Erzählungen eines Neunzigjährigen
März 26, 2017 um 12:29 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Adolf Neuberger, Bürgerspital, Bezugschein, Canada, Freiwilligen, Gebirgsjäger, Hitler-Jugend, Nachgriegszeit, NS Partei, Paternioner Klagenfurt, Pflichtschule, Royal Military Academy Sandhorst, Schilift Hart bei Sörg, Schilift Nußberg, Schispringer, Schneider Toff, Skiinstractor of British Army, Sporthaus Rader, Sportschütze, Stadtvorstand, Weidwerk, Wiesenmarkt
St. Veit ist reich an interessanten Persönlichkeiten. So gibt es Männer und Frauen, die vielleicht weit in der Welt herum gekommen, sicher aber viel erlebt oder Besonderes geleistet haben. Einer davon ist ganz gewiss „der Fade“. Das ist natürlich ein Spitzname. Der richtige Name soll geheim bleiben,, denn es gibt ja so etwas wie Personen- und Datenschutz. Lassen wir Fade einfach selbst erzählen, kann sein, er verrät sich selbst:
Aufgewachsen am heutigen 10. Oktober Platz, genauer gesagt im ehemaligen Bürgerspital, war ich vom Schicksal mit irdischen Gütern wenig, wohl aber mit Gesundheit und guten sportlichen Anlagen gesegnet. Die Zeiten waren schwer, zu meinem Glück änderten sich diese bald. Ich durfte nach der Pflichtschule sogar in eine Lehre eintreten, was noch längst nicht jedem vergönnt war, weil bis dahin mit monatlichem Lehrgeld verbunden. Beim Paternioner in Klagenfurt, einem führenden Metallbau Betrieb, bog ich meine Lehrjahre herunter. Ohne dem guten Rat meines verehrten Onkels, einem schwer Kriegsversehrten des 1. Weltkrieges, der da lautete „melde Dich niemals freiwillig“ – also ohne diesem Rat untreu zu werden, ergab sich dennoch ein Pflichteintritt in die Hitler-Jugend. Ich konnte davon mit meiner Sportbegeisterung sogar profitieren. Alles andere war für mich zweitrangig. Talent und Erfolg waren nicht zu übersehen und so kam es, dass Bürgermeister Adolf Neuberger auf mich aufmerksam wurde. Adolf Neuberger war als Stadtvorstand nicht demokratisch gewählt, nur von der NS Partei eingesetzt. Er kommt deshalb in der offiziellen Bürgermeister Liste auch nicht vor. Doch dieser gute Adolf rief mich eines Tages zu sich, schenkte mir einen Rucksack mit allen nötigen „Bezugscheinen“ darin verpackt und sagte, geh bei nächster Gelegenheit damit ins Sporthaus Rader, Klagenfurt dort wird Dir alles zum weiteren Siegen Notwendige ausgefolgt werden. Genau so geschah es und auch künftige Siege blieben nicht aus! Der sogenannte „End-Sieg“ ist mir gottlob erspart geblieben. Mein Alter reichte gerade noch für eine Schnellausbildung in Oberstdorf/Bayern zum Gebirgsjäger, doch nicht mehr für einen Kampfeinsatz. Viele der damals „Freiwilligen“ kamen nicht mehr oder schwer verwundet heim!
Nach Kriegsende, wieder glücklich beim Paternioner in Klagenfurt gelandet, kam eines Tages ein Arbeitskollege und sagte, dass die Engländer (Besatzungsmacht) Schilehrer suchen. „Wäre das nicht etwas für Dich?“ Und ob das was war! Ich meldete mich, musste allerdings sofort ein paar englische Brocken auswendig lernen und war dann angeheuert. Rechneten die Engländer vielleicht damit, bald einen Winterkrieg gegen die Russen in Österreich führen zu müssen? Wie dem auch sei, auf der Turracher Höhe wurde englischen Soldaten Unterricht im Schilauf erteilt. Mein besonderer Stolz: ich unterwies sogar Kadetten im Schilauf die aus Sandhurst kamen. Sandhurst war die berühmte Royal Military Academie, Offiziersschmiede für Adelige aus dem ganzen British Empire und ich ein Ski Instractor of the Royal Britisch Army! Das war bei Gott kein Titel o h n e Mittel, ganz im Gegenteil. Weil ich jetzt Anspruch auf militärische Verpflegung hatte, standen mir Lebensmittel und Getränke zur Verfügung, von denen Otto-Normalverbraucher jener Zeit nur träumen konnte. Wir befanden uns immerhin in der Nachkriegszeit, in einer Notzeit ersten Grades, in Zeiten des Schleich- und Schwarzhandels. Da fällt mir ein, dass damals ein unbeweibter, hochgestellter Beamter von Adel, der es liebte, Damen zu sich einzuladen, an mich herantrat, ob ich ihm nicht einschlägiges Hochprozentiges beschaffen könnte. Ich konnte tatsächlich, doch nicht ohne Gegenleistung. Ich wünschte mir schon lange fashionable Kleidung vom Schneider, doch woher den Anzugstoff nehmen? Das beantwortete wiederum zufriedenstellend mein Gegenüber. Um ja kein Risiko einzugehen wurde vereinbart, Gabe und Gegengabe bei einem gewissen Busch nahe der Bezirkshauptmannschaft abzulegen. Siehe da, die Damen bekamen bald zu Trinken und ich meinen ersten Maßanzug von Schneider Toff.
