Das ist unser Bier….

Juni 9, 2012 um 18:29 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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In diesem schönen Sommer soll es passenderweise einmal um den edlen Gerstensaft gehen. Vom „Bieradies“ bis zum „Bierolymp“ oder umgekehrt ist es in St.Veit nur ein Katzensprung. Diese Adressen sind noch jung, die Geschichte des Bieres in unserer Stadt aber um so älter.

War St.Veit immer schon voll von durstigen Seelen? Es hat ganz den Anschein! Die größte Gruppe unter den mit Bürgerrecht ausgestatteten Herzogstädtern waren nicht die Kaufleute, auch nicht Handwerker, es waren die Wirte, die Steinbier- und Kesselbierbräuer. Sie gelangten teilweise zu beträchtlichem Vermögen und genossen dementsprechend großes Ansehen. Weil Berufsangaben im Bürgerbuch der Stadt (Landesarchiv Handschriften 2-2a) erst relativ spät üblich werden, können wir das Geschehen erst ab Beginn des 18. Jhdts. einigermaßen sicher verfolgen. Die Wirte wollen wir nur insofern heranziehen, als sie sich mit eigener Biererzeugung beschäftigten. Man darf auch getrost davon ausgehen, daß nicht jeder Wirt und auch nicht jeder Bierbrauer sich um Bürgerrecht beworben hat und daß es folglich nicht die einzigen ihres Berufsstandes sein können, die tieferstehend genannt werden:

Die in Klammern gesetzte Jahrzahl steht immer für die feierliche Bürgeraufnahme, verbunden mit der Ablegung des Bürgereides und mit der Entrichtung einer variablen Bürgertaxe.

Kesselbierprojer (Originalschreibweise) Gottlieb Kuchler (1704) zahlt 12 Gulden.

Der gelernte Bierbrauer Johann Zopf (1720) aus Radstadt zahlt 10 Gulden.

Kesselbierbrauer Hans Georg Hauser (1724) im Salzburger Land geboren, 10 Gulden.

Kesselbierbrauer Hans Suehsbauer (1725) ebenfalls vom Salzburger Land, 20 Gulden.

Suehsbauer ist der erste Biersieder, den wir im Alten Bräuhaus in der Bräuhausgasse, damals noch Judengasse genannt, festmachen können. Von den Vorgängern wissen wir es nicht genau. Von einem Vertreter dieser Familie gesponsert und signiert findet sich eine Schützenscheibe im Stadtmuseum, den sagenhaften Schutzherrn aller Bierbräuer Gambrinus, König von Brabant darstellend.

Kesselbierbrauer Andre Suehsbauer (1837), hier geboren, er zahlt 12 Gulden Taxe (1761)

Bräumeister Anton Kernmayer, 1789 hier geboren und auch er ist bereits im Bräuhaus aktiv. Zwischen diesen beiden Familien war eine Zeit lang der Stadtmagistrat selbst Inhaber der Bräuhütte. Man stellte es sich damals so vor, daß die umliegenden Wirte, welche bislang und stets unter höchster Feuergefahr für die Stadt, ihr Steinbier selbst machten, von nun an in einem gewissen Turnus, die städtische Bräuhütte an der Stadtmauer benützen würden. Die dort gewährleistete, bessere Aufsicht sollte Stadtbrände vermeiden helfen. Das ging aber nicht lange gut. Der Eigensinn und das zunehmende Ausweichen der Bierbrauer in die Vorstädte, ja sogar über die Stadtgrenzen hinaus, ließ die städtische Initiative bald versanden. Schließlich war der Stadtmagistrat froh, in Kernmayer einen Käufer gefunden zu haben, der sich damals sogar noch das sogenannte „Lazarett“ am Eingang des Vitus-Parkes miterhandeln konnte. Beim Lazarett hatte es sich um das Krankenrevier der in der Stadt in Garnison liegenden kaiserlichen Soldaten gehandelt.

Steinbierbrauer Dominikus Trinker, (1800), 1762 hier geboren

Steinbierbrauer. Anton Haß, (1808), am Pauffler’schen Haus in der Klagenfurter Vorstadt, 1767 in Goggerwenig geboren.

