Von alten Fabriken in und um St.Veit
April 28, 2012 um 14:45 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Alpenländische Kleiderwarenfabrik AG, Bleiweißfabrik, Companie Rauscher, Egger Gräfin, Essigfabrik, Franz Puntschart, Funder, Glan, Glan-Kanal, Gleismüllner, Hüttenberger Union, Johann Gotscheber, Josef Meyer, Kaltenhauser, Koller Freiherr, Kronawetter, Kronawitter, Liebenwein, Michael KONRAD, Nürnberger Kaufleute, OMA Kindernährmittel Fabrik, Papierfabrik, Papiermühle, Peter Sommeregger, Pulverfabrikant, Puntschart Aloisia geborene Lemisch, Schwerspat, Simon Polzer, Spitalgasse, Treffelsdorf, Wasserfall, Wasserkraft, Zündhölzlfabrik, Zündwarenfabrik
Unter Fabriken der damaligen Zeiten darf man sich nicht Industriebetriebe vorstellen wie wir sie heute kennen. Immerhin, man war in der Lage Produkte für überregionale Nachfrage anzubieten. Beschäftigtenzahlen, bauliche und maschinelle Ausstattung erreichten natürlich in keinem Falle heutiges Ausmaß.
Situation an der Glan laut altem Kataster
An erster Stelle ist hier natürlich die St. Veiter Papierfabrik (Papiermühle) unten an der alten Glan zu erwähnen. Allein ihres Alters und ihrer Bedeutung wegen. Die Kunst der Papiererzeugung kam von China über Bagdad nach Kairo (900), von hier durch die Araber nach Spanien (1150) Italien (1276) Frankreich (1350) Nürnberg (1390) schließlich über Nürnberger Kaufleute (Gleismüllner Kaltenhauser) nach St.Veit in Kärnten. Der Lageplan macht klar, wie die einzelnen Gebäude zwischen Glan und Glan-Kanal angeordnet waren. Seit dem 15. Jahrhundert wurde dort handgeschöpftes Papier erzeugt. Guter Absatz fand sich in den Kanzleien der Rats- und Gerichtsstuben, in den Pfarrämtern und Klöstern Kärntens und weit darüber hinaus. So stößt man in Archiven der vorgenannten Einrichtungen nicht selten auf loses oder gebundenes Schreibpapier mit dem gemarterten Vitus, sprich slawisch Veit, als Wasserzeichen. Diese Signaturen sind oft mit Buchstaben kombiniert, welche die jeweiligen Inhaber der Fabrik erkennen lassen. Eine geschlossene Arbeit darüber steht aus, wäre aber eine sehr interessante und lohnende Aufgabe. Es stellt sich dabei die Frage, ob von Anfang an Wasserzeichen Verwendung fanden oder ob erst ab den Zeiten des Merkantilismus von Kaiserin Maria Theresia damit zu rechnen ist.
Der Standort an der Glan war dadurch begünstigt, dass die Glan dort – noch nicht verbaut und eingetieft – um Meter höher ankam und einen Wasserfall bildete. Für Wasserkraft war damit ausreichend gesorgt. Letzte Inhaber, wenn auch nicht mehr unbedingt Fabrikanten waren seit Anfang des 19. Jahrhunderts der Reihe nach Peter Sommerhuber, ab 1836 Antonie Kronawitter, 1867 die St. Veiter Bürgergilt, ab 1869 gelangten Teile des Anwesens über die Companie Rauscher an die Hüttenberger Union, wobei man sich das heute noch zu bewundernde Herrenhaus Baufläche 293 heute Glangasse Nr. 71 zurückbehielt. Es folgten dann 1880 Maria Kobl, 1882 Aloisia Puntschart, eine geborene Lemisch. Weil immer wieder das Bessere der Feind des Guten ist, endete das Papier-Schöpfen mit dem Siegeszug der Massenproduktion. 1864 schon hat es in der Fabrik, Baufläche 292, einen Brandschaden gegeben und um 1890 machte Franz Puntschart, letzter Inhaber der Glandorfer Bleiweißfabrik, aus den Resten der Papiermühle eine Essigfabrik. Irgendwann hat er dann wohl auch das prächtige Wohnhaus an sich gebracht, denn nur so ist das Ableben des Herrn Puntschart (1915) und jenes seiner Frau (1930) in diesem Hause zu erklären. Fritz Knaus erwarb 1903 die Essigfabrik und in der Folge einen exzellenten Ruf mit seinem weitum bekannten Wein-Essig, hat aber nie dort gewohnt.
Zur Bleiweißfabrik (heute Funder Direktion) wäre zu sagen, dass ihr Entstehen auf die reichen Gewerken und Eisenhändler Koller zurückzuführen ist. Anfänglich waren diese vielleicht nur Finanziers, weil auch ein gewisser Josef Petz kurz aufscheint. Bald aber sind die Koller und späteren Freiherren, durch Generationen Alleinbesitzer. Über Mathias Freiherr von Koller und Katharina Koller, verehelichte Gräfin Egger gedieh die Fabrik an deren Sohn Gustav Graf Egger. Im Jahre 1849 werden laut Industrieausweis von sieben Arbeitern aus 450 Zentner Blei und 300 Zentner Schwerspat genau 753 Zentner Bleiweiß erzeugt. Auch Essig spielte beim Bleiweißmachen eine gewisse Rolle, um strahlend weiße, gut deckende Farbe zu gewinnen. Die Verwendung von Schwerspat, lässt darauf schließen, dass das hier erzeugte Bleiweiß gestreckt werden musste und somit von minderer Qualität war. Tatsächlich hat sich die weitere Produktion von Bleiweiß auf Klagenfurt und Wolfsberg konzentriert, wo verbesserte Verfahren Anwendung finden konnten. Bleivergiftungen waren bei Arbeitern bis dahin immer wieder Auslöser von Berufskrankheiten. Das Taufbuch der Stadtpfarre zeigt unter 23.8.1844 einen Geburtseintrag an der Adresse Bleiweißfabrik Haus Nr. 233. Der Kindsvater hieß Simon Polzer und war „gräflich Egger´scher Bleiweißverwalter“.
Von besonderer Relevanz wäre noch ein Eintrag im Trauungsbuch der Pfarre Obermühlbach, die auch heute noch für Treffelsdorf zuständig ist. Demnach haben am 8.5.1870 Franz Puntschart, ehelicher Sohn des gleichnamigen Fabriks- und Realitätenbesitzers in Klagenfurt „sich in Bleiweißfabrik aufhaltend“ und Aloisia Lemisch, Tochter des Josef Lemisch, von Bachelhof die Ehe geschlossen. Als Trauzeugen fungierten Herr von Knappitsch, Gutsbesitzer Silberegg und Josef Meyer, Sohn des gleich genannten Josef Meyer, Pulverfabrikant in Hörzendorf. Im Friedhof von Treffelsdorf finden sich die Gräber von Aloisia Puntschart 21.6.1845 (Althofen!) – 7.3.1930 (St.Veit, Glangasse 35) und Franz Puntschart 28.5.1844 (Klagenfurt) – 17.3.1915 (St.Veit, Klagenfurter Vorstadt 24). Ungeachtet der sich zwischenzeitig geänderten Adresse, handelt es sich um ein und dasselbe, noch heute bestehende Haus mit schmuckreicher Fassade, heute Glangasse 71.
