Friedhof-Besuch 2016

Dezember 20, 2016 um 18:03 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Mein sorgenvoller Bericht zum vorjährigen Friedhof-Besuch wird Lesern vielleicht noch in Erinnerung sein. Was zu befürchten war, ist inzwischen leider eingetreten. Der schöne, alte Stein –  von mir abgebildet – ist nicht mehr, die Grabstelle des „1. Bezirksarztes“ ist aufgelassen. Weil es sich dabei um eine einst recht angesehene Familie handelte, versippt mit den ersten Adressen St. Veits, sei hier eine kleine Reminiszenz versucht, die immerhin etwas von den Höhen und Tiefen der letzten zweihundert Jahre erkennen lassen sollte.

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 „Chirurg“ Franz Krall etwa 1800-1850 Von ihm und dass er aus Pettau/Ptuj, aus der ehemaligen Südsteiermark zugezogen ist, dann als „Chirurg“ (Wundarzt) 1832 in die Bader Familie mit Namen Träher, in der alten Mühlbacher Straße, einheiratete, war schon die Rede. Witwe Träher übergab das Haus alsbald dem Gatten ihrer Tochter Eleonore.

Dr. Franz Krall 1831-1885. Franz hieß auch er Sohn, dieser erblickte allerdings schon ein Jahr vor der Eheschließung das Licht der Welt! Mit 22 Jahren hatte er das Studium in Graz abgeschlossen. Der tüchtige junge Mann, Mediziner und Geburtshelfer nahm sich Maria Susanne Wahrheit, Tochter des bürgerlichen Fleischhauers Johann Wahrheit (1816-1888) zur Frau. Finanziell gesichert eröffnete Krall in St. Veit seine Praxis, wo übrigens auch der Mediziner Josef Lemisch  (1826-1886), Vater von Dr. Arthur Lemisch,  zeitgleich tätig war.  Als Vater Krall 1885 all zu früh starb und Sohn Franz das Vaterhaus übernahm, war er im 34. Lebensjahr. Mit der um 23 Jahre jüngeren Ehefrau Maria Susanne hatte er neun Kinder, wovon nur Sohn

Robert 1874-1948 und Tochter Pauline 1884-1968, verehelichte Jost, über das Kindesalter hinaus kamen. Robert und Paula scheinen in der Besitznachfolge dann nicht mehr auf, auch nicht deren Mutter! Schon 1886 wird das Haus, heute Spitalgasse 8, an Anton Sornig verkauft. Hat  Maria Susanne, mit 32 Jahren Witwe geworden, noch einmal geheiratet? Die zwei unmündigen Kinder machten reiches Erbe, zunächst von Vaters und später bestimmt auch von  Mutters Seite. Ob sie mit einem Stiefvater oder bei einer Großmutter aufwuchsen, ist nicht bekannt? Was auffällt, ist die Tatsache, dass Ehefrau Maria Susanne, am Grabstein des Dr. Franz Krall nicht vorgekommen ist. Die „Wahrheiten“ zählten damals zu den Reichsten in der Stadt. Sie waren seit Generationen nicht allein als Fleischhauer, auch und insbesondere als Geldverleiher und Grundstücksspekulanten äußerst erfolgreich. Wahrheit-Töchter (-Witwen?) waren dementsprechend höchst begehrt. Von Roberts Nachkommen, zwei Söhne und eine Tochter, lernte ich

Ekkehard 1916-2001 persönlich kennen als er sich schon sehr schwer tat, sein Wochen-End-Haus in Eggen am Kraigerberg wie gewohnt selbst zu pflegen. 2001 musste er dann im Krankenhaus Weiern/Feldkirchen Aufenthalt nehmen, da gab er mir am 13. April ein letztes Interview.

Es interessierte mich vor allem, wie geschehen konnte, dass ein Jüngling, noch während der Lehrzeit beim Büchsenmacher Schwarz zum radikalen und überaktiven Nationalsozialisten wurde. Immerhin war mir bekannt, dass er in frühen Jahren an vielen einschlägigen und staatsfeindlichen Aktionen der Nazis, bis hin zum Hochverrat beteiligt war. Die Fragen kreisten darum erst einmal um Vater Robert und seinen möglichen Einfluss. Über eine fixe Beschäftigung des Vaters vermochte Ekkehard nur wenig zu sagen, so viel aber mit Gewissheit: Die Hinterlassenschaft des Großvaters betrug im Jahre 1885 sage und schreibe 180.000 Goldkronen. Man hätte sich dafür fünf Bauernhuben kaufen können. Wegen Minderjährigkeit der Erben (damals war man erst mit 24 eigenberechtigt!) wurde „mündelsicher“ in Wertpapieren angelegt, von Dr. Spöck und von einem zweiten Rechtsanwalt, nicht ohne separate Kosten gerichtlich verwaltet. Vater Robert und Tante Pauline, die spätere Handarbeits-Lehrerin, lebten ganz gut von den Erträgnissen der Papiere,  dies aber nicht sehr lange. Sie stritten viel und gerne miteinander und konnten sich nie auf eine sinnvolle Änderung in der Geldanlage einigen. Als es zum Weltkrieg kam und Vater Robert einrücken musste, war es dafür bereits zu spät. Nach Heimkehr nahm Robert Krall am Kärntner Abwehrkampf teil. Die familiäre Einstellung zu Deutsch- und Slawentum dürfte von Pettau her bestimmt gewesen sein. Eine Beschäftigung als Angestellter bei den Chemischen Werken in Treibach endete für Robert 1928 im Zuge der Weltwirtschaftskrise. Robert dürfte also auch über eine entsprechende Schulausbildung verfügt haben. Er hätte angeblich auch bei der Eisenbahn Aussichten gehabt. Mutter war sehr dafür, Vater zögerte zu lange „wegen der Wahrheit Verwandtschaft“.

