Geschichteln meines Freundes

Juli 25, 2020 um 13:01 | Veröffentlicht in St.Veit | 2 Kommentare
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Rudolf Zygartowski, am 28. Feb. 2006 im 88. Lebensjahr in St. Veit verstorben, war mir ein sehr guter Freund, ein Kenner des alten St.Veit und ein begnadeter Erzähler obendrein. Gar oft haben wir uns im Cafe am Weyerfeld getroffen. Es war mir leider nicht immer ein Vergnügen, ihm zuzuhören.

Die Kameraden der Feuerwehr trafen sich wieder einmal im Gasthaus Mayer in der Spitalgasse und  Zechner, Fleischhauer-Meister am Platz war darunter. Da wollte er sich großzügig zeigen, nahm einen Zettel, schrieb darauf „7 Paar Frankfurter“ und sandte damit den Jüngsten in seinen Laden. Dieser nicht faul, setzte heimlich vor die 7 eine 1 und die Lieferung fiel dementsprechend stark aus. Als Zechner dessen gewahr wurde, verwünschte er ahnungslos die „blöden Weiber“ seines Hauses……

Mit seiner zweiten Frau – die erste ist ihm mit dem Buchhalter der Fa. Klimbacher beizeiten getürmt – hatte der cholerische Fleischermeister unzählige Auseinander- Setzungen. Selbst neben Kundschaft im Geschäft tat er sich nichts an.

Eines Tages stülpte er seiner Ehefrau im Zorn einen vollen Fett- oder anderen Blechtopf übers Haupt, der sich zum Schreck so verkeilte, dass er nicht mehr herunter wollte. Sie musste in ihrer Not quer über den Hauptplatz zum Meister Zedischnig, der ihr den unpassenden Kopfschmuck mit einer Blechschere und viel Mühe abnehmen konnte.

Ein andermal hatte Zechner im Gurktal zu tun. Ein wenig Alkohol im Blut war damals noch kaum mit all zu großen Risiken verbunden. Erstens, waren die Straßen weniger befahren und ums andere, die Gendarmen noch in keiner Weise geschult oder ausgerüstet. Jedenfalls in Mellach war es, dort wo die Straße die Gurktalbahn übersetzte, als sich Zechner mit seinem Lieferauto plötzlich sehr über die holprige Straße wunderte. Das ganze Vehikel hüpfte und polterte……  Der Grund, er fuhr nicht mehr die Straße, sondern den Bahnkörper entlang.

Rudis Bruder Walter, ist beim Vormarsch nahe Lemberg auf tragische Weise 1941 „gefallen“ – Abgeschossene russische Panzer standen in großer Zahl links und rechts der Vormarsch-Piste. Da kam ein deutscher Soldat auf die Idee, einen Panzer zu besteigen. Er hantierte leichtsinnig am Geschütz und löste einen Schuss aus, was einen sogenannten Rohrkrepierer  zur Folge hatte……

Rudolf war zu jener Zeit in Norwegen und traf ganz unerwartet seinen Bruder Reini, ebenfalls Soldat, der sagte ihm, er hätte von einem St.Veiter Kameraden gehört, dass ein St.Veiter Fahrlehrer in Russland „gefallen“ sei.   „wird ja wohl nicht unser Bruder sein“ „es gibt ja auch noch andere Fahrlehrer….“ – Doch es war unser Bruder!

Im August 2003 – rund drei Jahre vor seinem Ableben –  war Rudi im Krankenhaus und ich zu Besuch bei ihm, da erzählte er mir vom Peppo Kleinszig, dem Herrn auf Taggenbrunn und dass dieser mit Karl Funder von Mölbling gerne beim Schubernig in St.Veit das Kartenspiel pflegte. Eines Tages gerieten die beiden wegen angeblichen Falschspiel in Streit, was damit endete, dass Funder dem Kleinszig eine Orfeige verpasste. Um eventuellen Weiterungen aus dem Wege zu gehen, griff Funder schlussendlich großzügig in seine Brieftasche. Alles war wieder in Ordnung und Kleinszig (der kurzfristige Bezirkshauptmann von 1934!) inzwischen wieder heimgekehrt, erzählte seiner Eheliebsten vom Vorgang. Ihre Antwort soll gelautet haben: „Nach langer Zeit bringst Du wieder einmal ein selbst verdientes Geld nach Hause“