Wo man von der Spitalgasse kommend rechts in die Zensweger Straße einbiegt, erblickt man linker Hand das stattliche, erst in jüngster Zeit innen und außen verschönerte Haus Zensweger Straße 1. Ursprünglich ein schlichter, rechteckiger Bau mit der Stirnseite gegen die Straße gerichtet, entwickelte sich daraus vor etwa 140 Jahre durch mehrmalige Erweiterungen die einstige Zündhölzlfabrik. Das bescheidene, alte Wohnhaus diente nach einander den Besitzerinnen Anna Köch, Juliane Bichler (ab 1831) und deren Tochter Maria, Pfarrersköchin in St. Peter (ab 1857). Noch im gleichen Jahr verkaufte Maria an Michael KONRAD, 1851 Bürger geworden und seines Zeichens ein Kaffeesieder im späteren Carinthia-Haus (heute Kärntner Sparkasse) am Hauptplatz. KONRAD war schon 18 Jahre lang am Besitz angeschrieben als er sich gegen Ende hin entschloss, dort die Zündhölzchenfabrikation aufzunehmen. Leider, als „Fabrikant“ war er nicht sehr erfolgreich. Es hat den Anschein als hätten ihn die baulichen Maßnahmen und Produktionseinrichtungen mehr Geld gekostet als ihm zur Verfügung stand. Als er 1875 in „Johann Gotscheber, Handelsmann in Graz“ einen Käufer fand, gingen vom Kaufpreis per 5.000 Gulden allein 4.200 Gulden auf Schulden auf. Selbst sein Kaufpreis von 1857 war noch nicht einmal zur Gänze geordnet. Auch musste er im Kaufvertrag die Verpflichtung übernehmen „die ihm verliehene Befugnis der Zündwarenfabrikation auf Verlangen des Käufers nach dem 1. August 1875 entweder zurückzulegen oder abzutreten“. Es wird sich noch zeigen, dass dies noch keineswegs das Ende der Erzeugung von Zündhölzchen in der Stadt bedeutete. Gotscheber war jedenfalls bis mindestens 1878, wenn nicht noch länger in diesem Hause am Werken. Im Buch „Kärntens Gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur Gegenwart“, um 1950 von der Wirtschaftskammer für Kärnten im Verlag Joh. Leon sen. Klagenfurt herausgegeben, ist nämlich auf Seite 377 zu lesen, dass es in St. Veit 1874 eine Zündwarenfabrik gab, welche ebenfalls maschinell Holzdraht erzeugte, ihn aber gleich zu Zündhölzern verarbeitete, deren sie 1878 sage und schreibe 29.708 Kistchen aus 210 Millionen Holzdrähten mit 26 Arbeitskräften erzeugte und dabei entsprechende Mengen Schwefel, Phosphor, Minium, Kunstgummi, salpetrige Säure und Schwefelsäure sowie andere Chemikalien verwendete. Schwefel- und Phosphordämpfe waren der Gesundheit der Arbeiter aber wenig zuträglich, sodass ein großer Kamin für halbwegs guten Abzug zu sorgen hatte. Dieser Kamin war lange Zeit eine Art Hauszeichen. Die Fabrikation erstreckte sich auf Schwefel- und Phosphorhölzchen sowie in geringem Maße auf schwedische Salonhölzchen, doch ging diese Fabrik wie auch kleinere Unternehmungen in Mauthen, Gmünd und Pölland wieder ein, so dass im frühen 20. Jahrhundert dieser Betriebszweig in Kärnten gänzlich erlosch.
Nicht ganz vergessen werden sollten die weniger alten, nicht mehr bestehenden Fabriken, wie Alpenländische Kleiderwarenfabrik AG in Glandorf, die OMA Kindernährmittelfabrik (Friesacher Straße) oder die Pyrotechnische Fabrik Liebenwein in der Schießstattallee etc. etc.
Walter Wohlfahrt – Aus St.Veiter Stadt-Blatt´l von Fritz Knapp
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Von alten Fabriken in und um St. Veit/Glan
Unter Fabriken der damaligen Zeiten darf man sich nicht Industriebetriebe vorstellen wie wir sie heute kennen. Immerhin, man war in der Lage Produkte für überregionale Nachfrage anzubieten. Beschäftigtenzahlen, bauliche und maschinelle Ausstattung erreichten natürlich in keinem Falle heutiges Ausmaß.
An erster Stelle ist hier natürlich die St. Veiter Papierfabrik (Papiermühle) unten an der alten Glan zu erwähnen. Allein ihres Alters und ihrer Bedeutung wegen. Die Kunst der Papiererzeugung kam von China über Bagdad nach Kairo (900), von hier durch die Araber nach Spanien (1150) Italien (1276) Frankreich (1350) Nürnberg (1390) schließlich über Nürnberger Kaufleute (Gleismüllner Kaltenhauser) nach St.Veit in Kärnten. Der Lageplan macht klar, wie die einzelnen Gebäude zwischen Glan und Glan-Kanal angeordnet waren. Seit dem 15. Jahrhundert wurde dort handgeschöpftes Papier erzeugt. Guter Absatz fand sich in den Kanzleien der Rats- und Gerichtsstuben, in den Pfarrämtern und Klöstern Kärntens und weit darüber hinaus. So stößt man in Archiven der vorgenannten Einrichtungen nicht selten auf loses oder gebundenes Schreibpapier mit dem gemarterten Vitus, sprich slawisch Veit, als Wasserzeichen. Diese Signaturen sind oft mit Buchstaben kombiniert, welche die jeweiligen Inhaber der Fabrik erkennen lassen. Eine geschlossene Arbeit darüber steht aus, wäre aber eine sehr interessante und lohnende Aufgabe. Es stellt sich dabei die Frage, ob von Anfang an Wasserzeichen Verwendung fanden oder ob erst ab den Zeiten des Merkantilismus von Kaiserin Maria Theresia damit zu rechnen ist.