Das wirft jetzt ein bezeichnendes Licht auf den Spalt, in der St. Veiter Gesellschaft jener Zeit. Auf der einen Seite die stolzen, arbeitsamen, meist hart arbeitenden aber wenig verdienenden Bürger, auf der anderen Seite die selbstbewussten, scheinbar über zu viel Freizeit verfügenden, regelmäßige Einkünfte beziehenden, früh pensionierten Eisenbahner. In St. Veit waren höhere Eisenbahn Beamte gerade noch akzeptiert. Ansonsten blieb man lieber unter sich. Jede Gruppe hatte ihre eigene politische Ausrichtung ihre eigenen Vergnügungen, Lokale und Vereine, bis hin zum Eisenbahner Leichenbestattungsverein. Zur Beliebtheit dieser meist Neuzugezogenen in bürgerlichen Kreisen, so weit es nicht der geschäftliche Nutzen gebot, lese man nach bei Sebastian Weberitsch! Dass vor und nach der Jahrhundertwende Gasthäuser und Kegelbahnen immer zahlreicher wurden, hat eindeutig mit dem Spielbedürfnis (Kegeln, Kartenspiel, Eisschießen) der Eisenbahner zu tun.

Noch einmal zurück zu unserem „getreuen“ Ekkehard. Um ihm oder seinem älteren Bruder Fritz 1913-1933, Lehrplätze zu sichern – das Lehrgeld  allein bei Schwarz belief sich auf 600 Schilling – wurde der letzte Familienschmuck in Klagenfurt versetzt. Auch der Schwester Paulines Lehrer-Ausbildung war nur so zu finanzieren. 1934 hatte Ekkehard ausgelernt und war als Geselle, wie so oft in solchen Fällen, dem Meister einfach zu teuer. Er konnte nicht weiterbeschäftigt werden. Deshalb bemühte er sich nach eigenen Worten, eine Stelle als Büchsenmacher in Deutschland zu finden! Ein Reisepass dorthin war aber nicht zu bekommen. Ob er deshalb bald danach, oder wie er meinte erst 1937 über die Grüne Grenze nach Deutschland ging oder ob ihn doch schon die Ereignisse von 1934 zum Untertauchen gezwungen haben? Ein alter Freund des Ekkehard erzählte mir, ihn 1938 als SS-Mann lungenkrank in einem Wiener Krankenhaus persönlich besucht zu haben. Das muss stimmen. In Ekkehards eigener Erinnerung sei er aber erst 1937 mit der Bahn nach Salzburg gefahren, wo ihn zusammen mit einigen zwanzig anderen der illegale Grenzübergang nach Bayern durch Mittelsmänner ermöglicht wurde. Es ging für ihn bei tief winterlichen Bedingungen über die Saalach, bei welcher Gelegenheit er sich eine Lungen TBC geholt haben könnte. Auf der anderen Seite wurde man schon erwartet, behelfsmäßig versorgt, auf Strohlager gebettet und dann ehestens auf Lkw nach München gebracht. Bald schon sei es zur Vereidigung und Aufnahme in die SS-Division „Der Führer“ gekommen. Die Zeitspanne für Erkrankung, Einkleidung, Ausbildung, Vereidigung usw. und alles zwischen 1937 und Frühjahr 1938 scheint viel zu kurz. Ekkehard müsste also wohl schon früher über die Grenze gegangen sein. Nach dem Anschluss 1942 wieder in der Heimat kam es zur Verehelichung mit Leopoldine Smoditsch und zur Familiengründung. Das Talent zum Untertauchen ist ihm scheinbar geblieben. Auch 1945 blieb er nämlich für die Besatzer unauffindbar. Genau so, wie 1934 für die österreichische Justiz. Während andere SS-Leute mit Kriegsende in Internierungslager wanderten, entzog er sich erfolgreich jeder Verfolgung. So weilte er Monate und Jahre mit falscher Identität unbehelligt in einem der hintersten Gräben um Hüttenberg. Seine geheimen Besuche bei der jungen Ehefrau blieben natürlich nicht ohne Folgen. Diese zwangen seine Frau zu einer Notlüge. Als die Ordnungshüter von damals die junge Wöchnerin bedrängten, den Aufenthaltsort des Mannes nun endlich bekannt zu geben,  wo doch ihre Niederkunft alles offenbare, war ihre Antwort „Es gibt ja auch andere Männer“!