Eine FN (steht für fabrique national) war ein belgisches Motorrad und Mitte der Dreißiger der Traum vieler junger Männer. Weil aber Peppo Kleinszig Kriegskollege des FN Generalvertreters für Österreich war, vermittelte er Rudis Vater die FN Vertretung für St.Veit, obwohl diese auch Herr Trixner haben wollte. Zygartowski Senior hatte eine Kfz-Werkstätte im Innenhof des Hotels Stern (Fuchspalast) am Platz, wo sich heute die Arbeiterkammer befindet. Die ersten Modelle dieser Maschine kauften Jungschlossherr Kajetan Wutte von Lebmach und der alte Miklautschitsch (Vater des Mothe). Letzterer hatte die Verwaltung des Städtischen Sandgrube, nahe der Klimbacher Kurve, inne. Er ließ den Mothe arbeiten, jagte selbst aber seinem Vergnügen nach. Er stammte übrigens aus Slowenien.                                                                                                                                 Dem Wutte bekam das neue Motorrad gar nicht gut! Als er nämlich bald an seinem privaten Geld-  sprich Darlehensgeber, August Voraberger, vorbei prasselte, war letzterer mit der Geldverwendung nicht einverstanden und forderte das Darlehen vorzeitig zurück. Banken und Sparkassen waren damals unfähig Geld zu verleihen. Das trieb Wutte dann in die Arme eines Wieners namens Neumann (später Newman in Amerika!) mit sehr bösen Folgen!

Noch viele Geschichten hätte Rudi auf Lager gehabt, doch wollen wir mit einer solchen aus näherer Zeit schließen, sie handelt von Major F.X.Kohla dem Landesfeuerwehrkommandanten von Kärnten. Zugetragen hat sich dies 1945 nach Kriegsende, als Tito-Partisanen das Sagen zu haben glaubten in Kärnten. Vier Jugoslawen erschienen in Kohlas Wohnung und es ergab sich der folgende Wortwechsel. „Sind Sie Major Kohla?“ „Ja, und wer bist Du und von wo bist Du? immer noch Kohla „Dann bist Du dort der Feuerwehrkommandant gewesen!“ „Ja, das war ich“ „Dann musst Du mich ja kennen“ Darauf salutierte der Partisan, zog mit seinen Begleitern ab und ward nicht mehr gesehen.

 

 

 

 

 

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Geheimgänge und unterirdische Verbindungen

Juli 11, 2015 um 16:45 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Geboren im viel geprüften Lande der Polen kam Herr Pabis, ein handwerkliches Multi-Talent, nach St. Veit und mietete sich mit Familie 1989 im Hause Villacher Straße Nr. 8 ein. Dort hat er 1995 einen eigenen Betrieb aufgemacht. Alle, die glaubten, mit einem Fremdling nicht gut in ernsthafte Verkaufsverhandlungen eintreten zu können und vielleicht auch seine Zahlungsfähigkeit anzweifelten, die alle hat er Lügen gestraft. Mit viel Fleiß und großem Geschick hat er aus dem uralten Haus ein Schmuckstück gemacht. Obwohl die ehemalige Nutzung als Gasthaus mit dem Recht, Steinbier zu machen, zeitweilig sogar dem Kornhandel diente, Kegelbahn und Gastgarten hatte und durchaus immer gute Erträge abwarf, so  optimal genutzt und wertvoll wie heute war die Liegenschaft nie zuvor. Seine ganze Handwerkskunst hat der neue Besitzer aufgeboten, um vom Keller bis in alle Geschosse darüber bestes Material mit gediegener Ausführung zu verbinden. Guter Geschmack zeigt sich vor allem in der Neugestaltung des einstigen Eis-Kellers, wirklich sehenswert!