Der Standort an der Glan war dadurch begünstigt, dass die Glan dort – noch nicht verbaut und eingetieft – um Meter höher ankam und einen Wasserfall bildete. Für Wasserkraft war damit ausreichend gesorgt. Letzte Inhaber, wenn auch nicht mehr unbedingt Fabrikanten waren seit Anfang des 19. Jahrhunderts der Reihe nach Peter Sommerhuber, ab 1836 Antonie Kronawitter, 1867 die St. Veiter Bürgergilt, ab 1869 gelangten Teile des Anwesens über die Companie Rauscher an die Hüttenberger Union, wobei man sich das heute noch zu bewundernde Herrenhaus Baufläche 293 heute Glangasse Nr. 71 zurückbehielt. Es folgten dann 1880 Maria Kobl, 1882 Aloisia Puntschart, eine geborene Lemisch. Weil immer wieder das Bessere der Feind des Guten ist, endete das Papier-Schöpfen mit dem Siegeszug der Massenproduktion. 1864 schon hat es in der Fabrik, Baufläche 292, einen Brandschaden gegeben und um 1890 machte Franz Puntschart, letzter Inhaber der Glandorfer Bleiweißfabrik, aus den Resten der Papiermühle eine Essigfabrik. Irgendwann hat er dann wohl auch das prächtige Wohnhaus an sich gebracht, denn nur so ist das Ableben des Herrn Puntschart (1915) und jenes seiner Frau (1930) in diesem Hause zu erklären. Fritz Knaus erwarb 1903 die Essigfabrik und in der Folge einen exzellenten Ruf mit seinem weitum bekannten Wein-Essig, hat aber nie dort gewohnt.
Zur Bleiweißfabrik (heute Funder Direktion) wäre zu sagen, dass ihr Entstehen auf die reichen Gewerken und Eisenhändler Koller zurückzuführen ist. Anfänglich waren diese vielleicht nur Finanziers, weil auch ein gewisser Josef Petz kurz aufscheint. Bald aber sind die Koller und späteren Freiherren, durch Generationen Alleinbesitzer. Über Mathias Freiherr von Koller und Katharina Koller, verehelichte Gräfin Egger gedieh die Fabrik an deren Sohn Gustav Graf Egger. Im Jahre 1849 werden laut Industrieausweis von sieben Arbeitern aus 450 Zentner Blei und 300 Zentner Schwerspat genau 753 Zentner Bleiweiß erzeugt. Auch Essig spielte beim Bleiweißmachen eine gewisse Rolle, um strahlend weiße, gut deckende Farbe zu gewinnen. Die Verwendung von Schwerspat, lässt darauf schließen, dass das hier erzeugte Bleiweiß gestreckt werden musste und somit von minderer Qualität war. Tatsächlich hat sich die weitere Produktion von Bleiweiß auf Klagenfurt und Wolfsberg konzentriert, wo verbesserte Verfahren Anwendung finden konnten. Bleivergiftungen waren bei Arbeitern bis dahin immer wieder Auslöser von Berufskrankheiten. Das Taufbuch der Stadtpfarre zeigt unter 23.8.1844 einen Geburtseintrag an der Adresse Bleiweißfabrik Haus Nr. 233. Der Kindsvater hieß Simon Polzer und war „gräflich Egger´scher Bleiweißverwalter“.
Von besonderer Relevanz wäre noch ein Eintrag im Trauungsbuch der Pfarre Obermühlbach, die auch heute noch für Treffelsdorf zuständig ist. Demnach haben am 8.5.1870 Franz Puntschart, ehelicher Sohn des gleichnamigen Fabriks- und Realitätenbesitzers in Klagenfurt „sich in Bleiweißfabrik aufhaltend“ und Aloisia Lemisch, Tochter des Josef Lemisch, von Bachelhof die Ehe geschlossen. Als Trauzeugen fungierten Herr von Knappitsch, Gutsbesitzer Silberegg und Josef Meyer, Sohn des gleich genannten Josef Meyer, Pulverfabrikant in Hörzendorf. Im Friedhof von Treffelsdorf finden sich die Gräber von Aloisia Puntschart 21.6.1845 (Althofen!) – 7.3.1930 (St.Veit, Glangasse 35) und Franz Puntschart 28.5.1844 (Klagenfurt) – 17.3.1915 (St.Veit, Klagenfurter Vorstadt 24). Ungeachtet der sich zwischenzeitig geänderten Adresse, handelt es sich um ein und dasselbe, noch heute bestehende Haus mit schmuckreicher Fassade, heute Glangasse 71.
Wo man von der Spitalgasse kommend rechts in die Zensweger Straße einbiegt, erblickt man linker Hand das stattliche, erst in jüngster Zeit innen und außen verschönerte Haus Zensweger Straße 1. Ursprünglich ein schlichter, rechteckiger Bau mit der Stirnseite gegen die Straße gerichtet, entwickelte sich daraus vor etwa 140 Jahre durch mehrmalige Erweiterungen die einstige Zündhölzlfabrik. Das bescheidene, alte Wohnhaus diente nach einander den Besitzerinnen Anna Köch, Juliane Bichler (ab 1831) und deren Tochter Maria, Pfarrersköchin in St. Peter (ab 1857). Noch im gleichen Jahr verkaufte Maria an Michael KONRAD, 1851 Bürger geworden und seines Zeichens ein Kaffeesieder im späteren Carinthia-Haus (heute Kärntner Sparkasse) am Hauptplatz. KONRAD war schon 18 Jahre lang am Besitz angeschrieben als er sich gegen Ende hin entschloss, dort die Zündhölzchenfabrikation aufzunehmen. Leider, als „Fabrikant“ war er nicht sehr erfolgreich. Es hat den Anschein als hätten ihn die baulichen Maßnahmen und Produktionseinrichtungen mehr Geld gekostet als ihm zur Verfügung stand. Als er 1875 in „Johann Gotscheber, Handelsmann in Graz“ einen Käufer fand, gingen vom Kaufpreis per 5.000 Gulden allein 4.200 Gulden auf Schulden auf. Selbst sein Kaufpreis von 1857 war noch nicht einmal zur Gänze geordnet. Auch musste er im Kaufvertrag die Verpflichtung übernehmen „die ihm verliehene Befugnis der Zündwarenfabrikation auf Verlangen des Käufers nach dem 1. August 1875 entweder zurückzulegen oder abzutreten“. Es wird sich noch zeigen, dass dies noch keineswegs das Ende der Erzeugung von Zündhölzchen in der Stadt bedeutete. Gotscheber war jedenfalls bis mindestens 1878, wenn nicht noch länger in diesem Hause am Werken. Im Buch „Kärntens Gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur Gegenwart“, um 1950 von der Wirtschaftskammer für Kärnten im Verlag Joh. Leon sen. Klagenfurt herausgegeben, ist nämlich auf Seite 377 zu lesen, dass es in St. Veit 1874 eine Zündwarenfabrik gab, welche ebenfalls maschinell Holzdraht erzeugte, ihn aber gleich zu Zündhölzern verarbeitete, deren sie 1878 sage und schreibe 29.708 Kistchen aus 210 Millionen Holzdrähten mit 26 Arbeitskräften erzeugte und dabei entsprechende Mengen Schwefel, Phosphor, Minium, Kunstgummi, salpetrige Säure und Schwefelsäure sowie andere Chemikalien verwendete. Schwefel- und Phosphordämpfe waren der Gesundheit der Arbeiter aber wenig zuträglich, sodass ein großer Kamin für halbwegs guten Abzug zu sorgen hatte. Dieser Kamin war lange Zeit eine Art Hauszeichen. Die Fabrikation erstreckte sich auf Schwefel- und Phosphorhölzchen sowie in geringem Maße auf schwedische Salonhölzchen, doch ging diese Fabrik wie auch kleinere Unternehmungen in Mauthen, Gmünd und Pölland wieder ein, so dass im frühen 20. Jahrhundert dieser Betriebszweig in Kärnten gänzlich erlosch.
