fabriken in und um St. Veit/Glan

Unter Fabriken der damaligen Zeiten darf man sich nicht Industriebetriebe vorstellen wie wir sie heute kennen. Immerhin, man war in der Lage Produkte für überregionale Nachfrage anzubieten. Beschäftigtenzahlen, bauliche und maschinelle Ausstattung erreichten natürlich in keinem Falle heutiges Ausmaß.

An erster Stelle ist hier natürlich die St. Veiter Papierfabrik (Papiermühle) unten an der alten Glan zu erwähnen. Allein ihres Alters und ihrer Bedeutung wegen. Die Kunst der Papiererzeugung kam von China über Bagdad nach Kairo (900), von hier durch die Araber nach Spanien (1150) Italien (1276) Frankreich (1350) Nürnberg (1390) schließlich über Nürnberger Kaufleute (Gleismüllner Kaltenhauser) nach St.Veit in Kärnten. Der Lageplan macht klar, wie die einzelnen Gebäude zwischen Glan und Glan-Kanal angeordnet waren. Seit dem 15. Jahrhundert wurde dort handgeschöpftes Papier erzeugt. Guter Absatz fand sich in den Kanzleien der Rats- und Gerichtsstuben, in den Pfarrämtern und Klöstern Kärntens und weit darüber hinaus. So stößt man in Archiven der vorgenannten Einrichtungen nicht selten auf loses oder  gebundenes Schreibpapier mit dem gemarterten Vitus, sprich slawisch Veit, als Wasserzeichen. Diese Signaturen sind oft mit Buchstaben kombiniert, welche die jeweiligen Inhaber der Fabrik erkennen lassen. Eine geschlossene Arbeit darüber steht aus, wäre aber eine sehr interessante und lohnende Aufgabe. Es stellt sich dabei die Frage, ob von Anfang an  Wasserzeichen Verwendung fanden oder ob erst ab den Zeiten des Merkantilismus von Kaiserin Maria Theresia damit zu rechnen ist.

Der Standort an der Glan war dadurch begünstigt, dass die Glan dort – noch  nicht verbaut und eingetieft – um Meter höher ankam und einen Wasserfall bildete. Für Wasserkraft war damit ausreichend  gesorgt. Letzte Inhaber, wenn auch nicht mehr unbedingt Fabrikanten waren seit Anfang des 19. Jahrhunderts der Reihe nach Peter Sommerhuber, ab 1836 Antonie Kronawitter, 1867 die St. Veiter Bürgergilt, ab 1869 gelangten Teile des Anwesens über die Companie Rauscher an die Hüttenberger Union, wobei man sich das heute noch zu bewundernde Herrenhaus Baufläche 293 heute Glangasse Nr. 71 zurückbehielt. Es folgten dann 1880 Maria Kobl, 1882 Aloisia Puntschart, eine geborene Lemisch. Weil immer wieder das Bessere der Feind des Guten ist, endete das Papier-Schöpfen mit dem Siegeszug der Massenproduktion. 1864 schon hat es in der Fabrik, Baufläche 292, einen Brandschaden gegeben und um 1890 machte Franz Puntschart,  letzter Inhaber der Glandorfer Bleiweißfabrik, aus den Resten der Papiermühle eine Essigfabrik. Irgendwann hat er dann wohl auch das prächtige Wohnhaus an sich gebracht, denn nur so ist das Ableben des Herrn Puntschart (1915) und jenes seiner Frau (1930) in diesem Hause zu erklären. Fritz Knaus erwarb 1903 die Essigfabrik und in der Folge einen exzellenten Ruf mit seinem weitum bekannten Wein-Essig, hat aber nie dort gewohnt.

