Weitensfelder Vorstadt

September 12, 2011 um 17:27 | Veröffentlicht in St.Veit | Hinterlasse einen Kommentar
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Kataster 1828 Ausschnitt

 

Dieses Viertel mit seinen 23 Häusern war um 1878 gegen die Nachbarvorstädte hin sehr willkürlich abgegrenzt. Haus Grabenstraße Nr.22 (Rainer) z.B. lief unter Friesacher Vorstadt und zur Villacher Vorstadt zählten Erlgasse und Lindengasse. Weitensfelder Vorstadt Nr.1 galt für das Haus in der Spitalgasse  v o r  Nagele. Es hieß Dr. Prettner Haus, nach dem St.Veiter Bürgermeister und Eigentümer von Schloss Rosenbichl bei Pulst, Franz Prettner. Gleich anschließend kommen die Gasthöfe Nagele und Rothman-Schauer, wo Generationen von Schaumbodner, Dreifaltigkeiter und Steinbichler einkehrten. Jetzt zweigt die Straße nach Zensweg ab. Zu rechter Hand liegt das uralte Gurker Stöckl samt Wirtschaftsgebäude. Als noch in St.Veit der Kärntner Landtag zusammentrat, benötigte nämlich der Gurker Domprobst als Mitglied der „Landschaft“ für die Dauer der Sessionen eine eigene Unterkunft. Dem Gurker Stöckl gegenüber hauste 1875 Johann Gotscheber. Sein Name sagt nichts anderes, als dass er oder einer seiner Ahnen aus der deutschen Sprachinsel Gottschee, im heutigen Slowenien, zugezogen war. Als Hausname diente lange „Zündhölzlfabrik“. Es wurden dort tatsächlich Streichhölzer erzeugt, bis sie die überlegenen „Schweden-Hölzer“, also Sicherheitszünder vom Markt verdrängten. An der Einmündung der Lindengasse steht heute die Schubernig Villa. Sie gehörte vor 125 Jahren der Handelsgesellschaft Brüder Ledl, welche ihre Verkaufsgewölbe unten in der Stadt (Wurmitzer-Schöffmann) hatte.

 Der große Komplex des „Kronprinz Rudolf Spitals“ ist am Plan im ursprünglichen Umfange gut erkennbar. Darunter am Bach ebenso die Mühle Tschernig  (Kartnig). Das Anwesen war einst den Jesuiten in Klagenfurt, zuletzt nach Leonstein untertan. Der Obermühlbach, schon immer für den Antrieb von Lederstampfen, Hammerwerken und dergleichen höchst bedeutsam, trieb damals mindestens noch zwei weitere Mühlen an, nämlich die Obere –  und die Untere Tappermühle (Matzenberger).

 Geheimnisvolles rankt sich um die Baufläche 188 „Borghi-Stöckl“ und „Lazarett“ genannt. Es wird berichtet, der erste Borghi sei als einfacher Maurergeselle nach St.Veit gekommen und hätte den Auftrag gehabt, in dem steinalten Gemäuer (Findenig-Haus) einen Kachelofen abzutragen. Bei dieser Arbeit fiel ihm ein im Ofen versteckter Münzschatz in die Hände. Es gelang ihm, diesen Fund unbemerkt an sich zu nehmen und bald danach wieder ins Venezianische heim zu reisen. Bei gutem Wind kam er wieder und kaufte sich das ganze Haus. Der schmucklose Zubau, Lazarett genannt, beherbergte im 18. Jhdt.  neben österreichischen Soldaten, auch preußische Kriegsgefangene. St.Veit war bekanntlich Garnisonsstadt. Das Sterbebuch der Stadtpfarre belegt, dass gar mancher brave Grenadier nicht mehr genesen konnte und im Lazarett, fern seiner schlesischen Heimat zu Tode kam.

 Vor dem Anstieg zur Vitusquelle sollte man den vom Verschönerungsverein unter Obmann Friedrich Knaus vor mehr als hundert Jahren geschaffenen, vom Stadtgartenamt stets liebevoll betreuten Vituspark auf sich wirken lassen. Am Rückweg empfiehlt sich ein Blick ins alte Badhaus, heute Taverne Santorini . Da konnten, dank einer wohltätigen Stiftung des Freiherrn Koller, die St.Veiter in der alten Zeit günstig zu einer Körperwäsche kommen. Zur Zeit locken Weine und Spezialitäten aus dem schönen Griechenland ins Haus.                                             V/2005

 

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