Bildtext: Kadetten aus Sandhorst auf der Schmelz/Stmk. Sechs Gamaschenträger, very british, nur einer mit Keilhose, das ist Fade, unser Mann, wer ihn zu erkennen glaubt, hier zur Kontrolle seine Initialen, sie lauten W. Sp.
Der Job bei den Tomies hat mir sehr getaugt, aber es war keine Lebensstellung. Österreich hoffte immer noch auf den Staatsvertrag und niemand wusste so recht, wie es wohl weitergehen würde. Sollte ich nicht mein Englisch perfektionieren? Man hörte, Canada suche junge Einwanderer mit Berufsausbildung. Die Kosten der Schiffspassage würde man vorstrecken. Für diesmal vergaß ich Onkels guten Rat und meldete mich. Davor heimste ich aber noch sportliche Erfolge als Schispringer in Kärnten und Steiermark ein. In Canada verbrachte ich volle zehn Jahre. Die Anfangszeit dort war hart, weil auch dort die Arbeiter fremde Konkurrenz nicht gerne sahen. Erst nach und nach setzte sich der Einwanderer und österreichische Facharbeiter in der Fremde durch. Als zu vernehmen war, es gehe auch in der Heimat wieder aufwärts, da packte ich endgültig meinen Koffer.
Gasthof „Zur Traube“ (demoliert, heute Parkplatz Raika St. Veit/Gl)
Der Aufstieg fürs Leben war für mich eigentlich ganz einfach. Ich musste, wieder in St. Veit, um mein Glück zu machen, nur den Oktoberplatz überqueren und zwar vom Bürgerspital direkt hin zu einem damals noch vorhandenen Gasthof. War man dort einst nicht gerade auf Rosen gebettet, so hingen jetzt da förmlich die süßesten Trauben und warteten nur darauf, geerntet zu werden. Eine junge Witwe mit Kind wünschte sich wieder männlichen Schutz und Beistand. Dazu und zur Mitarbeit war ich wohl entschlossen, auch zu Heirat und Familiengründung. Die Wirtschaft ging sehr gut, erlaubte daneben aber noch allerlei Aktivitäten. Zum Beispiel hatte die Stadt zwar einige gute Schiläufer und auch solche, die es werden wollten, aber keinen einzigen Schilift! Die Gemeinde wurde bei Nußberg tätig und suchte Pächter. Es dauerte nicht lange, da wusste man, dass es eine Fehlplanung war. Der Lift hätte besser von Haus aus doppelte Länge haben sollen. Auch die Schneelage hätte sicherer sein können. Ich entschloss mich, mit eigener Anlage höher hinauf nach Hart bei Sörg zu übersiedeln. Bei guter Schneelage kam von überall her die Schuljugend um dem Wintersport zu frönen. Plötzlich freute es den Grundbesitzer nicht mehr und er fragte im Gasthaus „Brauchen wir die St. Veiter, dass sie bei uns hier Schillinge klauben, können wir das nicht auch selber machen?“ Gesagt getan, der Pacht wurde nicht verlängert, die Anlage abgekauft. Was der gute aber neidvolle Mann nicht bedachte, so ein Zeug muss regelmäßig und fachmännisch gewartet werden, wozu er nicht fähig war. Schon bald wurden die Kosten für einen von Auswärts kommenden Spezialisten unerschwinglich und die Pleite war perfekt.
Um 1967 Fade am Schilift in Nußberg
Jetzt soll noch vom Wiesenmarkt gesprochen werden. Gleich jedem anderen Gastlokal in der Stadt, hatte auch „Die Traube“ Anspruch am Marktplatz vertreten zu sein. Der allgemeine Aufschwung war am Beginn der 60er Jahre enorm, was das Marktgeschäft sehr belebte. Musik und Tanz waren besonders gefragt. Eine neue große Halle sollte meinen Namen bekommen. Die Musikanten waren noch kein Kostenfaktor so wie heute! Sie regelten ihr Einkommen selbst und benötigten dazu nur ein Seil. Dieses wurde nach jedem Tanz neu ausgespannt und jeder Kavalier musste – so er weiter machen wollte – in die Tasche greifen und zahlen um mit seiner Tänzerin auf die andere Seite zu kommen. Eine Novität bei mir bestand darin, dass Frau Kömetter, verwitwete Komposch, geborene Wintschnig als ehemalige Wirtin aus Pulst frische Brathendl feilbot und ich nur die Getränke zu bot.
Schlussbemerkung des Verfassers:
Wen wundert es, dass der Volksmund behauptet, St. Veiter Wirte müssten nur am Wiesenmarkt fest zulangen, um das restliche Jahr gut über die Runden zu kommen. Nun, genau so wird das nicht gelten aber etwas dürfte schon dran sein? Wie könnte sonst ein talentierter Wirt mit zugestanden großer Treffsicherheit von den Sportschützen kommend so ohne weiteres im edlen Weidwerk Eingang finden? Ein angenehmer, bekannter und erfolgreicher Mann zu sein, wäre zu wenig gewesen. Es brauchte schon auch gute Verbindungen sowie die nötige Freizeit um als Jagdgast eingeladen zu werden. Damit einher ging ein gesellschaftlicher Aufstieg . Denn, Fade war kein „Hans im Glück“ der stets zu seinem Nachteil tauschte, ja ganz im Gegenteil, ob Schilift, ob Markthalle oder gar das Gasthaus, er wusste immer alles sehr vorteilhaft an den Mann zu bringen.