Wenn jetzt klar zu Tage tritt, dass nichts anderes als Kriegszeiten, Wertverluste, mangelnde Einkünfte und Lebenschancen, in diesem Falle wohl auch eine gewisse  Familientradition zur Anfälligkeit für Hass-Parolen und schließlich zu Radikalismen geführt haben, dann fragt man sich doch, hat denn die Welt seither nichts dazu gelernt?

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Altes Kegel-Spiel in Kärnten und seine Ausdrücke

Dezember 24, 2012 um 18:49 | Veröffentlicht in St.Veit | 1 Kommentar
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Beim Kegelspiel verhält es sich ähnlich wie bei Fußball oder Eishockey. Das bloße Zuschauen ist schon unterhaltsam genug. Die Feinheiten offenbaren sich aber doch nur dem, der die Spielregeln kennt. Diese Regeln und einige, mitunter sehr alte, nur den wahren Könnern und Kennern vertraute Ausdrücke, die teils mittlerweile sogar in die Alltagssprache übergegangen sind, sollten vor dem Vergessen bewahrt werden.

Kegeln ist ein uralter und weit verbreitet gewesener Volksbrauch. Mit dem Sterben der Landgasthäuser ist leider auch auf diesem Gebiet ein Niedergang zu verzeichnen. Die inzwischen fast schon wieder aus der Mode gekommenen „Vollautomtischen“ haben eigene Regeln und gehören nicht hier her. Wir reden von den alten Bahnen und von den alten Scheibern, mit niedrigsten bis zu höchsten Weihegraden. Der einfachste darunter war der

Sonntags-Scheiber. Sein Charakteristikum bestand darin, daß er die karge Freizeit in netter und geselliger Runde zuzubringen trachtete. Der Sonntags-Scheiber war mäßig talentiert, spielte mit kleinstem Einsatz und aus purem Vergnügen. Die Konkurrenten waren in etwa seinesgleichen und fast nur aus dem örtlichen Bekanntenkreis. Das Bestreben des Wirtes war dahin gerichtet, die zechende Gesellschaft zu halten. Die Ansprüche auf die Qualität der jeweiligen Kegelbude waren gering. Oft genügte eine einfache Erd- Sand- oder Rasenbahn. Im Mittelpunkt des Geschehens stand eindeutig die Unterhaltung. Die nächste Steigerung stellte der Kirchtags-Scheiber dar. Dieser mußte schon damit rechnen, daß zum Kirchtag auch Gäste und Scheiber aus den Nachbarorten erschienen. Wer von diesen zur Kugel griff, verstand schon etwas mehr „vom Geschäft“. Er hatte sich bereits mit anderen gemessen und scheute kaum ein größeres Risiko, auch war er es gewohnt, das „Seitenspiel“ zu pflegen, das heiißt gegen mehrere Partner gleichzeitig zu „setzen“. Für solche Könner war eine lehmgestampfte Bahn normal, auf der man seine besonderen Fähigkeiten ausspielen konnte. Spielten die Sonntags-Scheiber um Groschen und Kreuzer, galten bei diesen nur noch Schilling und Doppler. Das Vergnügen trat zurück. Spannung, Gefahr und Chancen wurden angestrebt. Oft prahlte man mit gefüllter Brieftasche und betrieb damit „Psychologische Kriegsführung“. Einem armen Habenichts flatterten dann alsbald die Nerven, auch wenn er ansonsten im kleinen Kreise eine sichere Hand sein Eigen wußte. Die Krönung ist jedoch der                      Markt-Scheiber. Er gehörte zum unbedingten Adel unter den Keglern. Man konnte sich darauf verlassen, daß nur die Allerbesten aus den verschiedenen Talschaften am Wiesenmarkt in die „Fußung“ traten, denn da gab es weder Vergnügen noch Erbarmen. Geldscheine bedeckten den Boden. Es gab regelrechte Spezialisten für Sand- oder Lehmbahn. Diese wenigen Erlauchten kannten einander gut, suchten sich oder gingen sich bewußt aus dem Weg, je nachdem, ob sie oder ihr Gegenüber sich in guter Form fühlten oder nicht. Beim teuren und gewagten Spiel, egal ob mit Karten oder Kugel, waren gute Nerven, Einfühlungsvermögen, heller Geist und sicherer Blick das um und auf.

Nach dieser Einleitung jetzt zu den wichtigsten Spiel-Regeln. Grundsätzlich kennt man zwei Spielarten, die eine ist auf gut kärntnerisch das Schantzln (Das Wort kommt wohl aus dem Französischen, die Chance, was ein Hinweis dafür sein kann, daß auch einmal noblere Leute diesem Spiele frönten) auch Putz-Weck genannt. Die andere nennt man die Kafrische. Während beim Schantzln jeder Spieler zu Beginn setzt, also den Einsatz hinlegt, nur einen Schub hat und am Ende des Durchganges der beste die Schantz abzieht, gibt es bei der Kafrischen die Möglichkeit so lange nachzusetzen (nachzukaufen) bis man meint, mit seinem guten Schub „stehen bleiben“ zu können und keinen weiteren Nachkauf zuzulassen. Das kann gut gehen oder auch nicht. Wird der Scheiber, der stehen blieb nicht übertroffen, dann zieht er alles angesammelte Geld ab, sonst eben ein anderer.

