Die große Kasern – heute Feuerwehr
April 7, 2012 um 15:38 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Batallion, Botenviertel, Durchmärsche, Erzherzog Joseph Husaren Regiment Nr. 2, Feuerwehr, Garnison, Hauptmarschstation, Kasern, Kasern-Gasse, Kriege mit Preußen, Maria Theresia, Marsch-Stationen, Matriken für Militärs, Quartiergeber, Schlafkreuzer, Schlesien, Schulhaus-Gasse, Stadtbrandes von 1829, Stadtgebäu, stehendes Heer
Blick durch das Feuerwehr-Tor in der Stadtmauer auf „Große Kasern“
Die leidvollen Erfahrungen Maria Theresias in den Kriegen mit Preußen, wo es um Schlesien ging, haben dazu geführt, daß auch das österreichische Kaiserreich daran dachte, ein stehendes Heer zu unterhalten. Dies bedeutete allerdings, überall in der großen Doppelmonarchie Kasernen zu haben. Auch die Kammerstadt St.Veit errichtete selbstverständlich eine solche Mannschaftsunterkunft und bekam so den Charakter einer Garnisonsstadt. Während aber das Steuerbuch von 1753 (K.L.Arch.) – es zählt alle Häuser auf, die Miete abwarfen – im sogenannten Botenviertel, das sind die Häuser Unterer Platz Ostseite bis zur unteren Stadtmauer, einer Kaserne keinerlei Erwähnung tut, hört man 1775 vom Haus Nr. 72, ausdrücklich „Stadtgebäu“ und „Große Kasern“ genannt. In welchem Jahr der stattliche Bau, in dem sich heute die Floriani-Jünger heimisch fühlen, wirklich entstand, ist vorläufig nicht genau zu sagen, vielleicht um 1760 herum? Von da an häufen sich die Erwähnungen bei Vertragsabschlüssen, wie „grenzt an die Städtische Kasern“ Im weiteren Verlauf kommt es sogar dazu, daß die Schulhaus-Gasse zur Kasern-Gasse (heute Herzog Bernhard Platz) mutiert.
1835 werden noch beide Staßen-Bezeichnung neben einander verwendet! Seit 1775 wurden von der Stadtpfarre sogar eigene Matriken, d.h. Tauf- , Trauungs- und Sterbebücher nur für Militärs geführt.
Nun muß man erwähnen, daß es schon seit 1748 ein sogenanntes Militär-Reglement gegeben hat, dessen § 14 beispielsweise vorsah, was ein privater den k.k. Militärs zu leisten verpflichtet war: eine Liegerstatt mit Strohsack und gleichem Polster, eine Kotze als Decke und im Winter noch eine weitere als Unterlag, Ober- und Unterleintuch monatlich zu wechseln, dazu kam noch gemeinschaftliches Holz und Licht (Kerzen!), sowie die Mitbenützung des Kochherdes. Wenn auch dafür als Schlafgeld der sogenannte Schlafkreuzer pro Mann und Nacht gebührte, so war das doch eine schwere Last für alle Hausherren in der Stadt und ihr Wunsch sehr verständlich, statt dessen baldigst eine eigene Kaserne zu haben.
Weil aber auch fix stationierte Truppen von Zeit zu Zeit in neue Quartiere zu verlegen waren – sie sollten ja keinesfalls das tage- und stundenlange Marschieren verlernen – so benötigte man neben den Kasernen immer noch sogenannte Marsch-Stationen. Daher war etwa im November 1831, also schon zu Freidenszeit, ein Batallion je sechs Kompanien bzw. 1200 Mann von Bruck bis Klagenfurt über die Marsch-Stationen Leoben, Knittelfeld, Judenburg, Unzmarkt, Neumarkt, Friesach, St.Veit inclusive dreier Rasttage sage und schreibe elf Tage unterwegs. Truppenverlegungen waren an der Tagesordnung und Durchmärsche wenig beliebt. Am 28. Mai 1832 richtet der Magistrat ein ergebenstes Ansuchen an das hohe Präsidium in Laibach, man möge die schon seit 8. September in der Stadt liegende 1. Escadron vom k.k. Erzherzog Joseph Husaren Regiment Nr. 2, bestehend aus ungefähr 160 Mann vom Wachtmeister abwärts „bei dem selbst jetzt noch immer fortwährenden Wechsel der Zeitverhältnisse bald dislocieren (weiterschaffen), weil St.Veit hinsichtlich seiner Lage als eine Hauptmarschstation nach hierortigen unvorgreiflichen Ermessen (sehr devot!)…….nicht lange (mehr) mit einer Garnison belegt bleiben könne.“ Wenn auch zwischen durchziehenden, wenige Tage rastenden und in Garnison liegenden Truppen, welche oft Monate in der Stadt weilten, unterschieden werden muß, so blieb die Beschwernis der Bürger doch meist die gleiche. Erfreulich hingegen wurde es empfunden, als anläßlich des Stadtbrandes von 1829 die Husaren der Garnison tatkräftigst der bedrängten Stadtbevölkerung zu Hilfe eilten und dafür höchste Anerkennungen und Ehren ausgesprochen bekamen. 44 Jahre vor Gründung unserer Freiwilligen Feuerwehr kamen die Helfer, wenn auch im Soldatenrock, also schon aus diesem Gebäude. III/2006
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