Nicht ganz vergessen werden sollten die weniger alten, nicht mehr bestehenden Fabriken, wie Alpenländische Kleiderwarenfabrik AG in Glandorf, die OMA Kindernährmittelfabrik (Friesacher Straße) oder die Pyrotechnische Fabrik Liebenwein in der Schießstattallee etc. etc. Walter Wohlfahrt
.
Von alten Fabriken in und um St. Veit/Glan
Unter Fabriken der damaligen Zeiten darf man sich nicht Industriebetriebe vorstellen wie wir sie heute kennen. Immerhin, man war in der Lage Produkte für überregionale Nachfrage anzubieten. Beschäftigtenzahlen, bauliche und maschinelle Ausstattung erreichten natürlich in keinem Falle heutiges Ausmaß.
An erster Stelle ist hier natürlich die St. Veiter Papierfabrik (Papiermühle) unten an der alten Glan zu erwähnen. Allein ihres Alters und ihrer Bedeutung wegen. Die Kunst der Papiererzeugung kam von China über Bagdad nach Kairo (900), von hier durch die Araber nach Spanien (1150) Italien (1276) Frankreich (1350) Nürnberg (1390) schließlich über Nürnberger Kaufleute (Gleismüllner Kaltenhauser) nach St.Veit in Kärnten. Der Lageplan macht klar, wie die einzelnen Gebäude zwischen Glan und Glan-Kanal angeordnet waren. Seit dem 15. Jahrhundert wurde dort handgeschöpftes Papier erzeugt. Guter Absatz fand sich in den Kanzleien der Rats- und Gerichtsstuben, in den Pfarrämtern und Klöstern Kärntens und weit darüber hinaus. So stößt man in Archiven der vorgenannten Einrichtungen nicht selten auf loses oder gebundenes Schreibpapier mit dem gemarterten Vitus, sprich slawisch Veit, als Wasserzeichen. Diese Signaturen sind oft mit Buchstaben kombiniert, welche die jeweiligen Inhaber der Fabrik erkennen lassen. Eine geschlossene Arbeit darüber steht aus, wäre aber eine sehr interessante und lohnende Aufgabe. Es stellt sich dabei die Frage, ob von Anfang an Wasserzeichen Verwendung fanden oder ob erst ab den Zeiten des Merkantilismus von Kaiserin Maria Theresia damit zu rechnen ist.
Der Standort an der Glan war dadurch begünstigt, dass die Glan dort – noch nicht verbaut und eingetieft – um Meter höher ankam und einen Wasserfall bildete. Für Wasserkraft war damit ausreichend gesorgt. Letzte Inhaber, wenn auch nicht mehr unbedingt Fabrikanten waren seit Anfang des 19. Jahrhunderts der Reihe nach Peter Sommerhuber, ab 1836 Antonie Kronawitter, 1867 die St. Veiter Bürgergilt, ab 1869 gelangten Teile des Anwesens über die Companie Rauscher an die Hüttenberger Union, wobei man sich das heute noch zu bewundernde Herrenhaus Baufläche 293 heute Glangasse Nr. 71 zurückbehielt. Es folgten dann 1880 Maria Kobl, 1882 Aloisia Puntschart, eine geborene Lemisch. Weil immer wieder das Bessere der Feind des Guten ist, endete das Papier-Schöpfen mit dem Siegeszug der Massenproduktion. 1864 schon hat es in der Fabrik, Baufläche 292, einen Brandschaden gegeben und um 1890 machte Franz Puntschart, letzter Inhaber der Glandorfer Bleiweißfabrik, aus den Resten der Papiermühle eine Essigfabrik. Irgendwann hat er dann wohl auch das prächtige Wohnhaus an sich gebracht, denn nur so ist das Ableben des Herrn Puntschart (1915) und jenes seiner Frau (1930) in diesem Hause zu erklären. Fritz Knaus erwarb 1903 die Essigfabrik und in der Folge einen exzellenten Ruf mit seinem weitum bekannten Wein-Essig, hat aber nie dort gewohnt.
Zur Bleiweißfabrik (heute Funder Direktion) wäre zu sagen, dass ihr Entstehen auf die reichen Gewerken und Eisenhändler Koller zurückzuführen ist. Anfänglich waren diese vielleicht nur Finanziers, weil auch ein gewisser Josef Petz kurz aufscheint. Bald aber sind die Koller und späteren Freiherren, durch Generationen Alleinbesitzer. Über Mathias Freiherr von Koller und Katharina Koller, verehelichte Gräfin Egger gedieh die Fabrik an deren Sohn Gustav Graf Egger. Im Jahre 1849 werden laut Industrieausweis von sieben Arbeitern aus 450 Zentner Blei und 300 Zentner Schwerspat genau 753 Zentner Bleiweiß erzeugt. Auch Essig spielte beim Bleiweißmachen eine gewisse Rolle, um strahlend weiße, gut deckende Farbe zu gewinnen. Die Verwendung von Schwerspat, lässt darauf schließen, dass das hier erzeugte Bleiweiß gestreckt werden musste und somit von minderer Qualität war. Tatsächlich hat sich die weitere Produktion von Bleiweiß auf Klagenfurt und Wolfsberg konzentriert, wo verbesserte Verfahren Anwendung finden konnten. Bleivergiftungen waren bei Arbeitern bis dahin immer wieder Auslöser von Berufskrankheiten. Das Taufbuch der Stadtpfarre zeigt unter 23.8.1844 einen Geburtseintrag an der Adresse Bleiweißfabrik Haus Nr. 233. Der Kindsvater hieß Simon Polzer und war „gräflich Egger´scher Bleiweißverwalter“.