Zur Bleiweißfabrik (heute Funder Direktion) wäre zu sagen, dass ihr Entstehen auf die reichen Gewerken und Eisenhändler Koller zurückzuführen ist. Anfänglich waren diese vielleicht nur Finanziers, weil auch ein gewisser Josef Petz kurz aufscheint. Bald aber sind die Koller und späteren Freiherren, durch Generationen Alleinbesitzer. Über Mathias Freiherr von Koller und Katharina Koller, verehelichte Gräfin Egger gedieh die Fabrik an deren Sohn Gustav Graf Egger. Im Jahre 1849 werden laut Industrieausweis von sieben Arbeitern aus 450 Zentner Blei und 300 Zentner Schwerspat genau 753 Zentner Bleiweiß erzeugt. Auch Essig spielte beim Bleiweißmachen eine gewisse Rolle, um strahlend weiße, gut deckende Farbe zu gewinnen. Die Verwendung von Schwerspat, lässt darauf schließen, dass das hier erzeugte Bleiweiß gestreckt werden musste und somit von minderer Qualität war. Tatsächlich hat sich die weitere Produktion von Bleiweiß auf Klagenfurt und Wolfsberg konzentriert, wo verbesserte Verfahren Anwendung finden  konnten. Bleivergiftungen waren bei Arbeitern bis dahin immer wieder Auslöser von Berufskrankheiten. Das Taufbuch der Stadtpfarre zeigt unter 23.8.1844 einen Geburtseintrag an der Adresse Bleiweißfabrik Haus Nr. 233. Der Kindsvater hieß Simon Polzer und war „gräflich Egger´scher Bleiweißverwalter“.

Von besonderer Relevanz wäre noch ein Eintrag im Trauungsbuch der Pfarre Obermühlbach, die auch heute noch für Treffelsdorf zuständig ist. Demnach haben am 8.5.1870 Franz Puntschart, ehelicher Sohn des gleichnamigen Fabriks- und Realitätenbesitzers in Klagenfurt „sich in Bleiweißfabrik aufhaltend“ und Aloisia Lemisch, Tochter des Josef Lemisch, von Bachelhof die Ehe geschlossen. Als Trauzeugen fungierten Herr von Knappitsch, Gutsbesitzer Silberegg und  Josef Meyer, Sohn des gleich genannten Josef Meyer, Pulverfabrikant in Hörzendorf. Im Friedhof von Treffelsdorf finden sich die Gräber von Aloisia Puntschart 21.6.1845 (Althofen!) – 7.3.1930 (St.Veit, Glangasse 35)  und  Franz Puntschart 28.5.1844 (Klagenfurt) – 17.3.1915 (St.Veit, Klagenfurter Vorstadt 24). Ungeachtet der sich zwischenzeitig geänderten Adresse,  handelt es sich um ein und dasselbe, noch heute bestehende Haus mit schmuckreicher Fassade, heute Glangasse 71.

Wo man von der Spitalgasse kommend rechts in die Zensweger Straße einbiegt, erblickt man linker Hand das stattliche, erst in jüngster Zeit innen und außen verschönerte Haus Zensweger Straße 1. Ursprünglich ein schlichter, rechteckiger Bau mit der Stirnseite gegen die Straße  gerichtet, entwickelte sich daraus vor etwa 140 Jahre durch mehrmalige Erweiterungen die einstige Zündhölzlfabrik. Das bescheidene, alte Wohnhaus diente nach einander den Besitzerinnen Anna Köch, Juliane Bichler (ab 1831) und deren Tochter Maria, Pfarrersköchin in St. Peter (ab 1857). Noch im gleichen Jahr verkaufte Maria an Michael KONRAD, 1851 Bürger geworden und seines Zeichens ein Kaffeesieder im späteren Carinthia-Haus (heute Kärntner Sparkasse) am Hauptplatz. KONRAD war schon 18 Jahre lang am Besitz  angeschrieben als er sich gegen Ende hin entschloss, dort die Zündhölzchenfabrikation aufzunehmen. Leider, als „Fabrikant“ war er nicht sehr erfolgreich. Es hat den Anschein als hätten ihn die baulichen Maßnahmen und  Produktionseinrichtungen mehr Geld gekostet als ihm zur Verfügung stand. Als er 1875 in „Johann Gotscheber, Handelsmann in Graz“ einen Käufer fand, gingen vom Kaufpreis per 5.000 Gulden allein 4.200 Gulden auf Schulden auf. Selbst sein Kaufpreis von 1857 war noch nicht einmal zur Gänze geordnet. Auch musste er im Kaufvertrag die Verpflichtung übernehmen „die ihm verliehene Befugnis der Zündwarenfabrikation auf Verlangen des Käufers nach dem 1. August 1875 entweder zurückzulegen oder abzutreten“. Es wird sich noch zeigen, dass dies  noch keineswegs das Ende der Erzeugung von Zündhölzchen in der Stadt bedeutete. Gotscheber war jedenfalls bis mindestens 1878, wenn nicht noch länger in diesem Hause am Werken. Im Buch „Kärntens Gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur Gegenwart“, um 1950 von der Wirtschaftskammer für Kärnten im Verlag Joh. Leon sen. Klagenfurt herausgegeben, ist nämlich auf Seite 377 zu lesen, dass es in St. Veit 1874 eine Zündwarenfabrik gab, welche ebenfalls maschinell Holzdraht erzeugte, ihn aber gleich zu Zündhölzern verarbeitete, deren sie 1878 sage und schreibe 29.708 Kistchen aus 210 Millionen Holzdrähten mit 26 Arbeitskräften erzeugte und dabei entsprechende Mengen Schwefel, Phosphor, Minium, Kunstgummi, salpetrige Säure  und Schwefelsäure sowie andere Chemikalien verwendete. Schwefel- und Phosphordämpfe waren der Gesundheit der Arbeiter aber wenig zuträglich, sodass ein großer Kamin für halbwegs guten Abzug zu sorgen hatte. Dieser Kamin war lange Zeit eine Art Hauszeichen. Die Fabrikation erstreckte sich auf Schwefel- und Phosphorhölzchen sowie in geringem Maße auf schwedische Salonhölzchen, doch ging diese Fabrik wie auch kleinere Unternehmungen in Mauthen,  Gmünd und Pölland wieder ein, so dass im frühen 20. Jahrhundert dieser Betriebszweig in Kärnten gänzlich erlosch.

