In der Fremde erfolgreiche St.Veiter
April 28, 2017 um 08:13 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Baumeister Wank, Charlotte Mattheiss, Hämmerle, Hugo Wank, Prof. Dr. Karl Ginhart, Röhm-Putsch 1934, S. Bildstein, Staatskonservator
Zum Thema gehören auf jeden Fall Vertreter von zwei hochangesehenen St. Veiter Familien, mit Wank und Ginhart gleich zwei davon in einem:
Im Falle Wank, einer über viele Generationen tätigen Baumeister Familie1), der wir schönste Bauten unserer Stadt, wie Schulen, Sparkasse alt, Wohnhäuser, Villen und vieles mehr verdanken, wird es um den Abkömmling Hugo Wank (1905-1988) gehen, während uns die Großfamilie Ginhart, Kaufleute am Unteren Platz 212), den berühmten Kunst- und Bauexperten, Dr. Karl Ginhart (1888-1971), Professor an der Technischen Hochschule Wien, geschenkt hat. Nun trifft es sich gut, dass der ältere dem jüngeren eine bemerkenswerte Laudatio gehalten hat. In „Die Neue Zeit“, einstiges Zentralorgan der SPÖ Kärnten, vom 18. 7. 1951 berichtet Prof. Ginhart unter der Überschrift Kärntner Architekt in Vorarlberg von Hugo Wanks großen Erfolgen bei überregionalen Ausschreibungen und Bauvorhaben. Für den Lehrenden ist Hugo (Schüler?) überhaupt der Inbegriff des wahren Architekten, dem nicht nur die perfekte Planung sondern auch die zweckmäßigste Ausführung hinsichtlich des verwendeten Materials sowie Beachtung der Baukosten wichtige Anliegen waren. Egal ob Rathaus, Schule, Repräsentativbau oder private Berghütte, die Funktionalität stand immer im Mittelpunkt. So fand Wank auch bald entscheidend Eingang in das aktuelle Baugeschehen unseres westlichsten Bundeslandes, darüber hinaus aber auch in Tirol, ja sogar jenseits der Grenze, in der Schweiz. Unter den Bauherren befand sich das „Who ist Who“ seiner Zeit, die reichen Hämmerle, ein Freiherr von Wager-Wehrborn, der bekannte S. Bildstein um nur wenige zu nennen, alle nachzulesen im besagten Artikel. Die Kommunen und Privaten in Vorarlberg waren in der Zwischenkriegszeit viel rascher wieder gut bei Kasse als jene Kärntens und so war die Entscheidung des jungen Baukünstlers, dort hin zu gehen, , und nicht im vergleichsweise armen Kärnten zu bleiben, goldrichtig. Eng verbunden mit seinen beruflichen Erfolgen war natürlich auch der gesellschaftliche Aufstieg im Ländle draußen. Der Naturfreund, Schiläufer und Meisterschütze war bald überall gut verankert.
Rätsel gibt allerdings seine Todesanzeige auf, warum? Diese wurde im März 1988 im Namen von Frau Charlotte Mattheiss und ihrer vier Kinder abgefasst! Hatte Hugo Wank keine eigene Familie, keine leiblichen Nachkommen? Gehörte der namensgleiche SA-Mann, Opfer des Fememordes im Zuge des sogenannten Röhm-Putsches von 1934 zu diesen drei Kindern und seiner hochschwangeren Frau? Dann hätte sich Architekt Wank vielleicht gar einer viel geprüften Witwe und deren Kinder in selbstloser Weise angenommen? Beziehungen in den süddeutschen Raum hatte Wank nachweislich noch vor dem Anschluss Österreichs 1938 unterhalten. Er lud damals nämlich seinen Bruder Hans ein, zu ihm zu kommen, und sich die „neue Bautätigkeit in Deutschland jenseits der Grenze“ an Ort und Stelle anzusehen!!
1985 erfährt Hugo Wank eine große Ehrung des Landes Kärnten (er war immerhin einer der jüngsten Abwehrkämpfer) und die Vorarlberger Nachrichten vom 28. Oktober berichteten ausführlich, zugleich auch über seine bedeutenden Verdienste auf dem Bau-Sektor.