Franzisz. Kataster - Ausschnitt

Franzisz. Kataster – Ausschnitt

Damit wären wir auch beim eigentlichen Thema angelangt. Gibt es tatsächlich einen Geheimgang, wohin soll er führen und welchem Zwecke könnte er gedient haben? Fragen über Fragen. Hört man nicht auch an anderen Stellen der Stadt von mysteriösen Schlupflöchern und dergleichen?  Nirgends ist die Entstehung und der Erfinder der Legende so leicht auszumachen wie hier! Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht und doch sind bald volle sieben Jahre seither vergangen, dass Herr Walter Ruhdorfer (1932-2008) nicht mehr durch die Stadt geht. Jedermann hat ihn – oft leider nur vom Sehen aus – gekannt. Er gehörte zum Stadtbild, wie Pestsäule und Stadtpfarrturm was mein Namensvetter und Jahrgangskollege präsent. Hochintelligent und sehr belesen trug er jahraus jahrein Mantel und Hut, egal ob Regen oder Sonnenschein. Seine besonderen Freunde waren die Leute vom Bauhof, vom Wasserwerk und wohl auch von der Müllabfuhr. So kam es notgedrungen, dass er stets sehr früh am Morgen seine Runden drehte. Da musste man einfach wetterfest gekleidet sein. Ich habe mich gerne mit ihm unterhalten und bedauerte ehrlich, dass er immer viel mehr Zeit hatte als so ein Pensionär wie ich. Es gab für ihn keine Geheimnisse, weder ober noch unter der Erde. Gerade in den Tiefen kannte er sich aus wie kein anderer, weil für den Normalbürger alle Löcher stets viel zu rasch wieder zugeschüttet werden, doch nicht für ihn – und gerade deshalb wusste er oft viel besser Bescheid was St. Veit unter seiner Oberfläche so alles verbirgt. Ungern möchte ich jetzt einschränken, doch unsere Geschichte soll ja weiter gehen!

Hausherr Pabis schätzte den Tiefenforscher, der mindestens zweimal täglich vorbei kam, ebenfalls sehr. Die Achtung des Meisters stieg, als ihm eines Tages gesagt wurde, zwischen dem Haus und dem Bürgerspital auf der anderen Straßenseite gebe es einen Verbindungsgang. Tatsächlich muss Ruhdorfer in weit zurückliegender Zeit bei Straßensanierung oder Kabelverlegung einen gemauerten „Tunnel“ gesehen haben, der kurze Zeit freigelegt, dann aber wieder verschüttet wurde. Eine Fata Morgana? Keineswegs. Als man obendrein in der Mitte des ehemaligen Eiskellers im Hause Pabis eine kreisrunde Öffnung fand, gab es nicht mehr den geringsten  Zweifel, da war etwas! Keine der beiden handelnden Personen konnte jemals vom Franzisceischen Kataster (1829) gehört haben, noch etwas davon gesehen. Dort aber liegt der Schlüssel zur Lösung des Problems. Wie Sie sehen (Plan), teilt sich in der oberen Spitze der Garten-Parzelle 507 der Obermühlbach. Ein Teil des Bachwassers wurde durch den heutigen Bachsteig geleitet, schnurstracks auf das Wasserrad der „Bürger-Spital“-Mühle, die dort bis zu ihrem Abriss (1910) zumindest gebäudemäßig vorhanden war. Die Weiterleitung des Mühlwassers erforderte im Straßenbereich eine Überbrückung um in Richtung Zeneggenhof (heute Blumenhotel) und Klostergründe (heute Rennbahn) weiter zu finden. Der „Tunnel“ war also ein Brückengewölbe, und wozu  diente das Loch im Kellerboden?  Ganz einfach! Jedes gute Gasthaus verfügte über einen  Eiskeller, der bei Frostzeiten gebrochenes Teiche-Eis durch ein Kellerfenster aufnahm, um noch lang in den Sommer hinein kühle Getränke servieren zu können. In dem Maß wie die Eisblöcke zu schwitzen und zu rinnen begannen, wurde die Nässe über das Erdloch im Keller zum Versickern gebracht. Übrigens, auch mancher Fleischhauer schätzte seinen Eiskeller, denn nicht jedes Schlachttier war sofort an den Mann zu bringen.