Der Ausdruck Kafrisch kann aber auch bedeuten, daß bei der einen oder der anderen Spielart mindestens zwei Teilnehmer die gleich hohe Wertung erreicht haben und die schlechteren Kegler nachkaufen müssen. Das kann sich sogar mehrmals wiederholen und zu ganz erklecklichen Schantzen führen, bis es einem allein gelingt, diese fette Kafrische zu knacken.

Ein Spiel beginnen oder neu beginnen heißt anstechen. Auch wenn man sich eine zeitlang auf eines der obigen Spiele geeinigt gehabt hatte, steht dem jeweiligen Anstecher das Recht zu, die Spielart zu wechseln oder den Einsatz zu verändern. Die Mitbewerber haben dann nur zwei Möglichkeiten, entweder akzeptieren oder aufhören. Sollten alle anderen oder die Mehrheit aufhören, dann wird man weitersehen oder ganz aufhören müssen. Vorgesagtes gilt auch bei der grundsätzlichen Entscheidung, spielt man Wöller nachner oder Wöller mehr? Das heißt zu deutsch, wer kommt näher dem Eck oder wer trifft einfach mehr Kegel, egal welche. Während das Wer-näher-Spiel fast nur mit Einzelspielern läuft, ist beim

Wer-mehr-Spiel auch das Partie-Scheiben, also der Kampf einer Gruppe gegen eine andere möglich. Dabei geht es dann seltener um Geld, eher um ein Getränk und/oder Gulasch.

Das Partie-Scheiben setzt jedoch eine etwas gehobenere Ausstattung voraus, wie sie eigentlich nur städtische Bahnen aufwiesen, wie etwa die schönste, längste, gepflegteste und berühmteste Kegelbahn, die vom Grabenwirt in St.Veit. Sie stand dort, wo heute die Autos im Stadtgraben geparkt werden und  jenseits der Straße – heute Gendarmerie-Posten – sich das Grabenwirt Gasthaus befand. Die Kellnerin mußte zig mal am Tage mit den Bierkrügen die Straße übersetzen. Beim heutigen Verkehr bräuchte sie dazu den Mut eines Kamikaze-Fliegers, oder doch nicht, denn es gibt ja einen Zebrastreifen dort. Ja beim Grabenwirt verkehrten und kegelten mit Vorliebe die Eisenbahner. Ob aktiv oder im frühen Ruhestand, das Bedürfnis nach Bier und Zerstreuung war groß. Der reiche Vorarberger als Wirt, so sagt man, war keineswegs zu stolz, selbst dem geringsten seiner Gäste, das Rindsgulasch – Preis

e i n   Schilling – höchst persönlich zu servieren.

Die landläufige Ausstattung einer Kegelbahn war denkbar einfach: eine Sitzbank für die Spieler, der berühmte Laden, also das Holzbrett in der Bahnmitte, links und rechts der Bahn die sogenannte Planken als hölzerne Seitenbegrenzung. Diese durften von der Kugel nicht berührt werden. Ein mehr oder weniger durchlässiger, mehr oder weniger gepolsterter Kugelfang und ein mehr oder weniger gesicherter Platz für den Aufsetzer. Wenn es hoch kam, dann gab es da noch eine schiefe Ebene in Form einer Rinne, die den Kugelrücklauf automatisierte. Das Wichtigste aber waren doch Kegel und Kugeln. Es gab gewöhnliche Holzkugeln, große, mittlere und kleine, denn die Scheiber hatten höchst verschieden große Pratzen. Kennzeichen eines gewissen Luxus war allemal das Vorhandensein einer sogenannten Sanktus-Kugel. Diese war sehr wertvoll und nur über ausdrückliches Verlangen und schon gar nicht von jedermann zu haben. Lignum sanctum (Heiliges Holz) gewinnt man vom Pock-Holz-Baum, auch Franzosen-Holz-Baum genannt. Dieses soll schon 1508 von den Spaniern aus Santo Domingo nach Europa gebracht worden sein. Jedenfalls handelt es sich dabei um ein splintarmes, hartes und sehr schweres Holz, daß u.a. einst sogar für Achsenlager und Radbüchsen Verwendung fand. Zwei Werkzeuge gehören noch genannt, die hölzerne Kruken für das Ebnen der Sandbahn und die große Klatschn, welche man zur Glättung einer Lehmbahn benötigte. Sandbahnen waren flach, Lehmbahnen hingegen gespannt, das heißt, gegen die Bahnmitte zu leicht gewölbt.