Nicht ganz vergessen werden sollten die weniger alten, nicht mehr bestehenden Fabriken, wie Alpenländische Kleiderwarenfabrik AG in Glandorf, die OMA Kindernährmittelfabrik (Friesacher Straße) oder die Pyrotechnische Fabrik Liebenwein in der Schießstattallee etc. etc.                                                                                                             Walter Wohlfahrt  

 

Von alten Fabriken in und um St. Veit/Glan

Unter Fabriken der damaligen Zeiten darf man sich nicht Industriebetriebe vorstellen wie wir sie heute kennen. Immerhin, man war in der Lage Produkte für überregionale Nachfrage anzubieten. Beschäftigtenzahlen, bauliche und maschinelle Ausstattung erreichten natürlich in keinem Falle heutiges Ausmaß.

An erster Stelle ist hier natürlich die St. Veiter Papierfabrik (Papiermühle) unten an der alten Glan zu erwähnen. Allein ihres Alters und ihrer Bedeutung wegen. Die Kunst der Papiererzeugung kam von China über Bagdad nach Kairo (900), von hier durch die Araber nach Spanien (1150) Italien (1276) Frankreich (1350) Nürnberg (1390) schließlich über Nürnberger Kaufleute (Gleismüllner Kaltenhauser) nach St.Veit in Kärnten. Der Lageplan macht klar, wie die einzelnen Gebäude zwischen Glan und Glan-Kanal angeordnet waren. Seit dem 15. Jahrhundert wurde dort handgeschöpftes Papier erzeugt. Guter Absatz fand sich in den Kanzleien der Rats- und Gerichtsstuben, in den Pfarrämtern und Klöstern Kärntens und weit darüber hinaus. So stößt man in Archiven der vorgenannten Einrichtungen nicht selten auf loses oder  gebundenes Schreibpapier mit dem gemarterten Vitus, sprich slawisch Veit, als Wasserzeichen. Diese Signaturen sind oft mit Buchstaben kombiniert, welche die jeweiligen Inhaber der Fabrik erkennen lassen. Eine geschlossene Arbeit darüber steht aus, wäre aber eine sehr interessante und lohnende Aufgabe. Es stellt sich dabei die Frage, ob von Anfang an  Wasserzeichen Verwendung fanden oder ob erst ab den Zeiten des Merkantilismus von Kaiserin Maria Theresia damit zu rechnen ist.