Steinbierbrauer Gregor Obenar (1841), (Spitalgasse 13) von Bleiburg und dort 1808 geboren.    

Wir haben nun über einen Zeitraum von 150 Jahren nur einmal die Brauhäuser betrachtet und dabei gesehen, daß neben den Steinbiererzeugern längst schon Kesselbierbrauer vorkommen. Was ist der Unterschied zwischen diesen beiden? Wer schon einmal über die Nockalm-Straße gefahren ist und dort im Karlbad gesehen hat, wie man die Bachsteine im Feuer erhitzt um damit das Wasser in den Badtrögen zu erwärmen, der hat schon die richtige Vorstellung vom Steinbiermachen. Um sich die Anschaffung eines teuren, damals nahezu unerschwinglichen, eisernen Gefäßes, also eines Kessels zu ersparen, den man allerdings zum bequemen Unterheizen und Sieden der Bierwürze hätte verwenden können, machte man den Sud im Holzschaff mittels erhitzter Steine. Aber nicht nur das, auch das Ausgangsmaterial war beim Steinbier meist minderwertiger, sprich Hafer statt Gerste und so eben auch die Qualität des Bieres eine sehr verschiedene. Dies führte schließlich auch dazu, daß Steinbier eines Tages immer weniger angeboten wurde.

Wenden wir uns nun jenen Wirtshäusern zu, die alle noch ihr eigenes Bier und zwar ausschließlich Steinbier hatten, und ebenfalls zu Bürgerehren aufgestiegen sind.

Mäz Zacharias (1758) mit dem Kemetter`ischen Steinbier-Wirtshaus, er kam aus Weitensfeld. Josef Schmidt (1758)  „so das Pauffler´sche Steinbier-Wirtshaus, Klagenfurter Vorstadt erkauft“ Josef Wernhamer (1759) kam durch Heirat der Martl Tochter zu Haus und Steinbierbräu. Lorenz Surtmann, (1763) Wirt am Gatter´ischen Haus und Steinbierbräuer aus Gurk gebürtig.  Simon Hochhalter(1770), hier geborener Wirt und Bierbrauer, Sohn eines Steinbierbrauers.  Anton Mayländer, (1770) Wirt und Brauer in der Friesacher Vorstadt, von Sand zugezogen.  Jakob Seidl (1771), Wirt und Steinbierbrauer am Kemetter-Haus, in Gurk geboren. Jakob Tolhamer (1791), Wirt und Steinbierbräuer, aus Kötschach gebürtig. Josef Steiner (1824), Haus mit realer Steinbierbrau-Gerechtsame Villacher Vorstadt 156 aus Obermühlbach zugezogen und dort 1791 geboren. Josef Lebmacher (1834), Braumeister, 1810 hier (d.h. in der Stadt) geboren.

Im Jahre 1826 geht Johann Winkler, aus der Klagenfurter Vorstadt mit einer Beschwerde bis vor das Hohe Gubernium in Graz. Der diesbezügliche Vorgang liegt im Besitzveränderungs-Protokoll 1825-1835, im Landesarchiv Klagenfurt unter Signatur 189b verwahrt:

„Gemäß beiliegender magistratlicher Aufsandung vom 3. Hornung 1809, welche am 11.1.1811 grundbücherlich einverleibt worden, ist das Haus Nr6alt/222neu samt realer Steinbier-Gerechtsame auf mich gediehen. Weil ich aber nun ein gelernter Kesselbierbrauer war und ohnehin nur eine einzige Kesselbierbrauerei hier in St.Veit ausgeübt worden, so habe ich beim hohen Gubernium in Graz angesucht, daß meine erkaufte Steinbiergerechtsame in eine reale Kesselbiergerechtsame umgewandelt werden wolle. Meinem Ansuchen wurde in Folge des beiliegenden Dekretes vom 11. Juli 1812 stattgegeben, worüber aber der hiesige bürgerliche Braumeister Georg Kernmayer  r e c u r i e r t e , am 16. Feber 1813 jedoch (damit) abgewiesen wurde. Demnach bitte ich den löblichen Magistrat, wohlselber geruhe, die Einverleibung dieser Urkunde im magistratlichen Besitzumschreibungsprotokoll zu bewilligen.“

Daraus, daß Georg Kernmayer als einziger Kesselbierbräuer bezeichnet wird und daß auch kein anderer Brauer Einspruch erhoben hat, müßte man schließen, daß alle vorgenannten Kesselbierbräuer einzig und allein im Alten Bräuhaus in der Judengasse gearbeitet haben.