Der Lebenslauf des Dr. Karl Ginhart ist wiederum in der Carinthia I Jahrgang 1969 Band 1 S. 5-15 gut nach zu lesen. Als es in den zwanziger Jahren darum ging, dem Bezirksgericht St. Veit endlich ein neues zu Hause zu schaffen und um es aus dem Rathaus am Oberen Platz hinaus zu kriegen, wandte sich Bürgermeister Leopold Polanz an Herrn
Prof Ginhart mit der Bitte, beim zuständigen Minister im Sinne einer rascheren Baugenehmigung zu intervenieren. Österreichs Finanzen standen damals bekanntlich unter strenger Kontrolle der Weltbank. Neuere Erkenntnisse zur vorübergehenden Einstellung der Lehrtätigkeit des Professors an der TH gleich nach 1945 haben sich ergeben, als das ehrwürdige Elternhaus am Unteren Platz dieser Tage den Besitzer wechselte. Ginhart hat seine Vaterstadt geliebt und auch sonst viel für sie getan, auch gelitten. Mit dem Bahnhofsbau war er gar nicht einverstanden und dass die Gemeinde am einmalig schönen Hauptplatz Laubbäume pflanzen ließ, war für ihn nicht nur ein echter Horror, er hat auch dagegen gewettert. Vielleicht nicht das, was man einen Heiligen nennt, doch in den Kirchen Kärntens war er zu Hause wie kein anderer. Jeder Altar, jedes Statute und bis zum kleinsten Detail wurde von ihm liebevoll beschrieben. DIE KUNSTDENKMÄLER KÄRNTEN herausgegeben vom Staatskonservator Dr. Karl Ginhart bei Artur Kollitsch sind einfach Standard.3) Trotzdem hat ihm die Stadt nur einen hausnummernlosen Durchgang gewidmet, den man erst einmal finden muss! Aber einem Dr. Sebastian Weberitsch ging es ja nicht besser und auch die Pogatschnig Gasse zählt hier dazu. Die Eisenbahner-Stadt konnte den Bürgerlichen eben nicht verzeihen, welch Missachtung ihnen einst von dieser Seite entgegen gebracht wurde. Ist alles Vergangenheit. Walter Wohlfahrt
1) siehe auch Kärntner Landsmannschaft Heft 7/8 2015 S. 4-6 – Heft 11/12 2015 S. 9-12 – Heft 1/2 2016 S. 13-18
2) ebenso Heft 1 2001 S. 7 ff
3) Doppelband VI für den Bezirk St. Veit
Familien-Gräber am Friedhof von St. Veit
Tirof-Haus, Bräuhausgasse 5
Juli 19, 2013 um 12:19 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen KommentarSchlagwörter: Baumeister Wank, Bräuhausgasse, Drechsler, Ehe auf Probe, Ettl, Felfernig, Hauszeichen, Heiliger Florian, Millesi-Garten, Nothelfer, Pacher, Rauchfangkehrer, Remschnig, Schneider, Tirof, Tischler, Trabantengarde, Weinhändler, Wirt, Wirtschafterin
Die Baugeschichte dieses alten Stadthauses liegt weitgehend im Dunkeln. Sie ist obendrein ziemlich undurchsichtig verquickt mit dem Gebäude Nr. 3 dieses direkt an der Stadtmauer. Anfänglich waren es sicher getrennte Besitztümer, Haus 3 mit einem Schneider, Haus 5 mit einer Tischler-Gerechtsame, das heißt, mit Gewerberecht, fix mit dem Haus verbunden. Später kamen die Häuser in eine einzige Hand. Hausnummern wurden aufgelassen und wieder eingeführt. Alles ist also ziemlich verworren, was sich zwischen der einstigen Kirche der 14 Nothelfer (aufgelassen 1789) und dem „Millesi-Garten“ (heute Rosengarten) baulich getan hat.
Bleiben wir bei Haus Nr. 5 und stellen wir fest, dass es einen unregelmäßigen Grundriss hat. Es scheint, als wäre das ursprünglich normal viereckige Gebäude an der Nord-Ecke einmal zu sanieren gewesen und als der noch immer zu sehende Halbkegel nicht reichte, hat man einfach einen stützenden Zubau gemacht. Vielleicht wurde eines Tages die Unterkellerung aus guten Gründen erweitert und hat sich damit das vorerwähnte Problem ergeben. Der einzig vorhandene Bauakt stammt aus 1932 und betrifft den von Baumeister Wank für Markus Tirof ausgeführten Dachgeschoss-Ausbau. Damals entstand auch als Giebel-Zier und Hauszeichen der Heilige Florian, Schutzpatron der Rauchfangkehrer.
Hausgeschichten sind aber meist auch Familiengeschichte, besonders dann, wenn mehrere Generationen auf einander folgen. Wir gehen jetzt zurück ins Jahr 1788. Da wurde einem Südtiroler, namens Josef Fischer das St. Veiter Bürgerrecht verliehen. Er übte hier tatsächlich noch das Tischler- oder Schreinergewerbe aus, hatte eine geborene Pacher zu Frau und war jedenfalls ein Zeitgenosse des Barock-Bildhauers Johann Pacher! Zufall?