Der Standort an der Glan war dadurch begünstigt, dass die Glan dort – noch  nicht verbaut und eingetieft – um Meter höher ankam und einen Wasserfall bildete. Für Wasserkraft war damit ausreichend  gesorgt. Letzte Inhaber, wenn auch nicht mehr unbedingt Fabrikanten waren seit Anfang des 19. Jahrhunderts der Reihe nach Peter Sommerhuber, ab 1836 Antonie Kronawitter, 1867 die St. Veiter Bürgergilt, ab 1869 gelangten Teile des Anwesens über die Companie Rauscher an die Hüttenberger Union, wobei man sich das heute noch zu bewundernde Herrenhaus Baufläche 293 heute Glangasse Nr. 71 zurückbehielt. Es folgten dann 1880 Maria Kobl, 1882 Aloisia Puntschart, eine geborene Lemisch. Weil immer wieder das Bessere der Feind des Guten ist, endete das Papier-Schöpfen mit dem Siegeszug der Massenproduktion. 1864 schon hat es in der Fabrik, Baufläche 292, einen Brandschaden gegeben und um 1890 machte Franz Puntschart,  letzter Inhaber der Glandorfer Bleiweißfabrik, aus den Resten der Papiermühle eine Essigfabrik. Irgendwann hat er dann wohl auch das prächtige Wohnhaus an sich gebracht, denn nur so ist das Ableben des Herrn Puntschart (1915) und jenes seiner Frau (1930) in diesem Hause zu erklären. Fritz Knaus erwarb 1903 die Essigfabrik und in der Folge einen exzellenten Ruf mit seinem weitum bekannten Wein-Essig, hat aber nie dort gewohnt.

Zur Bleiweißfabrik (heute Funder Direktion) wäre zu sagen, dass ihr Entstehen auf die reichen Gewerken und Eisenhändler Koller zurückzuführen ist. Anfänglich waren diese vielleicht nur Finanziers, weil auch ein gewisser Josef Petz kurz aufscheint. Bald aber sind die Koller und späteren Freiherren, durch Generationen Alleinbesitzer. Über Mathias Freiherr von Koller und Katharina Koller, verehelichte Gräfin Egger gedieh die Fabrik an deren Sohn Gustav Graf Egger. Im Jahre 1849 werden laut Industrieausweis von sieben Arbeitern aus 450 Zentner Blei und 300 Zentner Schwerspat genau 753 Zentner Bleiweiß erzeugt. Auch Essig spielte beim Bleiweißmachen eine gewisse Rolle, um strahlend weiße, gut deckende Farbe zu gewinnen. Die Verwendung von Schwerspat, lässt darauf schließen, dass das hier erzeugte Bleiweiß gestreckt werden musste und somit von minderer Qualität war. Tatsächlich hat sich die weitere Produktion von Bleiweiß auf Klagenfurt und Wolfsberg konzentriert, wo verbesserte Verfahren Anwendung finden  konnten. Bleivergiftungen waren bei Arbeitern bis dahin immer wieder Auslöser von Berufskrankheiten. Das Taufbuch der Stadtpfarre zeigt unter 23.8.1844 einen Geburtseintrag an der Adresse Bleiweißfabrik Haus Nr. 233. Der Kindsvater hieß Simon Polzer und war „gräflich Egger´scher Bleiweißverwalter“.

Von besonderer Relevanz wäre noch ein Eintrag im Trauungsbuch der Pfarre Obermühlbach, die auch heute noch für Treffelsdorf zuständig ist. Demnach haben am 8.5.1870 Franz Puntschart, ehelicher Sohn des gleichnamigen Fabriks- und Realitätenbesitzers in Klagenfurt „sich in Bleiweißfabrik aufhaltend“ und Aloisia Lemisch, Tochter des Josef Lemisch, von Bachelhof die Ehe geschlossen. Als Trauzeugen fungierten Herr von Knappitsch, Gutsbesitzer Silberegg und  Josef Meyer, Sohn des gleich genannten Josef Meyer, Pulverfabrikant in Hörzendorf. Im Friedhof von Treffelsdorf finden sich die Gräber von Aloisia Puntschart 21.6.1845 (Althofen!) – 7.3.1930 (St.Veit, Glangasse 35)  und  Franz Puntschart 28.5.1844 (Klagenfurt) – 17.3.1915 (St.Veit, Klagenfurter Vorstadt 24). Ungeachtet der sich zwischenzeitig geänderten Adresse,  handelt es sich um ein und dasselbe, noch heute bestehende Haus mit schmuckreicher Fassade, heute Glangasse 71.