Das Kegelkreuz oder das Kramanz besteht bekanntlich aus neun Kegel gleichmäßig in ein Quadrat gestellt, wobei die Ecke des Quadrates zum Kegler gekehrt ist. So erscheinen aus der Sicht des Keglers in der Mitte des Kegelkreuzes  d r e i   links und rechts davon je  z w e i   und ganz außen je   e i n   Kegel, gibt zusammen neun. Beim „wer näher“ hat jeder Kegel seine besondere Wertigkeit. Der höchste ist der Eck, dernächste der König und schließlich der Bismark, alle hinter einander in der Mittelreihe. Der Wert des Eck ist zu steigern durch jeden dazufallenden Kegel, man sagt dann „Eck zwei“, „Eck drei“ usw. Die Wertigkeit nach unten fortsetzend folgt jetzt die hintere Dam(e) von innen, dann die vordere Dam(e) aus den beiden Zweier-Reihen links und rechts der Mitte. Gelingt jemandem der Durchschub zwischen Mittelreihe und einer Damenreihe, so ist der Schub zwar weniger wert als jeder Mittelkegel aber mehr wert als jede Dame. Das nennt man dann ein Loch. Die zwei äußersten Einzel-Kegel nennt man die Bauern. Diese sind bei „wer näher“ uninteressant und werden gar nicht aufgestellt. Worauf die Kegel zu stehen kommen, ist in der Regel ein in den Boden eingelegter Holzrahmen. Es gab früher aber auch schöne, behaute Steinplatten und billigere Betonplatten. Wer weder Loch noch Kegel traf, der hat Plattn-g´fallt. Dieser Ausdruck, abseits der Kegelstatt gebraucht wollte sagen, man ist mit seiner Meinung total daneben, also „Thema verfehlt“.

Alle bisher beschriebenen Spiele kann man wiederum auf zwei Arten betreiben, je nachdem wo die Kugel zu allererst den Boden berühren muß/darf. Man spricht vom Laden-Scheiben, wenn die Kugel unbedingt auf dem in der Bahnmitte eingelegten Laden (Brett) ihren Lauf zu beginnen hat. Gelingt dies nicht und fällt die Kugel außerhalb des Brettes, zählt der Schub nicht und der Einsatz ist verloren, ganz egal was sie trifft. Man spricht dann verächtlich von einem Wach-Schub oder vom Wach-Scheiber (wach = weich). Dieser Ausdruck ist längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen und bezeichnet einen schwachen, unzuverlässigen Charakter. Beim Ladenscheiben kommt es darauf an, mit einem scharfen, geraden Schub nicht von der Mitte abzuweichen und so die besten Ergebnisse zu erzielen.

Die gegensätzliche Spielart ist das Wach-Scheiben von Haus aus. Hier steht der Kegler rechts der Mitte, ein Linkshänder natürlich links der Mitte und legt die Kugel regulär ins Weiche. Der Spieler trachtet hier, der Kugel so einen Drall zu geben, daß sie von der Seite kommend letztendlich möglichst die Mittelkegel erreicht. Der Eck-Kegel ist in jedem Fall der wichtigste, weil von dort aus die beste Schlagkraft wirksam wird. Es kommt dabei entweder zum Durchstich d.h. es fallen alle Mittelkegel oder zu einem Zweier- , Dreier- (=Kreuzschläger) oder Mehrfachschläger. Der Weich-Schub kann auf zweierlei Weise ausgeführt werden. Erstens, hoch-breit-und gestürzt, will sagen, die Kugel wird weit geworfen, ziemlich breit gelegt und mit großem Drall versehen, um auf die Mitte zuzulaufen. Zweitens, als sogenannter Schleifer. Beim Schleifer, auch Halter genannt, wird die Kugel gefühlvoll und ohne Wurf zu Boden gebracht, gerade mit so viel Kraft und Drall, daß sie auf solche Weise möglichst den Eckkegel trifft. Die Entscheidung ob so oder so, trifft jeder Scheiber für sich. Es kann auch nach Herzenslust variiert werden. Das Wie ist ganz egal, Hauptsache es wird was getroffen.

Will jemand neu in ein laufendes Spiel eintreten, muß er nicht lange fragen. Sonst bekommt er zu hören, „Lei eina, mehr Küah, mehr Milch“ oder, „mehr Ochsen, mehr Mist“ . Am besten, er sagt einfach „Neuscheiber“ , wartet das Ende der laufenden Schanz ab, setzt seinen Obolus und stellt sich hinten an. Das oberste Gebot lautet dann und immer wieder „Vorscheiber merken!“

Zum Schluß ein kurzer Nachtrag: Wie für Schützen die Bestschießen, so gab und so gibt es heute noch Best-Kegelscheiben für Kegler, wie  ein handgeschriebenes  aber undatierte Einladungsschreiben des Wirtes Kernmayer aus Rabensdorf von etwa 1900 beweist. Auch Vereine oder die Feuerwehr können als Veranstalter auftreten. Mitunter geschieht dies auf betonierten Bahnen, die zur Winterszeit dem Eisstockschießen dienen. In diesen seltenen Fällen sind allerdings Gummikugeln in Gebrauch.