Das Pabis-Haus birgt noch andere interessante Details, welche noch nicht restlos geklärt erscheinen. Es sind dies erstens, eine einst irgendwo außen angebrachte Steintafel mit den Großbuchstaben B und G, dazwischen hochgestellt ein Kreuz, darunter die Jahreszahl 1823,  meines Erachtens eine Art Haussegen und Erinnerung an irgendein Baugeschehen. Zweitens, eine wunderschöne gar nicht kleine Steinkugel, vermutlich weißer Quarz, und möglicherweise noch ein Relikt aus der Zeit der Steinbier-Brauerei.

walter.wohlfahrt@gmail.com    (blog: https://altstveit.wordpress.com

 

 

 

 

 

Zum Haus am Unteren Platz 16

Dezember 25, 2012 um 17:53 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Die Geschichte eines Stadthauses ist immer wieder eng verknüpft mit Familien und Familienschicksalen. Gräbt man zeitlich oft nur ein wenig in die Tiefe, offenbaren sich wundersame Dinge, menschliche, nicht selten gar zu menschliche. Man kann dabei aber auch zu unerwarteten, zu neuen Erkenntnissen in Bezug auf die allgemeine Stadtgeschichte gelangen. Dazu mehr im Verlauf dieser Abhandlung.

Einleitend zur örtlichen Bestimmung nur so viel, dass es sich bei obiger Adresse um jenes Haus handelt, in welchem noch bis vor kurzem die BAWAG PSK Filiale untergebracht war. Die beiden Nachbarn sind Reformhaus Leikam links und ganz neu Hartlauer rechts. Die Besitzaufzeichnungen reichen bis in das Jahr 1780. Da hat nämlich ein gewisser Johann Pippenbacher, aus Straßburg in Kärnten gebürtig, Fleichhauermeister und seit 1774 St. Veiter Bürger, sein Haus in der Klagenfurter Vorstadt dem Berufskollegen Haterer abgegeben um sich am Unteren Platz anzukaufen. Die Fleischerei selbst befand sich nicht im gekauften Haus, sondern in der „Schulhausgasse“ bei den sogenannten „Fleischbänken“ an der Nordgrenze des Friedhofes, der damals noch um die Stadtpfarrkirche herum bestand. Ein zum Haus gehöriger Acker lag in der Friesacher Vorstadt im Ried „Siechenhaus“ zwischen Mailänder, Wahrheit und dem Fahrweg nach Weyer.

Nach Pippenbachs Ableben ging aller Besitz mangels männlicher Erben auf die Witwe Anna über. Es dauerte nicht lange, da kam es zum neuerlichen Besitzwechsel, von Anna auf Tochter Katharina, verehelichte Debellak. Gemeinsam mit ihrem Gatten Thomas richtet sie bereits 1830 eine Eingabe an den Magistrat, ihre eigene Mutter betreffend. Was sich im Landesarchiv unter Stadt St. Veit Faszikel 50 an wörtlicher Aussage findet ist einerseits recht bezeichnend für beim Erben immer wieder vorkommende Eifersüchteleien, andererseits aber ein echter Neufund, der geeignet ist, der „Chronik des St. Veiter Bürger-Goldhauben Frauen-Vereines“ (erschienen 2002 auf Anregung von Frau Christa Ebner) eine frühe, bislang nicht bekannte Haubenträgerin hinzu zu fügen. Der verkürzte Originaltext lautet, „der hohe Magistrat möge das täglich gefährlicher werdende Betragen unserer Mutter, welches auf einen ziemlichen Grad von Tollheit schließen lässt, untersagen. Anna Pippenbach habe allerlei Wertgegenstände zum Schwiegersohn Traunsteiner verschleppt, u. a. und jetzt kommt es,  1 Goldspitz(en)haube, 1 Schwarzsamtenen Kittel mit Goldspitz(en) und 1 grünen zizenen Kittel.  Der weitere Verlauf der Familienfehde ist zwar nicht bekannt, dass es sich aber bei der Fleischhauermeistersgattin Anna Pippenbach, Lebenszeit ca. 1755-1830, um eine St. Veiter Goldhauben-Frau gehandelt hat, darf hier ohne jeden Zweifel nachgetragen werden.

Thomas Debelack erscheint 1831 beim Taufeintrag seines Kindes als bürgerlicher Fleischer aus Krain gebürtig in der Matrikel auf, obwohl er de facto erst 1844 Bürgerrecht erhielt. Seit 1833 ist er auch als Besitzer angeschrieben.