Von besonderer Relevanz wäre noch ein Eintrag im Trauungsbuch der Pfarre Obermühlbach, die auch heute noch für Treffelsdorf zuständig ist. Demnach haben am 8.5.1870 Franz Puntschart, ehelicher Sohn des gleichnamigen Fabriks- und Realitätenbesitzers in Klagenfurt „sich in Bleiweißfabrik aufhaltend“ und Aloisia Lemisch, Tochter des Josef Lemisch, von Bachelhof die Ehe geschlossen. Als Trauzeugen fungierten Herr von Knappitsch, Gutsbesitzer Silberegg und Josef Meyer, Sohn des gleich genannten Josef Meyer, Pulverfabrikant in Hörzendorf. Im Friedhof von Treffelsdorf finden sich die Gräber von Aloisia Puntschart 21.6.1845 (Althofen!) – 7.3.1930 (St.Veit, Glangasse 35) und Franz Puntschart 28.5.1844 (Klagenfurt) – 17.3.1915 (St.Veit, Klagenfurter Vorstadt 24). Ungeachtet der sich zwischenzeitig geänderten Adresse, handelt es sich um ein und dasselbe, noch heute bestehende Haus mit schmuckreicher Fassade, heute Glangasse 71.
Wo man von der Spitalgasse kommend rechts in die Zensweger Straße einbiegt, erblickt man linker Hand das stattliche, erst in jüngster Zeit innen und außen verschönerte Haus Zensweger Straße 1. Ursprünglich ein schlichter, rechteckiger Bau mit der Stirnseite gegen die Straße gerichtet, entwickelte sich daraus vor etwa 140 Jahre durch mehrmalige Erweiterungen die einstige Zündhölzlfabrik. Das bescheidene, alte Wohnhaus diente nach einander den Besitzerinnen Anna Köch, Juliane Bichler (ab 1831) und deren Tochter Maria, Pfarrersköchin in St. Peter (ab 1857). Noch im gleichen Jahr verkaufte Maria an Michael KONRAD, 1851 Bürger geworden und seines Zeichens ein Kaffeesieder im späteren Carinthia-Haus (heute Kärntner Sparkasse) am Hauptplatz. KONRAD war schon 18 Jahre lang am Besitz angeschrieben als er sich gegen Ende hin entschloss, dort die Zündhölzchenfabrikation aufzunehmen. Leider, als „Fabrikant“ war er nicht sehr erfolgreich. Es hat den Anschein als hätten ihn die baulichen Maßnahmen und Produktionseinrichtungen mehr Geld gekostet als ihm zur Verfügung stand. Als er 1875 in „Johann Gotscheber, Handelsmann in Graz“ einen Käufer fand, gingen vom Kaufpreis per 5.000 Gulden allein 4.200 Gulden auf Schulden auf. Selbst sein Kaufpreis von 1857 war noch nicht einmal zur Gänze geordnet. Auch musste er im Kaufvertrag die Verpflichtung übernehmen „die ihm verliehene Befugnis der Zündwarenfabrikation auf Verlangen des Käufers nach dem 1. August 1875 entweder zurückzulegen oder abzutreten“. Es wird sich noch zeigen, dass dies noch keineswegs das Ende der Erzeugung von Zündhölzchen in der Stadt bedeutete. Gotscheber war jedenfalls bis mindestens 1878, wenn nicht noch länger in diesem Hause am Werken. Im Buch „Kärntens Gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur Gegenwart“, um 1950 von der Wirtschaftskammer für Kärnten im Verlag Joh. Leon sen. Klagenfurt herausgegeben, ist nämlich auf Seite 377 zu lesen, dass es in St. Veit 1874 eine Zündwarenfabrik gab, welche ebenfalls maschinell Holzdraht erzeugte, ihn aber gleich zu Zündhölzern verarbeitete, deren sie 1878 sage und schreibe 29.708 Kistchen aus 210 Millionen Holzdrähten mit 26 Arbeitskräften erzeugte und dabei entsprechende Mengen Schwefel, Phosphor, Minium, Kunstgummi, salpetrige Säure und Schwefelsäure sowie andere Chemikalien verwendete. Schwefel- und Phosphordämpfe waren der Gesundheit der Arbeiter aber wenig zuträglich, sodass ein großer Kamin für halbwegs guten Abzug zu sorgen hatte. Dieser Kamin war lange Zeit eine Art Hauszeichen. Die Fabrikation erstreckte sich auf Schwefel- und Phosphorhölzchen sowie in geringem Maße auf schwedische Salonhölzchen, doch ging diese Fabrik wie auch kleinere Unternehmungen in Mauthen, Gmünd und Pölland wieder ein, so dass im frühen 20. Jahrhundert dieser Betriebszweig in Kärnten gänzlich erlosch.
Nicht ganz vergessen werden sollten die weniger alten, nicht mehr bestehenden Fabriken, wie Alpenländische Kleiderwarenfabrik AG in Glandorf, die OMA Kindernährmittelfabrik (Friesacher Straße) oder die Pyrotechnische Fabrik Liebenwein in der Schießstattallee etc. etc. Walter Wohlfahrt
Von alten Fabriken in und um St. Veit/Glan
Unter Fabriken der damaligen Zeiten darf man sich nicht Industriebetriebe vorstellen wie wir sie heute kennen. Immerhin, man war in der Lage Produkte für überregionale Nachfrage anzubieten. Beschäftigtenzahlen, bauliche und maschinelle Ausstattung erreichten natürlich in keinem Falle heutiges Ausmaß.
An erster Stelle ist hier natürlich die St. Veiter Papierfabrik (Papiermühle) unten an der alten Glan zu erwähnen. Allein ihres Alters und ihrer Bedeutung wegen. Die Kunst der Papiererzeugung kam von China über Bagdad nach Kairo (900), von hier durch die Araber nach Spanien (1150) Italien (1276) Frankreich (1350) Nürnberg (1390) schließlich über Nürnberger Kaufleute (Gleismüllner Kaltenhauser) nach St.Veit in Kärnten. Der Lageplan macht klar, wie die einzelnen Gebäude zwischen Glan und Glan-Kanal angeordnet waren. Seit dem 15. Jahrhundert wurde dort handgeschöpftes Papier erzeugt. Guter Absatz fand sich in den Kanzleien der Rats- und Gerichtsstuben, in den Pfarrämtern und Klöstern Kärntens und weit darüber hinaus. So stößt man in Archiven der vorgenannten Einrichtungen nicht selten auf loses oder gebundenes Schreibpapier mit dem gemarterten Vitus, sprich slawisch Veit, als Wasserzeichen. Diese Signaturen sind oft mit Buchstaben kombiniert, welche die jeweiligen Inhaber der Fabrik erkennen lassen. Eine geschlossene Arbeit darüber steht aus, wäre aber eine sehr interessante und lohnende Aufgabe. Es stellt sich dabei die Frage, ob von Anfang an Wasserzeichen Verwendung fanden oder ob erst ab den Zeiten des Merkantilismus von Kaiserin Maria Theresia damit zu rechnen ist.