Walter Wohlfahrt    in Kärntner Landsmannschaft, Oktober  2004

Vom Hause Klagenfurter Straße 26

August 10, 2012 um 10:26 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Nach langewährender, beängstigender Stagnation scheint sich in der Klagenfurter Straße wieder Erfreuliches zu tun. In den schönsten Zeiten,  da man noch an der „Reichsstraße“ lag , wo dann später Eisenbahner aus allen Ländern der Monarchie Wohnungen und Unterkünfte suchten, der Schnellzug-Bahnhof in Glandorf und die Haltestelle St. Veit (Güterbahnhof) viel fahrendes Volk und starken Fuhrwerksbetrieb anzog, ja da waren Geschäfte und Gasthöfe hier Gold wert, die bauliche Entwicklung in der ganzen Vorstadt lebhaft. Erst allmählich wurde es stiller und stiller. Nicht nur die Eisenbahner und Zugfahrer wurden  weniger auch der zunehmende Auto- und Individual-Verkehr schadeten, von der notwendig gewordenen  Umfahrung der Stadt ganz zu schweigen. Handel und Gewerbe zogen aus. In der Gegend ein Haus oder ein Geschäft zu haben, war infolge dessen nicht mehr die wahre Freude.

Inzwischen schöpft man da und dort wieder neue Hoffnung. Das ehemalige Meisterl-Haus ist nett herausgeputzt und neu besetzt. Gleich daran anschließend gibt es seit wenigen Tagen einen „Burger-Meister“, das Prinzhofer-Haus ist eingerüstet und erwartet wohl ebenfalls eine Verschönerung. Belebung ist im Steirerhof angesagt. Wenn dieser Artikel erscheint, rinnt vielleicht schon frisches „Wimitzer“ in durstige Kehlen. Die unschöne, große Lücke von einst füllt ein moderner Wohnblock. An dieser Straßenseite ist zum Unterschied von der gegenüberliegenden fast kein Wunsch mehr offen. Wunderbar!

Über Meisterl und Steirerhof wurde schon berichtet. Heute schauen wir uns das 26er Haus näher an. Dem Biermachen und -ausschenken begegnet man hier 1770 zum ersten Mal. Kurioserweise ist es zuerst ein Simon Hochhatler „hier geboren“  während man 60 Jahre später den Braumeister Peter Hattler „aus Gmünd“ als Hausherrn antrifft, beides laut Bürgerbuch. Noch so mancher Hausherr liebte es, Bier zu brauen, sie heißen der Reihe nach Lebmacher, Regenfelder und Hafner, letztere Familie von 1886 bis 1927 für mindestens drei Generationen. Die alte Berechtigung, Steinbier zu machen, wird 1812 infolge Gubernial-Dekret aus Laibach in eine Kesselbier-Gerechtsame umgestaltet. Das bedeutete erstens, eine wesentliche Qualitätsverbesserung und zweitens, dass nicht länger nur in der Bräuhausgasse gutes Kesselbier geboten wurde. Richard Löschnig kaufte das Haus 1927 von Hermann Hafner, er war wohl Wirt aber sicher nicht länger Bierbrauer. Auf Löschnig folgten Ehefrau Franziska, geborene Eschenauer und Tochter Franziska, verehelichte Lehofer zu gleichen Teilen. Das fünfachsige Haus geht über zwei Geschoße und ist ungefähr zur Hälfte unterkellert. Durch Zumauern des ehemaligen Mitteleinganges mit Hofeinfahrt hat man – unbekannt wann – die Hausfassade unvorteilhaft verändert. Mit dem „Burger-Meister“ ist der Anfang einmal gemacht. Die schönen Gewölbe des hinteren Gastraumes lassen erahnen, wie die anderen, noch nicht in Angriff genommenen Gebäudeteile beschaffen sind. Man will vorsichtig und schrittweise zu Werke gehen und auch die restlichen Gewölbe, einst der beste Feuerschutz, zu voller Wirkung kommen lassen.

 Bei dieser Gelegenheit kann man ein wichtiges Detail der Stadtgeschichte festhalten: Der Stadtbrand vom 13. Juli 1676 wütete in der Klagenfurter Vorstadt besonders arg. Gute eintausend Gulden betrug die Teil-Entschädigung der Opfer, aufgebracht zur Hälfte vom Kaiser in Wien, zur anderen Hälfte von der „Landschaft“ sprich Ständische Landesregierung, in Klagenfurt. Weil dabei aber auch die Schuldfrage angeschnitten worden ist, hört man von einem Zimmermann, der  bei Ausbesserung  der Bedachung der Ringmauer   sträflicherweise seine noch glosende Tabakpfeife auf einem morschen Balken ausgeklopft hat!  Von dort hat nachweislich der Stadtbrand seinen Ausgang genommen. Das ist deshalb interessant, weil man jetzt mit Bestimmtheit sagen kann, dass die Stadtmauern und wohl auch die Wehrgänge noch eine gute Zeit über dieses Jahr hinaus in Schuss gehalten worden sind. Der Bericht darüber wird nur zwei Häuser weiter von einer sehr lieben Dame aufbewahrt…..                                                                           

 Nachtrag von Leser Alois Petautschnig:

Nach 1945 befand sich in diesem Hause links das sog. „Schönbrunner Stöckl“ eines gewissen Karl (Maria) Wittek. Letzterer war Pianist und wohnte am Hauptplatz 20 – Mieter hier wie dort. Hauptplatz 20 gehörte dem Sparkassendirektor Erich Kraschnig, Höhenstraße 19. Auf einer Wand des Lokals war ein Motiv von Schönbrunn zu sehen.