Walter Wohlfahrt in Friedrich Knapp Stadt Blatt´l   März 2012

 

 

                              

                               

Aus alten Ratsprotokollen

April 7, 2012 um 15:01 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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(1. Teil)

 Die alten St.Veiter Ratsprotokolle im Kärntner Landesarchiv, (Handschriften Signatur A4) machen es möglich, daraus einer geneigten Leserschaft etliche Kieselsteinchen, besser gesagt Mosaiksteinchen zur Stadtgeschichte darzubieten. Wir versetzen uns in die Zeit von 1644 bis 1648, da in Europa gerade der schreckliche Krieg, den man den dreißigjährigen nennen wird, zu Ende geht. Erstaunlich, was damals schon den hohen Magistrat der k.k. Kammerstadt im Rathaus so alles beschäftigt hat. Dazu nur einige, nicht ganz wahllos herausgegriffene Beispiele zu denen man sich vergegenwärtigen sollte, daß Bürgermeister, Stadtrichter und Mitglieder des Inneren und Äußeren Rates zusammen-kamen um Berichte zu erstatten, Anträge entgegenzunehmen  und Beschlüsse zu fassen.

*  David Prinner, Ratsmitglied, begehrt für den Hauptmann Service (für seine Tätigkeit als Trabantenhauptmann?) bis 4. Januar 20 Silbergulden und 44 Kreuzer –  bewilligt!

* Gabriel Schönberger, Organist „ruft“ an und bittet, ihm das Gottsleichnamsbruderschaft- Häusl zu überlassen und dem Lexen und Simon Sohn aufzukündigen –  Soll sich gedulden!

* Der Stadtpfarrer bittet um Einantwortung (=Übergabe) des Gleismüllerschen Benefiziates, (mit Haus- und Grundbesitz) nachdem er von Salzburg bereits confirmiert (offiziell ernannt) worden sei.           Beschluß: Herrn Görizer (Stadtpfarrer?) auf nächsten Mittwoch herauf (in den Magistrat) bitten!

* Ruepp Felsensteiner, Stadtrichter war zugleich Spitalmeister (Verwalter des Bürgerspitals) von 1636-1644, ihm folgt Georg Purkstaller.

*  Joachim Khäzler bittet, weil ihm das Hübl von Tschirnig von einer löblichen Gottsleichnamsbruderschaft verlassen (überlassen) worden, dies auch auf Namen der Frau und Leibserben zu extendieren (auszuweiten) – Bescheid, weil eine löbliche Bruderschaft ehest soll zusammenkommen, möge sich Khäzler noch gedulden!

*  Versammlung der löbl. Gottsleichnahmbruderschaft am 16.3.1644, beiwesend Herr Stadtpfarrer, Zechprobst Carl Holer und folgende Brüder: Oberaufschlagseinnehmer Johann Gräßl, Andre Tallmann Bürgermeister, Ruepp Felsensteiner Stadtrichter, Mayer, Purgstaller, Prinner, Benedict Tallmann, Mirnig, Grasser, Bernardin, Waldner, Nuhsbaumer, Hohensasser, Khübler, Teutschmann, Knoller, Knieberger und Faßhuber – fast alle Ratsmitglieder und elf weitere Namen. – Beschluß: Wahl von zwei neuen Zechpröbsten, Besserung in Beachtung der alten Ordnung, wöchentliche Prozession (in der Kirche), Armenspeisung, Zusammenkünfte usw. 

*  Die (neuen) Zechpröbste Mayer und Felsensteiner wollen 90 Gulden an Zinsen der Bruderschaft und bei 300 Gulden von der Rosenkranzbruderschaft. Zur Erklärung sei gesagt, daß die Einkünfte dieser beiden geistlichen Bruderschaften von der Stadt wohl widerrechtlich entfremdet und bislang verwaltet worden sind und die neuen Zechpröbste nichts anderes taten, als bisher von der Stadt kassierte Erträgnisse nun in ihre Hand zu nehmen. Man hat wohl selbst den Stadtvätern von St.Veit inzwischen klar gemacht, daß die Sache der Lutheraner zumindest in den österreichischen Landen verloren ist.

