Am Unteren Platz Nr. 19

April 28, 2018 um 16:04 | Veröffentlicht in St.Veit | 1 Kommentar
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Hier befindet sich heute eine gern besuchte Cafe-Konditorei, einst kurz „Der Hahn“ genannt. Es war ein gewisser Rudolf Hahn, dem 1931 an dieser Adresse das Feilbieten von Speiseeis von der Gewerbebehörde erlaubt wurde. Acht Jahre später hat man ihm das Gewerbe für Zuckerbäcker bewilligt.

1943 wechselte das Gewerbe von Vater auf Sohn Karl und 1950 kam das Gastgewerbe als Vorstufe für ein Cafehaus  hinzu. 1956 berichtet die Volkszeitung erstmals von Ausgestaltung und Eröffnung einer Cafe-Konditorei. Mit dem neu gestalteten Portal und Hausfassade war die „Erste Cafe Konditorei“ Wirklichkeit geworden.

Der über drei Geschoße reichende Bau bildet gegen den Platz hin eine zwar bescheidene,  nur dreiachsige Front, reicht dafür aber weit in die räumliche Tiefe mit bemerkenswertem Laubengang hin zum Hinterhaus, heute Botengasse 5.  Finden sich im Haus am Platz unter den Besitzern meist eher Kaufleute, besser gesagt kleinere Gemischtwarenhändler so hat das Hinterhaus  ganz anderen Zwecken gedient.  Seit ca. 1760 bis 1951 finden sich dort immer wieder Bindermeister (Fassbinder) mit Namen wie Götzinger, Grintschacher, Wieser, Premig, Dusch, Weiß, Holzer, Kienberger und schließlich mehrere Sadjak.

Interessanter hingegen ist auf der Platz Seite die Profession älteren Besitzer, so ab dem 18. Jhdt. Es ruht nämlich ein Maria Theresia  Gewerberecht auf dem Haus, eine Chirurgen-Gerechtsame. Jetzt ist beides erklärungsbedürftig, einmal der Chirurg, er war in seiner alten Bedeutung Bader oder Arzt und die Gerechtsame bewirkte, dass wer immer das Haus besaß, berechtigt war, Bader oder Arzt, zu jener Zeit eben noch als  gewerbsmäßig auszuüben oder ausüben zu lassen, entsprechende Befähigung vorausgesetzt. Tatsächlich finden sich dort seit mindestens 1719 Vertreter dieser eigenartigen Zunft. Einmal Joseph Anton Käzler, danach ein Johann Katzler, dessen Witwe Maria Anna,  und schließlich deren Schwiegersohn Franz Koller,  zuletzt ihr Enkel Josef Koller. Erst 1866 schaffte Mathias Regenfelder einen Wechsel und eröffnete hier eine Lebensmittelhandlung. Eine angesehene St. Veiter Familie verwahrt ein örtliches  Andenken an die Zeit der Bader und Chirurgen und eben genau an den oben genannten Joseph Anton. Er verfasst eigenhändig in gut lesbarer Kurrentschrift eine Heilmittelsammlung:

„Dieses Buch hat geschrieben der Joseph Käzler zu seinen Nutzen und (um) auch anderen guten Freunden einen Rat zu geben aus diesem Buch zu seiner Gesundheit von allerlei Wässer zu was für ein Kraut hat für Nutzen und wie sie zu gebrauchen sind. Anno 1710 ist das Buch geschrieben worden“. Es folgen über 40 voll geschriebene Seiten z.B. über Wurm-Wasser, Weg-Gras-Wasser, Erdrauch-Wasser, Steinbrech-Wasser usw. aber auch allgemeine Ratschläge über den Aderlass, über das kalte und warme Baden, für die Augen usw. usw. Das ganze in Leder gebunden, der Umschlag kunstvoll gedruckt, gerahmt und den Hl. Vitus im Blätterkranz mit folgender Widmung zeigend:

