Das Palais des Freiherrn von Koller
Juli 28, 2011 um 14:02 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Armeninstitut, Bezirkshauptmann, Brillianten, Buzzi, Faschang, Freiherrn von Koller, Geld- und Eisenhandel, Grafen von Egger, Handlungsoffizianten Kofler, Hausarme, Josef Edlen von Leithenthann, Kollerhof, Muil, Stadelhof, Stadtbrand 1747
Ein imposantes Gebäude mit ebensolcher Fassade bildet den südwestlichen Abschluß des Hauptplatzes. Heute ist es Sitz des Bezirkshauptmannes und eines Teiles seiner Behörde. Beim vorletzten Stadtbrand im Jahre 1747 gab es an dieser Stelle noch ein Gotteshaus und zwar die sogenannte 14-Nothelfer-Kirche. Diese wurde beim Schadensfeuer stark mitgenommen und laut kreisamtlicher Verordnung vom 13. Jänner 1789 gänzlich aufgelassen.
Johann Mathias Freiherr von Koller, ein vermögender Handelsherr erwarb die ruinöse Liegenschaft um 430 Gulden, die der Kasse des Religionsfonds zuzuführen waren. Danach schritt er zum Neubau eines standesgemäßen Palais. Wie reich der Baron wirklich war, zeigt sein Testament vom 1. Mai 1802. Dieses ist zugleich ein Beweis seiner Frömmigkeit und seines sozialen Denkens. Er vermachte große Geldbeträge und wertvollste Sachgüter, ist aber dabei stets auf Ausgewogenheit bedacht. Als erstes erscheinen 100 Gulden für zweihundert Seelenmessen, eine zu 30 Kreuzer. Er verfügt, daß diese Gedächtnisse in vielen verschiedenen Kirchen gehalten werden, die hundert Gulden also nicht allein dem Stadtpfarrer, sondern auch den ärmeren Landpfarrern zufließen sollen. Bereits den doppelten Betrag, also 200 Gulden, möchte er den St.Veiter „Hausarmen“ zukommen lassen. Weil gleich anschließend 50 Gulden „anderen Armen“ bestimmt werden, sind Hausarme also solche, die zwar ein eigenes Haus haben, aber in ihrer Not nichts davon abbeißen können. Das hat es damals leider auch gegeben. Zehn Gulden bekommt die Normalschule und weitere 200 das Armeninstitut, darunter verstand man das Bürgerspital. Die Liste geht noch endlos weiter, auch wenn die Beträge teilweise kleiner werden. Sehr interessant sind die Legate, die Koller für seine vier Handlungsoffizianten, also für seine führenden Beamten aussetzt, die solcherart auch namentlich überliefert werden. Es waren dies die Herren Josef Buzzi, Johann Kofler, Muil und Faschang. Auf ihr Leben lang ward ihnen eine jährliche Pension von je 200 Gulden zugemessen. Den Dienstboten sollte nach seinem Tode einmalig ein doppelter Lohn gebühren. Der Wirtschafterin Leonora Pugharter so lang sie lebt eine jährliche Pension von 140 Gulden samt lebenslangen Wohnungsrecht mit dem Zimmerl im Sommerhaus.
In den folgenden Punkten 13 bis 22 heißt es wörtlich:
Meiner vielgeliebten Enkelin Catrin, dermaligen Ehegattin des Herrn Franz Grafen von Egger ein Geschenk von 15.000 Gulden so laut Heiratsbrief zugestanden und von mir an ihren Herrn Gemahl bereits erlegt worden ist. Zu einem mehreren Beweis meiner Lieb (vermach ich ihr) das mit Rubinen und Brillianten garnierte Geschmeide samt zwei gleichen Ringen zu einem beständigen Andenken. Ihrem Gemahl zum Andenken einen Ring von weißen Brillianten.
Weiters sollen meinem Herrn Schwiegersohn Josef Edlen von Leithenthann (o.ä.) die zwei mir schuldigen Summen laut von ihm selbst ausgestellten Wechselbrief, dann seine Obligation gänzlich geschenkt und annulliert werden. (Es würde nicht Wunder nehmen, wenn es sich hier um einen Mitgiftjäger gehandelt hätte!). Meiner lieben Tochter Aloisia – in das Kloster – Versorgung – 65.000 Gulden teils bar, teils in Schuldbriefen – auch noch den großen Meierhof wie er liegt und steht.
Meiner lieben Tochter Antonia verehelichte Edle von Leithenthanner in Wien 65.000 Gulden über alle bereits erhaltenen namhaften Vorschüsse bei der Heirat hinaus – Abzahlung aller Schulden – um ferner nach Standesgebühr anständig leben zu können. Sollte sie noch ein Kind zur Welt bringen, sind die Universalerben gehalten, diesem ein großväterliches Geschenk von 10.000 Gulden nachzutragen. Meiner lieben Schwiegertochter Antonia, Gattin meines Sohnes Franz zu einem Andenken einen roten ….Ring mit meinem Namen in der Mitte und einem Einfaß von Brillianten nebst einer Schmucknadel von Diamanten.
Den zwei Söhnen als Universalerben, Johann (erhält Kollerhof) und Franz (den Stadelhof) wird aufgetragen, die Handlung in Gesellschaft fortzuführen und langjährige Kunden wegen Rückzahlung nicht zu pressieren…..So manches Kleinod, vom Ring über die Tabatiere und Uhr samt Kette wird noch vermacht „Herrn Josef Koller, meinem innigsten Freund – dessen Sohn Josef, einem Herrn Fortunat Koller in Wien, Herrn Retzer in Triest als meinem wahren Freund und seiner Ehegattin Constanzia, Herrn Baron von Ankershofen und Herrn von Sonneberg, k.k. Fiscaleinnehmer.
Ein Mensch aus Fleisch und Blut ersteht hier vor unserem Auge. War er im Geld- und Eisenhandel auch noch so erfolgreich, das Familienglück war keinesfalls ungetrübt. Die kinderlose, aus naheliegenden Gründen zusätzlich problematische Ehe von Schwester Antonia, könnte möglicherweise Aloisia veranlaßt haben, den Schleier zu nehmen.
Walter Wohlfahrt in „Zenrum Kärnten“ XI/2005
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