Walter Wohlfahrt in StadtBlattl von Fritz Knapp – Juni 2012

Gendarmen auf Wanderschaft

Juni 5, 2012 um 16:20 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Seit Einführung der Gendarmerie in unserer Stadt, also seit 1850 sind die St. Veiter Gendarmen schon mindestens zehnmal umgezogen. Im Schnitt musste alle 15 Jahre der Standort wechseln. Die letzte Adresse, Platz am Graben 1 sollte für die Gesetzeshüter und die für die öffentliche Sicherheit Zuständigen vielleicht wohl eine längere Bleibestätte sein.

Die Einführung der Gendarmerie im alten Österreich des Jahres 1850 hatte den Zweck, allen künftigen politischen und sonstigen Unruhen nach den Ereignissen von 1848/49 vorzubeugen. Der Chronist irrt, wenn er meint, es sei die Antwort auf die zuvor von den Wolscharträubern ausgegangene Verunsicherung der Landbevölkerung. Die Obrigkeit konnte wohl vorübergehend auf die neu geschaffenen Bezirksverwaltungsbehörden, keinesfalls jedoch auf die Gendarmen verzichten. Viel zu frisch waren noch die Erinnerungen an die vorangegangenen Aufstände innerhalb und außerhalb des Reiches. Die Zuständigkeit der Gendarmerie erstreckte sich ursprünglich auf den gesamten Gerichtsbezirk St. Veit. Erst viel später kam es zur Schaffung weiterer Kommanden und zwar 1.2.1891 Kraig, 1.1.1902 Launsdorf und 1.8.1911 Feistritz-Pulst (Radelsdorf). Von 1850 bis 1860 soll der Gendarmerieposten die Adresse Klagenfurter Vorstadt 26 (heute Klagenfurter Straße 49. Die Nachschau im Landesarchiv, Landtafel Tom XXII Folio 408 ergab, dass es sich dabei um die einstige Wasserleitkeusche, ganz alte Hausnummer 238 handelte und dass darauf tatsächlich ein Bestandsrecht, d.h. ein Mietrecht zu Gunsten des k.k. Aerars gemäß Vertrag vom 30.6.1854 verbüchert war. Die diesbezügliche Löschung stammt aus dem Jahr 1861. Weil die folgenden Mietverträge selten grundbücherlich sichergestellt erscheinen, wird man über deren Umfang und Lage der Räume meist nicht unterrichtet. 1860 rückte man der Stadt etwas näher um dann 6 Jahre im Rainerhaus, Klagenfurter Vorstadt 37, später Klagenfurter Straße 21 untergebracht zu sein. Ab 1866 ist man für einige Jahre am Oberen Platz. Haus Nr. 9 (Vermieter von 1860 bis 1879 war Johann Götz)  und Haus Nr. 13 (Vermieter bis 1905 war die Familie Feistl) tragen heute noch die gleichen Hausnummern. Jetzt entdeckt man in der Gendarmerie-Chronik erstmals amtlich, dass im nahen Glandorf zunächst Jäger, dann Dragoner und schließlich Husaren stationiert waren und dass es dort einen Exerzierplatz gegeben hat. Mit der Kriegserklärung an Rußland, 5.8.1914 zog das Militär von St. Veit fort um nie mehr wiederzukehren.

Zuvor schon kam es zu neuerlicher Übersiedlung des Postens in die Villacher Vorstadt Nr. 64 in das Haus von Frau Albine Lippitz (heute Sonnwendgasse 2), wo man von 1905 bis 1917 blieb. In diese bewegte Zeit fällt eine ganze Reihe bemerkenswerter Ereignisse: 1906 nahmen angeblich zwei Parteien, nämlich der Hausbesitzerverein, ein Zusammenschluss der Konservativen und als Gegenstück der Kommunalverein (klingt fast schon nach Kommunisten) ihre politische Tätigkeit in St. Veit auf. 1910 bis 1912 drückte der Bahnbau Launsdorf-Goggerwenig-St.Veit mit seinen rund 1.200 Beschäftigten aus aller Herren Länder, dem Stadtleben seinen Stempel auf. Der Gendarmeriepost war deshalb vorübergehend um zwei Mann zu verstärken. Lebhaft bedauert unser Chronist, dass der erhoffte Segen des Bahnbaues und die folgenden Anstrengungen der Stadt, sowie die großen Bemühungen des örtlichen Verschönerungsvereines um eine Belebung des Fremdenverkehrs durch den Kriegsausbruch mit einem Schlag zunichte gemacht wurden. Gallizien wurde von den Russen überlaufen, was zu einer Flüchtlingswelle unerhörten Ausmaßes führte und so trafen auch in St.Veit schon am 21.9.1914 per Güterzug 432 heimatlos gewordene Menschen ein, darunter ein Geistlicher namens Leo Biresky. Er dürfte mit der Behandlung seiner Schutzbefohlenen nicht zufrieden und vielleicht gar in Äußerungen hinsichtlich einer politischen Verantwortung etwas unvorsichtig gewesen sein. Kurzum, wegen Störung der öffentlichen Ruhe wurde er am 21.10. verhaftet. Über sein weiteres Schicksal herrscht amtliches Stillschweigen. Am 11.11.1914 erfolgte jedenfalls der Weitertransport aller Flüchtlinge in das „Konzentrationslager Wolfsberg“. Noch manch andere Arbeit wartete in diesen bedrängten Tagen auf unsere Gendarmen. Schon am 20.3.1915 kamen die ersten 200 russischen Kriegsgefangenen hier an und wurden in Hohenstein bei Pulst interniert. Mit dem Kriegseintritt Italiens gegen Österreich ergeht an die Gendarmen der Befehl, alle sogenannten „Reichsitaliener“ – und deren gibt es nicht wenige – der Bezirkshauptmannschaft vorzuführen. Diese wurden in der Folge vom Kleinkind bis zum Opapa um sie der nahe gerückten Feindgrenze fernzuhalten in Internierungslager bei Leibnitz und gar bis Burgenland abgeschoben, weil man in ihnen ein Sicherheitsrisiko zu erblicken glaubte.