Übrigens, ein sehr geneigter Leser wusste, wie Fade zum Spitznamen gekommen war. Es gab seinerzeit in Skandinavien einen sehr erfolgreichen Schispringer dieses Namens. Der soll offenbar als Namengeber hergehalten haben. Fade selbst konnte sich nicht mehr daran erinnern. Aber darf man als Neunziger nicht ab und zu auch was vergessen? Alles Gute Fade!
Geheimgänge und unterirdische Verbindungen
Juli 11, 2015 um 16:45 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Bürger-Spital-Mühle, Bürgerspital, Fleischhauer, Geheimgang, Kegelbahn, Kornhandel, Pabis, Polen, Walter Ruhdorfer
Geboren im viel geprüften Lande der Polen kam Herr Pabis, ein handwerkliches Multi-Talent, nach St. Veit und mietete sich mit Familie 1989 im Hause Villacher Straße Nr. 8 ein. Dort hat er 1995 einen eigenen Betrieb aufgemacht. Alle, die glaubten, mit einem Fremdling nicht gut in ernsthafte Verkaufsverhandlungen eintreten zu können und vielleicht auch seine Zahlungsfähigkeit anzweifelten, die alle hat er Lügen gestraft. Mit viel Fleiß und großem Geschick hat er aus dem uralten Haus ein Schmuckstück gemacht. Obwohl die ehemalige Nutzung als Gasthaus mit dem Recht, Steinbier zu machen, zeitweilig sogar dem Kornhandel diente, Kegelbahn und Gastgarten hatte und durchaus immer gute Erträge abwarf, so optimal genutzt und wertvoll wie heute war die Liegenschaft nie zuvor. Seine ganze Handwerkskunst hat der neue Besitzer aufgeboten, um vom Keller bis in alle Geschosse darüber bestes Material mit gediegener Ausführung zu verbinden. Guter Geschmack zeigt sich vor allem in der Neugestaltung des einstigen Eis-Kellers, wirklich sehenswert!
Damit wären wir auch beim eigentlichen Thema angelangt. Gibt es tatsächlich einen Geheimgang, wohin soll er führen und welchem Zwecke könnte er gedient haben? Fragen über Fragen. Hört man nicht auch an anderen Stellen der Stadt von mysteriösen Schlupflöchern und dergleichen? Nirgends ist die Entstehung und der Erfinder der Legende so leicht auszumachen wie hier! Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht und doch sind bald volle sieben Jahre seither vergangen, dass Herr Walter Ruhdorfer (1932-2008) nicht mehr durch die Stadt geht. Jedermann hat ihn – oft leider nur vom Sehen aus – gekannt. Er gehörte zum Stadtbild, wie Pestsäule und Stadtpfarrturm was mein Namensvetter und Jahrgangskollege präsent. Hochintelligent und sehr belesen trug er jahraus jahrein Mantel und Hut, egal ob Regen oder Sonnenschein. Seine besonderen Freunde waren die Leute vom Bauhof, vom Wasserwerk und wohl auch von der Müllabfuhr. So kam es notgedrungen, dass er stets sehr früh am Morgen seine Runden drehte. Da musste man einfach wetterfest gekleidet sein. Ich habe mich gerne mit ihm unterhalten und bedauerte ehrlich, dass er immer viel mehr Zeit hatte als so ein Pensionär wie ich. Es gab für ihn keine Geheimnisse, weder ober noch unter der Erde. Gerade in den Tiefen kannte er sich aus wie kein anderer, weil für den Normalbürger alle Löcher stets viel zu rasch wieder zugeschüttet werden, doch nicht für ihn – und gerade deshalb wusste er oft viel besser Bescheid was St. Veit unter seiner Oberfläche so alles verbirgt. Ungern möchte ich jetzt einschränken, doch unsere Geschichte soll ja weiter gehen!
Hausherr Pabis schätzte den Tiefenforscher, der mindestens zweimal täglich vorbei kam, ebenfalls sehr. Die Achtung des Meisters stieg, als ihm eines Tages gesagt wurde, zwischen dem Haus und dem Bürgerspital auf der anderen Straßenseite gebe es einen Verbindungsgang. Tatsächlich muss Ruhdorfer in weit zurückliegender Zeit bei Straßensanierung oder Kabelverlegung einen gemauerten „Tunnel“ gesehen haben, der kurze Zeit freigelegt, dann aber wieder verschüttet wurde. Eine Fata Morgana? Keineswegs. Als man obendrein in der Mitte des ehemaligen Eiskellers im Hause Pabis eine kreisrunde Öffnung fand, gab es nicht mehr den geringsten Zweifel, da war etwas! Keine der beiden handelnden Personen konnte jemals vom Franzisceischen Kataster (1829) gehört haben, noch etwas davon gesehen. Dort aber liegt der Schlüssel zur Lösung des Problems. Wie Sie sehen (Plan), teilt sich in der oberen Spitze der Garten-Parzelle 507 der Obermühlbach. Ein Teil des Bachwassers wurde durch den heutigen Bachsteig geleitet, schnurstracks auf das Wasserrad der „Bürger-Spital“-Mühle, die dort bis zu ihrem Abriss (1910) zumindest gebäudemäßig vorhanden war. Die Weiterleitung des Mühlwassers erforderte im Straßenbereich eine Überbrückung um in Richtung Zeneggenhof (heute Blumenhotel) und Klostergründe (heute Rennbahn) weiter zu finden. Der „Tunnel“ war also ein Brückengewölbe, und wozu diente das Loch im Kellerboden? Ganz einfach! Jedes gute Gasthaus verfügte über einen Eiskeller, der bei Frostzeiten gebrochenes Teiche-Eis durch ein Kellerfenster aufnahm, um noch lang in den Sommer hinein kühle Getränke servieren zu können. In dem Maß wie die Eisblöcke zu schwitzen und zu rinnen begannen, wurde die Nässe über das Erdloch im Keller zum Versickern gebracht. Übrigens, auch mancher Fleischhauer schätzte seinen Eiskeller, denn nicht jedes Schlachttier war sofort an den Mann zu bringen.