„Dem wohledlgestrengen Herrn Franz Joseph von Spießegg des Inneren Rath und vornehmen Eisen-Handelsherrn der alten Kaiserlichen und Landesfürstlichen Haupt-Statt St. Veith in Kärnten meinem gebietenden Herrn zu einem glückseligen Neuen Jahr  1719“

Es ist zu vermuten, beim Empfänger dieser Glückwunsch Adresse hat es sich um einen zahlungskräftigen Patienten gehandelt, dessen schwache Gesundheit noch einiges an Dankbarkeit dem Herrn Chirurgen gegenüber erwarten ließ.  Er wird wohl bald gestorben sein, denn außer einem Eintrag im Bürgerbuch scheint der Eisenhändler nirgends auf.

Hier her gehört übrigens eine weiterführende Abhandlung über das Gesundheitswesen unserer Stadt – erschienen vor Jahren in „St. Veit Communal“ folgenden Inhalts:

 

Vom Bader zum Ärztehaus

Es ist keine zweihundert Jahre her, da lag die medizinische Versorgung unserer Stadt noch weitgehendst in den Händen von Badern und Wundärzten. Wissenschaftlich ausgebildete Ärzte waren noch äußerst selten. Wundärzte, sie wurden auch „Chirurgen“ genannt, waren zugleich Inhaber eines entsprechenden Gewerbes. Solche Gewerbe konnten entweder fix mit einem Hausbesitz verbunden sein, oder auch schon ein sogenanntes Personalgewerbe darstellen, welches sich nur auf die Person bezog. Noch 1849 erging vom k.k. Kreisamt Klagenfurt eine Currende (=Rundschreiben Nr. 4715) „an sämtliche Bezirks-Obrigkeiten (Bezirksämter) und k.k. Distrikts-Physikate des Klagenfurter Kreises, betreffend die Aufhebung der Wundärzte und wundärztlichen Gewerbe“. „Die Geschichte der Medizin in Kärnten“ von Karl R.H.Frick, Klagenfurt 1987 enthält auch reichlich St.Veiter Belange. Dort erfährt man z.B. von den ersten St.Veiter Kreisphysikern (=Kreisärzten), welche eine Amtsfunktion ausübten, etwa in dieser Reihenfolge: Dr. von Widmayrsfeld, Dr. Zunzer (ab 1797), Dr. Vinzenz Buzzi (ab 1801) und Dr. Ludwig Kollin (richtig Koller! ab 1804). Daß es jedoch neben den Amtsärzten auch schon frei praktizierende, unbeamtete Ärzte in St.Veit gegeben haben muß, beweist das Testament von Frau Elisabeth von Kellerstein, geborene Sulzer vom 19. Februar 1774, in dem sich einer der Testamentszeugen Anton Ferdinand Hudelist, Physicer loci nennt.

In der Präambel der eingangs erwähnten Currende wird ausgeführt:
„Es ist anerkannt worden, daß die bisherige Bildung von Sanitäts-Individuen verschiedener Kathegorien (= aller bisher im Gesundheitswesen Tätigen) mit verschiedenen Rechten und Pflichten den Forderungen der Wissenschaft, sowie der Humanität der Regierung nicht entspreche, und zur Störung der Verhältnisse unter den Sanitäts-Individuen selbst vielfachen bedauerlichen Anlaß gebe.“ Die Fortsetzung dieser Currende kommt einer Umfrage gleich,
wie weit man „in die vorherrschende Praxis eingreifen kann und soll, ohne die verkäuflichen und radizierten chirurgischen Gewerbe zu schnell in ihrem gegenwärtigen Besitze in große und unverdiente Nachteile zu versetzen.“ Klar erkennbar ist jedenfalls der Wille nach mehr Ordnung und mehr Ausbildung im Gesundheitswesen.. Dabei gab man abschließend zu bedenken „daß sich die Medicinae und Chirurgiae Doctoren nicht immer so leicht anschicken dürften, an Orten, wo früher ein Wundarzt lebte, sich niederzulassen, also auf dem flachen Lande, und vorzugsweise in ärmeren Gegenden…..“