Von Pachers Witwe kaufte 1827 der Klagenfurter Josef Felfernig. Auch ihm wird Bürgerrecht verliehen und zwar 1813, da wird er als 46 jähriger Drechsler und Weinhändler beschrieben. Noch zwei Generationen, ein Karl und ein Friedrich folgen im Besitz nach und werden gleichfalls der Bürgerwürde teilhaftig. Die beiden waren von 1859 bis 1872 auch Eigentümer des abgekommenen Hauses Bräuhausgasse Nr. 7 (Baufläche 15). Als Friedrich, Wirt und Weinhändler um 1888 das Zeitliche segnete, wurde seine Witwe Maria, geborene Remschnig wohl Nachfolgerin, jedoch mit der Auflage zur Weitergabe an die noch unmündigen Kinder Carl und Robert Felfernig. Die Ansprüche der Kinder wurden fein säuberlich im Grundbuch festgeschrieben und doch ist es anders gekommen!
Hier sei ein kurzer kulturgeschichtlicher Einschub gestattet. Die junge Maria Remschnig kam als „Wirtschafterin“ ins Haus. Das war damals in St. Veit ein probates und kein seltenes Mittel, eine sogenannte – kirchlich natürlich streng verpönte – Probeehe führen zu können. In den meisten Fällen wurde die Probe auch bestanden, wie die Ankunft der zwei Kinder beweist. Maria, wohl -bestallte Witwe, erwarb 1888 nicht all zu schwer das Cafe Zentral Hauptplatz 3, baute um und modernisierte. Es dauerte nicht lange und sie verehelichte sich Ende 1890 noch einmal, diesmal mit dem Zugsführer der Staatsbahn Franz Xaver Ettl, aus Waidhofen an der Ybbs gebürtig. Einer der Trauzeugen unterschreibt mit Ferdinand Felfernig, Cafetier! Vermutlich ein Schwager, der das frei gewordene Lokal als Pächter eine Weile fortführte. Schon am 14. 1. 1891 kommt Sohn Franz Ettl zur Welt. 1899 stirbt der Vater und 1906 die Mutter. Der junge Ettl ist also mit 15 Jahren Vollwaise, wird aber infolge Testamentes der Mutter zum Besitzer in der Bräuhausgasse! Die Kinder aus erster Ehe werden zwar geldlich sichergestellt, verlieren ihre Ansprüche aber großenteils durch die nachfolgende Inflation. Vormund des Jugendlichen wird der Kaufmann Ewald Blankenhagen, der ihn auch gleich zu sich in die Lehre nimmt. Des Lehrherrn Rat ist gut und hilft dabei, die vorhandenen Ansprüche mit Inflations-Kronen ehest mühelos abzustoßen. Das Grundbuch ist wieder sauber!
Ende 1926 kann Franz Ettl, er nennt sich inzwischen Kaufmann, weil er bis zum Konkurs das große Blankenhagen, Kaufhaus zum Buren geführt hatte, an Markus Tirof, Kaminfeger-Meister um 32.500 Schilling gut verkaufen. Dabei entfallen 2.500 auf Bade- und Schlafzimmereinrichtung. „Verkäufer hat selbst bewirtschaftet (?)und verpflichtet sich zur geräumten Übergabe mit 1.3.1927“. Der Kaufpreisrest von 22.500 Schilling mit Goldparität abgesichert, ist in freibleibenden Teilbeträgen abzuzahlen und mit den üblichen Sparbuch Zinsen zu bedienen.
Der neue Besitzer wird zu einer Bekanntheit der Stadt und des ganzen Kehrbezirkes. Sogar zum Hauptmann der Trabantengarde wird er gewählt. Er zog schon 1901 von Hüttenberg kommend in die Stadt , hatte jedoch vorerst an anderer Stelle seine Bleibe. Zwischen 1906 und 1924 wurden ihm dort mindestens fünf Kinder geboren. Sein Leben endete tragisch am Katschberg (13.5.1950). Noch über Generationen blieb die Familie, eine Zeit lang auch mit Rauchfangkehrer Gewerbe an dieser Adresse sesshaft, ehe heiratsbedingt der Name wechselte. Michael Müller, der heutige Hausherr, weiß von interessanten Beobachtungen zu berichten. Bei Ausbesserungen ist neben einer alten Entlüftungsöffnung in der Außenwand, auch im Inneren unter der Wandfärbelung „Gastzimmer“ sowie der Spruch „Komm, tritt ein – Bring Glück herein“ in schönster Kunstschrift zu Tage getreten. Es ist nach all dem jetzt zeitlich ziemlich klar, wann diese Einzelheiten in Gebrauch gewesen sind.
Auch der vorhandene Keller ist vielsagend genug. Da haben wohl einige Fässer des Wirtes und Weinhändlers Felfernig Platz gefunden!
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