Das Pabis-Haus birgt noch andere interessante Details, welche noch nicht restlos geklärt erscheinen. Es sind dies erstens, eine einst irgendwo außen angebrachte Steintafel mit den Großbuchstaben B und G, dazwischen hochgestellt ein Kreuz, darunter die Jahreszahl 1823, meines Erachtens eine Art Haussegen und Erinnerung an irgendein Baugeschehen. Zweitens, eine wunderschöne gar nicht kleine Steinkugel, vermutlich weißer Quarz, und möglicherweise noch ein Relikt aus der Zeit der Steinbier-Brauerei.
walter.wohlfahrt@gmail.com (blog: https://altstveit.wordpress.com
Von alten Ledermachern
März 12, 2015 um 09:46 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Adolf Kolping, Armenkasse, Bürgerspital, Bruderschaft, Dobrova, Fiebinger, Gürtler, Gerbgrube, geselle, Gesellen, Gewerbe, Holz-Zockel, Ircher, Kalischnig, Karl Ginhart, Krain, Kronegger, Lederfabrik, lehrling, Neumarktl in Krain, Pogacnik, Pogatschnig, Religionsfonds, Riemer, Sattler, Schuster, Taschner, Villach, Weißgerber
Gott segne das ehrsame Handwerk!
Das war der Gruß unter den Mitgliedern der großen Kolping-Familie, „Gott segne es“ die Antwort darauf. Adolf Kolping (1813-1865) war katholischer Priester und Sozial-Pionier. Von ihm stammt die Idee, allen Handwerkslehrlingen und –gesellen, welche ihre vertraute Umgebung verlassen mussten, um in der nächst größeren Stadt Ausbildung und Arbeit zu finden, ein neues und umsorgtes Zuhause zu geben. Schon während der kurzen Lebenszeit des Gründers, schossen Kolping-Heime in vielen großen und mittleren Städten aus dem Boden. Unter Stadtpfarrer Felix Fiebinger kam es sogar bei uns in St. Veit zum Bau eines Vereinshauses und zu kurzzeitigem Bestand einer Einrichtung alla Kolping für die Jünglinge der verschiedensten Gewerbebetriebe.
Von der einstigen Vielfalt und Buntheit des Gewerbelebens innerhalb unserer Stadt ist nur noch wenig übrig. Oder können Sie mir auf die Schnelle einen Lederer, einen Schuster in der Stadt nennen? Gerade von diesen zwei Sparten soll aber heute die Rede sein. Man kannte sie wohl Jahrhunderte lang. Seit mehr als 500 Jahren gibt es die gar nicht so soltenen Familiennamen „Lederer“ oder „Schuster“. Nicht so oft bei uns, wohl aber in Deutschland die Herren und Damen mit Namen „Schuhmacher“ . In Österreich zeigte es sich erst relativ spät, dass ein Schuhmacher mehr galt als ein Schuster, schon gar als ein Flickschuster und ganz leicht konnte man einen Herrn Schuhmacher-Meister mit der falschen Anrede kränken.
Wie zahlreich sie einst waren und wie wenig empfindlich, vielmehr wie stolz auf ihren Stand, die Schuster von St. Veit, beweist der Bestand ihrer Bruderschaft zusammen mit den Ledermachern seit 1419. In Friesach begegnete man ihnen noch früher. War wohl auch die Stadt etwas älter als St. Veit. Kurzum, die Bruderschaften regelten nicht nur das Lehrlings- und Gesellenwesen bis hin zur Meisterwürde. Sie hatten selbstverwaltete Besitztümer wie Häuser, Äcker und Wiesen zum Verpachten, regelmäßige Zusammenkünfte, Andachten, Begräbnis und Gedenkmessen, Aufmärsche mit Fahne usw. Als es unter Kaiser Josef II zur Auflösung nicht nur der Klöster und Stifte, sondern auch der leicht religiös angehauchten Bruderschaften kam, wurde der aktuelle Jahresertrag mit mehr als einhundert Gulden bewertet. Was anderen Ortes in den neu geschaffenen Religionsfonds zu fließen hatte, wurde im Falle der Schuster und Lederer Bruderschaft anders geregelt. Ihre Mittel waren in die städtische Armenkasse abzuführen. Das konnte man in so ferne akzeptieren, als die Armenkasse das Bürgerspital zu tragen hatte.