Dem oben letztgenannten Dr. Ludwig Koller darf hier besondere Aufmerksamkeit zuteil werden. In Verbindung mit der Geschichte des Hauses Unterer Platz 19 (heute Konditorei Schwarzfurter) läßt sich die sanitäre Entwicklung sehr gut illustrieren. Das Haus hat zwar eine relativ schmale Schauseite, die Gebäudetiefe und Architektur ist aber durchaus bemerkenswert. Schon im Steuerbuch der Stadt vom Jahre 1753 findet sich ein gewisser Katzler, Bader von Beruf. Er bewohnt und nützt das Haus alleine, d.h. ohne Mieter, weil die Zinsbewertung mit 51 Gulden sich ausdrücklich und zur Gänze für Eigennutzung versteht. Ihm folgt gemäß Häuserverzeichnis von 1775 Johann Katzler. Da laut St.Veiter Bürgerbuch schon 1664 ein gewisser Andre Käzler, Bader, neuer Bürger wurde, waren es mindestens drei Generationen, die an besagtem Orte zum Wohle der Kranken „ordinierten“. 1798 erwähnt das Bürgerbuch mit gleicher Adresse, einen F.X. Koller, Chyrurg, 37 Jahre alt, im eigenen Haus (Nr.58 alt), aus Ötting gebürtig. Dieses Ötting muß man wohl nach Bayern verlegen, denn wäre es das kleine Kärntner Ötting, hätte man den Gerichtsbezirk auch genannt. Besagter Koller hat nach Ableben des letzten Baders dessen Tochter Theresia geheiratet und mit dieser eine neue Mediziner Familie begründet. Ein zum Hause gehöriger Graben-Garten trägt noch länger die Bezeichnung „Frau Bader Kollerin Garten“ und dies, obwohl am Hause längst eine „Chyrurgen-Gerechtsame“ also ein radiziertes Gewerbe ruht. Zusätzlich besaß man das Haus Villacher Vorstadt Nr. 48 (Erlgasse 31).

Sohn Ludwig, inzwischen bereits studiert und Doktor, folgt als Mediziner nach, und dürfte zusammen mit seiner Gattin Josefine, vielleicht eine geborene Spieß im Verlaß seiner Eltern 1861 bedacht worden sein, denn beide zedieren diese Ansprüche den Erben des Peter Spieß. Ludwig ist es, von dem ein kleiner persönlicher Nachlaß im Gemeinde-Archiv aufscheint. Daraus geht hervor, daß er sich nicht nur mit medizinischen Studien, sondern auch mit Geschichte und schön geistigen Sachen befaßt hat. Darüber hinaus befindet sich im Hause Wernitznig eine handschriftliche Sammlung von „Geschichten der Stadt St.Veit in Kärnten, 1882 Collectant L.K.“ Das Interessante daran ist u.a. ein Bericht über die Entstehung des letzten Stadtbrandes von 1829. Neben einigen Gedichten, eigenen oder abgeschriebenen, führt der Chronist auch sein Geburtsdatum an und zwar den 4. Oktober 1811.

Ein weiterer Mediziner aus dieser Familie ist Dr. Josef Koller 1801 bis 1870, also wohl ein älterer Bruder des Ludwig. Er scheint auch der Besitznachfolger seiner Eltern geworden zu sein. Als er 1866 in St.Veit alles verkauft, trägt der Vertrag bereits die Datierung „Hüttenberg, 23. Februar“ Man kann sich vorstellen, aus welchen Gründen er St.Veit den Rücken kehrte und den Posten eines Werksarztes in Hüttenberg anstrebte. Man darf ja nicht vergessen, daß breiteste Bevölkerungsschichten damals noch ohne jeden Schutz vor Krankheitsfällen waren und auch nur wenige das Geld hatten, einen Arzt oder Apotheker – den es übrigens in der Stadt am Unteren Platz schon seit 1565 gibt – aufzusuchen. In Hüttenberg dagegen gab es dafür eine starke Knappschaft und bei den Eisengewerken auch noch wohldotierte, sogenannten Bruderladen, als frühe Vorläufer der späteren allgemeinen Sozialversicherung. Wer heutigen Tages von Hüttenberg in die Heft fährt, erblickt knapp hinter der Abzweigung Knappenberg ein kleines Gehöft, dieses nennt sich heute noch „Kollerhof“ und war der Wohnsitz des Werksarztes Dr. Josef Koller aus St.Veit.