Der Standort an der Glan war dadurch begünstigt, dass die Glan dort – noch nicht verbaut und eingetieft – um Meter höher ankam und einen Wasserfall bildete. Für Wasserkraft war damit ausreichend gesorgt. Letzte Inhaber, wenn auch nicht mehr unbedingt Fabrikanten waren seit Anfang des 19. Jahrhunderts der Reihe nach Peter Sommerhuber, ab 1836 Antonie Kronawitter, 1867 die St. Veiter Bürgergilt, ab 1869 gelangten Teile des Anwesens über die Companie Rauscher an die Hüttenberger Union, wobei man sich das heute noch zu bewundernde Herrenhaus Baufläche 293 heute Glangasse Nr. 71 zurückbehielt. Es folgten dann 1880 Maria Kobl, 1882 Aloisia Puntschart, eine geborene Lemisch. Weil immer wieder das Bessere der Feind des Guten ist, endete das Papier-Schöpfen mit dem Siegeszug der Massenproduktion. 1864 schon hat es in der Fabrik, Baufläche 292, einen Brandschaden gegeben und um 1890 machte Franz Puntschart, letzter Inhaber der Glandorfer Bleiweißfabrik, aus den Resten der Papiermühle eine Essigfabrik. Irgendwann hat er dann wohl auch das prächtige Wohnhaus an sich gebracht, denn nur so ist das Ableben des Herrn Puntschart (1915) und jenes seiner Frau (1930) in diesem Hause zu erklären. Fritz Knaus erwarb 1903 die Essigfabrik und in der Folge einen exzellenten Ruf mit seinem weitum bekannten Wein-Essig, hat aber nie dort gewohnt.
Zur Bleiweißfabrik (heute Funder Direktion) wäre zu sagen, dass ihr Entstehen auf die reichen Gewerken und Eisenhändler Koller zurückzuführen ist. Anfänglich waren diese vielleicht nur Finanziers, weil auch ein gewisser Josef Petz kurz aufscheint. Bald aber sind die Koller und späteren Freiherren, durch Generationen Alleinbesitzer. Über Mathias Freiherr von Koller und Katharina Koller, verehelichte Gräfin Egger gedieh die Fabrik an deren Sohn Gustav Graf Egger. Im Jahre 1849 werden laut Industrieausweis von sieben Arbeitern aus 450 Zentner Blei und 300 Zentner Schwerspat genau 753 Zentner Bleiweiß erzeugt. Auch Essig spielte beim Bleiweißmachen eine gewisse Rolle, um strahlend weiße, gut deckende Farbe zu gewinnen. Die Verwendung von Schwerspat, lässt darauf schließen, dass das hier erzeugte Bleiweiß gestreckt werden musste und somit von minderer Qualität war. Tatsächlich hat sich die weitere Produktion von Bleiweiß auf Klagenfurt und Wolfsberg konzentriert, wo verbesserte Verfahren Anwendung finden konnten. Bleivergiftungen waren bei Arbeitern bis dahin immer wieder Auslöser von Berufskrankheiten. Das Taufbuch der Stadtpfarre zeigt unter 23.8.1844 einen Geburtseintrag an der Adresse Bleiweißfabrik Haus Nr. 233. Der Kindsvater hieß Simon Polzer und war „gräflich Egger´scher Bleiweißverwalter“.
Von besonderer Relevanz wäre noch ein Eintrag im Trauungsbuch der Pfarre Obermühlbach, die auch heute noch für Treffelsdorf zuständig ist. Demnach haben am 8.5.1870 Franz Puntschart, ehelicher Sohn des gleichnamigen Fabriks- und Realitätenbesitzers in Klagenfurt „sich in Bleiweißfabrik aufhaltend“ und Aloisia Lemisch, Tochter des Josef Lemisch, von Bachelhof die Ehe geschlossen. Als Trauzeugen fungierten Herr von Knappitsch, Gutsbesitzer Silberegg und Josef Meyer, Sohn des gleich genannten Josef Meyer, Pulverfabrikant in Hörzendorf. Im Friedhof von Treffelsdorf finden sich die Gräber von Aloisia Puntschart 21.6.1845 (Althofen!) – 7.3.1930 (St.Veit, Glangasse 35) und Franz Puntschart 28.5.1844 (Klagenfurt) – 17.3.1915 (St.Veit, Klagenfurter Vorstadt 24). Ungeachtet der sich zwischenzeitig geänderten Adresse, handelt es sich um ein und dasselbe, noch heute bestehende Haus mit schmuckreicher Fassade, heute Glangasse 71.
Wo man von der Spitalgasse kommend rechts in die Zensweger Straße einbiegt, erblickt man linker Hand das stattliche, erst in jüngster Zeit innen und außen verschönerte Haus Zensweger Straße 1. Ursprünglich ein schlichter, rechteckiger Bau mit der Stirnseite gegen die Straße gerichtet, entwickelte sich daraus vor etwa 140 Jahre durch mehrmalige Erweiterungen die einstige Zündhölzlfabrik. Das bescheidene, alte Wohnhaus diente nach einander den Besitzerinnen Anna Köch, Juliane Bichler (ab 1831) und deren Tochter Maria, Pfarrersköchin in St. Peter (ab 1857). Noch im gleichen Jahr verkaufte Maria an Michael KONRAD, 1851 Bürger geworden und seines Zeichens ein Kaffeesieder im späteren Carinthia-Haus (heute Kärntner Sparkasse) am Hauptplatz. KONRAD war schon 18 Jahre lang am Besitz angeschrieben als er sich gegen Ende hin entschloss, dort die Zündhölzchenfabrikation aufzunehmen. Leider, als „Fabrikant“ war er nicht sehr erfolgreich. Es hat den Anschein als hätten ihn die baulichen Maßnahmen und Produktionseinrichtungen mehr Geld gekostet als ihm zur Verfügung stand. Als er 1875 in „Johann Gotscheber, Handelsmann in Graz“ einen Käufer fand, gingen vom Kaufpreis per 5.000 Gulden allein 4.200 Gulden auf Schulden auf. Selbst sein Kaufpreis von 1857 war noch nicht einmal zur Gänze geordnet. Auch musste er im Kaufvertrag die Verpflichtung übernehmen „die ihm verliehene Befugnis der Zündwarenfabrikation auf Verlangen des Käufers nach dem 1. August 1875 entweder zurückzulegen oder abzutreten“. Es wird sich noch zeigen, dass dies noch keineswegs das Ende der Erzeugung von Zündhölzchen in der Stadt bedeutete. Gotscheber war jedenfalls bis mindestens 1878, wenn nicht noch länger in diesem Hause am Werken. Im Buch „Kärntens Gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur Gegenwart“, um 1950 von der Wirtschaftskammer für Kärnten im Verlag Joh. Leon sen. Klagenfurt herausgegeben, ist nämlich auf Seite 377 zu lesen, dass es in St. Veit 1874 eine Zündwarenfabrik gab, welche ebenfalls maschinell Holzdraht erzeugte, ihn aber gleich zu Zündhölzern verarbeitete, deren sie 1878 sage und schreibe 29.708 Kistchen aus 210 Millionen Holzdrähten mit 26 Arbeitskräften erzeugte und dabei entsprechende Mengen Schwefel, Phosphor, Minium, Kunstgummi, salpetrige Säure und Schwefelsäure sowie andere Chemikalien verwendete. Schwefel- und Phosphordämpfe waren der Gesundheit der Arbeiter aber wenig zuträglich, sodass ein großer Kamin für halbwegs guten Abzug zu sorgen hatte. Dieser Kamin war lange Zeit eine Art Hauszeichen. Die Fabrikation erstreckte sich auf Schwefel- und Phosphorhölzchen sowie in geringem Maße auf schwedische Salonhölzchen, doch ging diese Fabrik wie auch kleinere Unternehmungen in Mauthen, Gmünd und Pölland wieder ein, so dass im frühen 20. Jahrhundert dieser Betriebszweig in Kärnten gänzlich erlosch.