*  Valtan Finster und Lienhart Wasserleiter, ein Schulknecht, werden zu Bürgern an- und aufgenommen, haben den Eid geleistet, Gabe und 3 Gulden für die Musketten erlegt.

*  Der Gerichtsdiener bittet um ein neues Kleid zum angehenden Jahrmarkt, wie es alter Brauch – Es wird ihm ein halbes Kleid bewilligt, sprich: der halbe Aufwand ersetzt.

*  Benedict Tallmanns Raitung (=Bürgermeisteramtsrechnung) für die Jahre 1643 bis 1645 enthält Posten wie: 2.100 Gulden wegen Ablösung des Hammers in Siebenaich (an der Wimitz), 150 Gulden für Erbauung (Reparaturen?) des Plähofens (Hochofen in Urtl), mehrmals Beträge für Flossen (Roheisen), mit denen gehandelt wurde.

*  Immer öfter ist von Pestfällen in der näheren und ferneren Umgebung zu hören. Ein Student, aus Graz zurückgekehrt, stirbt nach wenigen Tagen. Einreisebestimmungen aus gefährdeten Gegenden, wie beispielsweise Gurk und Straßburg, werden verschärft. Johann Pfaler, Apotegger (Apotheker) bittet, er wollt gern in jetzig gefährlichen Zeiten etliche Pservativa (Schutzmittel) präparieren, um ein Darlehen zur Erkaufung von Materialien um 12 Silberkronen. – Beschluß: Es ist ihm zuvor (d.h. schon einmal) ein schönes Darlehen beschehen, wenn dieses bezahlt sei, könnte die Stadt wieder helfen.

*  Blasi Hacker, Zirkelschmied ist offenbar auch für die Eisenwaage oder deren Wartung  zuständig, denn er begehrt und erhält dafür als Besoldung 1 1/2 Zentner Eisen.

*  Georg Kindermacher, Schweinhüter, bittet um die Kost aus dem Spital und um ein Kleidl (=Gewand) – Dies soll dem Herrn Spitalmeister überlassen sein! 

*  Die Herren Franziskaner bitten um Fastenspeis – 6 Kronen bewilligt wie im Vorjahr! 

*  Zacharias Gebhart, Gerichtsdiener, bittet um Holzgeld. – 3 Guld. wie zuvor bewilligt!

*  Für „Weißbott“ Ein Calender (fürs) Neue Jahr als wie ferten (Vorjahr) 1 Krone bewilligt.

*  Antrag, daß man an den drei eingegatterten Kapellen das Gemäuer und Gatterwerk abbrechen und um der Zierlichkeit wegen, die Altäre und Stühle übersetzen soll.                                                                                          Bewilligt, Herr Tallmann als Kirchenprobst soll das ehest ins Werk richten!

Herr Stiftsschaffer im Saal (Maria-Saal) bittet, weilen zu dem Altlärl im Saal so Herr Münzmeister (er)richt(et) ein Eisen abgängig, ihm mit etlich Centnern zu Hilf zu kommen. Beschluß: Zwei Centner bewilligt.  Nächstes mal mehr davon.                                    XII/2005 

Weihnachtsbaum 2005 und Rathaus am Hauptplatz                           

(2.Teil)

Blättern wir in den Ratsprotokollen weiter (KLArchiv, HS Signatur A4 St.Veit) so begegnen uns nicht nur zahlreiche Einzelschicksale sondern auch so manches Ereignis, welches die Stadt in Atem hielt.