Kommen wir noch kurz zurück zu Karl Frick und seiner Geschichte der Medizin. Es ist dort sehr anschaulich dargelegt, wie anfänglich nur weltliche und geistliche Fürsten, später dann die Landstände d.h. der Adel sich ausgebildete Ärzte halten konnten. Als Herzogsstadt ist St.Veit zumindest zeitweise Standort eines Arztes gewesen. Sogar der berühmte Arzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus soll um 1538 herum kurzzeitig in St.Veit praktiziert haben. Die weitere Entwicklung muss man sehr differenziert sehen. Während man die Vermögenden scheinbar medizinisch gut versorgt wußte – verglichen mit heutigen Standards müßte man sie in der Rückschau wohl eher bedauern – waren die ärmeren Schichten, wenn überhaupt, nur von den sogenannten „niederen“ Heilberufen, wie Bader, Barbierer, Chirurgen und Wundärzten versorgt. Wohl setzt schon im frühen 13. Jahrhundert da und dort die Gründung von Hospitälern ein, doch waren das lange noch keine Spitäler im heutigen Sinne. Auch das Bürgerspital in St.Veit war im Grunde nur eine Verwahranstalt für Alte und Kranke. Daß es in der Friesacher Vorstadt auch ein Siechenhaus gegeben haben muß, erhellt daraus, daß die Grundstücke östlich davon schon um 1585 in Urkunden von Schloß Weyer als „unter dem Siechenhaus“ bezeichnet werden. Was das sogenannte „Lazarett“ am Eingang zum Vitusgraben, neben dem „Borghi-Stöckl“ anlangt, darf man vielleicht davon ausgehen, daß es für das in der Stadt in Garnison gelegene Militär gedient hat. Ja und der Werdegang unseres Krankenhauses der Barmherzigen Brüder ist erst recht ein langer und vielschichtiger. Von seinen einfachsten Anfängen hin zu heutiger Geltung und seinem hohen Stand des medizinischen Angebotes, ist es ein einzigartiger Erfolgsweg.
Gewiß hat eine Erörterung der modernen St.Veiter Arzt-Praxen und der zunehmenden Zahl von Fachärzten bis hin zum neuen Ärztehaus, dem momentanen Höhepunkt einer ambulanten, ärztlichen Versorgung, ausgespart zu bleiben. Doch dies wäre eine weitere Geschichte!

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Friedhof-Besuch 2015

November 20, 2015 um 17:43 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Es gibt Leute, die gehen gerne und regelmäßig auf Friedhöfe, andere nur wenn es sich nicht vermeiden lässt, etwa zu Allerheiligen oder nicht einmal dann.