Die ältesten Gasthäuser sofern mit Steinbierbräu-Gerechtsame ausgestattet, waren danach Gasthaus Gautsch in der Villacher Straße, das heutige Haubenlokal Pukelsheim, Erlgasse 11 und der Gasthof Nagele in der Spitalgasse 13.

Walter Wohlfahrt in „St. Veit Kommunal“ April 2002 – nachredig. 2012

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Unsere städtischen Baumeister

Mai 4, 2012 um 18:46 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Der heutige Aufmacher zeigt die ehemalige Villa von Stadtbaumeister Johann Tauschitz (1884-1977). Dieses prächtige Haus hat man 1986 gänzlich geschleift, um für den Billa-Laden nahe Hauptbahnhof Platz zu schaffen. Etwas später entstand auf dem großen Garten das neue Wohnhaus Friesacher Straße 46.

Seit in der Stadt gebaut wird, waren mehr oder weniger talentierte, doch ausdrücklich dazu berufene Baumeister am Werken. Das schon mehrmals herangezogene „Bürgerbuch von 1564“  bringt anfänglich neben Personennamen leider noch keine Berufsbezeichnungen. Man darf aber in früher Zeit von Familiennamen oft direkt auf Berufe schließen. So ist der 1579 Ersterwähnte, namens Jörg Maurer vermutlich auch wirklich ein Maurer gewesen und zwar nicht irgendeiner, sondern ein Maurer mit Bürgerrecht, also einer der zur Stadt in einem besonderen Vertrauensverhältnis gestanden ist. Ein Haus am Land, Stall oder Scheune konnte bald einer planen und bauen, aber Stadthäuser, das war wohl eine höhere Liga!

Folgen wir dem Bürgerbuch chronologisch, dann entdecken wir bald Leute mit Berufsangabe