Zu der Zeit waren die Ledermacher zwar noch immer nicht an der Zahl, sehr wohl aber an Wohlhabenheit den Schustern haushoch überlegen. Hatten die Schuster immer die gleichen Klienten zu bedienen, wobei sich nicht jedermann Schuhe leisten konnte und insbesondere die Mägde und Knechte eher billige HolzZockel bevorzugten, so konnten sich die Lederer ihre Abnehmer förmlich aussuchen. Dazu gehörten nämlich neben den Schustern noch die Gürtler, die Taschner, Sattler und Riemer. Die Ledermacher waren eigentlich Gerber, obzwar man sie abgesehen von den Weißgerbern (Irchern) im Steuerprotokoll von 1750 noch nicht so genannt findet. Folglich ist hier und heute auch nicht etwa von einem reichen Schuster oder Schuhmacher, sehr wohl aber von einem zu großem Vermögen gekommenen Ledermacher zu berichten. Wir sprechen von Andreas Pogacnik aus Dobrova in Krain. 1830 als Wirtssohn dort geboren, erlernte er den Umgang mit Rindenlohe und Gerbgrube. In St. Veit verlor gerade Johanna Kronegger, geborene Kalischnig, ebenfalls aus Krain (Neumarktl) stammend, ihren Ehemann Eduard, gewesener Lederermeister und was lag da näher, sich bald wieder einen neuen Mann für Betrieb und Bett zu suchen. Da kam Andreas gerade recht! 1860 entschloss sich Andreas, jetzt mit geschönten Namen Pogatschnig um die reiche Witwe Johanna zu werben, dabei legte der Bräutigam großen Wert darauf, in der Matrikel als „Lederer und angehender Besitzer des Hauses Weitensfelder Vorstadt 4“ (heute Gerichtsstraße 1 bezeichnet zu werden. Das lässt sich auch so verstehen, dass er in der Lage war, das Vorstadthaus aus eigenen Mitteln zu kaufen. Was dieses Gebäude zur Zeit des Kaufes darstellte, sicher kein reines Wohnhaus, wird sich noch zeigen. Zur Bürgeraufnahme kommt es schon 1862 und es spielte dabei nicht die geringste Rolle, dass er landfremd war. Das Stadthaus am Hauptplatz (später Konditorei Holzmann) lief noch eine Zeit auf Namen Johanna Kronegger/Pogatschnig. Erst 1873 folgte ihr Witwer Andreas im Besitze nach. Als auch Andreas am 1.4.1907 das Zeitliche segnete und sein Verlass geregelt wurde, erfährt man, dass er neben seiner zweiten Ehefrau Ottilie, geborene Pirker, drei erwachsene Nachkommen aus erster und vier Unmündige aus zweiter Ehe hinterlassen hat. Es sind dies der Reihe nach Heinrich, Lederfabrikant in Villach, 30 Jahre alt, Johanna, St. Veit, 29 Jahre, Ottilie, St. Veit 27 Jahre bzw. Franz 24, Andreas 21, Leopoldine 19 und Anna 14. Die Hinterlassenschaft, kurz beschrieben, besteht aus dem Hause Nr. 4 am Platz, dem „Marhof“ in der Weitensfelder Vorstadt, aus der Stämpf, irgendwo am Obermühlbach und Fahrnissen. Der Gesamtwert des Nachlasses betrug rund 120.000 Kronen.
Als es um die Mitte der zwanziger Jahre die Stadtverwaltung für richtig hielt, allen Straßen, Gassen und Wege Namen zu geben, wurde die kurze, hausnummern-lose Verbindung vom Hauptplatz zur Bräuhausgasse, Pogatschnig-Gasse getauft. Es wäre schön, hätte man bei Vergabe von Straßennamen auch ein wenig besser Protokoll geführt. Heute vermag nicht einmal die Kulturabteilung zu sagen, wer die Straßennamen vorgeschlagen und warum diese so beschlossen wurden, welcher Pogatschnig damit gemeint ist. Man kann nur vermuten, dass aus Dankbarkeit für die zeitgleiche Überlassung des Baugrundes zum neuen Bezirksgericht aus den sogenannten „Pogatschnig Gründen“ – über bürgerlichen Antrag der Beschluss gefasst wurde, eine Pogatschnig Gasse zu schaffen. Es gibt noch mehrere Beispiele von sogenannten Gassen und Wegen ohne Bedeutung die für ehemalige Bürger von St. Veit mit klingenden Namen reichen mussten z.B. Prof. Karl Ginhart, Dr. Sebastian Weberitsch oder Leo Knaus. Es fällt schwer, dabei an Zufälle zu glauben, eher ist es wohl ein Zeitbild und eine Reminiszenz, dass sich Stadtverwaltung mit eindeutiger Mehrheit und Bürgertum nicht immer ganz hold gewesen sind.
Wie gezeigt, hat der Sohn des Ledermachers daheim schon keine Zukunft mehr gesehen und ist deshalb nach Villach gezogen um dort mit einer Fabrik, einer Lederfabrik zu beginnen. Dazu muss man bedenken, was sich inzwischen in der großen weiten Welt so alles verändert hat. Die Ansprüche der Leder-Abnehmer in Bezug auf Qualität, bei gleichzeitigem Preisverfall wurden immer größer. Kein Wunder das der Weg von der örtlichen Produktion rasch weg zur Region und bald zu Internationalität hinführte. Benötigte die Lohgerberei noch Monate bis zum Fertigprodukt, so erlaubten neue Verfahren auf chemischer Basis die sogenannte Schnell-Gerberei. Da blieb für den Lederer alter Schule einfach kein Platz mehr. Sie wären auch nicht in der Lage gewesen, die nun verlangten Quantitäten zu liefern. Der Weg zur industriellen Ledererzeugung war unvermeidlich geworden.