Das ist oft auch eine Frage des Lebensalters? Wenn man am Friedhof schon mehr bekannte Namen findet, als man sich an solche von Lebenden auf die Schnelle erinnert, dann hat man das gewisse Alter. Dann geht man auch gedankenvoller durch die Reihen. Man findet unter den Verstorbenen vielleicht Lehrer da,  Mitschüler dort und es sind meist schöne Erinnerungen, die einem dabei in den Sinn kommen. Erschwerend kann beim Suchen sein, dass Inschriften heute kaum noch Berufsangaben aufweisen. Was einmal der Stolz eines „Lokomotivführers“ oder einer „Finanzdirektors-Witwe“ war, spielt schon nicht mehr die geringste Rolle. Und doch, das waren einst wahre Größen der Stadt, ein Gastwirt, eine Cafe-Haus-Besitzerin, ein Baumeister usw., alle schnell zu erkennen. Stellvertretend für all diese ehemaligen Persönlichkeiten sei hier ein besonderer und schöner, ein historischer Stein unter all jenen von  Berufslosen und bald Vergessenen vorgeführt. Er steht im Ersten Friedhof, links des Hauptganges und wurde einem ganz besonderen Mann gesetzt. Jetzt ist seine Inschrift gerade noch lesbar, die Grabanlage insgesamt aber laut Auskunft eines geschichtlich interessierten Mitarbeiters der Friedhofverwaltung(!) von Auflassung bedroht. Ein beklagenswerter Zustand ist es schon, dass immer mehr Grabanlagen von an sich bekannten Familien vor der Zeit aufgelassen werden. Allein materiell wertvolle Steine landen zerschlagen an gewisser Stelle! Das wundert aber auch nicht, wenn  die modernen Wanderbewegungen immer noch zunehmen. Man baut oder erbt ein Haus weiß Gott wo und zieht weit weg, von der Stadt aufs Land oder umgekehrt. Manchmal kann auch eine Rolle spielen, dass Grabgebühren allgemein regelmäßig teurer werden, Grabpflege von auswärts, selbst nicht machbar, d.h. wieder mit Kosten verbunden wäre.

Doch nun nach dieser allgemeinen Betrachtung zurück zum besagten Familiengrab. Es zeigt  Franz Krall  „1. Bezirksarzt“ geb. am 26. Dezember 1831 gest. am 9. August 1885 mit  Angehörigen. Von seinem Vater, ebenfalls Franz Krall genannt ist bekannt, dass er in Pettau/Ptuj in Südsteiermark/heute Slowenien geboren und von dort  nach St. Veit gekommen ist. In diesem Hause war nämlich eine Barbierer Gerechtsame vorhanden, was so viel heißt, dass hier seit mindestens 1750 ein Bader, danach  ein „Chyrurg“, Franz Träher mit Namen – so nannte man damals einen Wundarzt –  gewirkt haben. Als der gute Träher in jungen Jahren mit Tod abging, war seine Witwe in großen Nöten. Drei noch nicht volljährige Kinder und auch etwas Schulden waren da. Kurzum, Franz Krall stellte sich als „Provisor“, als einer mit  dem nötigen Befähigungsnachweis – vielleicht wohl auch schon mit Blick auf das junge Töchterlein –  zur Weiterführung des  Chirurgen-Geschäftes zur Verfügung. Das bot den Gläubigern eine gewisse Sicherheit. Im Dezember 1831 wurde er Vater eines dritten Franz und erst am 13. 8. 1832 heiratete er die knapp 20 Jahre alte, junge Mutter, laut Taufeintrag  „Chyrurgentochter Eleonore Träher“. 1832 überschrieb man auch das Haus auf seinen Namen.

Das gemeinsame Bübchen wuchs prächtig heran, war ein ausgezeichneter Schüler und als der als der junge Mann mit  22 Jahren  die Universität Graz verließ, hat man ihm dort am 1.4.1853 ein Diplom ausgestellt in dem es auszugsweise wörtlich heißt „ bey den mit Ihm am 31.Jänner und 1.April 1853 vorgenommenen strengen Prüfungen gab er solche Beweise von erworbener Geschicklichkeit und Kenntnissen, daß alle Prüfer ihre vollkommene Zufriedenheit darüber ausgesprochen haben. Wir erklären und bestätigen Ihn also Kraft der Uns Allerhöchst ertheilten Macht als einen tauglichen und wohlerfahrenen Wundarzt und Geburtshelfer.  Übrigens wird demselben in Folge hoher Hofkanzley Verordnung vom 27. October 1813 auch zur Pflicht gemacht, die Seelsorger als Führer der Geburtsbücher, von dem, was Ihm von den Namen der Kindsmütter und von ihrer Verehelichung oder Nichtverehelichung bekannt ist zu unterrichten, widrigenfalls Er bey der ersten hierin entdeckten Unwahrheit außer der übrigen gesetzlichen Strafe noch mit dem Verluste des Rechtes seine Kunst ausüben zu dürfen, bestraft werden würde“.