1588    Urban Schiecht, Maurer

1628    Martin Pröll, Maurer

1661    Georg Nigglauer, Maurer

1677    Martin Pröll, Maurer (Sohn des gleichnamigen Vaters)

1678    Jacob Jaritz, erstmals „Stattmaurermeister“

1705    Caspar Krabath und Bartlmä Schuster, beide Maurer

1737    Matthias Melluschnig, Maurerpolier

1753    Gregor Schorn, Maurermeister, 42 Jahre alt

1784    Anton Türkh, Maurermeister, aus Hörzendorf stammend

1815    Valentin Radweger, Maurermeister, aus Treffen stammend

1841    Anton Chien, ebenfalls „Stadtmaurermeister“, aus Pizzano/Moggio, 40 Jahr alt

 Bis hier her sind es besonders befugte und durch Bürgerrecht herausgehobene Gewerbsleute. Weil aber Bürgerrechtsverleihungen ab 1884 nicht mehr üblich sind, schließt jetzt ziemlich nahtlos ein weiterer „Italiener“ an, wenn auch nur als Maurermeister in der Person von Franz Borghi. Dieser stammte aus Flagognia bei San Daniele, 1844 dort  geboren. Er war es, der 1890 mit dem Abbruch des Vorwerkes beim Villacher Tor beauftragt wurde. Zeitgleich war in St.Veit aber auch schon Michael Wank, der spätere und sichere Stadtbaumeister tätig. In beiden Fällen handelt es sich um wahre Dynastien im Baugewerbe, d.h. das davor und danach mehrere Borghi oder Wank ihre Spuren hinterlassen haben. Die Wank kamen aus der Pfarre St. Sebastian bei Hochosterwitz. Schon 1848 hat nachweislich ein Andreas Wank (1796-1862), Maurermeister von dort  das Mesnerhaus in Maria Wolschart gebaut. Auf Andreas folgte dessen Sohn Alexander (1832-1929). Enkel Michael (1861-1912) ließ sich schließlich in St.Veit nieder. Mit Michaels Sohn DI Hans Wank (1891-1947), ebenfalls Stadtbaumeister, erlosch diese Baumeisterfamilie im Mannesstamm. Der Berufseinstieg des Hans Wank war zeitbedingt schwierig, das Ende aber als tragisch zu bezeichnen. Ein kurzes Zwischenspiel als Stadtbaumeister in St.Veit lieferte Hans Tauschitz (1884-1977), aus Hörtendorf stammend. Seine erste Gattin war eine Wank-Tochter und so konnte er sich zu recht und vorübergehend laut Briefkopf „Michael Wanks Nachfolger“ nennen,  so lange Schwager Hans seine berufliche Qualifikation, unterbrochen durch Teilnahme am 1. Weltkrieg und am Kärntner Abwehrkampf,  nicht zum Abschluss gebracht hatte. Nach Ablegung der Baumeisterprüfung 1923 begann Hans Wank noch im gleichen Jahr als selbständiger Baumeister. Bauten des Michael Wank, wie Volks- und Hauptschule, alte Sparkasse (heute Glaserei Puppitz) oder das Wank-Haus selbst am Schillerplatz zieren noch heute das Stadtbild. DI Hans Wank bildete in der NS-Zeit mit Ing. Wilhelm Tauche eine Arbeitsgemeinschaft zur Errichtung der Kanaltaler-Siedlung, aber auch bei Entstehung der sogenannten Neusiedlung am Knappenberg. Viele Bauten des Michael Wank kärntenweit sind bislang noch unerforscht. Bescheidener sind die Werke des Tauschitz. Dazu gehörten die eigene Villa und das alte Vereinshaus (heute Vereinstreff nahe der Hauptschule), beides demoliert.  Allein das Haus des Dr. F. Kraßnig, Bahnhofstraße 12 von Tauschitz steht heute noch. Auch das zerbombte Arbeiter-Vereinshaus Ecke Klagenfurterstraße – Lastenstraße  könnte mit seiner Entstehung in die Tauschitz Zeit passen.

 

 

Die abgebildete Ansichtskarte von 1928 zeigt ungefähr in Bildmitte das Arbeiter-Vereinshaus sowie gegen den rechten Bildrand  hin die 1921 errichtete Tauschitz-Villa zwischen Bahnhof und Kölnhof. Alles Land davor war noch gänzlich ohne Verbauung. Die rund 35.000 Quadratmeter große Fläche ging infolge notariellen Übergabs- und Bauvertrages vom 24.2.1925 aus Kirchenbesitz auf Hans Tauschitz über. Anstelle Barzahlung wurde vereinbart, dass Tauschitz alle Bauleistungen zu erbringen hat, die mit der Errichtung des Katholischen Vereinshauses erforderlich sind. Stadtpfarrer Felix Fiebinger und seine Kirchenkämmerer Max Weberitsch und Georg Dörrer hatten ganz genaue Vorstellungen, wie eine moderne Jugend- und Öffentlichkeitsarbeit aussehen könnte und welche Raumerfordernisse dazu nötig wären. Gegenstand von Planung und Ausführung war: Holzkeller. Im Erdgeschoß ein Versammlungssaal mit Galerie, Sitzungssaal mit Nebenraum, Kassenraum, Buffetraum, Garderobenraum, Herren und Damen Toiletten, Stiegenhaus. Im Obergeschoß lag die Wohnung des Hausbesorgers bestehend aus Zimmer, Küche, Speis, Abort, Aufgang in den Unterdachraum. Grund und Gegenleistung wurden mit je 36.000 Schilling bewertet, der Quadratmeterpreis lag also knapp über ein Schilling. Es wäre nicht weit gefehlt, in dem allen eine hoffnungsvolle katholische Gegenstrategie zum Zeitgeist zu erblicken.                                            Walter Wohlfahrt

Aus St.Veiter Stadt-Blatt´l von Friedrich Knapp

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