Das ehrsame Handwerk ist noch nicht ganz ausgestorben. Es wird aber von Industrie und Automatisierung, von Massenproduktion und Wegwerfgesellschaft immer stärker bedroht. Die tüchtigen „Hantierer„ – um mit Sebstian Weberitsch zu sprechen – die mit geschickten Händen noch etwas zu schaffen wussten, die gibt es vereinzelt noch. Da sind sogar ganz neue Sparten mit vielen fähigen und tüchtigen „Jüngern“ entstanden. Dafür müssen eben andere auf der Strecke bleiben. Auf der Welt ist nichts so sicher wie die ständige Veränderung.
Die nachstehenden Fotos wurden freundlicherweise von Herrn Gr.Insp. Ewald Tamegger nachgereicht. Sie zeigen die einstige Pogatschnig Realität einmal von vorne, ein andermal vom Bezirksgericht aus.
Der heutige Oktober-Platz vor 200 Jahren
September 1, 2014 um 18:12 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: "Grüner Baum", "Zur Traube", Bürgerspital, Grundkataster 1828, Gußwerk Brückl, Korpitsch, Lorenz Baumgärtl, Müller, Otto Baumgartl, Raika, Ulrich Egger, Wiederwald, Woschitz-Haus
Auf Facebook geistern neuerdings historische St. Veiter Motive über den Bildschirm, so etwa auch über die Gegend des heutigen Platzes zum 10. Oktober. Es ist höchst erfreulich, dass sich nun auch Junge und Junggebliebene über solche Sachen Gedanken machen.
Der hier gebotene Ausschnitt des Stabilen Katasters von 1828 sagt eigentlich alles. Es bedarf lediglich einiger weniger Hinweise. Umkreisen wir also den „Platz“ im Uhrzeigersinn beginnend mit Gartenparzelle 591 unten, dann begegnen wir einem Eck des späteren Weberitsch-Hauses. Darüber folgt mit Nr. 1060 eine unregelmässige Verkehrsfläche in weiß. Parzelle 189 ist gerade noch ein Teil des Bürgerspitals, Baufläche 149 steht für heutigen Wirt „Zum grünen Baum“ während Baufläche 150 das längst abgerissene Woschitz Haus nebst Garten 204 einnimmt. Zwischen letztgenannten Behausungen und Baufläche 151 am Eingang zur heutigen Sonnwendgasse gab es noch schmale Durchgänge.. Beim „Grünen Baum“ zeigt sich ein großer Hof und ein stattliches Nebengebäude. Dazu später mehr!. Wir setzen nach oben hin fort. Die Fläche 151 war allerdings schon um 1880 nicht mehr existent, könnte aber den Platz der einstigen Floriani-Kapelle eingenommen haben. Weiter nach oben erkennt man eine große Gartenparzelle Nr. 506 die heute lückenlos verbaut ist. Das große „W“ steht wohl für „Wasser“ und sollte den Standort des „Tattermann“ also des öffentlichen Brunnens für die Vorstadt anzeigen. Gleich gegenüber zwei gelbe Marken, eine eher quadratische für das Waaghäusel, eine längliche für eine unbekannte Holzhütte, denn gelb steht für hölzerne und rot für massive Baukörper. Die Behausung vlg Trattentischler (125) heute Waagstraße 2 gehörte einmal dem legendären Feuerwerker und Böllerschießer Johann Mlinek. Mit den Gebäudemarken 120 bis 123 wird es jetzt richtig interessant: Die Einfahrt in die Stadt ging zunächst durch einen Tunnel, in der Folge über den schon nicht mehr vorhandenen Wassergraben durch das eigentliche Stadttor. Die Zahl 115 verrät, das Stadttor hatte Wohnungen, eigene Parzelle und eigene Hausnummer. Die niedrige Zahl passt nicht zur Vorstadt, sehr wohl aber in die Häuserreihe der Innenstadt! Hier hat um 1900 ein Bürgermeister gewütet und fast alles nieder gerissen, um erstens, den Verkehr zu erleichtern und zweitens, dem Neubau Korpitsch (später Post, heute Raika) Platz zu machen. Die alte Situation war eigentlich eine zusätzliche Sicherung des Villacher Tores, man nennt es Barbakane. Sie erschwerte jeden Direktangriff aufs Tor. 120 ist heute Domeniggasse 2 und 121 Domeniggasse 4. Von 122 steht nur noch ein Teil, es war einmal das Premitzer Haus. Mit 124 dem späteren Gasthof zur Traube schließt sich der Kreis.