Nicht ganz vergessen werden sollten die weniger alten, nicht mehr bestehenden Fabriken, wie Alpenländische Kleiderwarenfabrik AG in Glandorf, die OMA Kindernährmittelfabrik (Friesacher Straße) oder die Pyrotechnische Fabrik Liebenwein in der Schießstattallee etc. etc. Walter Wohlfahrt
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Ziegelstadel von 1827 und Gratzer Reiden
Juli 31, 2011 um 16:10 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Bahnbau Glandorf, Bleiweißfabrik, Brennofen, Eisenbahn, Glanregulierung, Ilse Eichwalder, im Pulawald, Josef Dormann, Lohnkutscher, Militärpersonen, Offiziere, Posthalter Mayer, Römersteine, Sägel Wunde
Ein Konflikt zwischen Militärpersonen und rechtschaffenen Stadtbewohnern war es, der im April des Jahres 1827 zwei Einvernahmen vor den St.Veiter Stadtrichter nötig machte. Zwar hatte der Richter keinerlei Gewalt, gegen Militärs Strafen auszusprechen, oder solche gar zu vollstrecken, doch der Schutz von Bürgern lag ihm deutlich am Herzen.
Josef Dorfmann aus der Villacher Vorstadt, Hausherr und biederer Lohnkutscher im Nebenberuf, brachte zur Anzeige, was ihm von zwei kaiserlichen Fähnrichen jüngst widerfahren ist. Des Dorfmann Gehilfe, Bartlmä Brandner, 25 Jahre alt, ledig., wohnhaft beim Vater Primus Brandner im Lazarett-Gebäude wurde als Zeuge geladen. Seine unter Eid gemachte Aussage lautete:
Mein Dienstherr wurde öfter mit seinen Pferden vom hiesigen Posthalter Mayer herangezogen, wenn sich unvorhergesehen Sonderfahrten ergaben. Auch diesmal übernahm er es, zwei Fähnriche samt Bagage vom Gasthof Stern in St.Veit zum Gasthof Ochsen in Klagenfurt zu bringen. Dazu benötigte man zwei Gespanne. Während Dorfmann vorne weg das Gebäck übernahm, kutschierte ich die Galesche mit den beiden Fahrgästen ihm hinterher. Bald forderten die Offiziere, ich solle doch dem Straßenstaub des Dorfmann ausweichen und diesem vorfahren. Das war bei der Koller’schen Bleiweißfabrik. Beim Ziegelstadel vorbei war es dann so weit und in die Gratzer Reiden wollte ich das trabende Pferd auf Schrittempo zurücknehmen, weil dort die Straße gegen St.Donat hin ansteigt. Dies gefiel jedoch dem links von mir sitzenden Offizier gar nicht und er forderte die rasche Gangart beizubehalten. Weil ich wußte, daß mein Herr keinesfalls wünschte, das Ross zu überanstrengen, wollte ich solches Ansinnen vorerst überhören. Da griff der Offizier selbst ein, nahm mir die Peitsche aus der Hand und trieb damit kräftig an. Dorfmann folgte bald, hielt an und verlangte die Peitsche zurück, was man ihm aber verweigerte. Es entspann sich ein hitziger Wortwechsel in dessen Verlauf die Uniformierten reklamierten, für den Transport doch gezahlt zu haben und daß in Klagenfurt der Anschluß zu erreichen sei. Dorfmann wiederum konnte darauf hinweisen, die Pferde seien sein Eigen und von ihm bezahlt. Er könne nicht dulden, daß diese zuschanden gefahren werden. Im übrigen hätten sie eben schon in St.Veit an eine frühere Abfahrt denken sollen. Dem Dorfmann gelang es nicht, die Peitsche an sich zu nehmen. Im Gegenteil, der erste Offizier zog den Säbel blank und schlug dem Dorfmann, unbekannt wo, eine Wunde. Auch der zweite Offizier trat hinzu und versetzte dem Dorfmann einige Hiebe, den Säbel allerdings in der Scheide belassend. Dorfmann mußte nachgeben und die Fahrt fortsetzen, behielt sich jedoch vor, den Vorfall an geeigneter Stelle anzuzeigen.
Wie die Sache letztendlich ausgegangen ist, verrät ein späteres, gleichfalls erhalten gebliebenen Schreiben eines auswärtigen Militärkommandos. Dort heißt es, die Sache sei halb so schlimm und die angeheuerten Fuhrleute ziemlich renitent gewesen. Des Dorfmanns Wunde, so überhaupt vorhanden, könne nur passiert sein, weil er vielleicht mit eigener Hand in die Klinge griff. Den Brandner unter Eid aussagen zu lassen, sei sowieso eine voreilige und unnötige Sache des St.Veiter Magistrates. Im übrigen habe man den einen Fähnrich – sie hießen Medtrovic und Zavtaonikowitsch – zu vier Wochen, den anderen zu zwei Wochen Militär-Haft verurteilt. (Landesarchiv, Stadt St.Veit, Faszikel 48)
Was läßt sich dadurch in historischer Geographie an neuer Erkenntnis gewinnen? Die Lage der ehemaligen Bleiweißfabrik beim heutigen Bürohaus der Firma Funder ist bekannt. Ein Ziegelstadel um 1827 sowie die „Gratzer Reiden“ sollen aber noch gefunden werden! Wohlgemerkt, Eisenbahn, Glanregulierung und moderner Straßenverlauf, all das ist noch wegzudenken! Beim Nachfragen vor Ort fand sich zum Glück eine interessierte und gut informierte Dame. Frau Ilse Eichwalder, in Untermühlbach führte nicht nur zu einem alten Vulgarnamen (siehe Bild!). Sie machte auch auf die im dazugehörigen Rinderstall außen eingemauerten Römersteine, sowie auf ein Stück Römerstraße in nächster Nähe aufmerksam. In Bezug auf den Ziegelstadel konnte sie sogar mit einem Mappenblatt der Katastralgemeinde St. Donat aufwarten. Darauf erkennt man eine über Ried „Pula“ führende Feldbahn, die nur zur Ziegelei gehört haben kann. Die Chronik der Gemeinde St. Georgen (Seite 341) erwähnt unter Jahreszahl 1830 eine „Ziegelei im Pulawald“, mit 8 bis 10 Arbeitern und einer Jahresproduktion von 380.000 Stück Mauer- und Dachziegel. Die Ziegelei muß aber einmal nahe der Straße gelegen sein, sonst hätte sie wohl kaum Erwähnung gefunden. Die genannte Feldbahn kommt im Kataster von 1828 noch nicht vor, wohl aber eine kolorierte Fläche östlich der alten Glan, die man als Ziegelteich deuten könnte. Das wäre dann das erste Rohstofflager gewesen. Erst nach dessen Erschöpfung hätte man die Feldbahn für ein entfernter, weiter im Osten gelegenes Lehmvorkommen, gebraucht. Der verstorbene Amtsrat Ing. Erich Egger erinnerte sich einmal, als junger Glandorfer auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei (heute Finkenweg) oft Fußball gespielt zu haben. Möglicherweise hat diese dem Bahnbau in Glandorf teilweise Platz machen müssen und ist dadurch von der Hauptstraße weiter ab zu liegen gekommen. In der Gegend kannte man auch noch gewölbte, inzwischen eingeebnete Baureste, vermutlich vom letzten Brennofen herrührend.