Von 1865 bis zu seinem Tode war er im Besitz des Hauses Innere Stadt 41 (heute Spitalgasse 2) sodass man auch seine Wirkungsstätte hier anzusetzen hat. Als Bezirksarzt war er in besonderer Weise für die gesundheitlichen Zustände im ganzen Bezirk verantwortlich, in diesem Sinne zugleich über alle kleinen Landärzte gestellt.

Das am Grabstein applizierte Kärntner Kreuz bezieht sich auf Sohn Robert (1874-1948) dessen Gattin Elisabeth geb. von Eckhardt (1887-1960) gleichfalls genannt erscheint. Ein besonderer Exkurs über Nationales Verhalten von mehr als vier Generationen bzw. über eine Zeitspanne von 150 Jahren, reichend von Pettau über Graz bis St. Veit würde sich anbieten.

Zum Schlusse eine Anregung! Immer öfter hört man, dass Mittelschüler zur rechten Zeit eine vorwissenschaftliche Arbeit zu liefern haben. Auch sind die heutigen Studenten allesamt fix im EDV- und Foto- Handy-Wesen. Eine interessante Arbeit könnte es sein, alte Grabsteine mit Bild und vollem Text digital aufzunehmen um es dann ins Internet stellen zu können. Der Verfall wertvoller Grabdenkmäler ist nicht aufzuhalten. So aber könnten diese digital erhalten bleiben.   (Foto des erwähnten Grabsteines folgt)

 

Vom Bader zum Ärztehaus

Juli 1, 2012 um 15:56 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Es ist keine zweihundert Jahre her, da lag die medizinische Versorgung unserer Stadt noch weitgehendst in den Händen von Badern und Wundärzten. Wissenschaftlich ausgebildete Ärzte waren noch äußerst selten. Wundärzte, sie wurden auch „Chirurgen“ genannt, waren zugleich Inhaber eines entsprechenden Gewerbes. Solche Gewerbe konnten entweder fix mit einem Hausbesitz verbunden sein, oder auch schon ein sogenanntes Personalgewerbe darstellen, welches sich nur auf die Person bezog. Noch 1849 erging vom k.k. Kreisamt Klagenfurt eine Currende (=Rundschreiben Nr. 4715) „an sämtliche Bezirks-Obrigkeiten (Bezirksämter) und k.k. Distrikts-Physikate des Klagenfurter Kreises, betreffend die Aufhebung der Wundärzte und wundärztlichen Gewerbe“. „Die Geschichte der Medizin in Kärnten“ von Karl R.H.Frick, Klagenfurt 1987 enthält auch reichlich St.Veiter Belange. Dort erfährt man z.B. von den ersten St.Veiter Kreisphysikern (=Kreisärzten), welche eine Amtsfunktion ausübten, etwa in dieser Reihenfolge: Dr. von Widmayrsfeld, Dr. Zunzer (ab 1797), Dr. Vinzenz Buzzi (ab 1801) und Dr. Ludwig Kollin (richtig Koller! ab 1804). Daß es jedoch neben den Amtsärzten auch schon frei praktizierende, unbeamtete Ärzte in St.Veit gegeben haben muß, beweist das Testament von Frau Elisabeth von Kellerstein, geborene Sulzer vom 19. Februar 1774, in dem sich einer der Testamentszeugen Anton Ferdinand Hudelist, Physicer loci nennt.                                                                                        

In der Präambel der eingangs erwähnten Currende wird ausgeführt:

„Es ist anerkannt worden, daß die bisherige Bildung von Sanitäts-Individuen verschiedener Kathegorien (= aller bisher im Gesundheitswesen Tätigen) mit verschiedenen Rechten und Pflichten den Forderungen der Wissenschaft, sowie der Humanität der Regierung nicht entspreche, und zur Störung der Verhältnisse unter den Sanitäts-Individuen selbst vielfachen bedauerlichen Anlaß gebe.“ Die Fortsetzung dieser Currende kommt einer Umfrage gleich, wie weit man „in die vorherrschende Praxis eingreifen kann und soll, ohne die verkäuflichen und radizierten chirurgischen Gewerbe zu schnell in ihrem gegenwärtigen Besitze in große und unverdiente Nachteile zu versetzen.“ Klar erkennbar ist jedenfalls der Wille nach mehr Ordnung und mehr Ausbildung im Gesundheitswesen.. Dabei gab man abschließend zu bedenken „daß sich die Medicinae und Chirurgiae Doctoren nicht immer so leicht anschicken dürften, an Orten, wo früher ein Wundarzt lebte, sich niederzulassen, also auf dem flachen Lande, und vorzugsweise in ärmeren Gegenden…..“

Dem oben letztgenannten Dr. Ludwig Koller darf hier besondere Aufmerksamkeit zuteil werden. In Verbindung mit der Geschichte des Hauses Unterer Platz 19 (heute Konditorei Hahn) läßt sich die sanitäre Entwicklung sehr gut illustrieren. Das Haus hat zwar eine relativ schmale Schauseite, die Gebäudetiefe und Architektur ist aber durchaus bemerkenswert. Schon im Steuerbuch der Stadt vom Jahre 1753 findet sich ein gewisser Katzler, Bader von Beruf. Er bewohnt und nützt das Haus alleine, d.h. ohne Mieter, weil die Zinsbewertung mit 51 Gulden sich ausdrücklich und zur Gänze für Eigennutzung versteht. Ihm folgt gemäß Häuserverzeichnis von 1775 Johann Katzler. Da laut St.Veiter Bürgerbuch schon 1664 ein gewisser Andre Käzler, Bader, neuer Bürger wurde, waren es mindestens drei Generationen, die an besagtem Orte zum Wohle der Kranken „ordinierten“. 1798 erwähnt das Bürgerbuch mit gleicher Adresse, einen F.X. Koller, Chyrurg, 37 Jahre alt, im eigenen Haus (Nr.58 alt), aus Ötting gebürtig. Dieses Ötting muß man wohl nach Bayern verlegen, denn wäre es das kleine Kärntner Ötting, hätte man den Gerichtsbezirk auch genannt. Besagter Koller hat nach Ableben des letzten Baders dessen Tochter Theresia geheiratet und mit dieser eine neue Mediziner Familie begründet. Ein zum Hause gehöriger Graben-Garten trägt  noch länger die Bezeichnung „Frau Bader Kollerin Garten“ und dies, obwohl am Hause längst eine „Chyrurgen-Gerechtsame“ also ein radiziertes Gewerbe ruht. Zusätzlich besaß man das Haus Villacher Vorstadt Nr. 48 (Erlgasse 31).

 Sohn Ludwig, inzwischen bereits studiert und Doktor, folgt als Mediziner nach, und dürfte zusammen mit seiner Gattin Josefine, vielleicht eine geborene Spieß im Verlaß seiner Eltern 1861 bedacht worden sein, denn beide zedieren diese Ansprüche den Erben des Peter Spieß. Ludwig ist es, von dem ein kleiner persönlicher Nachlaß im Gemeinde-Archiv aufscheint. Daraus geht hervor, daß er sich nicht nur mit medizinischen Studien, sondern auch mit Geschichte und schön geistigen Sachen befaßt hat. Darüber hinaus befindet sich im Hause Wernitznig eine handschriftliche Sammlung von „Geschichten der Stadt St.Veit in Kärnten, 1882 Collectant L.K.“ Das Interessante daran ist u.a. ein Bericht über die Entstehung des letzten Stadtbrandes von 1829. Neben einigen Gedichten, eigenen oder abgeschriebenen, führt der Chronist auch sein Geburtsdatum an und zwar den 4. Oktober 1811.