Nun noch kurz zurück zum „Grünen Baum“, er war ursprünglich gar nicht Gasthaus. Vor 1835 war hier ein gewisser Dismas Wiederwald, bürgerlicher Handelsmann und Hausbesitzer in der Stadt Nr.110 (Hauptplatz 26) als Eigentümer angeschrieben. Er verkaufte das Vorstadthaus in diesem Jahr an Otto Baumgartl. Der findige Lorenz Baumgärtl, seit 1839 im Gußwerk Brückl sehr erfolgreich tätig, gehört möglicherweise zu dieser Familie. Lorenz war ein Sohn des Städtischen Zimmermeisters Johann B. Von Baumgartl/Baumgärtl kam der Besitz mit Kaufvertrag vom 20.2.1851 an Ulrich Egger, 1869 an dessen Sohn Carl. Dieser wird in der Festschrift des MGV „Gastwirt“ und „Bürger“ genannt. Damit erscheint ein Wirtshaus an dieser Adresse gesichert. Ihm folgt seine Witwe Theresia, geborene Schweiger. Sie war es, die infolge Kaufvertrages vom 3.11.1885 erstmals einen Mulle mit Vornamen Lorenz zum Eigentümer machte. Übrigens, weil man einmal zu früher Zeit Mul für Mühle schrieb, ist der Mulle neu gesprochen eigentlich der Müller hier. Auf Lorenz folgte schon 1896 Witwe Christine, darauf 1913 Roman I und 1964 Roman II.
120 Jahre Stadtmuseum
April 7, 2012 um 16:50 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: als vermuteter Kustos, Alten Rathaus, Anton Korpitsch, Arbeitsmaiden des RAD-Lagers Hunnenbrunn, Bürgerspital, Berliner Untergauführerinnen, Besucherbuch, Burg, Dietwart- und Rednerschulung (!!), Dr. Dinkhauser Rechtsanwalt, Dr. Franz Prettner, ein Who is Who der frühen und noch keinesfalls verboten gewesenen NSDAP!, Finanzwache und 1. Kustos, Franz Sailer, Fritz Knaus, Georg Storf aus Lölling als Vereinsekretär, Hubert Zankl, Ingenieurvereines für Kärnten, Johann Hainzmann, Kaisers Geburtstag, Karl Fercher Präsident, Karl Sailer, Kärntnerische Forstverein, Malermeister Rudolf Mayer, Norbert Rainer, Prof. Heinz Ellersdorfer, Rudolf Niederl, Schulrat Dir. Mattersdorfer, Sebastian Weberitsch, Spitalskapelle, Stadtmuseum-Jubiläum, Stadtsparkasse später Kärnter Sparkasse, Stiftungsmesse Basayo
Am 18. August begeht das St.Veiter Stadtmuseum sein 120 Jahr Jubiläum. Im Vorwort des 13 Seiten starken Museumführers von 1903 wird dieser Tag – es war des alten Kaisers 56. Geburtstag – ausdrücklich genannt. Der Katalog nennt 288 Exponate.
Weiter heißt es dort, das Stadtmuseum verdankt sein Bestehen dem regen Sammeleifer der Herren Fritz Knaus, Anton Korpitsch und Karl Sailer, welche alle in St.Veit erreichbaren Altertümer zu einer Sammlung vereinigten“. Die Kaufleute Knaus und Korpitsch waren nicht nur Gemeindemandatare, sondern auch sonst Leute von Einfluß in der Stadt. Damit ist auch die große Nähe zum Museum, einerseits von der Stadtgemeinde und anderseits von Seiten der Stadtsparkasse (heute Kärntner Sparkasse), die namhafte Neuerwerbungen finanziert hat, erklärt. Franz Sailer, Finanzwache-Kommissär i.R. fungierte als erster Kustos, nach seinem Ableben 1903 folgte in dieser Funktion Johann Hainzmann, Das erste Besucherbuch ist hoch interessant. Es nennt unter den Gründern zusätzlich einen Gustav Hainzmann, pensionierter Hütten-Ingenieur und Technischer Direktor aus Mürzzuschlag. Das an den Buchanfang gestellte klassische Motto „Das Alte stürzt zusammen und neues Leben blüht aus den Ruinen“ könnte durchaus als politisches Programm gedeutet werden, denn es war unverkennbar ein freisinniger, ein liberaler Geist, der sich hier manifestierte. Sollte es für diese These eines weiteren Beweises bedürfen, dann wird dieser in wenigen Jahren nachgeliefert werden!