Der Anrescher zu Meiselding

Im November 1646 besagt ein Eintrag „Dem alten Anrescher Ambros seien hiervor (d.h. bis jetzt) 5 Silberkronen verwilligt, er bittet, ihn besser zu bedenken. – Beschluß: Soll hinfür seinen Fleiß nicht sparen und fleißig Aufsicht haben, so will ihm ein Ehrsamer Magistrat von diesen drei Jahren reichen lassen neun Silberkronen“. oder „Veit Ponegger, Anrescher zu Meiselding ruft an und bittet, ihm ein Kleidl zu vergünstigen. – Beschluß: kommt für (d.h. es wird bekannt) daß er in der Raitung (Abrechnung) dem Herrn Pfarrer eine Rösch zu 58 Krippen verraith (verrechnet) hat, der doch erst des Mittwochs, als man von der Raitung graist (abgereist), laut des alten Anreschers Ansag (Aussage) 28 Krippen gestürzt, (er) ist aufs Rathaus bis auf weiteren Bescheid verboten. Daraus erhellt, daß die Stadt für ihre Eisenwerke u.a. auch in Meiselding einen Kohlbarren, also einen Holzkohlenlagerplatz unterhielt. Beim Wechsel des dort Verantwortlichen, also vom alten auf den neuen Anrescher, gab es anscheinend schwerwiegende Differenzen, so daß man den unter Verdacht geratenen neuen Mann vor einer entsprechenden Untersuchung sogar den Zutritt zum Rathaus verboten hat.

Das Bräuhaus 

1647 wird geklagt, dass das Bräuhaus – es muss also von der Stadt betrieben worden sein – bald ganz zusammenfallen würde 1647  –  und daß baldigst Abhilfe zu schaffen sei.

Bäcker und Müller

Ein andermal wird über die Bäcker und ihr schlechtes Brot Klage geführt. Sie wehren sich und fragen, wie sie gutes Brot machen sollen, wenn die Müllherrn und Müllner (interessante Unterscheidung zwischen Besitzer und Bediensteten!) unsauberes Mehl liefern, die Mehlkästen nicht konsequent vorher von Kleie und Verunreinigungen säubern, was wiederum die Müller allein auf schlechtes Trad (Getreide) zurückführen und übrigens, wenn die Bäcker schon so genau Bescheid wissen, dann sollen sie doch gleich selber das Mehl mahlen……Als sich diese dazu bereit finden, werden ihnen nächtliche Betriebszeiten angeboten, wohl wissend, daß Bäcker früh des morgens aufstehen und deshalb auch gerne bald zu Bett gehen!

Fleischhauer

Die Fleischhauer begehren, das Rindfleisch nicht länger um11 Pfennig sondern um einen Groschen (1 Groschen = 12 Pfennig) verkaufen zu dürfen – das wird abgelehnt!

Schmiedmeister

Michel Würth und Hans Crainer, beide Schmiedmeister, beklagen, daß immer mehr Schmidten in der Umgebung der Stadt („im Gäu“) von angrenzenden Gutsherrschaften zum Schaden der zünftigen Schmieden zugelassen werden. Da ist selbst der Magistrat ratlos.

Drei Altäre

Am 7.6.1647 befaßt sich der Rat mit dem „Tischler in der Burg“ der vorbringt, er habe einen Altar gemacht (wohl auftrags der Stadt) nichts eingenommen als allein (nur) empfangen darum 60 Gulden, das könne er nicht nehmen, bittet ihm zu reichen, was er vom vorigen gehabt. – Beschluß: Es seien ihm noch 5 Kronen hinzugeruckt (draufgegeben).

Mit 18.3.1848 hingegen erscheint Sebastian Khuen (laut Buchindex  „Tischler in der Burg“ genannt, und so wohl mit dem erstgenannten ident) und bittet, ihm noch 10 Gulden zu seinem Verdienst hinzuzutragen. Hab zu den 60 Gulden nur 15 von Herrn Bürgermeister empfangen, sei gar zu wenig (um) auch seine Gesellen mit einem Trinkgeld väterlich zu bedenken. – Beschluß: Soll sich gedulden, bis das andere Werk fertig ist.

Am 29.1.1848 referiert der Bürgermeister: Weil der Tischler am Altar stark arbeiten tuet (will sagen, große Fortschritte macht) also habe der Pfarrer einen Bildhauer hingeschickt, will vom Schuach (Schuh, Maß) 2 Gulden haben, begehrt geschwind Geld darauf – „Das hat Anstand“.

Über die Armen: Georg Pierproier (Name kommt vom Bierbrauen, siehe Ortsnamen von Projern!) sonst Kleidermacher genannt, ruft an um Gottes Willen ihn in das Spital (d.h. Bürgerspital) zu nehmen. I/2006                                                                                                                                                 

 

                         

Bildtext: Justizia, die Göttin der Gerechtigkeit, am Rathaus

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