Ein weiterer Mediziner aus dieser Familie ist Dr. Josef Koller 1801 bis 1870, also wohl ein älterer Bruder des Ludwig. Er scheint auch der Besitznachfolger seiner Eltern geworden zu sein. Als er 1866 in St.Veit alles verkauft, trägt der Vertrag bereits die Datierung „Hüttenberg, 23. Februar“ Man kann sich vorstellen, aus welchen Gründen er St.Veit den Rücken kehrte und den Posten eines Werksarztes in Hüttenberg anstrebte. Man darf  ja nicht vergessen, daß breiteste Bevölkerungsschichten damals in Krankheitsfällen ohne Versicherung waren und auch nur wenige das Geld hatten, einen Arzt oder Apotheker – den es übrigens in der Stadt am Unteren Platz schon seit 1565 gibt – aufzusuchen. In Hüttenberg dagegen gab es dafür eine starke Knappschaft und bei den Eisengewerken auch noch wohldotierte, sogenannten Bruderladen, als frühe Vorläufer der späteren allgemeinen Sozialversicherung. Wer heutigen Tages von Hüttenberg in die Heft fährt, erblickt knapp hinter der Abzweigung Knappenberg ein kleines Gehöft, dieses nennt sich heute noch „Kollerhof“ und war der Wohnsitz des Werksarztes Dr. Josef Koller aus St.Veit.

Kommen wir noch kurz zurück zu Karl Frick und seiner Geschichte der Medizin. Es ist dort sehr anschaulich dargelegt, wie anfänglich nur weltliche und geistliche Fürsten, später dann die Landstände d.h. der Adel sich ausgebildete Ärzte halten konnten. Als Herzogsstadt ist St.Veit zumindest zeitweise Standort eines Arztes gewesen. Sogar der berühmte Arzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus hat um 1538 herum kurzzeitig in St.Veit praktiziert. Die weitere Entwicklung muß man sehr differenziert sehen. Während man die Vermögenden scheinbar medizinisch gut versorgt wußte – verglichen mit heutigen Standards müßte man sie in der Rückschau wohl eher bedauern – waren die ärmeren Schichten, wenn überhaupt, nur von den sogenannten „niederen“ Heilberufen, wie Bader, Barbierer, Chirurgen und Wundärzten versorgt. Wohl setzt schon im frühen 13. Jahrhundert da und dort die Gründung von Hospitälern ein, doch waren das lange noch keine Spitäler im heutigen Sinne. Auch das Bürgerspital in St.Veit war im Grunde nur eine Verwahranstalt für Alte und Kranke. Daß es in der Friesacher Vorstadt auch ein Siechenhaus gegeben haben muß, erhellt daraus, daß die Grundstücke östlich davon schon um 1585 in Urkunden von Schloß Weyer als „unter dem Siechenhaus“ bezeichnet werden. Was das sogenannte „Lazarett“ am Eingang zum Vitusgraben, neben dem „Borghi-Stöckl“ anlangt, darf man vielleicht davon ausgehen, daß es für das in der Stadt in Garnison gelegene Militär gedient hat. Ja und der Werdegang unseres Krankenhauses der Barmherzigen Brüder ist erst recht ein langer und vielschichtiger. Von seinen einfachsten Anfängen hin zu heutiger Geltung und seinem hohen Stand des medizinischen Angebotes, ist es ein einzigartiger Erfolgsweg.

Gewiß hat eine Erörterung der modernen St.Veiter Arzt-Praxen und der zunehmenden Zahl von Fachärzten bis hin zum neuen Ärztehaus, dem momentanen Höhepunkt einer ambulanten, ärztlichen Versorgung, ausgespart zu bleiben. Dies wäre wieder eine andere Geschichte!

 Walter Wohlfahrt in „Sankt Veit Kommunal“

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