Die erste Bleibe hatte das Stadtmuseum, damals noch als Lokalmuseum bezeichnet, im sogenannten Alten Rathaus in der Bräuhausgasse. Zur Erinnerung, es ist dies die Rückseite des heutigen Rathauses. Weil der Platz dort von Anfang an äußerst knapp war, trachtete man bald eine geeignetere Räumlichkeit zu finden und kam auf die Idee, die Kapelle des Bürgerspitals (heute „Prof. Franz Pacher Saal“) dafür ins Auge zu fassen. Gemäß Beschluß des liberalen Gemeindevorstandes vom 25.7.1887 trat man ganz formell an den Stadtpfarrer heran, man möge die Kapelle doch auflassen, da dort kaum noch Messen gehalten werden. Unterschrieben war dieses Begehren von Bürgermeister Dr. Franz Prettner, auch er eher ein Vertreter der klerikalkritischen Richtung. Die Sache zog sich hin und erst am 17.9.1889 erging von Seiten des Gurker Ordinariates eine förmliche Ablehnung mit der Begründung, erstens seien dort sehr wohl noch Messen, ja sogar uralte Stiftungsmessen eines gewissen Basayo zu halten und zweitens, wäre der Platz beim großem Sammeleifer ohnehin bald wieder zu eng. So mußte das Museum vorerst in der Bräuhausgasse bleiben. Im Jahre 1903 kam es zur Gründung eines (Museums-)Kuratoriums, bestehend aus den Herren Dr. Dinkhauser, Rechtsanwalt, N. Hainzmann, Fritz Knaus, Korpitsch, Mattersdorfer, Norbert Rainer und (Sebastian) Weberitsch. Gleichzeitig wurde der Umzug des Museums in das gemeindeeigene Gebäude in der Kaserngasse (heute Herzog Bernhard Platz) beschlossen und dort ebenfalls zu Kaisers Geburtstag wieder eröffnet. Es folgten noch einige Friedens- darauf aber bald schwere Kriegs- und Nachkriegsjahre, ehe es am 10. Mai 1925 an der nämlichen Adresse zu einer förmlichen Wiedereröffnung kommen konnte. Jetzt war man voll neuen Schwunges. Die schweren und auch für das Museum „verlustreichen“ Jahre waren vorbei. Die Gemeindeverwaltung brauchte allerdings selbst immer mehr Platz im eigenen Haus in der Kaserngasse, jetzt bereits Klagenfurterstraße genannt, und das Museum sollte neuerlich siedeln. Diesmal ließ man nicht mehr locker, bis die ohnedies mit schlimmeren Zeitumständen kämpfende Stadtpfarre die Kapelle im Bürgerspital schließlich doch frei gab. Am 18. Juli 1931 erhielt der Malermeister Rudolf Mayer den Auftrag der Stadtgemeinde zur Ausfärbelung der Kapelle zum offerierten Preis von 79 Schilling 70 Groschen! Doch erst im Jahr darauf, und zwar am 22. Mai ward die Museumseröffnung in der Spitalskapelle im Beisein von 40 Festgästen feierlich begangen. Als Kustos fungierte zu dieser Zeit bereits mit voller Tatkraft Lehrer Rudolf Niederl.
Warum das Museum nach nur fünf Jahren, am 16. Mai 1937 in die Alte Herzogsburg übersiedelte, ist eigentlich nicht ganz einsichtig. Vielleicht hatte der alte Stadtpfarrer seinerzeit doch nicht ganz unrecht, wenn er meinte, der Platz würde dort ohnedies rasch wieder zu klein sein….. Bis zum neuesten Umbau verblieb dort das Trabantenmuseum.
Ist es wirklich so, daß sich in der Geschichte alles wiederholt? Nach wenigen Jahren des Friedens folgten neuerlich Kriegs- und Nachkriegsjahre, verbunden mit neuen Gefahren und Unsicherheiten für die musealen Bestände. Seit der Wiedereröffnung unter Bürgermeister Hubert Zankl am 16. April 1948 in der Burg vergingen fast sechs Jahrzehnte, ehe das 120 Jahre alt gewordene Stadtmuseum, heute einen neuen, einen würdigen und höchst ansprechenden man möchte sagen seinen richtigen Standort, am Hauptplatz gefunden hat. Als Kustos fungierte noch in den fünfziger Jahren Rudolf Niederl mit einem gleitenden Übergang auf Heinz Ellersdorfer.
Erwähnenswert vielleicht auch einige Auszüge aus dem Besucherbuch, sind solche doch geeignet Schlaglichter auf die stark veränderten Zeitläufe zu werfen:
1) Am 28. Sept. 1889 erinnerte sich der Kärntnerische Forstverein seiner Gründung vor 17 Jahren hier in St.Veit und verband sein Gedenken mit einem Museumsbesuch. Es verewigten sich Karl Fercher als Vereinspräsident, Georg Storf aus Lölling als Vereinsekretär, Franz von Bürger, Forstmeister und Josef von Webern als k.k. Forstinspektor.
2) Am 31. Aug. 1929 führte Herr Schulrat Dir. Mattersdorfer, als vermuteter Kustos, 19 Mitglieder des Ingenieurvereines für Kärnten durch die Sammlungen.
3) Am 24.11.1929 gab es eine Dietwart- und Rednerschulung (!!) des Turnbezirkes St.Veit, verbunden mit Museumsbesuch und folgenden eigenhändigen Unterschriften:
Dr. Norbert Rainer, Ing. Hans Boida, Dr. Friedrich Rainer, Franz Pegutter, Fridolin Peyker, Leo Knaus und Leo Höfferer, quasi ein Who is Who der frühen und noch keinesfalls verboten gewesenen NSDAP!
4) Mit dem Jahre 1938 ist der Besuch der Berliner Untergauführerinnen verbunden und
5) mit dem Jahre 1943 am 1. Mai der Besuch der Führerinnen und Arbeitsmaiden des RAD-Lagers Hunnenbrunn (RAD = Reichsarbeitsdienst) mit rund 30 Unterschriften.
Bliebe abschließend nur zu wünschen, daß das schöne, jetzt mit dem interessanten Verkehrsmuseum unter einem Dach vereinigte Stadtmuseum noch vielen guten, vor allem ungestörten Jahren entgegen geht und daß das Besucherinteresse weiter wächst. Eine Garantie dafür scheint zu sein, daß moderne Ausstellungsmaßstäbe gesetzt wurden und ein regelmäßiger Wechsel der Exponate schwerpunktmäßig geplant ist. „Glück auf“ der einst vom Eisenhandel stark geprägten Stadt und ihren Museen. VII/2006
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