Walter Wohlfahrt in „Zentrum Kärnten“ XI/2007
Klagenfurter Vorstadt
Februar 20, 2011 um 13:55 | Veröffentlicht in St.Veit | Kommentare deaktiviert für Klagenfurter VorstadtSchlagwörter: Arbeiterheim, Bürgergilt, Bleiweißfabrik, Dörer, Della Schiava, Dr.Weberitsch, Eisenbahn, Erhart Kremser, Franz Puntschart, Güterbahnhof, Gleismüller, Gustav Ruprecht, Hüttenberger Eisenwerks AG, Klagenfurter Tor, Kronawitter, Leschanz, Mardaunig, Papiermühle, Prinzhofer, Schwerspatmühle, St. Johann im Erlach, St.Johanner Ort, Steinmetz, Turtltaub, Untere Vorstadt, Voraberger
Nun schließt sich der Kreis unserer Spaziergänge durch die alten Vorstädte und die letzte Runde beginnt zwischen den Häusern Herzog Bernhard Platz 10 und 11, wo sich bis 1851 stolz das Klagenfurter Tor erhob. Man nannte die Gegend auch „das St. Johanner Ort“ in Anspielung auf die ehemalige Kirche St. Johann im Erlach, oder auch einfach die „Untere Vorstadt“. Schon 1828, bei Vergabe der Parzellennummern, zeigte sich entlang der heutigen Klagenfurter Straße eine fast geschlossene Verbauung, zumindest bis hinunter, wo laut Karte die damals neu geschaffene Verbindungsstraße zum Güterbahnhof abzweigt.
Wir folgen der Klagenfurterstraße rechtsseitig, müssen aber zuvor noch berücksichtigen, daß es auch abseits davon Häuser gab, die unter Klagenfurter Vorstadt liefen. So etwa hinten am ehemaligen „Gütersteig“ – heute Prinzhoferstraße – der Meiereihof des Egydius Kaiser. Heute ist dort der Parkplatz des Spar-Kaufhauses. Der von Dr. Weberitsch (Seite 84f) hochgerühmte Wagnermeister und Fahrrad-Erfinder Erhart Kremser hatte im Hause 36 gegen den Gütersteig hin seine Wirkungsstätte. Alle übrigen Häuser stimmen mit der heutigen Situation voll überein. Es sind dies die geraden Hausnummern von 20 bis 38. Der Vorgängerbau des Prinzhofer-Hauses gehörte einem gewissen Gustav Ruprecht, ein alter St.Veiter Name. Die Häuser Dörer, Marschnig und Schorn waren in einer Hand und zwar in der von Thomas Leschanz. Das Haus knapp unterhalb des Bahnkörpers (Wabnegger) ist ebenfalls alt. Eine weitere Keusche, der Bürgergilt gehörig, ist nicht mehr auffindig. Mit dem Besitz des bekannten St.Veiter Industriellen, Franz Puntschart, erreichen wir nicht nur die alte Stadtgrenze, sondern auch unseren Wendepunkt. Puntschart besaß beiderseits der Straße vier Hausnummern, nämlich Mühle, Bleiweißfabrik, Wohnhaus und Schwerspatmühle am Bächlein, welches vom Muraunberg herunter kommt. Er war ein herzensguter Mensch, borgte jedem, der ihn darum bat und endete als armer Mann. Etwas abseits wiederum, wohl irgendwo an der Glan, gab es die Brettersäge der Antonia Kronawitter, die Schleifmühle des Anton Bischof und vor allem die alte, schon stillgelegte Papiermühle mit bereits teilweise abgetragenen Anlagen. Das in seiner Gründung auf die Familie Gleismüller zurückzuführende Werk an der Glan befand sich damals vorübergehend im Besitz der Hüttenberger Eisenwerks AG (1869 bis 1881).
Sehr interessant wird es laut Plan von 1871 auf Höhe der späteren Lastenstraße. Zuvor nichts als freie Felder und das isoliert stehende Haus des Simon Polzer, später Mardaunig. Nichts zu sehen noch vom Steinmetz Della Schiava (heute Bulfon)! Ungefähr an Stelle des ausgebombten Arbeiterheimes (heute ein Wohnblock) lag der uralte „Turtltaub Meierhof“. Als tragischerweise das Besitzerehepaar in jungen Jahren verstarb und mehrere unmündige Kinder zurückließ, die man auf entfernte Verwandte aufteilte, war der Hof mit ausgedehnten Feldern und Wiesen nicht länger zu halten. Die Bürgerschaft ersteigerte den Besitz und machte daraus den „Gülten Meierhof“. Die Fortsetzung der Häuser mit ungeraden Nummern, diesmal verkehrt herum von 33 bis 21 und der Stadt zu, zeigt gegenüber heute ebenfalls nicht viel Veränderungen, nur der Gasthof Voraberger, Vorstadt Nr. 38, besteht leider nicht mehr. Die Bedeutung der Klagenfurter Vorstadt war einmal groß. Bierbrauer, Gasthäuser und Handwerker schätzten die günstige Lage, schon lange bevor es die Eisenbahn mit Schnellzugsbahnhof in Glandorf gab und danach erst recht. Die Straße nach Klagenfurt einerseits und die diversen Betriebsamkeiten an der Glan anderseits, sorgten schon früh für wirtschaftliche Belebung. Die Bahnanbindung und der nahe Güterbahnhof brachten dann auch noch so manchen Glantaler von Süden her in die Stadt. Die Motorisierung war für so lange ein Segen, bis man die Umfahrungsstraße baute. Den heutigen Verkehr auf der alten Straße zu haben, wäre inzwischen allerdings weder vorstellbar noch wirklich wünschenswert. VII/2005