Wo man von der Spitalgasse kommend rechts in die Zensweger Straße einbiegt, erblickt man linker Hand das stattliche, erst in jüngster Zeit innen und außen verschönerte Haus Zensweger Straße 1. Ursprünglich ein schlichter, rechteckiger Bau mit der Stirnseite gegen die Straße  gerichtet, entwickelte sich daraus vor etwa 140 Jahre durch mehrmalige Erweiterungen die einstige Zündhölzlfabrik. Das bescheidene, alte Wohnhaus diente nach einander den Besitzerinnen Anna Köch, Juliane Bichler (ab 1831) und deren Tochter Maria, Pfarrersköchin in St. Peter (ab 1857). Noch im gleichen Jahr verkaufte Maria an Michael KONRAD, 1851 Bürger geworden und seines Zeichens ein Kaffeesieder im späteren Carinthia-Haus (heute Kärntner Sparkasse) am Hauptplatz. KONRAD war schon 18 Jahre lang am Besitz  angeschrieben als er sich gegen Ende hin entschloss, dort die Zündhölzchenfabrikation aufzunehmen. Leider, als „Fabrikant“ war er nicht sehr erfolgreich. Es hat den Anschein als hätten ihn die baulichen Maßnahmen und  Produktionseinrichtungen mehr Geld gekostet als ihm zur Verfügung stand. Als er 1875 in „Johann Gotscheber, Handelsmann in Graz“ einen Käufer fand, gingen vom Kaufpreis per 5.000 Gulden allein 4.200 Gulden auf Schulden auf. Selbst sein Kaufpreis von 1857 war noch nicht einmal zur Gänze geordnet. Auch musste er im Kaufvertrag die Verpflichtung übernehmen „die ihm verliehene Befugnis der Zündwarenfabrikation auf Verlangen des Käufers nach dem 1. August 1875 entweder zurückzulegen oder abzutreten“. Es wird sich noch zeigen, dass dies  noch keineswegs das Ende der Erzeugung von Zündhölzchen in der Stadt bedeutete. Gotscheber war jedenfalls bis mindestens 1878, wenn nicht noch länger in diesem Hause am Werken. Im Buch „Kärntens Gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur Gegenwart“, um 1950 von der Wirtschaftskammer für Kärnten im Verlag Joh. Leon sen. Klagenfurt herausgegeben, ist nämlich auf Seite 377 zu lesen, dass es in St. Veit 1874 eine Zündwarenfabrik gab, welche ebenfalls maschinell Holzdraht erzeugte, ihn aber gleich zu Zündhölzern verarbeitete, deren sie 1878 sage und schreibe 29.708 Kistchen aus 210 Millionen Holzdrähten mit 26 Arbeitskräften erzeugte und dabei entsprechende Mengen Schwefel, Phosphor, Minium, Kunstgummi, salpetrige Säure  und Schwefelsäure sowie andere Chemikalien verwendete. Schwefel- und Phosphordämpfe waren der Gesundheit der Arbeiter aber wenig zuträglich, sodass ein großer Kamin für halbwegs guten Abzug zu sorgen hatte. Dieser Kamin war lange Zeit eine Art Hauszeichen. Die Fabrikation erstreckte sich auf Schwefel- und Phosphorhölzchen sowie in geringem Maße auf schwedische Salonhölzchen, doch ging diese Fabrik wie auch kleinere Unternehmungen in Mauthen,  Gmünd und Pölland wieder ein, so dass im frühen 20. Jahrhundert dieser Betriebszweig in Kärnten gänzlich erlosch.

Nicht ganz vergessen werden sollten die weniger alten, nicht mehr bestehenden Fabriken, wie Alpenländische Kleiderwarenfabrik AG in Glandorf, die OMA Kindernährmittelfabrik (Friesacher Straße) oder die Pyrotechnische Fabrik Liebenwein in der Schießstattallee etc. etc.                                                                                                             Walter Wohlfahrt  

 

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