Noch 1917, ein Jahr vor Kriegsende müssen die Gendarmen wieder packen und umziehen. Es geht ins Haus Villacher Vorstadt 63, seit 1929 Landstraße 8, heute Ossiacher Straße 11 bezeichnet, kurz ins Kuttnig Haus. Einem verbücherten Mietvertrag 1934 ist zu entnehmen, dass die zwei einfenstrigen Zimmer im 2. Stock, eine Holzlage, sowie die Mitbenützung von Abort und Wasserleitung den Mietgegenstand bildeten. Von hier aus tragen die Gendarmeriebeamten zusammen mit der Städtischen Sicherheits Wache Sorge dafür, dass die aufs äußerste beunruhigte Stadtbevölkerung vor den zwölf Tage lang rückflutenden Militärs so gut wie möglich beschützt sei. In Kärntens schwerster Zeit, genau vom 1.10.1919 bis 30.5.1920 beherbergt Hotel Stern in St. Veit sogar das Landes-Gendarmeriekommando, welches von hier nach Tanzenberg und erst am 25.10.1920 wieder nach Klagenfurt verlegt wird. Unter 1921 ist sowohl die Bildung des Heimatschutzbundes in St. Veit, Hörzendorf, St. Donat und Obermühlbach wie auch jene des Republikanischen Schutzbundes St. Veit vermerkt. Hier Grund- und Hausbesitzer, Bauernsöhne, Handwerksmeister, Angestellte, Beamte dort Fabriksarbeiter und vorallem Eisenbahner. Sehen die einen ihr Land, ihr Hab und Gut von außen wie von innen bedroht, so sorgen sich die anderen mehr ums Überleben der jungen Republik und um Fortbestand ihrer neuen politischen, arbeiterfreundlichen Errungenschaften. Waren die bisherigen Anforderungen an die Gendarmen nicht schon groß genug, die stärksten Herausforderungen stehen ihnen mit der Zuspitzung der innenpolitischen Verhältnisse aber noch ins Haus! Bürgerkriegsartige Zustände, Machtwechsel und Parteienverbote bis hin zu hochverräterischen Gewalttaten, all dies trug sicher nicht dazu bei, den Gendarmen einen nur halbwegs erträglichen Dienst-Alltag zu gestatten. Die hochdramatischen Geschehnisse von 1934 liegen noch keine drei Jahre zurück, da zog die Gendarmerie schon wieder um. Das Eckhaus Klagenfurter Straße 45 gehörte seit 1923 dem Verein „Arbeiterheim St. Veit“ und beherbergte Arbeiterkammer, Partei- und Gewerkschafts-Diensstellen. Dem schon angesprochenen Parteienverboten folgt für die Sozialisten alsbald der Vermögensverlust und so stand ab 1936 der „Österreichische Bundesschatz“, wenn auch als unrechtmässiger, jedenfalls als neuer Eigentümer fest. Hier wurde 1937 die Gendarmerie einquartiert und verblieb bis zum 28.2.1945, als ein Bomben-Volltreffer die neuerliche Umsiedlung erzwang. Bis 1947 dienten provisorisch freigemachte Räume im Bezirksgericht als Postenkommando. Das war natürlich eine Notlösung. Deshalb mietete man sich von 1947 bis 1960 im Hause Meisterl, Klagenfurter Straße 24 ein, von wo man dann gemeinsam mit dem Bezirks-Gendarmerie-Kommando ins Erdgeschoß des Buwog-Neubaues in der Friesacher Straße 17 umzog. Haus und Unterkunft waren damals noch von der Friesacherstraße her zugänglich, welch letztere bis zum Jahre 1983 diente.

Der Standort, Platz am Graben 1 wird voraussichtlich weit über das Jubiläumsjahr 2000 hinaus gelten und es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass den Gendarmen von nun an ein seßhafteres und friedvolleres Dasein bescheiden sein möge.

Walter Wohlfahrt in St.Veit Kommunal 1998  (umredigiert 2012)

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